Made in Syke
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junkturellen Flauten wie der F<strong>in</strong>anzkrise hat man<br />
<strong>in</strong> der Region nicht viel gemerkt und so boomt die<br />
Baubranche seit 2007 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em steigenden Tempo.<br />
Es sche<strong>in</strong>t, dass gerade diese <strong>in</strong> den Jahren 2000<br />
bis 2003 von Bernhard Kul<strong>in</strong>na getroffene Entscheidung,<br />
<strong>in</strong> Krisenzeiten antizyklisch zu reagieren<br />
und nicht vor dem Druck des Marktes zu<br />
kapitulieren, die richtige war und die gut ausgebildeten<br />
Mitarbeiter der Schlüssel für den dauerhaften<br />
Erfolg und die Durchsetzung am Markt<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Wie kommt man zum Bau?<br />
Gerhard Kul<strong>in</strong>na hatte eigentlich andere Pläne für<br />
se<strong>in</strong>en Sohn und wollte ihm die schwere Arbeit<br />
auf dem Bau ersparen. Se<strong>in</strong> Lebenslauf, geprägt<br />
durch den Krieg, die Flucht und die Aufbauarbeit,<br />
war kräftezehrend und die Krisenzeiten ermüdend.<br />
Für se<strong>in</strong>en Sohn war se<strong>in</strong> Vater durch die<br />
Selbständigkeit jedoch immer e<strong>in</strong> Vorbild und so<br />
konnte er sich für se<strong>in</strong>en Berufsweg gar nichts anderes<br />
vorstellen.<br />
Die Baubranche machte Bernhard Kul<strong>in</strong>na, dem<br />
gelernten Maurermeister, von Anfang an viel<br />
Spaß. Die frische Luft, Aufträge abzuarbeiten,<br />
spannende Aufgaben wie das Abtragen von Kirchtürmen,<br />
der Bau von Schulen und K<strong>in</strong>dergärten –<br />
Bernhard Kul<strong>in</strong>na ist pures Adrenal<strong>in</strong>, er liebt die<br />
Abwechslung, die der Beruf mit sich br<strong>in</strong>gt. Ke<strong>in</strong><br />
Tag ist wie der andere und diese Freude versprüht<br />
der Mittfünfziger mit großer Selbstverständlichkeit.<br />
Bernhard Kul<strong>in</strong>na, der an Neurodermitis leidet,<br />
lernte im Betrieb se<strong>in</strong>es Vaters. „Natürlich wäre es<br />
gut gewesen, woanders zu lernen, doch ich wusste<br />
ja nicht, wie es mit me<strong>in</strong>er Haut geht. Insofern<br />
war es auch e<strong>in</strong> Schutz für mich und Schonung<br />
für me<strong>in</strong>e Gesundheit.“ Heute kaum vorstellbar,<br />
der Ausbildungsmarkt Anfang der 1980er war e<strong>in</strong><br />
komplett anderer, denn Ausbildungsstellen waren<br />
Mangelware. So hatte Bernhard Kul<strong>in</strong>na die<br />
Chance, die Mitarbeiter von Anfang an kennenzulernen<br />
und sich mit ihnen verbunden zu fühlen.<br />
„Vielleicht“, so überlegt<br />
er, „hätte ich, wenn ich<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen Betrieb<br />
gelernt hätte, den<br />
me<strong>in</strong>es Vaters gar nicht<br />
übernommen. So fühlte<br />
ich mich verantwortlich<br />
für die Mitarbeiter, denn<br />
sie haben mich das<br />
Handwerk gelehrt.“<br />
Von den 70 Leuten, die<br />
im Jahrgang mit Bernhard<br />
Kul<strong>in</strong>na gelernt<br />
haben, s<strong>in</strong>d heute nur noch sehr wenige auf dem<br />
Bau beschäftigt. Massenarbeitslosigkeit auf dem<br />
Bau, wie es sie <strong>in</strong> den 1980ern gab, heute e<strong>in</strong><br />
kaum vorstellbares Phänomen.<br />
Foto: Nicole Müller<br />
„Ich wollte immer selbständig<br />
se<strong>in</strong>. Ich kann mir gar nichts<br />
anderes vorstellen und<br />
natürlich wird man auch durch<br />
das Elternhaus geprägt.“<br />
„Die Baubranche, das ist purer Kapitalismus. Das ist e<strong>in</strong> Hauen und<br />
Stechen. Man muss aggressiv an den Markt herangehen, man muss die<br />
Aufträge wollen und sich holen. Man braucht dafür sehr viel Energie und<br />
Mut. Es ist e<strong>in</strong> Spiel, das man gew<strong>in</strong>nen möchte.“ Bernhard Kul<strong>in</strong>na<br />
Bernhard Kul<strong>in</strong>na<br />
Bernhard Kul<strong>in</strong>nas Mutter Erna war ebenso <strong>in</strong><br />
dem Betrieb beschäftigt und für die Buchhaltung<br />
verantwortlich. Diese konnte quasi am Küchentisch<br />
erledigt werden. Zeit genug also, Familie<br />
und Beruf, aus heutiger Sicht entspannt, zu vere<strong>in</strong>baren.<br />
Kluge Aufgabenverteilung als<br />
Erfolgsgeheimnis<br />
Personalwesen und Zahlungsverkehr, das s<strong>in</strong>d<br />
die Aufgaben von Anja Kul<strong>in</strong>na, die seit 2013 auch<br />
Prokurist<strong>in</strong> ist. Nach<br />
dem Abitur abolvierte<br />
Anja Kul<strong>in</strong>na e<strong>in</strong>e Ausbildung<br />
zur Bürokauffrau<br />
und arbeitete <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Unternehmen. Nach der<br />
Geburt des Sohnes plante<br />
sie e<strong>in</strong> Studium, das<br />
sich jedoch nicht mit der<br />
K<strong>in</strong>dererziehung vere<strong>in</strong>baren<br />
ließ. Beide Ehepartner<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Firma,<br />
das klappt nur mit e<strong>in</strong>er<br />
klaren Arbeitsteilung. Für die betrieblichen Abläufe<br />
ist die gewählte Trennung clever, denn so werden<br />
Personalangelegenheiten klar von der Aufgabentätigkeit<br />
auf der Baustelle getrennt.<br />
<strong>Made</strong> <strong>in</strong> <strong>Syke</strong><br />
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