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100 Jahre Moderne in Hessen

978-3-86859-583-3

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Verwaltungsgebäude<br />

6.6<br />

Wolf Maier, Re<strong>in</strong>er Graf,<br />

Max Speidel, Hans Wolz<br />

Rathaus Offenbach<br />

Offenbach am Ma<strong>in</strong>, 1968–71<br />

Anfang der 1960er <strong>Jahre</strong> beg<strong>in</strong>nt die City-Sanierung<br />

der im Zweiten Weltkrieg stark zerstörten<br />

Stadt Offenbach. Im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er ›autogerechten<br />

Stadt‹ durchzieht künftig die breite Schneise der<br />

Berl<strong>in</strong>er Straße das Zentrum. Teil dieser Planungen<br />

ist auch e<strong>in</strong> Rathausneubau, denn seit 1945 ist die<br />

Stadtverwaltung auf mehrere Bauten verteilt. 1962<br />

organisiert die Stadt e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>ternationalen Architekturwettbewerb,<br />

aus dem Wolf Maier, Re<strong>in</strong>er Graf<br />

und Max Speidel als erste Preisträger hervorgehen.<br />

Nach ihren Plänen beg<strong>in</strong>nen 1968 die Arbeiten an<br />

dem neuen Rathaus, das am 10. Juli 1971 e<strong>in</strong>geweiht<br />

werden kann.<br />

Mit se<strong>in</strong>em 70 m hohen, 15-stöckigen Büroturm<br />

ist der brutalistische Betonbau zunächst e<strong>in</strong> typisches<br />

›Hochhausrathaus‹ der 1960er und 1970er<br />

<strong>Jahre</strong>.1 Weniger typisch ist der dreieckige Grundriss<br />

des Hochhauses, den die Stuttgarter Architekten<br />

<strong>in</strong> den unteren drei Etagen mit e<strong>in</strong>em rechteckigen<br />

Flachbau verschneiden. Um Bürgernähe und<br />

demokratische Offenheit zu signalisieren, werden<br />

die Sitzungssäle, die Räume des Oberbürgermeisters<br />

und die stark frequentierten Ämter wie das<br />

Standesamt <strong>in</strong> dem Flachbau untergebracht2, im<br />

Hochhaus bef<strong>in</strong>den sich weitere Dezernate und<br />

Ämter sowie Küche und Speisesäle. Das Hochhaus<br />

besteht aus e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>neren Erschließungskern, um<br />

den sich <strong>in</strong> den oberen Etagen die Büroräume gruppieren.<br />

Den regelmäßigen Wechsel von Fensterbändern<br />

und Sichtbetonbrüstungen an den Fassaden<br />

durchbrechen lediglich e<strong>in</strong>ige vertikale Streben<br />

<strong>in</strong> der 14. Etage (dem Bereich der Kant<strong>in</strong>e) und<br />

die breiten Betonflächen der Gebäudekanten. Im<br />

unteren Bereich ruht das Hochhaus auf schlanken,<br />

teils außerhalb des Flachbaus liegenden Stützen.<br />

Die Verschneidung von Bauteilen charakterisiert<br />

auch das Innere des Gebäudes. Foyer und Treppenhäuser<br />

bestehen aus e<strong>in</strong>em komplexen System von<br />

Sichtbetonteilen, die durch aufgemalte, geometrische<br />

Formen im Stil der Op-Art belebende Farbakzente<br />

erhalten. Der große Sitzungssaal der Stadtverordneten,<br />

der sich schon von außen an e<strong>in</strong>er weitgehend<br />

fensterlosen Fassadenfläche und an der vorragenden<br />

Zuschauerempore erkennen lässt, ist mit<br />

farbigen Wandmalereien, dunklen Holzvertäfelungen<br />

und e<strong>in</strong>er Metallrasterdecke ausgestattet. H. D.<br />

1 Vgl. Damus 1988, S. 168 2 Vgl. auch Bon<strong>in</strong> 2007, S. 151<br />

Literatur<br />

Anonym (1973): Rathaus Offenbach am Ma<strong>in</strong>. In: Bauwelt 64.<br />

S. 462/463; Sonja Bon<strong>in</strong> (2007): Kulturdenkmäler <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>. Stadt<br />

Offenbach. Stuttgart. S. 147–151; Mart<strong>in</strong> Damus (1988): Das Rathaus.<br />

Architektur- und Sozialgeschichte von der Gründerzeit bis zur Postmoderne.<br />

Berl<strong>in</strong>. S. 168; Clemens Kieser (2012): Rathaus Offenbach.<br />

In: Zwischen Scheibe und Wabe. Verwaltungsbauten der Sechzigerjahre<br />

als Denkmale. Hg. Vere<strong>in</strong>igung der Landesdenkmalpfleger der<br />

Bundesrepublik Deutschland. Wiesbaden. S. 148–151.<br />

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