KEM Konstruktion Automobilkonstruktion 02.2019
Themenschwerpunkte: Messe IAA 2019, Elektromobilität,Testen, Fahrassistenz, Antrieb sowie Karosserie; KEM Konstruktion Porträt: Dr. Akira Yoshino, Honorary Fellow Asahi Kasei, Tokio, Japan; KEM Konstruktion Perspektiven: Experten sehen in Zusammenhang mit der Blockchain-Technologie Vorteile bei der Sicherheit
Themenschwerpunkte: Messe IAA 2019, Elektromobilität,Testen, Fahrassistenz, Antrieb sowie Karosserie; KEM Konstruktion Porträt: Dr. Akira Yoshino, Honorary Fellow Asahi Kasei, Tokio, Japan; KEM Konstruktion Perspektiven: Experten sehen in Zusammenhang mit der Blockchain-Technologie Vorteile bei der Sicherheit
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Das<br />
Engineering<br />
Magazin<br />
02 2019<br />
www.autokon.de<br />
Sonderausgabe <strong>Automobilkonstruktion</strong><br />
Titelstory Seite 38<br />
Von der Hochzeit bis zur<br />
Prüfung von Ziernähten<br />
Super-<br />
Schnellladen<br />
Elektromobilität<br />
Seite 28<br />
Sound<br />
of Silence<br />
Akustikentwicklung<br />
Seite 46<br />
Transparenz<br />
per Blockchain<br />
<strong>KEM</strong> Perspektiven<br />
Seite 54<br />
Im Gespräch | „Lithium-Ionen-Batterie ist ausgereift“<br />
Dr. Akira Yoshino, Honorary Fellow Asahi Kasei, Tokio – Seite 20<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 1
Hochleistungs-Kunststoffe<br />
für e-Mobility.<br />
Für zukunftsweisende e-Mobility-Anwendungen entwickeln wir innovative Dichtungslösungen aus<br />
speziellen Hochleistungs-Kunststoffen. Reibungsoptimiert, dynamisch dichtend und für hohe Rotationsgeschwindigkeiten<br />
von über 100 m/s ausgelegt. Zuverlässig meistern sie hohe Anforderungen an<br />
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Produktentwicklung passen wir die Materialeigenschaften genau auf Ihre Spezifikation an.<br />
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in Halle 8.0, Stand D13<br />
vom 12. – 22.09.2019<br />
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www.ek-kt.de/automotive/e-mobil<br />
2 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
EDITORIAL<br />
Die Zukunft ist autonom<br />
Die Automobilbranche befindet sich im Umbruch. Dabei stehen Zukunftsthemen<br />
wie das Autonome Fahren und Fahrerassistenz sowie die Elektromobilität im<br />
Fokus. Der Elektromobilität – speziell der Batterietechnologie – widmet sich das<br />
<strong>KEM</strong> Porträt. Die Redaktion sprach mit Akira Yoshino, der Anfang der 1980er Jahre<br />
den ersten Prototypen einer Lithium-Ionen-Batterie (LIB) entwickelte. Im Interview<br />
erläutert er, welche Fragen ihn im Zusammenhang mit der Verbesserung der<br />
LIB beschäftigen (ab S. 54).<br />
Im Bereich Autonomes Fahren arbeiten das Toyota Research Institute Advanced<br />
Development, der globale Pionier für Weltraumtechnologie Maxar Technologies<br />
sowie der IT-Dienstleister NTT Data Corporation künftig bei der Erstellung automatisierter<br />
HD-Karten für autonome Fahrzeuge zusammen. Diese Karten sollen<br />
dabei auf hochauflösenden Satellitenbildern aufbauen (ab S. 64).<br />
Ebenfalls ganz oben auf der Prioritätenliste der Automobilindustrie ist das Thema<br />
Fahrerassistenz. Hier haben der Automobilzulieferer Continental und das US-<br />
Unternehmen Leia Inc. eine neue Display-Technologie entwickelt, die für mehr Sicherheit<br />
und Komfort im Fahrzeug sorgt. Dabei bietet die sogenannte Lightfield-<br />
Technologie allen Passagieren ein 3D-Erlebnis auch ohne Spezialbrille (ab S. 60).<br />
Und Cepton, ein Anbieter von 3D-Lidar-Lösungen für Automobil-, Transport-, Industrie-<br />
und Mapping-Anwendungen, hat einen Lidar-Sensor speziell für intelligente Verkehrsinfrastrukturen<br />
entwickelt. Er ermöglicht präzise 3D-Scans, eine automatisierte<br />
Klassifizierung von Objekten und volumetrisches Scannen (ab S. 66).<br />
Diese und weitere spannende Themen finden Sie in der vorliegenden Ausgabe der<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong>, viel Spaß beim Lesen wünscht<br />
federnshop.com<br />
Johannes Gillar<br />
Stellvertretender Chefredakteur<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
johannes.gillar@konradin.de<br />
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@<strong>KEM</strong><strong>Konstruktion</strong><br />
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hier.pro/RsOki<br />
Info<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 3<br />
auswählen berechnen anfragen informieren
Inhalt<br />
<strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019<br />
Von der Hochzeit bis zur<br />
Prüfung von Ziernähten<br />
Im Kontext von Industrie 4.0 sorgen Sensoren dafür, dass<br />
Daten in Echtzeit erfasst und zielgerichtet für die Applikation<br />
genutzt werden. Vom Presswerk über die Montage<br />
bis hin zur Qualitätssicherung werden sie zur Prozesssteuerung,<br />
Überwachung und Endkontrolle eingesetzt.<br />
Bild: Production Perig/fotolia.com<br />
Kurzzeitige Spannungsspitzen, sogenannte<br />
transiente Überspannungen, sind für einen<br />
nicht unerheblichen Teil der Ausfälle von<br />
Ladestationen verantwortlich. Hier helfen<br />
Überspannungs-Schutzeinrichtungen. Sie sichern<br />
die angeschlossenen Elektrofahrzeuge.<br />
Mit der Bitcoin-Blockchain fing alles an – sozusagen als Ergebnis der<br />
Finanzkrise 2008 und dem Vertrauensverlust der Banken. Im Trendbeitrag<br />
erläutern Experten, warum nun insbesondere die Bereiche<br />
Mobilität und Logistik von der Blockchain profitieren werden.<br />
Bild: General Motors<br />
Bild: Phoenix Contact<br />
4 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019<br />
26<br />
54<br />
78<br />
General Motors hat in Zusammenarbeit mit Autodesk<br />
eine erste 3D-gedruckte Sitzhalterung für Autos entwickelt,<br />
die 40 % leichter und 20 % stabiler als die<br />
bisherige Lösung des Unternehmens ist.<br />
Magazin<br />
Branchennews<br />
Alternatives Kältemittel zu R23 von Weiss Technik .......................... 6<br />
Fraunhofer-Team etabliert Forschungsfertigung Batteriezelle ........... 8<br />
Konradin Mediengruppe führt Konferenzserie<br />
‚Smarte Maschinen im Einsatz‘ fort .............................................. 14<br />
Messe<br />
IAA 2019<br />
Elektromobilität, urbane Mobilität, Autonomes Fahren .................. 18<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> Porträt<br />
Dr. Akira Yoshino, Honorary Fellow Asahi Kasei, Tokio, Japan<br />
„Die Lithium-Ionen-Batterie ist eine ausgereifte Technologie“ ....... 20<br />
Elektromobilität<br />
Batterietechnik<br />
Maxon Motor stellt selbst Lithium-Ionen-Akkus her ...................... 24<br />
Ladetechnik<br />
Ladeinfrastruktur vor transienten Überspannungen schützen ....... 26<br />
Auslegungsverfahren für Hochvolt- Strompfade ............................ 28<br />
Antriebstechnik<br />
Magna-Produktmanager Carsten Bünder<br />
zum Thema Mild- und Hochvolthybride ......................................... 30<br />
Simulation<br />
Systems-Engineering-Ansatz optimiert Fahrzeugentwicklung ....... 32<br />
Bordnetze<br />
Dienstleister Edag bietet toolbasierten Entwicklungsprozess ...... 34<br />
Produkt-News aus dem Bereich Elektromobilität .......................... 36<br />
Testen<br />
Titelstory<br />
Einsatzbereiche von Micro-Epsilon-Sensoren ............................... 38<br />
Hardware in the Loop<br />
Kratzer erleichtert Prüffeldmanagement mit Softwaretools ........... 42<br />
Lösungen zur Prüfung von Brennstoffzellen-Steuerungen ............. 44<br />
Messtechnik<br />
Akustikentwicklung für weniger Störgeräusche im Auto ............... 46<br />
Geräuschemissionen und Qualität in der <strong>Automobilkonstruktion</strong> .. 48<br />
PC-based Control von Beckhoff mit integrierter Messtechnik ...... 50<br />
Produkt-News aus dem Bereich Testen ......................................... 52
38<br />
Bild: Micro-Epsilon<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> Perspektiven<br />
Blockchain-Technologie<br />
Experten sehen Vorteile bei Sicherheit ......................................... 54<br />
Fahrerassistenz<br />
Connected Cars<br />
Vernetzte Autos brauchen intelligente Standards ......................... 58<br />
Lightfield-Technologie für 3D-Erlebnis ohne Spezialbrille ............. 60<br />
Sebastian Buck, ITK, zu automatisierten Fahrfunktionen ............ 62<br />
Autonomes Fahren<br />
Hochauflösende Karten für das Straßennetz ................................ 64<br />
Sensorik<br />
3D-Sensoren für autonome Maschinen ......................................... 66<br />
Produkt-News aus dem Bereich Fahrerassistenz ......................... 68<br />
Antrieb<br />
Verbrennungsmotoren<br />
Martin Scheidt, Schaeffler, zum effektiven Verbrennungsmotor ... 70<br />
Produkt-News aus dem Bereich Antriebstechnik ......................... 72<br />
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Karosserie<br />
Leichtbau<br />
Aluminiumlegierungen für Crash Management Systeme ............. 74<br />
Kühlung<br />
Flüssigkeitskühlkörper für Kühlung des Batteriemanagements .... 76<br />
3D-Druck<br />
GM und Autodesk kooperieren bei 3D-gedruckter Sitzhalterung . 78<br />
Produkt-News aus dem Bereich Karosserie ................................. 80<br />
Rubriken<br />
Editorial .......................................................................................... 3<br />
Wir berichten über... ..................................................................... 12<br />
Glosse .......................................................................................... 81<br />
Impressum, Inserentenverzeichnis .............................................. 82<br />
UV<br />
IR<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 5
MAGAZIN<br />
BRANCHENNEWS<br />
Alternatives Kältemittel zu R23 von Weiss Technik<br />
Klimaschutz mit<br />
Nebenwirkungen<br />
Durch Verbote und Regulierung fluorierter Kältemittel werden nicht nur Füllstoffe<br />
für Klimaanlagen in Autos knapp. Auch der Betrieb von Klimaprüfschränken<br />
gerät in Gefahr – und damit wichtige Stresstests von Automobil-Komponenten<br />
bei niedrigen Temperaturen.<br />
Seit dem Frühjahr 2019 liefert Weiss Technik die Clime Event Klimaprüfschränke mit WT69<br />
Bild: Weiss Technik<br />
Wegen des weitgehenden Verbots notwendiger<br />
Kältemittel hat der Anlagenbauer Weiss<br />
Technik mit WT69 selbst eine Alternative entwickelt:<br />
Hersteller von Systemen und Komponenten<br />
für Automobile und Nutzfahrzeuge<br />
testen ihre Produkte häufig in Klimaprüfschränken<br />
auf thermische Belastbarkeit. Diese<br />
Umweltsimulationen bilden in der Regel<br />
Kälte und Thermostress ab. Teilweise werden<br />
die Tests im Bereich von -40 bis -70 °C durchgeführt.<br />
Das gewährleistet die erforderliche<br />
Zuverlässigkeit in Regionen mit niedrigen<br />
Temperaturen. Das bisher einzige Kältemittel<br />
für diese Temperaturen war R23. Doch die EU-<br />
Verordnung 517/2014 zu fluorierten Treibhausgasen<br />
verbietet dieses Mittel. Es ist seit 2015<br />
nur noch im Rahmen von Übergangsregelungen<br />
erlaubt. Wie lange die gelten, ist nicht sicher<br />
absehbar. Sollten die Übergangsregelungen<br />
auslaufen, würde das die wichtigen<br />
Stresstests zur Qualitätssicherung für Komponenten<br />
und Systeme bei niedrigen Temperaturen<br />
gefährden. Denn einen gleichwertigen<br />
Nachfolger gab es bisher nicht. Deshalb liefert<br />
Weiss Technik seit dem Frühjahr 2019 Klimaprüfschränke<br />
mit WT69. Dieses Kältemittel<br />
hat einen niedrigen GWP (CO 2 -Äquivalenzwert)<br />
von 1.357. Dadurch ist es entsprechend<br />
der EU-Verordnung zugelassen und zukunftssicher.<br />
Zudem wird die Anzahl der vorgeschriebenen<br />
Dichtheitsprüfungen reduziert<br />
oder die Pflicht entfällt sogar ganz. Wichtig für<br />
Anwender ist dabei die Übertragbarkeit der<br />
Messergebnisse, die bei WT69 gegeben ist,<br />
da sich die Klimaschränke nahezu identisch<br />
wie solche mit R23 verhalten.<br />
ik<br />
www.weiss-technik.com<br />
Überarbeitete Verordnung verbessert Marktzugang für Gas-Kleintransporter<br />
Zukunft Erdgas: Gasantrieb für NfZ im Kommen<br />
Die Bundesregierung weitet ihre Unterstützung<br />
für den emissionsarmen Gasantrieb im<br />
Nutzfahrzeugsegment weiter aus. Durch die<br />
Überarbeitung der Fahrerlaubnis-Verordnung<br />
(FeV) wurde das Gewicht für Fahrzeuge mit<br />
alternativem Antrieb auf 4,25 t erhöht. Jedoch<br />
darf die zusätzliche Masse nur durch<br />
das Antriebssystem entstehen, die Nutzlast<br />
bleibt unverändert. Dadurch werden auch<br />
gasbetriebene Lkw, die aufgrund ihrer<br />
schwereren Tanktechnologie gegenüber Diesel<br />
benachteiligt waren, bessergestellt. „Mit<br />
dieser Anpassung wurde eine weitere Hürde<br />
für mehr Klimaschutz im Verkehr genommen:<br />
Alternative Antriebe haben jetzt auch in diesem<br />
Lkw-Segment eine echte Chance im<br />
Markt“, kommentierte Dr. Timm Kehler, Vorstand<br />
der Brancheninitiative Zukunft Erdgas,<br />
die Entwicklung. In Deutschland sind derzeit<br />
3,2 Mio. Lkw zugelassen. Mit einer Stückzahl<br />
von 1,4 Mio. entfällt fast die Hälfte davon auf<br />
Lkw des Verteilerverkehrs, die Güter in städtische<br />
und regionale Gegenden bringen.<br />
Noch dominiert der Diesel-Antrieb den<br />
Markt. Durch den Wechsel zu Gas könnten<br />
bis zu 90 % Feinstaub- und etwa 80 % Stickoxid-Emissionen<br />
eingespart werden. Zudem<br />
würde der CO 2 -Ausstoß um bis zu einem<br />
Viertel reduziert. Wird grünes Gas als Treibstoff<br />
eingesetzt, ist die Fahrt sogar nahezu<br />
klimaneutral.<br />
mc<br />
www.zukunft-erdgas.info<br />
Bild: Iveco<br />
6 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 7
MAGAZIN<br />
BRANCHENNEWS<br />
Standortentscheidung für Münster: Wichtiger Schritt für Batteriezelltechnologie in Deutschland<br />
Fraunhofer-Team etabliert<br />
Forschungsfertigung Batteriezelle<br />
In Münster entsteht mit der „Forschungsfertigung<br />
Batteriezelle“ (FFB) am MEET (Münster<br />
Electrochemical Energy Technology der<br />
Universität Münster) eine Einrichtung, die die<br />
Rolle des Wirtschaftsstandorts Deutschland<br />
bei den Energiespeichertechnologienachhaltig<br />
unterstützen soll. Aufbau und Betrieb der<br />
vom Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
(BMBF) initiierten FFB erfolgen durch<br />
die Fraunhofer-Gesellschaft als Trägereinrichtung.<br />
„Ein strategisch bedeutendes Großprojekt<br />
wie die FFB kann nur in einer Region erfolgreich<br />
sein, die etablierte Batteriekompetenzen<br />
auf allen Qualifikationsebenen von<br />
der Fachkraft bis zur wissenschaftlichen Spitzenkraft<br />
aufweist“, erklärt Fraunhofer-Präsident<br />
Prof. Reimund Neugebauer: „Die Zeit in<br />
Sachen Energiespeichertechnologien drängt,<br />
andere Spieler im globalen Markt warten<br />
nicht.“ Das Konzept hat ein interdisziplinäres<br />
Team aus den Fraunhofer-Verbünden Materials,<br />
Produktion und Mikroelektronik unter<br />
Leitung der Fraunhofer-Institutsleiter Prof.<br />
Hans-Martin Henning vom Fraunhofer-Institut<br />
für Solare Energiesysteme ISE sowie Prof.<br />
Gunter Reinhart von der Fraunhofer-Einrichtung<br />
für Gießerei-, Composite- und Verarbeitungstechnik<br />
IGCV erstellt. Eine enge Zusammenarbeit<br />
mit der Fraunhofer-Allianz Batterie<br />
Bild: Fraunhofer/Bernhard Huber<br />
„Unser Ziel ist es, ein<br />
exzellentes Produk -<br />
tionsforschungszentrum<br />
zu errichten, das<br />
den Innovationsprozess<br />
zur Fertigung neuer<br />
Batteriezellkonzepte<br />
sowie deren Großserienherstellung<br />
immanent<br />
beschleunigt.“<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Reimund Neugebauer,<br />
Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft e.V.<br />
unter Initiative ihres Sprechers Prof. Jens<br />
Tübke, Produktbereichsleiter Angewandte<br />
Elektrochemie am Fraunhofer-Institut für<br />
Chemische Technologie ICT, und den produktionstechnisch<br />
orientierten Fraunhofer-Instituten<br />
stellt dabei die Hebung weiterer Potentiale<br />
für innovative Ansätze der Batteriezellfertigung<br />
sicher.<br />
„Die insgesamt sechs hochqualifizierten Bewerbungseinreichungen<br />
belegen nicht nur<br />
den Stellenwert des Themas Batterietechnologie<br />
in lokaler, regionaler wie auch bundesweiter<br />
Politik, Wirtschaft und Wissenschaft“,<br />
erläuterte Neugebauer ergänzend: „Der Prozess<br />
zum Aufbau der FFB demonstriert zugleich<br />
die ausgeprägte Forschungs- und Produktionsexpertise<br />
in Deutschland.“ Aufgabe<br />
der FBB und des Trägers Fraunhofer werde<br />
es sein, diese Kompetenzen vermehrt zu<br />
bündeln und in großem Maßstab weiterzuentwickeln,<br />
um eine Technologieführerschaft<br />
entlang der gesamten Wertschöpfungskette<br />
aufzubauen – vom Bezug der Rohstoffe und<br />
Materialien über die Herstellung von Batteriezellen,<br />
-modulen und -systemen bis hin zum<br />
Recycling und der Rückgewinnung von Rohstoffen.<br />
mc<br />
https://www.batterien.fraunhofer.de<br />
Amon Shashua, Intel: Warum das erste autonome Fahrzeug voraussichtlich ein Robotaxi wird<br />
Der steinige Weg in die fahrerlose Zukunft<br />
Professor Amnon Shashua ist CEO und<br />
CTO von Mobileye, einer Tochtergesellschaft<br />
von Intel<br />
Bild: Intel<br />
Professor Amnon Shashua, CEO und CTO<br />
der Intel-Tochter Mobileye, hat erläutert, an<br />
welchem Punkt auf der Reise hin zu einer<br />
fahrerlosen Zukunft Intel und Mobileye stehen<br />
und was die Unternehmen in den nächsten<br />
Jahren vorhaben. Seiner Ansicht nach<br />
gibt es drei Phasen auf dem Weg zum autonomen<br />
Pkw. Auf die verstärkte Nutzung von<br />
Fahrerassistenzsystemen folgen auf dem<br />
Weg zur autonomen Mobilität zwei essentielle<br />
Phasen: zunächst der Einsatz von Robotaxis,<br />
danach die Serienproduktion autonomer<br />
Pkws. „Viele Unternehmen haben mittlerweile<br />
erkannt, dass diese beiden Entwicklungen<br />
nicht parallel zueinander verlaufen können“,<br />
so Shashua. Automobilhersteller überwinden<br />
durch die Weiterentwicklung von Robotaxi-<br />
Services genau diejenigen Hürden, die einer<br />
fahrerlosen Zukunft heute noch im Wege<br />
stünden: fehlende Regularien, überhöhte<br />
Kosten und unzureichende Kartierung. Vor<br />
diesem Hintergrund konzentrieren sich Intel<br />
und Mobileye auf den effizientesten Weg,<br />
um langfristig Autonomie im Bereich von<br />
Pkws zu erreichen. Die Strategie stützt sich<br />
auf vier Schwerpunkte:<br />
1. Fahrerassistenzsysteme weiter vorantreiben.<br />
2. Entwicklung eines selbstfahrenden Systems<br />
(SDS) auf Basis von Kameras. So lässt<br />
sich künftig den Einsatz von Sensoren reduzieren<br />
und die Gesamtkosten wesentlich<br />
senken.<br />
3. Ausbau der End-to-End-Kartierungslösung<br />
REM von Mobileye für vollautonomes Fahren.<br />
Diese basiert auf Crowdsourcing.<br />
4. Bewältigung regulatorischer Hürden mit<br />
dem Responsibility-Sensitive Safety (RSS)-<br />
Modell, welches einen Ansatz zur Etablierung<br />
sicherer Standards darstellt. mc<br />
www.intel.de<br />
8 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 9
MAGAZIN<br />
BRANCHENNEWS<br />
PERSONEN<br />
Innovationscampus von KIT und Uni Stuttgart zur Mobilität der Zukunft<br />
Mobilität und Produktionstechnik vorausdenken<br />
Walter Mennekes, Auma<br />
Walter Mennekes, langjähriger<br />
Vorsitzender des Auma<br />
– Verband der deutschen<br />
Messewirtschaft und Geschäftsführender<br />
Gesellschafter<br />
von Mennekes Elektrotechnik,<br />
wurde zum Ehrenvorsitzenden<br />
gewählt. Gleichzeitig wurde er<br />
mit der Goldenen Auma-Medaille ausgezeichnet.<br />
Marcus Rieker, Asam<br />
Prof. Dr. Marcus Rieker,<br />
Director Academic Affairs<br />
bei Horiba Europe, ist neuer<br />
Vorstandsvorsitzender der<br />
Association for Standardization<br />
of Automation and<br />
Measuring Systems (Asam<br />
e.V.). Er wurde nach zehn Jahren Mitgliedschaft<br />
im Vorstand zum Vorstandsvorsitzenden gewählt.<br />
Das Amt wird damit erstmals von einem Vertreter<br />
eines Zulieferers bekleidet.<br />
Bild: Markus Breig, KIT<br />
Mit rund 10 Millionen Euro fördert das Land<br />
Baden-Württemberg den Innovationscampus<br />
„Mobilität der Zukunft“ (ICM) des Karlsruher<br />
Instituts für Technologie (KIT) und der Universität<br />
Stuttgart. Ziel des ICM ist es, durch exzellente<br />
Grundlagenforschung in den Bereichen<br />
Mobilität und Produktion neue, bahnbrechende<br />
Technologien hervorzubringen.<br />
Dazu setzt er auf schnelles und flexibles Erproben<br />
gänzlich neuer Ansätze nach dem<br />
Motto „fail fast and often“ (etwa „agil arbeiten,<br />
oft scheitern, viel lernen, weit kom-<br />
men“). Er will Zukunftsfelder identifizieren,<br />
Kooperationsorte, Innovations- und Gründungskultur<br />
schaffen, Nachwuchs fördern<br />
und die Forschungslandschaft in Baden-Württemberg<br />
integrieren.„Der Innovationscampus<br />
Mobilität adressiert den notwendigen,<br />
sich abzeichnenden Transformationsprozess<br />
der Mobilität und der zugeordneten Produk -<br />
tionstechnik“, sagte der Vizepräsident des KIT<br />
für Innovation und Internationales, Professor<br />
Thomas Hirth: „Wir wollen die Konzepte und<br />
Modelle dazu entwickeln und bauen dazu auf<br />
unsere wissenschaftliche Exzellenz, interdisziplinäre<br />
Grundlagenforschung und neue Innovationsprozesse.“<br />
Die ersten beiden Pilotprojekte<br />
beschäftigen sich etwa mit emissionsfreien<br />
Antrieben und der Additiven Fertigung,<br />
also dem Einsatz von 3D-Druckern<br />
nicht nur für hochwertige und einsatzfähige<br />
(Leicht-)Bauteile. Der ICM ist ein Schwerpunkt<br />
des Wissenschaftsministeriums im<br />
Schwerpunkt „Strategiedialog Automobilwirtschaft“<br />
des Landes.<br />
mc<br />
www.mobilitaetssysteme.kit.edu<br />
Christian Buschendorf,<br />
Inficon<br />
Christian Buschendorf hat<br />
nach seinem Wechsel zu<br />
Inficon in Köln im vergangenen<br />
Jahr jetzt die Position<br />
des Head of Service für die<br />
EMEA-Region übernommen.<br />
Er war zuletzt bei Konecranes Oyj als Senior<br />
Manager Service Automated Products tätig.<br />
Christian Pampallona,<br />
Siei-Areg<br />
Von Mailand nach Pleidelsheim:<br />
Der Italiener Christian<br />
Pampallona hat die Geschäftsführung<br />
der Siei-Areg<br />
GmbH übernommen. Pampallona<br />
wird darüber hinaus<br />
in der Business Unit Drives & Motion Control<br />
beim Mutterkonzern Gefran SPA für die Leitung<br />
des Antriebsgeschäfts verantwortlich sein.<br />
Prüfgesellschaft SGS eröffnet E-Mobility-Testzentrum<br />
Vom Batterietest bis zu Infrastrukturtests<br />
Die Prüfgesellschaft SGS hat in Geretsried bei<br />
München ein neues Testzentrum für E-Mobilität<br />
eröffnet. Das 4000 m² große Labor soll zu<br />
einer der fortschrittlichsten Prüfstätten für Sicherheits-<br />
und Funktionstests sowie Umweltsimulationen<br />
im Bereich der Elektromobilität<br />
in Deutschland werden. Künftig prüfen dort<br />
bis zu 40 Experten des weltweit tätigen Prüfkonzerns<br />
Traktionsbatterien und Fahrzeug-<br />
Komponenten von Elektrofahrzeugen auf<br />
Leistungsfähigkeit und Sicherheit. „Unser<br />
neues e-Mobility Labor in Gelting ist eine Investition<br />
in die Zukunft“, sagte Christoph<br />
Dyck, Director des Fachbereichs Transporta -<br />
tion bei der Prüfgesellschaft SGS. „Hier können<br />
wir mit zusätzlichen Dienstleistungen für<br />
den Automobil- und Fahrzeugbau perspek -<br />
tivisch wachsen. Das Raumkonzept ist exakt<br />
auf unsere Arbeitsabläufe abgestimmt.“ Batterie-Tests<br />
sind nur eine der Dienstleistungen,<br />
mit denen SGS Automobilhersteller und<br />
Zulieferer im Bereich der Elektromobilität unterstützt.<br />
Die Prüfer testen auch elektronische<br />
und elektromechanische Komponenten, wie<br />
Steckverbinder oder Motorbauteile von Elektro-<br />
und Hybridfahrzeugen sowie von herkömmlichen<br />
Kraftfahrzeugen. Auch die Infrastruktur,<br />
wie Ladesäulen und Ladekabel, kann<br />
untersucht werden.<br />
mc<br />
www.sgsgroup.de<br />
Bild: SGS<br />
10 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
BRANCHENNEWS<br />
MAGAZIN<br />
Ab spätestens 2023 werden erste Flugtaxis in Großstädten erwartet<br />
Bosch-Sensorbox will Flugtaxis erschwinglich machen<br />
Die Unternehmensberatung Boston Consulting<br />
Group prognostiziert für 2030 weltweit<br />
eine Milliarde Flüge mit meist unbemannt<br />
fliegenden Lufttaxis, wenn sich Sharing-<br />
Dienste auf festen Routen auch über den<br />
Straßen etablieren. Bosch arbeitet an moderner<br />
Sensortechnik, um diese Flüge sicher<br />
und komfortabel zu machen. „Ab spätestens<br />
2023 werden die ersten Flugtaxis in Großstädten<br />
abheben. Bosch möchte diesen Zukunftsmarkt<br />
als Zulieferer mitgestalten“, sagt<br />
Harald Kröger, Vorsitzender des Bosch-Geschäftsbereichs<br />
Automotive Electronics.<br />
Bosch hat dafür eine Marktlücke entdeckt:<br />
Herkömmliche Luftfahrttechnik ist zu teuer,<br />
zu groß und zu schwer um in autonomen<br />
Flugtaxis eingesetzt zu werden. Moderne<br />
Sensoren, die auch fürs automatisierte Fahren<br />
oder im Schleuderschutzsystem ESP eingesetzt<br />
werden, können die Lücke schließen.<br />
Das Entwickler-Team hat daher dutzende<br />
Sensoren in einem Universalsteuergerät für<br />
Flugtaxis zusammengeführt. Das Universalsteuergerät<br />
mit serienerprobten Sensoren<br />
soll dafür sorgen, dass Position und Flugzeuglage<br />
der fliegenden Taxis jederzeit ermittelt<br />
werden können und sie sich präzise und<br />
sicher steuern lassen. Dafür sorgen etwa Beschleunigungs-<br />
und Drehratensensoren, die<br />
die Bewegungen und den Neigungswinkel<br />
der Fluggeräte exakt messen. Bosch kann<br />
diese Lösung günstig realisieren, da das Unternehmen<br />
serienerprobte Sensoren einsetzt..<br />
Hersteller von Flugtaxis können die<br />
Sensorbox nach dem Plug&Play-Prinzip einfach<br />
in ihre Fluggeräte einbauen.<br />
mc<br />
www.bosch.com<br />
Bild: Bosch<br />
Bild: Groupe PSA<br />
Constellium liefert Alu-Karosseriebleche an Groupe PSA<br />
Alu jetzt auch in kleinen NfZ und PKW eingesetzt<br />
Constellium liefert Karosseriebleche aus Aluminium<br />
für die Motorhaube des neuen Peugeot<br />
Partner und des neuen Citroën Berlingo<br />
Vans der Groupe PSA sowie für den Berlingo<br />
und den Peugeot Rifter. Damit verwendet<br />
der Autobauer erstmals Karosseriebleche<br />
aus Aluminium in kleineren Nutzfahrzeugen.<br />
Der Lieferant fertigt die Bleche aus der Surfalex-Legierung<br />
für die Außenhaubenpaneele.<br />
Dieses Material erfüllt die Anforderungen an<br />
die Oberflächenqualität dank seiner spezifischen<br />
Falz- und Roping-Eigenschaften. Für<br />
die Innenhaube wird eine Materiallösung mit<br />
guter Formbarkeit und mechanischer Beständigkeit<br />
verwendet, die eine effiziente Verar-<br />
beitung komplexer Geometrien ermöglicht.<br />
Constellium liefert zudem das vordere Crash-<br />
Management-System für die besagten Fahrzeuge.<br />
Aluminium eignet sich gut für diese<br />
Systeme, weil es eine erstklassige Energieaufnahme<br />
bietet, um die Insassen sowie das<br />
Fahrzeug im Falle einer Kollision zu schützen.<br />
Beim Stoßfängerträger und den Crashboxen<br />
handelt es sich um extrudierte Komponenten.<br />
Dies ermöglicht es dem Anbieter, Produkte<br />
zu entwickeln, die leichter sind, aber<br />
auch die Spezifikationen der Kunden hinsichtlich<br />
Größe, Form, Bauraum und Festigkeit erfüllen.<br />
mc<br />
www.constellium.com<br />
Leichtbau-Elektromobil mit von Fraunhofer LBF entwickelt<br />
Preiswerter und sicherer elektrischer Stadtflitzer<br />
Urban-EV ist ein preiswertes und sicheres<br />
zweisitziges Elektromobil mit super leichter<br />
Fahrzeugarchitektur. An der Entwicklung des<br />
von der Europäischen Union geförderten Forschungsprojekts<br />
Urban-EV war das Fraunhofer-Institut<br />
für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit<br />
LBF maßgeblich beteiligt. Die<br />
Herausforderung bei der Fahrzeugentwicklung<br />
bestand darin, die hohen geltenden<br />
Standards für den Insassenschutz mit guten<br />
Leistungsdaten für den Fahrbetrieb zu vereinen.<br />
Zu erreichen war dies nur mit konsequentem<br />
Leichtbau. Einen wesentlichen Beitrag<br />
zur Masseeinsparung in dem Zweisitzer<br />
leistet eine neu entwickelte, leichte und stabile<br />
Rahmenstruktur. Sie besteht aus Aluminium-Leichtbauprofilen,<br />
die über Knotenteile<br />
aus Magnesiumguss miteinander verbunden<br />
sind. Dazu entwickelte der Projektpartner<br />
PST die Electro Magnetic Puls Technology<br />
EMPT, ein berührungsloses Verfahren zum<br />
Fügen elektrisch leitfähiger Materialien, weiter.<br />
Die Vielfalt der von Wissenschaftlern des<br />
Fraunhofer LBF angestellten Untersuchungen<br />
reichte von der Absicherung der weiter<br />
entwickelten Fügetechnologie des EMPT-<br />
Crimpens und die Lebensdauerbewertung<br />
mittels EMPT-gefügter Komponenten über<br />
die Prüfung ausgewählter Achskomponenten<br />
bis hin zur Betriebsfestigkeitsprüfung eines<br />
Halbachsmoduls.<br />
mc<br />
www.urban-ev.eu<br />
Bild: Fraunhofer LBF /Raapke<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 11
MAGAZIN<br />
BRANCHENNEWS<br />
Deutscher Verband Flüssiggas sieht KBA-Daten auch als Signal an Automobilhersteller<br />
Wieder mehr Autogas-Pkw neu zugelassen<br />
Im ersten Halbjahr 2019 verzeichneten Autogas-Fahrzeuge<br />
laut Kraftfahrt-Bundesamt<br />
(KBA) im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum<br />
ein Plus von 93,2 Prozent bei<br />
den Neuzulassungen. „Damit wird einmal<br />
mehr deutlich, dass die emissionsarme Alternative<br />
Autogas für Verbraucher interessant<br />
bleibt“, betonte Rainer Scharr, Vorsitzender<br />
des Deutschen Verbands Flüssiggas (DVFG),<br />
anlässlich der positiven Halbjahresbilanz. Die<br />
Flüssiggas-Branche wünsche sich, dass dieses<br />
Signal auch von Automobilherstellern auf-<br />
gegriffen und das Angebot an Neufahrzeugen<br />
mit Autogas-Antrieb wieder ausgebaut werde.<br />
Aktuell handle es sich bei den Autogas-<br />
Pkw auf Deutschlands Straßen vor allem um<br />
umgerüstete Fahrzeuge. „Wir sind jedoch<br />
überzeugt, dass eine breitere Auswahl an<br />
Neufahrzeugen bei vielen Verbrauchern auf<br />
echtes Interesse stoßen würde“, so Scharr.<br />
Dies gelte insbesondere für Vielfahrer und<br />
Pendler auf der Suche nach emissionsarmen<br />
Fahrzeugen, die weder auf überzeugende<br />
Reichweiten noch auf eine gut ausgebaute In-<br />
frastruktur verzichten wollen. Autogas erfülle<br />
diese Ansprüche mit bundesweit rund 7100<br />
Tankstellen und bleibe auch preislich attraktiv,<br />
erklärte Scharr. Im Juni 2019 lag der Autogas-<br />
Preis bei durchschnittlich 61,2 C/l. mc<br />
www.dvfg.de<br />
Bild: Fotolia/Roman Milert<br />
Vollständige Integration in Scheinwerfer geplant<br />
Blickfeld und Koito kooperieren bei Lidar-Sensoren<br />
Bild: Blickfeld<br />
Blickfeld, Anbieter von Solid-State-Lidar-Technologie,<br />
und Koito Manufacturing, Anbieter<br />
von Fahrzeugaußenbeleuchtung, haben bekannt<br />
gegeben, dass sie an der Entwicklung<br />
eines Lidar-Sensors arbeiten, der sich vollständig<br />
in Scheinwerfer integrieren lässt. Die Integration<br />
von Blickfelds Lidar in Koito-Scheinwerfer<br />
ermöglicht Automobilherstellern eine Echtzeit-3D-Kartierung<br />
und Objekterkennung,<br />
Klassifizierung sowie Tracking, ohne das De-<br />
sign des Fahrzeugs zu beeinträchtigen. Dies<br />
stellt einen Fortschritt im Bereich der serienmäßigen<br />
Fahrerassistenzsysteme (ADAS) und<br />
dem autonomen Fahren dar. Die für den Massenmarkt<br />
entwickelte 3D-Solid-State-Lidar-<br />
Technologie erfüllt höchste Leistungsanforderungen<br />
im Automobilbereich. Das Herzstück<br />
des Lidar-Sensors ist dabei ein speziell entwickelter<br />
MEMS-Spiegel aus Silizium. mc<br />
www.blickfeld.com<br />
Wir berichten über<br />
Akka DNO ..................................... 50 Federal-Mogul ............................... 72<br />
Alibaba ........................................... 58 Ford ............................................... 18<br />
Amazon ......................................... 58 ForgeRock ..................................... 58<br />
Apple ............................................. 58 Fraunhofer ICT ................................. 8<br />
Asahi Kasei .................................... 20 Fraunhofer IGCV .............................. 8<br />
Asam e.V. ....................................... 10 Fraunhofer IPA ......................... 14, 16<br />
Audi ......................................... 18, 58 Fraunhofer ISE ................................. 8<br />
Auma ............................................. 10 Fraunhofer LBF .............................. 11<br />
Autodesk ....................................... 78 Gefran ............................................ 10<br />
AVL ................................................ 46 General Motors ............................. 78<br />
BASF ............................................. 80 Google ........................................... 58<br />
Beckhoff ........................................ 50 Groupe PSA ................................... 11<br />
BH Sens ........................................ 69 Harman .......................................... 68<br />
Blickfeld ......................................... 12 Helmholtz-Institut ..................... 17, 24<br />
BMBF .............................................. 8 Hewlett Packard Enterprise ........... 54<br />
BMW ....................................... 18, 20 Hoerbiger ...................................... 73<br />
Bosch ............................................. 11 Honda ...................................... 18, 58<br />
Car2Go .......................................... 58 Horiba ............................................ 10<br />
Cepton ........................................... 66 Hyundai ......................................... 18<br />
CiK Solutions ................................. 52 IALB ............................................... 17<br />
CMA/CGM ..................................... 54 IBM Deutschland ........................... 54<br />
Constellium .............................. 11, 74 IFS Deutschland ............................ 54<br />
Continental ................... 18, 37, 54, 60 Inficon ............................................ 10<br />
CTX Thermal Solutions ................... 76 Infineon ......................................... 73<br />
Dassault Systèmes ........................ 32 Intel ................................................. 8<br />
Deloitte .......................................... 54 ITK Engineering ............................. 62<br />
Deloitte Blockchain Institute .......... 54 Karlsruher Instituts für Technologie<br />
Deutscher Verband Flüssiggas ...... 12 (KIT) ......................................... 10, 24<br />
DriveNow ...................................... 58 Keysight ......................................... 52<br />
EasyMile ........................................ 18 Kia ................................................. 18<br />
Edag Engineering .......................... 34 Kirchhoff Automotive ..................... 18<br />
Ejot ................................................ 80 Koito .............................................. 12<br />
Konradin Mediengruppe ................ 14<br />
Kratzer Automation ........................ 42<br />
Kuka .............................................. 80<br />
Land Rover .................................... 18<br />
Leia Inc. ......................................... 60<br />
Maersk .......................................... 54<br />
Magna Powertrain ......................... 30<br />
Maxar Technologies ....................... 64<br />
Maximator ..................................... 53<br />
Maxon Advanced Robotics & Systems<br />
(MARS)..........................................<br />
24<br />
Maxon Group ................................ 24<br />
Menneke ....................................... 10<br />
Mercedes ...................................... 18<br />
MFPA Weimar ............................... 53<br />
Micro-Epsilon Messtechnik ........... 38<br />
MSC .............................................. 54<br />
Nanoflowcell ................................. 37<br />
Nextbase ....................................... 69<br />
Nordsys ......................................... 52<br />
NTT Data Corporation ................... 64<br />
Opel ............................................... 18<br />
Oracle Deutschland ....................... 54<br />
Phoenix Contact ............................ 26<br />
Pierburg ......................................... 18<br />
Polytec ........................................... 48<br />
Poppe+Potthoff ............................. 52<br />
Porsche .......................................... 18<br />
PST ................................................ 11<br />
Renault Trucks ................................ 72<br />
Saab Medav Technologies ............. 48<br />
Schaeffler ................................ 18, 70<br />
SGS ............................................... 10<br />
Shell .............................................. 73<br />
Siegert TFT .................................... 53<br />
Siei-Areg ........................................ 10<br />
Siemens ........................................ 48<br />
Sisko .............................................. 68<br />
Smart Testsolutions ....................... 44<br />
Solaredge ...................................... 36<br />
STMicroelectronics ....................... 36<br />
Systemtechnik Leber ..................... 48<br />
TE Connectivity ............................. 28<br />
Toyota ...................................... 20, 58<br />
Toyota Research Institute-Advanced<br />
Development (TRI-AD) .................. 64<br />
TÜV SÜD ....................................... 16<br />
Uber .............................................. 58<br />
Uni Stuttgart .................................. 10<br />
Unitronic ........................................ 69<br />
Universität Münster ........................ 8<br />
Vacuumschmelze .......................... 72<br />
VDI ........................................... 16, 17<br />
Verband der Automobilindustrie .... 18<br />
Vibracoustic ................................... 36<br />
Voith .............................................. 53<br />
VW ................................................ 18<br />
Weiss Technik .................................. 6<br />
ZF ................................ 18, 50, 54, 68<br />
Zim ................................................ 54<br />
ZSW ............................................... 17<br />
Zukunft Erdgas ................................ 6<br />
12 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
Wir lösen individuelle<br />
Antriebsaufgaben:<br />
Motoren und Generatoren:<br />
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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 13
SERVICE<br />
TIPPS & TERMINE<br />
Bild: jakarin2521/Fotolia.com<br />
Künstliche Intelligenz<br />
und Maschinelles<br />
Lernen sichern die<br />
Wettbewerbsfähigkeit<br />
und damit Zukunft<br />
Konradin Mediengruppe führt Konferenzserie ‚Smarte Maschinen im Einsatz‘ fort<br />
Künstliche Intelligenz –<br />
so sichern wir unsere Zukunft!<br />
Im Mai 2018 startete die Konradin Mediengruppe die Konferenzserie ‚Smarte Maschinen im Einsatz‘<br />
mit dem Fokus auf der ‚Künstlichen Intelligenz in der Produktion‘. Die zweite Konferenz am 15. Oktober<br />
2019 richtet den Blick nun auf die ‚Künstliche Intelligenz in Unternehmen‘ und beleuchtet, was KI in<br />
Firmen heute tatsächlich leisten kann und wo noch Herausforderungen zu bewältigen sind. Die Zahl<br />
der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist auf 150 begrenzt, Infos und Anmeldung sind jetzt möglich.<br />
In den vergangenen Monaten hat das Thema Künstliche Intelligenz<br />
(KI) viele Schlagzeilen beherrscht und auch die politischen<br />
Entscheidungsträger sind mobilisiert. Nicht ohne Grund, denn KI<br />
wird das produzierende Gewerbe – das in Deutschland den Wohlstand<br />
geschaffen hat – von Grund auf verändern. Durch das sich abzeichnende<br />
langsamere Wirtschaftswachstum dürften die Automatisierung<br />
intelligenten Verhaltens und das maschinelle Lernen in den<br />
Unternehmen noch schneller umgesetzt werden.<br />
Vor diesem Hintergrund präsentiert die Konradin Mediengruppe<br />
beim 2. Kongress ‚Smarte Maschinen im Einsatz – Künstliche<br />
Intelligenz in Unternehmen‘ KI-basierte Anwendungen agiler Mittelständler,<br />
Start-ups und großer Konzerne. Ergänzt werden die Vorträge<br />
durch Strategiereferate führender Wissenschaftler in dieser<br />
Disziplin.<br />
Die ganztägige Veranstaltung, die erneut in Kooperation mit dem<br />
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA<br />
in Stuttgart stattfindet, erlaubt eine herausragende Standortbestimmung,<br />
was KI in Firmen heute tatsächlich leisten kann und wo noch<br />
Herausforderungen zu bewältigen sind. Auf dem Kongress präsentieren<br />
sich ABB, Bosch, micropsi industries, MVTec, Parlamind, Robomotion,<br />
Siemens, Stihl, Trumpf und Voith mit aktuellen Entwicklungen<br />
beim Einsatz von KI in Unternehmen. Prof. Thomas Bauern-<br />
SMARTE MASCHINEN IM EINSATZ<br />
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ IN UNTERNEHMEN<br />
Zeit: 15. Oktober 2019<br />
Ort: Fraunhofer IPA, Nobelstraße 12, Stuttgart<br />
Die Zahl der Teilnehmer ist auf 150 begrenzt. Reservieren Sie sich<br />
deswegen Ihren Platz zum Preis von € 640 zzgl. MwSt.<br />
Programm und Anmeldung:<br />
www.industrie.de/kuenstliche-intelligenz-2019<br />
INFO<br />
hansl und Prof. Marco Huber, beide Fraunhofer IPA, sowie Prof.<br />
Marc Toussaint von der Universität Stuttgart halten Grundsatzreferate.<br />
Moderator der Veranstaltung ist der KI-Publizist und langjährige<br />
bild der wissenschaft-Autor Ulrich Eberl.<br />
Die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist auf 150 begrenzt.<br />
Der 1. Kongress war rasch ausgebucht. Details zu Anmeldung und<br />
Programm finden sich hier:<br />
www.industrie.de/kuenstliche-intelligenz-2019<br />
14 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
Industrie<br />
fachjobs24.de – hier finden Arbeitgeber<br />
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Sprechen Sie Nutzer von Branchen-Fachmedien an:<br />
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sie zu aktiven Suchern werden<br />
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SERVICE<br />
TIPPS & TERMINE<br />
Tagung am Fraunhofer IPA zur Zukunft der Automobilproduktion<br />
Produzieren ohne Band und Takt<br />
Digitalisierung, wandlungsfähige Produktion<br />
und die Umstellung auf Elektroantrieb: Wie<br />
sich die anstehenden Veränderungen in der<br />
Automobilfertigung bewältigen lassen, zeigt<br />
die 1. Stuttgarter Tagung zur Zukunft der Automobilproduktion,<br />
zu der das Fraunhofer-Institut<br />
für Produktionstechnik und Automa -<br />
tisierung IPA am 26. September 2019 nach<br />
Stuttgart einlädt. Egal, ob Verbrennungs -<br />
motor oder Elektroantrieb: Die Losgrößen<br />
sinken und die Variantenvielfalt wächst unaufhaltsam.<br />
Für die Automobilproduktion bedeutet<br />
diese Entwicklung hin zur „Mass Personalization“,<br />
also zur Herstellung von Einzel -<br />
stücken zu Kosten von Massenware, nicht<br />
weniger als eine Revolution. Wenn sich die<br />
Prozessabfolge bei jedem einzelnen Fahrzeug<br />
unterscheidet, wie stellt man dann bei<br />
einem Produkt, das aus 1500 Einzelteilen besteht,<br />
die an 500 verschiedenen Montagestationen<br />
eingebaut werden, sicher, dass jedes<br />
Bauteil genau zur richtigen Zeit am richtigen<br />
Ort zur Verfügung steht? Welche vielversprechenden<br />
neuen Ansätze es hierzu gibt,<br />
diskutieren Referenten aus Forschung und<br />
Industrie. Die Tagung ist in parallel ablaufende<br />
Tracks aufgeteilt, die sich jeweils einem<br />
Schwerpunktthema widmen:<br />
• Montage,<br />
• Infrastruktur,<br />
• Qualität,<br />
• Logistik,<br />
• Ergonomie,<br />
• Komplexitätsbeherrschung,<br />
• Strategie & Produktionssystematik sowie<br />
• Digitalisierung.<br />
Veranstaltungsort ist die Arena2036 in Stuttgart,<br />
ein Industry-on-Campus-Projekt der beiden<br />
Fraunhofer-Institute IPA und IAO sowie<br />
der Universität Stuttgart.<br />
mc<br />
www.ipa.fraunhofer.de<br />
Bild: Arena2036<br />
VDI-Konferenz „Automotive HMI and Connectivity“<br />
Künstliche Intelligenz und Augmented Reality am Steuer<br />
Bild: Metamorworks/Fotolia.com<br />
Die 6. Internationale VDI-Konferenz „Automotive<br />
HMI and Connectivity“ diskutiert am<br />
24. und 25. September 2019 in Amsterdam<br />
über Kommunikations- und Entertainmentsysteme<br />
von morgen. Wie sieht das Interieur<br />
autonomer Fahrzeuge aus? Welche Funktionen<br />
braucht es, wenn das Cockpit zum Auf-<br />
enthaltsraum wird? Die VDI-Konferenz befasst<br />
sich unter anderem damit, wie die Verbindung<br />
zwischen Mensch und Maschine auf<br />
die technologischen Durchbrüche reagieren<br />
kann. Vom autonomen Fahren über die zunehmende<br />
Vernetzung bis hin zum Internet<br />
der Dinge (IoT) und der Fahrzeugkommunikation<br />
(V2X) diskutieren die Branchen-Insider<br />
verschiedenste Aspekte.<br />
Im Mittelpunkt der Konferenz stehen unter<br />
anderem diese Themenschwerpunkte:<br />
• Internes und externes HMI,<br />
• wachsende Komplexität bei multi-modularen<br />
HMI-Konzepten,<br />
• neue Technologien im Cockpit (Virtual Reality,<br />
Augmented Reality),<br />
• HMI & Benutzererfahrung,<br />
• Künstliche Intelligenz für eine verbesserte<br />
User-Experience,<br />
• Fahrerüberwachung und Fahrerassistenzsysteme<br />
für mehr Sicherheit im Straßenverkehr,<br />
• HMI-Software: Gerätekonnektivität und<br />
Smartphone-Integration sowie<br />
• V2X, V2V & Internet of Things.<br />
Einen tiefen Einblick in das Gesamtsystem<br />
eines Elektroautos gibt der Lehrgang ,,Fachingenieur<br />
Elektromobilität VDI“. Teilnehmer erhalten<br />
nach bestandener Abschlussprüfung<br />
das VDI-Fachzertifikat ,,Fachingenieur Elektromobilität<br />
VDI“. Das Modul 1 beginnt am<br />
24. Oktober 2019 und befasst sich mit den<br />
Grundlagen moderner E-Mobilität. mc<br />
www.vdi-wissensforum.de<br />
TÜV SÜD bildet Prüfer für elektrische Ladesäulen aus<br />
Fachgerechte Erst- und Wiederholungsprüfung<br />
Wie elektrische Ladesäulen fachgerecht und<br />
rechtskonform gewartet werden ist Inhalt einer<br />
neuen Weiterbildung der TÜV SÜD Akademie.<br />
Die Schulung „Erst- und Wiederholungsprüfung<br />
von elektrischen Ladesäulen“<br />
richtet sich an Planer, Errichter, Betreiber und<br />
Elektrofachkräfte mit abgeschlossener elektrotechnischer<br />
Berufsausbildung, die elektrische<br />
Ladesäulen prüfen.<br />
Die Schulungsinhalte im Überblick:<br />
• Grundlagen der Erst- und Wiederholungsprüfung,<br />
• Elektrische Anlagen bis 1000 V,<br />
• Ortsveränderliche elektrische Betriebsmittel,<br />
Bild: Tobias Arhelger/Fotolia.com<br />
• Prüfung elektrischer Anlagen und Betriebsmittel,<br />
• Gefahren des elektrischen Stroms,<br />
• Verhalten bei Elektrounfällen,<br />
• Aufbau der Ladesäule / der Wallbox,<br />
• Praktische Übungen / Prüfungen an Ladesäulen<br />
und<br />
• Abschlusstest mit Abschlussbesprechung.<br />
In zwei Tagen lernen die Teilnehmer, Erst- und<br />
Wiederholungsprüfungen sicher auszuführen.<br />
Sie üben in Gruppen, an verschiedenen<br />
Ladesäulen die notwendigen Messungen<br />
zeitsparend durchzuführen. Zudem werden<br />
praktische Problemstellungen diskutiert. Die<br />
praxisnahe Vermittlung der Prüfarten macht<br />
es den Teilnehmern leicht, ihr neues Wissen<br />
sofort einzusetzen.<br />
mc<br />
www.tuev-sued.de/akademie<br />
16 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
12. Advanced-Lithium-Batteries-for-Automobile-Applications-Konferenz<br />
Lebensdauer und Sicherheit im Fokus<br />
Bild: HIU<br />
Batterie-Experten treffen sich<br />
vom 6. bis 9. Oktober in Ulm zur<br />
12. Advanced Lithium Batteries<br />
for Automobile Applications<br />
(ABAA-12), um über die Zukunft<br />
dieser Schlüsseltechnologie für<br />
die Elektromobilität zu diskutieren.<br />
Die Veranstaltung deckt das<br />
komplette Themenspektrum von<br />
der Grundlagenforschung über<br />
Erfahrungen aus der täglichen<br />
Anwendung bis zu Produktionsfragen<br />
ab. Im Mittelpunkt stehen<br />
Fragen rund um die Lebensdauer<br />
und Sicherheit der elektrochemischen<br />
Energiespeicher. Das Zentrum<br />
für Sonnenenergie- und<br />
Wasserstoff-Forschung Baden-<br />
Württemberg (ZSW), Ulm, ist zusammen<br />
mit dem Helmholtz-In-<br />
stitut Ulm (HIU), Ulm, und der International<br />
Automotive Lithium<br />
Battery Association (IALB) Veranstalter<br />
der Tagung. „Neben einem<br />
Überblick über den aktuellen<br />
Stand der Technik werden vor<br />
allem auch Trends für die Zukunft<br />
vorgestellt und diskutiert – inklusive<br />
neuer Materialien und Technologien<br />
– sowie mindestens<br />
ebenso wichtige Themen wie<br />
Nachhaltigkeit und Recycling“, so<br />
Prof. Stefano Passerini und Dr.<br />
Dominic Bresser vom HIU.<br />
An Konferenz nehmen politische<br />
Entscheidungsträger aus Europa,<br />
Japan, und den USA sowie Vertreter<br />
der Automobilindustrie,<br />
Material- und Zellhersteller und<br />
weltbekannte Wissenschaftler<br />
teil. „Die Automobilindustrie<br />
rechnet bis 2025 mit einem jährlichen<br />
Produktionsvolumen von<br />
über 20 Millionen Elektroautos –<br />
und für all diese Fahrzeuge müssen<br />
Batterien produziert werden“,<br />
sagt Dr. Margret Wohlfahrt-Mehrens,<br />
ZSW-Leiterin der Batterieforschung.<br />
mc<br />
www.zsw-bw.de<br />
www.hiu-batteries.de<br />
www.abaa12.org<br />
MOTEK<br />
Halle 3 / Stand 3115<br />
07. - 10. Oktober 2019<br />
info@tuenkers.de<br />
www.tuenkers-modular-automation.de<br />
10. VDI-Fachkonferenz Automobiles Cockpit<br />
Mehr Komfort und Ästhetik gewünscht<br />
Bild: VDI Wissensforum<br />
Multisensorische Oberflächen<br />
und neue Fertigungsverfahren<br />
sind Thema der 10. VDI-Fachkonferenz<br />
„Automobiles Cockpit“<br />
am 24. und 25. September 2019<br />
in Heidelberg. Bei der Entwicklung<br />
des Fahrzeuginterieurs au-<br />
tonomer Fahrzeuge spielen<br />
Funktion und Ästhetik eine entscheidende<br />
Rolle. Sowohl die<br />
technischen als auch die<br />
Material anforderungen ändern<br />
sich, wenn das Fahrzeug autonom<br />
fährt und das Cockpit zum<br />
Aufenthaltsraum wird.<br />
Die Top-Themen der VDI-Fachkonferenz<br />
sind:<br />
• Asien: Design und Trends;<br />
• Auswirkungen der Neuen Mobilität<br />
auf das Interieur;<br />
• Funktions- und Bauteilintegration;<br />
• sensorische Oberflächen und<br />
• alternative Bedienkonzepte.<br />
mc<br />
www.vdi-wissensforum.de
SERVICE<br />
MESSE IAA<br />
Internationale Automobil-Ausstellung 2019 will mit vier neuen Motiven attraktiver werden<br />
Mobilitätswende im Fokus<br />
Zukunftsthemen wie autonomes Fahren, urbane Mobilität, neue Mobilitätsdienste und Elektromobilität<br />
stehen auf der IAA 2019 im Fokus. Mehr Debatten und Diskussionen auf nun vier Bühnen sollen die Veranstaltung,<br />
trotz Ausstellerverlust, für Besucher attraktiv machen. Und auf der B2B-Plattform New Mobility<br />
World treffen Digitalunternehmen auf Automobilakteure und Zulieferer.<br />
Driving tomorrow lautet das Motto der Internationalen Automobil-Ausstellung<br />
(IAA) in Frankfurt, die vom 12. bis 22. September<br />
2019 in Frankfurt mit visionären Konzeptfahrzeugen, Elektromobilität,<br />
alternativen Antriebe, Smart Cities und Disruptoren aufwartet.<br />
Allerdings haben diesmal viele Automarken abgesagt oder treten<br />
mit deutlich verkleinertem Stand auf. Ein Trend, der nicht zuletzt<br />
schon beim Genfer Autosalon zu sehen war. Um die Veranstaltung<br />
trotzdem für Besucher attraktiv zu machen, richtet der Verband der<br />
Automobilindustrie (VDA), Berlin, sie neu aus. „Die IAA transformiert<br />
sich, so wie die Branche auch“, sagt VDA-Präsident Bernhard<br />
Mattes. „Die IAA wird interaktiver, vernetzter, digitaler. Trends und<br />
Themen werden branchenübergreifend vorgestellt und diskutiert.“<br />
Das neue Programm setzt auf vier Formate: Conference, Experience,<br />
Exhibition und Career. Die IAA Conference ist eine Veranstaltungsreihe<br />
mit hochrangigen Events auf diesmal vier Bühnen, die<br />
vom 11. bis 13. September in Halle 5 stattfindet. Diskutiert wird hier<br />
über Themen wie Künstliche Intelligenz, Infotainment, alternative<br />
Antriebe, Lösungen für den Klimawandel, Smart Cities oder die Sharing-Economy.<br />
Mehr als 200 CEOs, Visionäre, Querdenker und Persönlichkeiten<br />
aus Gesellschaft, Wissenschaft, Politik sowie der internationalen<br />
Automobilbranche und Techszene teilen vor Ort ihre Visionen<br />
und Ideen.<br />
IAA Exhibition heißt die klassische Ausstellung, die die gesamte<br />
Wertschöpfungskette abbildet und die Facetten der Megatrends<br />
vernetztes und automatisiertes Fahren, Elektromobilität und alternative<br />
Antriebe erlebbar macht.<br />
Die IAA Experience bringt Erlebnisse aufs Gelände, zum Beispiel<br />
mit einem Outdoor-Parcours für SUVs sowie intensivierten Probefahrten<br />
auf einer exklusiven Teststrecke durch die Innenstadt Frank-<br />
Hallenplan / Floor plan<br />
S4<br />
S6<br />
S1<br />
S2<br />
Plan: VDA/IAA<br />
S3<br />
S5<br />
Pick-up-/<br />
Drop-off-Zone<br />
Vor allem im Freibereich der IAA 2019 sollen viele Angebote die Neuheiten besser erlebbar machen. Darunter ein Off-Road-Parcour und eine E-Bike-<br />
und E-Scooter-Teststrecke. Um die Halle 10 herum fahren People Mover von ZF als autonome Shuttlebusse. Parallel zur IAA findet in Halle 5 erneut<br />
die B2B-Plattform für Fachbesucher – New Mobility World statt. Sie beginnt schon einen Tag früher<br />
18 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
MESSE IAA<br />
SERVICE<br />
Bild: IAA/VDA<br />
Auch wenn diverse Automobilhersteller dieses Jahr nicht an der IAA teilnehmen:<br />
Die Aussteller warten trotzdem mit vielen Neuheiten zu Themen<br />
wie Künstliche Intelligenz, Infotainment, alternative Antriebe, Lösungen für<br />
den Klimawandel, Smart Cities oder die Sharing-Economy auf<br />
Continental zeigt seinen ersten voll integrierten elektrischen Serien-Achsantrieb.<br />
Das Modul wiegt weniger als 80 kg und beinhaltet Elektromotor,<br />
Getriebe, Leistungselektronik und Motorsteuerung. Diese Integration erspart<br />
nicht zuletzt zahlreiche Kabelverbindungen und Stecker. Das reduziert<br />
das Gewicht von Elektrofahrzeugen um rund 20 kg<br />
Bild: Continental<br />
furts oder über die nahegelegene Autobahn (IAA Test Drive). Wer<br />
autonome Fahrzeuge selbst erleben will, kann sich in einem der beiden<br />
„People Mover“ von ZF um die Halle 10 chauffieren lassen. Zudem<br />
können die Besucher auf der Freifläche auf einem 1500 m 2 großen<br />
Openair-Parcours E-Bikes und E-Scooter testen – Light Vehicles,<br />
die nach Ansicht des VDA eine wesentliche Innovationsrolle<br />
spielen. Die IAA Career schließlich richtet sich an Studierende, Berufseinsteiger<br />
und Professionals.<br />
B2B-Plattform New World Mobility<br />
Auch wenn diverse Automobilhersteller dieses Jahr nicht an der IAA<br />
teilnehmen, zeigen einige Neuheiten: etwa VW seinen ersten rein<br />
elektrisch angetriebenen Serienwagen, den ID.3; Porsche den 600<br />
PS starken Taycan-Sportwagen mit 500 km Reichweite; Honda den<br />
bereits in Genf präsentierten Honda E mit seinem hohen Maß an<br />
Konnektivität, weswegen das Armaturenbrett gleich mit fünf Bildschirmen<br />
gespickt ist. Und Schaeffler führt seinen elektrisch betriebenen<br />
Schaeffler Mover vor, der sich durch eine hohe Manövrierbarkeit<br />
dank 90 Grad-Radeinschlag auszeichnet. Einen neuen Hybriden<br />
gibt es mit dem Kona Hybrid bei Hyundai zu sehen. Auch die PSA-<br />
Tochter Opel, als einziges Unternehmen aus dem Konzern auf der<br />
IAA, ist mit dem Plug-In-Hybriden Grandland X Hybrid4 vertreten.<br />
Mercedes bietet seinen neuen GLE als Mildhybrid an, aber auch traditionell<br />
mit Verbrennungsmotoren. Die finden sich auch in der<br />
BMW 1er-Serie, bei Land Rover in der Neuauflage des Defenders<br />
sowie in neuen Modellen bei Audi, Ford und Kia.<br />
Interessant sind zudem viele Detaillösungen von Komponentenherstellern.<br />
So startet etwa ZF (Halle 8, Stand C21) in Frankfurt eine<br />
Produktoffensive für Hybrid- und Elektrofahrzeuge, aktive Fahrwerke,<br />
integrierte Sicherheit und das automatisierte Fahren. Mit einer<br />
8-Gang-Automatgetriebe-Variante für Plug-in-Hybride legt das Unternehmen<br />
die Grundlage für eine neue Gattung batterieelektrischer<br />
Fahrzeuge. Das Hybridsystem ermöglicht hohe, rein elektrische<br />
Fahrleistungen und stellt eine gleichberechtigte Alternative zu rein<br />
batterieelektrischen Fahrzeugen in bestimmten Anwendungsfällen<br />
dar. Parallel zum Hybridantrieb arbeitet ZF daran, rein elektrische<br />
Antriebsstränge weiter zu verbessern. Ein wichtiger Schritt ist die<br />
Weltpremiere eines elektrischen 2-Gang-Antriebs für Pkw. Die Konzeptentwicklung<br />
vereint einen elektrischen Motor mit 140 KW (190<br />
PS) maximaler Leistung, ein zweistufiges Schaltelement und eine<br />
Leistungselektronik. Gegenüber einem einstufigen Antrieb kann er<br />
die Reichweite pro Batterieladung um bis zu 5 % steigern.<br />
Der Messeauftritt von Pierburg (Halle 8, Stand 20) steht unter dem<br />
Motto E3: Emissions, Efficiency und Electrification. Aus dem Bereich<br />
E-Mobilität präsentiert der Zulieferer etwa Komponenten für<br />
das batterieelektrische Fahren sowie elektrische Hochvolt-Fahrantriebe<br />
und einen 48-V-Antrieb für kleine Nutzfahrzeuge und Kleinfahrzeuge.<br />
Die Unternehmensdivision Hardparts mit der Marke Kolbenschmidt<br />
präsentiert besonders reibungsarme Konzepte für moderne<br />
Leichtbaukolben, etwa das erst kürzlich zur Serienreife entwickelte<br />
Kolben-Leichtbaukonzept Liteks-5, das speziell auf Ottomotoren<br />
ausgelegt ist.<br />
Kirchhoff Automotive (Halle 9, Stand B16) demonstriert Innovationen<br />
in den Bereichen Leichtbau, Crashsicherheit und Wirtschaftlichkeit,<br />
etwa eine Weiterentwicklung seines ersten Batteriegehäuses<br />
für E-Mobilität und ein Crashmanagement-System.<br />
Aufgrund des vorausgegangenen Erfolges ist die internationale<br />
B2B-Plattform für Fachbesucher – New Mobility World (NMW) weiter<br />
dabei. Sie findet vom 11. bis 15. September in Halle 5 statt. Im<br />
Mittelpunkt stehen die fünf Kernthemen Automation, Connecti -<br />
vity, Clean and Sustainable Mobility, Urban Mobility sowie Mobility-as-a-Services.<br />
Auf den Konferenzbühnen und im Ausstellerbereich<br />
drehen sich die Debatten und Gespräche um Themen wie<br />
Künstliche Intelligenz, User Interfaces und Infotainment Systeme,<br />
alternative Antriebe, Lösungen für den Klimawandel und<br />
Luftqualität, Smart Cities oder die Sharing-Economy. „Vieles,<br />
was wir 2015 zum Auftakt der New Mobility World als Mobilität der<br />
Zukunft präsentiert haben, ist heute reale Gegenwart. Ride-Pooling<br />
und Ride-Sharing sind selbstverständlich in den Metropolen unserer<br />
Welt, die ersten autonomen Sammeltaxen sind bereits unterwegs<br />
und die Infrastruktur moderner Städte ist vielerorts längst vernetzt<br />
und intelligent”, so VDA-Geschäftsführer Dr. Martin Koers.<br />
Der Auftritt des Technologieunternehmens Continental (Halle 5,<br />
Stand C05) steht hier unter dem Motto „Null Unfälle, null Emissionen<br />
und null Stress dank intelligenter Vernetzung und Komfort.“<br />
Sein Radarsystem kommt beispielsweise erstmals im autonomen<br />
Shuttlebus EZ10 des französischen Unternehmens EasyMile zum<br />
Einsatz, das speziell für fahrerlose Fahrzeuge bis zur Serienreife entwickelt<br />
wurde: Insgesamt sieben Radarsensoren mit einer Reichweite<br />
von jeweils bis zu 200 m überwachen durchgehend das Fahrzeugumfeld.<br />
mc<br />
www.iaa.de<br />
Messe-Info<br />
Internationale Automobilausstellung IAA<br />
12. bis 22. September 2019<br />
Frankfurt<br />
Direkt zur Programmübersicht der IAA-Konferenz<br />
http://hier.pro/osEVd<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 19
MAGAZIN<br />
PORTRÄT<br />
Im Gespräch: Dr. Akira Yoshino, Honorary Fellow Asahi Kasei, Tokio, Japan<br />
„Die Lithium-Ionen-Batterie ist<br />
eine ausgereifte Technologie“<br />
Die Lithium-Ionen-Batterie (LIB) ermöglichte maßgeblich die Verbreitung von mobilen Elektronikgeräten<br />
und stellt mit ihrer Anwendung in der Elektromobilität auch für die Automobilindustrie eine wichtige<br />
Zukunftstechnologie dar. Dr. Akira Yoshino, Honorary Fellow Asahi Kasei, entwickelte Anfang der<br />
1980er Jahre den ersten funktionellen Prototypen einer LIB. Im Gespräch mit <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> erläutert<br />
er, welche Fragen ihn im Zusammenhang mit der Verbesserung der LIB beschäftigen.<br />
Interview: Johannes Gillar, stellvertretender Chefredakteur <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
Bild: Asahi Kasei<br />
„Ein gemeinsamer Vorteil der<br />
Sodium- und Magnesium-Ionen-Technologie<br />
ist, dass es<br />
keine Ressourcenprobleme<br />
gibt – insbesondere im<br />
Vergleich zu Lithium.“<br />
Dr. Akira Yoshino,<br />
Honorary Fellow Asahi<br />
Kasei, Tokio, Japan<br />
gesetzt werden. Zu guter Letzt ist die Lithium-Ionen-Batterie<br />
eine ausgereifte Technologie – mit etwa 25 Jahren<br />
Markterfahrung im Mobile-IT-Bereich. Bei der Anwendung<br />
im Automobilbereich gibt es aber natürlich noch Verbesserungsbedarf.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Darüber hinaus spielt der Lithium-Ionen-Akku<br />
eine immer größere Rolle bei der effektiven<br />
Speicherung und Nutzung von Strom aus erneuerbaren<br />
Energiequellen. Welche Rolle spielt das<br />
im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz?<br />
Dr. Yoshino: Ich bin der Ansicht, dass die Lithium-Ionen-<br />
Batterie in diesen Bereichen einen signifikanten Beitrag<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Die Lithium-Ionen-Batterien haben<br />
maßgeblich zur schnellen Verbreitung von mobilen<br />
Elektronikgeräten beigetragen und stellen mit ihrer<br />
Anwendung in der Elektromobilität auch für die<br />
Automobilindustrie eine wichtige Zukunftstechnologie<br />
dar. Welche Vorteile bietet diese Batterie-Technologie?<br />
Dr. Yoshino: Zum einen ist die Energiedichte von Lithium-<br />
Ionen-Batterien sehr hoch, sodass man mit einem Ladevorgang<br />
eine Reichweite von etwa 400 Kilometern erzielen<br />
kann. Ein weiterer Vorteil ist, dass sich die Dicke der<br />
Elektroden problemlos ändern lässt. Damit kann die Lithium-Ionen-Batterie<br />
in verschiedenen Elektrofahrzeugen –<br />
wie HEV (Hybrid Electric Vehicle), PHEV (Plug-in Hybrid<br />
Electric Vehicle) oder BEV (Battery Electric Vehicle) – ein-<br />
Asahi Kasei präsentierte auf der Battery Show<br />
Europe 2019 in Stuttgart das Modell einer Lithium-Ionen-Batterie,<br />
in dem unter anderem Hochleistungskunststoffe<br />
und Separatoren verbaut sind<br />
Bild: Asahi Kasei<br />
INFO<br />
Europäischer Erfinderpreis<br />
für japanischen Tüftler<br />
Asahi Kasei Honorary Fellow Dr. Akira Yoshino wurde vom<br />
Europäischen Patentamt (EPA) für seine Erfindung und Weiterentwicklung<br />
der Lithium-Ionen-Batterie mit dem Europäischen<br />
Erfinderpreis 2019 in der Kategorie der Nicht-EPO-<br />
Staaten ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand am 20. Juni<br />
2019 in der Wiener Stadthalle statt. „Akira Yoshino hat die<br />
Grundlage für die heutige Lithium-Ionen-Technologie und -Industrie<br />
geschaffen. Seine Erfindungen finden sich in<br />
Smartphones wieder, die Menschen auf der ganzen Welt verbinden.<br />
Sie ermöglichen zudem die Entwicklung von Elektrofahrzeugen“,<br />
sagte EPA-Präsident António Campinos. „Seine<br />
Technologie hat unsere Gesellschaft verändert, auch weil die<br />
Lizenzen, die anderen Unternehmen für die Nutzung seiner<br />
patentierten Erfindungen erteilt wurden, dazu beigetragen<br />
haben, die Vermarktung entscheidend zu beschleunigen.“<br />
20 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
Bild: Asahi Kasei<br />
Dr. Akira Yoshino,<br />
Honorary Fellow Asahi<br />
Kasei, Tokio, Japan<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 21
MAGAZIN<br />
PORTRÄT<br />
Bild: Asahi Kasei<br />
„Die Bewegung von<br />
Lithium-Ionen unterscheidet<br />
sich stark – je nach Anwendung<br />
in flüssigen oder festen<br />
Elektrolyten. Wenn wir dieses<br />
Phänomen verstehen,<br />
können wir eine komplett<br />
neue Batterietechnologie<br />
entwickeln.“<br />
Dr. Akira Yoshino,<br />
Honorary Fellow Asahi Kasei,<br />
Tokio, Japan<br />
leisten kann. Um Photovoltaik oder Windenergie als bewährte<br />
Energiequellen zu etablieren, ist ein riesiges Energiespeichersystem<br />
notwendig. Die drängende Frage ist:<br />
Welche Infrastruktur ist hierfür nötig, und wie kann sie<br />
aufgebaut werden? Ich denke, dass mit der steigenden<br />
Popularität von Elektrofahrzeugen die Lithium-Ionen-Batterie<br />
im Inneren der Elektroautos zum Energiespeichersystem<br />
der Zukunft avanciert.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Neben Lithium-Ionen-Batterien<br />
forschen Automobilhersteller wie BMW und Toyota<br />
mittlerweile an weiteren Batterie-Technologien. Beschäftigen<br />
Sie beziehungsweise Asahi Kasei sich<br />
ebenfalls mit Themen wie Feststoffbatterie oder Natrium-<br />
beziehungsweise Magnesium-Ionen-Batterietechnologien?<br />
Dr. Yoshino: Viele Forschungsinstitute arbeiten an der Verbesserung<br />
der Lithium-Ionen-Batterie und der Batterietechnologie<br />
der nächsten Generation. Asahi Kasei ist hier<br />
natürlich ebenfalls aktiv.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche dieser Technologien wird<br />
sich am Ende durchsetzen und welche Gründe gibt es<br />
dafür?<br />
Dr. Yoshino: Es ist derzeit noch zu früh zu sagen, welche<br />
Technologie sich letztendlich etablieren und den Weg in<br />
die Massenproduktion finden wird. Ich denke aber, dass<br />
die Festkörperbatterie derzeit die besten Chancen hat.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wenn man die Lithium-Ionenmit<br />
Natrium-/Magnesium-Ionen-Technologie vergleicht.<br />
Welche Unterschiede gibt es und wo liegen<br />
die jeweiligen Vor- beziehungsweise Nachteile?<br />
Dr. Yoshino: Ein gemeinsamer Vorteil der Sodium- und<br />
Magnesium-Ionen-Technologie ist, dass es keine Ressourcenprobleme<br />
gibt – insbesondere im Vergleich zu Lithium.<br />
Darüber hinaus ist bei der Magnesium-Ionen Technologie<br />
eine Verbesserung der Energiedichte zu erwarten.<br />
Auf der anderen Seite verhindert die vergleichsweise<br />
geringe Bewegungsgeschwindigkeit von Magnesium-<br />
Ionen und Sodium-Ionen derzeit noch die Anwendung in<br />
der Batterie.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wenn es um das Thema Elektroautos<br />
geht, bemängeln Kritiker oft die Lebensdauer<br />
von Lithium-Ionen-Batterien. Wie lässt sich die Zahl<br />
der Ladevorgänge erhöhen?<br />
Dr. Yoshino: Im Hinblick auf das Material haben sowohl<br />
Anode als auch Elektrolyt einen erheblichen Einfluss auf<br />
die Lebensdauer der Batterie. Eine Weiterentwicklung<br />
dieser Materialien wird zu langlebigeren Batterien führen.<br />
Ein weiterer Faktor ist die Elektrodenstruktur. Eine neue<br />
Elektrodentechnologie kann ebenfalls die Lebensdauer<br />
der Batterie verbessern.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sie haben zudem als erster Entwickler<br />
eine polyolefinbasierte poröse Membran in einer<br />
Lithium-Ionen-Batterie angewendet. Was genau<br />
tut diese Membran und welche Vorteile hat das für eine<br />
Batterie?<br />
Bild: Asahi Kasei<br />
Dr. Yoshino im Konzept-Elektroauto AKXY von Asahi Kasei. Damit demonstriert<br />
der japanische Konzern 37 Lösungen für die Automobilindustrie<br />
Dr. Yoshino: Die Membran spielt eine wesentliche Rolle<br />
bei der elektrischen Isolierung und fungiert somit als Separator<br />
zwischen Anode und Kathode. Die Durchlässigkeit<br />
der Ionen ist dabei weiterhin gewährleistet. Dabei<br />
kommt es auf die geringe Dicke der Membran an. Außerdem<br />
schmilzt sie bei etwa 140-150 Grad, stoppt damit die<br />
Lithium-Ionen – und somit die Batterie an sich. So trägt<br />
die Membran auch wesentlich zur Sicherheit der Batterie<br />
bei, denn im Falle einer Überhitzung wird so die Explosion<br />
des Akkus verhindert.<br />
22 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
Im Elektrofahrzeug AKXY fließen die Kompetenzen vieler Geschäftsbereiche<br />
von Asahi Kasei ein, alle 36 eingesetzten Bauteile,<br />
Komponenten und Systeme bestehen aus Hochleistungsmaterialien<br />
und geben der Karosserie und dem Innenraum ein<br />
zukunftsfähiges Design<br />
Stromableiter bei Kathoden einsetzbar sind. Außerdem<br />
sind sie sehr leicht.<br />
Bild: Asahi Kasei<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Ihre Entwicklungen haben verschiedene<br />
Eigenschaften der Batterie verbessert. Und<br />
Sie beschäftigen sich weiterhin mit der Verbesserung<br />
der Lithium-Ionen-Batterie. Wo geht die Reise hin?<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Eine weitere Ihrer Ideen ist der<br />
Einsatz einer Aluminiumfolie in der Batterie. Welche<br />
Auswirkungen hat das auf die Leistung der Lithium-<br />
Ionen-Batterie?<br />
Dr. Yoshino: Die Lithium-Ionen-Batterie hat eine elektrische<br />
Leistung von über 4 Volt. Gerade die positive Elektrode<br />
hat eine hohe Spannung. Gold und Platin sind die<br />
einzigen Metalle, die einer solch hohen Spannung<br />
standhalten können. Eine Ausnahme ist Aluminium –<br />
ein zufälliges elektrochemisches Phänomen. Folien aus<br />
Aluminium sind zudem sehr dünn und besitzen eine hohe<br />
elektrische Leitfähigkeit, weswegen sie gut als<br />
Dr. Yoshino: Ich bin sehr daran interessiert, die Grundlagen<br />
der Lithium-Ionen neu zu erforschen. Die Bewegung<br />
von Lithium-Ionen unterscheidet sich stark – je nach Anwendung<br />
in flüssigen oder festen Elektrolyten. Wenn wir<br />
dieses Phänomen verstehen, können wir eine komplett<br />
neue Batterietechnologie entwickeln.<br />
www.automotive-asahi-kasei.eu/de<br />
Details zum Thema Elektrifizierung bei<br />
Asahi Kasei:<br />
hier.pro/P5u1i<br />
Entdecken Sie<br />
<br />
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Besuchen Sie uns auf der IAA<br />
<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 23
ELEKTROMOBILITÄT<br />
BATTERIETECHNIK<br />
Antriebsspezialist entdeckt die Welt der Akkus<br />
Batteriefertigung mit<br />
Geschick und Fachwissen<br />
Von der Taschenlampe bis zum Tesla: Ohne Akku ist man aufgeschmissen. Auch der Schweizer Antriebsspezialist<br />
Maxon Motor hat seit einiger Zeit eine kleine Fertigung für die Herstellung von Lithium-<br />
Ionen-Akkus. Gedacht sind die Akkus für den Einsatz in der Elektromobilität und der Robotik.<br />
Adrian Venetz, Maxon Group, Sachseln, Schweiz<br />
Maxon mausert sich zum Akkuhersteller. Die Einsatzmöglichkeiten<br />
der Akkus des Antriebsspezialisten liegen naturgemäß<br />
im Bereich der Elektromobilität und Robotik<br />
Im Bereich der Elektromobilität geht ohne sie gar nichts: Akkus.<br />
Sie liefern den ‚Saft‘ für unzählige Fahrzeuge und Anwendungen,<br />
die ihren Reiz gerade dadurch gewinnen, dass sie nicht ständig an<br />
der Steckdose hängen müssen. Auch wenn die Batterietechnik in<br />
den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte gemacht hat,<br />
erscheint uns ein Akku oft etwas ‚altmodisch‘ im Vergleich zur modernen<br />
Hightech-Elektronik. Beispiel: Der Mikroprozessor eines<br />
Smartphones ist in der Lage, innerhalb von Sekunden Milliarden von<br />
Rechenoperationen auszuführen. Aber bis der Akku aufgeladen ist,<br />
dauert es Stunden. Auch was das Gewicht betrifft, stehen Akkus an<br />
der Spitze aller verbauten Komponenten. Der Konsument mag sich<br />
darüber ärgern – aber es liegt einfach in der Natur der Sache, dass<br />
Energiespeicher und die darin ablaufenden chemischen Reaktionen<br />
nicht dermaßen miniaturisiert werden können, wie wir es aus der<br />
Welt der Halbleiterindustrie kennen. Im Alltag haben wir es mit verschiedenen<br />
Akkutypen zu tun:<br />
• günstige Alkalinebatterien, zum Beispiel in Fernbedienungen<br />
und Uhren.<br />
• Nickel-Cadmium-Akkus, ähnlicher Einsatz wie Alkalinebatterien,<br />
aber wiederaufladbar.<br />
• Lithium-Ionen-Akkus, zum Beispiel in Kameras, Bohrmaschinen<br />
und elektrischen Autos.<br />
• Lithium-Polymer-Akkus, zum Beispiel in Smartphones<br />
und Tablets. Lithium-Polymer-Akkus sind eine spezielle<br />
Bauform von Lithium-Ionen-Akkus. Speziell deshalb,<br />
weil sie dank der Verwendung eines gelartigen statt<br />
flüssigen Elektrolyten sehr flach gebaut werden können.<br />
Allerdings sind sie empfindlicher als<br />
Lithium-Ionen-Akkus.<br />
Auch wenn Lithium-Akkus heute das Maß aller Dinge<br />
sind, sind gewisse Nachteile unübersehbar. Wohl jeder<br />
hat schon Bilder von Smartphones oder Elektroautos gesehen,<br />
deren Akku in Brand geraten oder gar explodiert ist – ein Horrorszenario.<br />
Weltweit wird deshalb fleißig an neuen Akkutypen und<br />
-technologien geforscht. Das Ziel: Größe, Gewicht, Ladezeit und<br />
Preis von Akkus zu senken und die Sicherheit zu erhöhen. Hinzu<br />
kommt, dass die Elemente Lithium und Kobalt als Hauptbestandteile<br />
vieler Akkus nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen. Ein möglicher<br />
Nachfolger sind Magnesium- Akkus. Auf diese Technologie fokussiert<br />
sich ein Forschungsprojekt des Karlsruher Instituts für Technologie<br />
(KIT) und des Helmholtz- Instituts in Ulm. „Eine Magnesiumbatterie<br />
hätte im Vergleich zu konventionellen Lithium-Ionen-Batterien<br />
entscheidende Vorzüge“, schreibt das KIT in einer Pressemitteilung.<br />
„Magnesium als Anodenmaterial ermöglicht eine höhere Energiedichte<br />
und wäre viel sicherer.“ Ein weiterer Vorteil: Magnesium<br />
kommt als Rohstoff etwa 3000 Mal häufiger als Lithium vor und ist<br />
einfacher rezyklierbar. „Kommt Europa bei der Entwicklung zügig<br />
voran, könnten Magnesiumbatterien außerdem dabei helfen, die<br />
Dominanz der asiatischen Produzenten von Batteriezellen zu vermindern<br />
und eine konkurrenzfähige Batteriefertigung in Europa zu<br />
etablieren“, schreibt das KIT weiter. Ein weiterer Kandidat für sogenannte<br />
Solid-State-Akkus (Feststoff akkumulatoren) besteht – man<br />
höre und staune – aus Glas. Das darin vorkommende Natrium gehört<br />
zu den häufigsten Elementen. Solche Akkus mit Spezialglas als<br />
Bild: Maxon Motor<br />
24 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
Bild: Maxon Motor<br />
Die Spezialisten von Maxon haben<br />
ein eigenes Batteriemanagementsystem<br />
(BMS) entwickelt und hergestellt.<br />
Es sorgt dafür, dass die einzelnen<br />
Zellen gleichmäßig belastet und<br />
aufgeladen werden<br />
Elektrolyt sollen sich innerhalb von Minuten aufladen lassen und<br />
größere Sicherheit bieten als brennbare Lithium-Ionen-Akkus. Bis<br />
eine solch neue Batterietechnologie zur Marktreife gelangt und die<br />
Lithium-Ionen-Akkus endgültig verdrängt, dürften allerdings noch einige<br />
Jahre vergehen.<br />
Antriebsspezialist wird Akkuhersteller<br />
Daher geht der Antriebsspezialist Maxon Motor selbst unter die Akkuhersteller.<br />
Angefangen hat die Reise in die Welt der Energieversorgung<br />
mit der Entwicklung des Bikedrive – eines Nachrüstkits,<br />
das aus einem normalen Fahrrad ein E-Bike macht. Nachdem es zu<br />
Schwierigkeiten mit dem Zulieferer der Akkus gekommen war, entschieden<br />
sich die Schweizer, den Akku selbst herzustellen. Das ist<br />
allerdings einfacher gesagt als getan. Denn die Herstellung von<br />
Akkus erfordert Ingenieurkunst, Fachwissen und Betriebsmittel.<br />
„Für uns ist es ein relativ neues, aber sehr spannendes Themengebiet“,<br />
sagt Benny Keller von Maxon Advanced Robotics & Systems<br />
(MARS). Ein Akku besteht aus mehreren Einzelzellen, die typischerweise<br />
eine Spannung von 3,7 Volt liefern. Je nach Verschaltung dieser<br />
Einzelzellen ergeben sich verschiedene Werte für den Akku.<br />
Sind Batterien in Serie geschaltet, summiert sich die Spannung.<br />
Sind sie dagegen in einer Parallelschaltung angeordnet, erhöht sich<br />
die Kapazität. Solche Einzelzellen zu einem Paket zu ‚schnüren‘,<br />
erfordert Geschick und Fachwissen. „Zudem muss man viele Sicherheitsnormen<br />
erfüllen“, erklärt Keller. Nach dem fachgerechten<br />
Kleben und Verschalten der Einzelzellen ist ein Akkupaket noch nicht<br />
fertig. Nötig ist auch ein Batteriemanagementsystem (BMS). Diese<br />
Elektronik wird meist in Form einer Platine im Gehäuse des Akkus<br />
untergebracht. Die Spezialisten des Herstellers haben ein eigenes<br />
BMS entwickelt und hergestellt. Es sorgt dafür, dass die einzelnen<br />
Zellen gleichmäßig belastet und aufgeladen werden. Dies ist entscheidend<br />
für die Lebensdauer von Akkus. Auch unter dem Aspekt<br />
der Sicherheit ist ein BMS nötig. Es verhindert beispielsweise, dass<br />
der Akku bei zu großer Kälte oder Wärme belastet oder geladen<br />
wird. Klar: Als Neuling in der Akkuszene kann man nicht von heute<br />
auf morgen eine Serienproduktion hochfahren. Für die Herstellung<br />
von Prototypen und kleineren Stückzahlen ist die Werkstatt in Giswil<br />
aber hervorragend ausgerüstet. Bei größeren Stückzahlen greift das<br />
Unternehmen auf die Hilfe von renommierten Herstellern im<br />
süddeutschen Raum zurück. Die Einsatzmöglichkeiten von Maxon-<br />
Akkus liegen naturgemäß im Bereich der Elektromobilität und<br />
Robotik.<br />
jg<br />
www.maxongroup.com<br />
www.maxongroup.de<br />
Details zum Bikedrive und Akkus von Maxon Motor:<br />
hier.pro/1vjkL<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 25
ELEKTROMOBILITÄT<br />
LADETECHNIK<br />
Schutz auch bei Gewitter: Ladeeinrichtungen müssen bei jedem Wetter sicher und zuverlässig funktionieren<br />
Bild: Phoenix Contact<br />
Ladeinfrastruktur vor transienten Überspannungen schützen<br />
Keine Angst vor Blitzeinschlägen<br />
Kurzzeitige Spannungsspitzen, sogenannte transiente Überspannungen, sind für einen nicht unerheblichen<br />
Teil der Ausfälle von Ladestationen verantwortlich. Hier helfen Überspannungs-Schutzeinrichtungen.<br />
Sie erhöhen die Verfügbarkeit der Ladeinfrastruktur und sichern zusätzlich die angeschlossenen<br />
Elektrofahrzeuge.<br />
Holger Heckler, Produktmarketing Blitz- und Überspannungsschutz Trabtech, Phoenix Contact GmbH & Co. KG,<br />
und Axel Rüther, Vertriebsmarketing Elektronik, Phoenix Contact Deutschland GmbH; Blomberg<br />
Die Ausstattung von Ladeeinrichtungen hängt stark von der Ladeart<br />
ab. Für alle Ladearten wird ein Batterieladegerät benötigt.<br />
Das Ladegerät befindet sich beim AC-Laden im Fahrzeug und<br />
beim DC-Laden in der stationären Ladeeinrichtung. Alle Ladeeinrichtungen<br />
besitzen eine Ladesteuerung. Bei AC-Ladeeinrichtungen<br />
werden Fehlerstromschutzschalter (Residual Current Device, RCD)<br />
zum Erkennen von Fehlerströmen eingesetzt, bei DC-Ladeeinrichtungen<br />
werden Isolationsüberwachungsgeräte (Insulation Monitoring<br />
Device, IMD) genutzt. Ladesäulen im öffentlichen Raum verfügen<br />
im Regelfall zudem über Bedienterminals, Abrechnungssysteme<br />
und Kommunikationseinrichtungen. In Ladeparks sind zusätzliche<br />
Einrichtungen für die Lastverteilung oder für das Energiemanagement<br />
vorhanden. All diese Komponenten reagieren empfindlich<br />
gegenüber transiente Überspannungen und müssen davor ge-<br />
schützt werden. Phoenix Contact bietet für alle Anwendungsfälle<br />
beim AC- oder DC-Laden geeignete Lösungen – in den Bereichen<br />
elektrische Energietechnik, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik<br />
sowie für daten- und informationstechnische Einrichtungen.<br />
Gefährdung durch Blitz und Schaltüberspannungen<br />
Bei Ladeeinrichtungen muss immer mit indirekten Blitzeinschlägen<br />
– das sind Blitzeinschläge in der näheren Umgebung – gerechnet<br />
werden. Bei der Planung von Ladeeinrichtungen müssen jedoch<br />
nicht nur durch Blitzeinwirkungen hervorgerufene Störungen berücksichtigt<br />
werden, sondern auch Schaltüberspannungen aus dem<br />
speisenden Niederspannungsnetz. Sie sind ein häufig auftretendes<br />
Phänomen, führen jedoch nicht zwangsläufig zu einer sofortigen Beschädigung<br />
von Betriebsmitteln. Treten Schaltüberspannungen aber<br />
häufiger auf, können elektrische und elektronische Betriebsmittel<br />
vorzeitig altern. Vereinzelt erreichen aber auch Schaltüberspannungen<br />
eine Amplitude oberhalb der Isolations- oder Stoßspannungsfestigkeit<br />
der Betriebsmittel. Beim Auftreten hoher Spannungsspit-<br />
26 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
LADETECHNIK<br />
ELEKTROMOBILITÄT<br />
Ladestation für AC-Laden im öffentlichen Bereich:<br />
Die sensiblen elektronischen Komponenten werden<br />
mit Überspannungsschutzgeräten unterschiedlichen<br />
Typs geschützt<br />
Bild: Phoenix Contact<br />
zen aufgrund von Blitzeinschlägen oder Schaltüberspannungen können<br />
also Ladeeinrichtungen und die dazugehörigen Hilfseinrichtungen,<br />
aber auch die Elektrofahrzeuge selbst beschädigt oder gar zerstört<br />
werden.<br />
Während der Ableitung von Kurzschlussströmen zur Erde (Erdschlussströmen)<br />
kann es an leitfähigen geerdeten Teilen zu berührgefährlichen<br />
Spannungen kommen. Auch an berührbaren leitfähigen<br />
Teilen von Ladesäulen oder an leitfähigen geerdeten Teilen von Elektrofahrzeugen<br />
können dann berührgefährliche Spannungen auftreten.<br />
Die Wahrscheinlichkeit von berührgefährlichen Spannungen, die<br />
durch Spannungsspitzen mit nachfolgenden Erdschlussströmen verursacht<br />
werden, kann durch den Einsatz von Überspannungsschutzgeräten<br />
wirksam verringert werden. Meist reicht es, Ladeeinrichtungen<br />
und Elektrofahrzeuge so zu schützen, dass sie indirekte Blitzeinschläge<br />
und Schaltüberspannungen aus dem Stromnetz schadlos<br />
überstehen.<br />
Wirksamer Schutz<br />
durch Überspannungs-<br />
Schutzeinrichtungen<br />
PLUS<br />
Durch den Einsatz von Überspannungs-Schutzeinrichtungen<br />
werden folgende Schutzwirkungen erzielt:<br />
• Blitzbedingte Stoßströme werden so „umgeleitet“, dass es<br />
nicht zu einer übermäßigen Erwärmung von Leitern kommt.<br />
• Blitzbedingte Überspannungen werden für nachgelagerte<br />
Stromkreise so begrenzt, dass die Isolations- und Spannungsfestigkeit<br />
von zu schützenden Betriebsmitteln nicht überschritten<br />
wird und es nicht zu gefährlicher Funkenbildung oder zu<br />
hierdurch hervorgerufenen Kurzschlüssen kommt.<br />
• Schaltüberspannungen werden so begrenzt, dass eine vorzeitige<br />
Alterung von elektronischen Geräten möglichst vermieden<br />
wird.<br />
Gefährdungsbewertung des Ladeparks<br />
Für jeden Ladepark sollte eine Gefährdungsbewertung<br />
durchgeführt werden. Nur so können geeignete Überspannungsschutzgeräte<br />
ausgewählt werden und die<br />
bestmöglichen Einbauorte gefunden werden.<br />
Ist mit direkten Blitzeinschlägen zu rechnen, sollten die<br />
energietechnischen Leitungen mit leistungsstarken Überspannungs-Schutzeinrichtungen<br />
Typ 1 – sogenannten<br />
Blitzstromableitern – in den Potentialausgleich eingebunden<br />
werden. Ist kein äußerer Blitzschutz vorhanden oder<br />
geplant, sind kostengünstigere Überspannungs-Schutzeinrichtungen<br />
Typ 2 – sogenannten Überspannungsableiter<br />
– die optimale Lösung.<br />
In den Ladesäulen werden außerdem zahlreiche Komponenten mit<br />
24 V DC versorgt. Der Schutz der 24 V-Hilfsspannung kann zum Beispiel<br />
mit einer Überspannungs-Schutzeinrichtung Typ 3 erfolgen. In<br />
Ladeparks und bei Ladesäulen im öffentlichen Raum sind im Regelfall<br />
auch Komponenten für die Kommunikation mit einem Abrechnungs-<br />
oder Gebäudemanagementsystem vorhanden. Zu diesem<br />
Zweck wird zum Beispiel eine Ethernet-Verbindung eingesetzt –<br />
zum Schutz dieser Verbindung wird dann eine Überspannungs-<br />
Schutzeinrichtung vom Typ D1 empfohlen.<br />
Bei der Risikobewertung müssen deshalb alle Leitungen und Betriebsmittel<br />
mit betrachtet werden, bei denen eine Gefährdung<br />
durch Überspannungen zu erwarten ist. Dazu gehören folgende<br />
Komponenten:<br />
• Ist ein eigener Trafo vorhanden, so gibt es immer eine Niederspannungs-Schaltanlage.<br />
• Bei komplexeren Ladeeinrichtungen und Ladeparks sind immer<br />
Steuerleitungen für das Energiemanagement vorhanden.<br />
• DC-Schnellladeeinrichtungen können mit zusätzlichen zentralen<br />
Kühleinrichtungen oder mit Kühleinrichtungen in Ladesäulen ausgestattet<br />
sein.<br />
• DC-Speicher mit Pufferbatterien und DC/DC- oder DC/AC-Wandlern<br />
Bei privaten Ladeeinrichtungen obliegt es dem Eigentümer, in welchem<br />
Umfang er die beschriebenen Schutzmaßnahmen umsetzt.<br />
Im öffentlichen und halböffentlichen Raum muss jedoch die VDE<br />
0100–722 beachtet werden. Auch die deutschen Versicherer haben<br />
hierzu in ihrer Publikation VdS 3471 zur Schadensverhütung bei Ladestationen<br />
für Elektrostraßenfahrzeuge Stellung bezogen und leiten<br />
aus den normativen Anforderungen eine Empfehlung für den<br />
Einsatz von Überspannungs-Schutzeinrichtungen ab.<br />
eve<br />
www.phoenixcontact-emobility.com/de<br />
Alle Überspannungs-Schutzeinrichtungen von Phoenix<br />
Contact im Überblick:<br />
t1p.de/8445<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 27
ELEKTROMOBILITÄT<br />
LADETECHNIK<br />
TE Connectivity (TE) setzt neues Auslegungsverfahren für Hochvolt-Strompfade ein<br />
Fahrzeugkonstruktion für<br />
das Super-Schnellladen<br />
Um ein Elektrofahrzeug so flexibel nutzen zu können wie einen Verbrenner, muss vor allem das Laden schnell<br />
gehen. DC-Ladestationen mit hohen Ladeströmen machen es möglich, in rund zehn Minuten Strom für mehrere<br />
hundert Kilometer „nachzutanken“. Allerdings muss der Strompfad für diesen Energiezufluss anders ausgelegt<br />
werden als bisher. Dazu dient ein dynamisches thermisches Simulationsverfahren.<br />
Uwe Hauck, Director Global Technology Electric Vehicle and Mobility Solutions, TE Connectivity<br />
Bild: TE Connectivity<br />
Fahrprofil mit Lastprofil beim HPC zum Vergleich<br />
Für den Erfolg der Elektromobilität spielt das Laden eine Schlüsselrolle:<br />
Eine Fahrzeugbatterie kann aus Gewichts- und Kostengründen<br />
nicht beliebig groß bemessen werden und muss schnell geladen<br />
werden können. Nur so lassen sich ohne Kompromisse auch<br />
Langstrecken zurücklegen. Die Voraussetzung dafür schafft das künftige<br />
Super-Schnellladen mit Gleichstrom (DC High Power Charging,<br />
HPC) und beispielsweise 350 kW Ladeleistung. Mit HPC soll es<br />
möglich sein, in maximal zehn Minuten rund 300 km Reichweite<br />
nachzutanken. Außerdem werden HPC Ladestationen durch die hohe<br />
Ladeleistung schnell wieder frei und können so dem nächsten<br />
Fahrzeug zur Verfügung stehen. Das heißt im Klartext jedoch, dass<br />
während einer 10-minütigen Ladephase so viel Strom ins Fahrzeug<br />
fließt, wie im Verlaufe mehrerer Stunden Fahrbetrieb aus der Batterie<br />
entnommen wird. Die starke Erwärmung der stromführenden<br />
Komponenten beim HPC ist zudem im Stillstand kritischer als beim<br />
Fahren, weil im Stand keine Konvektion für die Kühlung verfügbar<br />
ist. Es liegt nahe, dass man den Strompfad im Fahrzeug dafür entsprechend<br />
auslegen muss, damit er trotz der physikalisch unvermeidlichen<br />
Verlustwärme bei bis zu 500 A nicht zu heiß wird. Andererseits<br />
darf man ihn aber auch nicht überdimensionieren, so dass<br />
vermeidbares zusätzliches Gewicht die Reichweite verringert. Für<br />
den Konstrukteur bedeutet das, eine sichere Balance zwischen „zu<br />
viel Wärme“ und „zu wenig Kühlung“ zu finden – und dafür auch den<br />
Nachweis antreten zu können.<br />
Auslegung rein nach Querschnitt hat Grenzen<br />
Mit heutigen Auslegungsverfahren lässt sich die Dimensionierung<br />
aller Komponenten des Strompfades für das HPC nicht realistisch<br />
vornehmen. Das liegt daran, dass bisherige Auslegungsverfahren<br />
zwar dem dynamischen Fahrbetrieb mit seinen hohen Lastwechseln<br />
durch quantisierte Testprofile näherungsweise folgen, sich unregelmäßig<br />
wiederholende und verdichtete hohe Lastspitzen oder die hohe<br />
Dauerlast des HPC aber nicht ausreichend berücksichtigen. Die<br />
Herausforderung liegt darin, dass jede Komponente entlang des<br />
Strompfades von der Ladeschnittstelle bis zur Batterie anderen<br />
Randbedingungen zur Wärmeabfuhr unterliegt und eine sehr unterschiedliche<br />
thermische Masse aufweisen kann. Damit besteht das<br />
Risiko, dass vor allem kleine Komponenten mit geringer Masse<br />
beim Laden schnell einen adiabatischen Zustand einnehmen, der für<br />
die Dauerhaltbarkeit der Komponenten potenziell kritisch sein kann.<br />
Will man eine Auslegung rein nach Querschnitt vermeiden, so muss<br />
man den gesamten Strompfad mit allen seinen Komponenten in seinem<br />
thermischen Verhalten realitätsnah simulieren können. Genau<br />
das leistet ein systemisches Verfahren für die thermische Simulation<br />
des Strompfades im Elektroauto, welches bei TE zum Einsatz<br />
kommt und maßgeblich vom Unternehmen entwickelt und validiert<br />
wurde. Dieses Verfahren (Model-based Thermal Management)<br />
macht sich zunutze, dass das thermische und elektrische Verhalten<br />
direkt und linear aneinander gekoppelt sind. Für die thermische Simulationen<br />
dienen Ersatzschaltbilder dazu, dieses Verhalten abzubilden:<br />
So wie eine Spannung einen Strom durch einen Widerstand<br />
treibt, erzeugt eine Temperaturdifferenz einen Wärmetransport. Die<br />
physikalisch unterschiedlichen Transportformen (Wärmeleitung, Konvektion,<br />
Strahlung) werden im Ersatzschaltbild jeweils als Widerstand<br />
abgebildet. Hinterlegte mathematische Formeln im Kompo-<br />
28 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
Industrie<br />
Bild: TE Connectivity<br />
In Maschen aufgelöster Steckverbinder: thermoelektrisches<br />
Äquivalenzmodell eines Steckverbinders<br />
Ersatzschaltbild für die thermische Simulation: Widerstände<br />
repräsentieren die drei Wärmetransportformen<br />
nentenmodell berechnen laufend die entstehende Wärme je nach<br />
fließendem Strom sowie den Umgebungsbedingungen. Die Berechnung<br />
der Wärmeströme und Temperaturgradienten im thermischen<br />
Ersatzschaltbild folgt äquivalent der elektrischen Ströme und Spannungen<br />
im elektrischen Ersatzschaltbild. Nach den Kirchhoffschen<br />
Regeln lassen sich Gleichungen für alle Maschen und Knoten aufstellen,<br />
man erhält ein Gleichungssystem für das Netzwerk, das sich<br />
durch nummerische Algorithmen lösen lässt. So werden die verschiedenen<br />
Möglichkeiten der Wärmeableitung im Ersatzschaltbild<br />
durch Widerstände und thermische Massen/Kapazitäten dargestellt,<br />
um die zeitlich aufgelöste Wärmeleitung im Leiterwerkstoff, durch<br />
Konvektion und durch Abstrahlung zu repräsentieren.<br />
Bild: TE Connectivity<br />
Das<br />
Kompetenz-<br />
Netzwerk<br />
der Industrie<br />
18 Medienmarken für alle wichtigen<br />
Branchen der Industrie<br />
Information, Inspiration und Vernetzung<br />
für Fach- und Führungskräfte in der Industrie<br />
Praxiswissen über alle Kanäle:<br />
Fachzeitschriften, Websites, Events,<br />
Newsletter, Whitepaper, Webinare<br />
Sicherheit der Auslegung<br />
Die Simulation zeigt schon in der Frühphase der Entwicklung mögliche<br />
thermische Engpässe im System auf und ermöglicht damit eine<br />
optimierte und nachweisbar sichere Auslegung des gesamten<br />
Strompfades. Als überprüfbare Grundlage für künftige Lastprofile<br />
tritt die Simulation den Nachweis der Sicherheit, Zuverlässigkeit und<br />
Verfügbarkeit aller Verbindungskomponenten entlang des Hochvolt-<br />
Pfades an. Zudem ist die erforderliche Rechenleistung für die systemische<br />
Simulation verhältnismäßig klein, so dass die Berechnung<br />
gegebenenfalls sogar als Diagnoseroutine in einem fahrzeugtypischen<br />
elektronischen Steuergerät mitlaufen kann.<br />
jg<br />
www.te.com/deu-de<br />
Details zu den Lösungen von TE Connectivity zur<br />
Hybrid- und Elektromobilität:<br />
hier.pro/wezwf<br />
Die passenden Medien für Sie<br />
und Ihre Branche:<br />
konradin.de/industrie<br />
media.industrie.de K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 29
ELEKTROMOBILITÄT<br />
ANTRIEBSTECHNIK<br />
Interview: Über Mild- und Hochvolthybride sowie Dedicated Hybrid Transmissions für Hochvolt-Anwendungen<br />
Full-Liner bei E-Antriebskompetenz<br />
Die Elektrifizierung des Antriebs ist weit mehr als die Integration einer E-Maschine samt Leistungselektronik in<br />
den Powertrain, sagt Dr. Carsten Bünder, globaler Produktmanager Transmission Systems bei Magna Powertrain.<br />
Mit umfassendem Technikportfolio und Know-how will das Unternehmen eine maßgeschneiderte Lösung bieten.<br />
Interview: Jürgen Goroncy, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong>, Besigheim<br />
Mit dem e2-Prototypen – hier<br />
bei der Wintererprobung – stellt<br />
Magna das gesamte Spektrum<br />
der Elektrifizierung in einem<br />
Fahrzeug dar<br />
Bild: Magna<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Herr Bünder, was kann ein Zulieferer wie<br />
Magna dafür tun, dass mehr Antriebsstränge elektrifiziert werden?<br />
Carsten Bünder: Lassen Sie uns nach Mild- und Hochvolthybriden<br />
unterscheiden: Mildhybride sind vergleichsweise einfach umzusetzen.<br />
Bei ihnen ist der Elektromotor eigentlich ein Wirkungsgradoptimierer<br />
für den Verbrennungsmotor. Rein elektrisches Fahren ist nur<br />
mit sehr begrenzter Performance und Reichweite möglich, etwa<br />
zum Anfahren oder Parken. Hochvolthybride sind aufwendiger, bieten<br />
dafür aber auch eine viel bessere Antriebsperformance. Mit solchen<br />
Konzepten kann man lokal emissionsfrei fahren, den Verbrennungsmotor<br />
unterstützen, darüber hinaus auch automatisierte Fahrfunktionen<br />
ermöglichen, etwa das Valet Parking.<br />
Ein zusätzlicher Elektromotor in einem unserer Getriebe bedeutet<br />
zunächst einmal zusätzlichen Aufwand. Er kann aber Funktionen wie<br />
das Anfahren, das Rückwärtsfahren oder das Boosten darstellen<br />
und Spitzenlast-Anforderungen abdecken. Dadurch sind beispielsweise<br />
einige mechanische Komponenten im Getriebe nicht mehr<br />
unbedingt erforderlich. Auch der Verbrennungsmotor kann kleiner<br />
und kostengünstiger ausfallen, beispielsweise ist ein Turbolader je<br />
nach Elektrifizierungsgrad nicht mehr notwendig.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Gibt es keine Nachteile?<br />
Bünder: Anspruchsvoller wird natürlich die NVH-Thematik im Getriebe,<br />
wenn kein Verbrennungsmotor mit seiner Geräuschkulisse<br />
die Getriebegeräusche überdeckt. Wenn nur per Elektromotor und<br />
bei moderaten Geschwindigkeiten gefahren wird, sind Getriebe -<br />
geräusche deutlicher hörbar und müssen noch mehr als bisher verringert<br />
werden. Auch hinsichtlich Thermomanagement, Batterie und<br />
Package sehen wir uns vor neuen Herausforderungen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Ist bei Hochvolthybriden eine Reduzierung<br />
der Gangzahlen im Getriebe realistisch?<br />
30 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
ANTRIEBSTECHNIK<br />
ELEKTROMOBILITÄT<br />
Bild: Magna<br />
„Die etwa 40 denkbaren<br />
elektrifizierten Triebstrangkonfigurationen<br />
sind schon aus heutiger<br />
Sicht nicht alle sinnvoll.<br />
Bis Mitte des nächsten<br />
Jahrzehnts könnten<br />
vielleicht noch zehn<br />
Antriebsarchitekturen<br />
übrig bleiben,<br />
perspektivisch werden<br />
es eher noch weniger.“<br />
Bild: Magna<br />
Dr. Carsten Bünder, Direktor globales Produktmanagement<br />
der Transmission Systems, Magna Powertrain<br />
Hybridisierte Doppelkupplungsgetriebe werden schon bald in verschiedenen<br />
Ausführungen und mit verschiedenen Kunden in Serie gehen<br />
Bünder: Da bei Hochvolthybriden die unteren Geschwindigkeits -<br />
bereiche und die Spitzenleistungen vermehrt von der E-Maschine<br />
abgedeckt werden, sind in der Tat nicht mehr so viele Fahrstufen erforderlich.<br />
Insbesondere bei Low-Torque-Antrieben und kleineren<br />
Fahrzeugen wird sich dieser Effekt positiv bemerkbar machen. Vereinfacht<br />
gesagt sind umso weniger Gänge nötig, je stärker wir elektrifizieren.<br />
Bei rein batterieelektrischen Antrieben genügen ein oder<br />
zwei Gänge.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wird das sehr vielfältige Elektrifizierungund<br />
Hybridisierungs-Portfolio in absehbarer Zeit auf eine wenige<br />
marktgängige Varianten reduziert, oder bleibt die Antriebsvielfalt<br />
bestehen?<br />
Bünder: Die etwa 40 denkbaren elektrifizierten Triebstrangkonfigurationen<br />
sind schon aus heutiger Sicht nicht alle sinnvoll. Es wird<br />
zweifellos eine gewisse Konsolidierung geben, aber kleine Stadtflitzer,<br />
Lieferfahrzeuge oder Kompakt-Pkw werden weiterhin unterschiedliche<br />
Anforderungen an einen elektrifizierten Antrieb haben.<br />
Bis Mitte des nächsten Jahrzehnts könnten vielleicht noch zehn Antriebsarchitekturen<br />
übrig bleiben, perspektivisch werden es eher<br />
noch weniger.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Architekturen werden das sein?<br />
Bünder: Es werden sowohl vom Verbrenner dominierte Konzepte<br />
sein, als auch 48-Volt- und Hochvolt-Architekturen. Abhängig vom<br />
Zielfahrzeug müssen sie eine gewisse Flexibilität und Skalierbarkeit<br />
bieten. Wir bei Magna verfolgen daher modulare und skalierbare Ansätze,<br />
um mit möglichst vielen Gleichteilen – unseren Building<br />
Blocks - unterschiedliche Antriebskonzepte flexibel unterstützen zu<br />
können.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Was sind realistische Ansätze mit raschem<br />
Serienpotenzial?<br />
Bünder: Unsere Doppelkupplungsgetriebe sind gut im Markt eingeführt.<br />
Als Evolutionsstufe haben wir diese Doppelkupplungsgetriebe<br />
hybridisiert und werden sie schon bald in verschiedenen Ausführungen<br />
und mit verschiedenen Kunden in Serie bringen.<br />
Eine andere Stoßrichtung sind „Dedicated Hybrid Transmissions“<br />
für Hochvolt-Anwendungen, die wir ebenfalls zur Serie entwickeln.<br />
Sie zeichnen sich durch starke Elektrifizierung sowie weniger Gänge<br />
und Komplexität aus. Wir setzen aber auch hier auf einen Bau -<br />
kastenansatz, der viele Komponenten mit den Doppelkupplungs -<br />
getrieben gemeinsam hat.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Was sind typische Vorteile der Magna-<br />
Lösungen?<br />
Bünder: Wir können beispielsweise die Achsgetriebe unserer Division<br />
Driveline Systems mit den Hauptgetrieben der Division Transmission<br />
Systems sehr gut kombinieren, was einen geringeren Integrations-<br />
und Installationsaufwand für den Kunden bedeutet. Außerdem<br />
lassen sich beide Systeme samt Längs- und Querdynamik mit<br />
einem gemeinsamen Hybridmanager, regeln. Alle Hard- und Softwarekomponenten<br />
kommen aus einer Hand – von Magna.<br />
Unser Ansatz ist, dass wir zunächst die Funktionen des Kunden verstehen<br />
und dann nach der besten Lösung dafür suchen. Torque<br />
Vectoring oder Allradantrieb sind beispielsweise auf unterschied -<br />
liche Art und Weise zu realisieren. Unser Ziel ist immer, dem Kunden<br />
die beste Lösung abhängig von seiner Architektur zu liefern.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Kann man sich als Zulieferer so ein breites<br />
Portfolio leisten?<br />
Bünder: Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Um beim Portfolio fokussiert<br />
zu bleiben, entwickeln wir bewusst modulare und skalierbare<br />
Hardwarelösungen und Softwarekomponenten. Dazu kommt, dass<br />
wir bei Magna vom Fahrzeug her denken und dadurch dem Kunden<br />
schon zu Beginn eines Projekts eine gute Lösung vorschlagen können,<br />
die seine Bedürfnisse aufgreift. Dieses Kunden- und Gesamtfahrzeugverständnis<br />
zeichnet uns aus.<br />
www.magna.com<br />
Mehr zum Thema Antriebselektrofizierung vom Anbieter<br />
http://hier.pro/VaVdl<br />
IAA: Halle 8.0, Stand D26<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 31
ELEKTROMOBILITÄT<br />
SIMULATION<br />
Systems-Engineering-Ansatz optimiert Fahrzeugentwicklung<br />
Innovationstreiber Simulation<br />
Auch wenn die Entwicklung autonomer Fahrzeuge ganz andere Herausforderungen mit sich bringt,<br />
setzt sie ein ähnlich ganzheitliches Konzept voraus, da auch hier schnelle Lösungen für Designprobleme<br />
gefunden werden müssen. Systeme wie die Simulationsplattform 3D-Experience von Dassault<br />
Systèmes sind hier die Lösung. Sie optimieren nicht nur die E-Fahrzeugentwicklung, sondern verkürzen<br />
auch den Zeitaufwand bis zur Markteinführung.<br />
Euriel Malpiece, Simulia Business Development Executive, Dassault Systèmes<br />
Wenn alle Daten aus der Simulation<br />
über die 3D-Experience-Plattform<br />
verwaltet werden, können Hersteller<br />
einen gesamtheitlichen Ansatz verfolgen<br />
und so das komplette Endprodukt<br />
im Blick behalten<br />
Bild: Dassault Systèmes<br />
Deutschland genießt als Autonation ein hohes Ansehen. Dies<br />
macht sich nicht nur durch die Vielzahl an bekannten Herstellern<br />
bemerkbar, sondern auch durch die Vielzahl an Innovationen<br />
deutscher Autobauer. Dementsprechend spielen aktuelle Trends und<br />
neue Mobilitätskonzepte eine tragende Rolle, um weiter als „Leitmarkt“<br />
zu bestehen – weit vorne, das Thema Elektromobilität. Um<br />
Elektrofahrzeuge flächendeckend einsetzen zu können, stehen Hersteller<br />
sowie OEMs allerdings noch vor einigen Herausforderungen.<br />
Schlüsselfaktoren – Infrastruktur und Ressourcen<br />
Der Markt für Elektroautos birgt ein enormes Wachstumspotenzial.<br />
Gleichzeitig hat dies zur Folge, dass der Wettbewerb in der Entwicklung<br />
und <strong>Konstruktion</strong> immer stärker wird. Bis Elektrofahrzeuge eine<br />
tatsächliche Alternative zu Autos mit herkömmlichem Verbren-<br />
nungsmotor darstellen, besteht<br />
aktuell jedoch noch ein hoher<br />
Entwicklungs- und Optimierungsbedarf,<br />
um flächendeckend<br />
Fahrzeuge mit alternativen Antriebskonzepten<br />
verfügbar zu<br />
machen. Eines der größten Hindernisse<br />
sind die verbauten Batterien:<br />
Diese besitzen heute<br />
noch eine relativ geringe Reichweite<br />
und zudem ist die Infrastruktur<br />
an vorhandenen Ladestationen<br />
noch recht begrenzt.<br />
Weiterhin sind die Batteriepreise<br />
hoch – und das obwohl diese in<br />
den letzten Jahren in den Bereichen<br />
Ladekapazität, Lebensdauer<br />
und Preispunkt bereits massiv verbessert wurden. Lag der Preis<br />
2007 bei über 1000 Euro pro Kilowattstunde, so liegt er inzwischen<br />
bei knapp unter 200 Euro. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung,<br />
allerdings sind E-Autos erst ab einem Preis von 130 Euro rentabel<br />
gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren. Auf dem<br />
Weg dorthin besteht bei Herstellern sowie OEMs noch Handlungsbedarf:<br />
Aufgrund des hohen Wettbewerbdrucks müssen sie das<br />
Know-how für neue Konzepte bündeln, Machbarkeitsstudien frühzeitig<br />
durchführen und unterschiedliche Optionen flexibel simulieren<br />
und testen. Nur mit einer strategischen Vorgehensweise können sie<br />
innovative Fahrzeuge zeitnah auf den Markt bringen und dabei Kosten,<br />
Qualität und Kundenerlebnisse optimieren.<br />
Simulation für flexible und agile Entwicklung<br />
Die Automobilbranche setzt in Hinblick auf die <strong>Konstruktion</strong> noch<br />
meist auf physikalische Tests. Für etablierte und langfristig erprobte<br />
Bereiche, wie den Verbrennungsmotor, ist dies auch weiterhin zielführend.<br />
Grund hierfür ist, dass die Hersteller auf umfangreiches<br />
Fachwissen, ausgereifte Bauteile und bewährte Prozesse setzen<br />
können. Dieser Vorteil besteht allerdings bei neuen Mobilitätskon-<br />
32 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
SIMULATION<br />
ELEKTROMOBILITÄT<br />
zepten nicht: Hier müssen die Hersteller ihr Wissen erst aufbauen<br />
und durch Forschungsarbeit Zusammenhänge zwischen einzelnen<br />
Komponenten ermitteln sowie die optimale Kombination dieser ergründen.<br />
Konkret für die Batterie bedeutet dies, umfangreiche Tests<br />
an Einzelteilen, um mehr über Zellchemie, Energiedichte und das<br />
thermische Verhalten zu erfahren. Simulation ist hierfür ein wichtiges<br />
und effizientes Mittel, um verschiedene Szenarien zu erforschen.<br />
Kosten- und zeitaufwendige physikalische Prototypen können<br />
durch virtuelle Tests ersetzt werden, um eine Vielzahl von Materialien<br />
zu erproben und verschiedene Legierungen oder Bauteilkombinationen<br />
auszuprobieren. So können Hersteller beispielsweise das<br />
Gewicht verbauter Komponenten in unterschiedlichen Materialien<br />
testen, um Herstellungskosten maximal zu reduzieren. Gleichzeitig<br />
können sie vorgeschriebene Sicherheitsaspekte für das Fahrzeug<br />
und die Kosten im Blick behalten. Denn Gewicht spielt bei einem<br />
E-Auto nicht nur für die Karosserie eine Rolle. Es betrifft auch Schutzelemente<br />
für die Unfallvorsorge oder die Batteriezellen. Simulationen<br />
helfen hier herauszufinden, welche Materialien in welcher Stärke<br />
und Legierung verbaut werden sollten und wie die Batteriezellen<br />
am besten platziert werden müssen, um eine optimale Balance aus<br />
Festigkeit, Funktionalität und Gewicht zu entwickeln. Im Bereich autonomes<br />
Fahren liegt das Augenmerk hingegen auf der Software.<br />
Hier hilft Simulation, die komplexen Zusammenhänge bei der Echtzeitberechnung<br />
von Umgebungsdaten und der Platzierung von Sensoren<br />
in einer digitalen Umgebung zu definieren, um diese anschließend<br />
direkt verbauen zu können. So können Hersteller sichergehen,<br />
dass sie die Sensoren an der richtigen Stelle anbringen und diese<br />
auch unter extremen Bedingungen zuverlässig ihren Dienst leisten.<br />
Bild: Dassault Systèmes<br />
Im Bereich autonomes Fahren hilft Simulation, die hochkomplexen Zusammenhänge<br />
bei der Echtzeitberechnung von Umgebungsdaten und der Platzierung<br />
von Sensoren in einer digitalen Umgebung zu definieren<br />
Simulationsplattform liefert zentralen Datenpool<br />
Eine effektive Möglichkeit, um die bestmögliche Zusammensetzung<br />
der Komponenten zu ermitteln bietet die 3D-Experience-Plattform<br />
von Dassault Systèmes. Diese liefert einen zentralen Datenpool mit<br />
dem verschiedene Teams in Echtzeit an der Entwicklung arbeiten<br />
können. Hersteller können so beispielsweise einen digitalen Zwilling<br />
des Fahrzeugs erstellen und damit ihre Konzepte im realen Umfeld<br />
simulieren. Wenn alle Daten aus der Simulation über diese<br />
Plattform verwaltet werden, können Hersteller einen gesamtheitlichen<br />
Ansatz verfolgen und so das komplette Endprodukt im Blick<br />
behalten. Diese Art der Zusammenarbeit beschleunigt Innovationen,<br />
erhöht die Produktivität, senkt die Herstellungskosten und optimiert<br />
die Konzeptentwicklung und -validierung. Durch den Einsatz<br />
von physikalischen Tests an einem späteren Punkt der Entwicklung<br />
– wenn das Produkt bereits ausgereift und optimiert ist – steigern<br />
Hersteller mit der Plattform ihre Effizienz und verkürzen den Zeitaufwand<br />
bis zur Markteinführung. Zudem geht es darum, das bestehende<br />
Fachwissen optimal mit dem neugewonnen Know-how zu<br />
verknüpfen. Auf Basis einer Plattform können Automobilhersteller<br />
innovative Prozesse im Bereich E-Mobility unternehmensübergreifend<br />
entwickeln und ganzheitliche Entscheidungen treffen. jg<br />
www.3ds.com/de<br />
Details zum Thema Simulation in der<br />
Fahrzeugentwicklung von Dassault Systèmes :<br />
hier.pro/or3ot<br />
KUNSTSTOFF IN HÖCHSTFORM<br />
Für unsere anspruchsvollen Kunden erweitern wir immer wieder die Grenzen des<br />
Machbaren – beispielsweise durch die Fertigung von komplexen Baugruppen mit<br />
integrierten Zusatzfunktionen. Dabei beherrschen wir die gesamte Prozesskette<br />
vom Engineering über Werkzeugbau, Spritzguss und Montage bis zur Logistik.<br />
Wir beraten Sie bei der Werkstoffauswahl und der Optimierung Ihrer Konstruktio-<br />
<br />
auf Ihre Wünsche. Von unseren hochmodernen Produktionsstätten in Illertissen<br />
(D) und Györ (HU) können Sie höchste Qualität erwarten – unabhängig davon,<br />
wie hoch die Stückzahl ist. Fordern Sie uns!<br />
WEISS Kunststoffverarbeitung GmbH & Co KG • D-89257 Illertissen • Rudolf-Diesel-Str. 2 • T +49 (0)7303 9699-0<br />
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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 33
ELEKTROMOBILITÄT<br />
BORDNETZE<br />
Bis zu 30 Prozent schnellere Bordnetzentwicklung durch Toolunterstützung<br />
Architekten der E-Mobilität<br />
Elektrifizierte Fahrzeuge werden künftig sehr komplexe elektrische und elektronische (EE-)Architekturen<br />
haben. Edag Engineering will mit einem durchgängigen Entwicklungsprozess solche Architekturen<br />
künftig schneller erstellen. Das Konzept basiert auf zwei Datenbanken, die derzeit mehr als 100 aktuelle<br />
Serienfahrzeuge mit ihren Serien- und optionalen Ausstattungsumfängen sowie deren Funktionen<br />
und Eigenschaften sowie mehr als 1000 elektrische und elektronische Funktionen dokumentieren.<br />
Hartmut Hammer, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong>, Leutenbach<br />
Edag erwartet bis 2025 erste voll umgesetzte Architekturen<br />
des zonenbasierten Ansatzes in Serie<br />
höht nicht nur die Datenkonsistenz und -qualität. Sie<br />
ermöglicht auch eine Bearbeitung von Projekten mit<br />
(weltweit) dezentral verteilten Entwicklungsteams.<br />
Die Prozessqualität soll eine durch den ganzen Entwicklungsprozess<br />
feste Nummer für jedes EE-Fea -<br />
ture erhöhen. Edag verspricht sich davon eine leichtere<br />
Verfolgbarkeit eines Features entlang aller<br />
Prozessschritte.<br />
Bild: Edag<br />
Die elektrische und elektronische (EE-)Architektur wird durch einige<br />
fundamentale Paradigmenwechsel wie etwa automa -<br />
tisierte Fahrfunktionen, elektrifizierter Antriebe und Connectivity-<br />
Lösungen, immer umfangreicher. Zusammen mit weiteren Kundenund<br />
Marktanforderungen, wie Schnelligkeit, Produktqualität, Gewicht,<br />
Kosten, entsteht so für die Entwickler der EE-Architektur ein<br />
sehr forderndes Umfeld. Als Antwort darauf hat Edag Engineering<br />
einen nach eigenen Angaben durchgängigen Entwicklungsprozess<br />
von der Definition der Customer-Features bis hin zur fertigen EE-<br />
Architektur aufgespannt. Ein wesentliches Charakteristikum der<br />
Toolkette ist, dass die Ergebnisse teilweise per Knopfdruck generiert<br />
werden können: etwa Benchmarkanalysen, eine Stückliste, das<br />
Architecturebook, ein erster Gesamtstromlaufplan sowie eine Leitungsstrangzeichnung.<br />
Das Konzept basiert auf kontinuierlich gepflegten und erweiterten<br />
Datenbanken. Die Verwendung einer gemeinsamen Datenbasis er-<br />
Leitungsplan per Knopfdruck erstellt<br />
Dieser durchgängig toolbasierte EE-Architektur-Entwicklungsprozess<br />
stellt laut Edag ein gewisses Alleinstellungsmerkmal<br />
im Markt dar und sei insbesondere<br />
für Start-Up-Unternehmen interessant, die über keine Spezifika -<br />
tionen, beziehungsweise Lieferantennetzwerke und etablierten Entwicklungsstrukturen<br />
verfügen. Sie können über den ganzen Entwicklungsprozess<br />
bis zu 30 Prozent Entwicklungszeit einsparen.<br />
Aber auch für die etablierten Automobilhersteller und ihre Modelle<br />
ist die Prozesskette geeignet, die Entwicklungszeiten zu verkürzen<br />
und die Produktqualität zu steigern.<br />
Das „Erbgut“ des Edag-Entwicklungsprozesses ist in zwei Datenbanken<br />
eingebunden. In der Benchmark-Datenbank sind mehr als<br />
100 aktuelle Serienfahrzeuge mit ihren Serien- und optionalen Ausstattungsumfängen<br />
sowie deren Funktionen und Eigenschaften dokumentiert.<br />
Mit diesem Wissensfundus kann der Dienstleister zusammen<br />
mit dem Entwicklungspartner das geplante Zielfahrzeug<br />
im Wettbewerbsumfeld platzieren.<br />
Neue Features und ihre Datensätze werden parallel dazu in der Feature-Datenbank<br />
eingepflegt. Dort sind aktuell mehr als 1000 elektri-<br />
Bild: Edag<br />
Der Edag-Entwicklungsprozess für die EE-Architektur besteht aus zwölf Workpackages<br />
34 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
Schutz für<br />
Mensch und<br />
Maschine<br />
Individuelle Faltenbälge, Abdeckungen, Unfallschutz:<br />
Bild: Edag<br />
Benchmark- und Feature-Datenbank ermöglichen eine Definition der geplanten<br />
Fahrzeugfunktionen bereits am Tablet<br />
sche und elektronische Funktionen dokumentiert, inklusive aller<br />
rechtlichen Anforderungen und Homologationsvorschriften in den<br />
wichtigsten Märkten weltweit.<br />
Die Feature-Datenbank bildet die Grundlage für die Funktionsbeschreibung<br />
und technische Spezifikation des Fahrzeugs samt seiner<br />
Derivate. In diesem Prozessschritt werden laut Edag innerhalb von<br />
wenigen Tagen alle wesentlichen Merkmale des Fahrzeugs definiert,<br />
inklusive des Ausstattungsumfangs (Serie/optional) und daraus<br />
abgeleitet auch die Funktionalität der EE-Architektur und des<br />
Leitungsstrangs. Aus diesen Spezifikationen wird mit wenigen<br />
Mausklicks eine Stückliste (Bill of Material, BOM) der künftigen EE-<br />
Architektur erstellt. Die erforderlichen Daten dazu generiert das Tool<br />
automatisch aus einer Master-BOM, die marktgängige generische<br />
elektrische und elektronische Komponenten umfasst. In dieser<br />
ebenfalls selbst aufgebauten Master-BOM sind zu jeder Komponente<br />
die wichtigsten Daten hinterlegt, etwa potenzielle Lieferanten,<br />
Maße, Gewichte, technische Daten sowie Richtpreise.<br />
Geschlossene Kette<br />
Benchmark-, Feature-Datenbank und BOM sind über die Tools<br />
EDdna und EDbom mit dem Tool PREEvision verknüpft, in dem die<br />
Funktionsmodellierung, die Definition der Softwarearchitektur und<br />
die Netzwerkdefinition erfolgen. Die hardwareunabhängige Modellierung<br />
ermöglicht eine Wiederverwendung der einzelnen Funk -<br />
tionsmodelle für unterschiedliche Architekturvarianten. Alle Daten<br />
münden, quasi per Knopfdruck, in ein teilweise über 1000 Seiten<br />
umfassendes Architecturebook.<br />
Im Anschluss daran kann aus der systematischen Vernetzung ein<br />
erster Gesamtstromlaufplan und daraus wiederum eine Leitungsstrangzeichnung<br />
erstellt werden. Mithilfe der durchgängigen Toolkette<br />
und einer weitgehenden Automatisierung lassen sich laut<br />
Edag auch Architekturänderungen in späten Entwicklungsphasen<br />
leicht in den Prozess einbinden.<br />
Um die Komplexität künftiger Bordnetze zu mindern, hat das Unternehmen<br />
einen neuen zonenbasierten Architekturansatz entwickelt.<br />
Die Studie für ein Fahrzeug der gehobenen Mittelklasse soll zeigen,<br />
wie mit vielen Gleichteilen, standardisierten Zonencontrollern, leistungsfähigen<br />
Zentralrechnern und neue Verkabelungskonzepten die<br />
Komplexität verringert und das Gewicht um bis zu 30 Prozent reduziert<br />
werden kann bei mehr Bandbreite, Performance und Redundanz<br />
für das automatisierte Fahren. Schon ab dem Jahr 2021 könnten<br />
erste Bausteine – Zonencontroller und die Kommunikation über<br />
Automotive Ethernet – bestehende EE-Architekturen evolutionär<br />
transformieren.<br />
www.edag.de<br />
Mehr zum Elektronik/Elektrik-Angebot des Dienstleisters:<br />
http://hier.pro/Jrken<br />
Messe IAA: Halle 9.0, Stand B14<br />
• Faltenbälge<br />
• Gleitbahnschützer<br />
• Kastenbälge<br />
• Jalousien<br />
• Gummiformteile<br />
www.faltenbalg.net<br />
info@faltenbalg.net<br />
Tel. +49 (0) 202 / 8 45 82<br />
Fax +49 (0) 202 / 8 28 85<br />
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Selbsthilfe.<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 35
ELEKTROMOBILITÄT<br />
NEWS<br />
Ab sofort in Deutschland, Österreich und der Schweiz erhältlich<br />
Solaredge-Wechselrichter mit E-Ladecontroller<br />
Bild: Solaredge<br />
Solaredge hat, eigenen Angaben zufolge,<br />
den ersten 2-in-1-Solarwechselrichter mit integriertem<br />
E-Ladecontroller zum Laden von<br />
Elektroautos vorgestellt. Ab sofort ist der Einphasen-Wechselrichter<br />
auch in Deutschland,<br />
Österreich und der Schweiz erhältlich. Der<br />
Einphasen-Wechselrichter mit HD-Wave<br />
Technologie zeichnet sich dank des Solar-<br />
Boost-Modus durch schnelleres Laden aus:<br />
Durch die simultane Nutzung von Netz- und<br />
Solarstrom beim Laden lädt er im Solar-<br />
Boost-Modus bis zu 2,5 Mal schneller als ein<br />
herkömmliches Mode-2- Ladegerät. Genauso<br />
einfach zu installieren und in Betrieb zu nehmen<br />
wie ein herkömmlicher Solaredge-<br />
Wechselrichter, soll die Lösung Arbeitsaufwand<br />
und Kosten im Vergleich zum Einbau einer<br />
eigenständigen Ladestation für Elektroautos<br />
und eines Solarwechselrichters reduzieren.<br />
Durch die Integration des E-Ladecontrollers<br />
in das Produkt bietet die Lösung Kosteneinsparungen<br />
sowohl bei der Hardware<br />
als auch beim Personal. Der Wechselrichter<br />
ist in den Leistungsklassen 3,68 kW, 4 und<br />
5 kW lieferbar. mc<br />
www.solaredge.com<br />
Luftstrom unter dem Fahrzeug für bessere passive Batteriekühlung optimieren<br />
Vibracoustic-Luftfedern erhöhen Fahrkomfort<br />
Vibracoustic, Anbieter von NVH-Lösungen<br />
(Noise, Vibration and Harshness), entwickelt<br />
neue Technologien, um auch in Elektrofahrzeugen<br />
ein komfortables, entspanntes und<br />
sicheres Reisen zu gewährleisten. Das Portfolio<br />
des Unternehmens umfasst unter anderem<br />
speziell entwickelte Motorlager und<br />
Dämpfer, die darauf abgestimmt sind, die<br />
hochfrequenten Anregungen des Elektromotors<br />
zu dämpfen und so die Auswirkungen<br />
auf die Passagiere zu minimieren. Auf Fahrwerksseite<br />
bewältigen hochrobuste Fahrwerklager<br />
das Zusatzgewicht und die damit<br />
höhere Belastungen des Fahrwerks von Elek-<br />
trofahrzeugen. Luftfedern erhöhen nicht nur<br />
den Fahrkomfort und die Fahrdynamik, sondern<br />
ermöglichen auch das Absenken des<br />
Fahrzeugs bei hohen Geschwindigkeiten, um<br />
die Aerodynamik und damit die Reichweite<br />
zu verbessern. Darüber hinaus kann diese<br />
Technologie den Luftstrom unter dem Fahrzeug<br />
für eine bessere passive Batteriekühlung<br />
optimieren. Beim Parken können die<br />
Luftfedern das Fahrzeug automatisch anheben,<br />
um genügend Platz zwischen der potenziell<br />
trockenen Oberfläche und den Batterien<br />
im Fahrzeugboden zu schaffen.<br />
mc<br />
www.vibracoustic.com<br />
Bild: Vibracoustic<br />
Schaltbare Vibracoustic Dreikammer-Luftfedern<br />
Mit Eingangsspannungen bis 61 V ausgelegt auf konventionelle Autos, Hybrid- und E-Fahrzeuge<br />
Robuster Schaltregler von STMicroelectronics<br />
Bild: STMicrfoelectronics<br />
Der für Automotive-Anwendungen konzipierte<br />
Schaltregler A7987 eignet sich dank seines<br />
Eingangsspannungsbereichs bis maximal<br />
61 V für den Einsatz in Lkw und Bussen,<br />
während seine einstellbare Ausgangsspannung<br />
für Flexibilität und stabile Performance<br />
bei der Bereitstellung der zahlreichen Versorgungsspannungen<br />
für Anwendungen wie Infotainment-<br />
und Telematiksysteme bürgt. Der<br />
A7987 kann in konventionellen Automobilen<br />
sowie Hybrid- und Elektrofahrzeugen am<br />
24-V-Bordnetz betrieben werden und die<br />
Ausgangsspannung zuverlässig regeln, wenn<br />
es zu störenden Ereignissen wie etwa Lastabwürfen<br />
kommt. Die Ausgangsspannung<br />
lässt sich mit geringer Drop out-Spannung auf<br />
Werte von 0,8 V bis zur Eingangsspannung<br />
einstellen. Der bis zu 3 A betragende Laststrom<br />
unterstützt Verbraucher von Logikschaltungen<br />
bis hin zu Beleuchtungen. Die<br />
Strombegrenzung und die bis zu 1,5 MHz betragende<br />
Schaltfrequenz werden mit externen<br />
Pulldown-Widerständen eingestellt, was<br />
Designern die Realisierung kompakter<br />
Stromversorgungs-Module durch optimierte<br />
Abmessungen der Ausgangsinduktivität ermöglicht.<br />
Die impulsweise Strommessung<br />
mit digitalem Frequenz-Foldback minimiert<br />
die Belastung der Leistungs-Bauteile. Dank<br />
des Überhitzungsschutzes mit Shutdown<br />
und Auto-Recovery wird die Abhängigkeit<br />
von externen Eingriffen auf ein Minimum reduziert.<br />
mc<br />
www.st.com<br />
36 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
Bild: Nanoflowcell<br />
Flußzelle als sicherer Energielieferant im Elektroauto, schon über 350.000 km<br />
Langzeittest mit Nanoflowcell-48V-Niedervoltantrieb<br />
350.000 km hat der Nanoflowcell-Testwagen<br />
bisher zurückgelegt: 200.000 Straßenkilometer<br />
und 150.000 Kilometer auf dem Prüfstand.<br />
Jeder gefahrene Kilometer dokumentiert<br />
die technische Stabilität des flußzellenbasierten<br />
48 Volt Niedervolt-Elektroantriebs.<br />
Seit seiner Straßenzulassung 2016 befindet<br />
sich der Quantino 48Volt kontinuierlich im<br />
realen Dauertest. Die Gesamtkilometer erfor-<br />
derten das mehrfache Wechseln von Verschleißteilen<br />
wie Bremsen und Reifen sowie<br />
verschiedenste kleinere Reparaturarbeiten.<br />
Doch obwohl das Fahrzeug ein durch Testfahrten<br />
dauerbeanspruchter Prototyp ist, arbeitete<br />
sein Antrieb über die gesamte Testdauer<br />
fehlerfrei. Trotz der immerhin mehr als<br />
10.000 Betriebsstunden zeigten weder die<br />
Membran, noch die beiden Elektrolytpumpen<br />
der verbauten Flußzelle Verschleißerscheinungen.<br />
Das Nanoflowcell-System arbeitete<br />
nahezu wartungsfrei. Lediglich Updates der<br />
Steuerungssoftware für das Energiemanagement<br />
wurden in Abständen aufgespielt, doch<br />
nur, um die Effizienz des Systems zu verbessern.<br />
Über den bisherigen Testzeitraum zeigte<br />
der Quantino 48Volt einen durchschnitt -<br />
lichen Verbrauch von 8 bis 10 kWh auf<br />
100 km. Derzeit arbeitet die Nanoflowcell<br />
Holdings mit Nachdruck an Lösungen zur Serienfertigung<br />
der Flußzellenmembran sowie<br />
zur Massenproduktion der bi-Ion-Elektrolytflüssigkeiten.<br />
mc<br />
https://nanoflowcell.com<br />
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2-pol HV-Stecksystem<br />
Mit Künstlicher Intelligenz und Prinzip der Schwarmintelligenz Brennstoffzellensysteme auslegen<br />
Continental-Lösungen für eine effizientere E-Mobilität<br />
Bild: Continental<br />
Mit dem wachsenden Interesse an Elektromobilität<br />
und an Elektrofahrzeugen (EV) wird<br />
es immer wichtiger, für eine gute Alltagstauglichkeit<br />
von EV zu sorgen. So kann ein<br />
systemisches Thermo-Management trotz<br />
niedriger oder hoher Umgebungstemperaturen<br />
eine deutlich größere Fahrzeugreichweite<br />
ermöglichen. Dazu wurde erstmals ein Forschungsfahrzeug<br />
auf der Basis eines existierenden<br />
Mittelklasse-EV vorgestellt. Weiterhin<br />
können Brennstoffzellenfahrzeuge eine Lö-<br />
Thermo-Management<br />
sung für große Reichweiten sein, insbesondere<br />
bei schweren Fahrzeugen und Nutzfahrzeugen.<br />
Continental setzt inzwischen Künstliche<br />
Intelligenz und das Prinzip der Schwarmintelligenz<br />
ein, um Brennstoffzellensysteme<br />
optimal auszulegen. Der Bedarf an Elektroniken<br />
mit höherer Leistungsdichte, höherer<br />
Leistungsabgabe und mehr integrierten<br />
Funktionen bei gleichzeitig kompakteren Abmessungen<br />
wird weiter zunehmen, gerade<br />
bei kleineren EV und Plug-In- Hybriden. Neue<br />
Halbleitermaterialien wie Galliumnitrid sind<br />
mögliche Lösungen für diesen Integrationsgrad,<br />
etwa für bidirektionale Ladegeräte im<br />
Fahrzeug. Die Division Powertrain setzt KI<br />
und Pontryagin‘s-Minimum-Principle-Optimierungs-Algorithmen<br />
ein, um das bestmögliche<br />
Brennstoffzellensystem für einen speziellen<br />
Fahrzyklus zu berechnen. Durch Rückgriff<br />
auf ihr Know-how im Bereich KI und<br />
Schwarmintelligenz gelang es dem Unternehmen,<br />
die Energieverluste auf der Strecke<br />
Batterie-DC/DC-Konverter um rund 3,5 % zu<br />
senken, indem sie intelligente Regelprinzipien<br />
identifizierten und anwendeten. mc<br />
www.continental.de<br />
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TESTEN<br />
TITELSTORY<br />
Einsatzbereiche von Micro-Epsilon-Sensoren in der Automobilfertigung<br />
Von der Hochzeit bis zur<br />
Prüfung von Ziernähten<br />
Einer der Wettbewerbsvorteile der deutschen Automobilindustrie ist der<br />
hohe Automatisierungsgrad in der Fertigung. Für die vollautomatisierte<br />
Bearbeitung ist eine Vielzahl von Sensoren erforderlich, die Überwachungsund<br />
Regelungsaufgaben übernehmen. Aufgrund der zunehmenden<br />
Forderung nach Prozessstabilität, Produktionssicherheit und Qualität<br />
werden zudem immer mehr Präzision und höhere Datenraten benötigt.<br />
Erich Winkler, Produktmanagement Lasertriangulationssensoren, und<br />
Dipl.-Ing. Christian Kämmerer, MBA, Leiter Vertrieb 2D/3D Optische<br />
Messtechnik, Micro-Epsilon Messtechnik GmbH & Co. KG in Ortenburg<br />
38 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
TITELSTORY<br />
TESTEN<br />
Im Kontext von Industrie 4.0 sorgen Sensoren der Micro-Epsilon<br />
Messtechnik GmbH & Co. KG mit Sitz in Ortenburg dafür, dass<br />
Daten in Echtzeit erfasst und zielgerichtet für die Applikation<br />
genutzt werden. Vom Presswerk über die Montage bis hin zur Qualitätssicherung<br />
werden Sensoren zur Prozesssteuerung, Überwachung<br />
von Zulieferteilen und zur Endkontrolle eingesetzt. Sie perfektionieren<br />
die Fertigung über verschiedene Messaufgaben:<br />
Messung des Blecheinzugs beim Pressvorgang<br />
Ein Kernprozess der automobilen Fertigung ist die Herstellung der<br />
Rahmen-, Fahrwerks- und Karosserieteile im Presswerk. Dabei wird<br />
eine zu formende Platine vom Werkzeugstempel in die Form, die<br />
sogenannte Matrize, gedrückt. Hier wird der Flansch des Blechs teilweise<br />
nach innen gezogen, da die Bauteildicke durch den Tiefziehprozess<br />
abnimmt und verdrängtes Material vom Rand der Platine<br />
nachfließt. Dieser Verzug lässt sich als Abstandsänderung erfassen.<br />
Sein Wert ist wichtig für die Qualitätsbeurteilung des Pressteils<br />
sowie für die Regelung des Werkzeugstempels.<br />
Die Messung des Verzugs wird mit mehreren Laser-Triangulations-<br />
Sensoren der Serie OptoNCDT 1420 durchgeführt, die um das<br />
Blech herum entweder im Werkzeug oder seitlich am Werkzeug<br />
platziert sind. Aufgrund ihrer kompakten Bauweise lassen sich die<br />
Lasersensoren in diese beengte Umgebung integrieren. Die Anordnung<br />
wird dabei so gewählt, dass der Laserstrahl auf die Kanten<br />
des Blechs misst, welches sich zwischen der Ober- und Unterseite<br />
des Werkzeugs befindet. Aufgrund des kleinen Messflecks ist der<br />
Sensor dann in der Lage, in den engen Spalt zwischen den beiden<br />
Werkzeugteilen zu messen. Die Messwerte werden analog oder<br />
digital an die Steuerung übertragen und lassen einen Rückschluss<br />
darauf zu, wie viel Material nachgeflossen ist. Über diesen Wert<br />
wird der Anpressdruck im laufenden Prozess geregelt.<br />
Bild: Micro-Epsilon/Konradin Mediengruppe<br />
Hochzeit von Motor und Karosserie<br />
Laserwegsensoren der Reihe OptoNCDT überwachen beispiels -<br />
weise die „Hochzeit“ von Karosserie und Motor. Diese bzw. der<br />
gesamte Antriebsstrang werden über sogenannte Hochzeits -<br />
anlagen miteinander verbunden. Dazu wird der Antriebsstrang auf<br />
einem Gestell liegend innerhalb der Produktionslinie eingefahren.<br />
Die Karosserie hängt zu diesem Zeitpunkt bereits an einer Vorrichtung,<br />
die zeitgleich von einem Roboter von oben eingeschwenkt<br />
wird, sodass sie sich über dem Antriebsstrang befindet und auf<br />
diesen herabgelassen werden kann. An der Vorrichtung montierte<br />
Laserwegsensoren messen dabei den Abstand zwischen Karosserie<br />
und Motor. Dadurch kennt der Roboter die exakte Position des<br />
Motors und kann die Karosserie genau auf den Antriebsstrang aufgesetzt,<br />
wo sie dann verschraubt wird. Aufgrund der großen Messbereiche<br />
und der benötigten Unempfindlichkeit bei unterschiedlichen<br />
Reflektionen eignen sich die OptoNCDT Lasersensoren<br />
besonders für diese Messaufgabe. Ein weiterer Vorteil ist, dass<br />
die Sensoren über einen integrierten Controller verfügen. Dadurch<br />
entfällt die Installation eines externen Steuergeräts, wodurch die<br />
mechanische Integration und Verkabelung wesentlich einfacher ist.<br />
Laser-Profil-Sensoren der Reihe<br />
ScanControl von Micro-Epsilon<br />
werden in der Automobilindustrie<br />
zur Messung von 2D/3D Profilen eingesetzt<br />
und Laser-Punkt-Sensoren<br />
der Reihe OptoNCDT zur Weg-,<br />
Abstands- und Dickenmessung<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 39
TESTEN<br />
TITELSTORY<br />
Bei der Montage des Cockpits müssen die Lasersensoren<br />
oberflächenunabhängig arbeiten, da die verschiedenen<br />
Lackierungen unterschiedliche Reflexionen hervorrufen –<br />
die Intensität der Reflektion wird dafür in Echtzeit aus -<br />
geregelt, sodass die Positionierung prozesssicher ist<br />
Bild: Micro-Epsilon<br />
Genaue Cockpitpositionierung<br />
Ein weiterer, roboterbasierter Montageschritt ist der Einbau des<br />
Cockpits in Automobile. Es besteht aus mehreren hundert Einzelteilen<br />
und wiegt bis zu 100 kg. Beim Einbau in das Fahrzeug ist deshalb<br />
eine besonders präzise Positionierung erforderlich. Dafür wird<br />
senkrecht ein viereckiger Rahmen aus Metallstreben mit zwei Greifern<br />
an den Außenseiten an einen Roboterarm montiert. Über die<br />
Greifer wird das Cockpit an beiden Außenseiten aufgenommen und<br />
zunächst waagrecht in Richtung des Fahrzeugs befördert, welches<br />
auf einem Förderband in der Montagelinie eingefahren wird. Kurz<br />
vor dem Fahrzeug neigt der Roboter die zu montierende Seite des<br />
Cockpits etwas nach unten. In dieser Position wird das Cockpit über<br />
den Roboter durch die Öffnung, die später für die Fahrertür vorgesehen<br />
ist, in den Fahrzeuginnenraum geschwenkt und anschließend<br />
wieder in die Waagrechte gedreht. Zur Positionsüberwachung wird<br />
an den vier Ecken des Metallrahmens je ein Lasersensoren der<br />
Reihe OptoNCDT angebracht. Diese Sensoren messen auf Refe-<br />
renzmarken im Fahrzeuginneren. Dabei kann es sich um Erhöhungen<br />
oder Vertiefungen handeln. Durch den Einsatz der vier Sensoren<br />
wird sichergestellt, dass das Cockpit in der x-, y- und z-Achse<br />
korrekt ausgerichtet ist. Haben alle Sensoren ihre jeweilige Referenzmarke<br />
erfasst, wird der Roboter gestoppt, um das Cockpit an<br />
genau dieser Position nach vorne an die Karosserie heranzufahren,<br />
dort anzudocken und zu befestigen. Für den kompletten Vorgang<br />
inklusive Befestigung des Cockpits ist eine extrem kurze Taktzeit<br />
von unter einer Minute vorgegeben.<br />
Die Sensoren müssen dabei oberflächenunabhängig arbeiten, da<br />
durch die verschiedenen Lackierungen von dunkel bis hell und auch<br />
durch matte oder glänzende Oberflächen unterschiedliche Reflexionen<br />
auftreten. Dementsprechend muss der Lasersensor in der Lage<br />
sein, die Intensität der Reflektion in Echtzeit auszuregeln, um die<br />
Positionierung prozesssicher zu ermöglichen.<br />
Stärken der Laser-Punkt-Sensoren<br />
Bild: Micro-Epsilon<br />
INFO<br />
Laser-Punkt-Sensoren der Reihe OptoNCDT werden in der Automobil -<br />
fertigung zur Weg-, Abstands- und Dickenmessung eingesetzt. Aufgrund<br />
ihrer Oberflächenkompensation, der Realtime Surface Compensation<br />
(kurz: RTSC), arbeiten sie nahezu material- und farbunabhängig. Der<br />
kleine Messfleck lässt außerdem die Vermessung winziger Objekte zu<br />
und liefert gleichzeitig präzise Messwerte mit einer Genauigkeit, die<br />
im Mikrometerbereich liegt. Die Messdaten werden über verschiedene<br />
Schnittstellen ausgegeben und können zur Regelung direkt im Fertigungsprozess<br />
verwendet werden. Erhältlich sind die Lasersensoren in<br />
unterschiedlichen Modellen, die Messbereiche von 2 bis 1000 mm<br />
und Messraten von 2 bis 49,14 kHz bei Auflösungen von bis zu 0,03 μm<br />
abdecken. Neben der Automobilindustrie werden Laser-Sensoren von<br />
Micro-Epsilon auch in anderen hochautomatisierten Bereichen wie<br />
der Halbleiterfertigung oder dem 3D-Druck eingesetzt.<br />
40 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
TITELSTORY<br />
TESTEN<br />
Stärken der Laser-<br />
Linien-Triangulation<br />
INFO<br />
Bei der Scheibenmontage wird beispielsweise ein Laser-Linien-<br />
Sensor ScanControl eingesetzt, der detaillierte Abstandswerte in<br />
allen Ebenen erfasst<br />
Erfassung von Messobjekten bei kurzen Taktzeiten<br />
In der Automobilindustrie gibt es darüber hinaus Messaufgaben, bei<br />
denen die gleichzeitige Erfassung mehrerer Messwerte oder die<br />
dreidimensionale Erfassung von Messobjekten bei kurzen Taktzeiten<br />
notwendig ist. Beispielsweise wird bei der Scheibenmontage<br />
ein Laserliniensensor ScanControl eingesetzt, der detaillierte<br />
Abstandswerte in allen Ebenen erfasst. Bei der Montage sitzt der<br />
Sensor auf dem Roboter, der die Scheibe am Fahrzeug einpasst.<br />
Wird die Scheibe aufgesetzt, erfasst der Scanner das komplette<br />
Profil der Scheibe und deren Umfeld, wodurch auf einen Schuss und<br />
damit in kurzer Zeit alle notwendigen Werte ermittelt werden. So<br />
wird beispielsweise bestimmt, ob die Scheibe gerade und mittig<br />
platziert und ob sie in allen Ebenen passgenau eingesetzt ist. Das<br />
Ergebnis, in diesem Fall die Spaltgenauigkeit und die Bündigkeit,<br />
wird direkt im Sensor generiert und an die SPS ausgegeben.<br />
3D-Abbild der Kleberaupe<br />
Eine weitere Messaufgabe betrifft den Klebeauftrag, der schon vor<br />
dem Einpassen der Scheibe erfolgte und ebenfalls durch einen<br />
Laserscanner geprüft wird. Dazu wird der Scanner direkt am<br />
Roboter montiert, der die Kleberaupe aufträgt. Er fährt dann über<br />
jene Stellen, auf die der Kleber bereits aufgebracht wurde und es<br />
wird ein 3D-Abbild der Kleberaupe erstellt, welches Aufschluss<br />
darüber gibt, ob die Menge des Klebers konstant ist, ob der Auftrag<br />
lückenlos erfolgt ist und ob die Kleberaupe an der richtigen Stelle<br />
angebracht wurde. Alle erfassten Messwerte werden separat<br />
gespeichert. Sollte zu einem späteren Zeitpunkt ein Fehler im Prozess<br />
auftreten, kann zur Fehleranalyse auf diese Messwerte zurückgegriffen<br />
werden.<br />
Spalt- und Bündigkeitsmessungen<br />
Bei der Montage eines Fahrzeugs sind zudem zahlreiche Spalt- und<br />
Bündigkeitsmessungen erforderlich. Dazu zählt unter anderem die<br />
Positionsprüfung von Ziernähten an Airbags. Mit einem Roboterarm,<br />
entlang der Ziernaht geführt, erfasst ein Laserprofilscanner die<br />
Kontur der Naht und wertet mehrere Informationen gleichzeitig aus.<br />
So prüft er kontinuierlich den Abstand der Naht zur Trennstelle<br />
zwischen den Einzelteilen und gibt über die Ethernet-Schnittstelle<br />
Bild: Micro-Epsilon<br />
Die Stärken der ScanControl-Laser-Scanner – oft auch als<br />
Laser-Profilsensoren bezeichnet – liegen in der kompakten<br />
Bauform, wodurch sie auch in engen Bauräumen integriert<br />
werden können. Die komplette Elektronik ist bereits im<br />
Sensor untergebracht, wodurch kein externes Steuergerät<br />
erforderlich ist. Aufgrund der robotertauglichen Kabel ist der<br />
Sensor zudem für Dreh- und Torsionsbewegungen am Roboter<br />
geeignet. Die Laserscanner von Micro-Epsilon verfügen<br />
außerdem über eine empfindliche Empfangsmatrix mit einer<br />
hohen Auflösung. Sie ermöglicht Messungen auf fast allen<br />
industriellen Materialien und ist weitestgehend unabhängig<br />
von der Oberflächenreflexion. Die Laser-Scanner detektieren<br />
bis zu 2048 Punkte auf einer Laserlinie. Über eine Relativ -<br />
bewegung vom Sensor zum Messobjekt können auch drei -<br />
dimensionale Aufnahmen mit hoher Auflösung generiert<br />
werden. Zur Auswahl stehen Laserscanner mit roter oder<br />
blauer Laserdiode, die in der Regel erst dann eingesetzt werden,<br />
wenn das rote Laserlicht an seine Grenzen stößt, wie<br />
beispielsweise bei organischen Materialien, semitransparenten<br />
Materialien oder glühenden Metallen. Das blaue<br />
Laserlicht lässt sich auf bestimmten Oberflächen schärfer<br />
fokussieren und ermöglicht präzise Messergebnisse.<br />
die Bewertung direkt als 0 (NIO) oder 1 (IO) aus. Auch der Höhenversatz<br />
zwischen den Einzelteilen wird geprüft, wodurch Montagefehler,<br />
die die Sicherheit gefährden können, sofort erkannt werden.<br />
Und auch die Spaltüberwachung im KFZ-Innenraum stellt eine<br />
Messaufgabe in der Automobilfertigung dar. Ein wichtiges Qualitätsmerkmal<br />
sind hier homogene Spaltmaße bei Cockpitelementen<br />
oder der Mittelkonsole. Je nach Prüfsituation wird dabei ein einzelner<br />
Scanner an einem Roboterarm verwendet, der unterschiedliche<br />
Spalte statisch oder auch dynamisch misst. Alternativ wird ein<br />
Gestell am Roboterarm verwendet, mit dessen Hilfe statisch eine<br />
Vielzahl verschiedener Spalte im Innenraum in Bruchteilen einer<br />
Sekunde erfasst werden. Der Sensor beurteilt diese Messwerte<br />
und gibt an die Steuerung ein Signal, ob die geprüften Werte innerhalb<br />
der kundenseitig definierten Toleranzen liegen. Weitere Spaltprüfungen<br />
erfolgen auch an der Karosserie, zum Beispiel beim Messen<br />
der Türspalte oder beim Anbau von Zierleisten.<br />
ik<br />
www.micro-epsilon.de<br />
Je nach Branche bieten sich unterschiedliche<br />
Sensoren an. Weitere Informationen:<br />
hier.pro/tjnrk<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 41
TESTEN<br />
HARDWARE IN THE LOOP<br />
Chancen der Digitalisierung im Prüffeld für den operativen Betrieb und die Produktentwicklung<br />
Integrated Testing: Beispiel Batterietests<br />
Mit der TestXplorer-Suite bietet Kratzer Automation Tools zur einfachen und flexiblen Datenorganisa -<br />
tion und -verwaltung im Prüffeld an. Alle Daten werden zentral auf einem Server verwaltet. Eine Web-<br />
Oberfläche dient dem Zugriff auf die Daten mit virtuellen Ordnern und flexiblen Suchabfragen. Das<br />
Standardprodukt, das unter anderem bei Porsche, Daimler, BMW, Volvo und VW im Einsatz ist, kann im<br />
Rahmen von Kundenprojekten auch individuell erweitert werden. Im Folgenden wird die exemplarische<br />
Prozesskette eines Batterieprüffelds beschrieben.<br />
Roland Strixner, Head of Center of Competence Test Data & Test Field Management, Kratzer Automation<br />
Die automobile Welt ist im Umbruch. Dieser Umbruch wird von<br />
unterschiedlichen Veränderungstreibern wie der Digitalisierung<br />
untypisch schnell forciert. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die<br />
Anforderungen an die Entwicklungsprozesse des Produkts Automobil<br />
und seinen Komponenten.<br />
Herausforderungen im Entwicklungsprozess<br />
Innovationen im Automobil können nur als Alleinstellungsmerkmal<br />
genutzt werden, wenn man der Erste oder einer der Ersten ist, die<br />
die Innovation zur Serienreife bringen. Entsprechende Innovationen<br />
müssen allerdings getestet und abgesichert werden.<br />
Doch mit der zunehmenden Anzahl an Tests wachsen auch die Datenmengen.<br />
Moderne Softwarepakete sind in der Lage „Ausreißer“<br />
zu erkennen und die Testserie bauteilübergreifend auszuwerten.<br />
Diese steigenden Datenmengen in globalen Organisationen mit in-<br />
terdisziplinären Teams stellen neue Anforderungen an die Datenhaltung<br />
im Testfeld. Die Produktentwicklung ist auf schnellstmögliche<br />
Rückmeldung zu aktuellen Tests angewiesen sowie auf die unkomplizierte<br />
Recherche zu gelaufenen Tests.<br />
Abhilfe bei der Automation von administrativen Tätigkeiten schafft<br />
dabei ein Prüffeldmanagementsystem, welches die Abrechnung der<br />
Versuche vollautomatisiert vornehmen kann. Prüfstände können mit<br />
Steuer- und Automatisierungssystemen präventiv gewartet werden,<br />
um Ausfallzeiten zu reduzieren.<br />
Im Folgenden wird das Konzept des Integrated Testing am Beispiel<br />
von Batterietests verdeutlicht. Unter Integrated Testing verstehen<br />
wir ein digitalisiertes Prüffeld ohne Medienbrüche, das heißt, dass<br />
alle relevanten Systeme (ERP, Prüffeld Management, Automatisierung<br />
und zahlreiche andere) direkt miteinander verbunden sind und<br />
mit einander kommunizieren können. Jeder Schritt im Testablauf<br />
und im Betrieb des Prüffeldes wird digitalisiert abgebildet und dokumentiert.<br />
Aufgrund wachsender Größen ist bei der Digitalisierung<br />
eines Prüffelds das Gesamtkonzept aus Software und Organisation<br />
entscheidend.<br />
Bild: Kratzer Automation<br />
Exemplarische Prozesskette eines Batterieprüffelds: Die Versuchsdurchführung ist die Engstelle der Prozesskette und deshalb hier der Durchsatz<br />
/ die Auslastung zu optimieren. Dies geschieht durch eine Mehrzahl von reinen Prozessmaßnahmen, die digital unterstützt werden<br />
42 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
HARDWARE IN THE LOOP<br />
TESTEN<br />
Bild: Kratzer Automation<br />
Organisation eines Prüffelds – Abstraktionsebenen<br />
Planung und Steuerung der Prozesse im Prüffeld<br />
Die Planung soll die optimale Abarbeitung der Testaufträge sicherstellen.<br />
Zahlreiche Einzelprozesse zur Vorbereitung, Durchführung<br />
und Nachbereitung müssen koordiniert werden. Die so entstandene<br />
Prozesskette gesteuert und dokumentiert. Naheliegend wäre nun<br />
eine Hochrechnung und Planung auf Basis von historischen Daten.<br />
Deutlich effizienter und effektiver ist allerdings die Kombination von<br />
selbststeuernden Prozessen, die digitalisiert werden.<br />
Wie in der Abbildung der exemplarischen Prozesskette eines Batterieprüffeldes<br />
(siehe Bild Seite 42) ersichtlich, ist die Versuchsdurchführung<br />
die Engstelle der Prozesskette und deshalb hier der Durchsatz<br />
/ die Auslastung zu optimieren. Dies geschieht durch eine<br />
Mehrzahl von reinen Prozessmaßnahmen, die digital unterstützt<br />
werden.<br />
Die Prozesskette vor der Engstelle muss einen qualitativ hochwertigen<br />
Output hervorbringen. Fehlerhaft gerüstete Versuche führen zu<br />
Verzögerungen oder schlimmstenfalls zum Stillstand. Dies kann erheblich<br />
reduziert werden durch:<br />
• Die Verbesserung der Prozessqualität vor der Engstelle: Geführte<br />
Wizards im Auftrag stellen eine Mindestqualität in der<br />
Testspezifikation sicher. Stammdaten und ein Prüfplanmanagement<br />
wirken sich darüber hinaus ebenfalls auf die Qualität der<br />
Testspezifikation aus. Eine Rüstunterstützung mit digitalen<br />
Checklisten, Rüstanweisungen sowie Sensor- und Konnektivitätstests<br />
am Rüstplatz reduzieren die Fehlerraten in der Rüstung<br />
erheblich.<br />
• Die Stabilisierung der Prozesskette gegenüber den verbleibenden<br />
Fehlern: Hierzu werden Puffer an neuralgischen Stellen<br />
im Prozess eingeführt. Kann ein Versuch aufgrund einer fehlerhaften<br />
Testspezifikation nicht gerüstet werden, wird der nächste<br />
Versuch aus dem virtuellen Puffer herangezogen. Die Klärung<br />
des anderen Versuchs stört die Prozesskette so nur minimal.<br />
Wird beim Beschicken des Prüfstands ein fehlerhaft gerüsteter<br />
Versuch festgestellt, kann auch hier der nächste Versuch aus<br />
dem physikalischen Puffer herangezogen werden.<br />
• Die Übertragung von Versuchsparametern an die Automati -<br />
sierung: Beim Arbeiten mit standardisierten Prüfplänen können<br />
die notwendigen Parameter vom Prüffeldmanagement automatisch<br />
und digital an die Automatisierung übertragen werden. Manuelles<br />
Einstellen mit entsprechender Fehleranfälligkeit entfällt<br />
dadurch komplett.<br />
Eine Überwachung des volldigitalen Prüffelds ist manuell und auch<br />
remote möglich, indem man sich zum Prüfstand verbindet und die<br />
aktuellen Parameter sowie deren Historie überprüft. Darüber hinaus<br />
können Machine-Learning-Algorithmen genutzt werden, die die<br />
Prüfstände automatisiert überwachen und bei Abweichungen Benachrichtigungen<br />
versenden. Gleichartige Tests können über einen<br />
zentralen Datenspeicher optimal und übergreifend ausgewertet<br />
werden. Es stehen damit alle Informationen zu einem Testauftrag<br />
über diesen zentralen Einstiegspunkt zur Verfügung und die Abarbeitung<br />
wird mittels intelligenter Kombination aus Prozessoptimierung<br />
und Digitalisierung vollzogen.<br />
Digitalisierungskonzept für die Prüffeldorganisation<br />
Die Organisation eines Prüffelds kann in folgende Abstraktionsebenen<br />
gegliedert werden: die Aufbauorganisation, die Ablauforganisation<br />
und der IT Backbone. Zur Optimierung muss jede Ebene einzeln<br />
im Detail wie auch deren Zusammenspiel betrachtet werden.<br />
Die Aufbauorganisation definiert, wer welche Aufgaben übernimmt.<br />
Unser Ziel ist die Ermittlung der vorhandenen Mitarbeiterrollen<br />
und wie diese besetzt sind. Denn Mitarbeiter mit unterschiedlichen<br />
Qualifikationen und Tätigkeitsschwerpunkten haben unterschiedliche<br />
Handlungsansätze. Daraus ergeben sich auch unterschiedliche<br />
Ansprüche an die Gestaltung der Software, der Endgerättypen<br />
und des individuell benötigten Funktionsumfangs.<br />
Die hier gewonnenen Erkenntnisse fließen in die UX-Konzepte ein,<br />
bestimmen die Gestaltung der Lösung auf IT-Ebene und werden im<br />
Dialog mit Mitarbeitern validiert. Bei den UX-Konzepten steht der<br />
Nutzer des Systems im Mittelpunkt. Es geht darum, die Benutzbarkeit<br />
und die Interaktion an der Schnittstelle von Software und System<br />
zum Bediener und Nutzer so intuitiv wie einfach zu machen und<br />
alles an den „natürlichen Arbeitsablauf“ anzupassen.<br />
Die Ablauforganisation und ihre Unternehmensprozesse definiert<br />
wie gearbeitet wird. In unseren Projekten führen wir zuerst eine<br />
Prozessanalyse durch, bei der wir auch auf vorhandene Dokumentationen<br />
zurückgreifen. Im Nachgang werden mögliche Optimierungen<br />
erarbeitet und mit dem Kunden abgestimmt.<br />
In der IT-Backbone-Ebene führen wir eine Analyse der vorhandenen<br />
Unternehmensstrukturen durch, um unsere Lösung in die vorhandenen<br />
IT-Strukturen der Kunden ohne große Aufwände zu integrieren.<br />
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Testen<br />
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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 43
TESTEN<br />
HARDWARE IN THE LOOP<br />
Testen von Brennstoffzellensteuerungen<br />
Die Komplexität meistern<br />
Im Zuge des Umstiegs von Verbrennungsmotoren auf elektrische Antriebe in weiten Teilen der Mobilität<br />
rücken neue Energiespeicher für die Fahrzeuge in den Blickpunkt. Vor allem Lithium-Ionen-Batterien und<br />
Wasserstoff-Brennstoffzellen sind im Rennen. Für den Test der entsprechenden Steuergeräte muss man<br />
deren Gemeinsamkeiten und Unterschiede kennen. Für eine hohe Testqualität ist zudem ein flexibel<br />
konfigurierbares Equipment entscheidend.<br />
Norbert Witteczek, Business Manager Test Systems & Applications, Smart Testsolutions GmbH, Stuttgart<br />
Die Testumgebung für Brennstoffzellensteuerungen<br />
– in diesem Fall eine Siemens Simatic S7 – simuliert<br />
alle relevanten Betriebsparameter<br />
Lithium-Ionen-Batterien und Brennstoffzellen – diese beiden<br />
Techniken beruhen in chemischer und physikalischer Hinsicht<br />
auf recht unterschiedlichen Ansätzen, und so überrascht es nicht,<br />
dass sich auch die elektronischen Steuerungen für solche Energiequellen<br />
sowie deren Tests im Entwicklungs- und Freigabeprozess<br />
unterscheiden. Doch zunächst zu den Gemeinsamkeiten: In beiden<br />
Fällen sind viele Zellen hintereinander zu schalten, um auf die gewünschte<br />
Betriebsspannung zu kommen. In Pkw liegt diese Spannung<br />
heute bei beiden Systemen bei bis zu 600 Volt. Entsprechend<br />
bemisst sich die Anzahl der Zellen. Während die Zellspannung von<br />
Lithium-Ionen-Akkus in der Regel rund 4 Volt beträgt, liegt diese<br />
Bild: Smart Testsolutions/Emanuel Zifreund<br />
Spannung bei Wasserstoff-Brennstoffzellen lediglich um 0,9 Volt.<br />
Um die gewünschte Betriebsspannung zu erreichen, sind folglich –<br />
unbeschadet etwa vorhandener elektronischer Spannungsregelungen<br />
auf Hochspannungsseite – bei Brennstoffzellen entsprechend<br />
mehr Zellen hintereinander zu schalten. In beiden Fällen erfordert<br />
die komplexe Anordnung eine kontinuierliche Überwachung der relevanten<br />
Betriebsparameter wie Spannung oder Temperatur, um die<br />
gesamte Anordnung in ihrer optimalen Betriebszone zu halten. Die<br />
Fahrzeughersteller setzen hierzu eigene eingebettete Recheneinheiten<br />
(Electronic Control Unit, ECU) ein, die mit zahlreichen Sensoren<br />
diese Parameter in Echtzeit überwachen und steuern. Bei<br />
Brennstoffzellenantrieben kommt meist noch eine CVM-Einheit<br />
(Cell Voltage Monitoring) hinzu. Obwohl beide Verfahren letztlich auf<br />
einen elektrischen Antrieb hinauslaufen, gibt es im Handling von<br />
Brennstoffzellen und von Lithium-Ionen-Akkus signifikante Unterschiede.<br />
So enthalten batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) ein Batteriemanagementsystem<br />
(BMS), das die Zellenspannungen überwacht.<br />
Fuel Cell Control Unit statt BMS<br />
Brennstoffzellen-Stacks dagegen sind statt eines BMS mit einem eigenen<br />
Steuergerät, der Fuel Cell Control Unit (FCCU) ausgestattet,<br />
das mit einer nachgeschalteten Traktions-ECU zusammenarbeitet.<br />
Wie das BMS von Batterieantrieben erfasst auch die FCCU die Zellenspannungen<br />
und -Ströme. Neben Spannung und Strom erfasst<br />
die FCCU zusätzliche Parameter wie Druck, Temperatur, Wasserstoffkonzentration<br />
sowie die Flussgeschwindigkeit von Gasen und<br />
Kühlmitteln im Stack. Die Stromwerte bei Brennstoffzellen müssen<br />
engmaschiger überwacht und geregelt werden als bei Lithium-Ionen-Akkus.<br />
Denn überschreitet der Strom in einer Brennstoffzelle<br />
den zulässigen Wert, so kann es leicht zu einer Perforation der<br />
Membran und damit zur Zerstörung der Zelle kommen. Die höhere<br />
Anzahl von Zellen in einem Brennstoffzellen-Stack gegenüber einem<br />
Batteriestack mit vergleichbarer Leistung erfordert im Prinzip<br />
eine entsprechend höhere Anzahl von analogen I/O-Leitungen zur<br />
Überwachung der Zellenspannung. Vor dem Serieneinsatz sind die<br />
Steuergeräte ausführlichen Tests zu unterwerfen – nicht nur, um im<br />
Entwicklungsprozess das System zu optimieren, sondern auch im<br />
Rahmen der Verifikations- und Freigabeverfahren. Bei diesen Tests<br />
speist ein Simulator die Steuereinheit des Fahrzeugs mit allen relevanten<br />
Betriebsparametern und zeichnet die Reaktion der Steuer-<br />
44 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
HARDWARE IN THE LOOP<br />
TESTEN<br />
Bild: Smart Testsolutions/Emanuel Zifreund<br />
Eine Brennstoffzellensteuerung muss deutlich mehr Parameter überwachen<br />
als beispielsweise ein Batteriemanagementsystem. Entsprechend<br />
komplex ist die Verkabelung im HiL-System für den Test der Steuerung<br />
einheit auf. Im Falle von Fahrzeugen handelt es sich bei dieser Steuereinheit<br />
um die jeweilige ECU nebst BMS beziehungsweise FCCU.<br />
Überall wo im Realbetrieb Sensoren angeschlossen werden, ist die<br />
Steuerung während des Tests mit einer virtuellen Signalquelle verbunden,<br />
die die jeweiligen Signalspannungen und -ströme erzeugt.<br />
Umgekehrt werden die Aktuatorausgänge der Fahrzeugsteuerung,<br />
die im Regelbetrieb Relais, Lüfter, Heizpatronen oder Ventile in<br />
Gang setzen, im Rahmen des Tests mit den digitalen oder analogen<br />
Eingängen des Simulators verbunden. So kann das Testgerät erkennen<br />
und registrieren, ob die Steuerungseinheit die richtigen Befehle<br />
an den Brennstoffzellenstack ausgibt. Um den Simulator an wechselnde<br />
Umgebungen anpassen zu können, ist eine hohe Flexibilität<br />
bei der Konfiguration von Vorteil.<br />
HiL-System testet durch Simulation<br />
Für einen Marineausrüster hat Smart Testsolutions ein HiL-System<br />
entwickelt, das die Einzelzellspannungen des Brennstoffzellenstapels<br />
und sämtliche für die Steuerung des Systems relevanten Umgebungsparameter<br />
simuliert. Darin vereint das Unternehmen seine<br />
Baugruppen zur Zellspannungserfassung und -simulation an Brennstoffzellen<br />
MCM Intelliprobe mit den I/O-Baugruppen der MCM-Produktfamilie.<br />
Letztere simulieren betriebsrelevante Umgebungsfaktoren<br />
wie Druck oder Temperatur oder bestimmte Schaltzustände<br />
und messen die Outputs der Steuerung. Kernmerkmal der Smart-<br />
MCM I/O-Baugruppen ist die Fähigkeit, viele I/O-Signale parallel und<br />
vollsynchron zu verarbeiten. Unabhängig von der Kanalzahl stehen<br />
alle Signale auf Basis eines gemeinsamen Taktes vollsynchron zur<br />
Weiterverarbeitung bereit. Die Produktfamilie MCM-IntelliProbe<br />
dient zur Zellspannungserfassung an Brennstoffzellen, Batterien<br />
und anderen elektrochemischen Systemen. Gesteuert über ein PC-<br />
Programm fährt der Simulator sämtliche Betriebszustände durch;<br />
auch der Ausfall von Zellen und das Überschreiten kritischer Schwellen<br />
lassen sich auf diese Weise erproben. Die Automatisierung des<br />
Testverlaufs durch Skriptsprachen wie Lua ermöglicht dem Anwender<br />
dabei nicht nur drastische Zeitgewinne im Vergleich zu händisch<br />
durchgeführten Tests, sondern verbessert auch die Wiederholgenauigkeit<br />
und Reproduzierbarkeit des Verfahrens.<br />
jg<br />
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Brennstoffzellensteuerungen von Smart Testsolutions:<br />
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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 45
TESTEN<br />
MESSTECHNIK<br />
Akustikentwicklung bei AVL für bestmögliches Fahrerlebnis<br />
The Sound of Silence<br />
Moderne Fahrzeuge erhalten Over-The-Air-Updates, die das Fahrzeug laufend mit neuen oder verbesserten<br />
Funktionalitäten ausstatten. Ziel ist es, dem Endkunden ein möglichst angenehmes und angepasstes<br />
Fahrerlebnis zu ermöglichen. Das bestmögliche Fahrerlebnis zu erschaffen, ist auch ein Ziel<br />
der Akustikentwicklung von AVL. Welche Herausforderungen kommen auf AVL in diesem Bereich zu?<br />
Wir sprachen mit Bernhard Graf, Skill-Teamleader Noise Vibration Harshness (NVH) in Graz, über die<br />
akustische Fahrzeugentwicklung der Zukunft.<br />
Im Fahrzeugakustik-Rollenprüfstand von AVL werden Stör -<br />
geräusche reduziert, zum anderen erfolgt hier aber auch die<br />
Klanggestaltung und das Sounddesign<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie verändert sich Ihrer Meinung<br />
nach die Akustikentwicklung, wenn Kunden gar<br />
keine Fahrzeuge mehr besitzen, sondern nur noch<br />
mieten? Ist es dann noch wichtig den typischen „Markenklang“<br />
beziehungsweise ein besonders sportlich<br />
klingendes Fahrzeug zu entwickeln?<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: AVL entwickelt seit Jahrzehnten im NVH-<br />
Bereich Triebstränge, Aggregate und Fahrzeuge. Was sind Ihrer<br />
Meinung nach derzeit die größten Herausforderungen?<br />
Graf: Im Bereich der konventionellen Antriebsstränge, sprich Verbrennungsmotoren,<br />
stellt uns mit Sicherheit die Effizienzsteigerung<br />
und das damit einhergehende Downsizing und die Reibungsoptimierung<br />
vor große Herausforderungen. Viele dieser Maßnahmen<br />
führen zu einer Verschlechterung der akustischen Eigenschaften der<br />
Aggregate und diese müssen dementsprechend hinsichtlich Geräuschpegel<br />
und -qualität wieder auf ein akzeptables Niveau gebracht<br />
werden. Eine weitere große Herausforderung stellt die Elektrifizierung<br />
dar. Es treten hier durch das Fehlen des maskierenden<br />
Verbrennungsmotorgeräusches neuartige Geräusche zutage, mit<br />
denen wir uns bis dato noch nicht beschäftigen mussten. Ein anderes<br />
Thema ist die Betriebsstrategie. Denken Sie an eine rote Ampel:<br />
das Fahrzeug steht still und es arbeitet nur der Klimakompressor<br />
oder eine Kühlmittelpumpe, die man deutlich hört und als störend<br />
wahrnimmt.<br />
Graf: Das Beseitigen von Störgeräuschen beziehungsweise<br />
von störenden Schwingungen ist der Haupttätigkeitsbereich<br />
und wird der Schwerpunkt der Akustikentwicklung<br />
bleiben. Es ist unsere Pflicht, die Störgeräusche<br />
in den Griff zu bekommen und bestmöglich zu reduzieren.<br />
Des Weiteren gilt es, auch die gesetzlichen Anforderungen<br />
entsprechend zu erfüllen. Die Klanggestaltung<br />
und das Sounddesign sind die Kür. Die Entwicklung eines<br />
Markenklangs und einer markenspezifischen Soundgestaltung<br />
ist speziell für sportliche Fahrzeuge ein nicht unwesentliches<br />
Verkaufsargument. Das wird auch in<br />
Zukunft so bleiben und AVL kann hier mit einem<br />
umfangreichen Know-how unterstützen.<br />
Bild: AVL<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Die Fahrzeughersteller realisieren teilweise<br />
sehr unterschiedliche Antriebskonzepte (Art der E-Maschine<br />
und deren Topologie, Batteriekühlkonzepte, Bauraumvarianten<br />
etc.), die per se schon ein anderes akustisches Verhalten aufweisen.<br />
Hat AVL die Möglichkeit, dem Kunden aufzuzeigen, wo sein<br />
Fahrzeug im Wettbewerb steht?<br />
Graf: Wir führen permanent Benchmark-Aktivitäten zu unterschiedlichen<br />
Themen durch, bei denen Fahrzeuge und Antriebe im Detail<br />
untersucht werden. Alle Messdaten und Erkenntnisse fließen in<br />
Datenbanken und stehen in weiterer Folge in Form von Streubändern<br />
zur Verfügung. Damit ist es möglich, Ziele auf allen Ebenen<br />
(Fahrzeug, System und Komponente) zu definieren und die Anforderungen<br />
und Entwicklungstätigkeiten hinsichtlich Simulation und<br />
Entwicklung darauf abzustimmen.<br />
46 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
MESSTECHNIK<br />
TESTEN<br />
„Das Beseitigen von<br />
störenden Schwingungen<br />
ist der Haupttätigkeitsbereich<br />
und wird<br />
der Schwerpunkt der<br />
Akustikentwicklung bleiben.<br />
Es ist unsere<br />
Pflicht, die Störgeräusche<br />
in den Griff zu bekommen<br />
und bestmöglich<br />
zu reduzieren.“<br />
Die Simulations- und Entwicklungsmethoden im Bereich NVH für konventionelle<br />
Antriebsstränge wurden in den vergangenen 20 bis 30 Jahren<br />
perfektioniert und sind auf einem sehr hohen Niveau<br />
Bild: AVL<br />
Bild: AVL<br />
Bernhard Graf, Skill-Teamleader<br />
NVH, AVL Group Headquarters<br />
Graz<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Gibt es bezüglich der akustischen Prüfund<br />
Simulationsszenarien einen Unterschied zwischen einem<br />
Fahrzeug mit Verbrennungsmotor und einem Fahrzeug mit zum<br />
Beispiel zwei E-Maschinen?<br />
Graf: Die Simulations- und Entwicklungsmethoden im Bereich NVH<br />
für Verbrennungsmotoren und konventionelle Antriebsstränge wurden<br />
in den vergangenen 20 bis 30 Jahren perfektioniert und sind bereits<br />
auf einem sehr hohen Niveau. Das heißt jedoch nicht, dass hier<br />
in Zukunft nicht noch bessere und effizientere Lösungen etabliert<br />
werden können. Im Bereich der elektrifizierten Antriebsstränge gibt<br />
es neue Herausforderungen – nicht nur in der Simulation, sondern<br />
auch im Testing. Einer der wesentlichsten Unterschiede ist das<br />
Fehlen von Erfahrungswerten, wie wir sie im Bereich der konventionellen<br />
Antriebsstränge kennen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie eng sind bei Ihnen Simulation und<br />
Versuch miteinander verzahnt?<br />
Graf: Simulation und Versuch sind sehr eng miteinander verzahnt.<br />
Dies ist schon aufgrund der kurzen Entwicklungszeiten und der reduzierten<br />
Anzahl von Prototypen notwendig. Ein anderer Aspekt ist,<br />
dass schon in einem frühen Stadium in der Produktentwicklung belastbare<br />
Aussagen über das akustische Verhalten des Antriebsstrangs<br />
im Gesamtkontext Fahrzeug getroffen werden müssen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Bei konventionell angetriebenen Fahrzeugen<br />
kommen viele sogenannte Sekundärmaßnahmen bezüglich<br />
der akustischen Dämmung zum Einsatz (wie zum Beispiel<br />
Motor- oder Getriebekapselungen). Wie sieht die Situation bei<br />
elektrischen Antriebssträngen aus?<br />
Graf: Auch bei elektrischen Antriebssträngen ist es notwendig, sich<br />
dieser Sekundärmaßnahmen zu bedienen und diese zielgerichtet<br />
einzusetzen. Das betrifft zum einen die Körperschallentkoppelung<br />
über Elastomer-Lagerungen von zum Beispiel E-Achsen, aber auch<br />
die Entkoppelung von Hilfsaggregaten, die fahrzeugfest verbaut<br />
werden wie zum Beispiel elektrische Lenkhilfepumpen oder Klima-<br />
Aggregate. Die leiseren Elektrofahrzeuge erfordern ebenfalls den<br />
Einsatz von Kapselungen zur Reduktion der Luftschallabstrahlung<br />
dieser Aggregate, da diese ansonsten speziell im Fahrzeuginnenraum<br />
aufgrund des geringen Grundschallpegels als störend empfunden<br />
werden können.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: AVL ist neben der Bearbeitung von Kundenprojekten<br />
auch sehr stark auf interne Forschung und Entwicklung<br />
fokussiert. Welche Forschungsprojekte im Bereich<br />
„Akustik-Elektromobilität“ (E-Maschine, Getriebe, Simulation,<br />
Prüfstands peripherie etc.) sind aktuell oder in Zukunft relevant?<br />
Graf: Momentan gibt es sehr viele Forschungsthemen im Bereich<br />
Elektromobilität. Diese dienen der Entwicklung und Verbesserung<br />
der Simulationsmethoden zur Abbildung akustisch relevanter<br />
Phänomene von unterschiedlichen E-Motorenkonzepten bis hin zur<br />
Abbildung von Magnetostriktion und damit entstehende Vibrationsthemen<br />
von Elektronikbausteinen wie Spulen oder Kondensatoren<br />
in der Leistungselektronik. Ein weiteres sehr spannendes Thema ist<br />
die Frage „Wie klingt das Elektrofahrzeug der Zukunft?“. Um dieser<br />
Frage nachzugehen, wurde eine umfangreiche Studie mit Probanden<br />
aus unterschiedlichen Altersschichten durchgeführt. Ihnen<br />
wurden in einem Serien-Elektrofahrzeug mehrere eigenentwickelte<br />
E-Fahrzeugsounds unterschiedlicher Ausprägungen vorgespielt.<br />
Das Ergebnis hat gezeigt, dass die Mehrheit der Testpersonen einen<br />
moderaten Sound im Fahrzeuginnenraum bevorzugt, der zusätzlich<br />
zum Fahrerlebnis akustisch über die Fahrzustandsänderung informiert.<br />
Am gleichen Fahrzeug wurde auch ein AVAS (Acoustic Vehicle<br />
Alerting System) entwickelt, das die zukünftig geltende Außengeräuschgesetzgebung<br />
bereits erfüllt und individuell – im Rahmen der<br />
gesetzlichen Vorgaben – an unterschiedliche Fahrzeuge angepasst<br />
werden kann.<br />
www.avl.com<br />
Details zum Thema Noise Vibration Harshness (NVH)<br />
bei AVL:<br />
hier.pro/gKeON<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 47
TESTEN<br />
MESSTECHNIK<br />
Optische Messtechnik<br />
Klingt nichts, klingt‘s gut<br />
Geräuschemissionen – beispielsweise durch Oberflächenprobleme oder bewegte mechatronische<br />
Komponenten verursacht – werden gerade im Fahrzeuginnenraum als störend empfunden. Analysieren<br />
lassen sie sich durch entsprechende Messtechnik bereits im Produktentwicklungsprozess, sodass<br />
Konstrukteure nötige Änderungen noch am Prototypen vornehmen können, falls vorgegebene Grenz -<br />
werte überschritten worden sind.<br />
Nico Schröder, Korrespondent <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>, Augsburg<br />
Bild: Polytec<br />
Aeroakustik-Test per Scanning-Vibrometer: Die<br />
detektierten Schwingformen unterstützen die<br />
Qualitätssicherung in der <strong>Automobilkonstruktion</strong><br />
Im Entwicklungsprozess sind oft Ziele miteinander zu vereinbaren,<br />
die in ihrer Kombination herausfordernd sind: Produkte der <strong>Automobilkonstruktion</strong><br />
sollen in der Regel leise, leicht sowie emissionsarm<br />
und trotzdem komfortabel, zuverlässig und kostengünstig sein.<br />
Die Herausforderung für Hersteller besteht zudem darin, dass einzelne<br />
Komponenten zwar optimiert sein können, ihr Zusammenspiel<br />
aber zu neuen Schwachstellen führen kann. Speziell die Geräuschentwicklung<br />
eines Automobils ist stark von den Schwingungseigenschaften<br />
der im Produkt verbauten Teile abhängig.<br />
Bereits kleinste Norm-Abweichungen können zu einem Überschreiten<br />
der geforderten Grenzwerte führen. Und kundenseitig sind es<br />
nicht einzelne Komponenten, die überzeugen müssen, sondern der<br />
Gesamteindruck des Fahrzeugs zählt. Am Ende entscheidet eben<br />
der Qualitätsgrad des kompletten Produkts.<br />
Fehlerbilder, die ungewollte Geräuschemissionen verursachen, können<br />
durch optische Messtechnik schnell identifiziert werden.<br />
Beispielsweise macht optische, berührungslose<br />
Schwingungsmesstechnik dynamische Eigenschaften<br />
sichtbar und eine schnelle Validierung<br />
von Modellen sowie effizientes Troubleshooting<br />
möglich. Verschiedene Vibrometer ermöglichen<br />
Schwinggeschwindigkeits- und -wegmessungen<br />
punktuell oder flächenhaft. Insbesondere<br />
die scannende Laser-Doppler-Vibrometrie<br />
(SLDV) ist heute ein etabliertes Werkzeug in der<br />
Quantifizierung und Visualisierung von Betriebsschwingformen.<br />
Derzeit gilt die SLDV als das<br />
Verfahren mit der höchsten Auflösung von<br />
Wegen und Geschwindigkeiten. Es ermöglicht<br />
Auflösungen von Femtometer-Amplituden und<br />
ist linear und damit amplitudentreu bis in den<br />
Bereich von sehr hohen Frequenzen – derzeit<br />
über 1 GHz. Diese Eigenschaften sind unabhängig<br />
vom Messabstand, sodass dieses Prinzip<br />
sowohl mikroskopisch als auch über sehr weite<br />
Distanzen eingesetzt wird. Licht als Sensor<br />
beeinflusst das Messobjekt nicht, ist also rückwirkungsfrei,<br />
und erlaubt deshalb auch Messungen<br />
auf äußerst kleinen und leichten Strukturen.<br />
Geräuschemissionen mechatronischer Systeme<br />
Siemens übernimmt<br />
NVH-Prüfung von Saab<br />
Medav Technologies<br />
PLUS<br />
Mit der Übernahme der NVH-Qualitätsprüfung (Noise, Vibration,<br />
Harshness) von Saab Medav Technologies GmbH Ende<br />
März 2019 hat Siemens sein Simcenter-Portfolio an Testlösungen<br />
für Forschung und Entwicklung um ein integriertes<br />
Lösungspaket für die finale NVH-Qualitätsprüfung (Noise, Vibration,<br />
Harshness) in der Produktion ergänzt. Die Technologie<br />
und das Team von Saab Medav sind in den Siemens-Geschäftsbereich<br />
PLM Software, Teil der Siemens-Division<br />
Digital Factory, integriert worden. Sie haben das Simcenter-<br />
Geschäft für Simulations- und Testlösungen erweitert.<br />
www.siemens.com/plm<br />
48 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
MESSTECHNIK<br />
TESTEN<br />
Bild: Leber Systemtechnik<br />
„Eine zu stark vibrierende<br />
Komponente<br />
ist unter Umständen<br />
nicht nur störend,<br />
sondern fällt<br />
schlimmstenfalls<br />
deutlich früher aus<br />
als geplant.“<br />
Stefan Angele, Geschäftsführer,<br />
Systemtechnik Leber, Schwaig<br />
lassen sich bereits im Produktentwicklungsprozess durch den<br />
gezielten Einsatz von Körperschallanalyse analysieren, sodass Konstrukteure<br />
bei einem möglichen Überschreiten der vorgegebenen<br />
Grenzwerte die nötigen Änderungen noch direkt an den Prototypen<br />
vornehmen können. Im Vergleich zu Produktoptimierungen in der<br />
laufenden Fertigung sind damit wichtige Kosteneinsparungen verbunden.<br />
Zur Erfassung von Schwingungen im Bereich Automotive<br />
setzt Systemtechnik Leber beispielsweise Laservibrometer ein, um<br />
Schwingungen einzelner Bauteile präzise zu ermitteln und die<br />
Messwerte über eine Messumformer-Hardware an die Auswertungssoftware<br />
weiterzuleiten. Die je nach Anwendungsfall opti -<br />
mierte Auswertung der Messsignale macht mögliche Ursachen für<br />
die Geräuschentwicklung sichtbar und eröffnet die Möglichkeit,<br />
Ursachen und Maßnahmen zur Problemlösung – und damit zur Optimierung<br />
des mechatronischen Designs – zu ermitteln. Bei der Körperschallanalyse<br />
arbeitet Systemtechnik Leber eng mit Polytec, als<br />
Anbieter optischer Messtechnik-Lösungen, und Saab Medav Technologies,<br />
spezialisiert auf die NVH-Qualitätsprüfung (Noise Vibration<br />
Harshness) und das End-of-Line-Testing, zusammen.<br />
des Körperschalls und die verursachende Schwingform identifiziert.<br />
Gerade kurz vor dem Produktionsstart hilft die 3D-Visualisierung der<br />
Betriebsschwingformen dem NVH-Ingenieur, schnell Ideen zu finden,<br />
um das Problem zu lösen.<br />
Welche Relevanz NVH-Prüfungen derzeit haben, hat die Übernahme<br />
der NVH-Qualitätsprüfanlagen von Saab Medav Technologies durch<br />
Siemens im März dieses Jahres gezeigt: „Mit der Integration von<br />
Lösungen für die NVH-Qualitätsprüfung von Saab Medav erhalten<br />
Kunden von Siemens die Möglichkeit, den digitalen Zwilling ihres<br />
Produktes mit kontinuierlichen Qualitätskontrollinformationen aus<br />
der Fertigung zu bereichern. Dies gibt einzigartige Einblicke darüber,<br />
wie Produktionstechnologie und Variabilität in Fertigungslinien die<br />
Qualität des Endprodukts beeinflussen“, sagt Jan Leuridan, Senior<br />
Vice President, Simulation & Test Solutions, Siemens PLM Software.<br />
Die Technologie liefere direkte Informationen zur Analyse von<br />
konzeptbedingten Ursachen und Einflüssen, die bei der Herstellung<br />
bestehen und bringe Einsichten für Konzeptänderungen während<br />
der Produktentstehung. Durch einen kontinuierlichen Datenaustausches<br />
zwischen Produktion und Produktentwicklung sei „eine direkte<br />
Rückkopplung zu den Anforderungen für zukünftige Produkte<br />
möglich“, so Leuridan.<br />
Olaf Strama, Head of NVH Department bei Saab Medav, sagt:<br />
„Siemens ist einer der Markt- und Technologieführer, wenn es um<br />
NVH-testbasierte Entwicklung und Simulation geht. Die Kombi -<br />
nation aus testbasierten Erprobungstechnologien von Siemens und<br />
End-of-Line-Testing-Technologie – die Überprüfung der gesamten<br />
Funktionalitäten des Produktes – von Saab Medav wird eine starke<br />
Basis für zukünftige Innovationen in beiden Anwendungsbereichen<br />
bilden“.<br />
www.polytec.com<br />
leber-ingenieure.de<br />
<strong>Konstruktion</strong> leiser Fahrzeuge<br />
Typische akustische Probleme bei Fahrzeugen – besonders in<br />
Leichtbauweise – sind Dröhnen, Wummern, Quietschen und Rattern<br />
(Squeak & Rattle), die Endkunden als störend empfinden und<br />
die es daher konstruktiv zu vermeiden gilt. Der Begriff NVH (Noise,<br />
Vibration & Harshness) fasst Maßnahmen zusammen, die den akustischen<br />
Komfort für Fahrer und Passagiere steigern. Mit zunehmendem<br />
Druck zur Qualitätsverbesserung steigt der Bedarf an finalen<br />
NVH-Prüfungen für Produkte wie Elektromotoren, Verbrennungsmotoren,<br />
Getriebe, Achsen und Turbolader in der Automobilindustrie.<br />
Das steigende Interesse an Elektrofahrzeugen mit niedrigem<br />
Geräuschpegel und fehlenden Maskierungseffekten verstärkt diese<br />
Entwicklung.<br />
Leise, schwingungsarme Produkte zu entwickeln, ist eine Gemeinschaftsaufgabe<br />
von Simulation und Test. Mit Scanning-Vibrometern<br />
kann die Quelle von Schallabstrahlungen quantitativ und mit hoher<br />
räumlicher Auflösung aufgedeckt werden. Flächenbeitragsanalysen<br />
und die Qualifikation von Dämmmaterialien (Sound Packages) werden<br />
durch den automatischen Scanning-Prozess deutlich erleichtert.<br />
Mit einem Scanning-Vibrometer lässt sich die Quelle der Schallanregung<br />
detailliert untersuchen. Dabei werden die Übertragungswege<br />
Das Scanning-Vibrometer PSV-500 Compact von Polytec gibt es als trag -<br />
bares System mit Notebook oder als Rack<br />
Details zur optischen Schwingungsmessung via<br />
Vibrometrie in Automotive unter:<br />
hier.pro/lhmCI<br />
Bild: Polytec<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 49
TESTEN<br />
MESSTECHNIK<br />
Bild: Beckhoff Automation<br />
Die Prüfkonsole mit dem Electronic Powerpack (rechts), der Drehmomentenmesswelle (Mitte) und dem Lastenmotor (links)<br />
Systemintegrierte Messtechnik für ein Automotive-Hardware-in-the-Loop-Prüfsystem<br />
Messdaten effizient erfassen<br />
Die Lenkung ist bei einem Fahrzeug eines der wichtigsten sicherheitsrelevanten Elemente. Dementsprechend<br />
hohe Anforderungen werden schon an die entwicklungsbegleitende Systemprüfung gestellt.<br />
Die Kölner Akka DNO GmbH hat daher gemeinsam mit der ZF Friedrichshafen AG ein leistungs -<br />
fähiges Hardware-in-the-Loop-Prüfsystem entwickelt, das die erforderlichen Messdaten über die in<br />
PC-based Control direkt integrierte Messtechnik von Beckhoff erfasst.<br />
Stefan Ziegler, Redaktionsleitung Presse, Beckhoff Automation, Verl<br />
Die ZF Friedrichshafen AG ist ein Technologiekonzern für die Bereiche<br />
Antriebs- und Fahrwerktechnik sowie aktive und passive<br />
Sicherheitstechnik. Die Akka DNO GmbH (ehemals Gigatronik Köln<br />
GmbH) fokussiert sich als Engineeringpartner insbesondere auf die<br />
Automobilbranche und entwickelt u. a. gemeinsam mit ZF Hardware-in-the-Loop<br />
(HiL)-Prüfsysteme. Dazu Sören Ole Kuklau, Team<br />
Management Function Development bei den Kölnern: „Wir unterstützen<br />
mit unserem langjährigen Know-how bei der Erstellung von<br />
Testspezifikationen, bei der Testautomatisierung und auch beim Aufbau<br />
der Testinfrastruktur. Ein Beispiel ist das HiL-Prüfsystem für das<br />
Electronic Powerpack (EPP) einer Fahrzeug-Lenkeinheit, das in enger<br />
Zusammenarbeit mit ZF entwickelt wurde. Begonnen wurde damit<br />
im Jahr 2016, und schon damals mit den Messtechnikklemmen<br />
von Beckhoff, wie der Ethercat-Eingangsklemme EL3751. Diese hat<br />
uns mit Oversampling, zusätzlichen Filtern und dem einstellbaren<br />
Messbereich ausreichende Möglichkeiten geboten, um auch einige<br />
als kritisch erkannte Analogwerte zuverlässig erfassen zu können.“<br />
Weitere Details zu diesem HiL-Prüfsystem nennt Dr. Michael Moczala,<br />
Teamleiter Software/System Test Tooling im Bereich Active & Passive<br />
Safety Technology, Steering von ZF in Düsseldorf: „Beim Test als<br />
EPP-in-the-Loop (EPPiL) wird das EPP, also die Kombination aus elektronischem<br />
Steuergerät und dem davon angesteuerten Elektromotor<br />
einer Kfz-Elektrolenkung, im Simulationsumfeld geprüft. Konkret<br />
bedeutet dies, dass alle Komponenten, die mit diesen beiden Hardwareelementen<br />
im Fahrzeug interagieren, als virtuelle Modelle abgebildet<br />
und auf einem speziellen Echtzeitsystem simuliert werden.“<br />
PC-based Control ist offen und skalierbar<br />
Mit PC-based Control lassen sich Prüfsysteme auch im HiL-Bereich<br />
komplett automatisieren – bis hin zur nahtlos integrierten Messund<br />
Sicherheitstechnik. Die konkreten Vorteile im Fall des EPPiL-<br />
Tests nennt Kuklau: „Beim EPPiL-System sorgt die PC-basierte<br />
Steuerungstechnik von Beckhoff für das gesamte I/O-Handling. Die<br />
eigentliche Simulation läuft auf dem separaten Echtzeitsystem. Hinsichtlich<br />
der Rechenleistung hat sich der Embedded-PC CX5140 für<br />
das Datenhandling als optimal geeignet erwiesen. Dazu kommt,<br />
dass sich die Hardware bei Bedarf sehr gut entsprechend den jewei-<br />
50 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
MESSTECHNIK<br />
TESTEN<br />
Bild: Beckhoff Automation<br />
Bild: ZF Friedrichshafen AG<br />
Die Messtechnik im Ethercat-Klemmenfaktor ist integraler Bestandteil von<br />
PC-based Control<br />
Die Kombination aus elektrischer Servolenkung an der Vorderachse und<br />
aktiver Hinterachskinematik erhöht die Fahrsicherheit des Pkw<br />
ligen Applikationsanforderungen bis hin zu hochleistungsfähigen<br />
Multicore-Systemen skalieren lässt.“ Weitere Vorteile bietet laut Kuklau<br />
die große Breite des I/O-Spektrums und die Offenheit über den<br />
weltweit etablierten Standard Ethercat: „Wir haben an die I/Os sehr<br />
hohe Anforderungen bzgl. der zeitlichen und wertemäßigen Auflösung<br />
gestellt und auch auf die zur Verfügung stehenden Zusatzfunktionen<br />
wie Oversampling geachtet. Hier bieten die Ethercat-Messklemmen<br />
von Beckhoff die Lösung. Zumal sich durch die weite Verbreitung<br />
von Ethercat auch Drittkomponenten einbinden lassen, um<br />
z.B. Automotive-spezifische Bussysteme nutzen zu können. Weiterhin<br />
profitieren wir bei den Prüfständen von den guten Diagnosemöglichkeiten<br />
bei Ethercat. Hinzu kommen die hohe Zuverlässigkeit<br />
und Leistungsfähigkeit der Datenübertragung.“ Moczala ergänzt einen<br />
zusätzlichen Aspekt: „Bei dem sehr hohen Datenaufkommen<br />
hilft es, dass wir die Informationen mit zwei verschiedenen Abtast -<br />
raten erfassen und übertragen können – die kritischen Signale wie<br />
Positionsvorgabe und Drehmomentmessung mit 4 kSamples, also<br />
im 250-μs-Takt, und die übrigen Daten mit 1-k-Samples bzw. im<br />
1-ms-Takt. Auf diese Weise lässt sich der Flaschenhals bei der Datenübertragung<br />
zum separaten, als Ethercat-Slave an den Embedded-PC<br />
angeschlossenen Echtzeitsimulationssystem vermeiden.“<br />
Aufbau und Analog-I/Os des EPPiL-Prüfsystems<br />
Moczala erläutert die Funktionsweise des Prüfsystems: „Das Hardwareinterface<br />
des EPPiL-Simulators – die sogenannte Prüfkonsole –<br />
umfasst einen Lastenmotor sowie einen Drehmomentsensor zur<br />
Erfassung des Zustands der Verbindungswelle. Daran angeschlossen<br />
ist der eigentliche Prüfling, also das Electronic Powerpack aus<br />
Steuergerät und Unterstützungsmotor. Das Ethercat-I/O-System bildet<br />
die Verbindung zur Simulationswelt, u. a. mit den Modellen der<br />
mechanischen Komponenten der Lenkung, verschiedenen Fahrzeugen<br />
und Fahrbahnen bis hin zur Fahrzeugkommunikation. Über die<br />
Ethercat-I/Os ist die Kommunikation zwischen der Modellwelt und<br />
dem Lastenmotor sowie der Momenten-Messwelle realisiert. Aus<br />
der Simulationswelt erhalten wir den Winkel der Welle des EPP-<br />
Motors und übertragen diesen an den Umrichter des Lastenmotors.<br />
Der Drehmomentsensor der Messwelle liefert das daraus resultierende<br />
Moment. Mit dieser Information werden wiederum die Bewegungsgleichungen<br />
in der Simulation gelöst, woraus sich zum<br />
Schließen der Hardware-in-the-Loop-Schleife der neue an den Lastenmotor<br />
zu übertragende Positionswert ergibt.“ Die Ethercat-<br />
I/O-Ebene umfasst fünf Buskoppler EK1100 sowie 57 unterschiedliche<br />
Ethercat-Klemmen. Für die Analogwertverarbeitung zählen dazu<br />
u. a. drei XFC-Ausgangsklemmen EL4732, sieben XFC-Eingangsklemmen<br />
EL3702 und 18 Eingangsklemmen EL3104. Deren konkrete<br />
Aufgaben erläutert Kuklau: „Die Ausgangsklemmen übermitteln<br />
die Sollwerte an die programmierbaren Netzteile des Prüfsystems<br />
und die EL3702 lesen deren Istwerte zurück. Über die 18 EL3104<br />
werden die 64 Kanäle der sogenannten Fault Insertion Unit (FIU) zur<br />
Einstreuung elektrischer Fehler, wie Kurzschluss oder Kabelbruch,<br />
plausibilisiert.“ Moczala ergänzt: „Damit wird die korrekte Funktion<br />
der FIU überwacht und der Zeitpunkt des jeweiligen Schaltvorgangs<br />
ermittelt. Hierbei ist die Schnelligkeit der Datenerfassung von besonderer<br />
Bedeutung, da typischerweise mit Schaltzeiten im Millisekundenbereich<br />
gearbeitet wird.“ Weiterhin kommen drei XFC-<br />
Multifunktionseingangsklemmen EL3751 zum Einlesen von Drehmomentsensors<br />
und Netzteilspannung zum Einsatz.<br />
PC-based Control mit Zukunftspotenzial<br />
Seit dem Beginn im Jahr 2016 steht inzwischen die dritte Generation<br />
der mit Beckhoff-Technik ausgestatteten EPPiL-Prüfsysteme zur<br />
Verfügung, wie Moczala erläutert: „Die Erfahrungen mit der<br />
Beckhoff-Technik sind sehr gut, sodass wir diese bei den kommenden<br />
Generationen beibehalten und auch Neuentwicklungen bei den<br />
Ethercat-Klemmen nach Möglichkeit einsetzen werden.“ Entwicklungspotenzial<br />
sieht auch Kuklau: „Es gibt bei uns bereits Vorentwicklungsprojekte<br />
zu Automotive-spezifischen Testsystemen, die<br />
komplett auf Beckhoff-Technik aufbauen. Hierzu zählt auch die Servoantriebstechnik,<br />
die durch ihre hohe Performance sowie aufgrund<br />
der komfortablen Konfiguration in Twincat Vorteile mit sich bringt.<br />
www.beckhoff.de<br />
Details zu Automatisierungslösungen für die<br />
Automobilindustrie von Beckhoff:<br />
hier.pro/b2rwP<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 51
TESTEN<br />
NEWS<br />
Protokoll- und Funktionstests der beiden Schlüsselschnittstellen: Uu und PC5<br />
Keysight stellt seine C-V2X-Testlösung vor<br />
Bild: Keysight<br />
E6953A V2X Test Solution mit 802.11p,<br />
DSRC und ITS-G5<br />
Auf der Automotive Testing Expo in Stuttgart<br />
zeigte Keysight Technologies die C-V2X-Testlösung<br />
des Unternehmens. Die Lösung befasst<br />
sich mit Protokoll- und Funktionstests<br />
der beiden Schlüsselschnittstellen: Uu und<br />
PC5. Dafür werden auch Softwarekomponenten<br />
von Nordsys eingesetzt. Die Partnerschaft<br />
von Keysight und Nordsys umfasst<br />
Testlösungen für LTE sowie zukünftig auch<br />
für 5G. Grundlage der nun ausgestellten Lösung<br />
ist die Keysight UXM 5G-Plattform, die<br />
LTE-A C-V2X End-to-End-Design und -Test<br />
unterstützt und es der Automobilindustrie ermöglicht,<br />
die Entwicklung von C-V2X-Produkten<br />
von der physikalischen Schicht bis zur Anwendungsschicht<br />
und über den gesamten<br />
Workflow von der Simulation über das Design<br />
bis zur Verifikation zu beschleunigen.<br />
Durch die Kombination mit dem wave Bee<br />
Stack von Nordsys sind Anwender für zu-<br />
künftige Anwendungen und Übertragungstechnologien,<br />
wie die Hybridkommunikation,<br />
gerüstet. Zum Thema C-V2X kündigte Keysight<br />
kürzlich auch eine erweiterte Zusammenarbeit<br />
mit Gohigh Data Networks Technology<br />
an. Das chinesische Unternehmen im<br />
Bereich der C-V2X-Standardisierung und Industrialisierung<br />
setzt die C-V2X-Messlösungen<br />
von Keysight bereits erfolgreich ein, um<br />
die Hochfrequenzleistung (RF) des DMD31<br />
LTE-V-Moduls des Unternehmens zu testen.<br />
Weiterhin bietet Keysight gängige Softwareund<br />
Hardwareplattformen, die den neuesten<br />
3GPP-Standards entsprechen, einschließlich<br />
5G New Radio (NR), die es dem Ökosystem<br />
ermöglichen, C-V2X- und 5G-Chipsätze und<br />
-Geräte schnell und präzise zu validieren, sowie<br />
die Möglichkeit, Testszenarien mit mehreren<br />
Fahrzeugen nachzubilden.<br />
mc<br />
www.keysight.com<br />
Misst pH-Wert von Wasser elektronisch<br />
Bluetooth pH- und Wasser-Logger von CiK Solutions<br />
Der pH- und Wassertemperatur-Datenlogger<br />
MX2501 der Serie Hobo von CiK Solutions<br />
wurde für die elektronische Messung des<br />
pH-Wertes von Wasser und der Wassertemperatur<br />
entwickelt. Die Datenübertragung erfolgt<br />
drahtlos zu Mobilgeräten oder Tablets<br />
mittels Bluetooth Low Energy. Dadurch vereinfacht<br />
er die Datenaufzeichnung wesent-<br />
lich und ermöglicht so die schnelle und einfache<br />
Einrichtung, Kalibrierung und den Datenabruf<br />
von Loggern ohne zusätzliche Geräte<br />
oder komplizierte Kalibrierverfahren. Damit<br />
eignet sich das Gerät etwa zur Beurteilung<br />
der industriellen Belastung in offenen Gewässern.<br />
mc<br />
www.cik-solutions.com<br />
Bild: CiK Solutions<br />
E-Mobility-Druckwechsel-Prüfsysteme für medienführende Komponenten<br />
Auf Poppe+Potthoff-Prüfständen E-Produkte validieren<br />
Bild: Poppe + Potthoff Maschinenbau<br />
Prüfstände von Poppe + Potthoff Maschinenbau<br />
ermöglichen die Validierung von Produkten<br />
für die Elektromobilität. Schläuche und<br />
Ventile, Rohre oder Gehäuse werden bei variierenden<br />
Durchflussraten, Drücken und Temperaturen<br />
auf ihre Zuverlässigkeit geprüft.<br />
Darüber hinaus können die Leistung und Effizienz<br />
von Pumpen, Regelventilen oder Kühlund<br />
Heizsystemen über den gesamten Lebenszyklus<br />
im Nieder- oder Hochspannungsbetrieb<br />
überprüft werden. Die Prüfstände<br />
wurden entwickelt, um typische Arbeitsbedingungen<br />
medienführender Komponenten<br />
zu simulieren und sehr genaue Messungen<br />
über den gesamten Lebenszyklus des Produkts<br />
zu liefern. Bei Temperaturen von -40 bis<br />
+140 °C kann die Durchflussrate des Prüfmediums<br />
(Wasser-Glykol-Gemisch oder reines<br />
Glykol, z.B. Glysantin G40, G44 oder G48)<br />
von 1 bis 50 l/min bei einem Druck von 0,2<br />
bis 12 bar oder höher variieren. Die Lastwechsel<br />
sind frei programmierbar mit sinusförmigem<br />
oder trapezförmigem Anstieg bei<br />
einer Prüffrequenz von 0,2 bis 2 Hz oder<br />
schneller. Damit sind zuverlässige und hocheffiziente<br />
Dauertests innerhalb weniger Tage<br />
möglich. Darüber hinaus bietet das Unternehmen<br />
Funktionsprüfstände für elektrische Verbraucher<br />
wie Kühl- und Heizgeräte, Regelventile,<br />
Pumpen an.<br />
mc<br />
www.poppe-potthoff.com<br />
52 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
NEWS<br />
TESTEN<br />
Dauerfestigkeits- und Werkstoffprüfungen von Einspritzkomponenten<br />
Maximator entwickelt 8000 bar Impulsprüfstand<br />
Das Maximator-Entwicklungsteam<br />
Bild: Maximator<br />
Maximator hat gemeinsam mit MFPA Weimar<br />
und Siegert TFT einen 8000 bar Impulsprüfstand<br />
für Dauerfestigkeits- und Werkstoffprüfungen<br />
von Einspritzkomponenten,<br />
der künftig für energieeffizientere Prozesse<br />
sorgen wird. Damit reagiert das Unternehmen<br />
auf die vor allem bei Dieselmotoren<br />
steigenden Einspritzdrücke. Das Kernstück<br />
der Anlagentechnik ist der hochdynamische<br />
Druckübersetzer, der auf der Technologie eines<br />
Servogleichlaufzylinders aufbaut. Durch<br />
das hydraulische Vorspannen – ähnlich einer<br />
mechanischen Feder – wird in Summe eine<br />
beachtliche Energieersparnis erreicht.: 30 %<br />
konnten innerhalb des Vorhabens nachgewiesen<br />
werden. Durch die Optimierung der Betriebsmittel<br />
konnte der Hydrauliktank um<br />
200 l bzw. 20 % Gesamtvolumen verkleinert<br />
werden. Neben der Druckerhöhung auf 8000<br />
bar tragen die optimierte Regelungsperipherie<br />
und ein energieeffizienter Antrieb zur<br />
Nachhaltigkeit bei. Für den Kunden lässt sich<br />
hieraus eine Zeit- und Prüfkostenersparnis<br />
ableiten. Um das Projekt in die Realität umzusetzen,<br />
mussten die beteiligten Unternehmen<br />
die massive Druckerhöhung sicherstellen<br />
und dafür neue Optionen, wie eine<br />
prozes ssichere Druckmesstechnik, ein Teile-<br />
Tracking-System sowie einen energieeffizienten<br />
Antrieb entwickeln. Außerdem wurde die<br />
Regelungsperipherie überarbeitet und die<br />
Hochdruckbauteile für 8000 bar konzipiert<br />
und getestet.<br />
mc<br />
www.maximator.de<br />
Kupplungslösungen und autarke Servoantriebe für Automobil-Testanwendungen<br />
D-Kupplung von Voith mit hoher Torsionsflexibilität<br />
Speziell für Motorprüfstände hat Voith diese<br />
D-Kupplung entwickelt. Sie zeichnet sich<br />
durch hohe Torsionsflexibilität aus, die es ermöglicht,<br />
Prüfzyklen im überkritischen Betrieb<br />
genauer zu reproduzieren und selbst<br />
bei Drehzahlen bis zu 10.000 min -1 genaue<br />
Ergebnisse zu erzielen. Die Kupplung verschiebt<br />
die kritischen Resonanzfrequenzen<br />
des Systems unterhalb des Betriebsdrehzahl-bereichs<br />
und dämpft somit unerwünschte<br />
Wechseldrehmomente. Die modular<br />
aufgebaute Kupplung lässt sich problemlos<br />
in viele Motorenprüfständen integrieren.<br />
Die Anschlüsse können an fast alle<br />
Arten von Motoren und Bremsen angepasst<br />
werden.<br />
Die HP-Kupplung wurde speziell für realitätsnahe<br />
Tests von Verbrennungsmotoren<br />
entwickelt, bei denen ein Getriebe-Dummy<br />
am Motor montiert ist. Die hochelastische<br />
Kupplung schützt den Antriebsstrang des<br />
Prüfstandes, da sie kritische Drehschwingungen<br />
dämpft und die Eigenfrequenz unter<br />
die Leerlaufdrehzahl verschiebt. In Kombination<br />
mit der verbesserten Hydrodamp-Technologie<br />
des Anbieters gewährleistet sie einen<br />
sicheren Prüfablauf selbst bei Drehzahlen<br />
bis zu 8500 min -1 und Temperaturen bis<br />
150 °C.<br />
Der autarke Servoantrieb CLDP kombiniert<br />
die Vorteile hydraulischer und servoelektrischer<br />
Antriebstechnik und eignet sich gut<br />
für anspruchsvolle Linearbewegungen in<br />
Prüfmaschinen. Der Antrieb ist kompakt,<br />
hochdynamisch und ermöglicht eine deutliche<br />
Produktivitätssteigerung bei Prüfgerä-<br />
D-Coupling<br />
ten. Zudem zeichnet er sich durch eine hohe<br />
Energieeffizienz, Kraft- und Positionsregelung,<br />
eine hohe Lebensdauer sowie nahezu<br />
verschleißfreien Betrieb aus.<br />
mc<br />
www.voith.com<br />
Bild: Voith<br />
Besuchen Sie uns<br />
auf YouTube!<br />
Magnetsysteme ı Magnetgummi ı Magnetfolie ı Bedruckte Magnete ı Magnethaftflächen<br />
Tel +49 9367 / 98977-0 ı Mail info@schallenkammer.de ı Web www.schallenkammer.de<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> Ihr Ideengeber, <strong>Automobilkonstruktion</strong> Entwicklungspartner 02 2019 53 und<br />
Zulieferer für magnetische Lösungen.
TRENDS<br />
PERSPEKTIVEN<br />
Blockchain-Technologie macht Transaktionen sicher<br />
Bessere Transparenz<br />
Mit der Bitcoin-Blockchain fing alles an – sozusagen als Ergebnis der Finanzkrise 2008 und dem<br />
Vertrauensverlust der Banken. Da auch für geschäftliche Transaktionen in anderen Branchen das<br />
Vertrauen in Sicherheit und Verlässlichkeit eine entscheidende Rolle spielt, steht die Technologie mittlerweile<br />
vor dem Durchbruch. In unserem Trendbeitrag erläutern Experten, warum insbesondere die<br />
Bereiche Mobilität und Logistik von der Blockchain profitieren werden.<br />
Johannes Gillar, stellvertretender Chefredakteur <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
Experten meinen, dass die Blockchain die Fähigkeit besitzt,<br />
gewaltige Veränderungen in fast allen Branchen herbeizuführen.<br />
Insbesondere die Logistik, sowie die Lebensmittel- und<br />
die Automobilindustrie gehören zu den Profiteuren<br />
Bild: Production Perig/fotolia.com<br />
Die Digitalisierung von Industrie und Gesellschaft bringt nicht<br />
nur neue Technologien mit sich, sondern erfordert vielfach<br />
auch neue Geschäftsmodelle. Eine dieser Neuerungen ist die Blockchain-Technologie,<br />
die nach Meinung von Experten das Zeug dazu<br />
hat, in nur wenigen Jahren fast jede Branche fundamental zu verändern,<br />
unter anderem die Automobil- oder die Lebensmittelindustrie.<br />
Vor allem Themen wie Transparenz, Revisionssicherheit, effizientere<br />
Prozesse, Datenintegrität oder Cybersecurity gehören zu den Vorteilen<br />
einer Blockchain. Ganz neu ist das Prinzip der Blockchain allerdings<br />
nicht. Erste Grundlagen zur kryptografisch abgesicherten Verkettung<br />
einzelner Blöcke wurden bereits 1991 von Stuart Haber und<br />
W. Scott Stornetta beschrieben. Die Ursprünge der Blockchain liegen<br />
in der Kryptowährung Bitcoin. Im November 2008 publizierte eine<br />
unbekannte Person unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto<br />
ein technisches Konzept für digitales Bargeld unter dem Titel „Bitcoin:<br />
A Peer-to-Peer Electronic Cash System”. Im Jahr darauf wurde<br />
die erste Implementierung der Bitcoin-Software veröffentlicht und<br />
dadurch die erste öffentlich verteilte Blockchain gestartet.<br />
Gerade durch die Nähe zu Kryptowährungen wurde und wird die<br />
Blockchain-Technologie in der Industrie aber bisher eher negativ<br />
wahrgenommen. Christian Pedersen, Chief Product Officer der IFS<br />
Deutschland GmbH & Co. KG, ist aber davon überzeugt: „2019 wird<br />
es der Blockchain zunehmend gelingen, dieses Image abzuschütteln<br />
und als das wahrgenommen zu werden, was sie wirklich ist: ein<br />
grundsolides und höchst vertrauenswürdiges Instrument für die Ve-<br />
54 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
Bild: IBM<br />
Christian Schultze-Wolters, Geschäftsbereichsleiter<br />
Blockchain<br />
Solutions DACH, IBM Deutschland<br />
GmbH, Berlin<br />
„Ein wesentlicher Mehrwert<br />
der Blockchain ist<br />
das Schaffen von Transparenz.<br />
Wir verfolgen<br />
bei IBM die Strategie<br />
des Einsatzes von sog.<br />
Private Blockchains, da<br />
diese im Gegensatz zu<br />
Public Blockchains u.a.<br />
für eine noch größere<br />
Transparenz sorgen.<br />
Hier wissen alle Teilnehmer<br />
im Detail, wer an<br />
der Plattformlösung<br />
partizipiert.“<br />
Bild: Oracle<br />
Tobias Stähle, Sales Director SCM<br />
& PLM Applications bei Oracle<br />
Deutschland, München<br />
„Durch die Verwendung<br />
von Blockchains als gemeinsame<br />
und sichere<br />
Plattform können wir<br />
nicht nur den Endzustand<br />
eines Produkts<br />
sehen, sondern auch<br />
alle Transaktionen, die<br />
während der Entstehung<br />
des Produkts vorgenommen<br />
wurden.“<br />
rifizierung von Produkten.“ Auch wenn der umfassende Durchbruch<br />
der Blockchain eher für die Jahre 2020 und 2021 zu erwarten sei,<br />
werde dieses Jahr der Grundstein für den endgültigen Durchbruch<br />
gelegt. Und somit werde 2019 auch die Zahl der erfolgreichen Blockchain-Anwendungsfälle<br />
steigen. Die Experten des Beratungsunternehmens<br />
Deloitte um Dr. Dirk Siegel, Leiter des Deloitte Blockchain<br />
Institute, nennen unter anderem Anwendungen in der Fischereiwirtschaft,<br />
der Automobil-, der Medien- und Telekommunikationsindustrie<br />
sowie dem Gesundheitswesen.<br />
Tranzparenz grundsätzlicher Vorteil<br />
Warum ist ausgerechnet die Logistik so gut für die Blockchain-Technologie<br />
geeignet? Die Antwort darauf gibt Christian Schultze-Wolters.<br />
„Zu den grundsätzlichen Vorteilen der Blockchain gehört in Bezug<br />
auf die Lieferkette die Transparenz“, erklärt der Geschäftsbereichsleiter<br />
Blockchain Solutions DACH bei der IBM Deutschland<br />
GmbH, Berlin. So könne man in Echtzeit Informationen darüber erhalten,<br />
wo sich beispielsweise ein Container gerade befindet. „Das<br />
heißt nicht, dass heutige Logistikketten nicht funktionieren, aber wir<br />
können schneller, besser, kostengünstiger und effizienter werden“,<br />
macht er klar und verdeutlicht seine Aussage an einem Beispiel:<br />
„Ein Großteil der Logistikkette arbeitet immer noch Papier-gestützt<br />
und das ist teuer, ineffizient, erzeugt viele Medienbrüche und ist<br />
fehleranfällig.“ Eine papierlose Logistik helfe dabei, schneller, besser<br />
sowie effizienter zu werden und damit auch die Frachtkosten zu reduzieren.<br />
„Denn die administrativen Kosten für den Transport eines<br />
Containers sind doppelt so hoch wie die eigentlichen Transportkosten“,<br />
so Schultze-Wolters. Für Dr. Mathias Dehm, Leiter für Blockchain<br />
Technologien, Corporate Systems & Technology bei Continental<br />
in Hannover, ist der Vorteil der Blockchain ihre Fähigkeit, Daten<br />
und Transaktionen abzusichern. „Konkret für Logistik könnten das<br />
Lieferpapiere, Durchlaufzeiten in Transport-Hubs, Positionsdaten<br />
und Kapazitäten oder Verbrauchsdaten etc. sein, die sich nachvollziehbar<br />
und vor Manipulation geschützt von allen Beteiligten nachprüfen<br />
lassen.“ Verbesserungspotenzial in Lieferkette und Logistik<br />
bestehe heute vor allem dann, wenn es zu Fehlern oder Problemen<br />
kommt. Lücken im Informationsfluss und widersprüchliche Informationen<br />
zwischen den Partnern können laut Dehm sehr schnell hohen<br />
Aufwand für die Klärung der Situation bedeuten. „Das Hauptpotenzial<br />
der Technologie liegt darin, die heute isolierten Sichtweisen und<br />
Informationsflüsse in einer gemeinsamen Blockchain zu konsolidieren.<br />
Die dezentrale Natur der Technologie sorgt dafür, dass alle Teilnehmer<br />
gleichberechtigt zusammenkommen können und gleichermaßen<br />
für den Nutzen und Erfolg des Systems verantwortlich sind,<br />
während sie gleichzeitig die Souveränität über ihre Daten behalten“,<br />
betont er.<br />
Revisionssichere Supply Chains<br />
Auch Tobias Stähle, Sales Director SCM & PLM Applications bei<br />
Oracle Deutschland sieht in der Blockchain-Technologie eine grundlegende<br />
Innovation, die das Wirtschaftsleben in den kommenden<br />
Jahren transformieren wird. „In der Logistik ermöglicht die Blockchain,<br />
das Management von Supply Chains effizienter und revisionssicher<br />
zu machen. Anwender sehen auf einen Blick, wo entlang der<br />
Lieferkette Transaktionen stattfinden, wo sich Waren befinden und<br />
welche Handelspartner involviert sind“, erläutert er. Für Branchen<br />
wie die Lebensmittel- und Getränkeindustrie sowie das Transportwesen,<br />
aber auch für viele andere sei es wichtig, Zertifizierungen<br />
und die Einhaltung von Produktions- sowie globalen Handelsvorschriften<br />
zu gewährleisten. „Die Blockchain bietet hierfür ein geeignetes<br />
Mittel, da sie die Nutzer in die Lage versetzt, ein Netzwerk<br />
von Handelspartnern effizient zu verwalten, die wiederum selbst Teil<br />
eines verlässlichen Netzwerks in einer Lieferkette sind“, so der Logistik-Experte<br />
weiter. Wie erreicht man aber nun sichere Transparenz<br />
entlang einer Lieferkette? „Transparenz wird geschaffen, indem<br />
die Teilnehmer eines Blockchain-Systems Daten zur Verfügung stellen“,<br />
erklärt Schultze-Wolters und fährt fort: „Über die Blockchain-<br />
Technologie werden diese mittels sogenannter Hash-Algorithmen<br />
verschlüsselt, womit sie eindeutig und unveränderlich werden, sie<br />
können auch nicht gelöscht werden und alle Beteiligten können aufgrund<br />
von Schreib- und Leserechten, die jeder Teilnehmer mit Bezug<br />
auf seine eigenen Daten definiert, maximale Transparenz über ein<br />
Produkt in der Lieferkette erlangen.“ Oracle-Experte Stähle ergänzt:<br />
„Durch die Verwendung von Blockchains als gemeinsame und sichere<br />
Plattform können wir nicht nur den Endzustand eines Produkts<br />
sehen, sondern auch alle Transaktionen, die während der Entstehung<br />
des Produkts vorgenommen wurden – vom Rohstoff bis<br />
zum Endprodukt.“ So könne man sicherstellen, dass alle Eigentumsübertragungen<br />
ausdrücklich von den jeweiligen Verantwortlichen genehmigt<br />
wurden. Diese Transparenz helfe bei der Ermittlung der von<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 55
TRENDS<br />
PERSPEKTIVEN<br />
Bild: Continental<br />
Jürgen Schweiger, Leiter des Bereichs „Map<br />
& Parking“ im Geschäftssegment Intelligent<br />
Transportation Systems (ITS), Continental AG,<br />
Hannover<br />
„Der Einsatz von Blockchain-Technologie<br />
in unserer<br />
Data Monetization<br />
Platform beseitigt<br />
Hürden, die bisher einem<br />
gesicherten und<br />
transparenten Austausch<br />
von Daten im<br />
Weg standen. So ermöglichen<br />
wir neue digitale<br />
Dienste für sichere<br />
Mobilität.“<br />
Mit der Datenhandels-Plattform können Autohersteller untereinander<br />
Daten kaufen und verkaufen – um entweder die digitalen Dienste für ihre<br />
Kunden zu verbessern oder mit ihren Daten Geld zu verdienen<br />
Bild: Continental<br />
Rückrufen betroffenen Parteien, bei der Lokalisierung fehlerhafter<br />
Chargen sowie beim Erbringen des Nachweises, dass ein Produkt<br />
nachhaltig gewachsen und / oder hergestellt wurde. „Einfach gesagt,<br />
wird jede Zustandsänderung, jeder Schritt in einem Prozess in<br />
Form von Transaktionen öffentlich protokolliert“, bringt es Continentals<br />
Blockchain-Experte Dehm auf den Punkt.<br />
Blockchains reduzieren Kosten<br />
Betrachtet man eine Lieferkette, geht es darum Waren von einem<br />
Ort A zu einem Ort B zu transportieren, was mit Kosten beziehungsweise<br />
Zahlungen verbunden ist. Blockchains können hier wie bereits<br />
erwähnt den administrativen Aufwand verringern und damit die<br />
Frachtkosten reduzieren. Dehm zeigt anhand eines Beispiels aus der<br />
Automobilindustrie einen weiteren Vorteil hinsichtlich der Kostenreduktion<br />
auf: „In unserer Industrie werden Bauteile zu Fahrzeugkomponenten<br />
und diese werden zu Fahrzeugen. Ein Auto besteht aus<br />
hunderten Komponenten und zigtausenden von Bauteilen. Wenn<br />
man nun Kenntnisse über all diese Teile und ihre Produktionsumstände<br />
hat und eindeutig nachvollziehen kann, welche individuellen<br />
Bauteile in welchen Komponenten in welchem Fahrzeug verbaut<br />
wurden, können zum Beispiel Rückrufe sehr viel gezielter und kostengünstiger<br />
durchgeführt werden.“ Für Oracle-Experten Stähle lassen<br />
sich die Kosten in der Logistik vor allem durch das Pflegen sogenannter<br />
Common Ledger senken. „Mithilfe der Blockchain können<br />
alle Beteiligten auf einen Auftrag und dazugehörende Dokumente<br />
zugreifen. Doppelte Arbeit kann durch das Pflegen der Common<br />
Ledger vermieden werden, mit dem sich intelligente Verträge verwalten<br />
und Prozesse drastisch rationalisieren lassen“, erklärt er. IBM-<br />
Experte Schultze-Wolters sieht darüber hinaus in der sogenannten<br />
Invoicing Efficiency eine zusätzliche Methode, um mittels Blockchain<br />
die Kosten entlang der Lieferkette zu senken. „Wir bieten unterschiedliche<br />
Invoicing-Module an. Dabei handelt es sich um Module,<br />
die wir mit der Basislösung Supply Chain/Logistik verbinden, komplettieren<br />
und erweitern können, um dann auch den gesamten darauf<br />
folgenden Zahlungsprozess, der aus einem Transport, aus einer<br />
Lieferkette heraus entsteht, zu optimieren“, erläutert er die Funktionsweise<br />
der Lösung. Denn analog zu den administrativen Kosten<br />
eines Transportes seien auch die zugehörigen Zahlungskosten unnötig<br />
hoch.<br />
Fälschungssichere Zahlungsabwicklung<br />
Zum Komplex Kosten gehört insbesondere im Bereich der Automobilität<br />
zudem, dass die Konnektivität zwischen Fahrzeugen und Infrastruktur<br />
im Zusammenhang mit neuen Systemen, wie dem Fahren<br />
in Kolonnen, die Frage nach einer Abrechnung zwischen den Verkehrsteilnehmern<br />
sowie fälschungssicheren Möglichkeiten zur Zahlungsabwicklung<br />
aufwirft. „Eine große Herausforderung bei der Vernetzung<br />
von Fahrzeugen und der Infrastruktur ist die große Anzahl<br />
und Diversität der Teilnehmer – mobile Teilnehmer, statische Teilnehmer,<br />
leistungsbeschränkte Teilnehmer – die trotzdem verlässlich interagieren<br />
können müssen, ohne bereits vorher miteinander in Kontakt<br />
gekommen zu sein“, beschreibt Jürgen Schweiger, Leiter des<br />
Bereichs „Map & Parking“ im Geschäftssegment Intelligent Transportation<br />
Systems (ITS) bei Continental die Situation.<br />
Es müsse also ein einheitliches und allgemeingültiges System geben,<br />
über das sich alle Teilnehmer identifizieren und austauschen<br />
können. „Natürlich insbesondere, wenn Zahlungsvorgänge involviert<br />
sind und das Vertrauen in diese Zahlungen sichergestellt werden<br />
muss. Dass man mit der Blockchain-Technologie sichere Zahlungen<br />
realisieren kann, ist bekannt. Aber vor allem auf die Frage<br />
nach grundlegender Interoperabilität und Flexibilität bietet die Blockchain<br />
Technologie eine elegantere und effizientere Antwort als herkömmliche<br />
Technologien“, ergänzt er. „Ein einzelnes Datum stellt einen<br />
sehr kleinen Wert dar. Das liegt allein daran, dass Fahrzeuge so<br />
unglaublich viele Daten produzieren. Die Blockchain-Technologie<br />
bietet nun Möglichkeiten, Micropayments abzurechnen. Wenn Sie<br />
zum Beispiel Zehntel-Centbeträge überweisen wollen, sollten Sie<br />
das nicht mit dem Girokonto oder der Kreditkarte machen.“ Zulieferer<br />
ZF hat hier mit „Car eWallet“ eine Blockchain-basierte Mobilitätsanwendung<br />
entwickelt. Diese Technologie erlaubt es Fahrzeugen<br />
mit anderen Maschinen in Bezug auf technische Services zu interagieren<br />
und eigenständig verkehrsbezogene Services wie Park-,<br />
Maut- oder Ladegebühren zu bezahlen. Neben einzelnen Blockchain-basierten<br />
Lösungen setzen Anbieter von Blockchain-Technologie<br />
sowie Industrieunternehmen auch auf Blockchain-Plattformen.<br />
Digitale Handelsplattform mit 150 Teilnehmern<br />
So haben IBM und die Containerschiff-Reederei Maersk die Blockchain-basierte,<br />
digitale Handelsplattform Tradelens entwickelt und<br />
56 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
Bild: Continental<br />
Dr. Mathias Dehm, Leiter für Blockchain<br />
Technologien, Corporate Systems<br />
& Technology, Continental AG,<br />
Hannover<br />
„Der Vorteil der Blockchain<br />
ist es, ihre Fähigkeit,<br />
Daten und Transaktionen<br />
abzusichern.<br />
Konkret für Logistik<br />
könnten das Lieferpapiere,<br />
Durchlaufzeiten<br />
in Transport-Hubs, Positionsdaten<br />
und Kapazitäten<br />
oder Verbrauchsdaten<br />
sein, die<br />
sich von allen Beteiligten<br />
nachprüfen lassen.“<br />
Die Partner Maersk und IBM gehen davon aus, bis Ende 2019 60% der<br />
weltweiten Seefracht-Container-Kapazität auf der Tradelens-Plattform zu<br />
vereinen<br />
Bild: Maersk<br />
im Spätsommer 2018 in Betrieb genommen. Die Plattform ermöglicht<br />
es den Teilnehmern, sich über das gesamte Ökosystem der Lieferkette<br />
hinweg zu verbinden, Informationen auszutauschen und digital<br />
zusammenzuarbeiten. Die Mitglieder erhalten einen Überblick<br />
über ihre Daten, während sich die Fracht bewegt. So kann eine<br />
transparente, sichere und unveränderbare Aufzeichnung der jeweiligen<br />
Transaktionen erstellt werden. „Die Plattform ist nun ein dreiviertel<br />
Jahr in Betrieb und wir haben mittlerweile mehr als 150 Unternehmen,<br />
die weltweit mitmachen und dabei ganz verschiedene<br />
Rollen innerhalb der Lieferkette einnehmen“, berichtet Schultze-Wolters.<br />
„Wir haben mit den großen Reedereien, den Häfen, den Terminal-Operatoren<br />
und den Zollbehörden als Kernstück der Supply<br />
Chain im Seefrachtbereich begonnen.“ Nun baue man das Ökosystem<br />
aus in Richtung der Logistik- und Transportunternehmen sowie<br />
der sogenannten Shipper, also denjenigen, die die Aufträge platzieren<br />
beziehungsweise die Waren am Zielort empfangen. „Seit Mai<br />
2019 sind neben Maersk auch die beiden großen Reedereien CMA/<br />
CGM und MSC dabei, seit Juli 2019 nun auch Hapag-Lloyd und<br />
ONE, dazu die israelische Reederei Zim. Insgesamt sind es mittlerweile<br />
15 der größten Reedereien weltweit, davon 5 der Top 6“, so<br />
Schultze-Wolters. Das bedeute, man habe 60% der weltweiten<br />
Seefracht-Container-Kapazität bis Ende 2019 auf der Tradelens-Plattform.<br />
Und man befinde sich mit weiteren Reedereien in intensiven<br />
Verhandlungen.„In einem nächsten logischen Schritt arbeiten wir<br />
daran, Unternehmen vor allem aus der Fertigungs- und Automobilindustrie<br />
für Tradelens zu gewinnen“, gibt er einen Ausblick.<br />
Plattform für sichere, komfortable Mobilität<br />
Continental hat zusammen mit Hewlett Packard Enterprise eine<br />
Blockchain-Plattform für Datenhandel entwickelt. Schweiger: „Mit<br />
unserer Data Monetization Platform ermöglichen wir neue digitale<br />
Dienste für sichere und komfortable Mobilität. Gleichzeitig unterstützt<br />
die Plattform Automobilhersteller bei der Vermarktung ihrer<br />
Fahrzeugdaten und bei der Differenzierung ihrer Marke.“ Für Continental<br />
liege der Fokus hinsichtlich Entwicklung und Vermarktung<br />
derzeit auf der Automobilindustrie. „Grundsätzlich ist die Data<br />
Monetization Platform aber nicht auf diese Branche beschränkt“, ergänzt<br />
er. Die Vorteile der Plattform liegen laut Schweiger unter anderem<br />
darin, dass jeder Teilnehmer die Hoheit über seine Daten behält,<br />
die vollständige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der Daten und<br />
die Nutzung von Kryptowährungen, um den Zahlungsverkehr, zum<br />
Beispiel bei sehr kleinen Gegenwerten wie etwa vom Fahrzeug erhobenen<br />
Daten, preiswert und effizient zu gestalten. „OEMs können<br />
Fahrzeughalter direkt in den Datenhandel einbinden – wie wir<br />
auf der IAA am Beispiel unserer Parkpocket-Anwendung zeigen werden“,<br />
nennt Schweiger einen weiteren Vorteil. Und auch die Blockchain-Technologie<br />
von Oracle ist bei ersten Kunden im Einsatz. „So<br />
versetzt unter anderem das Düsseldorfer Startup Retraced mithilfe<br />
von Oracle Blockchain-Technologie seine Kunden aus der Modebranche<br />
in die Lage, ihren Endverbrauchern ein Plus an Transparenz<br />
zu verschaffen“, sagt Stähle.<br />
Weitreichende Chancen für Mobilität und Logistik<br />
Sicherlich: Noch gibt es eine Reihe mit der Blockchain verbundene,<br />
technische Herausforderungen. Die Nachteile der Technologie wie<br />
der hohe Energiebedarf, die Begrenzung der Blockgröße auf 1 Megabyte<br />
oder die Skalierbarkeit, um nur einige zu nennen, müssen<br />
gelöst werden. Auf der anderen Seite stehen die vielen Vorteile wie<br />
die Transparenz verbunden mit Pseudonymität, Hash-Funktionen<br />
oder die Netzausfallsicherheit sowie die Möglichkeit zur Automatisierung<br />
der Zahlungsprozesse. Darüber hinaus scheinen Blockchain-<br />
Technologien in Sachen Cybersecurity nach Meinung vieler Experten<br />
das Zeug zum ‚Stein des Weisen‘ zu haben. Insgesamt eröffnet<br />
die Blockchain-Technologie die Chance, die Wettbewerbsfähigkeit<br />
ganzer Branchen zu steigern. Insbesondere für die Bereiche Mobilität<br />
und Logistik ergeben sich – einem Gutachten des Fraunhofer FIT<br />
zufolge – weitreichende Chancen.<br />
www.continental.com<br />
www.ibm.com/de-de<br />
www.oracle.com/de<br />
Details zum Thema Blockchain:<br />
hier.pro/XXR2C<br />
Messe IAA:<br />
Continental AG: Halle 8, Stand A39<br />
IBM Corporation: Halle 5, Stand B25<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 57
FAHRERASSISTENZ<br />
CONNECTED CARS<br />
Wenn Städte und Automobile miteinander kommunizieren, dann wird die Mobilität sicherer, effizienter und zuverlässiger<br />
Bild: ForgeRock<br />
Technologien für Connected Cars benötigen Zusammenarbeit aller Beteiligten<br />
Intelligente Standards für<br />
die Automobilindustrie<br />
In der jüngeren Vergangenheit hat es einen Umbruch in der vernetzten Fahrzeugtechnik gegeben.<br />
Von schlüssellosen Remote-Systemen bis hin zu Smartphone-Anwendungen, die GPS-Navigation,<br />
Infotainment im Fahrzeug und mechanische On-Demand-Diagnose steuern, geht die Innovation in<br />
der Automobilindustrie weit über die Bluetooth-Konnektivität hinaus. Getrieben von sich ändernden<br />
Verbraucherprioritäten, hat die digitale Transformation des Automobils tiefgreifende Auswirkungen<br />
auf die Hersteller sowie deren Partner und Zulieferer.<br />
Michael Tworek, Vice President Automotive und Smart Mobility bei ForgeRock, San Francisco, USA<br />
Um eine branchenweite Implementierung neuer Technologien in<br />
Automobilen zu ermöglichen, bedarf es einer Zusammenarbeit<br />
zwischen bisher voneinander isolierten Unternehmen und Branchen.<br />
Für diese Entwicklung gibt es bereits erste Anzeichen, wie<br />
beispielsweise den Digital Key, der ersten standardisierten Lösung<br />
zum Download eines digitalen Schlüssels auf ein smartes Endgerät.<br />
Dies ermöglicht dem Fahrer das digitale Zu- oder Entsperren eines<br />
Autos und bietet die Option, den Schlüssel mit anderen Nutzern zu<br />
teilen. Um jedoch so einen Service bieten zu können, der von den<br />
Verbrauchern gefordert wird, müssen die Automobilhersteller eine<br />
Reihe von technischen Standards und Verfahren für die Nutzung von<br />
Kundendaten entwickeln: eine nahtlose Zusammenarbeit mit Mobilfunkbetreibern,<br />
Einzelhändlern, Zahlungsanbietern, Versicherern<br />
und Infotainment-Plattformen.<br />
Ein neues Zeitalter für die Nutzung und den<br />
Besitz von Autos<br />
Dank neuer Car-Sharing- und Personenbeförderungs-Apps wie<br />
Car2Go, DriveNow oder Uber hat sich das Eigentumsmodell eines<br />
Autos stark verändert. Verbraucher sind heute mehr darauf bedacht,<br />
bestmöglich von A nach B zu kommen, als ein eigenes Fahrzeug zu<br />
besitzen. Darüber hinaus wird erwartet, dass die Reise so angenehm<br />
und kurzweilig wie möglich wird, sei es durch Video-Streaming,<br />
Musikhören oder Chatten mit einem digitalen persönlichen<br />
Assistenten. So hat sich die Branche zu einer kundenorientierten<br />
Ausrichtung bezüglich neuer Geschäftsmodelle im Bereich der Mobilität<br />
hin entwickelt. Tatsächlich können es sich die Autohersteller<br />
gar nicht leisten, diese Änderung zu versäumen. Künftig sollen sogar<br />
50 Prozent des Umsatzes im Automobilbereich aus dem Segment<br />
der Fahrzeugservices anstatt der Hardware stammen, so die<br />
Prognose. Und das obwohl Automobilhersteller seit mehr als einem<br />
Jahrhundert versuchen, die Perfektionierung bei sämtlichen Bauteilen<br />
zu erreichen. Um wirklich wettbewerbsfähig zu sein, müssen<br />
sich Automobilhersteller jetzt bemühen, die persönlichen Vorlieben<br />
ihrer Endverbraucher kennenzulernen und diese durch neue digitale<br />
58 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
CONNECTED CARS<br />
FAHRERASSISTENZ<br />
Technologien zu bewältigen. In dieser großen Umbruchphase der<br />
Branche sind die wirklichen Konkurrenten von BMW, Audi oder<br />
Toyota nicht mehr die jeweils anderen Automobilhersteller, sondern<br />
Technologieriesen wie Apple, Google und Amazon. Diese Datenriesen<br />
beherrschen die Bereitstellung personalisierter Dienste für die<br />
Kunden über eine Vielzahl von Schnittstellen hinweg. Weniger am<br />
Bau von Autos interessiert, als am Aufbau einer intuitiven Benutzererfahrung,<br />
stellen sie die größte Bedrohung für traditionelle Automobilhersteller<br />
dar.<br />
Intelligentere Standards ermöglichen eine<br />
branchenübergreifende Zusammenarbeit<br />
Der Wunsch nach mehr vernetzten Automobildienstleistungen bedeutet,<br />
dass viele verschiedene Akteure die Entwicklung des modernen<br />
Automobils beeinflussen – darunter Dutzende von Automobilherstellern,<br />
Hunderte von Technologieanbietern und Tausende von<br />
Banken. So haben sich beispielsweise Honda und der E-Commerce-<br />
Riese Alibaba zusammengeschlossen, um digitale On-Route-Zahlungsdienste<br />
für Fahrer anzubieten, die auf dem schnellsten Weg<br />
Benzin kaufen, Mautgebühren zahlen oder eine Autoladestation nutzen<br />
möchten. Die nächste Herausforderung besteht darin, dass die<br />
Beteiligung der verschiedenen Branchen zur Verbesserung der Endto-End-Benutzerfreundlichkeit<br />
sichergestellt wird. Viele Automobilhersteller<br />
sind eine gemeinschaftliche Nutzung ihrer Technologien,<br />
Daten und Designs nicht gewohnt – so ist der Gedanke einer Zusammenarbeit<br />
mit ehemaligen Konkurrenten und der Integration<br />
neuer Partnern ein völlig neuer Ansatz. Infolgedessen besteht aktuell<br />
noch ein deutlicher Mangel an Standardisierungen, die viele verschiedene<br />
Technologien, IT-Systeme und Kunden-Touchpoints vereinheitlichen<br />
könnten. Wenn dem Verbraucher diese neuen Mobilitätsdienste<br />
flächendeckend zur Verfügung gestellt werden sollen,<br />
müssen Industrie und ihre zahlreichen Partner einen universellen,<br />
kommerziellen und technischen Standard für alle Beteiligten schaffen.<br />
Auf diese Weise kann eine Entwicklung hin zu einem voll funktionsfähigen,<br />
standardisierten Autodaten-Ökosystem erfolgen, das<br />
den sicheren Austausch und die Monetisierung von Daten über<br />
Branchengrenzen hinweg ermöglicht: von Versicherungen und Zahlungen<br />
bis hin zu Telekommunikation und Musikstreaming.<br />
Digitale Identität Schlüssel zum<br />
Autodaten-Ökosystem<br />
Eine digitale Identität wird es künftig ermöglichen, dass diese neuen<br />
Dienste innerhalb des Autodaten-Ökosystems zusammenarbeiten<br />
können. Mit dem gestiegenen Verbraucherwunsch nach einer<br />
optimalen Nutzung, wird es eine gemeinschaftliche Bestrebung der<br />
Automobilhersteller geben müssen, um die Individualität jedes einzelnen<br />
Nutzers einbeziehen zu können. Kein Kunde ist wie der andere,<br />
wodurch es für ein gemeinschaftlich genutztes Auto unerlässlich<br />
wird, die Person auf dem Sitzplatz zu identifizieren und sich ihren<br />
persönlichen Vorlieben entsprechend anzupassen. Die Bereitstellung<br />
dieser Dienste wird auf der Sammlung zahlreicher Kundendaten<br />
beruhen, wodurch allerdings gegenseitiges Vertrauen der Verbraucher<br />
und Unternehmen immer wichtiger wird. Für neue Mobilitätsanbieter,<br />
die Kundendaten nutzen, können intelligentere Standards<br />
eine Lösung für den Identitätsschutz der Verbraucher darstellen.<br />
Auf diese Weise können die Automobilhersteller eine vertrauensvolle<br />
Beziehung zum Nutzer aufbauen und ihre Chancen auf<br />
Kundenbindung erhöhen, wodurch auch ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />
verbessert wird.<br />
Zu den wichtigsten Elementen von Smart Mobility gehören die Connected-<br />
Car-Konzepte und die Personalisierung der Fahrerfahrung im Automobil<br />
Nur mit der digitalen Identität wird das Fahrzeug der Erfolgstreiber von<br />
Smart Mobility<br />
Intensive Zusammenarbeit unerlässlich<br />
Um das volle Potenzial der vernetzten Autos auszuschöpfen – und<br />
die etablierten Automobilhersteller sollten an der Spitze dieses Prozesses<br />
stehen – ist eine intensive Zusammenarbeit rund um die angesprochenen<br />
Problemfelder unerlässlich. Der bereits begonnene<br />
Richtungswechsel der Hersteller gibt Grund zur Hoffnung. Viele sind<br />
heute Teil eines Konsortiums oder einer kollektiven Industriegruppe,<br />
die branchenübergreifend an der Problemlösung und Umsetzung<br />
neuer Standards arbeitet. Die Automobilindustrie muss erkennen,<br />
dass sich ihr Geschäftsmodell gerade grundlegend ändert. Es geht<br />
dabei nicht mehr nur um die Integration neuer Technologien, es<br />
müssen hingegen alle Aspekte der Produkte und Dienstleistungen<br />
überdacht und neu gestaltet werden, um den Kunden in den Mittelpunkt<br />
zu stellen. Die Autofirmen, die auch in 20 Jahren profitabel<br />
und erfolgreich sein möchten, werden nicht die mit den elegantesten,<br />
schnellsten Fahrzeugen sein, sondern die, die ein integriertes<br />
und intuitives Benutzererlebnis bieten.<br />
jg<br />
www.forgerock.com<br />
Details zu Thema Identitätsmanagement von ForgeRock<br />
(engl.):<br />
hier.pro/KP2ei<br />
Bild: ForgeRock<br />
Bild: ForgeRock<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 59
FAHRERASSISTENZ<br />
CONNECTED CARS<br />
Lightfield-Technologie bietet 3D-Erlebnis ohne Spezialbrille<br />
Wahrnehmung in der dritten Dimension<br />
Eine neue Display-Technologie und eine Content-Plattform, die Automobilzulieferer Continental zusammen<br />
mit dem US-amerikanischen Unternehmen Leia Inc. entwickelt hat, sorgt für mehr Sicherheit und<br />
Komfort im Fahrzeug. Dabei bietet die sogenannte Lightfield-Technologie allen Passagieren ein 3D-Erlebnis<br />
auch ohne Spezialbrille.<br />
3D-Effekt ohne Brille: Das Lightfield-<br />
Display ermöglicht eine komfortable<br />
Wahrnehmung in 3D-Tiefe und zeigt<br />
Inhalte sowie Lichteffekte präzise an<br />
Bild: Continental<br />
Ein Stoppschild schwebt rot leuchtend vor dem Bildschirm. Häuserzeilen,<br />
die aus dem Navigationsgerät herauswachsen. Das<br />
Logo des Autoherstellers, das vor dem Armaturenbrett in der Luft<br />
rotiert: Mit solchen dreidimensionalen Effekten will Continental die<br />
Display-Darstellung in Fahrzeugen revolutionieren. Das Technologieunternehmen<br />
entwickelt derzeit in Zusammenarbeit mit dem<br />
US-amerikanischen Unternehmen Leia Inc. eine innovative Cockpit-<br />
Lösung: das „Natural 3D Lightfield Instrument Cluster“. Die Lösung<br />
bringt die dritte Dimension in hoher Qualität in künftige Fahrzeuge.<br />
Lightfield- oder Lichtfeld-Displays ermöglichen nicht nur eine komfortable<br />
3D-Wahrnehmung, sie heben auch die grafischen Möglichkeiten<br />
durch Hervorhebungen, Akzentuierungen und komplexe<br />
Lichteffekte auf ein neues Niveau. Fahrer können so Informationen<br />
sicher und in Echtzeit erfassen, der Dialog zwischen Fahrer und<br />
Fahrzeug wird noch komfortabler und intuitiver. Zudem ist die<br />
3D-Darstellung für alle Mitfahrer – auf dem Beifahrersitz wie auch<br />
auf den Rücksitzen – erlebbar.<br />
Neue Dimension an<br />
Komfort und Sicherheit<br />
Das neue Lightfield-Cockpit ist<br />
ein evolutionärer Schritt im Design<br />
des Mensch-Maschine-Dialogs<br />
in Fahrzeugen. „Eine der<br />
größten Herausforderungen in<br />
der Automobilindustrie ist heute,<br />
intelligente Konzepte für die<br />
Mensch-Maschine-Interaktion zu<br />
entwickeln. Lösungen, die das<br />
Fahrerlebnis aufwerten und die<br />
den Fahrer einfach und effektiv<br />
mit seinem Fahrzeug interagieren<br />
lassen – ohne ihn dabei vom<br />
Verkehrsgeschehen abzulenken“,<br />
erklärt Dr. Frank Rabe, Leiter des<br />
Geschäftsbereichs Instrumentation & Driver HMI bei Continental.<br />
„Das neue Lightfield-Display holt nicht nur die dritte Dimension in<br />
neuer Qualität ins Fahrzeug. Wir schaffen mit der innovativen Technologie<br />
auch eine neue Dimension an Komfort und Sicherheit im Automobil.<br />
Zugleich gibt unsere Lösung jedem Fahrzeughersteller die<br />
Möglichkeit, das Fahrerlebnis für seine Kunden aufzuwerten und<br />
sich dank individueller Gestaltungsmöglichkeiten vom Wettbewerb<br />
zu differenzieren.“ Bis 2022 soll das neue System serienreif sein.<br />
Das autonome Fahren wird die Mobilität verändern – insbesondere<br />
auch den Aufenthalt im Fahrzeug. Der Nutzer bekommt immer<br />
mehr Freiräume für andere Tätigkeiten neben der eigentlichen Fahraufgabe.<br />
So wird er etwa Videogespräche führen, im Internet surfen<br />
oder Filme anschauen können. „Das Auto ist eindeutig die nächste<br />
zu überwindende Grenze für den Mobilfunk“, so David Fattal, Mitgründer<br />
und CEO von Leia. „Für uns ist der Pkw eine größere, immersivere<br />
Version eines Smartphones mit voller Erfassung der Umgebung<br />
in 3D. Somit ist die Umsetzung unseres wachsenden Lightfield-Ökosystems<br />
mit Virtual-Reality-Gaming, Video-Streaming, Social-Sharing<br />
oder sogar E-Commerce im Fahrzeug eine logische Konsequenz.“<br />
Die Visualisierung von Content auf einem breiten Display,<br />
das speziell für Fahrzeuge entwickelt wurde, wird wesentlich raffinierter<br />
und unterhaltsamer sein als auf dem Smartphone. Außer-<br />
60 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
CONNECTED CARS<br />
FAHRERASSISTENZ<br />
Bild: Continental<br />
Der 3D-Effekt entsteht durch eine spezielle Methode, bei der das Licht<br />
durch einen Bildschirm gebeugt wird<br />
dem ermöglicht die neue Technologie, interne oder externe Kamerasysteme<br />
für Videoanrufe oder Augmented-Reality- Funktionen zu<br />
nutzen. All diese Optionen sollen im Rahmen der Kooperation ausgeschöpft<br />
werden.<br />
3D-Lightfield-Content für alle im Fahrzeug sichtbar<br />
Die Lightfield-Technologie von Leia, die Continental in seinem<br />
3D-Display einsetzt, benötigt keine Head-Tracker-Kamera – ein praktischer<br />
und kostensparender Vorteil. Darüber hinaus können erstmals<br />
auch die Mitfahrer auf dem Beifahrersitz und auf den Rücksitzen<br />
das gleiche 3D-Bild von ihren Sitzpositionen erleben. Doch es<br />
gibt noch einen weiteren Qualitätssprung, der das neue System von<br />
früheren 3D-Verfahren abhebt: Das 3D-Bild des Lightfield-Displays<br />
setzt sich aus insgesamt acht Perspektiven des gleichen Objekts zusammen,<br />
die je nach Blickposition leicht variieren können. So „wandert“<br />
der Blick auf das Lightfield-Display mit jeder Veränderung des<br />
Blickwinkels des Betrachters. Auf diese Weise ist eine sehr natürliche<br />
Wiedergabe von Informationen auf dem Display möglich. „Mit<br />
unserem Display erreichen wir ein vollkommen neues Niveau der<br />
3D-Bilddarstellung“, sagt Kai Hohmann, Product Manager Display<br />
Solutions bei Continental. „Entscheidend für die Qualität ist der neu<br />
entwickelte Lichtleiter mit Nanostrukturen. Wir brechen das Licht<br />
nicht, wir beugen es und lenken es so exakt dahin, wo es für den optimalen<br />
3D-Effekt benötigt wird. Nur mit dieser Technologie wird es<br />
möglich sein, den steigenden Anforderungen an Komfort und Sicherheit<br />
im Fahrzeuginnenraum gerecht zu werden.“ Continental passt<br />
die Technologie von Leia nun für den Einsatz in Fahrzeugen an. Bis<br />
vor kurzem kamen entweder Parallax-Barrieren oder Lentikulartechniken<br />
zum Einsatz, um einen brillenlosen 3D-Effekt zu realisieren.<br />
Dabei wurde die 3D-Wirkung durch eine spezielle Methode der Blockierung<br />
oder Brechung von Licht erzielt. Insbesondere die Systeme<br />
mit Parallax-Barriere bieten jedoch nur Anwendungen für einen einzelnen<br />
Nutzer, weil ein Head-Tracker-System erforderlich ist, um die<br />
3D-Ansichten auf die exakte Kopfposition des Betrachters einzustellen.<br />
Bei Anwendungen für mehrere Nutzer, also auch Beifahrer und<br />
Passagiere auf den Rücksitzen, können sich diese Systeme außerdem<br />
negativ auf die wahrgenommene Bildqualität und die Effektivität<br />
der Lichtausbeute auswirken – ähnlich wie bei einem Filter. Für<br />
die Automobilindustrie ist bei der Anzeige von Informationen aber<br />
höchste Qualität von entscheidender Bedeutung. Die neue<br />
3D-Lightfield-Anwendung bietet deshalb einen entscheidenden Evolutionsschritt<br />
gegenüber konventionellen 3D-Displays und ermöglicht<br />
einen lklaren Bildschirm, auch bei direkter Sonneneinstrahlung.<br />
Nanotechnologie aus dem Silicon Valley<br />
Die Qualität der Auflösung und der Anmutung des „Natural 3D Instrument<br />
Cluster“ ist deutlich besser als bei herkömmlichen 3D-Darstellungen.<br />
Dies wird mithilfe von Diffractive Lightfield Backlighting<br />
(DLB) von Leia erreicht. Dabei handelt es sich um eine neu entwickelte<br />
Technologie, bei der ein Lichtleiter mit Beugungsgittern und<br />
Nanostrukturen unter dem Display-Panel für eine präzise Beugung<br />
des Lichtes sorgt – und so für einen natürlichen 3D-Effekt. Dieses<br />
Lichtleitermodul kann einfach in viele handelsübliche Displays integriert<br />
werden. „Leia hat ein Nanofertigungsverfahren in Spitzenqualität<br />
entwickelt, das für die Großserien- und Massenproduktion einsetzbar<br />
ist und im vergangenen Jahr auf den Markt gebracht werden<br />
konnte. Wir haben fortschrittliche Lithografie auf einem großvolumigen<br />
Substrat mit hoher Ausbeute und wettbewerbsfähigen<br />
Kosten verknüpft und uns dabei auf Erfahrungen von HP und Erkenntnisse<br />
aus der kontinuierlichen internen Weiterentwicklung<br />
über die letzten fünf Jahre gestützt. Jetzt werden wir diese Fähigkeit<br />
auf ein noch größeres Volumen ausdehnen und dabei die Sicherheitsstandards<br />
der Automobilindustrie einhalten und zugleich auch<br />
wettbewerbsfähige Kosten ermöglichen“, erklärt Zhen Peng, Mitgründer<br />
und CTO von Leia. Die Lightfield-Technologie hatte ihr<br />
Marktdebüt in den USA bei Smartphone-Displays in Kooperation mit<br />
AT&T und Verizon. Die Verbraucher können dort bereits Gaming, Filme,<br />
Augmented Reality und das Teilen von Bildern in 3D-Qualität genießen.<br />
Automobil-Content und Lightfield-SDK<br />
Die Partnerschaft geht über die Hardware hinaus, denn die beiden<br />
Unternehmen arbeiten auch bei der Content-Erzeugung und dem<br />
Entwickler-Support zusammen. Leia bietet aktuell ein Kreativ-Toolkit<br />
an, um Inhalte in das Lightfield-Format umzuwandeln oder in diesem<br />
Format zu erstellen, wobei automatische Einstellungen den visuellen<br />
Komfort gewährleisten. Für die Lightfield-Projektion des<br />
neuen Displays bieten sich viele Anwendungsmöglichkeiten. So<br />
werden Warnungen der Fahrerassistenzsysteme in 3D veranschaulicht,<br />
Richtungsangaben vom Navigationssystem können noch klarer<br />
dargestellt werden, die grafische Darstellung der Einparkhilfe – wie<br />
z. B. der Assistent mit 360-Grad-Vogelperspektive – wird in 3D zum<br />
echten Hingucker. Und die Begrüßung durch das Fahrzeugsystem<br />
kann mithilfe von 3D-Animationen aufgewertet werden, wenn sich<br />
zum Beispiel im Cockpit das Herstellerlogo in 3D dreht. „Dabei ist<br />
wichtig anzumerken: Die 3D-Animationen unseres neuen Displays<br />
fliegen nicht durchs Auto wie im Kino“, erklärt Kai Hohmann. „Wir arbeiten<br />
mit der grafischen Tiefe nach hinten und lassen alle 3D-Objekte<br />
maximal fünf Zentimeter aus dem Bild heraustreten. Das ist für<br />
das Auge entspannter, der Fahrer wird in keinem Falle irritiert.“ jg<br />
www.continental.com<br />
www.leiainc.com<br />
Details zu 3D-Display-Lösungen von Continental:<br />
hier.pro/IyNc0<br />
Messe IAA: Halle 8, Stand A39<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 61
FAHRERASSISTENZ<br />
CONNECTED CARS<br />
Automatische Fahrfunktionen: Gesetzgebung und Homologation hinken dem technischen Fortschritt hinterher<br />
System mit offenem Kontext<br />
Das autonome Fahren erweist sich komplexer als vor Jahren noch gedacht. Dr. Sebastian Buck, als<br />
Bereichsleiter der ITK Engineering GmbH unter anderem für das Thema Autonomes Fahren verantwortlich,<br />
erläutert, welchen Beitrag das Unternehmen leistet, automatisierte Fahrfunktionen sicher auf die<br />
Straße zu bringen.<br />
Interview: Jürgen Goroncy, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong>, Besigheim<br />
Sensorfusion: Aus den verschiedenen<br />
Wahrnehmungen der Sensoren<br />
wird ein konsistentes Modell des<br />
Umfelds erstellt<br />
Bild: Fotolia/scharfsinn86<br />
Buck: Ich rechne frühestens in<br />
fünf Jahren damit. Bei Privatfahrzeugen<br />
könnte ich mir in Europa<br />
den Highway-Piloten vorstellen.<br />
Geschäftsmodelle wie Carsharing-Services<br />
planen einen vollautomatisierten<br />
kommerziellen<br />
Personen- und Güterverkehr ab<br />
Level 4. Dort engagieren sich<br />
OEMs und ganz neue Mobilitätsplayer,<br />
etwa Logistikdienst -<br />
leister. Aufgrund der aktuellen<br />
regulatorischen und politischen<br />
Situation in einzelnen Weltregionen<br />
werden diese Mobilitätssysteme<br />
vermutlich zuerst in Asien<br />
oder Nordamerika realisiert.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Was<br />
muss bis dahin in der Entwicklung<br />
noch geschehen?<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie sehen Sie mittelfristig die Entwicklung<br />
des automatisierten Fahrens?<br />
Sebastian Buck: Aktuell erkennt man, dass die früheren Zeithorizonte<br />
etwas zu optimistisch waren. Etliche Herausforderungen sind<br />
doch komplexer als angenommen – etwa die funktionale Sicherheit.<br />
Die OEMs können automatisierte Fahrfunktionen nur in Serie bringen,<br />
wenn sie höchste Sicherheitsstandards zuverlässig erfüllen.<br />
Zusätzlich hinken die Gesetzgebung und Homologation der Systeme<br />
noch etwas dem technischen Fortschritt hinterher.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wann könnten Level-3-Fahrzeuge in Serie<br />
gehen?<br />
Buck: Ich sehe zwei Knackpunkte: Erstens die absolut zuverlässige<br />
und umfassende Lokalisierung und Umfelderkennung. Da sind wir<br />
schon ziemlich weit, beherrschen aber noch nicht alle Verkehrssituationen<br />
perfekt. Zweitens bilden Verkehrssituationen ein System mit<br />
offenem Kontext, es können theoretisch unendlich viele Einflussfaktoren<br />
auftreten. Ich denke dabei nicht nur an Hindernisse wie Baustellen<br />
oder herumliegende Reifenteile, sondern auch an verlorene<br />
Ladung oder unvorhersehbare Situationen wie Kühe auf der Fahrbahn.<br />
Diese – zugegeben nicht alltäglichen – Situationen müssen<br />
auch in der KI-gestützten Entscheidungsfindung abgebildet werden,<br />
ohne dass für solche Situationen im Vorfeld bereits Requirements<br />
spezifiziert wurden.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Lösungen bietet ITK seinen Kunden<br />
für das automatisierte Fahren an?<br />
62 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
CONNECTED CARS<br />
FAHRERASSISTENZ<br />
„Die für Level 3 bis 5<br />
erforderliche Rechenleistung<br />
ist bis zu<br />
1000-mal höher als bei<br />
einem üblichen Automotive-Steuergerät.“<br />
Bild: Nico Bohnert<br />
Von der Beratung bis hin zur Integration von maßgeschneiderten Architekturen<br />
– je nach Kundenwunsch unterstützt ITK Engineering entlang des<br />
V-Modells<br />
Bild: IKT Engineering<br />
Dr. Sebastian Buck, Bereichsleiter unter anderem für das Thema Autonomes<br />
Fahren, ITK Engineering<br />
Buck: Wir liefern bekanntlich keine Produkte, sondern verstehen<br />
uns als unabhängiger Lösungs- und Systemlieferant. Wir entwickeln<br />
für unsere Kunden einerseits maßgeschneiderte Software, können<br />
aber auch ein Gesamtsystem mit Hardware und Software liefern.<br />
Am Anfang steht dabei die Beratung des Kunden: Welche Hard- und<br />
Softwarearchitektur benötigt er, wie lassen sich funktionale Sicherheit<br />
und Cybersecurity gewährleisten? Weiter geht es mit dem<br />
oben erwähnten ganzheitlichen Umfeldmodell und den Fahrfunkt -<br />
ionen. ITK verfolgt dabei eine Frontloading-Strategie auf der linken<br />
Seite des V-Modells. Dort haben wir frühzeitig Aufgaben wie die Absicherung<br />
und Freigabe der Fahrfunktionen im Auge, um in späteren<br />
Entwicklungsphasen den Aufwand und die Komplexität zu begrenzen.<br />
Da ITK Engineering seit mehreren Jahrzehnten Erfahrungen in<br />
der Automobilbranche gesammelt hat, ebenso wie bei Trendthemen<br />
wie Computer Vision und KI, verfügen wir über einen breites Kompetenzportfolio.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Ansprüche stellt das automatisierte<br />
Fahren an die Hard- und Software?<br />
Buck: Die für Level 3 bis 5 erforderliche Rechenleistung ist bis zu<br />
1000-mal höher als bei einem üblichen Automotive-Steuergerät. Allerdings<br />
müssen diese Prozessoren in einer sehr rauen Umgebung<br />
hundertprozentig zuverlässig sein. Neben dieser funktionalen Sicherheit<br />
ist ein sehr hohes Maß an Cybersecurity erforderlich, die<br />
Hackerangriffe sofort erkennt und im Keim erstickt. Die Algorithmen<br />
zur Bildverarbeitung und KI sind schon lange bekannt und werden<br />
von uns geschickt eingesetzt. Das Herausfordernde ist die Integra -<br />
tion all dieser Bausteine in ein absolut zuverlässiges, komplexes Gesamtsystem.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Herausforderungen stellt die Sensorfusion<br />
an ITK?<br />
Buck: Wir müssen aus den verschiedenen Wahrnehmungen der<br />
Sensoren ein möglichst konsistentes Umfeldmodell erzeugen. Die<br />
Sensortechniken (Kamera, Radar, Lidar, Ultraschall, auch Infrarot<br />
u.a.) und Fusionsalgorithmen dazu sind gut bekannt. Hier besteht<br />
die Kunst darin, in einem komplexen Gesamtsystem ein widerspruchsfreies<br />
Umfeldmodell zu erzeugen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wer sind denn die ITK-Kunden beim automatisierten<br />
Fahren?<br />
Buck: Einerseits die klassischen OEMs, andererseits Start-Ups mit<br />
guten Ideen für Fahrfunktionen oder Geschäftsmodelle, aber bisher<br />
noch geringem Automotive-Know-how. Auch unseren Mutterkonzern<br />
Bosch unterstützen wir natürlich bei seinen Projekten zum automatisierten<br />
Fahren.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Und die anderen großen Lieferanten?<br />
Buck: Die großen Tier1-Lieferanten sind im Moment nur teilweise in<br />
unserem Fokus.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Aus welchen Regionen kommen Ihre Kunden?<br />
Buck: Die klassischen OEMs stammen hauptsächlich aus Europa,<br />
zunehmend aber auch aus Asien. Die Start-Up-Kunden sind vorwiegend<br />
aus Europa und Nordamerika.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wieviel Mitarbeiter arbeiten an Projekten<br />
zum autonomen Fahren?<br />
Buck: Bei ITK Engineering arbeiten inzwischen etwa 200 Personen<br />
in diesem Themenfeld. Um neue Aufgaben anzugehen, wollen wir<br />
die Belegschaft deutlich ausbauen.<br />
www.itk-engineering.de<br />
Details zum Automotive-Angebot des Unternehmens:<br />
hier.pro/xhEy4<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 63
FAHRERASSISTENZ<br />
AUTONOMES FAHREN<br />
Hochauflösende Karten aus dem Weltraum sollen autonomes Fahren revolutionieren<br />
Detaillierter Blick auf das Straßennetz<br />
Das Toyota Research Institute-Advanced Development (TRI-AD), der globale Pionier für Weltraumtechnologie<br />
Maxar Technologies (Maxar) und der IT-Dienstleister NTT Data Corporation arbeiten künftig bei der Erstellung<br />
automatisierter HD-Karten für autonome Fahrzeuge zusammen. Die Karten sollen dabei auf hochauflösenden<br />
Satellitenbildern aufbauen. Dies ist ein wichtiger Schritt, um die Automated Mapping Platform (AMP) voranzutreiben,<br />
Toyota Research Institutes Konzept einer öffentlichen Softwareplattform, und die Skalierbarkeit<br />
autonomen Fahrens zu realisieren.<br />
Das Bild zeigt die höhere Auflösung der High-<br />
Definition-Karte für autonomes Fahren (oben)<br />
gegenüber einem Satellitenbild (unten)<br />
Autonome Fahrzeuge verwenden eine<br />
Vielzahl von Echtzeitsensoren, um eine<br />
sichere Fahrt zu gewährleisten. Für eine einwandfreie<br />
Funktionsweise müssen diese<br />
Sensoren mit einer HD-Karte abgeglichen<br />
werden. Laut Analyse von Toyota Research<br />
Institute-AD decken HD-Karten weniger als<br />
ein Prozent des globalen Straßennetzes ab.<br />
Bevor autonome Fahrzeuge zu einer gängigen<br />
Mobilitätstechnologie werden können,<br />
ist es daher notwendig, die Kartenabdeckung<br />
von Stadtgebieten und Landstraßen auszudehnen.<br />
Eine aus Satellitenbildern erstellte<br />
HD-Karte ermöglicht es der Fahrsoftware,<br />
mehrere Datenquellen miteinander zu vergleichen<br />
sowie dem Fahrzeug Signale zu geben,<br />
sodass eine sichere Fahrt gewährleistet<br />
werden kann.<br />
Bild: NTT Data<br />
KI extrahiert Informationen<br />
Die drei Partner arbeiten gemeinsam an einer<br />
Machbarkeitsstudie, um Satellitenbilder in<br />
fahrzeugfreundliche HD-Karten zu verarbeiten.<br />
Auf der Grundlage von Maxars Cloud-basierter<br />
Geospatial-Big-Data-Plattform (GBDX)<br />
werden Bilder aus der optischen Satellitenbild-Bibliothek<br />
des US-amerikanischen Unternehmens<br />
aus Westminster, Colorado, in die<br />
Algorithmen von NTT Data eingespeist. Mithilfe<br />
von KI werden dabei Informationen extrahiert,<br />
die für das Erstellen eines detaillierten<br />
Straßennetzes erforderlich sind. Auf dieser<br />
Basis wird das Toyota Research Institute-<br />
Advanced Development HD-Karten zur Verfügung<br />
stellen, die aus der Cloud des Institutes<br />
in Toyota-Testfahrzeuge geliefert werden. Die<br />
Gruppe konzentriert sich zunächst darauf, eine<br />
automatisierte HD-Karte für ein vordefiniertes Gebiet der Metropolregion<br />
Tokio zu erstellen. Damit eröffnet sich die Möglichkeit, automatisiertes<br />
Fahren zukünftig auf allen Straßen zu unterstützen.<br />
64 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
AUTONOMES FAHREN<br />
FAHRERASSISTENZ<br />
Der AW3D-Standard (2,5m Auflösung) ermöglicht sehr genaue<br />
Simulationen und Analysen. Mit einer Genauigkeit, die einem<br />
Kartenmaßstab von 1/25.000 entspricht, ist die neue Version<br />
des Standards (oben) deutlich genauer als die bisherige<br />
5-Meter-Auflösung (unten)<br />
„Die jüngsten Fortschritte in der Elektronik und Luft- und<br />
Raumfahrttechnik ermöglichen höhere Auflösungen und<br />
häufigere Aktualisierungen der Bilder aus Satelliten-Anlagen.<br />
Darüber hinaus hilft ML, automatisiert und integriert<br />
den Zusammenhang zwischen Straßenelementen und<br />
Bilddaten herzustellen. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit<br />
mit Maxar und NTT Data, um autonomes Fahren<br />
für alle zu revolutionieren“, sagt Mandali Khalesi, Vice<br />
President für Automatisiertes Fahren am TRI-AD. Und<br />
Paul Granito, Maxars Vice President für Global Sales ergänzt:<br />
„Hochauflösende Karten sind ein wesentliches<br />
Element für die Navigation und Sicherheit autonomer<br />
Fahrzeuge. Maxar ist stolz darauf, die Daten- und Analyseplattform<br />
bereitzustellen, die HD-Karten ermöglichen.“<br />
Dieses neue, innovative Projekt zeige uns, dass es eine<br />
wachsende Nachfrage nach unseren hochauflösenden<br />
Bildern und Geodaten gibt. „NTT Data ist seit 20 Jahren<br />
im Satellitenbildgeschäft tätig. Unsere 3D-Karten der<br />
Marke AW3D stellen wir global zur Verfügung“, erklärt<br />
Katsuichi Sonoda, Vice President und Head of Social Infrastructure<br />
Solution Sector bei NTT Data. „In diesem<br />
neuen Projekt werden wir unsere Kompetenzen im Bereich Künstliche<br />
Intelligenz und Bildverarbeitung nutzen. So erweitern wir die<br />
Abdeckung von hochauflösenden Karten schnell, skalierbar und kostengünstig.<br />
In Zukunft wollen wir daher die weltweiten Straßennetze<br />
aus dem Weltraum heraus abbilden.“<br />
3D-Karten mit einer Auflösung von 2,5 m<br />
Die neueste Version der digitalen 3D-Karten des AW3D-Standards<br />
bietet eine Auflösung von 2,5 Metern. Der Mapping-Prozess verwendet<br />
ein Gleitkomma-Format für Höhenwerte, um hochpräzise<br />
Darstellungen des Geländes zu erhalten, einschließlich einer geglätteten<br />
Ausprägung der Topografie. Im Vergleich zu der 5-Meter-Auflösung<br />
ermöglicht die höhere Auflösung eine detaillierte Ausprägung<br />
von Geländeschwankungen, die Darstellung von Küsten-Deponien,<br />
schmalen Flüssen und Wasserstraßen, die Abbildung städtischer<br />
Strukturen wie Gebäude und Überführungen sowie flache Strukturen<br />
wie z.B. Straßen. „3D-Karten sind eine Grundlage für viele verschiedene<br />
Bereiche. Diese neueste Version des AW3D-Standards<br />
ist die digitale Karte des gesamten Globus mit der höchsten Auflösung<br />
und bietet Ansichten der ganzen Welt mit einer bisher unerreichten<br />
Klarheit. Wir haben daran gearbeitet, die Datensätze in einem<br />
breiten Feld von Anwendungen einzusetzen. Deshalb sind wir<br />
zuversichtlich, dass diese neueste Version in verschiedensten Industrien<br />
und öffentlichen Projekten zur Anwendung kommt“, sagt<br />
Sonoda.<br />
jg<br />
https://de.nttdata.com/<br />
www.maxar.com<br />
www.tri-ad.global<br />
Details zum Thema Autonomes Fahren von NTT Data:<br />
hier.pro/zhd3Q<br />
Bild: NTT Data<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 65
FAHRERASSISTENZ<br />
SENSORIK<br />
3D-Sensoren für autonome Maschinen der nächsten Generation<br />
Bewegte Objekte scannen<br />
Lidar (Abkürzung für englisch light detection and ranging) ist eine dem Radar verwandte Methode zur<br />
optischen Abstands- und Geschwindigkeitsmessung. Statt der Radiowellen wie beim Radar werden Laserstrahlen<br />
verwendet. Cepton, ein Anbieter von 3D-Lidar-Lösungen für Automobil-, Transport-, Industrie-<br />
und Mapping-Anwendungen, hat nun einen Lidar-Sensor speziell für intelligente Verkehrsinfrastrukturen<br />
entwickelt. Er ermöglicht präzise 3D-Scans, eine automatisierte Klassifizierung von Objekten<br />
und volumetrisches Scannen.<br />
Jürgen Ludwig, Director Business Development, Cepton Technologies, San Jose, USA<br />
Lidar-Sensoren scannen und klassifizieren<br />
bewegte Objekte mit Autobahngeschwindigkeit<br />
Bild: Cepton<br />
Die Orientierung im Raum und der Abstand zu statischen und<br />
bewegten Objekten ist eine wichtige Voraussetzung für die<br />
kollisionsfreie Bewegung autonomer Maschinen. Dabei hängt es<br />
vom Anwendungsfall und den äußeren Umständen ab, welche Sensoren<br />
in welcher Anzahl dafür notwendig sind. Handelt es sich zum<br />
Beispiel nur um die Kollisionsvermeidung bei einem langsam fahrenden<br />
Fahrzeug auf einem abgesperrten Gelände, so reicht für diese<br />
Aufgabe vermutlich eine preiswerte Kamera mit entsprechender<br />
Software zur Hinderniserkennung. Autonome Fahrzeuge im Stadtverkehr<br />
können ohne eine Vielzahl von rund um die Karosserie angebrachten<br />
Sensoren keine Straßenzulassung erlangen. Dabei muss<br />
das Sensorpaket bestehend aus mehreren Kamera-, Radar- und<br />
Lidar-Sensoren den Nahbereich lückenlos durchleuchten, um beim<br />
Anfahren zum Beispiel keinen Hund zu gefährden, der dicht vor das<br />
stehende Fahrzeug gelaufen ist. Zugleich muss die Umfelderfassung<br />
bei Autobahngeschwindigkeit Hindernisse in einer Entfernung<br />
von zweihundert Metern und mehr zuverlässig erkennen können.<br />
Schlechte Sensorik ist<br />
Sicherheitsrisiko<br />
Eine schlechte Sensorik an autonomen Fahrzeugen<br />
stellt nicht nur ein Sicherheitsrisiko<br />
dar. Durch abrupte Manöver wird der Komfort<br />
der Passagiere an Bord empfindlich beeinträchtigt.<br />
Auch bei passagierlosen Plattformen,<br />
beispielsweise für den Gütertransport,<br />
sind schnelle Eingriffe mit hohen Kräften unerwünscht,<br />
da sie zu höherem Verschleiß<br />
und damit zu höheren Kosten führen. Mit<br />
steigenden Anforderungen an die Umfelderfassung<br />
sollten nicht einfach nur mehr Sensoren<br />
verbaut werden. Vielmehr empfiehlt<br />
es sich, Sensoren mit verschiedenen physikalischen<br />
Messprinzipien zu verbauen. Je<br />
nach Umgebungsbedingungen und Aufgabenstellung<br />
können verschiedene Sensoren ihre individuellen Stärken<br />
ausspielen und Schwächen ihrer Kollegen ausgleichen. Kameras<br />
waren die ersten Sensoren, die an Serienfahrzeugen als Rückfahrkameras<br />
in den frühen Neunzigern verbaut wurden. Sie sind mit<br />
ihrem Farbsehen bestens geeignet für eine Segmentierung der Umwelt<br />
sowie die Objekterkennung und -klassifizierung. Allerdings<br />
sind sie als passiver Sensor auf Fremdlicht angewiesen und haben<br />
bei schnellen Lichtwechseln beispielsweise bei Tunnelein- und -ausfahrten<br />
oder bei Gegenlicht Probleme.<br />
Lidar-Sensoren erstellen 3D-Punktewolke<br />
Radarsensoren, die ihre Umwelt mit Mikrowellen abtasten, fanden<br />
mit der Adaptive Cruise Control (ACC) Ende der Neunziger Jahre<br />
den Einzug in Premiumfahrzeuge. Inzwischen wurde der aktive Sensor<br />
soweit optimiert, dass er auch im Volumenmarkt angekommen<br />
ist. Ein Radarsensor nutzt die Phasenverschiebung zwischen ausgesendeter<br />
und empfangener Welle, die von einem bewegten Objekt<br />
verursacht wird. Damit lassen sich Abstand und Geschwindigkeit<br />
gut ermitteln. Allerdings stellt die Winkelauflösung eine Herausforderung<br />
dar, um beispielsweise unterscheiden zu können, ob sich<br />
das entfernt vorausfahrende Fahrzeug auf der eigenen oder der<br />
Nachbarspur befindet. Die dritte Sensorkategorie verwendet Laser-<br />
66 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
SENSORIK<br />
FAHRERASSISTENZ<br />
Bild: Cepton<br />
Lidar-Modelle wie der Sora P60L werden in die Scheinwerfer des<br />
Fahrzeugs integriert<br />
Der Lidar-Sensor SORA-P60L für intelligente Verkehrsinfrastrukturen im<br />
Straßen- und Schienenverkehr<br />
Bild: Cepton<br />
strahlen zur exakten Abstandsmessung. Mit dem DARPA-Wettbewerb<br />
für autonome Off-Road-Fahrzeuge im Jahre 2007 wurde die<br />
Leistungsfähigkeit von Lidar anschaulich demonstriert. Zehn Jahre<br />
später findet sich der erste Lidar-Sensor in einem Serienfahrzeug.<br />
Lidar-Sensoren verfügen allgemein über eine gute bis sehr gute<br />
Winkelauflösung und können den Abstand von Objekten direkt aus<br />
der Laufzeit eines Laserlichtpulses ermitteln. Damit stellen Sie eine<br />
wichtige Säule in der Sensorkonfiguration für autonome Maschinen<br />
dar. Aktuelle Lidar-Sensoren erstellen je nach Art und Aufbau eine<br />
3D-Punktewolke, die Objekte in ihrer räumlichen Ausdehnung abbildet.<br />
Feste Körper erscheinen dabei mit ihrer Hülle auf der dem Sensor<br />
zugewandten Seite. Auf der Rückseite breitet sich dagegen ein<br />
Schatten aus. Lichtdurchlässige Strukturen wie Baumkronen werden<br />
in ihrer gesamten Ausprägung in allen drei Dimensionen erfasst.<br />
Schwachpunkt bei Lidar-Sensoren ist die fehlende Farbinformation.<br />
Für eine zuverlässige Objektklassifizierung ist in jedem Falle<br />
die Fusion mit Kameradaten notwendig.<br />
Aktuelle Entwicklungen zielen auf einen Erfassungsbereich ähnlich<br />
einer Kamera ab. Ein typisches Sichtfeld eines Lidar-Sensors liegt<br />
bei 120 Grad horizontal und 25 Grad vertikal sowie einer Reichweite<br />
von 200 Metern. Bei größeren Reichweiten für Anwendungen in einem<br />
höheren Geschwindigkeitsbereich verwendet man ein kleineres<br />
Sichtfeld und eine höhere Auflösung. Für automotive Anwendungen<br />
können diese Lidar-Sensoren in die Frontschweinwerfer, Rückleuchten<br />
und hinter die Windschutzscheibe integriert werden.<br />
Micro-Motion-Technologie für kompakte Sensoren<br />
Die von Cepton Tech entwickelte Micro-Motion-Technologie verzichtet<br />
vollständig auf Rotation und verwendet keinerlei Spiegel. Damit<br />
können kompakte Lidar-Sensoren mit bewährten 905 nm Laser -<br />
elementen hergestellt werden, die sich elegant in das Fahrzeug<br />
oder in die autonome Maschine integrieren lassen. Mit den Abstandsinformationen<br />
in der gleichmäßig dichten 3D-Punktwolke<br />
können Algorithmen zur Kollisionsvermeidung direkt Entscheidungen<br />
treffen und wesentliche Daten für die Sensorfusion beitragen.<br />
Lidar-Sensoren mit Micro-Motion-Technologie sind verfügbar und erfüllen<br />
alle Anforderungen für den Einsatz in autonomen Maschinen<br />
und Fahrzeugen.<br />
jg<br />
www.cepton.com<br />
Details zum Lidar-Sensor Sora P60 von Cepton (engl.):<br />
hier.pro/AawO3<br />
Messe IAA: Halle 5, Stand B3415<br />
Mehrsprachige Katalogproduktion<br />
Für die Produktion Ihrer mehrsprachigen oder versionierten Kataloge sind wir bestens gerüstet –<br />
speziell wenn es um das Know-how beim Projektmanagement Ihrer hochkomplexen Aufträge geht.<br />
Individuelle Tools, die perfekt auf Ihr Projekt abgestimmt sind, beschleunigen und vereinfachen den Gesamtprozess.<br />
Wir können viel für Sie tun, sprechen Sie uns an.<br />
druck@konradin.de · www.konradinheckel.de<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 67
FAHRERASSISTENZ<br />
NEWS<br />
Integriertes und intuitiv zu bedienendes ADAS-System für teilautomatisiertes Fahren<br />
ZFs KI-System übernimmt diverse Fahrmanöver<br />
Bild: ZF<br />
Das Sensor-Set des Fahrerassistenzsystems ZF<br />
coPilot besteht aus einem Frontradar, vier Eck-<br />
Radaren und insgesamt acht Kameras. Herzstück<br />
des Systems ist die ZF ProAI Gen2<br />
Mit dem „ZF coPilot“ präsentieren ZF und<br />
Nvidia ein intelligentes Fahrerassistenzsystem,<br />
das zu mehr Komfort und Sicherheit<br />
beim teilautomatisierten Fahren beitragen<br />
kann. „Der ZF coPilot ist mit künstlicher Intelligenz,<br />
einem 360° Sensor-Set, dem leistungsstarken<br />
Zentralrechner ZF ProAI und<br />
der Nvidia-Drive-Plattform ausgestattet und<br />
bietet dadurch Fahr- und Sicherheitsfunktionen,<br />
die deutlich über die Leistung eines regulären<br />
Level-2-Systems für teilautomatisiertes<br />
Fahren hinausgehen“, erklärt Torsten Gollewski,<br />
Head of Autonomous Mobility Solu -<br />
tions bei ZF. Das System lässt sich mit<br />
Sprachbefehlen bedienen und erkennt das<br />
Verkehrsgeschehen, sensiert das Fahrverhal-<br />
ten und überwacht auch den Fahrer, um Gefahrensituationen<br />
durch aktive Regeleingriffe<br />
vorzubeugen. Das Demonstrationsfahrzeug<br />
beherrscht unter entsprechenden Bedingungen<br />
diverse Fahrmanöver eigenständig, etwa<br />
das Auffahren und Verlassen von Autobahnen.<br />
Für entspanntere Autobahnfahrten kombiniert<br />
der ZF coPilot eine erweiterte Cruise<br />
Control mit aktiver Lenkunterstützung und<br />
Spurhaltefunktion. Zudem kann das System<br />
auch proaktiv die Spur wechseln, andere<br />
Fahrzeuge überholen und wieder einfädeln.<br />
Es analysiert permanent die Fahrzeugumgebung,<br />
erkennt etwa Fußgänger, entgegenkommenden<br />
Verkehr und Kreuzungen. mc<br />
www.zf.com<br />
Telematiksystem ermöglicht DSRC- und mobilfunkbasierte Vehicle-to-Everything-Netzwerke<br />
Harman stellt V2X-System für Verkehrssicherheit vor<br />
Harman hat ein neues Dual-Mode V2X-System<br />
für mehr Sicherheit im Automobilbereich<br />
vorgestellt. Das flexible Telematiksystem enthält<br />
sowohl Soft- als auch Hardware-Komponenten<br />
und nutzt DSRC- sowie Mobilfunknetze<br />
(5G) für die Vehicle-to-Everything<br />
(C-V2X) Kommunikation. Mit ihm können Automobilhersteller<br />
mit Hilfe von Over-the-Air-<br />
Befehlen bestimmen, welcher der beiden<br />
Standards in jedem Fahrzeug implementiert<br />
wird. Die kostengünstige Lösung beendet<br />
damit das Compliance-Rätselraten und ver-<br />
bessert die Verkehrssicherheit sowie die allgemeine<br />
Benutzerfreundlichkeit. Die Softund<br />
Hardware des Systems kann entweder<br />
mit den Telematik-Steuergeräten (TCU) des<br />
Anbieters oder eigenständig in Fahrzeugen<br />
mit separaten TCUs betrieben werden. Diese<br />
Dual-Mode-Fähigkeit wird für Fahrzeuge des<br />
Modelljahres 2021 verfügbar sein und eine<br />
wachsende Anzahl von Anwendungsfällen<br />
für Sicherheit und Effizienz unterstützen. mc<br />
www.harman.com<br />
Bild: Harman<br />
Pure.Mobile: 100 % Fokus auf mobile Maschinen<br />
Sensorbaukasten von Sisko für NfZ-Positionserfassung<br />
Bild: Sisko<br />
Der Sensorbaukasten Pure.Mobile wurde<br />
vom Sensorspezialisten Sisko zu 100 % für<br />
die Positionserfassungen in Nutzfahrzeugen<br />
konzipiert und entwickelt. Dass die Sensoren<br />
ausschließlich für diesen Einsatzfall entwickelt<br />
wurden, zahlt sich für Maschinenhersteller<br />
sowie Anwender aus. Jeder Sensor erfüllt<br />
die EMV-Anforderungen für Baumaschinen<br />
sowie Land- und Forstmaschinen sowie<br />
die Anforderungen nach E1 (UN ECE R10) für<br />
Straßenfahrzeuge und basiert auf einer verschleißfreien,<br />
robusten, magnetischen Abtasttechnologie.<br />
Ein Temperaturbereich von<br />
-40…+85 °C (optional bis 105 °C), eine<br />
Schutzart von mindestens IP65 (bis IP69K)<br />
sowie eine hohe Schock- und Vibrations -<br />
festigkeit unterstreichen dies. Dank des flexibel<br />
erweiterbaren Baukastenprinzips können<br />
etwa Drehgeber über vom Anwender wählbare<br />
Optionskarten mit Funktionen erweitert<br />
werden: etwa einem integrierten Neigungssensor,<br />
einem DIP-Schalter zur einfachen Parametrierung<br />
oder digitalen Ein- und Ausgängen.<br />
Da durch die flexibel gestaltbaren Op -<br />
tionskarten der Kern des Sensors nicht berührt<br />
wird, sind kundenspezifische Anpassungen<br />
und Funktionserweiterungen bereits<br />
bei kleineren Stückzahlen kostengünstig umsetzbar.<br />
Jeder der Sensoren steht auch in einer<br />
Safety-Version für Anwendungen bis Performance<br />
Level d (PLd) zur Verfügung. Der<br />
Anwender kann neben den bekannten analogen<br />
Strom- oder Spannungsschnittstellen<br />
auch zwischen CANopen, CAN open Safety<br />
oder der SAE J1939 Schnittstelle wählen. mc<br />
www.sisko-global.com<br />
68 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
NEWS<br />
FAHRERASSISTENZ<br />
Messwerte in Echtzeit an Cloud oder Server übertragen<br />
Unitronic-Komplettlösung für Parkmanagement<br />
Bild: Unitronic<br />
Entwicklungsdienstleister Unitronic, Mitglied<br />
des schwedischen Technologiekonzerns Lagercrantz<br />
Group, bietet Komplettlösungen für<br />
sensorgesteuerte Parkmanagementlösungen<br />
an. Teil davon ist etwa der Place Pod von<br />
PNI Sensor, ein IoT-fähiger intelligenter Parksensor<br />
für die kommunale, gewerbliche und<br />
private Parkraumbewirtschaftung. Dieser<br />
kommuniziert mit einem LoRa-Gateway, um<br />
die Parkdaten in Echtzeit bereitzustellen. Im<br />
Gegensatz zu anderen, magnetisch-sensorischen,<br />
Parksensoren erkennt der Place Pod<br />
Parkereignisse in dichten städtischen Umgebungen<br />
präzise und kann magnetische Störungen<br />
etwa von U-Bahnen und Oberleitungen<br />
ausfiltern, welche zu falschen Parkereignissen<br />
führen können. Er soll zudem E-Autos<br />
sicher detektieren. Über ein LoRaWAN (Low<br />
Power Wide Area Network) oder LoRa-Gateway<br />
werden die ermittelten Messwerte in<br />
Echtzeit an eine Cloud oder einen Server<br />
übertragen. Unitronic bietet auch Gateways<br />
von Multi-Tech Systems an: Die Multiconnect<br />
Conduit IP67 Basisstation ist eine IoT-Gateway-Lösung,<br />
die für den Einsatz im öffentlichen<br />
oder privaten LoRa-Netzwerk im Freien<br />
entwickelt wurde. Der Conduit verfügt über<br />
Wi-Fi-/Bluetooth- sowie Bluetooth Low Energy<br />
(BT/BLE)-Unterstützung, GNSS und zwei<br />
Zubehörkartensteckplätze. In der PNI Parking<br />
Cloud steht zudem ein umfangreiches<br />
Dashboard zur Verfügung. Kommunen oder<br />
private Parkraumbetreiber können damit ihre<br />
gesamten Platz-Ressourcen sowie die entsprechenden<br />
Daten verwalten und überwachen.<br />
mc<br />
www.unitronic.de<br />
Leicht klonbarer Sensor erlaubt Zeitersparnis beim Flottenmanagement<br />
BH Sens präsentiert Universalsensor in OE-Qualität<br />
Nach dem Zusammenschluss der Geschäftsbereiche<br />
Reifendruckkontrollsysteme (RDKS)<br />
der Unternehmen Shanghai Baolong Automotive<br />
und Huf Hülsbeck & Fürst wurde im<br />
Januar das Joint Venture BH Sens gegründet.<br />
Jetzt stellt die BH Sens Group, die angefangen<br />
mit Beru auf eine lange Historie bei der<br />
Entwicklung von RDKS zurückblickt, den ersten<br />
Universalsensor für Nutzfahrzeuge in OE-<br />
Qualität vor. Der Intelli-Sens UVS01HD bietet<br />
eine universelle Lösung für Werkstätten, die<br />
es ermöglicht, flexibel auf jedes Fahrzeug zu<br />
reagieren, ohne sich große Mengen unterschiedlicher<br />
Sensoren ins Lager zu legen. Mit<br />
der Updatefunktion können auch bei diesem<br />
Universalsensor zukünftige Fahrzeugprotokolle<br />
mithilfe eines Truck-RDKS-Diagnosegerätes<br />
aufgespielt werden. Ein besonderer<br />
Vorteil liegt in der Zeitersparnis beim Flottenmanagement,<br />
da der Sensor einfach geklont<br />
werden kann. Die Montage des Sensors erfolgt,<br />
wie auch in der Erstausrüstung, am<br />
RDKS-Ventil und ist somit identisch zum Verschraubungskonzept<br />
der Nutzfahrzeughersteller.<br />
Der Universalsensor ist für die Fahrzeugmarken<br />
Mercedes Benz Truck, Evobus,<br />
Nova Bus, Prevost und Volvo Truck verfügbar.<br />
Das Produktportfolio wird durch die beiden<br />
Truck-RDKS-Diagnosegeräte, Ateq VT Truck<br />
und Bartec TECH700, abgerundet. Sie ermöglichen<br />
die Prüfung, Programmierung und<br />
das Anlernen von Truck-RDKS-Sensoren. mc<br />
www.intellisens.com<br />
Bild: BH Sens<br />
Integrierte Sprachsteuerung, SOS-System, brillantes Display sowie drei Module für Rückansicht<br />
Neue Dashcam-Produktreihe von Nextbase erhältlich<br />
Bild: Nextbase<br />
Mit diesen drei Modulen können auch<br />
der Innenraum, die Rücksicht oder die<br />
Rücksicht von der Heckscheibe aus<br />
aufgenommen werden<br />
Die Dashcam-Series 2 ist eine Produktreihe,<br />
die fünf Produkte mit jeweils verbesserter Videoqualität<br />
und ein völlig neues modulares<br />
Rückfahrkamerasystem umfasst. Die potenziell<br />
lebensrettende Funktion „Notfall-SOS“<br />
alarmiert die Rettungsdienste bei einem<br />
schweren Unfall. Die Produktreihe führt die<br />
Bluetooth-Technologie erstmals im<br />
Dashcam-Bereich ein und optimiert die Verbindung<br />
zum Smartphone mit der My-Nextbase-Connect<br />
App. Zudem enthält die Series<br />
2 die ersten Dashcams mit Amazon Alexa,<br />
die das Fahren durch einfache Sprachbefehle<br />
sicherer machen. Jedes Produkt der Se-<br />
ries 2 ist 35 % kleiner als sein individueller<br />
Vorgänger, was die Kameras so unauffällig<br />
wie möglich macht. Jede Kamera verfügt<br />
über ein Montage system mit Neodym-Magneten,<br />
was eine einfache Anbringung und<br />
starken Halt gewährleistet. Ein intelligenter<br />
Parkmodus hilft den Nutzern dabei, ihre Autos<br />
auch im Stand zu sichern. Ab dem Modell<br />
322GW verfügen die Kameras über<br />
Bluetooth-Connec tivität. Die Autosync-Funktion<br />
nutzt Bluetooth 4.2 und WLAN-Technologie,<br />
um Videodateien automatisch an das<br />
Smartphone des Besitzers zu senden. mc<br />
www.nextbase.com<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 69
ANTRIEB<br />
VERBRENNUNGSMOTOREN<br />
Ansatzpunkte zur Verbesserung reichen vom variablen Luftpfad über Thermomanagement bis zur Hybridisierung<br />
Noch mehr Effizienz möglich<br />
Elektrische Antriebe wie BEV, PHEV oder HEV sind in aller Munde. Doch viele Fachleute sind sich einig,<br />
dass der Verbrennungsmotor noch lange nicht seine Daseinsberechtigung verloren hat. Dr.-Ing. Martin<br />
Scheidt, Entwicklungsleiter Motorsysteme bei Schaeffler, erläutert in diesem Interview, wie der Verbrennungsmotor<br />
zukünftig noch effektiver wird.<br />
Interview: Jürgen Goroncy, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong>, Besigheim<br />
Bild: Schaeffler<br />
Außerdem entlastet und unterstützt jegliche Hybridisierung den Verbrennungsmotor<br />
und sorgt zusammen mit der Rekuperation der<br />
Bremsenergie für einen besseren Gesamtwirkungsgrad des Systems.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Produkte und Systeme von<br />
Schaeffler erhöhen die Motoreneffizienz noch?<br />
Das vollvariable Ventiltriebsystem Uni Air ermöglicht einen extremen<br />
Miller-Zyklus. So kann Lambda 1 im gesamten Kennfeld realisiert werden<br />
mit Leistungen von bis zu 100 kW pro Liter Hubraum und gutem Low-End-<br />
Drehmoment<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Maßnahmen werden zukünftig<br />
den Verbrennungsmotor noch weiter optimieren?<br />
Martin Scheidt: Es gibt drei große Bereiche, die den Verbrennungsmotor<br />
zukünftig effizienter machen. Das ist erstens der variable<br />
Luftpfad – bestehend aus variabler Ventilsteuerung und optimierter<br />
Aufladung. Das erlaubt über Miller-Steuerzeiten eine Anhebung der<br />
Verdichtung, die Umsetzung von Lambda 1 im gesamten Kennfeld<br />
und die Verringerung der Ladungswechselverluste. Daraus ergeben<br />
sich Verbrauchsvorteile von drei oder vier Prozent im Zyklus, hinzu<br />
kommt ein deutlicher Verbrauchsvorteil bei Volllast durch Entfall der<br />
Anreicherung. Ein weiterer Schlüssel für die Effizienzsteigerung ist<br />
das Thermomanagement für den gesamten Antriebsstrang. So<br />
springen die Abgasreinigungssysteme schneller an und die Verlust -<br />
reibung sinkt rasch. Inzwischen haben wir mehr als zehn Serienanläufe<br />
mit unserem Thermomanagementsystem realisiert.<br />
Scheidt: Die Nachfrage nach wälzgelagerten und gewichtsoptimierten<br />
Ausgleichswellen, wo Schaeffler sowohl die kompletten Systeme<br />
fertigt als auch Wälzlager liefert, steigt kontinuierlich, hauptsächlich<br />
für größere Drei- sowie Vierzylindermotoren im Premiumbereich.<br />
Außerdem werden die Turbolader zunehmend mit Wälzlagerung<br />
ausgerüstet. Das verbessert das Ansprechverhalten, reduziert<br />
die mechanischen Verluste im Lader und ermöglicht den Einsatz<br />
niedrigviskoser Öle. Auch wird der elektrisch betriebene Nockenwellenversteller<br />
sehr wichtig. Eine aktuelle Entwicklung unterstützt<br />
mit diesem System die Hybridfunktion. Der Motor wird oft stillgelegt<br />
und gestartet, dabei sollen keine störenden Vibrationen auftreten.<br />
Da die Funktion des elektrischen Verstellers nicht von der Drehzahl<br />
des Motors abhängig ist, dekomprimiert er bereits vor dem<br />
Neustart den Motor und verhindert so die störenden Vibrationen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Bisher haben Sie das elektro-hydraulische<br />
vollvariable Ventiltriebsystem Uni Air nicht erwähnt. Wie ist hier<br />
der Stand der Dinge?<br />
Scheidt: Wir haben bisher mehr als drei Millionen Systeme an unterschiedliche<br />
OEMs ausgeliefert. Das Interesse der Kunden ist zunehmend,<br />
denn mittlerweile steht ein anderer Vorteil von Uni Air im<br />
Fokus. Der Schwerpunkt liegt nicht mehr auf Reduzierung der Ladungswechselverluste,<br />
sondern heute realisieren die Motorenbauer<br />
mit Uni Air einen extremen Miller-Zyklus. So kann Lambda 1 im gesamten<br />
Kennfeld realisiert werden mit Leistungen von bis zu 100 Kilowatt<br />
pro Liter Hubraum und gutem Low-End-Drehmoment. Kurze<br />
oder lange Steuerzeiten, extrem kurze Umschaltzeiten von einem<br />
Hub zum nächsten durch blitzschnelles Umschalten (shot-to-shot)<br />
des ‚digitalen‘ Systems sind möglich. Mit der Variabilität von Uni Air<br />
kann man auf eine der zwei Nockenwellen und die Phasensteller<br />
verzichten, ebenso entfällt die Notwendigkeit eines externen gekühlten<br />
AGR-Systems. Somit können mit Blick auf EU7-Anforderungen<br />
neutrale Kosten, fallweise sogar eine Reduzierung der Kosten<br />
am Motor dargestellt werden. Demonstrationsfahrzeuge mit bisher<br />
sehr guten Ergebnissen sind damit bereits in Kundenhand. Weitere<br />
positive Entscheidungen erwarten wir noch in diesem Jahr.<br />
70 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
VERBRENNUNGSMOTOREN<br />
ANTRIEB<br />
Das Konzeptfahrzeug „48V Low CO 2<br />
2025“ verbraucht im WLTP-Zyklus 15 %<br />
weniger als das Basisfahrzeug<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Produkte und Systeme bieten das<br />
größte Optimierungspotenzial und werden deshalb in den<br />
nächsten Jahren verstärkt eingesetzt?<br />
Scheidt: Zuerst natürlich die Hybridisierung, als P0-Lösung mit<br />
Start/Stopp und 48 Volt, damit sind fünf bis sieben Prozent CO 2 -Reduzierung<br />
möglich. Die gleiche Größenordnung realisiert ein variabler<br />
Luftpfad mit Uni Air. Schön ist, dass diese Potenziale sich nahezu<br />
addieren lassen. Beim P0-Hybrid liefert Schaeffler Dämpfer, Tilger<br />
und das Spannsystem.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Bis 2030 sollen die CO 2 -Reduktionen um<br />
37,5 Prozent im Vergleich zu den 2021-Werten gesenkt werden.<br />
Ist das mit einem 48-Volt-Hybrid noch realisierbar?<br />
Bild: Schaeffler<br />
Bild: Schaeffler<br />
Scheidt: Die geplante Reduzierung von 15 Prozent im Jahr 2025<br />
werden mittelschwere Fahrzeuge noch mit der 48-Volt-Technik schaffen.<br />
Einen Weg dazu zeigt eine Studie die in einer Kooperation zwischen<br />
FCA, AVL und Schaeffler entstand und auf dem Motorensymposium<br />
in Wien präsentiert wurde. Das Konzeptfahrzeug „48V Low<br />
CO 2 2025“ ist ein Mittelklasse-Kombi mit etwa 1400 Kilogramm<br />
Masse und einem Dreizylinder Uni-Air-Motor mit Thermo -<br />
managementmodul und einem 48-Volt P2-Hybridmodul mit 20 Kilowatt<br />
elektrischer Leistung. Damit konnte bereits der Kraftstoffverbrauch<br />
im WLTP um mehr als 15 Prozent reduziert werden, verglichen<br />
mit einem Basisfahrzeug aus dem Modelljahr 2018, das dem<br />
Stand der Technik zum Zeitpunkt des Projektstarts im Jahr 2017 entsprach.<br />
Spätestens 2030 wird es dann allerdings für alle Gewichtsklassen<br />
schwierig.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Warum eine P2-Lösung?<br />
„Die geplante Reduzierung<br />
(der CO 2<br />
-Emissionen)<br />
von 15 % im Jahr<br />
2025 werden<br />
mittelschwere Fahrzeuge<br />
noch mit der<br />
48-Volt-Technik schaffen.<br />
Spätestens 2030<br />
wird es dann allerdings<br />
für alle Gewichtsklassen<br />
schwierig.“<br />
Dr.-Ing. Martin Scheidt, Leiter Entwicklung Motorsysteme und Mitglied der<br />
Geschäftsleitung Automotive, Schaeffler<br />
Scheidt: Durch die P2-Architektur befindet sich das elektrische Antriebssystem<br />
hinter dem Verbrennungsmotor, der so problemlos<br />
und ohne Verluste stillgelegt werden kann. P2 hat jedoch im Quereinbau<br />
ein Platzproblem. Deswegen tendieren einige Motorenbauer<br />
zu hochaufgeladenen Dreizylindermotoren, um Platz für die P2-Lösung<br />
zu schaffen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Bis zu welcher elektrischen Leistung ist<br />
die 48 Volt Spannung sinnvoll?<br />
Scheidt: Mit 20 bis 30 Kilowatt elektrischer Leistung ist im Stadtverkehr<br />
ein elektrischer Betrieb gut möglich. Es werden allerdings hohe<br />
Stromstärken aus der Batterie entnommen. Das macht eine effiziente<br />
Kühlung notwendig und die Kosten für die Hardware begrenzen<br />
die Sinnhaftigkeit der elektrischen Leistungssteigerung.<br />
www.schaeffler.de<br />
Bild: Schaeffler<br />
Schaeffler liefert wälzgelagerte Ausgleichswellen<br />
für Drei- und Vierzylindermotoren<br />
Mehr zu den automotive OEM-Lösungen im Bereich<br />
Motorsysteme:<br />
hier.pro/0C7zX<br />
Messe IAA: Halle 9.0, Stand A07<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 71
ANTRIEB<br />
NEWS<br />
Hydraulikmotoren in der Vorderachse geben Fahrzeug höhere Zugkraft<br />
Renault Trucks erweitert Antriebssystem Optitrack<br />
Bild: Renault Trucks<br />
Renault Trucks ergänzt sein Optitrack-System<br />
mit Funktionen, die die Zugkraft des Fahrzeugs<br />
erhöhen und gleichzeitig die Wendigkeit<br />
auf jedem Untergrund bewahren. Ab sofort<br />
ist darüber hinaus eine Optitrack+-Ver -<br />
sion mit neuen Hydraulikmotoren verfügbar,<br />
die speziell für Fahrzeuge im extremen Ein-<br />
satz konzipiert ist. Die Optitrack-Technologie<br />
bietet durch die zwei in der Vorderachse untergebrachten<br />
Hydraulikmotoren vorübergehend<br />
zusätzliche Antriebskraft. Die Einschränkungen<br />
eines herkömmlichen Allradantriebs<br />
bezüglich des Kraftstoffverbrauchs,<br />
der Ladehöhe, der Wartungskosten und des<br />
Mehrgewichts sind dabei hinfällig. Der Hydraulikdruck<br />
des Systems wurde von 420 auf<br />
450 bar erhöht, was zu einer Erhöhung des<br />
maximalen Drehmoments um 7 % führt. Um<br />
die Höchstleistung beim Anfahren unter extremen<br />
Bedingungen und gleichzeitig eine sichere<br />
Beherrschung des Fahrzeugs zu gewährleisten,<br />
hat Renault Trucks eine Boost-<br />
Funktion eingeführt. Durch deren Aktivierung<br />
kann der Fahrer den maximalen Druck von<br />
450 bar auf die Vorderachse bringen, um so<br />
beim Anfahrvorgang das maximale Drehmo-<br />
ment zu erzielen. Das System arbeitet aus<br />
dem Stand, je nach Antriebsstrang, bis zu einer<br />
Geschwindigkeit von maximal 31 km/h.<br />
Zwischen 31 und 50 km/h (bisher zwischen<br />
31 und 40 km/h) bleibt es in Bereitschaft, arbeitet<br />
aber nicht. Beim Wiedererreichen von<br />
20 km/h erfolgt, ohne Zutun des Fahrers, die<br />
Wiedereinschaltung. Wird eine Geschwindigkeit<br />
von über 50 km/h erreicht, deaktiviert<br />
sich das System automatisch. Das Optitrack+-System<br />
arbeitet dagegen bis ca.<br />
20 km/h, generiert dafür aber bis zu 30 %<br />
mehr Drehmoment. Beim Wiedererreichen<br />
von 15 km/h erfolgt hier, ebenfalls ohne Zutun<br />
des Fahrers, die Wiedereinschaltung. Zusätzlich<br />
kann die Technologie jetzt auch im<br />
zweiten Rückwärtsgang genutzt werden. mc<br />
www.renault-trucks.de<br />
Neue Kolbenschaftbeschichtung jetzt auch für den Aftermarket bei Benzinmotoren<br />
Federal-Mogul-Beschichtung verringert Schaftverschleiß<br />
Federal-Mogul Motorparts führt eine Innovation<br />
der Kolbentechnik aus dem OEM-Bereich<br />
in den Aftermarket für Benzinmotoren<br />
ein: Kolben der Marke Nüral sind nun mit der<br />
Kolbenschaftbeschichtung Eco-Tough NG verfügbar,<br />
die den Schaftverschleiß um bis zu<br />
40 % und die Reibungsverluste um 15 % reduziert.<br />
Diese Beschichtung wurden für den<br />
Einsatz in hoch effizienten Downsize-Benzinmotoren<br />
mit Turboladern, vergleichsweise<br />
geringem Hubraum und hoher Leistungsdich-<br />
te entwickelt, die sehr hohen mechanischen<br />
und thermischen Belastungen ausgesetzt<br />
sind. Im Erstausrüstermarkt kommt sie bei<br />
der Firefly- Serie der Global Small Engines<br />
(GSE) von Fiat zur Anwendung. Der durch<br />
Metalloxide verstärkte Schichtaufbau und zusätzlich<br />
eingearbeitete Schmierstoff-Festpartikel<br />
gewährleisten eine hohe Ermüdungs -<br />
festigkeit gerade unter extremer thermischer<br />
und mechanischer Belastung.<br />
mc<br />
www.federalmogul.com<br />
Bild: Federal-Mogul<br />
Breite Palette an Stangen und Drähten mit hoher Sättigung und Korrosionsbeständigkeit<br />
VAC verbessert Fe-Legierung für Kraftstoffeinspritzung<br />
Bild: Vacuumschmelze<br />
Moderne Diesel- und Benzinmotoren arbeiten<br />
mit Kraftstoffeinspritzung, wobei zur Optimierung<br />
der Verbrennung und damit zur Verbrauchs-,<br />
Abgas- und Geräuschreduktion in<br />
sehr kurzen Zeiten mehrfach eingespritzt<br />
wird. Die hohen Drücke erfordern starke<br />
magnetische Aktoren. Vacuumschmelze<br />
(VAC) bietet hierfür eine breite Palette verschiedener<br />
Fe-Legierungen mit hoher Sättigung<br />
und Korrosionsbeständigkeit an: für die<br />
Dieseleinspritzung Stangen aus Vacoflux 17,<br />
18HR und 50, für die Benzineinspritzung Vacoflux<br />
9CR sowie andere, mit einer Beschichtung<br />
versehene. Die Materialien werden als<br />
Stangen oder Drähte geliefert. Die Kraft ist<br />
proportional dem Quadrat der Sättigung,<br />
gleichzeitig sollte aber der spezifische Widerstand<br />
des Materials hoch sein, weil sonst die<br />
entstehenden Wirbelströme den schnellen<br />
Feldaufbau bremsen. Für die Benzineinspritzung<br />
wird hohe Korrosionsbeständigkeit gefordert,<br />
die einen hohen Chromgehalt bedingt,<br />
der wiederum die Sättigung reduziert.<br />
Es ist gelungen, durch Zugabe von 9 % Kobalt<br />
zu einer FeCr-Legierung die Sättigung<br />
wesentlich zu steigern ohne die übrigen Eigenschaften<br />
zu schmälern. Das Resultat ist<br />
die Legierung Vacoflux 9CR mit höherer Leistungsdichte<br />
durch die höhere Induktion, die<br />
eine Verkleinerung und ein besseres dynamisches<br />
Verhalten der Aktoren ermöglicht. mc<br />
www.vacuumschmelze.com<br />
72 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
NEWS<br />
ANTRIEB<br />
Neue Gestaltungsspielräume und zusätzliche Effizienz für moderne Hybrid- und Elektroantriebe<br />
Innovative Schaltelemente von Hoerbiger<br />
Die Slim-Line Synchronisierung schafft Platz für Hybridantriebe<br />
Bild: Hoerbiger<br />
Neue Gestaltungsspielräume und zusätzliche<br />
Effizienz für moderne Hybrid- und Elektroantriebe<br />
ermöglichen drei von Hoerbiger vorgestellte<br />
Produkte: Die Slim-Line-Synchronisierung<br />
spart Bauraum und Gewicht und eröffnet<br />
neue Designoptionen im Hinblick auf<br />
Leichtbau, Hybridisierung und Schaltkomfort.<br />
Sie ist bis zu 20 % schlanker als klassische<br />
Systeme, bei gleichbleibender Leistung. Die<br />
Bauraumersparnis können Entwickler für<br />
weitere Elemente nutzen, die in Hybridantrieben<br />
benötigt werden. Gleichzeitig wiegen die<br />
Getriebe bis zu 20 % weniger, was sich positiv<br />
auf den Kraftstoffverbrauch und CO 2 -Ausstoß<br />
auswirkt. Zudem stellt das Unternehmen<br />
neuentwickelte Schaltelemente vor, die<br />
elektrifizierte Antriebe effizienter machen.<br />
Die Torque-Line Twin Cone ersetzt klassische<br />
Lamellenkupplungen und schafft damit eine<br />
Reduzierung von Schleppverlusten um bis zu<br />
90 %. Das System besitzt eine hohe Leistungsdichte<br />
und reduziert Betätigungskräfte<br />
um bis zu 60 %. Aufgrund des modularen<br />
Aufbaus eignet es sich zur Abdeckung unterschiedlicher<br />
Drehmomentanforderungen.<br />
Dank des kompakten Designs ist das System<br />
kompatibel zu einem herkömmlichen Lamellensystem.<br />
Das zweite neuentwickelte<br />
Schaltelement, die Torque-Line Disconnect<br />
Clutch, optimiert Schleppverluste, durch die<br />
Kombina tion einer klassischen Lamellenkupplung<br />
mit einer integrierten Konuskupplung<br />
zum Entkoppeln. Das System nutzt die<br />
positiven Eigenschaften einer Lamellenkupplung<br />
und reduziert die Schleppverluste um<br />
bis zu 95 %. Darüber hinaus zeichnet sich die<br />
Disconnect Clutch durch hohe Belastbarkeit<br />
und einfache Steuerbarkeit sowie durch vollständige<br />
Lastschaltfähigkeit aus.<br />
mc<br />
www.hoerbiger.com<br />
Produkte sollen helfen, Leistung und Effizienz von batterieelektrischen Fahrzeugen zu verbessern<br />
Shell stellt Kühl- und Schmierstoffe für E-Fahrzeuge vor<br />
Shell hat eine Produktreihe spezieller Kühlund<br />
Schmierstoffe für Elektrofahrzeuge entwickelt.<br />
Der Schmierstofflieferant hat eng mit<br />
Automobilherstellern und -zulieferern zusammengearbeitet,<br />
um diese Produkte für die<br />
Erstbefüllung ab Werk zu entwickeln. Die<br />
Produktreihe umfasst Getriebeöle für vollelektrische<br />
und hybride Antriebsstränge<br />
(E-Transmission Fluids), Kühlöle für Batteriezellen<br />
(E-Thermal Fluids) und speziell entwickelte<br />
Fette (E-Greases). Die E-Fluids helfen<br />
dabei, die Emissionen eines E-Autos während<br />
seiner gesamten Lebensdauer zu reduzieren<br />
und diese gleichzeitig zu verlängern.<br />
Der Grund: Ihre Eigenschaften mit extrem<br />
niedriger Viskosität erhöhen die Effizienz der<br />
Fahrzeuge. Sie weisen gute Alterungseigenschaften<br />
auf, die jene von herkömmlichen<br />
Ölen übertreffen. Shell hat darüber hinaus<br />
auch eine Produktreihe speziell für Hybrid-<br />
Fahrzeuge entwickelt: Shell Helix Hybrid. mc<br />
www.shell.com<br />
Bild: Shell<br />
Vier neue Module für xEV-Hauptumrichter und aufgerüstete Variante des Hybrid Pack DSC<br />
Infineon-Leistungsmodule für flexible Elektrifizierung<br />
Bild: Infineon<br />
Mit einer Reihe neuer Leistungsmodule für<br />
xEV-Hauptumrichter unterstützt Infineon<br />
Technologies die Automobilindustrie bei der<br />
Entwicklung eines breiten und kostengünstigen<br />
Portfolios von Hybrid- und Elektrofahrzeugen<br />
(xEV). Dazu gehören vier neue Hybrid-Pack-Drive-Module<br />
für xEV-Inverter im<br />
Leistungsbereich von 100 bis 200 kW. Außer-<br />
dem erweitert der Anbieter sein Portfolio um<br />
das Hybrid Pack Double Sided Cooling (DSC)<br />
S2, eine technisch aufgerüstete Variante des<br />
bestehenden Hybrid Pack DSC. Dieses Modul<br />
eignet sich für Hauptumrichter bis zu<br />
80 W in Hybrid- und Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen<br />
mit hohen Anforderungen an die Leistungsdichte.<br />
Alle Hybrid-Pack-Drive-<br />
Leistungsmodule haben die gleiche Grundfläche<br />
wie das bereits eingeführte Modul<br />
FS820R08A6P2x der Produktfamilie. Damit<br />
können Systementwickler die Inverter-Performance<br />
schnell und einfach skalieren, ohne<br />
das Systemdesign wesentlich verändern zu<br />
müssen. Im Bereich moderater Leistungsfähigkeit<br />
sind die neuen Module Hybrid Pack<br />
Drive Flat (FS660R08A6P2Fx) und Wave<br />
(FS770R08A6P2x) als Teil der Produktfamilie<br />
kostenoptimierte Lösungen für Inverter mit<br />
100 bis 150 kW Leistung. Am oberen Leistungsspektrum<br />
des Portfolios steht das Drive<br />
Performance Modul FS950R08A6P2B für<br />
200-kW-Inverter. Das vierte neue Familienmitglied,<br />
FS380R12A6T4x, ist eine Variante<br />
des Performance-Moduls mit einer Leistung<br />
von 150 kW. Infineon stattet nun auch Hybrid-Pack-DSC-Module<br />
mit der EDT2-Technologie<br />
aus. Der Chipsatz mit einer Sperrspannung<br />
von 750 V bietet eine hohe Stromdichte,<br />
hohe Robustheit bei Kurzschluss und reduzierte<br />
Verluste bei geringen Lasten. Mit<br />
dem Upgrade kann die Leistungsfähigkeit<br />
des Moduls im Vergleich zum Hybrid Pack<br />
DSC S1 bei gleicher Grundfläche um 40 %<br />
gesteigert werden.<br />
mc<br />
www.infineon.com<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 73
KAROSSERIE<br />
LEICHTBAU<br />
Bild: Constellium:<br />
Ein Constellium-Mitarbeiter bei der Endkontrolle eines Crash- Management-Systems (CMS)<br />
Aluminiumlegierungen für Crash Management Systeme<br />
Wirksamer Schutz<br />
Crash-Management-Systeme sind ein wichtiger Aspekt der Fahrzeugsicherheit, schützen sie doch Insassen,<br />
andere Verkehrsteilnehmer und letztlich das Fahrzeug selbst. Vor allem die E-Mobilität stellt hohe Anforderungen<br />
an diese Systeme. Um die geforderte Steifigkeit bei gleichzeitig geringem Gewicht zu gewährleisten, ist<br />
Aluminium der geeignete Werkstoff. Neue Entwicklungen unterstreichen die Leistungsfähigkeit des Leichtmetalls<br />
und beweisen damit zugleich die Konkurrenzfähigkeit von Aluminium gegenüber Stahl.<br />
Patrick Böhler, Teamleiter Konzeptanalyse & Testing, Constellium Automotive Structures Europe, Gottmadingen<br />
Crash-Management-Systeme (CMS) absorbieren die im Fall einer<br />
Kollision entstandene Energie und erhöhen damit die<br />
Sicherheit von Fahrer, Mitfahrern und anderen Verkehrsteilnehmern,<br />
während sie die restliche Fahrzeugstruktur schützen. Aufgrund seiner<br />
überragenden Energieabsorption ist Aluminium das ideale Material<br />
für Crash-Management-Systeme. Es hilft Automobilherstellen<br />
zudem dabei, im Vergleich zu herkömmlichen Stahlsystemen, Gewicht<br />
einzusparen. Hierfür kommen angepasste Legierungen des<br />
Leichtmetalls zum Einsatz. Vor allem die Elektromobilität trägt dazu<br />
bei, dass die Nachfrage nach Aluminium-Lösungen für Crash-<br />
Management-Systeme gestiegen ist. Dem GDA zufolge ist davon<br />
auszugehen, dass der Anteil des Leichtmetalls in diesen Systemen<br />
74 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
LEICHTBAU<br />
KAROSSERIE<br />
„CMS dienen dem Insassenschutz<br />
und verringern Schäden<br />
an der Fahrzeugstruktur.“<br />
Bild: Constellium<br />
Constellium ist führend im Bereich Crash-Management-Systeme aus Aluminium. In Zusammenarbeit mit den Kunden entstehen maßgeschneiderte Lösungen<br />
für herkömmliche wie für E-Fahrzeuge<br />
in den kommenden fünf Jahren bis auf 30% des gesamten EU-<br />
Marktes stetig zunehmen wird. Doch nicht nur die Nachfrage nach<br />
Crash- Management-Systemen aus Aluminium steigt – die Anforderungen<br />
an die <strong>Konstruktion</strong> dieser Systeme ändern sich sehr viel<br />
schneller als noch vor wenigen Jahren.<br />
Neue Herausforderungen für CMS<br />
Getrieben wird diese Entwicklung vor allem durch die Mobilitätskonzepte<br />
der Zukunft. Ein Faktor, der bedingt, dass CMS neu und in<br />
vielen Details anders konstruiert werden müssen, ist das Fahrzeuggewicht.<br />
Elektrofahrzeuge sind in der Regel schwerer als herkömmlich<br />
angetriebene Automobile. Geschieht ein Unfall, müssen demnach<br />
höhere Energien abgebaut werden – es gilt, Crash-Elemente<br />
entsprechend darauf abzustimmen. Zusätzlich existiert schon jetzt<br />
eine große Anzahl unterschiedlicher Fahrzeugmodelle, die potenziell<br />
miteinander kollidieren können. Ihre Masse, wie auch die Position<br />
der Crash-Absorber, variiert stark – ein Faktor, den die Konstrukteure<br />
entsprechender CMS ebenfalls berücksichtigen müssen. Aluminium<br />
kann in diesem Fall seine Stärken gegenüber Stahl voll ausspielen,<br />
denn das Metall lässt sich nicht nur gut umformen, weist eine<br />
hohe Korrosionsbeständigkeit auf und ist unendlich recyclebar – es<br />
bietet in erstere Linie eine exzellente spezifische Energieaufnahme.<br />
Leicht und gleichzeitig sicher<br />
Constellium ist führend im Bereich Crash-Management-Systeme<br />
aus Aluminium. In Zusammenarbeit mit den Kunden entstehen<br />
maßgeschneiderte Lösungen für herkömmliche wie für E-Fahrzeuge.<br />
Je nach Vorgabe lässt sich das Faltverhalten des CMS über Anpassungen<br />
der Wandstärke und der Form der verbauten Aluminiumprofile<br />
gezielt einstellen und damit die vom Gesetz, den Versicherungen<br />
und den OEMs vorgegebenen Anforderungen an die Sicherheit<br />
erfüllen. Die individuelle Optimierung von Wandstärken ist ein<br />
großer Vorteil von Systemen, die aus extrudierten Komponenten gefertigt<br />
sind. Die aus einer Vielfalt an Kammern bestehenden Profile<br />
falten bei einem Aufprall in kleinen Falten axial auf, nehmen dabei<br />
Energie auf und reduzieren die Last auf die hinter ihnen liegenden<br />
Bauteile. Damit können, zusätzlich zum Insassenschutz, auch Schäden<br />
an der restlichen Fahrzeugstruktur verringert werden.<br />
Legierungen für hohe Ansprüche<br />
Speziell für Strangpressprofile mit hohen Festigkeitsanforderungen<br />
eignen sich Aluminiumlegierungen der HSA6-Familie (High Strength<br />
Alloy 6xxx). Diese sind durch eine Streckgrenze von mehr als 400<br />
Megapascal (MPa) charakterisiert und verfügen über eine hohe Festigkeit,<br />
die bis zu 20% höher liegt als bei herkömmlichen Aluminiumlegierungen<br />
der 6000er Familie. Sie eigenen sich gut für Strukturbauteile<br />
mit hohen geforderten mechanischen Eigenschaften wie<br />
dem Querträger eines Crash-Management-Systems. Constelliums<br />
HSA6 wird unter anderem im Mini Countryman verwendet. Für eine<br />
verbesserte Crash-Fähigkeit bei hohen Lastniveaus entwickelt das<br />
Unternehmen Legierungen der HCA6-Familie (High Crashable Alloy<br />
6xxx). Diese eignen sich mit einer Dehngrenze im Bereich von 200<br />
MPa bis 280 MPa vor allem für Energieabsorptionselemente.<br />
Aluminium bietet hohe Performance<br />
Der Einsatz von Aluminium in Crash-Management-Systemen nimmt<br />
zu – und damit die Herausforderungen an die <strong>Konstruktion</strong> dieser<br />
Systeme. Aluminium hilft, Gewicht zu sparen und bietet eine hohe<br />
Performance hinsichtlich Energieaufnahme und Festigkeit. Damit ist<br />
es für herkömmlich angetriebene Fahrzeuge ebenso das Material<br />
der Wahl wie für E-Autos.<br />
jg<br />
www.constellium.com<br />
Details zu Automotive-Lösungen von Constellium<br />
(engl.):<br />
hier.pro/sXCBQ<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 75
KAROSSERIE<br />
KÜHLUNG<br />
Flüssigkeitskühlkörper für Kühlung des Batteriemanagements<br />
Abkühlung für Elektro-Mobile<br />
Für Anwendungen, bei denen passive oder lüftergestützte Kühllösungen an ihre Grenzen stoßen, bietet<br />
die CTX Thermal Solutions GmbH (CTX) anwendungsspezifische, effiziente Flüssigkeitskühlungen an.<br />
Je nach Einsatz kommen andere Fertigungsverfahren zum Einsatz. Für die Produktion großer Kühlkörperserien,<br />
beispielsweise im Bereich der Elektromobilität, bietet sich das Druckgussverfahren an.<br />
Wilfried Schmitz, Geschäftsführender Gesellschafter CTX Thermal Solutions GmbH, Nettetal<br />
Am Prinzip der Flüssigkeitskühlung hat sich seit den Anfängen<br />
vor rund 20 Jahren nichts geändert: Wasser, Glykol oder Öl fließen<br />
durch Rohre aus Kupfer, Aluminium oder Edelstahl im Innern einer<br />
Aluminium- oder Kupferplatte und transportieren die Wärme des<br />
auf der Platte befestigten, zu kühlenden elektronischen Bauteils zügig<br />
ab. Zudem kommen Flüssigkeitskühlkörper mit einer sehr geringen<br />
Übertragungsfläche aus. Entsprechende Kühllösungen können<br />
somit sehr kompakt gebaut werden und halten die vorgegebenen<br />
Abmessungen der zu kühlenden Baugruppen ein. Folgerichtig werden<br />
Flüssigkeitskühlkörper vor allem zur Kühlung von Hochleistungsprozessoren<br />
eingesetzt, die bereits auf wenigen Quadratzentimetern<br />
soviel Wärme erzeugen wie ein herkömmlicher Küchenherd.<br />
Applikationsspezifische Herstellungsverfahren<br />
für Flüssigkeitskühlkörper<br />
Blieb die Funktionsweise auch gleich, so änderten sich im Laufe der<br />
Zeit doch die Fertigungsverfahren. Heute existieren diverse Herstellungsmethoden<br />
für Flüssigkeitskühlkörper, die sich je nach Anwendung<br />
und Kosten unterscheiden. Vergleichsweise kostenintensiv<br />
sind Aluminiumkühlplatten, bei denen die Aufnahmenuten für die<br />
Kühlrohre sowie alle weiteren Geometrien in die Platte gefräst werden.<br />
Sie werden daher vorrangig als Prototyp zu Beginn einer Serienfertigung<br />
eingesetzt. Etwas günstiger und daher auch eher für<br />
Einzelanfertigungen oder kleine Serien geeignet, sind Kühlplatten<br />
aus Aluminium oder Kupfer mit kernlochgebohrten Kühlkanälen.<br />
Dieses Verfahren erfordert allerdings speziell bei der Herstellung<br />
sehr großer Kühlkörper eine hohe Präzision. Für High-End-Anwendungen<br />
und komplexe Geometrien bieten sich Flüssigkeitskühlkörper<br />
an, die aus einer Unter- und einer Oberplatte mit eingefrästen<br />
Kühlkanälen bestehen. Verbunden werden die beiden Platten durch<br />
Hartverlöten in einem Ofen. Damit ist das Verfahren begrenzt auf<br />
Kühlkörper mit einer maximalen Kantenlänge von rund 500 mm.<br />
Sehr leistungsstarke Flüssigkeitskühlkörper mit zusätzlichen Finnen,<br />
die aus Reinkupfer oder Reinaluminium im Kaltfließpress-Verfahren<br />
gefertigt werden, sind aufgrund der hohen Produktionskosten<br />
ausschließlich für High-End-Anwendungen geeignet.<br />
Das Batteriemanagement von Elektrofahrzeugen benötigt Kühlung – ein<br />
Volumenmarkt für Flüssigkeitskühlkörper von CTX<br />
Bild: CTX<br />
Fertigungsverfahren für große Serien<br />
Werden größere Mengen an Flüssigkeitskühlkörpern aus Aluminium<br />
benötigt, bieten sich Fertigungsverfahren an, für die spezielle<br />
Werkzeuge eingesetzt werden. So kommt zum Beispiel für die<br />
Fertigung von Aluminiumstrangguss-Kühlkörpern mit extrudierten<br />
Kühlkanälen ein spezielles Extrusionswerkzeug zum Einsatz. Bei<br />
Flüssigkeitskühlkörpern aus Aluminiumdruckguss wird dagegen die<br />
Kühlplatte mit Hilfe eines Druckgusswerkzeugs hergestellt. Die thermische<br />
Leitfähigkeit von Aluminiumdruckguss-Legierungen ist etwas<br />
niedriger als die von Aluminiumstrangguss-Legierungen. Die<br />
einmalige Herstellung des Druckgusswerkzeugs ist sehr kostenintensiv.<br />
Doch durch ein entsprechendes Kühlkörperdesign und große<br />
Produktionsmengen lassen sich diese Nachteile ausgleichen. Die<br />
Vorteile des Verfahrens überwiegen im Volumenbereich bei weitem.<br />
So lassen sich beispielsweise bei der Werkzeuggestaltung auch<br />
schwierige Kühlkörpergeometrien berücksichtigen. Damit ist eine<br />
kostspielige CNC-Nachbearbeitung nur an Stellen mit besonders hohen<br />
Oberflächenanforderungen erforderlich. Zudem kann bei sehr<br />
großen Produktionsmengen ein Werkzeug gefertigt werden, das<br />
mehrere Kavitäten aufweist. Auf diese Weise können pro Gussvor-<br />
76 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
EJOT Qualität verbindet ®<br />
CTX Thermal Solutions bietet ein umfassendes Sortiment an Kühllösungen<br />
für Leistungselektronik in den unterschiedlichsten Anwendungen<br />
Bild: CTX<br />
EJOT<br />
ALtracs ®<br />
Plus<br />
gang mehrere Kühlplatten produziert werden, was die Teilekosten<br />
zusätzlich senkt. Da „nur“ die Kühlplatte mit dem Werkzeug hergestellt<br />
wird, bestehen keine Beschränkungen hinsichtlich des Materials<br />
der Kühlrohre. In die vorgeformten Nuten können je nach Anwendung<br />
und Kühlflüssigkeit Rohre aus Aluminium, Kupfer oder<br />
Edelstahl eingepresst werden.<br />
Flüssigkeitskühlkörper machen „elektromobil“<br />
Eine typische Anwendung eines Druckguss-Flüssigkeitskühlkörpers<br />
ist die Kühlung des Batteriemanagements in Elektroautomobilen.<br />
CTX entwickelte eine solche Kühllösung für einen bekannten Automobilkonzern<br />
aus einer im Druckgussverfahren hergestellten Aluminiumkühlplatte<br />
mit kundenspezifischen Abmaßen mit eingepressten<br />
Edelstahlrohren. Die Konzeption begann mit einer thermischen<br />
Simulation. Mit diesem analytischen Prozess lässt sich der Temperaturzustand<br />
eines elektronischen Bauteils vorausberechnen und ein<br />
entsprechendes Kühlkörperdesign entwickeln. Die Simulation zeigt<br />
mögliche thermische Probleme frühzeitig auf. So lassen sich das<br />
Design und die Kühlleistung optimieren und zudem Kühlkörpermaterial<br />
und -gewicht einsparen. Voraussetzung für eine verlässliche<br />
thermische Simulation ist die Eingabe der definierten thermodynamischen<br />
Randbedingungen. Dazu zählen die zu erwartende Verlustleistung<br />
und das Design des Bauelements mit Bemaßung und Position<br />
des Hotspots. Hinzu kommen geometrische Einschränkungen<br />
sowie die für einen optimalen Betrieb maximal zulässige Oberflächentemperatur<br />
des Bauteils und die voraussichtliche Umgebungstemperatur.<br />
Schließlich fließt die Differenz zwischen Umgebungsund<br />
Komponententemperatur ebenfalls in die Berechnung des Wärmewiderstands<br />
des Kühlkörpers ein. Nach der Simulation folgte im<br />
Fall der Kühllösung für das Batteriemanagement die Produktion eines<br />
Kühlkörper-Prototyps. Dieser wurde allerdings nicht im Druckgussverfahren,<br />
sondern mittels CNC-Bearbeitung gefertigt. Dazu<br />
wurden die Nuten für die Kühlkanäle sowie alle sonstigen erforderlichen<br />
Geometrien wie Schraubbolzen und Vertiefungen in eine Aluminiumplatte<br />
gefräst, Edelstahlrohre eingepresst und die Anschlüsse<br />
angeschweißt. Nachdem die Tests mit diesem Prototyp erfolgreich<br />
verliefen, investierte der Hersteller in die Fertigung eines ersten<br />
Druckgusswerkzeugs für die Produktion einer Vorserie. Danach<br />
erfolgt eine in größerer Anzahl gefertigte Null-Serie, ehe dann die<br />
Volumenfertigung für den Serienbedarf startet.<br />
jg<br />
www.ctx.eu<br />
Die ALtracs ® Plus Schraube<br />
ist ein spezielles Verbindungselement<br />
für die<br />
Direktverschraubung in<br />
Leichtmetalle.<br />
• Verschraubung direkt<br />
im gegossenen Loch<br />
• Einsparung von Arbeitsschritten<br />
• Mindestens metrische<br />
Verbindungsfestigkeiten<br />
• Mutterngewinde<br />
metrisch kompatibel<br />
www.ejot.de/industrie<br />
Details zu den Flüssigkeitskühlkörpern von CTX<br />
Thermal Solutions:<br />
hier.pro/MldrJ<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 77
KAROSSERIE<br />
3D-DRUCK<br />
3D-gedruckte Sitzhalterung dank des Generativen-Design-Ansatzes 40 % leichter<br />
Sitzhalterung aus dem Drucker<br />
Der 3D-Druck kommt in der Automobilproduktion vermehrt zum Einsatz und ermöglicht Komponenten<br />
mit besserer Leistung. Auch General Motors hat nun in Zusammenarbeit mit Autodesk eine erste<br />
3D-gedruckte Sitzhalterung für Autos entwickelt, die 40 % leichter und 20 % stabiler als die bisherige<br />
Lösung des Unternehmens ist. Das 3D-Tool Fusion 360 fasst dabei den Produktentwicklungsprozess in<br />
einer einzigen Cloud-basierten Plattform zusammen.<br />
André Pechmann, Communications Manager Germany, Autodesk GmbH, München<br />
In Kooperation mit Autodesk entwickelte der USamerikanische<br />
Automobilkonzern die erste 3D-gedruckte<br />
und funktional optimierte Sitzhalterung<br />
General Motors (GM) ist einer der Vorreiter beim Einsatz von<br />
3D-Drucktechnologien in der Automobilproduktion. In Kooperation<br />
mit Autodesk entwickelte der US-amerikanische Automobilkonzern<br />
die erste 3D-gedruckte und funktional optimierte Sitzhalterung.<br />
Die Standardkomponente befestigt Sicherheitsgurtverschlüsse an<br />
Sitzen und Sitze am Fahrzeugboden und wurde mithilfe der Generativen-Design-Technologie<br />
der Software-Lösung Autodesk Fusion<br />
360 entwickelt. Eine Sitzhalterung besteht normalerweise aus acht<br />
miteinander verschweißten Teilen. Mithilfe der Software konnten<br />
die GM-Ingenieure mehr als 150 alternative Designs generieren und<br />
sich für ein Design entscheiden, das nur aus einem einzigen Edelstahlteil<br />
besteht. Das Endprodukt ist 40 Prozent leichter und 20 Prozent<br />
stärker als die bisherige Sitzhalterung des Unternehmens.<br />
Generatives Design ermöglicht<br />
innovative Ansätze<br />
Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen (auch<br />
Electric Vehicle oder kurz EV) steigt stetig.<br />
GM plant, bis 2023 mindestens 20 solcher<br />
Fahrzeuge auf den Markt zu bringen – die<br />
Produktion ist im Vergleich zu traditionellen<br />
Autos sehr viel teurer und komplexer. Gerade<br />
bei diesen Fahrzeugen spielt das Gewicht eine<br />
große Rolle, um Reichweite und Komfort<br />
garantieren zu können. Gleichzeitig dürfen<br />
die Entwicklung und Produktion der einzelnen<br />
Komponenten nicht allzu zeitintensiv und<br />
komplex sein. Aus diesem Grund entschied<br />
sich GM für einen disruptiven Ansatz und eine<br />
Generative-Design-Lösung. Generatives<br />
Design ist ein relativ neuer Designansatz, der<br />
maschinelle Intelligenz und Cloud Computing<br />
nutzt, um schnell eine breite Palette von Designlösungen zu generieren,<br />
die den spezifischen Anforderungen der Ingenieure entsprechen.<br />
Designteams können einen größeren Designraum erforschen,<br />
die sich gleichzeitig an den vorgegebenen Fertigungs- und<br />
Leistungsanforderungen orientieren. „Ein Fahrzeug besteht aus<br />
über 30.000 Komponenten. Unser Ziel ist es, diese Anzahl zu verringern<br />
und somit Gewicht zu sparen und Komplexität zu reduzieren“,<br />
sagt Kevin Quinn, Director of Additive Design and Manufacturing bei<br />
GM. „Mithilfe des Generativen Designs können wir basierend auf<br />
Cloud-Technologien und Künstlicher Intelligenz verschiedene Design-Lösungen<br />
für Komponenten erforschen und so innovative Ansätze<br />
finden, die uns fit für die Zukunft machen – denn nach den<br />
Elektrofahrzeugen stehen mit den autonomen Fahrzeugen bereits<br />
die nächsten Herausforderungen vor der Tür, die es zu bewältigen<br />
gilt. Elektrifizierung und autonome Fahrzeuge werden die Weichen<br />
für unsere Branche stellen. Wir möchten mithilfe der additiven Fertigung<br />
und des Generativen Designs einen Wettbewerbsvorteil in diesem<br />
Bereich erlangen.“ Die Automobilbranche erlebt aktuell eine<br />
spannende Umbruchphase, die die Entwicklung und Produktion vor<br />
große Herausforderungen in Sachen Design, Kosteneffizienz und<br />
Bild: General Motors<br />
78 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
Industrie<br />
Bild: General Motors<br />
Die Standardkomponente<br />
befestigt Sicherheitsgurtverschlüsse<br />
an Sitzen und<br />
Sitze am Fahrzeugboden<br />
und wurde mithilfe der<br />
Generativen-Design-<br />
Technologie der Software-Lösung<br />
Autodesk<br />
Fusion 360 entwickelt<br />
Wissensvorsprung<br />
für Automatisierer<br />
Bild: General Motors<br />
Die 3D-gedruckte Sitzhalterung<br />
ist dank des<br />
Generativen Design-Ansatzes<br />
40 % leichter und<br />
20 % stabiler als die bisherige<br />
Sitzhalterung des<br />
Unternehmens<br />
Produktivität stellt. „Generatives Design bietet hier vielfältige Potenziale<br />
und Wettbewerbsvorteile. Wir sind stolz, dass GM als einer<br />
der ersten Hersteller diesen Ansatz wählt und sich damit zukunftssicher<br />
aufstellt“, sagt Karl Osti, Industry Manager Manufacturing bei<br />
Autodesk.<br />
Ingenieure können mit verschiedenen Designs<br />
experimentieren, um das Optimum zu finden<br />
Die Sitzhalterung ist die erste Komponente, die das Unternehmen<br />
auf diese Weise entwickelte. Dafür legten Ingenieure Ziele und Einschränkungen<br />
für die Bauteilkonstruktion fest, darunter Parameter<br />
wie Materialien, Herstellungsverfahren und Budget. Diese Informationen<br />
wurden anschließend in die Software eingegeben. Diese<br />
nutzt dann einen Algorithmus zur Analyse und Bewertung aller möglichen<br />
Design-Vorschläge und empfiehlt basierend darauf eine optimale<br />
Lösung. Ingenieure haben somit die Möglichkeit, zu experimentieren<br />
– mit traditionellen Methoden aus Kostensicht kaum umsetzbar.<br />
Generatives Design und additive Fertigung können unendliche<br />
Designlösungen mit minimalen Investitionen umsetzen. Eine<br />
einzige Software kann unzählige Teile und unbegrenzte Formen erzeugen<br />
– einschließlich organischer Formen und interner Gitter–, die<br />
sich ein Mensch allein nicht vorstellen kann. Die Generative-Design-<br />
Technologie ist heute in Fusion 360 verfügbar, der Cloud-basierten<br />
Produktentwicklungsplattform von Autodesk. Die Lösung ist ein<br />
3D-Tool für CAD, CAM und CAE, das den gesamten Produktentwicklungsprozess<br />
in einer einzigen Cloud-basierten Plattform zusammenfasst<br />
und einzelne Prozesse auf verschiedenen Plattformen<br />
obsolet werden lässt.<br />
jg<br />
www.autodesk.de<br />
Kompetent – vielseitig eitig – praxisnah<br />
elektro AUTOMATION<br />
thematisiert lösungsund<br />
zukunftsorientiert elektrische Automatisierungstechnik<br />
– von grundlegenden Architekturen<br />
und Konzepten bis hin zu Komponenten<br />
und Systemlösungen für die tägliche Praxis.<br />
Neben Steuerungs- und elektrischer Antriebstechnik<br />
stehen dabei gleichermaßen die<br />
industrielle Kommunikation, Sensorik sowie<br />
alle Themen rund um den Schaltschrank und<br />
den Aufbau von Automatisierungsanlagen im<br />
Mittelpunkt der Berichterstattung.<br />
Digital:<br />
und Newsletter<br />
Details zum 3D-Tool für CAD, CAM und CAE<br />
Fusion 360 von Autodesk:<br />
hier.pro/E1whi<br />
Die passenden Medien<br />
für Sie und Ihre Branche:<br />
konradin.de/industrie<br />
media.industrie.de
KAROSSERIE<br />
NEWS<br />
Neue Generation Ultradur HR mit verbesserter Verarbeitung und höherer Fließfähigkeit<br />
BASF entwickelt hydrolyse-beständige Polyester weiter<br />
Bild: BASF SE<br />
Angesichts des steigenden Bedarfs der Automobilindustrie<br />
an hochbeanspruchbaren Sensoren<br />
für den Ausbau der Elektromobilität<br />
und des autonomen Fahrens hat die BASF ihr<br />
Portfolio hydrolyse-beständiger thermoplastischer<br />
Polyester weiterentwickelt. Die Sortimentserweiterung<br />
umfasst Ultradur B4330<br />
G6 HR High Speed, eine besonders fließfähige<br />
und laserbeschriftbare Type mit 30 %<br />
Glasfaserverstärkung, Ultradur B4330 G10<br />
HR, eine hochsteife Type mit 50 % Glasfaserverstärkung,<br />
sowie Ultradur B4331 G6 HR,<br />
mit verbesserten Eigenschaften hinsichtlich<br />
Schmelzestabilität und Fließfähigkeit. Ultradur<br />
B4331 G6 HR ist ungefärbt, schwarzlaserbeschriftbar<br />
erhältlich. Außerdem kann<br />
das Material orange (RAL 2003) eingefärbt<br />
werden, um damit Hochvoltsteckverbinder<br />
für Elektroautos herzustellen. Aufgrund der<br />
für PBT ungewöhnlich hohen Kriechstromfestigkeit<br />
können Steckverbinder kleiner ausgelegt<br />
werden und halten trotzdem den höheren<br />
Spannungen in Elektrofahrzeugen stand.<br />
So lassen sich Kosten und Bauteilgewicht<br />
einsparen.<br />
mc<br />
www.performance-materials.basf.com<br />
Karosserie-Rohbau in Multi-Material-Bauweise: Kein Vorlochen nötig<br />
Ejot-Verbindungen fügen höchstfeste Stahlbleche<br />
Neben verschiedenen Stahl- und Aluminium-<br />
Sorten kommen im Karosserie-Rohbau moderne,<br />
ultra-hochfeste Stähle zum Einsatz,<br />
die für Struktur- und Sicherheitsbauteile verwendet<br />
werden. Dieser Material-Mix erfüllt<br />
im Verbund hohe Ansprüche an Stabilität und<br />
Verwindungssteifigkeit der Karosserie. Dies<br />
muss uneingeschränkt durch die eingesetzte<br />
Fügetechnik sichergestellt werden. Für diese<br />
besonderen Anforderungen hat EJOT zwei<br />
Systeme entwickelt. Wenn neben einer einseitigen<br />
Zugänglichkeit bei der Montage auch<br />
die Lösbarkeit der Verbindung wichtige Kriterien<br />
sind, gerade im Hinblick auf die Recycling-Fähigkeit,<br />
ist die FDS-Schraube (Flow<br />
Drill Screw) das bevorzugte Verbindungsele-<br />
ment. Arbeitsgänge wie Vorbohren, Stanzen<br />
oder Gewindeschneiden sind damit überflüssig.<br />
Durch den hohen Gewindetraganteil der<br />
FDS-Schraube im geformten Durchzug entsteht<br />
eine spanlose, höherfeste Verbindung.<br />
Durch eine Optimierung der Schraubengeometrie<br />
kann beispielsweise beim Fügen einer<br />
Rohkarosse in Space-Frame-Struktur auf das<br />
Lochen der Klemmteile gänzlich verzichtet<br />
werden. Eine weitere Option für das Fügen<br />
unterschiedlicher Materialien und Halbzeugarten<br />
ist das Ejoweld-Reibelement -<br />
schweißen. Mit einem robotertauglichen<br />
Reibelement-Setzgerät können damit Mischverbindungen,<br />
insbesondere Leichtbauwerkstoffe<br />
und ultra-hochfeste Stähle, gefügt wer-<br />
Bild: EJOT<br />
dazu zwei Technologien entwickelt: das hängende<br />
Linearfödersystem Kuka Bolt und das<br />
Linearfödersystem Kuka Pulse.<br />
Kuka Bolt beinhaltet eine stranggepresste<br />
Aluminiumschiene, die Quick-Stick-Linearmotorentechnologie<br />
und wartungsfreie Träger –<br />
inklusive führender Rollenbaugruppen. Unabhängig<br />
von der Branche ermöglicht das modulare,<br />
vorgefertigte Design dem Kunden,<br />
problemlos weitere Streckenabschnitte hinzuzufügen<br />
oder die Streckenkonfiguration an<br />
andere Anwendungen anzupassen.<br />
Bei dem Linearfördersystem Kuka Pulse wurde<br />
im Vergleich zu herkömmlichen Rollenbahnsystemen<br />
die Anzahl der Einzelkompoden.<br />
Neben den serienerprobten Fügeelementen<br />
Ejoweld CFF für Fahrzeugstruktur-<br />
Anwendungen und SRE für schmale Flansche<br />
und niedrigem Kopfüberstand, erweitert<br />
der Anbieter sein Portfolio um das REF-<br />
Fügeelement. Es ist hohl und ermöglicht das<br />
Fügen von Aluminium- und FVK-Platten auf<br />
Aluminium-Blechen.<br />
mc<br />
www.industrie.ejot.de<br />
Anzahl der Einzelkomponenten von 200 auf 14 reduziert – Transport doppelt so schnell<br />
Kuka-Fördertechnik für sicheren Karosserie-Transport<br />
Hängendes Linearfödersystem Kuka Bolt<br />
Bild: Kuka<br />
Der sichere Transport von einzelnen Bauteilen<br />
und Karosserien erfordert eine robuste,<br />
schnelle und flexible Fördertechnik. Kuka hat<br />
nenten von 200 auf 14 reduziert. Das System<br />
nutzt einen standardisierten Servoantrieb,<br />
der das Produkt für Integratoren noch ansprechender<br />
macht. Zudem wurde die Leistung<br />
gesteigert, da mit dem neuen Stromversorgungskonzept<br />
keine Transformatoren<br />
mehr nötig sind, um die eingehenden Spannungsschwankungen<br />
auszugleichen. Mit der<br />
neuen Generation des Systems ist der Transport<br />
doppelt so schnell, verbraucht weniger<br />
Strom, hat einen höheren MTBF und niedrigere<br />
MTTR – und ist viel flexibler als reibungsbasierte<br />
Fördersysteme.<br />
mc<br />
www.kuka.com<br />
80 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
GLOSSE<br />
Ein nicht ganz ernst gemeinter Blick in die automobile Zukunft<br />
Freiheit für autonome Fahrzeuge,<br />
weg mit natürlich dummen Fahrern<br />
Computerlogbuch der Martha. Sternzeit 092019. Käpt‘n Didgeridoo Diesel. Robo-Taxi Martha<br />
auf der Fahrt über unendlich verstopfte Straßen und Autobahnen zur autonomen Fabrik.<br />
An Bord sind Käpt’n, Otto „Brennstoffzelle“<br />
Motor, Chief Disruption Officer (CDO), Joe Patroni,<br />
Bordingenieur, Wissenschafts-KI A.U.D.I.<br />
(Automated.Unmanned.Deep.Intelligence) und<br />
die digitalen Vierlinge Big Data, Smart Data,<br />
Bad Data und Better Data sowie ihr digitaler<br />
Schatten Little Joe.<br />
CDO Motor: Käpt’n, Stau voraus, kritischer<br />
Feinstaub-Wert um fünf vor zwölf…<br />
Käpt’n: Patroni, hast du eine Lösung?<br />
Bordingenieur Patroni: Ich habe keine<br />
Lösung, aber ich bewundere das Problem!<br />
Arbeite aber dran. Vielleicht können die digitalen<br />
Vierlinge helfen?<br />
Big, Smart, Bad und Better Data: Wir sind<br />
zu allem bereit, aber zu nichts zu gebrauchen.<br />
Little Joe: … ich weiß was, ich weiß was….<br />
Wenn wir mit unserem Lidar-System die<br />
3D-Punktewolke umfahren, müssten wir am anderen<br />
Ende unbeschadet durchkommen…<br />
Patroni: Hmm, das könnte sogar klappen.<br />
Wir müssten aber den Lightfield-Generator anwerfen,<br />
sonst verzerren die Parallax- Barrieren<br />
unsere 3D-Wahrnehmung.<br />
Wissenschafts-KI A.U.D.I.: Der Generator ist<br />
nicht einsatzbereit – wir brauchen neue<br />
5G-Netzwerkspulen.<br />
Patroni: Die könnten wir uns über ein Overthe-Air-Update<br />
(OTA) holen. Käpt’n?<br />
Käpt’n: Ok, ich starte die 6G-Vehicle-to-anything-Kommunikation.<br />
Da kann ich auch die<br />
Zentrale informieren, was wir vorhaben. Minister<br />
Schläuer-als-die-anderen ist sonst stinksauer<br />
und brummt uns eine Mautgebühr auf.<br />
Motor: Wie lange werden wir brauchen? Ihr<br />
wisst schon, es ist fünf vor zwölf! Und die<br />
Brennstoffzelle ist nicht mehr die frischeste.<br />
Wissenschafts-KI A.U.D.I.: Das Acoustic-Vehicle-Alerting-System<br />
ist noch im grünen Bereich.<br />
Habe mal mein Neuronales Netz aktiviert<br />
und ein paar Algorithmen laufen lassen. Das<br />
Ergebnis: Der Weg ist das Ziel: Wenn das Ziel<br />
fern ist, ist der Weg lang…mindestens 42<br />
Lichtjahre…<br />
Käpt’n: Bin ich verrückt oder sind es alle<br />
anderen hier?<br />
Patroni: Keine Sorge Chef, A.U.D.I.‘s Machine-Learning-Funktion<br />
ist abgestürzt und der<br />
Flux-Kompensator ausgefallen. Und sie hat<br />
„Philosophie für Anfänger“ hochgeladen. Das<br />
kriegen wir wieder hin. Ich lass schnell das<br />
Automotive-HiL-Prüfsystem drüber laufen.<br />
CDO: Und was ist mit der Brennstoffzelle?<br />
Patroni: Sorry, CDO, das liegt außerhalb meines<br />
subjektiven Relevanzkorridors. Ok, A.U.D.I.<br />
ist wieder online, Flux-Kompensator läuft. Alle<br />
Systeme grün.<br />
Käpt’n: OTA-Update ist auch runtergeladen.<br />
Lightfield-Generator wieder einsatzbereit. Er<br />
müsste jetzt leistungsfähiger sein als vorher.<br />
Die Zentrale hat uns die letzte Innovation rübergebeamt:<br />
0G- statt 5G-Netzwerkspulen. Damit<br />
sollen sich die 3D-Effekte ganz ohne Brille wahrnehmen<br />
lassen.<br />
Little Joe: Wow, alles so schön bunt hier……<br />
Käpt’n: Übrigens, Minister Schläuer-als-dieanderen<br />
war zwar stinksauer, aber um die Maut<br />
kommen wir rum. Irgendeine Kommission hat<br />
die Gebühr verboten. Hat was mit Diskriminierung<br />
künstlich intelligenter land-gestützter Fahrzeuge<br />
zu tun.<br />
A.U.D.I.: Alle Systeme arbeiten normal.<br />
3D-Punktewolke umfahren. Austritt in 3, 2, 1.<br />
Wir sind durch. Schalte den Video-Stream ein.<br />
Patroni: Irgendwas ist schief gegangen.<br />
Cartoon: Erik Liebermann<br />
Käpt’n: Was ist los, Chief?<br />
Patroni: Hier fährt niemand mehr….<br />
Käpt’n: Schon wieder Stau?<br />
Patroni: Nein, wir müssen in einer parallelen<br />
Realität sein. Die fliegen alle. Lauter Drohnen<br />
und alle Unmanned! Da kommt eine Polizei-<br />
Drohne.<br />
Polizei-Drohne: Wir sind die Borg. Sie werden<br />
assimiliert. Widerstand ist zwecklos.<br />
A.U.D.I.: Verstanden. Leite Assimilierung ein!<br />
Käpt’n: Was!?<br />
Patroni: Wieso!?<br />
Big, Smart, Bad und Better Data: Warum!?<br />
A.U.D.I.: Little Joe, ich bin deine Mutter.<br />
Little Joe: Resistance is futile.<br />
CDO: Und was ist mit der Brennstoffzelle?<br />
Minuten später…Schaltkreise, Energieführungen<br />
und Algorithmen durchziehen das<br />
Robo-Taxi – und dann...die zum galaktischen<br />
Toaster assimilierte Martha hebt sich majestätisch<br />
in die Luft.<br />
Computerlogbuch der Martha. Sternzeit<br />
010100101. Käpt’n A.U.D.I. Der autonome Galaktische<br />
Toaster Martha auf dem Flug durch die<br />
4D-Augmented Reality zum 5G CMM Summit<br />
in eine Zukunft frei von Fahrern...<br />
jg<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 81
INSERENTENVERZEICHNIS<br />
IMPRESSUM<br />
AVL Deutschland GmbH,<br />
Mainz-Kastel ............................... 84<br />
B&R Industrie-Elektronik GmbH,<br />
Bad Homburg ............................... 5<br />
Dörken MKS-Systeme<br />
GmbH & Co. KG, Herdecke .......... 9<br />
ebm-papst Mulfingen<br />
GmbH & Co. KG, Mulfingen ....... 23<br />
EJOT GmbH & Co.KG<br />
Geschäftsbereich<br />
Verbindungstechnik,<br />
Bad Berleburg ............................ 77<br />
ElringKlinger Kunststofftechnik<br />
GmbH, Bietigheim-Bissingen ....... 2<br />
Gutekunst & Co. KG, Metzingen .. 3<br />
VORSCHAU<br />
Bild: Voxeljet<br />
Günther Heisskanaltechnik<br />
GmbH, Frankenberg ................... 25<br />
Höhl & Westhoff GmbH,<br />
Wuppertal ................................... 35<br />
JET PRESS Limited,<br />
GB-Nottinghamshire ................... 45<br />
KULLEN-KOTI GmbH,<br />
Reutlingen .................................. 83<br />
Karl Limbach & Cie. GmbH & Co.<br />
Metallwarenfabrik, Solingen ....... 35<br />
ODU GmbH & Co. KG,<br />
Mühldorf ..................................... 37<br />
Oswald Elektromotoren GmbH,<br />
Miltenberg .................................. 13<br />
Know-how rund um die konstruktiven<br />
Aspekte des Fahrzeugbaus<br />
<strong>KEM</strong>_<strong>Konstruktion</strong> Das Engineering Magazin/S5/2019/Druckstruktur_<strong>KEM</strong> - Seite 1 ATURI - 19<br />
Sonderausgabe <strong>Automobilkonstruktion</strong><br />
Super-<br />
Schnellladen<br />
Elektromobilität<br />
Seite 28<br />
Das<br />
Engineering<br />
Magazin<br />
02 2019<br />
www.autokon.de<br />
Titelstory Seite 38<br />
Von der Hochzeit bis zur<br />
Prüfung von Ziernähten<br />
Sound<br />
of Silence<br />
Akustikentwicklung<br />
Seite 46<br />
Transparenz<br />
per Blockchain<br />
<strong>KEM</strong> Perspektiven<br />
Seite 54<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019 1<br />
Im Gespräch | „Lithium-Ionen-Batterie ist ausgereift“<br />
Dr. Akira Yoshino, Honorary Fe low Asahi Kasei, Tokio – Seite 20<br />
Online finden Sie uns unter<br />
www.autokon.de, bei Twitter<br />
als @<strong>KEM</strong><strong>Konstruktion</strong><br />
Precision Motors Deutsche<br />
Minebea GmbH,<br />
Villingen-Schwenningen .............. 17<br />
Schaeffler Technologies AG & Co.<br />
KG, Herzogenaurach ..................... 7<br />
Schallenkammer Magnetsysteme<br />
GmbH, Kürnach .......................... 53<br />
Tünkers Maschinenbau GmbH,<br />
Ratingen ..................................... 17<br />
WEISS Kunststoffverarbeitung<br />
GmbH & Co, Illertissen .............. 33<br />
INFO<br />
Die <strong>KEM</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> liefert zweimal im Jahr umfangreiches<br />
Detailwissen für die Entwicklung und den Bau von Fahrzeugen.<br />
Trendthema der aktuellen Ausgabe ist die Elektromobilität mit entsprechenden<br />
E-Fahrzeugkonzepten und dem Thema Batterie-Integration.<br />
Alle bisher erschienenen Ausgaben finden Sie unter:<br />
hier.pro/uf5gS<br />
Für den Prototypen seines Solar Velomobils suchte<br />
Ingeniur Thomas Viebach nach einer schnellen und<br />
kostengünstigen Methode zur Herstellung der Laminier-<br />
und Tiefziehformen, die er für die Außenhaut des<br />
Gefährts aus Carbonfaser benötigte. Als Verfahren für<br />
die Herstellung der komplexen Werkzeuggeometrien<br />
der Bauteile kam der industrielle 3D-Druck mit Sand<br />
der Voxeljet AG, Friedberg, zum Einsatz. Der Werkstoff<br />
Sand eignet sich zur Herstellung komplexer Werkzeuggeometrien<br />
beim Thermoformen. Das Material bietet<br />
die Möglichkeit, auch großformatige CAD-Modelle in<br />
reale Formen zu überführen.<br />
Pedilio ist ein Solar Velomobil, dessen Kofferraum, seine<br />
Frontverkleidung, sein wasserdichter Fußraum und die<br />
Kotflügel aus Carbonfaser bestehen<br />
ISSN 1612–7226<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Verlag:<br />
Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Ernst-Mey-Straße 8,<br />
70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Redaktion:<br />
Chefredakteur:<br />
Dipl.-Ing. Michael Corban (co), Phone + 49 711 7594–417<br />
Stellvertretende Chefredakteure:<br />
Dipl.-Ing. Andreas Gees (ge), Phone +49 711 7594–293;<br />
Johannes Gillar (jg), Phone + 49 711 7594–431<br />
Korrespondent:<br />
Nico Schröder M.A. (sc), Phone +49 170 6401879<br />
Redakteure:<br />
Dr.-Ing. Ralf Beck (bec), Phone +49 711 7594–424;<br />
Evelin Eitelmann (eve), Phone +49 1520 5767159;<br />
Jörn Kehle (jke), Phone +49 711 7594–407;<br />
Irene Knap B.A. (ik), Phone +49 711 7594–446;<br />
Bettina Tomppert (bt), Phone +49 711 7594–286<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Carmelina Weber<br />
Phone +49 711 7594–257, Fax: –1257<br />
carmelina.weber@konradin.de<br />
Layout:<br />
Ana Turina, Phone +49 711 7594–273<br />
Gesamtanzeigenleiter:<br />
Andreas Hugel, Phone +49 711 7594–472<br />
Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 54 vom 1.10.2018<br />
Auftragsmanagement:<br />
Annemarie Olender, Phone +49 711 7594–319<br />
Leserservice:<br />
Ute Krämer,<br />
Phone +49 711 7594–5850<br />
Fax +49 711 7594–15850<br />
E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />
<strong>KEM</strong> erscheint monatlich und wird kostenlos nur an<br />
qualifizierte Empfänger geliefert.<br />
Bezugspreise: Inland 85,00 € inkl. Versandkosten und<br />
MwSt.; Ausland: 85,00 € inkl. Versandkosten.<br />
Einzelverkaufspreis: 8,60 € inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten.<br />
Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier<br />
Wochen zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt<br />
werden. Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist<br />
von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />
Auslandsvertretungen:<br />
Großbritannien: Jens Smith Partner ship, The Court, Long<br />
Sutton, GB-Hook, Hampshire RG29 1TA, Phone 01256<br />
862589, Fax 01256 862182, E-Mail: media@jens.demon.<br />
co.uk Schweiz: IFF media ag, Frank Stoll, Technoparkstr.3,<br />
CH-8406 Winterthur, Phone +41 52 633 08 88, Fax +41 52<br />
633 08 99, E-Mail: f.stoll@iff-media.ch USA: TD.A. Fox Advertising<br />
Sales, Inc., Detlef Fox, 5 Penn<br />
Plaza, 19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212<br />
8963881, Fax +1 212 6293988, detleffox@comcast.net<br />
Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors,<br />
nicht unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt<br />
eingesandte Manuskripte keine Gewähr. Alle in <strong>KEM</strong><br />
erscheinenden Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.<br />
Alle Rechte, auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen<br />
gleich welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung<br />
des Verlages.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />
Druck: Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen.<br />
Printed in Germany.<br />
© 2019 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 01/2020 erscheint am 05.06.2020<br />
EDA<br />
82 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019
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<strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019