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KEM Konstruktion Automobilkonstruktion 02.2019

Themenschwerpunkte: Messe IAA 2019, Elektromobilität,Testen, Fahrassistenz, Antrieb sowie Karosserie; KEM Konstruktion Porträt: Dr. Akira Yoshino, Honorary Fellow Asahi Kasei, Tokio, Japan; KEM Konstruktion Perspektiven: Experten sehen in Zusammenhang mit der Blockchain-Technologie Vorteile bei der Sicherheit

Themenschwerpunkte: Messe IAA 2019, Elektromobilität,Testen, Fahrassistenz, Antrieb sowie Karosserie; KEM Konstruktion Porträt: Dr. Akira Yoshino, Honorary Fellow Asahi Kasei, Tokio, Japan; KEM Konstruktion Perspektiven: Experten sehen in Zusammenhang mit der Blockchain-Technologie Vorteile bei der Sicherheit

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ANTRIEB<br />

VERBRENNUNGSMOTOREN<br />

Ansatzpunkte zur Verbesserung reichen vom variablen Luftpfad über Thermomanagement bis zur Hybridisierung<br />

Noch mehr Effizienz möglich<br />

Elektrische Antriebe wie BEV, PHEV oder HEV sind in aller Munde. Doch viele Fachleute sind sich einig,<br />

dass der Verbrennungsmotor noch lange nicht seine Daseinsberechtigung verloren hat. Dr.-Ing. Martin<br />

Scheidt, Entwicklungsleiter Motorsysteme bei Schaeffler, erläutert in diesem Interview, wie der Verbrennungsmotor<br />

zukünftig noch effektiver wird.<br />

Interview: Jürgen Goroncy, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong>, Besigheim<br />

Bild: Schaeffler<br />

Außerdem entlastet und unterstützt jegliche Hybridisierung den Verbrennungsmotor<br />

und sorgt zusammen mit der Rekuperation der<br />

Bremsenergie für einen besseren Gesamtwirkungsgrad des Systems.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Produkte und Systeme von<br />

Schaeffler erhöhen die Motoreneffizienz noch?<br />

Das vollvariable Ventiltriebsystem Uni Air ermöglicht einen extremen<br />

Miller-Zyklus. So kann Lambda 1 im gesamten Kennfeld realisiert werden<br />

mit Leistungen von bis zu 100 kW pro Liter Hubraum und gutem Low-End-<br />

Drehmoment<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Maßnahmen werden zukünftig<br />

den Verbrennungsmotor noch weiter optimieren?<br />

Martin Scheidt: Es gibt drei große Bereiche, die den Verbrennungsmotor<br />

zukünftig effizienter machen. Das ist erstens der variable<br />

Luftpfad – bestehend aus variabler Ventilsteuerung und optimierter<br />

Aufladung. Das erlaubt über Miller-Steuerzeiten eine Anhebung der<br />

Verdichtung, die Umsetzung von Lambda 1 im gesamten Kennfeld<br />

und die Verringerung der Ladungswechselverluste. Daraus ergeben<br />

sich Verbrauchsvorteile von drei oder vier Prozent im Zyklus, hinzu<br />

kommt ein deutlicher Verbrauchsvorteil bei Volllast durch Entfall der<br />

Anreicherung. Ein weiterer Schlüssel für die Effizienzsteigerung ist<br />

das Thermomanagement für den gesamten Antriebsstrang. So<br />

springen die Abgasreinigungssysteme schneller an und die Verlust -<br />

reibung sinkt rasch. Inzwischen haben wir mehr als zehn Serienanläufe<br />

mit unserem Thermomanagementsystem realisiert.<br />

Scheidt: Die Nachfrage nach wälzgelagerten und gewichtsoptimierten<br />

Ausgleichswellen, wo Schaeffler sowohl die kompletten Systeme<br />

fertigt als auch Wälzlager liefert, steigt kontinuierlich, hauptsächlich<br />

für größere Drei- sowie Vierzylindermotoren im Premiumbereich.<br />

Außerdem werden die Turbolader zunehmend mit Wälzlagerung<br />

ausgerüstet. Das verbessert das Ansprechverhalten, reduziert<br />

die mechanischen Verluste im Lader und ermöglicht den Einsatz<br />

niedrigviskoser Öle. Auch wird der elektrisch betriebene Nockenwellenversteller<br />

sehr wichtig. Eine aktuelle Entwicklung unterstützt<br />

mit diesem System die Hybridfunktion. Der Motor wird oft stillgelegt<br />

und gestartet, dabei sollen keine störenden Vibrationen auftreten.<br />

Da die Funktion des elektrischen Verstellers nicht von der Drehzahl<br />

des Motors abhängig ist, dekomprimiert er bereits vor dem<br />

Neustart den Motor und verhindert so die störenden Vibrationen.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Bisher haben Sie das elektro-hydraulische<br />

vollvariable Ventiltriebsystem Uni Air nicht erwähnt. Wie ist hier<br />

der Stand der Dinge?<br />

Scheidt: Wir haben bisher mehr als drei Millionen Systeme an unterschiedliche<br />

OEMs ausgeliefert. Das Interesse der Kunden ist zunehmend,<br />

denn mittlerweile steht ein anderer Vorteil von Uni Air im<br />

Fokus. Der Schwerpunkt liegt nicht mehr auf Reduzierung der Ladungswechselverluste,<br />

sondern heute realisieren die Motorenbauer<br />

mit Uni Air einen extremen Miller-Zyklus. So kann Lambda 1 im gesamten<br />

Kennfeld realisiert werden mit Leistungen von bis zu 100 Kilowatt<br />

pro Liter Hubraum und gutem Low-End-Drehmoment. Kurze<br />

oder lange Steuerzeiten, extrem kurze Umschaltzeiten von einem<br />

Hub zum nächsten durch blitzschnelles Umschalten (shot-to-shot)<br />

des ‚digitalen‘ Systems sind möglich. Mit der Variabilität von Uni Air<br />

kann man auf eine der zwei Nockenwellen und die Phasensteller<br />

verzichten, ebenso entfällt die Notwendigkeit eines externen gekühlten<br />

AGR-Systems. Somit können mit Blick auf EU7-Anforderungen<br />

neutrale Kosten, fallweise sogar eine Reduzierung der Kosten<br />

am Motor dargestellt werden. Demonstrationsfahrzeuge mit bisher<br />

sehr guten Ergebnissen sind damit bereits in Kundenhand. Weitere<br />

positive Entscheidungen erwarten wir noch in diesem Jahr.<br />

70 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2019

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