100 Jahre Moderne in Hessen
978-3-86859-583-3
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Schule<br />
10.7<br />
Hans Schwippert<br />
Georg-Büchner-Schule<br />
Darmstadt, 1958–60<br />
Hans Schwipperts Entwurf zur Georg-Büchner-<br />
Schule ist Teil des Darmstädter Meisterbauprojekts<br />
(→ 2.6, 10.6, 18.8) von 1951. Anlässlich des 50-jährigen<br />
Jubiläums der ersten Darmstädter Künstlerkolonie-<br />
Ausstellung (→ 1.2, 7.1) sollen für die zeitgenössischen<br />
Verhältnisse vorbildliche öffentliche Bauten<br />
entstehen. Zu den pädagogischen Grundsätzen se<strong>in</strong>es<br />
Entwurfs äußert Schwippert, »das Wesentliche<br />
am Gymnasium sche<strong>in</strong>t mir zu se<strong>in</strong>, daß dort eigentlich<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er letzten Form, die wir heute noch<br />
haben, e<strong>in</strong>e geschlossene, musische, neunjährige<br />
Geme<strong>in</strong>schaftsarbeit vorliegt. Es s<strong>in</strong>d dort auf neun<br />
<strong>Jahre</strong> junge Menschen zusammen, um ohne Nutzendenken<br />
recht eigentlich der Bildung des Menschen<br />
zu leben.«1 Zwischen Entwurf und Ausführung<br />
der Schule liegen fast zehn <strong>Jahre</strong>, die e<strong>in</strong>e bee<strong>in</strong>druckende<br />
Anpassungsfähigkeit seitens des Architekten<br />
beweisen. Nach mehrfachem Um disponieren<br />
von Bauplatz und Baukörper – Schwippert<br />
setzt sich anfangs vehement für e<strong>in</strong>en Geschossbau<br />
e<strong>in</strong> – wird die Schule schließlich als Pavillonschule<br />
südlich des Alten Friedhofs <strong>in</strong>mitten e<strong>in</strong>es bevorzugten<br />
und durchgrünten Wohngebiets gebaut.<br />
Das Luftbild ist die beste Darstellungsform für<br />
diesen großflächigen Bau, dessen e<strong>in</strong>fache Struktur<br />
sich von der Straße aus nicht unmittelbar erschließt:<br />
In vier h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>andergereihten Pavillonzeilen s<strong>in</strong>d<br />
die normalen Klassenräume untergebracht, der<br />
fünfte Pavillon im Osten bietet als offene Halle an<br />
der großen Pausenfläche Schutz vor Regen. E<strong>in</strong><br />
zweigeschossiger Riegelbau für Empfang, Verwaltung<br />
und Unterrichtsräume schließt nach Westen<br />
ab, die Turnhalle po<strong>in</strong>tiert und rahmt den Pausenplatz.<br />
Drei Verb<strong>in</strong>dungsgänge, die so genannten<br />
›Schulstraßen‹, erschließen die Pavillonzeilen <strong>in</strong><br />
West-Ost-Richtung. Dadurch ergibt sich e<strong>in</strong>e Gitterstruktur<br />
mit zehn geschlossenen, begrünten Höfen<br />
vor den Klassenräumen, die sich zu Pausen- wie<br />
Unterrichtszwecken nutzen lassen. Monotonie ist<br />
der Begleiter jeder Großstruktur. Schwippert wirkt<br />
im Inneren mit hochwertigen Materialien entgegen,<br />
setzt mit wechselnden Pultdachneigungen die Gänge<br />
und Pavillons gegene<strong>in</strong>ander, lässt Glas auf Sichtziegel,<br />
Beton auf Holz stoßen und erreicht e<strong>in</strong>en<br />
kontrastreichen Rhythmus der Architektur. K. R.<br />
1 Schwippert 1952, S. 173<br />
Literatur<br />
Gerda Breuer (Hg. 2010): Hans Schwippert 1899–1973. Moderation<br />
des Wiederaufbaus. Berl<strong>in</strong>. S. 298–305; Bärbel Herbig (2000): Die<br />
Darmstädter Meisterbauten. E<strong>in</strong> Beitrag zur Architektur der 50er<br />
<strong>Jahre</strong>. Darmstadt. S. 73–84; Dietrich Plehn (2010): Fünfzig <strong>Jahre</strong><br />
Georg-Büchner-Schule Darmstadt. Der letzte Meisterbau. Das Buch<br />
zum Bau. Darmstadt; Kerst<strong>in</strong> Renz (2017): Diskurs und Transfer im<br />
Schulbau der 1950er <strong>Jahre</strong>. Tüb<strong>in</strong>gen, Berl<strong>in</strong>. S. 116; Hans Schwippert<br />
(1952): Professor Dr.-Ing. Hans Schwippert zu se<strong>in</strong>em Entwurf für<br />
den Bau e<strong>in</strong>es Realgymnasiums an der Mornewegstraße <strong>in</strong> Darmstadt.<br />
In: Darmstädter Gespräch. Mensch und Raum. Hg. O. Bartn<strong>in</strong>g.<br />
Darmstadt. S. 173–181.<br />
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