Positive_Ausgabe_8_August-2019
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Eishockey Prognosen<br />
Eishockey Prognosen<br />
Hedlund davon, dass er mit Josh Holden<br />
einen Leitwolf und oben beim EVZ mit<br />
Harold Kreis einen Trainer hatte, der die<br />
Talente des Farmteams ignorierte. Letzte<br />
Saison hatten die Zuger mit Jason O’Leary<br />
einen Meistertrainer (2017 mit Langenthal)<br />
an der Bande. Aber in der neuen<br />
Saison ist es mit der Herrlichkeit vorbei:<br />
die besten Talente spielen beim EVZ in<br />
der höchsten Liga, wer nicht NL-Potenzial<br />
hat, ist wegtransferiert worden. Als<br />
einziges Team beschäftigen die Zuger nur<br />
einen konkurrenzfähigen Ausländer – der<br />
zweite (Nielsen) sitzt bloss die Wartezeit<br />
ab, bis er Lizenzschweizer wird. Mit dem<br />
jüngsten Team der Liga kann das Ziel nur<br />
noch Klassenerhalt heissen.<br />
Prognose Qualifikation: Platz 12<br />
HCB Ticino Rockets: Die<br />
Lakers der Swiss League?<br />
Ja. In den drei Jahren ihres<br />
Bestehens haben die Rockets<br />
– das Farmteam von Ambri und Lugano –<br />
die SL-Meisterschaft dreimal hintereinander<br />
völlig chancenlos auf dem letzten Platz<br />
beendet. Sie haben sich inzwischen so ans<br />
Verlieren und den letzten Platz in der Swiss<br />
League gewöhnt wie die Lakers jahrelang<br />
und letzte Saison erneut in der höchsten<br />
Liga. Auf den ersten Blick ist eine Besserung<br />
in Sicht: zum ersten Mal ist ausländisches<br />
Personal angestellt worden, mit Alex<br />
Reinhard kommt erstmals ein erfahrener<br />
Trainer und durch die Zusammenarbeit<br />
mit Lausanne und Davos ist das sportliche<br />
Fundament erheblich verbreitert worden.<br />
Das erstmalige Vermeiden des letzten Platzes<br />
ist ein realistisches Ziel – Zugs Farmteam<br />
ist nominell auch nicht besser – aber<br />
mehr ist nicht möglich. Die Rockets bleiben<br />
– wie die Lakers in der höchsten Liga<br />
– ein Verliererteam.<br />
Prognose Qualifikation: Platz 11<br />
EHC Olten: Kann Olten<br />
Aufstieg?<br />
Ja. 1988 hat Olten zum letzten<br />
Mal die zweithöchste<br />
Liga gewonnen, 1993 gelang hinter Davos<br />
letztmals der Aufstieg. Nun haben die<br />
Oltner nach einem Vierteljahrhundert der<br />
Irrungen und Wirrungen endlich wieder<br />
ein Aufstiegsteam. Die Hockeystadt<br />
Olten rockt. Die Neuzuzüge (Philipp<br />
Rytz, Dion Knelsen) und Trainer Fredrik<br />
Söderström – der neusten Mode entsprechend<br />
ein Schwede – haben bei ihren<br />
letzten Arbeitgebern in Langenthal, Rapperswil-Jona<br />
und Storhamar bewiesen,<br />
dass sie Meister können. Vieles spricht<br />
dafür, dass der Trainerposten und die<br />
beiden Ausländerpositionen erstmals seit<br />
Menschengedenken so gut besetzt sind,<br />
dass während der Saison keine Wechsel<br />
notwendig sind. Eigentlich haben die Oltner<br />
nur zwei ernsthafte Konkurrenten im<br />
Kampf um die Rückkehr in die höchste<br />
Liga: den EHC Kloten in den Playoffs<br />
und die Rapperswil-Jona Lakers in der Liga-Qualifikation.<br />
Prognose Qualifikation: Platz 1<br />
Fabian Sutter vom EHC Kloten<br />
EHC Kloten: Ist Kloten<br />
jetzt ein richtiger B-Klub?<br />
Nein. Kloten hat von 1962<br />
bis 2018 ununterbrochen in<br />
der höchsten Liga gespielt. Der EHC Kloten<br />
ist in seiner DNA, in seinem Selbstverständnis<br />
ein NL-Klub geblieben und<br />
unterschätzt nach wie vor die Swiss League.<br />
Deshalb ist die ganze erste Saison<br />
nach dem Abstieg mit einem überforderten<br />
Trainer ein verlorenes Jahr. Sportchef<br />
Felix Hollenstein hat diesen Irrtum zwar<br />
Der EHC Kloten<br />
steckt zwischen<br />
den zwei höchsten<br />
Ligen fest.<br />
korrigiert, Langenthals Meistertrainer<br />
Per Hanberg, einen besseren Goalie und<br />
bessere Ausländer geholt. Aber nach wie<br />
vor haben zu viele Spieler ihre ruhmreiche<br />
NL-Vergangenheit im Kopf, aber in den<br />
Händen und Beinen nur noch mässiges<br />
SL-Niveau. Kloten steckt immer noch im<br />
Niemandsland zwischen der höchsten und<br />
zweithöchsten Liga. Der EHC Kloten ist<br />
kein NL-Klub mehr. Aber eben auch noch<br />
nicht ganz in der SL angekommen und<br />
nach wie vor eine Spur zu hoffärtig und zu<br />
wenig bissig, um ein richtiger SL-Klub zu<br />
sein. Für einen Spitzenplatz reicht es trotzdem.<br />
Prognose Qualifikation: Platz 2<br />
s’<strong>Positive</strong> | <strong>Ausgabe</strong> 8 | <strong>August</strong> <strong>2019</strong><br />
HC Sierre: Kann Sierre<br />
Visp herausfordern?<br />
Ja. Sierre, der Vize-Meister<br />
von 1973 hinter La Chauxde-Fonds<br />
musste 1991 die höchste Liga aus<br />
sportlichen und 2013 die zweithöchste<br />
Liga aus finanziellen Gründen verlassen<br />
und in der 3. Liga neu anfangen. Mit drei<br />
Aufstiegen in sechs Jahren sind die Walliser<br />
in die SL zurückgekehrt. Die enge Zusammenarbeit<br />
mit Servette (Partnerteam,<br />
nicht Farmteam) trägt Früchte, Servette-Verteidiger-Titan<br />
Goran Bezina verbringt<br />
den Karriere-Spätherbst in Sierre<br />
und ist ein Grund, warum der Aufsteiger<br />
konkurrenzfähig sein und um die Playoffs<br />
spielen wird. In den Derbys ist Sierre dazu<br />
in der Lage, Visp herauszufordern und im<br />
eigenen, baufälligen Stadion (die Valascia<br />
der SL) – in einem noch schlimmeren Zustand<br />
als der Schoren – kann jeder Gegner<br />
besiegt werden. Und wenn’s nicht funktioniert,<br />
kann ja Chris McSorley mal als<br />
Gasttrainer bei Coach Dany Gelinas vorbeischauen.<br />
Prognose Qualifikation: Platz 8<br />
EHC Visp: Ist Visp ein<br />
künftiger A-Klub?<br />
Ja. Visp ist 1962 Schweizer<br />
Meister geworden. Die<br />
Rückkehr in die höchste Liga ist seit dem<br />
Abstieg von 1972 in die NLB und 1985 in<br />
die 1. Liga ein ewiger Traum. 1999 ist der<br />
Klub aus der Heimat von Ex FIFA-Präsident<br />
Sepp Blatter in die zweithöchste<br />
Liga zurückgekehrt und 2011 und 2014<br />
Meister geworden. Mit dem Einzug in<br />
den neuerbauten Hockeytempel ist der<br />
erste Schritt für die Rückkehr in die NL<br />
gemacht. Ja, Visp ist ein künftiger NL-<br />
Klub. Aber der Weg auf die grosse Bühne<br />
ist weit und unter dem aktuellen sportlichen<br />
Führungspersonal nicht möglich.<br />
Die Mannschaft ist noch nicht einmal<br />
gut genug für den SL-Titel. Trainer Matti<br />
Alatalo – ein notorischer Verlierer – kann<br />
sich nach zwei Viertelfinal-Pleiten nur im<br />
Amt halten, weil er mit Sportchef Bruno<br />
Aegerter befreundet ist. Niederlagen gegen<br />
Aufsteiger und Erzrivale Sierre können<br />
ihn noch vor dem Saisonende aus<br />
dem Amt fegen.<br />
Prognose Qualifikation: Platz 5<br />
HC Thurgau: Ein neuer<br />
Titan?<br />
Ja. In den letzten Jahren<br />
hat sich nach den Pleiten<br />
von Basel und Martigny die Hierarchie<br />
in der SL mehr oder weniger gefestigt:<br />
Visp, Ajoie, La Chaux-de-Fonds, Langenthal,<br />
Olten und die Absteiger aus der NL<br />
(Langnau, die Lakers, jetzt Kloten) besetzen<br />
die ersten sechs Plätze. Die Farmteams<br />
haben weder Publikum noch Tradition<br />
und Substanz, um sich in der oberen Tabellenhälfte<br />
festzusetzen und Winterthur<br />
und Aufsteiger Sierre werden wohl nicht<br />
über die Rolle eines Farbtupfers hinauskommen.<br />
Aber Thurgau hat in den letzten<br />
Jahren mit beharrlicher Arbeit das Fundament<br />
für eine grosse Zukunft errichtet.<br />
Der erste Halbfinal seit dem Wiederaufstieg<br />
von 2007 ist der Beginn einer neuen<br />
Ära. Thurgau kann unter Stefan Mair,<br />
dem Heinz Ehlers des armen Mannes ein<br />
neuer SL-Titan werden. Auf Augenhöhe<br />
mit Kloten, Olten, Langenthal, La Chauxde-Fonds<br />
und Ajoie.<br />
Prognose Qualifikation: Platz 7<br />
Visps Einzug in<br />
den neuen<br />
Hockeytempel<br />
als erster Schritt<br />
des Aufstieg.<br />
EHC Winterthur: Ist Trainer<br />
Michel Zeiter ein Verlierer?<br />
Ja. Er führte als meisterlicher<br />
Leitwolf die ZSC Lions zu Beginn dieses<br />
Jahrhunderts zeitweise als Captain in<br />
meisterliche Höhen und stürmte in weissen<br />
Schlittschuhen in den Status einer Legende.<br />
Aber als Trainer ist Michel Zeiter der charismatischste<br />
Verlierer unseres Hockeys. In<br />
Visp gefeuert, bei den Lakers als Nothelfer<br />
abgestiegen und bei Winterthur sportlich<br />
notorisch erfolglos: er kam mit der Mannschaft<br />
in drei Anläufen nie auch nur in die<br />
Nähe der Playoffs. In Winterthur hat er sein<br />
Hockey-Disneyland gefunden. Hier spielen<br />
die Resultate keine Rolle. Die Fans sind<br />
nach dem Motto «Wir sind in der SL, also<br />
sind wir» sieglos glücklich und der mit Michel<br />
Zeiter befreundete Sponsor sorgt für<br />
Stefan Tschannen vom SC Langenthal<br />
schwarze Zahlen. Aber nun ist der Abstieg<br />
wieder möglich und Michel Zeiter steht vor<br />
der grössten Herausforderung seiner Trainerkarriere:<br />
er sollte Spiele gewinnen.<br />
Prognose Qualifikation: Platz 10<br />
SC Langenthal: Kehrt Kevin<br />
Schläpfer an die Bande<br />
zurück?<br />
Nein. Für Meister Langenthal<br />
beginnt eine neue Ära mit neuem ausländischen<br />
Personal, einem neuen Trainer<br />
und einem neuen Sportchef – und dieser<br />
Sportchef ist berühmter als die Spieler und<br />
der Trainer: Kevin Schläpfer, in Biel zum<br />
Hockeygott aufgestiegen und in Kloten<br />
wieder auf irdisches Mass zurückgestutzt<br />
– hat wohlweislich die Offerte der Lakers<br />
ausgeschlagen und ist lieber in Langenthal<br />
Sportchef geworden. Aus zwei Gründen<br />
kehrt er nicht an die Bande zurück. Erstens<br />
weil es nicht notwendig sein wird: Jeff<br />
Campbell war als Ausländer ein charismatischer<br />
Leitwolf und er ist es jetzt auch als<br />
Trainer. Zweitens weiss Kevin Schläpfer,<br />
dass er mit einer Rückkehr an die Bande<br />
seine Karrierechancen als Sportchef ruinieren<br />
würde: niemand stellt gerne einen<br />
Sportchef ein, der noch in seiner ersten<br />
Saison seinen Trainer feuert und selbst das<br />
Traineramt übernimmt.<br />
Prognose Qualifikation: Platz 3<br />
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