Positive_Ausgabe_8_August-2019
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s’<strong>Positive</strong> | <strong>Ausgabe</strong> 8 | <strong>August</strong> <strong>2019</strong><br />
bensabend in einem Ferienhaus auf einer<br />
Insel verbracht, die eigentlich eine Ferieninsel<br />
ist. Ohne Badestrand zwar, aber<br />
mit einer Badi in Jamestown, die einst<br />
ein Trainingsbecken für die Soldaten war.<br />
Der Bademeister ist Gitarrist der lokalen<br />
Country- und Rockband. Und hat nicht<br />
Thomas Cavendish, der erste Engländer,<br />
der die Insel erreichte, St. Helena spontan<br />
eine «paradiesische Insel» genannt? Das<br />
Wetter ist auch jetzt, im tiefen südatlantischen<br />
Winter angenehm mild, so um 20<br />
Grad. Schönes Spätsommerklima mit hin<br />
und wieder auffrischender Brise.<br />
Was beim Rundgang durch die Räume der<br />
napoleonischen Residenz (fotografieren leider<br />
verboten) auffällt: sein Bett mahnt an<br />
ein Kinderbett. Die ausgestellten Kleider,<br />
Mäntel und Uniformen an Kostüme für<br />
ein Kindertheater. Er muss offensichtlich<br />
noch kleiner gewesen sein als uns überliefert<br />
wird. René Fasel oder Nicolas Sarkozy,<br />
Napoleons unserer Zeit, würden bei weitem<br />
nicht in seine Hosen passen.<br />
Die höchste Autorität auf St. Helena ist seit<br />
Mai dieses Jahres seine Exzellenz Dr. Philip<br />
Rushbrook. Als Gouverneur ist er hier der<br />
Stellvertreter der Königin. Sein Dienstwagen<br />
– ein Jaguar – ist das schönste Automobil<br />
auf der Insel. Gerne ist er bereit, uns nicht<br />
unten im Büro in Jamestown, sondern oben<br />
auf seinem Amtssitz («Plantation House»<br />
mit 38 Zimmern) zu empfangen. Sozusagen<br />
zum privaten Staatsbesuch. Schliesslich verirrt<br />
sich kaum je ein Chronist mit Freundin<br />
in sein kleines Reich. Als Fussball-Kenner<br />
Napoléon verbrachte<br />
die letzten<br />
Jahre seines<br />
Lebens auf<br />
St. Helena.<br />
Hier hat Napoleon seinen Lebensabend verbracht: Longwood House.<br />
freut er sich sehr über das YB-Meisterbuch,<br />
das wir ihm mit Widmung als Präsent<br />
mitgebracht haben. Tee (of course) und<br />
köstliches Gebäck wird aufgefahren. Der<br />
freundliche Gentleman ist ein wunderbarer<br />
Erzähler. Er lässt uns tief eintauchen in die<br />
Bräuche und Historie «seines» wundersamen<br />
Inselreiches. Erst einmal räumt er mit<br />
einer «Medien-Lüge» auf. Die Geschichte<br />
über den im Oktober 2017 eröffneten Flughafen<br />
als eine 150 Millionen Pfund teure,<br />
kaum brauchbare Fehlinvestition, sei eine<br />
Sensationsstorys der britischen Boulevardpresse,<br />
die sich im Internet über den ganzen<br />
Globus verbreitet habe und nicht mehr aus<br />
der Welt zu schaffen sei. Natürlich könne<br />
nur auf Sicht geflogen werden, die Piloten<br />
müssten gut ausgebildet sein und die Grösse<br />
der Maschinen sei eingeschränkt. Aber es<br />
sei keineswegs so, dass es wegen der Seitenwinde<br />
kaum möglich sei, sicher zu landen.<br />
Der Grund, warum es nur eine samstägliche<br />
Verbindung nach Johannesburg gibt, ist also<br />
ganz offensichtlich nicht Wind noch Wetter.<br />
«Wir haben einfach noch keine Fluggesellschaft<br />
dazu bringen können, unsere<br />
Insel öfter anzufliegen. Obwohl wir bereit<br />
sind, ein allfälliges Defizit des Flugbetriebes<br />
zu übernehmen.» So kommt es, dass jährlich<br />
nicht die erhofften 30 000 Besucher<br />
einfliegen. Sondern bloss ein paar hundert.<br />
Immerhin ist St. Helena der restlichen Welt<br />
nun ein klein wenig näher gerückt. Die Reise<br />
dauert nicht mehr fünfeinhalb Tage mit<br />
dem Schiff von Kapstadt. Von Johannesburg<br />
aus sind es mit Zwischenlandung in<br />
Walvis Bay an der namibischen Küste noch<br />
gut sechs Stunden.<br />
Etwas mehr als 4000 Menschen leben auf<br />
St. Helena. Fast die Hälfe davon in der dörflichen<br />
Hauptstadtregion Jamestown/Half<br />
Tree Hollow. Hier gab es nie Eingeborene.<br />
Die Insel ist erst im 16. Jahrhundert von<br />
den Portugiesen besiedelt worden. Später<br />
kamen die Briten. Die meisten Einwohner<br />
dürften jedoch Nachfahren befreiter Sklaven<br />
und chinesischer Wanderarbeiter sein.<br />
Die Royal Navy brachte nach dem Verbot<br />
der Sklaverei Sklavenschiffe in Südatlantik<br />
auf und brachte die befreiten Sklaven nach<br />
St. Helena. Der häufigste Vorname auf der<br />
Insel sei, so wird uns erzählt, weder Henry<br />
noch George. Sondern Yon.<br />
Reise nach St. Helena<br />
Natürlich gibt es unter diesem wunderbaren,<br />
freundlichen Völkergemisch auch das<br />
Böse. Im Gefängnis, gleich an der Kirche<br />
angebaut (die Insassen dürften in ihren<br />
Zellen die frommen Gesänge hören), sitzt<br />
ein gutes Dutzend Bösewichte ein. Der<br />
Gouverneur erzählt, einer sei gar ein zu<br />
einer lebenslänglichen Strafe verurteilter<br />
Mörder. Der einzige «Murder Case» hier<br />
seit Menschengedenken. Der Delinquent<br />
hätte das Recht, seine Strafe in einer modernen<br />
Besserungsanstalt im Mutterland<br />
abzusitzen. Er wolle aber lieber hierbleiben.<br />
Ich kann es verstehen. Jedes Mal, wenn wir<br />
hinter dem Gefängnis durch zu unserer<br />
Unterkunft gehen, dringt Musik durch<br />
die Mauern. Pro Woche muss die Polizei<br />
zwei oder dreimal irgendwo eingreifen.<br />
Meistens bei Handgreiflichkeiten unter<br />
Alkoholeinfluss. Radarkontrollen braucht<br />
es keine. Die Strassen sind so eng, dass auf<br />
der ganzen Insel nur auf insgesamt etwa<br />
einem Kilometer höher als in den dritten<br />
Gang geschaltet werden kann. Am Freitag<br />
und Samstag steppt der Bär im lokalen Pub<br />
und weithin schallen Country-Songs. Das<br />
ist die beliebteste Musik hier. Sonst ist es<br />
so friedlich, dass die Katzen ganz zutraulich<br />
sind. Nach einer Woche kennen wir in<br />
Jamestown bereits die meisten und wissen,<br />
zu welchem Haus sie gehören. Und dass<br />
nur die Hauskatze aus einem der vier Restaurants<br />
Flöhe hat. Wahrlich, die letzte<br />
stressfreie Oase der Menschheit.<br />
St. Helena ist die zweitälteste britische<br />
Kolonie (heute: British Overseas Territories).<br />
Noch so gerne wäre das Mutterland<br />
bereit, die Insel in die Unabhängigkeit zu<br />
entlassen. Aber es kommt nicht einmal ein<br />
Referendum zustande. Die Zugehörigkeit<br />
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