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Haltungsbedingte Probleme bei <strong>Wohnungskatzen</strong> und Lösungsansätze<br />
für ein glückliches Katzenleben<br />
Diplomarbeit<br />
zur Erlangung des Diploms<br />
als Tiertrainerin<br />
an der<br />
Mauritius NaturAkademie<br />
Beurteiler:<br />
Dr. med. Dieter Schaufler<br />
vorgelegt von:<br />
Martha Raab<br />
Gresten, im September 2019
Vorwort<br />
Katzen sind und waren schon immer Teil meines Lebens. Mich faszinieren diese<br />
wunderschönen, eleganten und eigensinnigen Wesen, die sich das Zusammenleben<br />
mit dem Menschen selbst ausgesucht haben. Durch ein Praktikum im Tierheim habe<br />
ich das traurige Schicksal vieler Katzen gesehen, die wegen<br />
Verhaltensauffälligkeiten abgegeben wurden und nun hoffen müssen, dass sich<br />
wieder bald ein geeignetes Zuhause findet. Daher liegt es mir sehr am Herzen, dass<br />
Katzenbesitzer über die nötigen Informationen zur artgerechten Haltung, Ernährung,<br />
Beschäftigung und Wohnraumgestaltung Bescheid wissen. Ich bin der Meinung, nur<br />
so kann Zusammenleben zwischen Menschen und Katze harmonisch sein und die<br />
Katze Teil der Familie werden. Würde die Katze gefragt werden, würde sie sich mit<br />
großer Wahrscheinlichkeit für ein Leben in Freiheit in der Natur entscheiden und<br />
zusätzlich den Menschen als guten Freund, Versorger und Beschützer akzeptieren.<br />
Viele Katzen werden ausschließlich in Wohnungen gehalten. Sie können auch ohne<br />
Freigang ein glückliches Leben führen. Den Katzenhaltern sollte jedoch bewusst<br />
sein, dass sie ein anspruchsvolles Haustier ist. Die mangelnde Beschäftigung und<br />
daraus resultierende Langeweile oder auch die nicht artgerechte Gestaltung der<br />
Wohnung kann zu Problemen zwischen Menschen und Tier führen. Die Katze kann<br />
sich nur durch ihr Verhalten ausdrücken, wenn sie sich in den eigenen Vierwänden<br />
nicht wohl fühlt. Meist sind das dann sehr unbeliebte Angewohnheiten. Die folgende<br />
Arbeit soll ein Leitfaden für die artgerechte Haltung und Wohnungsgestaltung für<br />
Katzen sein, um damit ihr Leben zu verbessern.
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Die Ur-Katze und Domestizierung unserer Hauskatze ........................................ 5<br />
1.1 Wie viel „Ur-Katze“ steckt in unserer Hauskatze ........................................... 6<br />
1.2 Wie die Katze die Welt wahrnimmt? .............................................................. 6<br />
1.2.1 Tastsinn .................................................................................................. 6<br />
1.2.2 Schnurrhaare .......................................................................................... 7<br />
1.2.3 Sehsinn ................................................................................................... 7<br />
1.2.4 Geruchssinn ............................................................................................ 7<br />
1.2.5 Hörsinn ................................................................................................... 8<br />
1.3 Die Sprache der Katze .................................................................................. 8<br />
1.3.1 Laute ....................................................................................................... 8<br />
1.3.2 Körpersprache ...................................................................................... 10<br />
1.4 Richtiges Begrüßen und Kontaktaufnahme bei fremden Tieren .................. 11<br />
2. Sozialwesen ...................................................................................................... 12<br />
2.1 Sozialisierung .............................................................................................. 13<br />
2.2 Wichtige Voraussetzung für eine glückliche Wohnungskatze ...................... 13<br />
2.3 Einzelhaltung oder Gruppenhaltung ............................................................ 14<br />
2.4 Welche Katzenrassen passen gut als Wohnungskatze ............................... 14<br />
2.5 Katzentypen ................................................................................................ 15<br />
2.6 Das Revier- die häuslichen Umgebung ....................................................... 16<br />
3. Die Grundbedürfnisse der Katze ....................................................................... 16<br />
3.1 Spielen ........................................................................................................ 17<br />
3.1.1 Spielarten .............................................................................................. 18<br />
3.1.2 Die richtige Spieltechnik mit interaktivem Spielzeug ............................. 18<br />
3.1.3 Spieltypen ............................................................................................. 19<br />
3.2 Fressen ....................................................................................................... 19<br />
3.3 Putzen ......................................................................................................... 20<br />
3.4 Schlafen ...................................................................................................... 20<br />
4. Artgerechte Wohnraumgestaltung ..................................................................... 21<br />
4.1 Futter- und Wasser ...................................................................................... 21<br />
4.2 Katzenklo ..................................................................................................... 23<br />
4.3 Kratzmöglichkeiten ...................................................................................... 24<br />
4.4 Catwalks ...................................................................................................... 25<br />
4.5 Beobachtungsmöglichkeiten ........................................................................ 26<br />
4.6 Balkon ......................................................................................................... 27<br />
4.7 Abwechslung für den Wohnungsalltag ........................................................ 27<br />
4.8 Gefahren in der Wohnung ........................................................................... 29
5. Problemen mit der Wohnungskatze................................................................... 31<br />
5.1 Die Katzenerziehung ................................................................................... 31<br />
5.1.1 Bestrafen oder Belohnen ...................................................................... 31<br />
5.1.2 Clickertraining ....................................................................................... 32<br />
5.1.3 Auf „Nein“ folgt „Ja“............................................................................... 32<br />
5.1.4 Herausforderungslinien ......................................................................... 32<br />
5.1.5 Spezial Leckerlis ................................................................................... 33<br />
5.2 Unerwünschtes Kratzen an Gegenstände ................................................... 33<br />
5.3 Unreinheit .................................................................................................... 34<br />
5.3.1 Ursachen............................................................................................... 34<br />
5.4 Zwei Katzen verstehen sich nicht ................................................................ 37<br />
5.4.1 Mobbing: Täter-Opfer-Konflikte ............................................................. 38<br />
5.4.2 Zwei Katzen verstehen sich plötzlich nicht mehr ................................... 38<br />
5.4.3 Die Katzen verstehen sich einfach nicht ............................................... 39<br />
5.5 Katze beißt und kratzt Menschen ................................................................ 39<br />
5.5.1 Richtiges Streicheln, um Überstimulation zu verhindern ....................... 40<br />
5.6 Übergewicht ................................................................................................ 41<br />
5.6.1 Wie bringt man die Katze zum Abnehmen ............................................ 41<br />
5.7 Angstverhalten............................................................................................. 42<br />
5.7.1 Die schüchterne und ängstliche Katze .................................................. 42<br />
5.7.2 Trennungsangst .................................................................................... 43<br />
5.7.3 Ständiges Putzen .................................................................................. 43<br />
5.8 Probleme mit Freigänger-Katzen ................................................................. 44<br />
5.9 Die Katze braucht ständig Aufmerksamkeit und nervt ................................. 45<br />
5.9.1 Die Katze springt immer wieder auf die Küchenzeile ............................ 45<br />
5.9.2 Die Katze fordert nachts Aufmerksamkeit ............................................. 45<br />
6. Zusammenfassung ............................................................................................ 47<br />
Literaturverzeichnis .................................................................................................. 48<br />
Abbildungsverzeichnis .............................................................................................. 49
1. Die Ur-Katze und Domestizierung unserer Hauskatze<br />
Die Geschichte der Katze beginnt vor 11 Millionen Jahren. Die Felidae teilten sich in<br />
2 Gruppen, die Pantherinae (sieben Großkatzen, wie Tiger, Löwe, Jaguare) und die<br />
Felinae (vor allem Kleinkatzen), von denen wiederum unsere Hauskatzen<br />
abstammen. In einer Studie, die 2009 mit 979 Hauskatzen, Wildkatzen und<br />
verwilderten Katzen durchgeführt wurde, fand man heraus, dass die Hauskatze von<br />
der Afrikanischen Wildkatze (Felis sivestris lybica) abstammt, die sich vor 130 000<br />
Jahren von anderen Felisarten abspaltete. Die Heimat der Afrikanischen Wildkatze<br />
ist Nordafrika, sie kommt auch von der Arabischen Halbinsel bis ans Kaspische Meer<br />
vor. Die ersten Ausgrabungen von Katzen wurden in Zypern gemacht und sind rund<br />
10 000 alt. Da Katzen auf dieser Insel nicht heimisch waren, wurden sie mit großer<br />
Wahrscheinlichkeit von den Menschen mitgebracht. Ausgrabungen in China belegen<br />
das Auftreten der ersten domestizierten Katzenrasse, der Bengalkatze, vor 5 000<br />
Jahren. Funde von Gräbern mit menschlichen Überresten und Katzen, Malereien und<br />
Skulpturen aus Ägypten beweisen die Domestizierung vor 4 000 Jahren in diesem<br />
Gebiet. Von Ägypten wurden die Katzen vor 2 500 Jahren vom Menschen nach<br />
Indien und später nach Griechenland, Fernost, Eurasien und Afrika gebracht. Durch<br />
die Ausbreitung des römischen Reiches, erweiterte sich auch der Lebensraum der<br />
Katzen. Vor 1 200 Jahren wurde sie auch in Nordeuropa heimisch.<br />
Die Nähe und damit auch die Beziehung zwischen Katze und Mensch änderten sich<br />
vor ca. 150 Jahren, als sie die Katze in ihre Häuser und Wohnungen ließen. Königin<br />
Viktoria (England, 19. Jahrhundert) war als Tierschützerin und Katzenfreundin<br />
bekannt und hatte in großen Einfluss auf die Geschichte der Domestizierung. Sie<br />
hielt neben Hunden, Pferden, Ziegen auch zwei Perserkatzen, die in ihrem Palast<br />
leben durften.<br />
Viel wichtiger ist aber die Frage, wie die Hauskatze entstanden ist. In der Geschichte<br />
wird deutlich, dass der Mensch bei der Domestizierung von anderen Haustieren wie<br />
zum Beispiel beim Hund und Pferd großen Einfluss hatte. Die Katze suchte den<br />
Kontakt zum Menschen jedoch eigenständig. Auch in der Partnerwahl und im<br />
Bewegungsraum wurde sie im Gegensatz zu anderen Haustieren nicht kontrolliert.<br />
Als die ersten menschlichen Siedlungen entstanden, wurde Getreide angebaut.<br />
Durch die Lagerung der Vorräte vermehrten sich Kleinnagetiere rasant. Sie waren die<br />
Hauptnahrungsquelle der Vierbeiner. Die Menschen akzeptierten die Katze und<br />
5
emerkten bald, dass durch ihre Anwesenheit der Verlust der Getreidevorräte<br />
deutlich geringer war. Die gezielte Katzenzucht entstand erst vor etwas mehr als 100<br />
Jahren.<br />
1.1 Wie viel „Ur-Katze“ steckt in unserer Hauskatze<br />
Um sich zu ernähren, musste die Katze Beutetiere fangen, jagen, töten und fressen.<br />
Ihre Aufgabe bestand deshalb lange Zeit darin, Nahrungsschädlinge des Menschen<br />
zu bekämpfen. Unsere heutige Hauskatze hat diese Aufgabe verloren, als sie vor<br />
150 Jahren domestiziert und von draußen in die Häuser gebracht wurde. Das<br />
bedeutet aber nicht, dass diese angeborenen biologischen Triebe des Fangens,<br />
Jagens, Tötens und Fressens von Beutetieren der „Ur-Katze“ verloren gegangen<br />
sind. Vielmehr zählen sie, neben dem Putzen und Schlafen zu den<br />
Grundbedürfnissen der Stubentiger und dürfen für ein glückliches Leben in der<br />
Wohnung nicht fehlen.<br />
Das Dasein der <strong>Wohnungskatzen</strong> ist vollständig vom Katzenhalter bestimmt. Um der<br />
Katze ein artgerechtes Leben zu ermöglichen, muss man verstehen, wie sie die Welt<br />
wahrnimmt und welche Grundbedürfnisse sie hat. Ich denke, es ist besonders<br />
wichtig, eine Umgebung zu schaffen, in der sich die Mietze wohlfühlt. Dazu zählen<br />
auch ausreichend Beschäftigungsmöglichkeiten, um Langeweile zu verhindern. Das<br />
Haustier kann nur durch auffälliges, oft unerwünschtes Verhalten mitteilen, dass ihm<br />
etwas fehlt. Dazu zählen zum Beispiel Kratzen an Möbeln, nächtliches Schreien,<br />
Unreinheit, Ängstlichkeit, Beißen und Kratzen.<br />
1.2 Wie die Katze die Welt wahrnimmt?<br />
In diesem Kapitel versuche ich zu beschreiben, wie sich unsere hochentwickelte<br />
Hauskatze orientiert und wie sie die Welt wahrnimmt. Die Sinne der Katze sind nicht<br />
nur für die Jagd wichtig, sondern spielen auch in der Kommunikation, bei der Flucht<br />
oder im Kampf eine wesentliche Rolle. Da die Katze Jäger und Beutetier zugleich ist,<br />
ist sie stets aufmerksam.<br />
1.2.1 Tastsinn<br />
Die hochsensibel Hautrezeptoren der Katze werden Merkel-Zellen genannt und sind<br />
und mit den menschlichen Fingerspitzen vergleichbar. Berührungsreize werden<br />
durch diese Zellen konstant weitergeleitet. Auch die Haarfollikel sind mit Nerven<br />
6
versorgt. Im Unterschied zum Menschen gewöhnen sich die Sinneszellen nicht an<br />
permanente Stimulation. Mit der Nase kann die Windrichtung bestimmt und die<br />
Temperatur eingeschätzt werden. In den Vorderpfoten befinden sich besonders viele<br />
Rezeptoren, weshalb Dr. John Bradshaw die Katzenpfote als eigenes Sinnesorgan<br />
bezeichnet. Ebenso besitzen sie kurze steife Tasthaare im Gesicht sowie an den<br />
Vorderbeinen mit denen Vibrationen wahrgenommen werden können.<br />
1.2.2 Schnurrhaare<br />
Durch die Schnurrhaare erhalten Katzen Informationen über die<br />
Umgebungstemperatur, ihr Gleichgewicht und die Größe von Räumlichkeiten.<br />
Unverzichtbar sind die Schnurrhaare für die Jagd, da Bewegungen und Luftzüge<br />
wahrgenommen werden. Sie erhält Informationen darüber, wie schnell und aus<br />
welcher Richtung Luft strömt. Katzen sehen in der Nähe nicht scharf und verlassen<br />
sich deshalb vor allem auf die Schnurrhaare, die sie dazu nach vorne hin ausrichten.<br />
Dies ist vor allem beim Beutefangen besonders wichtig. Mit Hilfe der Schnurrhaare<br />
an den Lefzen, den Wangen, über den Augen, am Kinn, der Innenseite der<br />
Fußgelenke und der Rückseite der Beine kann die Katze die Welt in 3D<br />
wahrzunehmen.<br />
1.2.3 Sehsinn<br />
Die Augen der Katze sind groß und nach vorne gerichtet. In der Nähe sehen sie<br />
verschwommen, auf 2 bis 6 Meter Entfernung jedoch können sie Objekte, zum<br />
Beispiel Beutetiere, besonders gut fokussieren. Ebenso nimmt die Mieze schnelle<br />
Bewegungen, wie das Vorbeihuschen einer Maus, besonders gut wahr.<br />
Auch wenn Katzen Farben wenig Aufmerksamkeit schenken, haben Untersuchungen<br />
ergeben, dass sie die Fähigkeit dazu haben, diese wahrzunehmen. In der<br />
Dämmerung sehen sie gut, in der Dunkelheit sieht auch eine Katze nichts.<br />
1.2.4 Geruchssinn<br />
Der Geruchsinn wird für die Jagd nur wenig gebraucht. Die Katze riecht deutlich<br />
besser als wir Menschen und kann Pheromone wahrnehmen. Pheromone sind<br />
Botenstoffe einer Spezies, die zur Informationsübertragung dienen. Sie geben<br />
Auskunft über Geschlecht, Revier, Fruchtbarkeit und Persönlichkeit. Dadurch weiß<br />
das Tier, wer zu welcher Zeit in der Gegend war. So können in weiterer Folge<br />
7
Konflikte verhindert werden. Über Duftdrüsen, die sich an den Schläfen, Kinn,<br />
Wangen, Pfotenballen, Rücken und Schwanz befinden, werden Markierungen<br />
gesetzt.<br />
Viel Wissen über die verschiedenen Pheromone gibt es nicht. Bis jetzt wurden drei<br />
unterschiedliche Gesichtspheromone bestimmt. Das Pheromon F2 gibt Information<br />
zur Paarungsbereitschaft. Durch Reiben von Wangen und Kinn an bestimmten<br />
Gegenständen wird das Pheromon F3 freigesetzt und sichert das Territorium. Das<br />
Pheromon F4 kann als Wohlfühlpheromon bezeichnet werden. Geliebte Menschen<br />
oder andere Tiere werden durch Reiben des Kopfes markiert. Somit wird die<br />
Wiedererkennung unterstützt und Aggressionen werden reduziert. Weitere Arten der<br />
territorialen Duftmarkierung werden durch Kratzen und Urinieren gesetzt.<br />
Urinmarkierungen sind Teil des Sexualverhaltens, aber auch eine Reaktion auf<br />
Veränderungen im Revier, wie beispielsweise neue Tiere, um sich sicherer zu fühlen.<br />
1.2.5 Hörsinn<br />
Das Hören ist für die Katze wichtig, dieser Sinn ist besonders gut ausgebildet. Die<br />
Ohren sind trichterförmig und können bis zu 180 Grad gedreht werden. Vor allem das<br />
Hören von hohen Tönen, wie das Piepsen einer Maus, ist möglich. Dabei dient dieser<br />
Sinn viel mehr dem Aufstöbern von Beutetieren, als der Kommunikation mit<br />
Artgenossen.<br />
1.3 Die Sprache der Katze<br />
Um eine gute Beziehung aufbauen zu können, ist es notwendig, die Sprache der<br />
Katze zu verstehen. Katzen sind durchschaubar. Durch genaues Beobachten und<br />
das erforderliche Wissen, ist es möglich die Laute, die Körpersprache und auch die<br />
Verhaltensweisen zu verstehen. Nur so kann eine auf Respekt basierende<br />
Beziehung zwischen Mensch und Tier entstehen.<br />
1.3.1 Laute<br />
Grundsätzlich sind verwilderte Katzen stiller als jene, die bei Menschen leben.<br />
Manche Rassen, wie die Siamkatze oder Abessinier, sind tendenziell lauter als die<br />
gewöhnliche Hauskatze. Unterscheiden lassen sich stimmhafte und stimmlose Laute.<br />
8
Miauen: Eigentlich ist Miau der Hilferuf des Katzenbabys an die Mutter. Katzen<br />
miauen selten untereinander. Vielmehr wird dieser Laut zur Kommunikation mit dem<br />
Menschen genutzt, um Aufmerksamkeit zu erhalten. Es gibt mehr als 16<br />
verschiedene Arten von Miau mit unterschiedlicher Bedeutung.<br />
Schnurren: Im Grunde ist das Schnurren eine positive Rückmeldung und bedeutet<br />
Wohlbefinden. Katzen schnurren aber auch, wenn sie Schmerzen haben, gestresst<br />
sind oder im Sterben liegen. Ziemlich sicher ist, dass Schnurren ein Reflex ist, der<br />
unbewusst ausgelöst wird. Es hat zudem eine heilende Wirkung und verbessert die<br />
Knochendichte bei der Katze.<br />
Gurren: Zwei befreundete Katzen begrüßen sich manchmal durch ein leises Gurren.<br />
Manche Tiere kombinieren ein Gurren mit einem leisen Mauzen, was wie „plaudern“<br />
wahrgenommen werden kann. Sie führen diese Laute bis zu einer halben Stunde<br />
oder länger aus. Die Katzenmutter ruft durch ein Gurren ihre Kinder zusammen. Bei<br />
einer rolligen Katze zeigt dieser Laut Paarungsbereitschaft an.<br />
Schnattern oder Zähneklappern: Die Katze hat den Mund leicht geöffnet, die<br />
Mundwinkel ziehen nach hinten und das Unterkiefer bewegt sich schnell auf und ab.<br />
Ausgelöst wird dies, wenn das Tier eine begehrte Beute sieht, diese aber nicht<br />
erreichen kann.<br />
Fauchen, Spucken, Knurren: Durch diese drei Lautäußerungen, der Reihe nach,<br />
zeigt die Mieze stufenweise den Übergang von überwiegender Abwehr bis hin zur<br />
Angriffsbereitschaft.<br />
Beim Fauchen ist der Mund zur Hälfte geöffnet und die Oberlippe wird hochgezogen.<br />
Die Atemluft wird scharf ausgestoßen, sodass bei naher Entfernung das angefauchte<br />
Tier einen Lufthauch im Gesicht spürt. Ein Angriff erfolgt dann meist durch Hiebe mit<br />
den Pfoten. Die Katze fühlt sich bedroht und hat Angst und wird sich, nur wenn nötig,<br />
verteidigen. Daher mögen es Katzen nicht, wenn sie angeblasen werden.<br />
Das Spucken ist ein plötzlich scharf hervorgestoßener Explosivlaut, der sich fast wie<br />
ein Knall anhört. Oft schlägt sie mit einer oder beiden Vorderpfoten am Boden auf,<br />
9
um abschreckend und gefährlich auf den Gegner zu wirken. Ein Angriff findet<br />
gewöhnlich aber nicht statt.<br />
Beim Knurren zieht die Katze nicht die Oberlippe, wie beim Fauchen, sondern nur<br />
den hinteren Mundwinkel hoch. Knurrt die Katze, greift sie normalerweise durch<br />
einen Biss an.<br />
Kreischen: Wenn sich die Katze in die Enge getrieben fühlt und keine<br />
Fluchtmöglichkeit hat, kann ein Abwehrkreischen hörbar werden. Dieser Laut leitet<br />
sich von einem gewöhnlichen Miau ab und hat eine besonders scharfe Betonung der<br />
zweiten Silbe.<br />
1.3.2 Körpersprache<br />
Gefühle werden durch die Stellung der Ohren, der Schnurrhaare und die Größe und<br />
Form der Pupillen zum Ausdruck gebracht. Die Pupillen werden aber auch durch die<br />
gegebenen Lichtverhältnisse beeinflusst. Zusätzlich geben die Körperhaltung und<br />
die Ausrichtung des Schwanzes schon von weiter weg Informationen. Oft zeigen die<br />
Katzen mehr als nur ein Gesicht, daher ist es manchmal nicht leicht die Sprache<br />
richtig zu deuten. Im weiterem werden allgemeine Emotionen beschrieben.<br />
Freundlicher Ausdruck: Die Schnurrhaare hängen locker zur Seite weg und die<br />
Augen wirken entspannt. Die Ohren sind nach vorne aufgerichtet. Sehr eindeutig ist<br />
ein erhobener Schwanz mit nach vorne gebogener Spitze.<br />
Entspannt- und Zufriedenheit: Die Ohren sind aufgerichtet und zeigen leicht nach<br />
außen. Der Blick ist offen und die Augen wirken etwas schläfrig. Die Schnurrhaare<br />
hängen locker zur Seite weg. Häufig gähnen und strecken sich entspannte Katzen.<br />
Interesse: Die Augen sind weit geöffnet und die Pupillen meist schmal. Die Ohren<br />
sind nach vorne gerichtet und reagieren auf Geräusche in der Umgebung. Die<br />
Schnurrhaare zeigen nach vorne und sind wie ein Fächer gespreizt. Ein zitternder<br />
Schwanz zeugt von freudiger Aufregung.<br />
Flehmen: Beim Flehmen nutzt die Katze das Jacobson´sche Organ, das am<br />
Gaumendach liegt, um Duftquellen aufzunehmen. Der Mund ist leicht geöffnet, die<br />
10
Nase gekräuselt und der Blick wirkt verzückt, als wäre sie in einer anderen Welt. So<br />
verharren sie einige Sekunden in dieser Position. Ein Kater reagiert auf diese Weise<br />
beispielweise auf die Sexuallockstoffe einer rolligen Katze. Auch andere starke<br />
Gerüche, wie Fleisch, lösen Flehmen aus.<br />
Angst: Durch ihre Körperhaltung<br />
versucht die Katze sich so klein wie<br />
möglich zu machen und kauert vor sich<br />
hin. Die Schultern sind gekrümmt und die<br />
Schnurrhaare seitlich angelegt. Der<br />
Schwanz wird zwischen den Beinen<br />
eingeklemmt. Stark erweiterte Pupillen<br />
und angelegte, seitlich nach unten<br />
gedrehte Ohren zeigen eine ängstliche<br />
Katze. Je angelegter die Ohren sind,<br />
umso größer ist die Angst. Wird die Katze<br />
in die Enge getrieben, kann ein Angriff<br />
nicht ausgeschlossen werden.<br />
Abbildung 1: Die obere waagrechte Reihe stellt von links nach rechts<br />
steigende Angriffsdrohung dar, die linke, senkrechte zunehmende<br />
Abwehrbereitschaft. Die restlichen Quadrate zeigen Mischformen<br />
verschiedenen Grades aus beiden.<br />
Angriffsbereitschaft: Das Tier versucht sich größer zu machen, um zu imponieren.<br />
Dabei stellt es die Haare am Körper und Schwanz auf und macht einen<br />
Katzenbuckel. Die Beine sind durchgestreckt. Die Schnurrhaare sind nach vorne<br />
gerichtet und breit gefächert. Der Blick ist starr und die Pupillen verengt. Peitschende<br />
Schwanzbewegungen deuten auf einen kurz bevorstehenden Angriff hin.<br />
1.4 Richtiges Begrüßen und Kontaktaufnahme bei fremden Tieren<br />
Besonders wichtig ist es, die Katze zu respektieren und sie entscheiden zu lassen,<br />
ob und wie weit Kontakt erwünscht ist oder auch nicht. Grundsätzlich gilt es als<br />
unhöflich, eine Katze, die auf einen zugeht, sofort zu streicheln.<br />
Richtiges Begrüßen: Durch langsames Blinzeln begrüßt die Katze freundlich ihr<br />
Gegenüber, egal ob Tier oder Mensch. Das Blinzeln ist ein absoluter Vertrauens- und<br />
Liebesbeweis für ein Raubtier, wie die Katze eines ist. Sind die Augen geschlossen,<br />
11
ist sie verletzbar. Begegnet man also einer Katze mit langsamem Zublinzeln, zeigt<br />
man ihr die eigene Verletzlichkeit und gleichzeitig das Vertrauen in sie, dass kein<br />
Angriff folgt. Meist blinzeln die Vierbeiner zurück, wodurch eine ideale Voraussetzung<br />
für eine vertrauensvolle Beziehung geschaffen wird. Wichtig ist, dass der Blick<br />
entspannt ist und man nicht zu starren beginnt. Ein starrer Blick führt genau zum<br />
Gegenteil und kann Flucht oder Angriff auslösen.<br />
Düfte haben für Katzen beim Kennenlernen eine besondere Rolle. Dazu kann ein<br />
persönlicher Gegenstand, der nach dem Menschen riecht, wie eine Brille, in ihre<br />
Richtung gehalten werden. Wenn der Gegenstand beschnuppert wird und sie ihre<br />
Wange daran reibt, ist dies ein freundliches Zeichen.<br />
Dem Tier sollte die Möglichkeit gegeben werden, mit der Berührung zu beginnen.<br />
Dazu hat man die Hand locker und den Zeigefinger noch leicht gekrümmt, in die<br />
Richtung der Katze gerichtet. Durch einen Nasenstupser begrüßen sich Katzen<br />
freundlich untereinander. Erhält man solch einen, kann der Druck durch Strecken des<br />
Fingers erhöht werden. Dann wird der Katze die Führung überlassen. Findet sie<br />
daran gefallen, drückt sie mit den Nasenrücken gegen den Finger und gleitet seitlich<br />
entlang der Wangen oder hoch bis zur Stirn daran vorbei.<br />
Richtiges Streicheln: War die Begrüßung positiv, kann langsam versucht werden<br />
sie an den Wangen, dem Kinn und der Stirn zu streicheln, da dies Stellen von den<br />
meisten Katzen zugelassen werden. Verhält sich die Mieze freundlich, kann weiter<br />
bis zu den Schultern und je nach Reaktion, auch über den Rücken gestreichelt<br />
werden. Jede Katze reagiert unterschiedlich auf Streicheleinheiten. Einheitliche<br />
Regeln wie lange und wo ein Tiger es liebt, gestreichelt zu werden, gibt es nicht.<br />
Jedes Tier ist sehr individuell. Die Körpersprache gibt Auskunft, über die<br />
Empfindung, die ausgelöst wird. So wird es möglich, Vorlieben des Tieres zu<br />
erkennen. Das Kapitel 5.5.1 befasst sich näher mit diesem Thema.<br />
2. Sozialwesen<br />
Jede Katze hat ihre eigene Persönlichkeit. Einerseits werden bestimmte<br />
Eigenschaften über die Gene weitergegeben, viel wichtiger ist aber bereits Erlebtes<br />
in ihrer Vergangenheit. Alle positiven oder negativen Erfahrungen machen die Katze<br />
zu dem, was sie ist.<br />
12
2.1 Sozialisierung<br />
Bei Katzenkindern wird zwischen der 2. und 7. Lebenswoche das Verhalten geprägt.<br />
Das Aufwachsen mit Geschwistern und der Mutter ist besonders wichtig, damit sich<br />
ein Kätzchen zu einem selbstbewussten Stubentiger entwickeln kann. Alle positiven<br />
Erlebnisse (zum Beispiel mit Menschen, anderen Tierarten, Autofahren in der<br />
Transportbox, verschiedene Geräusche…) werden ein Leben lang gespeichert und<br />
stärken das Wesen. Durch das Spielen mit Artgenossen erlernen sie ihre<br />
körperlichen Fähigkeiten. Damit sich eine Katze das typische Sozialverhalten<br />
aneignen kann, ist das Aufwachsen mit Mutter und Geschwistern unverzichtbar. Erst<br />
mit 12 Wochen ist ein Kätzchen für die Trennung von diesen alt genug.<br />
Wird ein Junges mit der Hand aufgezogen, können erhebliche Entwicklungsdefizite<br />
festgestellt werden. Diese zeigen sich darin, dass es nur schlecht Vertrauen zu<br />
Menschen aufbauen kann. Flaschenkätzchen haben später oft ein überängstliches,<br />
hyperaktives oder aggressives Verhalten.<br />
2.2 Wichtige Voraussetzung für eine glückliche Wohnungskatze<br />
Ist eine Katze von klein an die Haltung in einer Wohnung gewöhnt und kennt keinen<br />
Freilauf, wird sie das begrenzte Wohnungsrevier akzeptieren. Einem<br />
halbverwilderten Kätzchen von einem Bauernhof fällt es schwer, sich an ein Leben in<br />
der Wohnung zu gewöhnen. Katzen, die in ihrem Leben bisher Freigang hatten,<br />
werden die Freiheit vermissen. Mit Ausnahme kann beobachtet werden, dass häufig<br />
alte oder behinderte Freigänger-Katzen, die im Tierheim lebten, sich zum Teil<br />
problemlos in der Wohnung eingelebt haben und zufrieden scheinen.<br />
Möchte man keinen Katzennachwuchs haben, so soll das Tier kastriert bzw.<br />
sterilisiert werden. Dadurch verändern sich natürlich der Hormonhaushalt und das<br />
Verhalten des Tieres. Katzen die rollig sind, sehnen sich nach einem Kater. Dieser<br />
Liebeswunsch bleibt ihr aber verwehrt und sie muss mit ihrer Gefühlswelt selbst klar<br />
kommen. Dies bedeutet Stress für Tier und Mensch. Nicht kastrierte<br />
geschlechtsreife Kater haben einen extrem stechenden Urin und markieren auch<br />
deutlich mehr, dieses Verhalten ändert sich nach der Kastration. Nach der der<br />
Operation sind die meisten Katzen ausgeglichener, ruhiger und bei weiblichen Tieren<br />
besteht das Risiko von Gebärmuttererkrankungen nicht mehr. Allerdings braucht ein<br />
kastriertes Tier etwa ein Drittel weniger Kalorien und neigt zu Übergewicht. Der<br />
13
ideale Zeitpunkt einer Kastration bzw. einer Sterilisation ist in der Regel vor der<br />
Geschlechtsreife.<br />
2.3 Einzelhaltung oder Gruppenhaltung<br />
Dr. Sharon Crowell-Davis hat eine Studie über verwilderte Katzenkolonien<br />
durchgeführt. Damit konnte sie belegen, dass diese Katzen ein ausgeprägtes<br />
Sozialverhalten haben. Daraus lässt sich ableiten, dass <strong>Wohnungskatzen</strong>, die<br />
einzeln gehalten werden, oft unter Einsamkeit und Langeweile leiden. Vor allem<br />
dann, wenn die Bezugsperson den ganzen Tag unterwegs ist. Daher ist es meist<br />
zum Wohl des Tieres, sich von Anfang für mindestens zwei Katzen zu entscheiden.<br />
Besonders gut harmonieren Geschwister oder Katzen, die bereits befreundet sind.<br />
Möchte man sich eine weitere Katze dazu nehmen, ist es hilfreich sich zuerst<br />
Gedanken über die Persönlichkeit des bereits im Haushalt lebenden Tieres zu<br />
machen und zu überlegen welcher Katzentyp zu ihm passen könnte. Das wichtigste<br />
Kriterium bei der Auswahl des Spielgefährten sollte ein möglichst ähnliches<br />
Energielevel sein. Es ist nicht Erfolg versprechend, wenn man zu einer jungen sehr<br />
verspielten und aktiven Katze eine schon ältere träge und viel schlafende auswählt.<br />
Besser würde in dem Fall eine ebenfalls verspielte junge Katze passen.<br />
2.4 Welche Katzenrassen passen gut als Wohnungskatze<br />
Rassekatzen sind edel, kosten viel Geld und allgemein kann gesagt werden, dass<br />
„rein“ gezüchtete Katzenstämme gesundheitlich und auch seelisch schwächer sind<br />
als die gewöhnliche Hauskatze. Manche Katzen haben sogenannte rassespezifische<br />
Leiden, was auch als Qualzucht bezeichnet werden kann. Langhaarkatzen sind<br />
beispielsweise dauerhaft im Haarwechsel. Die Struktur des Haares hat sich verändert<br />
und sie sind nicht in der Lage die Fellpflege selbständig durchzuführen. Zudem<br />
leiden sie immer wieder an Haarballen im Magen und nicht selten an Verstopfungen,<br />
die durch das Verschlucken der Haare hervorgerufen wird. Bei der Perserkatze<br />
wurde die Nase verkürzt gezüchtet. Manche Perser haben dadurch Probleme beim<br />
Atmen durch die Nase und leiden oft unter tränende Augen als Folge einer<br />
Verlegung der Tränengänge.<br />
Der Vorteil bei Rassekatzen ist, dass sie meist bestimmte Charaktereigenschaften<br />
aufweisen, die durch Vererbung weitergegeben werden. Typische Rassen die sich<br />
als Wohnungskatze gut eignen, sind die Thai, die Siam, die Bengal, die Britisch<br />
14
Kurzhaar, die Europäisch Kurzhaar, die Heilige Birma, die Ragdoll, die Perserkatze<br />
oder die Russisch Blau.<br />
2.5 Katzentypen<br />
Katzen können grob in drei Gruppen unterteilt werden, wenn man das Verhalten<br />
genauer beobachtet. Den Katzentyp kann durch die Reaktion des Tieres bei Besuch<br />
im eigenen Revier erkannt werden. Diese Kenntnis ist im Alltag, bei der Partnerwahl<br />
oder der Wohnraumgestaltung von großer Bedeutung, damit das Tier selbstbewusst<br />
und glücklich sein kann. Grundsätzlich unterscheidet man die selbstbewusste, die<br />
unsichere-aggressive und die ängstlich-scheue Katze.<br />
Selbstbewusste Katze: Die selbstbewusste Katze fühlt sich in ihrem Revier wohl.<br />
Besucher begegnet sie ohne Scheu mit erhobenem Schwanz, nach vorne<br />
gerichteten Ohren und begrüßt diese durch Reiben ihres Köpfchens. Diese Katze<br />
strahlt Selbstbewusstheit aus und scheint ihr Territorium gern mit anderen zu teilen,<br />
da auch keine Verlustängste bestehen.<br />
Unsichere-aggressive Katze: Die unsichere und aggressive Katze toleriert Fremde<br />
in ihrem Revier nicht und reagiert mit nach vorne gerichtet Ohren, starren Blick und<br />
eventuell aggressiver Haltung. Dieser Katzentyp ist unsicher und hat scheinbar Angst<br />
um ihr Territorium. Typisch ist, dass sie Fremde, ganz gleich ob Tier oder Mensch,<br />
manchmal auch von hinten angreift, obwohl sich das Gegenüber friedlich zeigt. Diese<br />
Katzen haben in ihrem Leben oft nur wenig Liebe und Zuneigung erfahren.<br />
Ängstliche-scheue Katze: Bei diesem Katzentyp ist die Bezeichnung<br />
„Mauerblümchen“ sehr passend. Bei Besuch wird sich diese Katze im Kasten, unter<br />
dem Bett oder auf dem Schrank verstecken, um möglichst unbemerkt zu bleiben.<br />
Das Tier bevorzugt es an der Wand entlang den Raum zu durchqueren und spaziert<br />
nicht mitten durch das Zimmer. Leben im Haushalt mehrere Katzen, nimmt diese<br />
häufig die Opferrolle ein. Bei extrem scheuen Katzen ist es möglich, dass sie sich<br />
nicht einmal mehr zum Verrichten des Geschäftes aus ihrem Versteck trauen.<br />
15
2.6 Das Revier- die häuslichen Umgebung<br />
In der Natur leben Katzen in einem Territorium, dass durch Territorialmarkierungen<br />
definiert wird. Diese Markierungen werden durch Kratzen oder durch Reiben der<br />
Wangen an Gegenständen, aber auch durch das Verspritzen von Urin an bestimmten<br />
Stellen gesetzt (siehe Kapitel 1.2.4). Informationen werden dadurch weitergegeben<br />
und sollen ein friedliches Zusammenleben mit Artgenossen ermöglichen.<br />
Jede Katze hat in ihrem Wohnraum ihre eigenen Lieblingsplätze, an denen sie sich<br />
besonders wohl fühlt. Die Vierbeiner betrachten den Wohnraum vom Boden bis zur<br />
Decke genau und definieren dabei, welcher Platz sich am besten für bestimmte<br />
Tätigkeiten, wie zum Beispiel dem Schlafen eignet. Als Katzenhalter ist es wichtig,<br />
das Tier genau zu beobachten. Wohin fällt sein Blick bei Betreten eines Raumes? So<br />
können die Lieblingsplätze erkannt und entsprechend angeboten werden. Manche<br />
lieben eher versteckte Plätze am Boden zum Beispiel hinter einem Blumentopf,<br />
andere bevorzugen auch den Boden aber wählen die Mitte des Raumes. Es gibt<br />
auch Katzen, die sich am Boden nicht so wohlfühlen und lieber alles aus der Höhe<br />
beobachten. Zumindest wählt sie einen Sessel oder die Couch, um sich zu<br />
entspannen. Werden diese Vorlieben berücksichtigt, kann die Katze sich sicher<br />
fühlen und wird bestärkt. Der Wohnraum muss an sie angepasst werden.<br />
Verschiedene ausgewählte Orte und Gegenstände, die vom Tier Duftmarkierungen<br />
erhalten und der Zugang zur vertikalen Welt fördern das Selbstbewusstsein. In einem<br />
sozial relevanten Raum im Revier sollte ein „Basislager“ entstehen. Damit meint man<br />
einen definierten sicheren Ort, der mit Dingen, die nach der Katze riechen (wie zB ein<br />
Kratzbaum, das Katzenklo, ein Körbchen, Decken, Kokons und dergleichen),<br />
ausgestattet ist. Bereits in der Eingewöhnungsphase im neuen Zuhause, aber auch<br />
in Situationen, die Angst oder Stress auslösen, findet die Katze hier einen sicheren<br />
Platz für ihren Rückzug.<br />
3. Die Grundbedürfnisse der Katze<br />
Damit eine Katze Sicherheit und Stabilität erfahren kann, sollte der Alltag aus<br />
Routine, Ritualen und einem gewissen Rhythmus bestehen. Wildlebende Katzen<br />
haben viele Aufgaben zu erfüllen, um zu überleben. Nach dem Jagen, Fangen und<br />
Töten der Beute wird gefressen. Anschließend putzt sie sich und schläft. Wenn man<br />
es schafft, dass das Tier diese Aktivitäten der Reihe nach ausleben kann, sind die<br />
16
idealen Voraussetzungen für ein glückliches Leben in der Wohnung erreicht. Jeder<br />
Haushalt hat seinen eigenen energetischen Rhythmus der hauptsächlich davon<br />
geprägt ist, wann man aufsteht und zur Arbeit geht und wieder nach Hause kommt.<br />
Es sollten Rituale eingeführt werden, damit eine Routine entstehen kann. Dadurch<br />
definiert sich ein Rhythmus, der vorgibt, wann zum Beispiel gespielt, gefressen oder<br />
geschlafen wird. Es ist wichtig, einen gemeinsamen Rhythmus entstehen zu lassen,<br />
damit ein ausgeglichenes Zusammenleben beider Seiten möglich ist.<br />
Genauso wie der Mensch hat auch die Mieze im Laufe des Tages energetische<br />
Höhepunkte. Nach dem Schlafen ist sie meist energiegeladen und in der Natur bereit<br />
zur Jagd. Morgens nach dem Aufwachen entsteht durch das morgendliche Ritual des<br />
Katzenhaltens viel Energie, die sich auch auf die Katze überträgt, die womöglich<br />
ohnehin bereit für Aktivität ist. Nachdem alle am Morgen die Wohnung verlassen<br />
haben, bleibt die Katze oft voller Energie alleine zurück. Der nächste energetische<br />
Höhepunkt findet abends, wenn alle wieder nach Hause kommen, statt. Durch die<br />
Körpersprache der Katze lässt sich erkennen, wie energiegeladen sie ist. Versetzt<br />
man sich nun in die Lage des Tieres, sollte deutlich werden, dass eine Möglichkeit<br />
zum Abbau der Energie notwendig ist.<br />
3.1 Spielen<br />
Das Spielen mit dem Tier sollte keine nette Abwechslung sein und nur dann<br />
stattfinden, wenn einmal Zeit ist. Vielmehr ist es ein Grundbedürfnis der Katze das<br />
Fangen, Jagen und Töten von Beutetieren ausleben zu können. Daher sollte sich der<br />
Tierbesitzer ausreichend Zeit nehmen. Für die Katze sind die täglichen<br />
Spieleinheiten unverzichtbar und halten Körper und Geist fit. Hierbei sollte zwischen<br />
dem Ritual des Spielens, das zur Routine zählen soll und dem Spielen<br />
zwischendurch unterschieden werden. Katzen mögen vorhersehbare Abläufe und<br />
fixe Spielzeiten sollten ihr unbedingt ermöglicht werden.<br />
Manche Katzenhalter denken, ihr Schützling möchte nicht spielen. Oft liegt es am<br />
fehlenden Wissen über die richtige Spieltechnik. Beim Spielen geht es aber nicht nur<br />
darum, dass die Katze sich bewegt und durch die Wohnung läuft. Das Beobachten<br />
und Anschleichen ist der wesentliche Teil. Der kleine Tiger muss sich körperlich und<br />
geistig konzentrieren und kann so bei der Aktivität perfekt Energie los werden. Die<br />
Herausforderung liegt vor allem darin, zu erkennen, wie Ihre Katze spielt. Für eine<br />
17
alte Katze ist es möglicherweise schon ausreichend einfach nur zu beobachten und<br />
kurz auf das Spielzeug zu schlagen, wenn es in Reichweite ist.<br />
3.1.1 Spielarten<br />
Interaktives Spielzeug: Dieses Spielzeug ist das absolute<br />
Highlight für ihren Stubentiger. Die Katze spielt mit einer<br />
Federwedel (zB Katzenangel, siehe Abbildung 2) oder einem<br />
schnurgezogenem Beutetier, welchen durch den Menschen<br />
bewegt wird. Der Jagdtrieb kann auf diese Weise optimal<br />
ausgelebt werden. Dieses Spielzeug darf in keinem<br />
Katzenhaushalt fehlen und sollte täglich verwendet werden.<br />
Abbildung 2: Katzenangel<br />
Wurfspielzeug: Fellmäuse oder Bälle werden geworfen und gefangen. Meistens<br />
wird dieses Spielzeug unter der Couch wiedergefunden. Als Ergänzung kann die<br />
Variante dennoch eingesetzt werden.<br />
Aktivierbares Spielzeug: Durch Batterie gesteuertes Spielzeug soll sich die Katze<br />
alleine beschäftigen können. Das Problem ist jedoch, dass der Reiz bei der Jagd<br />
durch vorhersehbare Aktion der Maschine verloren geht. Für den Katzenbesitzer, der<br />
einen harten, anstrengenden Arbeitstag hinter sich hat, ist ein solches Spielzeug eine<br />
Alternative und besser als nichts.<br />
Laserpointer: Die Spielvariante hat einen großen Nachteil. Die Katzen können nicht<br />
fangen und töten, nur ewig jagen. Somit eignen sie sich nur dafür, den Vierbeiner in<br />
den Spielmodus zu bringen. Anschließend sollte ein anderes Spielzeug verwendet<br />
werden, damit der Jagdtrieb vollständig ausgelebt werden kann.<br />
3.1.2 Die richtige Spieltechnik mit interaktivem Spielzeug<br />
Die wichtigste Grundvoraussetzung ist, die Zeit aufmerksam der Katze zu widmen<br />
und sich durch keine Nebenbeschäftigung, wie Fernsehen oder Gespräche ablenken<br />
zu lassen.<br />
Um das Spiel für das Tier interessant zu gestalten, versucht man das Spielzeug so<br />
zu bewegen, dass der Eindruck entsteht es wäre ein echtes Beutetier. Bei einer<br />
Variante wird zum Beispiel mit Hilfe einer Katzenangel (siehe Abbildung 2)<br />
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vorgegeben, dass sich ein Vogel im Zimmer bewegt. Als erstes lässt man es für<br />
ungefähr eine Minute in luftiger Höhe im Raum kreisen und anschließend bewegt<br />
man es ruckartig zu Boden. Die Katze wird zuschlagen. Das Beutetier sollte in<br />
diesem Moment nicht bewegt werden, sondern ein totes Tier imitieren. Die Katze<br />
wird diese Tatsache durch Hinschlagen überprüfen und sich demonstrativ von der<br />
Beute entfernen. Im nächsten Schritt kann das Beutetier hinter einem Gegenstand<br />
versteckt werden. Wenn die Katze auf folgende Weise reagiert, ist sie im Spielmodus<br />
und die Aktivierung hat funktioniert. Sie hat weiten Pupillen, angespannten Muskeln,<br />
sowie ein erkennbares, leichtes Schwanzzucken. Außerdem zeigt sie ein<br />
mehrmaliges Kopfnicken und Wackeln des Hinterteiles kurz vor dem Sprung in<br />
Richtung Spielzeug. In diesem Moment wird das Spielzeug wieder weggezogen. Nun<br />
kann entschieden werden, ob eine neue Spielrunde gestartet wird. Zum Abschluss<br />
sollte die Katze die Möglichkeit bekommen, sich mit ihrer Beute an einem<br />
ausgesuchten Platz zurückziehen zu können. Häufig ist dabei ein Brummen<br />
wahrzunehmen, was eine abschließende Bestätigung für eine erfolgreiche und<br />
befriedigende Spielrunde ist.<br />
3.1.3 Spieltypen<br />
Jede Katze ist anders. Die Herausforderung ist es zu erkennen, was sie liebt.<br />
Meistens sind sie Jäger, die entweder Beute am Boden oder in der Luft bevorzugen.<br />
Manche mögen aber auch beides. Ein weiterer Unterschied liegt in der Bereitschaft<br />
sich für das Spielzeug zu interessieren. Manche müssen das Spielzeug nur sehen<br />
und reagieren sofort und andere kommen erst nach ungefähr fünf Minuten in den<br />
Genuss ausführlich zu spielen. Die Jagdtechniken sind angeboren. Grundsätzlich gilt<br />
kurz und intensiv zu spielen, damit sie sich auspowern können. Nach einer kurzen<br />
Ruhepause beginnt das Spiel von neuem. Möglicherweise wirkt sie in den Pausen<br />
gelangweilt, was sie aber meist nicht ist. Zudem wird die Lust zum Spielen beim Tier<br />
durch wechselndes Spielzeug gesteigert. Nach einigen Runden kann beobachtet<br />
werden, dass die Katze nicht mehr so schnell reagiert und Energie abbauen konnte.<br />
3.2 Fressen<br />
Von Natur aus nehmen Katzen täglich mehrere kleine Mahlzeiten (ca. 8-10 Mäuse)<br />
zu sich und erst nach dem Jagen, Fangen und Töten der Beute wird gefressen. Hat<br />
die Katze rund um die Uhr die Möglichkeit ohne Anstrengung und ohne es sich<br />
19
wirklich verdient zu haben zu fressen, wird sie unbefriedigt sein. Wichtig sind<br />
geregelte Zeiten für die Fütterung, zum Beispiel 2-4-mal am Tag. Am natürlichsten ist<br />
es, den Zeitpunkt an die täglichen Energiespitzen anzupassen. Nach dem Spielen ist<br />
ein idealer Moment für die verdiente Mahlzeit. Auf Füttern zwischendurch, weil die<br />
Katze durch Miauen neben dem Napf den Anschein macht hungrig zu sein, sollte<br />
verzichtet werden.<br />
3.3 Putzen<br />
Nach der zuvor stattgefunden Jagd und Nahrungsaufnahme ist der Schützling<br />
zufrieden und satt. Die Katze beginnt mit der Fellpflege. Beim Putzen wird das Fell<br />
von Staub und Schmutz befreit. Auch der Eigengeruch reduziert sich, sonst würden<br />
die Beutetiere den Jäger schon von weitem wahrnehmen. Mit der Zunge wird Fett<br />
aus Talgdrüsen verteilt, damit bei Regen das Wasser abtropft und die Haut trocken<br />
bleibt. Zusätzlich hat die Fellpflege eine beruhigende Wirkung, um Spannung<br />
abzubauen. Nicht zu vergessen ist die soziale Funktion bei befreundeten Katzen.<br />
3.4 Schlafen<br />
Den Ort zum Schlafen suchen sich die meisten Katzen selbst aus und die Vorlieben<br />
sollten akzeptieren werden. Dabei legen sie Wert auf einen warmen, geschützten<br />
Platz ohne Zugluft. Besonders wichtig ist der Sichtschutz, welcher der Katze das<br />
Gefühl von Sicherheit gibt. Daher wird oft eine erhöhte Liegefläche, die auch eine<br />
gute Aussicht bietet, gewählt. Besonders gut werden kuschelige Unterlagen<br />
angenommen. Die Liegefläche sollte bequem, groß genug und sauber sein. Das Bett<br />
haben viele Katzen sehr gerne, weil es intensiv nach dem geliebten Menschen riecht.<br />
Das Ruhe- und Schlafbedürfnis beträgt täglich zwischen 14 und 16 Stunden pro Tag,<br />
in einer reizarmen Umgebung können es sogar 18 Stunden sein. Der Stubentiger<br />
schläft nicht durch, sondern legt während des Tages verteilt immer wieder<br />
Ruhephasen ein. Die Katze sollte respektiert und beim Schlafen nicht gestört<br />
werden. Gestresste Katzen können genauso wie der Mensch unter Schlafenzug<br />
leiden, daher muss speziell in aktiven Haushalten oder bei der Haltung mehrerer<br />
Tiere ein wirklich ruhiger und ungestörter Rückzugsort gegeben sein.<br />
20
4. Artgerechte Wohnraumgestaltung<br />
Die Umgebung muss für das Tier angepasst und entsprechend ausgestattet werden.<br />
Nur so können die Bedürfnisse ausgelebt und der Katze ein artgerechtes Leben<br />
ermöglicht werden.<br />
4.1 Futter- und Wasser<br />
Futter und Wasser sollten nicht nebeneinanderstehen. In der Natur trinken Katzen<br />
wenig und meist dann, wenn sie beim Wandern an Wasserstellen vorbeikommen.<br />
Katzen brauchen beim Fressen Ruhe und sollten nicht gestört werden. Der<br />
Fressplatz sollte ein Ort sein, an dem der Stubentiger auch kleckern darf. Es ist ein<br />
typisches Verhalten, dass Futterhäppchen herum geschmissen werden und hat den<br />
Sinn, die Beute von Schmutz und Staub zu befreien. Jede Mieze sollte ihren eigenen<br />
Napf besitzen. Bei der Wahl des richtigen Gefäßes sollten Materialien wie Keramik,<br />
Porzellan oder Edelstahl gegenüber Kunststoff bevorzugt werden.<br />
Viele Katzen mögen es nicht, wenn die Schnurrhaare den Rand der Futterschüssel<br />
berühren, daher sind flache Teller empfohlen. Das Futter sollte Zimmertemperatur<br />
haben und nie direkt aus dem Kühlschrank kommen. Ein abwechslungsreicher<br />
Speiseplan mit immer wieder neuen Sorten ist sinnvoll. Wenn die Katze nicht frisst,<br />
kann die Ursache neben Pingeligkeit auch eine Krankheit bedeuten. Nach<br />
spätestens 2 Tagen kann dieser Zustand lebensbedrohlich werden und ein Tierarzt<br />
muss aufgesucht werden.<br />
Die wohl natürlichste und gesündeste Art Katzen zu ernähren ist das B.A.R.F.<br />
(biologisch artgerechtes rohes Fleisch), welches mit Mineralstoffen und Vitaminen<br />
angereichert wird, damit es dem Nährwert einer Maus entspricht. Diese<br />
Fütterungsmethode ist zeitaufwendig und erfordert viel Wissen. Katzenhalter sollten<br />
sich unbedingt genau mit diesem Thema auseinandersetzten, da es bei Fehlern zu<br />
schweren Mangelerscheinungen und Krankheiten kommen kann.<br />
Um den Speiseplan abwechslungsreicher zu gestalten, sollte der Katze der Genuss<br />
von rohem Fleisch nicht vorenthalten werden. Ungefähr 20 % der<br />
Gesamtfuttermenge kann durch rohes Fleisch ersetzt werden, ohne dass es zu<br />
einem Mangel an Nährstoffen kommt. Zusätzlich wird dadurch Zahnsteinbildung<br />
vorgebeugt. Je nach Geschmack eignen sich Fleischsorten wie Rind, Lamm, Huhn,<br />
Pute, Fisch oder Wild bestens. Geflügelteile können ungekocht samt Knochen<br />
21
verfüttert werden. Auf die Fütterung von rohem Schwein sollte wegen einer<br />
möglichen tödlichen Aujeszky-Virusinfektion verzichtet werden.<br />
Nassfutter sollte dem Trockenfutter vorgezogen werden. Es sollte in jedem Fall<br />
hochwertig sein und einen hohen Proteinanteil und keine Kohlenhydrate aufweisen.<br />
Trockenfutter sollte nie ausschließlich und am bestem nur als Leckerei verfüttert<br />
werden, weil die meisten Sorten viele Kohlenhydrate enthalten. Zudem kann die<br />
Katze den geringen Feuchtigkeitsanteil von 10 %, obwohl sie deutlich mehr trinkt,<br />
nicht ausgleichen.<br />
Hochwertiges Fertigfutter ist teurer, es sollten aber die Vorteile bedacht werden. Die<br />
Katze benötigt weniger Nahrung, weil die Nährstoffe reichlich und ausgewogen<br />
vorhanden sind. Daraus folgend produziert sie geringere Kotmengen, wodurch auch<br />
weniger Streu benötigt wird. Zu Letzt bleibt sie gesünder, was die Tierarztkosten<br />
senkt.<br />
Gutes Futter erkennt man an detaillierten Angaben auf dem Etikett. Der<br />
Haupteiweißlieferant sollte Muskelfleisch sein, der pflanzliche Anteil unter 10 %<br />
liegen und aus leicht verdaulichem Getreide, wie Reis oder Gemüse bestehen.<br />
Zudem sollten hochwertige Fette, viele Vitamine und Mineralstoffe und nur natürliche<br />
Konservierungsstoffe, wie Vitamin C und E enthalten sein.<br />
Minderwertiges Fertigfutter wird aus tierischen Nebenerzeugnissen (Schlachtabfällen<br />
wie Schwarten, Därmen, Hufen, Euter...) und pflanzlichen Nebenprodukten wie<br />
Getreideabfällen, Soja, Erdnusshülsen… hergestellt. Meist ist der Kohlenhydratanteil<br />
zu hoch. Dies begünstigt Nierenleiden, Leberschäden, Diabetes, Harnsteinbildung<br />
und Übergewicht.<br />
Grundsätzlich gilt, je geringer die empfohlene Futtermenge ist, desto besser ist die<br />
Qualität des Futters. Daher ist es sinnvoll sich die Angaben des Futterinhaltes genau<br />
anzusehen und durch Probieren das Richtige zu finden.<br />
Die tägliche Futtermenge ist individuell und von Faktoren wie Alter, Geschlecht und<br />
Aktivitätsgrad abhängig. Eine ausgewachsene Katze benötigt ca. 70 Kilokalorien pro<br />
Kilogramm Körpergewicht pro Tag.<br />
Katzengras: Bei der Fellpflege werden viele Haare verschluckt, die sich im Magen<br />
zu Bällchen formen und im Darm zu Probleme führen können. Für eine gesunde<br />
Verdauung ist Katzengras nötig, dieses hilft beim Erbrechen der Haarballen.<br />
22
Katzengras kann man einfach im Fachhandel erwerben. Auch Getreidesaaten zur<br />
Anzucht, wie Hafer, Weizen, Hirse oder Roggen eignen sich. Manche Katzen nutzen<br />
ungiftige Zimmerpflanzen, zum Beispiel die Grünlilie, als Verdauungshilfe.<br />
Wasserstellen<br />
Da Katzen aus trockenen Steppen- und Savannengebiete abstammen benötigen sie<br />
nur wenig Wasser. In der Wildnis decken Katzen ihren Flüssigkeitsbedarf zum<br />
größten Teil durch den Verzehr von Beutetiere. Eine Maus besteht zu 70 % aus<br />
Wasser. Daher ist es nicht nötig nach der Nahrungsaufnahme zu trinken. Am<br />
idealsten sind mehrere Wasserquellen, die verteilt in der Wohnung Platz finden. Da<br />
Katzen generell eher zu wenig Flüssigkeit aufnehmen, sollte versucht werden sie<br />
zum Trinken zu verführen. Durch Platzierung der Wasserstellen an beliebten<br />
Wanderwegen oder Aussichtplätzen kann die Trinkmenge erhöht werden. Es existiert<br />
keine Richtlinie, welche Wasserquelle und welche Wasserqualität am bestem<br />
angenommen wird, da jedes Tier individuelle Vorlieben hat. Manche lieben es am<br />
tropfenden Wasserhahn oder Trinkbrunnen zu trinken. Es gibt auch Katzen, die das<br />
abgestandene Wasser am Balkon bevorzugen. Der Katzenhalter sollte einfach<br />
probieren, welche Wasserquelle der Schützling am liebsten mag.<br />
4.2 Katzenklo<br />
In der Natur haben Katzen keinen fixen Ort, an dem sie ihr Geschäft verrichten,<br />
sondern entscheiden nach Lust und Laune. Daher kann die Reinlichkeit des Tieres<br />
eher als Wunder angesehen werden. Damit der Stubentiger das Katzenklo<br />
akzeptiert, ist manchmal große Kompromissbereitschaft des Katzenhalters<br />
erforderlich. Das stille Örtchen dient auch als Duftquelle und kennzeichnet das<br />
Revier. Dadurch erhält die Katze Sicherheit und kann sich zuhause fühlen. Es macht<br />
Sinn, folgende Grundregeln zu beachten.<br />
Wie viele Toiletten benötigt werden, hängt von der Anzahl der im Haushalt lebenden<br />
Katzen ab. Es wird empfohlen für jedes Tier ein Kisterl und ein Zusätzliches zur<br />
Verfügung zu stellen. Bei zwei Katzen sollten demnach drei bereitstehen und bei drei<br />
sollten es vier Toiletten sein. Die Katzenklos sollten nicht nebeneinander, sondern<br />
verteilt im Wohnraum Platz finden. Speziell Räume, in denen viel Zeit verbracht wird,<br />
wie das Wohnzimmer, sollten als Standort genutzt werden. Die Streu sollte neutral<br />
riechen. Der Gebrauch von Duftsprays kann zum Nichtbenutzen der Toilette führen.<br />
23
Bei der Wahl der Einstreu müssen die Vorlieben des Tieres berücksichtigt werden.<br />
Die Pfoten sind sehr empfindlich und manche Produkte sind für die Mieze<br />
unangenehm und werden daher nicht angenommen. Anzeichen für ungeeignete<br />
Streu ist, wenn sie weder vor noch nach der Benützung scharrt, keinen Fuß in das<br />
Kisterl setzt oder anschließend fluchtartig den Ort verlässt. Bei der Füllmenge sollte<br />
nicht übertrieben werden. Oft reichen 2-5 Zentimeter. Manche Katzen mögen es<br />
nicht, wenn sie beim Erledigen ihres Geschäftes zu tief einsinken. Das Klo hat die<br />
Aufgabe ansprechend und praktisch für die Katze zu sein. Daher muss es groß<br />
genug sein, damit sie sich drehen und graben kann, ohne ständig die Seitenwände<br />
zu berühren. Besonders bei älteren oder übergewichtigen Tieren ist ein einfacher<br />
Einstieg nötig. Manchen Katzen scheint es egal zu sein, aber überdachte Klos sind<br />
eine Sackgasse und lassen bei Gefahr keine Flucht zu. Vor allem in Haushalten mit<br />
anderen Tieren und Kindern sollten keine Hauben verwendet werden. Die im Handel<br />
erhältlichen Toilettenbeutel aus Plastik sind nicht zu empfehlen. Katzen hassen<br />
Plastik und beim Scharren können sie den Beutel beschädigen.<br />
Die Reinigung der Toilette hat täglich zu erfolgen. Dabei genügt es, das schmutzige<br />
Streu und den Kot zu entfernen und anschließend wieder Material zu ergänzen. Bei<br />
der Grundreinigung des Katzenklos sollte man nur heißes Wasser verwenden. Die<br />
Reinigung mit Desinfektionsmittel ist nicht zu empfehlen. Eine übertriebene<br />
Reinigung hat negative Folgen für das Tier. Die Mieze kann sich in ihrem<br />
Lebensraum selbst nicht mehr riechen und verliert somit eine sehr wichtige<br />
Markierung ihres Territoriums. Die Katze wird Unsicherheit empfinden und hat den<br />
Wunsch diesen Zustand wieder zu ändern.<br />
Erfolgsversprechend ist es, dem Vierbeiner verschiedene<br />
Toilettenorte und Streumaterialien anzubieten, um die<br />
persönlichen Vorlieben zu entdecken.<br />
4.3 Kratzmöglichkeiten<br />
Kratzen ist keine nervige Angewohnheit der Katze,<br />
sondern aus mehreren Gründen unverzichtbar. Die<br />
Rücken- und Brustmuskulatur werden gedehnt, die äußere<br />
Schicht der Krallen löst sich ab, die Katze bleibt fit und<br />
kann Stress abbauen. Der Gegenstand wird dabei mit<br />
Abbildung 3: Idee für selbstgebauten Kratzbaum<br />
24
ihrem Duft und durch die Kratzspuren auch visuell markiert und kennzeichnet<br />
deutlich ihr Revier. Das unerwünschte Kratzen an Möbeln und anderen Orten hat für<br />
das Tier eine wichtige Bedeutung und ist im Grunde ein Liebesbeweis an den<br />
Menschen. Sie erzeugt dadurch einen gewissen Gruppenduft und zeigt dem<br />
Menschen, dass sie das Territorium teilen möchte.<br />
Der Mieze sollten mehrere Kratzmöglichkeiten in der Wohnung zur Verfügung gestellt<br />
werden. Die geeigneten Plätze dafür sind Orte, an denen sie viel Zeit verbringt. Steht<br />
ein Kratzbaum in einen Zimmer, in dem sich nie jemand aufhält, wird dieser meist<br />
nicht beachtet. Die Kratzmöglichkeit muss groß genug sein, um ein Aufrichten in<br />
voller Länge zu zulassen. Stabilität und Robustheit sind wichtig. Wenn der<br />
Kratzbaum zu wackeln beginnt, wird er uninteressant und die Katze wird sich andere<br />
Plätze suchen.<br />
Auch beim Kratzen sind sie sehr individuell und nur durch Beobachten des Lieblings<br />
können die persönlichen Vorlieben erkannt werden. Auch das geeignete Material<br />
wählt sie selbst. Gerne werden Sisal, Jute, Holz, Kork, Teppich oder Pappe<br />
angenommen. In der Kratztechnik werden weiter Unterschiede merkbar. Manche<br />
geben horizontalen Flächen, wie einen Teppich den Vorzug und andere lieben die<br />
Vertikale wie die Couch. Es gibt auch Tiere, die gerne an der Unterseite des Bettes<br />
oder über Ecken und Kanten kratzen. Zu finden sind auch Tiere, die alle Varianten<br />
nutzen.<br />
4.4 Catwalks<br />
Katzen haben große Freude beim<br />
Klettern und Betrachten eines<br />
Raumes vom Boden bis zur Decke.<br />
Um die Wohnung katzengerecht<br />
einzurichten, dürfen Wege an der<br />
Wand nicht fehlen. Der Mieze wird<br />
dadurch ein Herzenswunsch erfüllt.<br />
Gleichzeitig vergrößert sich der<br />
Wohnraum und neue Perspektiven<br />
werden geschaffen.<br />
Abbildung 4: Kratzbaum mit Catwalk<br />
Damit der Catwalk von der Katze gerne angenommen wird, sind einige wichtige<br />
Grundregeln zu beachten. Dies gilt ganz besonders in Haushalten mit mehreren<br />
25
Katzen. Es sollten verschiedene Möglichkeiten geboten werden, um auf den Catwalk<br />
zu gelangen und diesen auch wieder zu verlassen. Um Konflikte zu vermeiden und<br />
mehreren Katzen genügend Platz zu geben, macht es Sinn in unterschiedlicher Höhe<br />
vertikale Bretter an der Wand zu fixieren. Die Bretter sollten mindestens 20<br />
Zentimeter breit sein, um das Passieren einer zweiten Katze zu gewähren.<br />
Unerreichbare Zonen gilt es zu vermeiden, da im Notfall nicht gehandelt werden<br />
kann. Sackgassen können zu Konflikten führen und sind durch zusätzliche Auf- und<br />
Abstiegsmöglichkeiten zu umgehen. Das Catwalk-Element in der Wohnung sollte für<br />
den Tiger interessant gestaltet werden, damit die vertikale Welt zum Entspannen,<br />
Spielen oder Beobachten einlädt.<br />
Der Walk kann selbst gebaut werden, bei der Gestaltung sind der Kreativität keine<br />
Grenzen gesetzt. Es können auch überspringbare Lücken, ein Tau zum Balancieren,<br />
naturbelassenes Holz, verschiedene Kratzmöglichkeiten, ein Auf- und Abstieg zur<br />
Fensterbank, Hängematten, Kletter- und Kratzsäulen, Tunnel und vieles mehr<br />
eingebaut werden. Mehrere Ebenen an der Wand vergrößern die Fläche und das<br />
Angebot. Der Walk kann auch so angebracht sein, dass Räume miteinander<br />
verbunden werden.<br />
4.5 Beobachtungsmöglichkeiten<br />
Wie bereits erwähnt, ist die Jagd die wichtigste Tätigkeit der Katze. Sie lauert ihrer<br />
Beute lange auf, beobachtet und bewertet bis sie schließlich angreift. Der eigentliche<br />
Akt, das Fangen und Töten, benötigt meist nur wenig Zeit, wohingegen das<br />
Beobachten eine größere Rolle spielt. Hier eigenen sich zB Fensterbänke, von<br />
denen die Katze die Außenwelt beobachten kann. Natürlich ist diese<br />
Beschäftigungsart von den baulichen Gegebenheiten der Wohnung abhängig.<br />
Durch das Platzieren von Dingen, die Beutetiere anlocken, wie zum Beispiel ein<br />
Vogelbad oder ein Vogelhaus, wird der Ort Fensterbank attraktiver und anziehender<br />
für die Katze. Auch in Wohnungen die höher gelegen sind, kann das Beobachten der<br />
Menschen auf der Straße interessant sein.<br />
Es ist bekannt, dass Katzen gerne in der Sonne liegen und dort entspannen. Je nach<br />
Tageszeit scheint die Sonne durch bestimmte Fenster in die Wohnung. Viele Katzen<br />
nutzen das Angebot zum Sonne tanken und wandern dabei von Fenster zu Fenster.<br />
Gegenstände, zum Beispiel Kratzbäume, Körbchen… in direkter Nähe zur<br />
Beobachtungsmöglichkeit positioniert, motivieren zur Verwendung.<br />
26
Viele Stubentiger langweilen sich, haben Ängste oder Stress, wenn sie alleine zu<br />
Hause sind und sich nicht aktiv betätigen können. Durch ein geeignetes Angebot an<br />
Beobachtungsplätzen können sie sich gut selbst beschäftigen. Zudem stellt das<br />
Beobachten eine ideale Ergänzung zum täglichen Spielritual dar.<br />
4.6 Balkon<br />
Ist eine Wohnung mit einem Balkon ausgestattet, kann für den Tiger eine<br />
wunderbare Frischluftoase gezaubert werden. Es kann ein Bereich zum Entspannen<br />
und zum Auspowern entstehen. Das wichtigste dabei ist durch geeignete<br />
Sicherungen einen Absturz zu verhindern.<br />
Bei der Gestaltung sind der Kreativität keine Grenzen<br />
gesetzt. Auch auf dem Balkon schätzen sie gute<br />
Aussicht zum Beobachten und Relaxen. Catwalks,<br />
Kletterbäume oder Sitzbretter machen den Ort noch<br />
schöner. Ebenso können verzweigten Baumstämme<br />
die senkrecht an der Wand befestigt werden und oben<br />
eine Fläche haben, zB eine Holzkiste, sehr beliebt<br />
sein. An heißen Sommertagen sollten schattige<br />
Plätzchen durch hohe Pflanzen, Sonnenschirme oder -<br />
segel geschaffen werden. An kalten Tagen nutzt die<br />
Abbildung 5: Balkongestaltung mit Kratzbaum<br />
Mieze gern warme geschützte Orte, wie zum Beispiel eine Höhle aus Backsteinen.<br />
Der Balkon kann je nach Gestaltung zur Aktivität einladen. Kratzmöglichkeiten und<br />
Taue zum Balancieren und Schwingen sind auch sehr beliebt. Ebenso kann man<br />
durch Zinkwannen oder Keramikgefäßen kleine Miniteiche entstehen lassen.<br />
Ungiftige Pflanzen sollten auf dem Balkon nicht fehlen. Interessante Düfte können<br />
wahrgenommen werden und dichte Pflanzen bieten Versteckmöglichkeiten. Pflanzen<br />
wie, Sonnenblumen, fleißige Lieschen, Erdbeeren, Melisse, Ringelblume, Salbei,<br />
wilder Wein, Elefantengras... sind ungiftig und gut geeignet. Ebenso kann eine<br />
Blumenkiste oder auch eine Kindersandkiste mit einer Wildblumenmischung<br />
bepflanzt werden.<br />
4.7 Abwechslung für den Wohnungsalltag<br />
Wasserspiele: Katzen finden Wasser meist sehr faszinierend, besonders, wenn es<br />
fließt oder plätschert. Trinkbrunnen oder einfache Zimmerbrunnen können sehr<br />
27
interessant sein. In einer mit Wasser gefüllten größeren Schale können auf<br />
schwimmenden Objekten zum Beispiel kleine Schälchen (zB Teelichter) oder ein<br />
selbst gebasteltes Floß aus Korken Leckerlis platziert werden.<br />
Düfte aus der Natur<br />
Gesammelte Dinge aus der Natur, wie Federn, Kastanien, Rindenstücke, Wurzeln,<br />
Steine, Weizenähren, Blumen oder Gräser bieten der Katze neue interessante Düfte<br />
zum Beschnuppern. Kisten oder Körbe, die groß genug sind, können mit meist<br />
beliebten Materialen wie, Laub, Heu, Stroh gefüllt werden. Anschließend können<br />
Leckerlis darin versteckt werden. Zum Ausruhen kann ein warmes, weiches,<br />
duftendes Moosbett am Fensterbrett einladen. Dazu benötigt man nur eine geeignete<br />
Kunststoffkiste oder eine Weidenkörbchen und Moosboden an dem noch Erde haftet.<br />
Der Korb sollte vorher mit Teichfolie bedeckt werden, dann kommt etwas Blähton<br />
hinein der mit einer Schicht Blumenerde bedeckt wird. Zum Schluss legt man die<br />
Moosstücke auf die Erde, damit ein weicher Teppich entsteht. Wird das Bett täglich<br />
leicht gegossen, bleibt es wochenlang frisch.<br />
Intelligenzspiele<br />
Der Handel bietet viele unterschiedliche<br />
Intelligenzspiele. Dies sorgt für Bewegung,<br />
geistiges Training und am Ende für ein<br />
zusätzliches Erfolgserlebnis durch Leckerlis.<br />
Eine große Auswahl an verschiedenen<br />
Fummelbrettern, Snackbällen oder<br />
Futterlabyrinthen ist erhältlich.<br />
Eine preiswerte und einfache Variante ist<br />
Abbildung 6: Fummelbrett<br />
Leckerlis in Papier zu wickeln. Beim Auspacken muss sie sich anstrengen.<br />
Futterrollen können auch sehr einfach aus leeren Toilettenpapierrollen zum<br />
Futterspender werden. Dazu werden die Enden mit Seidenpapier verschlossen.<br />
Zusätzlich, um die Futterrolle interessanter zu gestalten, können Löcher, die größer<br />
als die Leckerlis sind in die Rolle gemacht werden, um das Spiel zu erleichtern.<br />
28
Katzenminze und Baldrian: Auf die ätherischen Öle, die in den Pflanzen enthalten<br />
sind, reagieren fast alle Katzen. Nach Kontakt kann eine berauschenden,<br />
aufputschende, halluzinogene und beruhigende Wirkung beobachtet werden. Oft rollt<br />
das Tier am Boden, wie eine rollige Katze. Meist lösen sich Hemmungen. Was<br />
natürlich positive, als auch negative Folgen haben kann. Scheue Katzen können<br />
weniger ängstlich werden. Neigt eine Katze sowieso zu aggressiven Verhalten, kann<br />
dieses durch den Zustand verstärkt werden. Wichtig ist zu wissen, wie die Mieze<br />
reagiert. Speziell wenn mehrere Katzen zusammenleben, könnten im<br />
„Rauschzustand“ Konflikte durch das veränderte Verhalten entstehen. Daher macht<br />
es Sinn zuerst bei jeder einzelnen Katze die Kräuter zu testen, um die Reaktion<br />
einschätzen zu können. Die Verwendung dieser Duftstoffe kann zum Beispiel einen<br />
neuen Kratzbaum, der nicht beachtet wird, attraktiv machen. Die Wirkung hält meist<br />
nur 5-10 Minuten an, anschließend braucht sie mindestens eine halbe Stunde Pause,<br />
um wieder regieren zu können. Daher ist es wichtig, die Katze nur kontrolliert diesen<br />
Duftquellen auszusetzen. Der Effekt wird reduziert, wenn die Katze zu häufig Kontakt<br />
mit den Pflanzen hat. Auch Spielzeug mit dem Duft sollte nur selten und gezielt<br />
verwendet werden, somit bleibt es etwas Besonderes.<br />
4.8 Gefahren in der Wohnung<br />
Der Katzenhalter hat für die Sicherheit seines Tieres im Wohnraum zu sorgen, muss<br />
Gefahren, die manchmal tödlich enden, erkennen und beseitigen. Speziell<br />
gelangweilte <strong>Wohnungskatzen</strong>, die nicht ausgelastet sind oder auch Katzenkinder<br />
suchen nach Abwechslung und begeben sich dabei manchmal in Lebensgefahr.<br />
Abstürzten, Entlaufen, Einklemmen<br />
Fenster sollten immer gesichert werden. Immer wieder kommt es vor, dass Katzen<br />
aus dem Fenster stürzten und abhängig von der Sturzhöhe unverletzt entlaufen oder<br />
nicht überleben. Auch gekippte Fenster haben schon viele Leben gekostet. Dabei<br />
kann die Mieze mit dem Hals oder Brustkorb stecken bleiben und in weiterer Folge<br />
ersticken. Auch Lähmungen und Quetschungen des Rückenmarks können daraus<br />
resultieren. Fenster müssen daher gesichert werden. Dünne Netze oder Fliegengitter<br />
sind nicht geeignet. Abstürze können mit einem am Fenster angebrachten Rahmen,<br />
der mit Hasendraht bespannt ist, verhindert werden. Im Fachhandel ist ein dreieckig<br />
29
geformtes Gitter erhältlich, welches den Spalt, der beim Kippen des Fensters<br />
entsteht, verschließt.<br />
Ertrinken<br />
Eine volle Badewanne oder Toilette kann zum Tod führen. Besonders Kätzchen sind<br />
hier sehr gefährdet. Katzen können zwar schwimmen, jedoch fehlt ihnen bei diesen<br />
Gefahrenquellen der Halt, um wieder aus der Falle heraus zu klettern. Die<br />
Badewanne sollte deshalb nie unbeaufsichtigt gefüllt sein und der Toilettendeckel<br />
sollte vorsichtshalber immer geschlossen werden.<br />
Sich verbrennen<br />
Gefahren, die vom Vierbeiner oft nicht wahrgenommen werden, sind heiße<br />
Herdplatten, eingeschaltete Bügeleisen, brennende Kerzen, offene Gasflammen oder<br />
ungeschützte Kaminfeuer. Deshalb sollten sich Katzen niemals unbeaufsichtigt in<br />
solch einer Umgebung bewegen.<br />
Sich vergiften<br />
Vergiftungen können durch viele verschiedene Stoffe verursacht werden.<br />
Chemikalien, Haushaltsreiniger, Waschmittel, Medikamente, Insektensprays, giftige<br />
Zimmer- und Schnittpflanzen, Pflanzendünger, Tabak und Schokolade… sollten sich<br />
nie in Reichweite einer Katze befinden.<br />
Gegenstände verschlucken<br />
Gegenstände wie Nadeln, Gummiringe, Teile von Plastikspielzeug, Büroklammern,<br />
Lametta… können verschluckt werden. Dadurch möglicherweise notwendige<br />
Operationen können im schlimmsten Fall auch zum Tod führen.<br />
Stromschlag<br />
Stromführende Kabeln müssen von einem Kabeltunnel verdeckt werden. Speziell<br />
Kätzchen finden freiliegende Kabel interessant. Beißt die Katze durch den Gummi,<br />
kann ein tödlicher Stromschlag die Folge sein.<br />
30
Ersticken oder strangulieren<br />
Taschen motivieren manche Katzen besonders zum Spielen. Taschen aus Plastik<br />
sind aus der Umgebung zu entfernen. Bei Papiertaschen sollte unbedingt der Henkel<br />
abgeschnitten werden. Auch Wollknäuel und Spielzeuge mit Schnüren können zum<br />
Ersticken oder Abschnüren von Gliedmaßen führen.<br />
5. Problemen mit der Wohnungskatze<br />
Eine Wohnungskatze muss sich dem zufrieden geben, was ihrer Umgebung bietet.<br />
Sie kann in diesem Fall nicht entscheiden. Nicht selten bleiben Grundbedürfnisse<br />
unbefriedigt und die Katze lebt an einem Ort, der nicht artgerecht gestaltet ist.<br />
Verursachen Katzen Probleme oder verhalten sich unerwünscht, ist das eigentlich<br />
ein Hilferuf an uns Menschen. Es ist ihre Art zu zeigen, dass etwas in ihrem Umfeld<br />
nicht passt und sie sich unwohl fühlt. Da es für unerwünschtes Verhalten in der Regel<br />
eine Ursache gibt, lässt sich auch eine passende Lösung finden.<br />
5.1 Die Katzenerziehung<br />
Die Erziehung von Hunden kann nicht mit der Erziehung von Katzen verglichen<br />
werden. Gutes Training führt bei Hunden zu Stabilität und ist die Grundlage für eine<br />
gute Beziehung. Bei Katzen gehört vor allem Kompromissbereitschaft zur<br />
Beeinflussung ihres Verhaltens. Dies bedeutet im Grunde, dass Mensch und Tier<br />
gleich viel zu sagen haben und ein Weg in der Mitte gefunden werden muss.<br />
5.1.1 Bestrafen oder Belohnen<br />
Durch Bestrafung kann unerwünschtes Verhalten kurzzeitig unterbunden werden. In<br />
weiterer Folge wird die Katze aber nicht zum Unterlassen der Handlung motiviert und<br />
sie erhält auch keinen Lösungsweg für die Zukunft. Bestrafung kann Ängste und<br />
Aggressionen auslösen und eine vertrauensvolle Beziehung zerstören. Katzen<br />
lassen sich nicht disziplinieren, weil sie nicht verstehen können warum mit ihnen<br />
geschimpft wird oder sie verscheucht werden. Besser ist der Weg der positiven<br />
Verstärkung, um ein bestimmtes Verhalten zu ändern. Bei einer erfolgreichen<br />
Beziehung hat Dominanz nichts verloren, weil das Ziel, das Selbstbewusstsein der<br />
Katze zu steigern, sein sollte.<br />
31
5.1.2 Clickertraining<br />
Mit Hilfe dieser Methode lässt sich die Katze sehr gut beschäftigen oder trainieren.<br />
Das Clickern basiert auf dem Prinzip der positiven Verstärkung. Das Arbeiten mit<br />
dem Clicker soll Spaß machen und so mancher Tiger fordert es regelrecht, da<br />
Belohnung wartet. Die Katze muss im ersten Schritt auf das Clicken konditioniert<br />
werden, erst dann kann das eigentliche Training beginnen. Nach der Konditionierung<br />
weiß die Mieze, dass auf jeden Klick eine Belohnung folgt und verbindet so das<br />
Verhalten positiv damit. Als Belohnung eignen sich kleine Stücke von besonders<br />
geliebten Leckerlis. Die Trainingseinheiten sollten nicht länger als 5 Minuten dauern<br />
und mehrmals am Tag stattfinden. Die Methode eignet sich, um die Mieze an Neues<br />
zu gewöhnen, wie einen Kratzbaum oder die Transportbox. Auch zur Beschäftigung,<br />
wenn das Tier Spaß daran hat, können Tricks, wie Sitz und Pfote geben, erlernt<br />
werden. Manche Katzen lieben Agility-Parcoure, wofür Clickertraining wie gemacht<br />
ist. Das Tier kann sich auspowern, hat Spaß und auch der vertikale Raum kann<br />
genutzt werden.<br />
5.1.3 Auf „Nein“ folgt „Ja“<br />
Grundsätzlich hat jedes positive als auch negative Verhalten eine bestimmte<br />
Motivation als Ursprung. Bei bestimmten unerwünschten Aktionen des Tieres ist die<br />
Ursachenforschung wichtig. Der Katze sollte nichts verboten werden, mehr Sinn<br />
macht es zB gewisse Gegenständen unattraktiv zu gestallten. Um Erfolg zu haben,<br />
sollte man der Katze gleichzeitig Alternativen anbieten, um ihre Bedürfnisse<br />
auszuleben. Als Beispiel könnte man ein „Nein“ zur Couch und „Ja“ zum Kratzbaum<br />
aussprechen. Anstatt einer Bestrafung wird die Katze gelobt und belohnt, wenn sie<br />
das „Ja“ durchführt.<br />
5.1.4 Herausforderungslinien<br />
Ängstliche und scheue Tiere haben eine exakte Grenze, wie weit sich beispielsweise<br />
ein Mensch nähern darf, bevor sie die Flucht ergreifen. Mit der Methode der<br />
Herausforderungslinien wird schrittweise in einem längeren Prozess Vertrauen<br />
aufgebaut. Dabei muss die Grenze zwischen Wohlfühlen und Unwohlfühlen genau<br />
definiert werden und kann zum Beispiel mit Klebeband am Boden markiert werden.<br />
Macht das Tier einen Schritt über die Linie, wird mit besonderen Leckerlis belohnt.<br />
Durch die Herausforderung, auch wenn sie Stress verursacht, wird die Mieze<br />
32
Selbstvertrauen aufbauen und sich ihrer Angst stellen. Sehr hilfreich ist diese<br />
Methode zum Beispiel bei scheuen Tieren oder wenn die Katze das Katzenklo aus<br />
der Vergangenheit mit Schmerz verbindet und daher meidet.<br />
5.1.5 Spezial Leckerlis<br />
Leckerlis werden als zielgerichtete Motivation oder auch Bestechung eingesetzt.<br />
Futter ist nun mal das beste Werkzeug, wenn mit Katzen gearbeitet wird. Sie helfen<br />
positive Verknüpfungen mit einem bestimmten Verhalten herzustellen. Die Aufgabe<br />
ist es herauszufinden, welche Vorlieben die Mieze hat. Über manche Leckerlies freut<br />
sich das Tier besonders. Wichtig ist jedoch zu beachten, dass sie nicht zu viel und<br />
auch nicht zu oft Leckerlis erhält, da sonst ein Gewöhnungseffekt eintritt und die<br />
Wertigkeit der kleinen Snacks sinkt. Die Mietze sollte deshalb nur in ausgewählten<br />
Situationen damit bestätigt werden. Die Belohnung mit Futter macht wenig Sinn,<br />
wenn die Katze gerade gefressen hat und satt ist.<br />
5.2 Unerwünschtes Kratzen an Gegenstände<br />
Katzen kratzen an Gegenständen, wie zum Beispiel der Couch oder am Türrahmen<br />
nicht aus Spaß. Es gibt in der Regel eine Ursache für dieses Verhalten. Wie bereits<br />
erwähnt, erfüllt das Kratzen wichtige Aufgaben. Zusätzlich setzen Katzen damit eine<br />
selbstsichere Markierung in ihrem Revier. Häufig werden Orte genutzt die stark nach<br />
dem Katzenhalter riechen, wie zum Beispiel die Couch oder der Sessel. Die Mieze<br />
vermischt durch das Kratzen ihren eigenen Duft mit dem des Menschen. Dieses<br />
unerwünschte Verhalten ist eigentlich ein Liebesbeweis, weil sie damit zu Ausdruck<br />
bringt ihr Revier mit dem Menschen teilen zu wollen.<br />
Zuerst sollte die Frage geklärt werden, ob ausreichend geeignete Kratzmöglichkeiten<br />
im Wohnraum vorhanden sind. Es ist unbedingt notwendig solche anzubieten, die<br />
gerne von der Katze genutzt werden. Möglicherweise ist zwar ein Kratzbaum<br />
vorhanden, der leider jedoch zu klein ist, wackelt, am falschen Platz steht oder eine<br />
ungeeignete Oberfläche aufweist. Um eine Lösung zu finden, muss der Katze eine<br />
gleichwertige Alternative geboten werden.<br />
Dazu gilt es zu wissen, welche Kratztechnik sie nutzt. Eine neue Kratzmöglichkeit<br />
sollte so nah wie möglich am alten genutzten Kratzplatz positioniert werden.<br />
Außerdem sollte für die Übergangszeit das Kratzen am gewohnten Ort unattraktiv<br />
gestaltet werden, um die neue Option schmackhaft zu machen. Das kann mit Hilfe<br />
33
von doppelseitigem Klebeband, Frischhaltefolie oder glatten Stoffen erreicht werden.<br />
So ist die alte Kratzstelle nicht mehr interessant und das neue Angebot hilft das<br />
Verhalten trotzdem ausleben zu können.<br />
Nun soll die Mieze motiviert werden den neuen Kratzbaum oder Kratzbrett zu<br />
nutzten. Leckerlis, Baldrian, Katzenminze oder auch das Reiben eines getragenen T-<br />
Shirts kann helfen, dass sie ihren neuen Gegenstand annimmt. Wichtig ist dabei, die<br />
Belohnung durch Leckerlis in Form der positiven Verstärkung einzusetzen.<br />
5.3 Unreinheit<br />
Gefühle wie Hilflosigkeit und Frustration entstehen, wenn die Mieze ihr Katzenklo<br />
nicht benützt und sich stattdessen andere Orte in der Wohnung sucht. Doch für<br />
dieses Problem gibt es Lösungen. Harn und Kot außerhalb des Kistchens sind<br />
Symptome, das heißt eigentlich ein Verhalten, mit dem uns die Katze etwas mitteilen<br />
will. Genaues Beobachten und Analysieren lässt die Ursache dieses Verhaltens<br />
erkennen und manchmal können schon kleine Veränderungen zur Lösung führen.<br />
Ein sehr wichtiges Hilfsmittel bei diesem Problem ist Schwarzlicht. Dazu muss der<br />
Raum völlig abgedunkelt sein. Die Proteine im Harn werden abgebaut, dadurch ist<br />
der Fleck in orange-gelb bis weiß erkennbar. Strudelartige Flecken zeigen bereits<br />
gereinigte Stellen. Runde Flecken auf dem Boden werden durch die Entleerung der<br />
Blase erkennbar. An vertikalen Flächen findet man oft Sprühflecken in<br />
unterschiedlichen Mengen. Entdeckt man an vielen verschiedenen Orten kleine<br />
Tropfen, kann dies auf einen Harnwegsinfekt hinweisen. Nach der Grobreinigung soll<br />
unbedingt auch ein Enzymreiniger aus der Apotheke verwenden werden, da nur so<br />
auch der Geruch verschwindet. Bleibt der Geruch an dieser Stelle, wird die Mieze<br />
immer wieder motiviert ihr Geschäft an der gleichen Stelle zu verrichten.<br />
5.3.1 Ursachen<br />
Grundsätzlich kann Unreinheit drei verschiedene Gründe haben. Unterschieden<br />
werden territorialer Stress, ein unpassendes Katzenklo und körperliche Ursachen.<br />
Daher muss zuerst ein Tierarzt den Gesundheitszustand des Tieres untersuchen.<br />
Zusätzlich ist natürlich abzuklären, ob die Grundlagen rund ums Katzenklo<br />
eingehalten werden, wie im Kapite 4.2. beschrieben.<br />
Die ausgewählte Stelle an der uriniert wird, gibt viel Information und lässt<br />
Rückschlüsse über die Ursachen zu. Meistens lässt sich so eine Lösung finden.<br />
34
- Folgende Plätze deuten auf territorialen Stress hin:<br />
An den Außenwänden, unter Fenster, Türen die nach außen führen. Diese<br />
Markierungen können Bedrohung von außen bedeuten. Die Mieze möchte ihr Revier<br />
deutlich kennzeichnen, da durch Unsicherheit Verlustängste entstehen. Häufig sind<br />
wahrgenommene Freigänger-Katzen der Auslöser. Lösungsmöglichkeiten werden im<br />
Kapitel 5.8. näher beschrieben.<br />
Wählt die Katze die Mitte des Raumes statt der Wand, dies kann auch unter einen<br />
Tisch oder Sessel sein, deutet das auf Angst hin. Meist fürchtet sich die Mieze vor<br />
jemanden zu Hause. Bei diesem Problem sollte auch der Wohnraum genauer<br />
betrachtet werden. Speziell wenn mehr Katzen im Haushalt leben, dürfen Hinterhalte<br />
und Fallen keinen Platz finden. Besonders sollte geachtet werden, dass sichere<br />
Durchgänge und Fluchtwege vorhanden sind. Das Katzenklo sollte von mehreren<br />
Seiten zugänglich sein und keine Haube haben.<br />
Markieren auf persönliche Gegenstände anderer Familienmitglieder, wie Kleidung,<br />
Babybetten und Geldbeutel deuten auf Unsicherheit hin. Meist handelt es sich um<br />
Mehrtierhaushalte, wo ein weiteres Tier aufgenommen wurde. Auch durch einen/eine<br />
neuen/neue Freund/in, der/die über Nacht bleibt oder Familienzuwachs kann als eine<br />
Bedrohung war genommen werden. Im Grunde versucht die Katze ihr Territorium<br />
zurück zu erobern, indem persönliche Gegenstände anderer ihren Geruch<br />
annehmen. In diesem Fall macht es Sinn zuerst das Territorium der Katze zu<br />
erweitern, um die Markierungen zu reduzieren. Dingen, die bereits zum<br />
Herrschaftsanspruch der Katze zählen können durch die Platzierung an einem<br />
anderen Orten im Wohnraum das Revier vergrößern. Das sind zum Beispiel<br />
Gegenstände, wie Kratzbaum, Körbchen, Decken, Toiletten, die nur von ihr genutzt<br />
werden. In weitere Folge sollte der Katze eine positive Assoziierung mit dem Neuen<br />
ermöglicht werden. Bei diesem Verhalten handelt es sich nicht um Eifersucht oder<br />
Hass gegenüber bestimmten Personen, vielmehr wird Angst und Unsicherheit<br />
ausgedrückt.<br />
Eine Katze, die auf zentrale Möbel markiert, die besonders intensiv nach ihrem<br />
Menschen riechen, wie Couch, Bett oder Sessel setzt so eigentlich einen<br />
Liebesbeweis. Häufig entstehen zur gleichen Zeit bei Mehrkatzenhaushalten<br />
Konflikte untereinander. Zu diesem Verhalten führen Verlustängste des geliebten<br />
Menschen. Ein angepasster Wohnraum, um das Selbstbewusstsein der Mieze zu<br />
35
stärken, hat immer positive Folgen. Zusätzlich kann die Positionierung von<br />
persönlichen Gegenständen der Katze, wie Kratzbaum oder Körbchen, in direkter<br />
Nähe zur Lösung führen.<br />
Werden erhöhte Flächen, wie Tisch oder Kochzeile statt dem Katzenklo bevorzugt,<br />
besteht mit großer Wahrscheinlichkeit ein Opfer-Täter-Konflikt zwischen Katzen. Das<br />
Opfer empfindet große Angst und fühlt sich am Boden nicht mehr wohl. Aufgrund<br />
dessen wird das Katzenklo ungern bis überhaupt nicht mehr genutzt. Im Kapitel<br />
5.4.1. wird dieses Problem behandelt.<br />
Markierungen auf wichtigen Katzenmöbeln deuten auf einen übertriebenen<br />
Herrschaftsanspruch, ausgelöst durch Angst, hin. Ursache können gestörte<br />
Beziehungen zu anderen Katzen, Tiere oder auch Kindern sein. Die einzige Lösung<br />
ist die Beseitigung der Angst. Falls auch Aggressionen beobachtet werden, sind die<br />
Tiere zu trennen. Anschließend sollen sie neu aneinander gewöhnt werden. Siehe<br />
Kapitel 5.4.<br />
Nutzt die Katze Flure oder Türöffnungen zu angrenzenden Räumen, fehlen<br />
womöglich Duftquellen, welche ihr die nötige Sicherheit geben. Genau in diese<br />
Bereiche Gegenständen zu stellen, an denen markieren möglich wird, macht Sinn.<br />
Idealerweise wird dieser Platz für ein weiteres Katzenklo genutzt. Zusätzlich können<br />
Kratzmöglichkeiten das Selbstbewusstsein aufbauen.<br />
- Abneigung des Katzenklos:<br />
Wenn die Katze in der Nähe, also ca. einen halben Meter rund um die Toilette ihr<br />
Geschäft verrichtet, kann eine negative Assoziation Ursache sein. Da sie aber weiß,<br />
dass sie auf die Toilette gehen muss, wählt sie diesen vom Kisterl entfernten Platz.<br />
Befand sich die Katze beim Ausscheiden im Katznklo und hatte zu einem bestimmten<br />
Zeitpunkt dabei Schmerzen, verbindet sie diesen Ort mit Schmerz und meidet ihn.<br />
Möglich ist auch Angst vor dem Katzenklo wegen einer gefährlichen Situation aus der<br />
Vergangenheit.<br />
Am besten kann man eine Katze wieder an das Katzenklo gewöhnen, wenn ihr die<br />
Wahl für die geeignete Toilette selbst überlassen wird. Daher sollen mehrere Boxen,<br />
die sich durch Größe und Einstiegshöhe unterscheiden und mit verschiedenen<br />
Naturstreuarten gefüllt sind, angeboten werden. Auch der Ort für die Toiletten sollte<br />
ein anderer werden. Besonders geeignet sind zentrale Plätze im Territorium. Auch<br />
36
durch Clickertraining, Baldrian oder Katzenminze kann das neue Katzenklo leichter<br />
akzeptiert werden.<br />
5.4 Zwei Katzen verstehen sich nicht<br />
Diese Situation bedeutet enormen Stress für die Tiere und den Menschen. Für ein<br />
gutes Zusammenleben müssen beide Katzen gleichwertige territoriale Ansprüche<br />
haben. Es gibt verschiedene Gründe für Beziehungsprobleme zwischen Katzen.<br />
Tauchen solche auf, muss die Beziehung durch erneutes Kennenlernen der beiden<br />
neu definiert werden, somit kann wieder Frieden entstehen.<br />
Neues Kennenlernen: Als erstes müssen die Katzen räumlich getrennt werden,<br />
auch Augenkontakt soll vermieden werden. Danach sollen die beiden immer wieder<br />
Zeit im Raum der anderen Mieze verbringen, um gemeinsame Besitzansprüche<br />
durch Markieren setzen zu können. Die Fütterung soll vor geschlossener Tür, die<br />
zwei Räume trennt, stattfinden und Sichtkontakt so verhindern. Die Katzen nehmen<br />
einander durch den Geruch trotzdem wahr, ohne sich zu sehen. Die Futterschüsseln<br />
sind weit voneinander entfernt, dass beide friedlich fressen können. Wichtig ist es,<br />
die Herausforderungslinie, die bei den Tieren unterschiedlich sein kann, zu<br />
respektieren. Sie soll nur langsam und schrittweise erweitert werden. So können sich<br />
die zweit beim Fressen riechen und verknüpfen den Geruch des anderen positiv.<br />
Langsam reduziert man die Distanz des Napfes. All das soll friedlich verlaufen.<br />
Sobald das Fressen dicht an der Tür für die zwei entspannt möglich ist, folgt der<br />
nächste Schritt am bestem durch eine zweite Person. Jetzt soll versucht werden, die<br />
Katzen zur gleichen Zeit, in einem großen Raum ohne Barrieren nebeneinander zu<br />
beschäftigen. Durch eine Aktivität, die aus Fressen, Spielen oder Zuneigung<br />
bestehen kann, soll der Aufenthalt im gleichen Zimmer möglich werden. Zusätzlich<br />
sollte im Wohnraum mehr Platz durch zum Beispiel Catwalks oder Kratzbäume<br />
geschaffen werden. Wichtig sind Fluchtwege oder Durchgänge, damit Fallen und<br />
Sackgassen verhindert werden. Die Räume sollten überschaubar sein, auch<br />
Unordnung kann einen Angriff aus dem Hinterhalt begünstigen. Weitere wichtige<br />
Faktoren sind eine positive Stimmung bei jeder Übung, eine langsame<br />
Vorgehensweise und bei Rückschlägen wieder einen Schritt zurück zu machen. Der<br />
Abschluss jedes Trainings sollte positiv sein. Erste Anzeichen für Kämpfe durch<br />
Anstarren und angespanntes Verhalten sollten erkannt und durch Ablenkung<br />
37
verhindert werden. Lassen sich die beiden nicht ablenken, müssen sie sofort<br />
getrennt werden, bevor es zu einem Kampf kommt. Der gemeinsame Aufenthalt im<br />
gleichen Raum sollte mit der Zeit länger werden und immer entspannt sein. Der<br />
Kennenlernprozess kann erst dann beendet werden, wenn die beiden im selben<br />
Raum fressen und herumspazieren, ohne dabei auch nur das geringste Zeichen von<br />
Aggression auszudrücken.<br />
5.4.1 Mobbing: Täter-Opfer-Konflikte<br />
Zu dieser Situation kann es kommen, wenn eine tyrannische und eine eher<br />
schüchterne Katze zusammenleben. Laufende Katzen werden gejagt, das ist die<br />
Natur. Es hilft nicht, dem Täter noch dem Opfer die Schuld zu geben. Das Verhalten<br />
beider Katzen muss verändert werden. Das aggressive Verhalten ist eigentlich ein<br />
übertriebener Herrschaftsanspruch des Reviers durch Unsicherheit. Das Opfer<br />
hingegen muss Selbstvertrauen aufbauen.<br />
Durch regelmäßige intensive und getrennte Spieleinheiten kann der Täter Energie<br />
abbauen und das Opfer Vertrauen gewinnen. Zusätzlich soll der Wohnraum<br />
angepasst und gegebenenfalls vergrößert werden. Wichtig ist hier vor allem, dass<br />
Ausweichmöglichkeiten geschaffen werden. Der schüchternen Mieze sollten erhöhte<br />
Plätze, wie Catwalks, zur Verfügung gestellt werden, die durch die veränderte<br />
Perspektive Sicherheit geben und außerdem helfen Angst und Stress zu minimieren.<br />
Manchmal sind auch keine klaren Hinweise zu erkennen, dass eine Katze gemobbt<br />
wird. An Konflikte sollte gedacht werden, wenn eine Katze ihre Zeit fast<br />
ausschließlich auf erhöhten Flächen, wie Kühlschränken, Kästen oder Regalen<br />
verbringt. Aus Angst weicht sie Streitigkeiten aus. Wenn sie Harn und Stuhl auf<br />
erhöhten Flächen ausscheidet so ist dies ein Zeichen, dass aus Angst vor einem<br />
Angriff die Toilette nicht aufgesucht werden kann. Die Vermeidung der sozial<br />
wichtigen Räume kann auch durch Streitigkeiten verursacht sein.<br />
5.4.2 Zwei Katzen verstehen sich plötzlich nicht mehr<br />
Gewöhnlich gibt es Auslöser, warum sich zwei Katzen, die sich einst gut verstanden<br />
haben, plötzlich im Konflikt leben. Als Beispiel sei der Tierarztbesuch erwähnt,<br />
nachdem die Katze in der Regel anders riecht als zuvor. Dadurch besteht die Gefahr,<br />
dass sie als Fremder und nicht mehr als guter Freund wahrgenommen wird. Diese<br />
Art des Konflikts kann auch eine Folge der umgerichteten Aggression sein. Dies<br />
38
edeutet, dass die aggressive Handlung, durch eine bestimmte Situation bei der<br />
einen Katze ausgelöst wird und zum Streit, zwischen den Beiden führt (siehe Kapitel<br />
5.5). Das Vertrauen geht verloren. Eine Beziehung kann so in wenigen Sekunden<br />
zerstört werden. In solch einer Situation muss schnell reagiert werden. Durch neues<br />
Kennenlernen der beiden und das Beseitigen der Ursache, die zur umgerichteten<br />
Aggression führte, kann wieder Vertrauen aufgebaut werden.<br />
5.4.3 Die Katzen verstehen sich einfach nicht<br />
Nur durch langsames Kennenlernen der Katzen kann eine gute Beziehung<br />
entstehen. Die einzelnen Schritte dürfen nicht überstürzt werden. Hin und wieder<br />
brauchen manche Tiere einfach länger, um sich in der neuen Umgebung<br />
einzugewöhnen. Dies kann sogar Monate dauern. Nützt das alles nichts, ist es<br />
sinnvoll, die Tatsache einfach zu akzeptieren. Es gibt hin und wieder Katzen, die ihr<br />
Revier nicht teilen wollen und werden. In diesem Fall sollten, bevor man eine Mieze<br />
aus diesem Grund abgibt, folgende Fragen geklärt haben. Wurde die Phase des<br />
Kennenlernens langsam und gewissenhaft durchgeführt und auch kein Schritt<br />
übersprungen? Gibt es in der Wohnung noch mehr Ressourcen, um mehr<br />
Ausweichmöglichkeiten zu schaffen? In manchen Fällen und auch nur als letzte<br />
Option, kann ein Tierarzt durch eine kurzzeitige Behandlung mit angstlösenden<br />
Medikamenten unterstützen und dadurch möglicherweise langfristig für Ruhe sorgen.<br />
5.5 Katze beißt und kratzt Menschen<br />
Wenn die Katze beißt und kratzt, hinterlässt das nicht nur sichtbare körperliche<br />
Verletzungen, sondern auch die Beziehung zwischen der Katze und dem Menschen<br />
leidet darunter. Dieses Verhalten hat in der Regel einen bestimmten Grund. Dies<br />
kann Angst, Schmerz, Überstimulation, umgerichtete oder spielerische Aggression<br />
sein. Die Katze sollte genau beobachtet werden, so können die von Aggressivität<br />
geprägten Momente erkannt werden. Auch die Zeit, zu der das aggressive Verhalten<br />
auftritt, spielt eine Rolle.<br />
Falls die Möglichkeit besteht, dass die Katze wegen Schmerzen aggressiv reagiert,<br />
zum Beispiel beim Aufheben, sollte ein Tierarzt zur Abklärung aufgesucht werden.<br />
Wenn es sich um eine spielerische Aggression handelt, zeigt sich dieses Verhalten<br />
meist zur gleichen Tageszeit. Durch intensives Spielen mit dem Tier ungefähr 30<br />
39
Minuten vor dem beobachteten Zeitpunkt, lässt sich das Problem oft sehr rasch<br />
beheben.<br />
Typisch für die umgerichtete Aggression ist ihr plötzliches und impulsartiges<br />
Auftreten, weil sich die Katze von etwas oder jemanden gestresst fühlt oder<br />
überrascht wird. In dieser Situation kann sie nicht anders reagieren, da ihr Handeln<br />
instinktiv ist. Die Aggression wird für die Person oder das Tier spürbar, die sich in<br />
diesem Moment in unmittelbarer Nähe befinden. Der Auslöser für diese<br />
Aggressionsform muss beseitigt werden.<br />
Hin und wieder führt auch das menschliche Verhalten zu Aggressivität beim Tier. Mit<br />
der Katze zu raufen ist eine Spielart, die nicht ihrer Natur entspricht. Meist reagieren<br />
sie dabei ängstlich und defensiv. Hände sind kein Spielzeug, daher verwendet man<br />
zum Spielen von Anfang an immer Spielzeug. Hierbei ist es nicht die Schuld der<br />
Katze, wenn der Unterarm zerkratzt wird, sondern die des Menschen selbst. Zwei<br />
raufende Katzen sollten nie mit den Händen getrennt werden. Dabei können tiefe<br />
Wunden entstehen. Schlecht gelaunte Katzen sollten Ruhe und Respekt erhalten<br />
und brauchen keinen Zuneigung oder Trost. Speziell bei <strong>Wohnungskatzen</strong> sind die<br />
Krallen regelmäßig zu trimmen. Durch Überstimulation, die beim Streicheln ausgelöst<br />
werden kann, wehren sich manche Tiere durch Kratzen und Beißen.<br />
5.5.1 Richtiges Streicheln, um Überstimulation zu verhindern<br />
Jedes Tier genießt Streicheleinheiten auf eine individuelle Art und Weise. Manche<br />
Katzen sind sehr sensibel und reagieren bereits nach sehr kurzer Zeit mit einer<br />
bestimmten Art der Aggression. Hochsensible sensorische Rezeptoren, die am<br />
gesamten Körper verteilt sind, können beim Streichelen eine Überstimulierung<br />
auslösen. Durch plötzliches Kratzen, Fauchen, Beißen, Wegrennen oder Putzen<br />
versucht die Mieze überschüssige Energie abzubauen.<br />
Um eine Überstimulation zu verhindern, muss der Zeitpunkt erkannt werden, wann<br />
der Katze das Streicheln zu viel wird. Durch langsamere, schnellere, sanftere oder<br />
festere Berührungen sind meist Veränderungen am Tier sichtbar. Vorlieben für die<br />
verschiedenen Körperstellen, wie den Kopf, den Bauch, den Schwanz, die Pfoten<br />
oder von Kopf bis Schwanz zu streicheln helfen, die Mieze besser kennen zu lernen.<br />
Auch wie oft über bestimmte Bereiche gestreichelt werden muss, bis es zu einer<br />
Reaktion kommt, ist wichtig zu wissen. Daher sollte das Tier genau beobachtet<br />
werden, um so schon die geringsten Zeichen einer Überstimulierung zu bemerken.<br />
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Vorankündigungen sind vergrößerte Pupillen, aufgestellte Haare, zurückgelegte<br />
Ohren, schnelle und ruckende Kopfbewegungen, ein hin und her wischender<br />
Schwanz, überschwängliche Liebesbeweise, wie schlecken oder lecken und<br />
Rückenblitze (teilweise über den Rücken verlaufende Zuckungen). Bemerkt man<br />
diese Symptome, sollte das Streicheln unbedingt beendet werden.<br />
5.6 Übergewicht<br />
Besonders wegen mangelnder Aktivität und dem Fressen aus Langeweile haben<br />
viele <strong>Wohnungskatzen</strong> ein zu hohes Gewicht. Betroffene Katzen haben ein erhöhtes<br />
Gesundheitsrisiko und auch Probleme beim Klettern oder Springen. Diabetes,<br />
Nieren- und Leberleiden, Gelenks- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die<br />
häufigsten Folgen.<br />
Zu dick ist eine Katze, wenn man von oben betrachtet keine Taille mehr erkennen<br />
kann und beim Streicheln die Rippen nicht mehr spürt. Die Frage, wie das<br />
Übergewicht entstanden ist, sollte geklärt werden. Zuerst ist es ratsam den Tierarzt<br />
aufzusuchen, um ein krankheitsbedingtes Gewichtsproblem ausschließen zu können.<br />
Ist die Katze gesund, sind eine zu hohe Kalorienzufuhr bei zu wenig Bewegung meist<br />
ursächlich.<br />
5.6.1 Wie bringt man die Katze zum Abnehmen<br />
Bis der Stubentiger sein Idealgewicht erreicht, dauert oft lange und die Diät muss<br />
konsequent durchgezogen werden. Die Mieze darf dabei nicht hungern. Der<br />
Gewichtsverlust pro Woche sollte nicht höher als 1-1,5 % des Körpergewichts sein.<br />
Zwei Mahlzeiten am Tag sind genug. Es darf zudem keinen unbegrenzten Zugang zu<br />
Trockenfutter geben. Auch Leckerlis sind der Gesamtfuttermenge zuzurechnen.<br />
Mache Katzen schlingen beim Fressen, als wäre es ihre letzte Mahlzeit. Nicht selten<br />
wird dann das Gefressen unzerkaut wieder erbrochen. Möglicherweise hatte das Tier<br />
in der Vergangenheit, durch andere Tiere Stress beim Fressen oder eine Zeit, in der<br />
es hungern musste, hinter sich. Eine Lösung ist ein Anti-Schling-Napf. Das ist ein<br />
Napf mit einer Mulde, die nach außen gerichtet ist und Zwischenräume entstehen<br />
lässt. Saubere, größere Steine führen zum gleichen Effekt. Die Katze kann dadurch<br />
das Futter nicht so schnell aufnehmen.<br />
In gleichen Maßen ist es wichtig, die Aktivität zu steigern. Spielphasen dürfen nicht<br />
zu kurz kommen, sorgen für ausreichend Bewegung und verhindern Langeweile, die<br />
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oft zum Fressen verleitet. Bei einzeln gehaltenen Miezen kann sich eine zweite Katze<br />
als Spielkamerad positiv auswirken. Sinnvoll ist es auch, wenn sich die Katze das<br />
Futter erarbeiten muss. Möglichkeiten werden im Kapitel 4.7.3 beschrieben.<br />
5.7 Angstverhalten<br />
Die Ursache für Angstverhalten liegt oft an mangelndem Selbstbewusstsein und<br />
drückt sich auf unterschiedliche Weise aus. Leider kann Ängstlichkeit durch<br />
menschliches Verhalten verstärkt, allerdings durch gezieltes Herausfordern auch<br />
reduziert werden.<br />
5.7.1 Die schüchterne und ängstliche Katze<br />
Diese Katzen verbringen die meiste Zeit versteckt im Kasten oder unterm Bett und<br />
würden am liebsten unsichtbar sein. In manchen Fällen wagen sie sich erst aus<br />
ihrem Versteck, wenn es ruhig ist und alle schlafen. So mancher Katzenhalter<br />
erkennt in diesem Verhalten kein Problem.<br />
Als Ursache nennt man oft eine zu späte Sozialisierung mit dem Menschen,<br />
allerdings darf die genetische Komponente nicht außer Acht gelassen werden.<br />
Manche Katzen suchen die Isolation aufgrund von Konflikten mit anderen im Haus<br />
lebenden Tieren. Mit Sicherheit kann angenommen werden, dass ein ausgeprägtes<br />
Angstverhalten nicht normal ist und unbedingt geändert werden muss. Wie lange<br />
dieser Lernprozess dauert und wie sich die Katze dabei entwickelt, wird erst im<br />
Verlauf erkennbar.<br />
Zu Beginn ist es nötig, die Bereiche im Wohnraum zu unterscheiden, an denen sich<br />
das Tier wohlfühlt und wo es Angst hat. Dadurch wird deutlich, in welch kleinen Welt<br />
es lebt. Im nächsten Schritt sollte die Grenze erkannt werden, an der Ängstlichkeit<br />
entsteht bzw. beginnt. Diese kann durch ein Klebeband am Boden gekennzeichnet<br />
werden. Anschließend wird der Futternapf genau auf dieser Linie positioniert. Täglich<br />
wandert der Napf um ein paar Zentimeter weiter und vergrößert somit das Revier der<br />
ängstlichen Katze. Durch Leckerlis wird sie zusätzlich positiv bestärkt.<br />
Verstecke und Unterschlupfe haben im Wohnraum keinen Platz und sollten langsam<br />
verschwinden. Sichere Orte, an denen sich die Mieze zurückziehen kann, sind sehr<br />
wichtig. Ein sicherer Bereich als „Basislager“ mit Duftquellen,<br />
Aussichtsmöglichkeiten, Tunnel, Kokons und Dingen, die einen gemeinsamen Duft<br />
haben, sollte vorhanden sein. Langsam wird das Revier erweitert, indem die<br />
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Gegenstände, die bereits nach dem Schützling riechen einen anderen Platz finden.<br />
Interaktives Spielen fördert den territorialen Herrschaftsanspruch und kann als<br />
Therapie für mehr Selbstvertrauen herangezogen werden.<br />
Um der Katze die Angst vor Besuchern zu nehmen, macht es Sinn auf das Klingeln<br />
an der Tür zu verzichten, da sie von dem Geräusch oft erschrecken. Fremden<br />
Personen sollten vor der Tür in Empfang genommen werden und zusammen mit dem<br />
Katzenhalter die Wohnung betreten. Gleich danach erhält die Katze ein Leckerli.<br />
Besucher sollten sie ignorieren. Nur dann, wenn der erste Kontakt selbst von der<br />
Katze bestimmt wird, darf behutsam agiert werden, so wie im Kapitel 1.4<br />
beschrieben.<br />
5.7.2 Trennungsangst<br />
Auch Katzen können durch mangelndes Selbstvertrauen an Trennungsangst leiden,<br />
wenn der geliebte Mensch die Wohnung verlässt. Durch lautes Miauen (meist von<br />
Nachbarn wahrgenommen), Ausscheidungen im Bett, eine verwüstete Wohnung<br />
oder lecken kahler Stellen kann auf das Problem hindeuten. Häufig wirkt die Mieze<br />
vor dem Verlassen der Wohnung aufgeregt. Besteht dieses Problem, ist das<br />
Verhalten der Katze genau zu kennen. Angebrachte Kameras liefern eventuell<br />
wichtige Informationen. Rückschlüsse ab wann die Ängste entstehen und wie sie<br />
dabei reagiert, können so gemacht werden. Folgende Lösungen können vor dem<br />
Verlassen des Hauses die Situation erleichtern. Durch interaktives Spielen erhält die<br />
Mieze Selbstbewusstsein und möchte danach meist schlafen. Auf eine<br />
Verabschiedung soll verzichtet werden. Schuldgefühle werden auf das Tier<br />
übertragen und verstärken die Angst. Im Wohnraum sollte die Katze die Möglichkeit<br />
haben sich selbst zu beschäftigen. Durch Aussichtsplätze vor dem Fenster mit einer<br />
Futterstelle für Vögel, ein Aquarium mit Fischen oder spezielle Videos für Katzen wird<br />
für Abwechslung gesorgt. Bei einzeln gehaltenen Tieren, kann durch eine zweite<br />
Katze das Angstproblem genommen werden.<br />
5.7.3 Ständiges Putzen<br />
Die Katze verbringt sehr viel Zeit damit sich zu putzen. Entdeckt der Katzenbesitzer<br />
kahle Stellen im Fell, stimmt etwas nicht. Daher sollte im ersten Schritt der Tierarzt<br />
zu Rate gezogen werden, um etwaige Erkrankungen ausschließen zu können oder<br />
mögliche Ursachen zu therapieren. Diese können gesundheitliche Beschwerden, wie<br />
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Lebensmittelallergien, eine Flohallergie oder auch ein Hautproblem sein. Hierbei<br />
putzt sie sich meist am ganzen Körper, da sie Juckreiz verspürt. Auch bei Schmerzen<br />
kann übertriebenes Lecken an der betroffenen Stelle beobachtet werden.<br />
Ist der Tiger allerdings körperlich gesund, müssen Stressfaktoren in Betracht<br />
gezogen werden. Putzen wirkt nämlich beruhigend auf die Katze und kann Ausdruck<br />
von zum Beispiel ängstlichem Verhalten sein.<br />
Mögliche Konflikte zwischen der Katze und anderen Tieren oder Freigänger-Katzen<br />
können schuld sein. Die Katze soll sich in der Umgebung wohl zu fühlen und muss<br />
lernen Selbstvertrauen aufbauen. Fixe Spielzeiten aber auch Ablenkung durch<br />
Spielen können den Zwang des Putzens unterbrechen und für Ablenkung sorgen.<br />
Ein täglicher Rhythmus gibt zusätzlich Sicherheit.<br />
5.8 Probleme mit Freigänger-Katzen<br />
Sitzt ihr Tiger am Fenster und nimmt andere Katzen draußen wahr, kann dies zu<br />
Panik und territorialem Stress führen. Für Katzen stellen Glasscheiben keine Grenze<br />
dar, die Situation wird als reale Bedrohung interpretiert.<br />
Eine Überwachungskamera kann helfen Informationen über umherstreifende Katzen<br />
zu sammeln. Ein geschlossenes Fenster kann durch Abkleben mit Papier oder Folie<br />
für Ruhe sorgen. Ist das Fenster auch nur einen kleinen Spalt geöffnet, wird der<br />
Fremde trotzdem erkannt und dies führt zu Stress. Nicht immer, aber möglicherweise<br />
gibt es Ursachen, wie etwa Futter oder Schutz, die fremde Katzen anlocken. Solche<br />
Faktoren müssen beseitigt werden.<br />
Es gibt auch verschiedene Produkte, die zum Beispiel automatisch Wasser<br />
verspritzen, Geräusche verursachen oder Luft ausstoßen. So können Streuner<br />
vertrieben werden, bevor sie der Stubentiger entdeckt.<br />
Durch Schwarzlicht werden oft Urinmarkierungen an der Hausmauer sichtbar, die<br />
entfernt werden müssen. Diese Stellen sollte man immer wieder beobachten. So wird<br />
deutlich, welche Orte bevorzugt werden und vielleicht lässt sich auch der Grund für<br />
das wiederkehrende Aufsuchen herausfinden. Eine Abschreckung an genau diesen<br />
Plätzen kann die Lösung sein. Manche Katzen reagieren panisch, wenn sie am<br />
Boden sind und der fremden Katze auf gleicher Augenhöhe durch das Fenster<br />
begegnen. Auf einer erhöhten Fläche, wie zB einem Kratzbaum vor dem Fenster ist<br />
die eigene Mieze im Vorteil und kann die Position besser überblicken. Dadurch fühlt<br />
sie sich überlegen und regiert möglicherweise nicht mehr mit Panik. Ein Katzenklo<br />
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eim Fenster hat eine beruhigende Wirkung, da das Revier durch den Duft gesichert<br />
wird. Somit können auch Urinmarkierungen an der Wand in diesem Bereich<br />
verhindert werden.<br />
5.9 Die Katze braucht ständig Aufmerksamkeit und nervt<br />
Die nun folgenden Ratschläge können anstrengende Verhaltensweisen, die<br />
anschließend näher beschrieben werden, positiv beeinflussen. Das Zusammenleben<br />
mit dem Menschen kann wieder harmonisch werden, weshalb zuerst die Ursache<br />
beseitigt werden muss.<br />
Damit die Katze sich auspowern kann, sind regelmäßige Spielrituale, am besten vor<br />
den Fütterungszeiten wo der Energiespiegel meist am höchsten ist, zu planen.<br />
Nerviges Verhalten wird oft immer wieder zur gleichen Zeit beobachtet. Dies zeigt im<br />
Grunde, dass eine gewisse Tagesroutine wichtig ist. Möchte man gewisse Dinge<br />
verbieten, soll der Mieze eine Alternative geboten werden. Verändert die Katze<br />
gewisse Gewohnheiten, soll dies durch Leckerlis, Streicheleinheiten und Lob positiv<br />
bestärkt werden.<br />
5.9.1 Die Katze springt immer wieder auf die Küchenzeile<br />
Wenn die Katzen immer wieder auf Flächen, wie die Küchenzeile springt, um Futter<br />
zu ergattern, einfach nur die Aussicht zu genießen oder die Zeit mit dem Mensch zu<br />
verbringen, kann das nerven, unhygienisch und gefährlich sein. Um ihr diese<br />
Gewohnheit zu nehmen, ist es nützlich den gewohnten Ort unattraktiv zu gestalten.<br />
Doppelseitiges Klebeband, das angebracht wird, führt zu klebrige Pfoten. Das<br />
hassen Katzen und somit wird der Ort gemieden. Eine Alternative kann ein<br />
Kratzbaum sein, der daneben seinen Platz findet. So behält die Mieze die<br />
Möglichkeit am Geschehen teilzunehmen und von oben alles zu überblicken. Durch<br />
positive Verstärkung, wie Leckerlis und Lob soll sie an den neuen Gegenstand<br />
gewöhnt werden und lernen, dass es sich mehr lohnt diesen zu benutzen.<br />
5.9.2 Die Katze fordert nachts Aufmerksamkeit<br />
Immer wieder zu gleichen Zeit wird die Katze aktiv und kratzt an Türen, rennt über<br />
das Bett, beginnt zu miauen und weckt dabei den Menschen. Schlafmangel ist die<br />
Folge. Das Problem ist nicht tragbar und muss gelöst werden. In diesem Fall sollte<br />
eine intensive Spieleinheit am Abend erfolgen, um Energie abzubauen, und kurz vor<br />
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dem zu Bett gehen sollte dann erst die letzte Fütterung stattfinden. Eine gemeinsame<br />
Routine kann helfen, dass der energetische Höhepunkt von Mensch und Tier zur<br />
gleichen Zeit ist. Die Katze soll nicht schlafen, wenn alle anderen aktiv sind.<br />
Die nächtliche Unruhe darf nicht durch eine Reaktion belohnt werden. Das Haustier<br />
muss komplett ignoriert werden. Nach einer gewissen Zeit hat die Katze gelernt, dass<br />
sich dieses Verhalten nicht lohnt und in der Nacht herrscht wieder Frieden.<br />
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6. Zusammenfassung<br />
Eine Wohnungskatze ist mit Sicherheit kein anspruchsloses Haustier, wie leider sehr<br />
oft angenommen. Das Leben in der Wohnung bietet lange nicht die Abwechslung,<br />
die eine Freigänger-Katze genießen kann und bedeutet somit auch mehr Aufwand<br />
für den Halter. Die Anschaffung einer Katze ist vorher gut zu überlegen. Sehr wichtig<br />
ist es, sich bewusst zu machen, was zu einem glücklichen Katzenleben alles nötig<br />
ist. Im Vorfeld sollte man sich gut überlegen, ob die Bedürfnisse und Wünsche in der<br />
Wohnung ausreichend erfüllt werden können. Entscheidet man sich für ein Tier<br />
aufzunehmen, trägt man die volle Verantwortung für dieses Lebewesen.<br />
Es ist nicht gerecht das Tier im Tierheim abzugeben, weil die Haltung doch mehr<br />
Arbeit ist, als zuvor gedacht wurde oder sich die Katze unpassend benimmt. Zu<br />
Alledem bedarf es Einfühlungsvermögen, Geduld und Respekt seitens des<br />
Menschen. Auf diese Weise kann eine vertrauensvolle Beziehung entstehen. Der<br />
Katzenhalter muss sich ausreichend Zeit nehmen, um gemeinsames Spielen im<br />
Alltag zu integrieren und der Katze einen gewissen Rhythmus zu ermöglichen. Der<br />
Mensch sollte bereit sein, Kompromisse einzugehen, da die Mieze eine eigene<br />
Persönlichkeit hat, die nur bedingt geändert werden kann. Auch bei der Gestaltung<br />
des artgerechten Wohnraumes stehen die Bedürfnisse des Tieres und nicht die des<br />
Menschen im Vordergrund.<br />
Zeigt die Katze unerwünschtes Verhalten, macht sie das nicht aus Spaß. Damit zeigt<br />
das Tier, dass ihm etwas fehlt. Wie sollte sie es sonst mitteilen? Reagiert man dann<br />
mit Ärger und Frustration, wird das Problem meist verstärkt und die Beziehung<br />
negativ beeinflusst. Es gibt immer eine Ursache für bestimmtes Verhalten. Die<br />
Gesamtsituation muss genau analysiert und bewertet werden. Nur so kann durch die<br />
entsprechende Veränderung eine geeignete Lösung für Katzenhalter und Tier<br />
gefunden werden.<br />
47
Literaturverzeichnis<br />
Jackson Galaxy / Dr. Mikel Delgado: Der Katzenflüsterer für ein glückliches<br />
Katzenleben. 1. Auflage, HEEL Verlag GmbH, 2019<br />
Paul Leyhauser: Katzenseele Wesen und Sozialverhalten. 2.Auflage, Franckh-<br />
Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2005<br />
Gabrielle Linke-Grün / MonikaWegler: <strong>Wohnungskatzen</strong>, 3.Auflage, GRÄFE UND<br />
UNZER VERLAG GmbH, 2014<br />
Susanne Reinerth: Natural cat food. 1.Auflage, Books on Demand GmbH,<br />
Nordestedt, 2008<br />
48
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 1: Paul Leyhauser: Katzenseele Wesen und Sozialverhalten. 2.Auflage,<br />
Franckh- Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2005, S. 52<br />
Abbildung 2: https://www.shop4cats.at/product_info.php?info=p835_petra-ott--skatzenspielangel-mit-tierschutz-kennzeichen.html,<br />
abgerufen am 31.8.2019<br />
Abbildung 3: https://tiere.deko365.com/best-of-cat-tree-designs-um-ihre-haustiere-zuverwoehnen-11/,<br />
abgerufen am 31.8.2019<br />
Abbildung 4: https://katzenreich.net/alles-fuer-die-katz/, abgerufen am 31.8.2019<br />
Abbildung 5: https://www.pinterest.at/pin/478577897883627248/?nic=1, abgerufen<br />
am 31.8.2019<br />
Abbildung6: https://www.pinterest.at/pin/738168195154065935/, abgerufen am<br />
31.8.2019<br />
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