KEM Konstruktion Automobilkonstruktion 02.2019
Themenschwerpunkte: Messe IAA 2019, Elektromobilität,Testen, Fahrassistenz, Antrieb sowie Karosserie; KEM Konstruktion Porträt: Dr. Akira Yoshino, Honorary Fellow Asahi Kasei, Tokio, Japan; KEM Konstruktion Perspektiven: Experten sehen in Zusammenhang mit der Blockchain-Technologie Vorteile bei der Sicherheit
Themenschwerpunkte: Messe IAA 2019, Elektromobilität,Testen, Fahrassistenz, Antrieb sowie Karosserie; KEM Konstruktion Porträt: Dr. Akira Yoshino, Honorary Fellow Asahi Kasei, Tokio, Japan; KEM Konstruktion Perspektiven: Experten sehen in Zusammenhang mit der Blockchain-Technologie Vorteile bei der Sicherheit
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ELEKTROMOBILITÄT<br />
LADETECHNIK<br />
TE Connectivity (TE) setzt neues Auslegungsverfahren für Hochvolt-Strompfade ein<br />
Fahrzeugkonstruktion für<br />
das Super-Schnellladen<br />
Um ein Elektrofahrzeug so flexibel nutzen zu können wie einen Verbrenner, muss vor allem das Laden schnell<br />
gehen. DC-Ladestationen mit hohen Ladeströmen machen es möglich, in rund zehn Minuten Strom für mehrere<br />
hundert Kilometer „nachzutanken“. Allerdings muss der Strompfad für diesen Energiezufluss anders ausgelegt<br />
werden als bisher. Dazu dient ein dynamisches thermisches Simulationsverfahren.<br />
Uwe Hauck, Director Global Technology Electric Vehicle and Mobility Solutions, TE Connectivity<br />
Bild: TE Connectivity<br />
Fahrprofil mit Lastprofil beim HPC zum Vergleich<br />
Für den Erfolg der Elektromobilität spielt das Laden eine Schlüsselrolle:<br />
Eine Fahrzeugbatterie kann aus Gewichts- und Kostengründen<br />
nicht beliebig groß bemessen werden und muss schnell geladen<br />
werden können. Nur so lassen sich ohne Kompromisse auch<br />
Langstrecken zurücklegen. Die Voraussetzung dafür schafft das künftige<br />
Super-Schnellladen mit Gleichstrom (DC High Power Charging,<br />
HPC) und beispielsweise 350 kW Ladeleistung. Mit HPC soll es<br />
möglich sein, in maximal zehn Minuten rund 300 km Reichweite<br />
nachzutanken. Außerdem werden HPC Ladestationen durch die hohe<br />
Ladeleistung schnell wieder frei und können so dem nächsten<br />
Fahrzeug zur Verfügung stehen. Das heißt im Klartext jedoch, dass<br />
während einer 10-minütigen Ladephase so viel Strom ins Fahrzeug<br />
fließt, wie im Verlaufe mehrerer Stunden Fahrbetrieb aus der Batterie<br />
entnommen wird. Die starke Erwärmung der stromführenden<br />
Komponenten beim HPC ist zudem im Stillstand kritischer als beim<br />
Fahren, weil im Stand keine Konvektion für die Kühlung verfügbar<br />
ist. Es liegt nahe, dass man den Strompfad im Fahrzeug dafür entsprechend<br />
auslegen muss, damit er trotz der physikalisch unvermeidlichen<br />
Verlustwärme bei bis zu 500 A nicht zu heiß wird. Andererseits<br />
darf man ihn aber auch nicht überdimensionieren, so dass<br />
vermeidbares zusätzliches Gewicht die Reichweite verringert. Für<br />
den Konstrukteur bedeutet das, eine sichere Balance zwischen „zu<br />
viel Wärme“ und „zu wenig Kühlung“ zu finden – und dafür auch den<br />
Nachweis antreten zu können.<br />
Auslegung rein nach Querschnitt hat Grenzen<br />
Mit heutigen Auslegungsverfahren lässt sich die Dimensionierung<br />
aller Komponenten des Strompfades für das HPC nicht realistisch<br />
vornehmen. Das liegt daran, dass bisherige Auslegungsverfahren<br />
zwar dem dynamischen Fahrbetrieb mit seinen hohen Lastwechseln<br />
durch quantisierte Testprofile näherungsweise folgen, sich unregelmäßig<br />
wiederholende und verdichtete hohe Lastspitzen oder die hohe<br />
Dauerlast des HPC aber nicht ausreichend berücksichtigen. Die<br />
Herausforderung liegt darin, dass jede Komponente entlang des<br />
Strompfades von der Ladeschnittstelle bis zur Batterie anderen<br />
Randbedingungen zur Wärmeabfuhr unterliegt und eine sehr unterschiedliche<br />
thermische Masse aufweisen kann. Damit besteht das<br />
Risiko, dass vor allem kleine Komponenten mit geringer Masse<br />
beim Laden schnell einen adiabatischen Zustand einnehmen, der für<br />
die Dauerhaltbarkeit der Komponenten potenziell kritisch sein kann.<br />
Will man eine Auslegung rein nach Querschnitt vermeiden, so muss<br />
man den gesamten Strompfad mit allen seinen Komponenten in seinem<br />
thermischen Verhalten realitätsnah simulieren können. Genau<br />
das leistet ein systemisches Verfahren für die thermische Simulation<br />
des Strompfades im Elektroauto, welches bei TE zum Einsatz<br />
kommt und maßgeblich vom Unternehmen entwickelt und validiert<br />
wurde. Dieses Verfahren (Model-based Thermal Management)<br />
macht sich zunutze, dass das thermische und elektrische Verhalten<br />
direkt und linear aneinander gekoppelt sind. Für die thermische Simulationen<br />
dienen Ersatzschaltbilder dazu, dieses Verhalten abzubilden:<br />
So wie eine Spannung einen Strom durch einen Widerstand<br />
treibt, erzeugt eine Temperaturdifferenz einen Wärmetransport. Die<br />
physikalisch unterschiedlichen Transportformen (Wärmeleitung, Konvektion,<br />
Strahlung) werden im Ersatzschaltbild jeweils als Widerstand<br />
abgebildet. Hinterlegte mathematische Formeln im Kompo-<br />
28 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019