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Positive_Ausgabe_8_August-2019

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Eishockey Prognosen<br />

Eishockey Prognosen<br />

Chris McSorley – aber es ist nicht mehr<br />

das wahre Servette. Ich verneige mich vor<br />

dem neuem Trainer Patrick Emond. Aber<br />

er wird Mühe haben, mehr Autorität zu<br />

entwickeln als sein charismatischer Assistent<br />

Louis Matte. Ein Gastspiel der Genfer<br />

ohne Chris McSorley ist kein Grund mehr,<br />

den Jassabend mit Kollegen abzusagen und<br />

ins Stadion zu gehen.<br />

Prognose Qualifikation: Platz 11<br />

SCL Tigers: Die Playoffs<br />

auf sicher?<br />

Nein. Erst ganz am Schluss<br />

verspielte Langnau die Qualifikation<br />

für die Champions League und<br />

erst in der 7. Viertelfinalpartie gegen Lausanne<br />

das erste NL-Halbfinale der Klubgeschichte.<br />

Die Spielstärke der Mannschaft<br />

konnte Sportchef Marco Bayer auf dem<br />

Transfermarkt verteidigen. Erfolgstrainer<br />

Heinz Ehlers, beide Goalies und die zwei<br />

wichtigsten Ausländer (Harri Pesonen,<br />

Chris DiDomenico) sind geblieben. Also<br />

kann Langnau die letzte Saison wiederholen<br />

und hat die Playoffs auf sicher. Oder?<br />

Nein, ganz und gar nicht. Die Emmentaler<br />

sind dem Tabellenende fast so nahe wie<br />

den Playoffs. Den SCL Tigers ist die perfekte<br />

Saison gelungen. Alles passte. Chris<br />

DiDomenico erfüllte die himmelhohen<br />

Erwartungen («Jesus Chris»), Damiano<br />

Ciaccio hexte nach der Verletzung von<br />

Ivars Punnenovs das Team allein in die<br />

Playoffs und die Schlüsselspieler blieben<br />

weitgehend von Verletzungen verschont.<br />

Vom ersten Spieltag an standen die Langnauer<br />

auf einem Playoffplatz und Hektik<br />

kam gar nie auf. Es ist fast unmöglich, eine<br />

so perfekte Saison zu wiederholen. Langnau<br />

hat die Playoffs nicht auf sicher.<br />

Prognose Qualifikation: Platz 8<br />

HC Lausanne: Gut genug<br />

für den Titel?<br />

Ja. Für Lausanne gilt das<br />

gleiche wie für Biel: die Umstände<br />

für den Titel (für Lau sanne wäre es<br />

der erste der Geschichte) sind einmalig<br />

günstig. In erster Linie wegen der Schwächen<br />

der Titanen und erst in zweiter Linie<br />

wegen der eigenen Spielstärke. Ja, die Lausanner<br />

sind sogar stärker, als sie selbst ahnen.<br />

Trainer Ville Peltonen hat als Zauberlehrling<br />

das gleiche meisterliche, extrem ergebnisorientierte<br />

und spektakelignorierende<br />

Spielsystem eingefuchst wie sein einstiger<br />

Hexenmeister Kari Jalonen in Bern. Seine<br />

Mannschaft ist so ausgeglichen besetzt wie<br />

der SCB, die ZSC Lions oder Biel und nominell<br />

nicht viel schwächer als Zug. Und<br />

die Energie, die das gesamte Unternehmen<br />

aus dem neuen Hockeytempel, aus der Begeisterung<br />

des Publikums gewinnen wird,<br />

ist ein nicht zu unterschätzender Faktor.<br />

Lausanne ein heimlicher Titelkandidat?<br />

Ja, wenn wir alle soeben aufgeführten Faktoren<br />

berücksichtigen. Nein, wenn wir sehen,<br />

wer im Tor steht: Tobias Stephan hat<br />

in seiner ganzen Karriere noch nie einen<br />

Titel gewonnen.<br />

Prognose Qualifikation: Platz 2<br />

Der «Hockey-<br />

Luxuswolf» kann<br />

nicht im Schafspelz<br />

der Bescheiden<br />

heit daherkommen.<br />

HC Lugano: Bescheidenheit<br />

als Schlüssel zum<br />

Glück?<br />

Nein. Kann Lugano bescheiden<br />

sein? Wenn wir die Spielerliste<br />

durchgehen, dann ist die Antwort auf diese<br />

Frage ganz einfach: Lugano bleibt inzwischen<br />

gar nichts anderes als die Bescheidenheit.<br />

Die Mannschaft ist eine der nominell<br />

schwächsten (bescheidensten) seit der<br />

Rückkehr in die höchste Liga im Frühjahr<br />

1982. Die zwei charismatischsten Einzelspieler<br />

sind gegangen: Grégory Hofmann,<br />

der beste Torschütze der Liga, nach Zug<br />

und Torhüter Elvis Merzlikins, der Held<br />

zweier Finals, nach Nordamerika. Beide<br />

sind nicht ersetzt worden. Die Leitwölfe<br />

bekommen graue Haare: Alessandro Chiesa<br />

ist 32, Linus Klasen 33, Raffaele Sannitz<br />

35 und Julien Vauclair gar schon 39. Und<br />

Sami Kappanen hat als Coach ausser dem<br />

Spengler Cup noch nie etwas gewonnen.<br />

Da bleibt nur Bescheidenheit. Aber Lugano<br />

hat eine Glanz & Gloria-DNA und<br />

steht für Klasse und Glamour. Der «Hockey-Luxuswolf»<br />

kann nicht im Schafspelz<br />

der Bescheidenheit daherkommen,<br />

Bescheidenheit ist nicht der Schlüssel zum<br />

Glück. Der Widerspruch zwischen der eigenen<br />

Identität und sportlicher Wirklichkeit<br />

macht Lugano zum Kandidaten für Platz 9.<br />

Prognose Qualifikation: Platz 9<br />

Lakers: Wieder auf<br />

dem letzten Platz?<br />

Ja. Die Lakers können<br />

sich noch nicht von<br />

ihrer Vergangenheit lösen. Sie stürzten<br />

sportlich und finanziell ab, als sie glaubten,<br />

Titanen zu sein und erst der Abstieg<br />

(2015) führte zu einem Neuanfang. Nun<br />

prägt Vernunft die Strategie. Die Fehler<br />

der Vergangenheit sollen vermieden<br />

werden. Und so scheuen die Lakers seit<br />

dem Wiederaufstieg im Frühjahr 2018<br />

die grossen Investitionen und hüten sich<br />

vor hohen Erwartungen wie der Teufel<br />

vor dem geweihten Wasser. Sie beteiligen<br />

sich mit einer Mannschaft an der Meisterschaft<br />

der höchsten Liga, die auf dem<br />

Papier eigentlich eine für die zweithöchste<br />

ist. Nur Torhüter Melvin Nyffeler genügt<br />

höchsten NL-Ansprüchen. Mit Vernunft<br />

sind in jüngster Zeit nur die SCL Tigers<br />

und Ambri vom Tabellenende weg und<br />

in die Playoffs gekommen. Beide mit aussergewöhnlichen<br />

Trainern (Luca Cereda,<br />

Heinz Ehlers) und mit einer perfekten<br />

Saison. Die Lakers haben keinen Trainer<br />

wie Luca Cereda und Heinz Ehlers. Der<br />

letzte Platz ist daher für die Lakers erneut<br />

reserviert.<br />

Prognose Qualifikation: Platz 12<br />

ZSC Lions: Grosse Namen,<br />

kleine Mannschaft?<br />

Ja. Der Meister hat die<br />

Playoffs letzte Saison verpasst<br />

– also waren es grosse Namen und<br />

eine kleine Mannschaft. Die Namen sind<br />

Rapperswils neuer<br />

Ausländer Roman<br />

Cervenka.<br />

s’<strong>Positive</strong> | <strong>Ausgabe</strong> 8 | <strong>August</strong> <strong>2019</strong><br />

seither nicht kleiner geworden, auch nicht<br />

auf der Trainerposition: Rikard Grönborg,<br />

in den letzten drei Jahren zweimal<br />

Weltmeister und der teuerste Trainer ausserhalb<br />

der KHL und der NHL, ersetzt<br />

Arno Del Curto. Sein Auftrag, aus den<br />

grossen, teuren Namen in seiner Kabine<br />

eine grosse Mannschaft formen. Und<br />

zwar in kurzer Zeit. Schafft er das bis<br />

Weihnachten nicht, dann wird auch er gefeuert.<br />

Die vorletzte Saison (2017/18) hat<br />

gezeigt, dass in Zürich alles vom Geschick<br />

des Trainers im Umgang mit grossen Namen<br />

abhängt: Hans Kossmann rockte<br />

vom 7. Platz aus zum Titel und die Spieler,<br />

die Rikard Grönborg zur Verfügung<br />

stehen, sind mindestens so gut wie die<br />

meisterlichen Helden aus dem Frühjahr<br />

2018. Aber keine andere Mannschaft ist<br />

Gregory<br />

Hofmann<br />

wechselte vom<br />

HC Lugano zum<br />

EV Zug.<br />

so schwierig zu führen wie die ZSC Lions<br />

und die Nähe von Sportchef Sven Leuenberger<br />

zur Kabine und seine Lust mit guten<br />

Ratschlägen nicht zu geizen, machen<br />

den Job für den Trainer auch nicht einfacher.<br />

Prognose : Qualifikation Platz 5<br />

EV Zug: Wird Zug<br />

überschätzt?<br />

Nein. Zug hat das Finale<br />

gegen den SC Bern<br />

verloren und nun von den Bernern Leonardo<br />

Genoni und von Lugano Gregory<br />

Hofmann geholt. Der Finalverlierer verstärkt<br />

sich mit dem besten Torhüter und<br />

dem besten Torschützen der Liga. Der<br />

Präsident ist Milliardär, im gleichen Stadionkomplex<br />

ist das Farmteam beheimatet,<br />

die zweitbeste Mannschaft der Liga ist<br />

mit den besten Spielern der Liga verstärkt<br />

worden und Trainer Dan Tangnes gilt<br />

nach seiner ersten Saison in Zug als Jürgen<br />

Klopp des Eishockeys. Mehr geht nicht.<br />

Zug kann gar nicht überschätzt werden.<br />

Alles andere als ein überlegener Qualifikationssieg<br />

und der zweite Meistertitel<br />

nach 1998 wäre schmähliches Versagen.<br />

Und das ist das Problem: diese berechtigte<br />

Erwartungshaltung wird für die Zuger zu<br />

einer Belastung, die gar nicht überschätzt<br />

werden kann – unter diesen Voraussetzungen<br />

die Meisterschaft zu gewinnen ist<br />

ähnlich schwierig, wie den Titel zu verteidigen.<br />

Und das ist in diesem Jahrhundert<br />

erst den ZSC Lions (2001) und dem SCB<br />

(2017) gelungen.<br />

Prognose Qualifikation: Platz 1<br />

34<br />

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