Focus Money: Alle flüchten in Gold
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MONEYMARKETS<br />
<strong>Gold</strong> ist e<strong>in</strong>e Premium-Währung. Ke<strong>in</strong>e Fiat-<br />
Währung, <strong>in</strong>klusive des Dollars, kommt ihm gleich“<br />
Alan Greenspan, früherer Chef der Federal Reserve<br />
Neuer Trend<br />
Der <strong>Gold</strong>preis notiert so hoch wie seit April 2013<br />
nicht mehr und hat die Marke von 1500 Dollar<br />
überschritten. Seit 2016 bildet das gelbe Metall e<strong>in</strong>en<br />
neuen Aufwärtstrend aus. Euro-Anleger profitieren<br />
zusätzlich vom starken Dollar.<br />
Preis für 1 Fe<strong>in</strong>unze <strong>Gold</strong><br />
Preis <strong>in</strong> US-Dollar<br />
Preis <strong>in</strong> Euro<br />
2000 02 04 06 08 10 12 14 16 2018<br />
Quelle: Thomson Reuters Datastream<br />
1800<br />
1400<br />
1000<br />
Magische Sieben<br />
Es ist passiert: Der Dollar hat die magische Marke<br />
von sieben Renm<strong>in</strong>bi geknackt. Die Ch<strong>in</strong>esen halten<br />
jetzt die meisten Trümpfe <strong>in</strong> der Hand – und werten<br />
ihre Währung weiter ab, wenn US-Präsident Trump<br />
den Handelskrieg mit neuen Zöllen verschärft.<br />
Preis für 1 US-Dollar <strong>in</strong> Renm<strong>in</strong>bi<br />
CNY<br />
„rote L<strong>in</strong>ie“<br />
2010 11 12 13 14 15 16 17 18 2019<br />
Quelle: Thomson Reuters Datastream<br />
600<br />
200<br />
7,00<br />
6,80<br />
6,60<br />
6,40<br />
6,20<br />
6,00<br />
dem früheren Chef der amerikanischen Notenbank Alan<br />
Greenspan: „<strong>Gold</strong> ist e<strong>in</strong>e Premium-Währung. Ke<strong>in</strong>e Fiat-<br />
Währung, <strong>in</strong>klusive des Dollars, kommt ihm gleich.“<br />
Schuldenkrise und Währungskrieg sollten das nun auch<br />
den größten Zweiflern klar vor Augen führen.<br />
Die Eskalation begann Anfang August. Die Verhandlungen<br />
zwischen den USA und Ch<strong>in</strong>a über Handelsfragen<br />
steckten fest – und liefen damit gar nicht so, wie US-Präsident<br />
Trump sich das vorgestellt hatte. Trump verkündete<br />
daraufh<strong>in</strong> neue Zölle auf ch<strong>in</strong>esische Waren ab dem<br />
1. August. Was dann folgte, überraschte den Präsidenten<br />
und se<strong>in</strong>e Berater ansche<strong>in</strong>end völlig. Ch<strong>in</strong>a ließ kurz e<strong>in</strong>mal<br />
se<strong>in</strong>e Währung, den Renm<strong>in</strong>bi, abschmieren und erlaubte,<br />
dass der Kurs unter die Marke von sieben Renm<strong>in</strong>bi<br />
je Dollar fiel. Diese Marke beobachten Experten seit<br />
Wochen und Monaten kritisch – und kaum jemand hätte<br />
prognostiziert, dass Pek<strong>in</strong>g so weit gehen würde, das<br />
Brechen dieser Marke zuzulassen. Wohl auch die Trump-<br />
Adm<strong>in</strong>istration nicht, die ansche<strong>in</strong>end auf dem völlig falschen<br />
Fuß erwischt wurde. Zusätzlich kündigte Pek<strong>in</strong>g<br />
noch an, alle Agrarimporte aus den USA zu stoppen.<br />
Schmerzhafter Warnschuss. Das war e<strong>in</strong>e kurze Machtdemonstration,<br />
die es <strong>in</strong> sich hat. Die ch<strong>in</strong>esische Regierung<br />
kann das: der Renm<strong>in</strong>bi wird nicht frei gehandelt.<br />
Die Behörden legen täglich e<strong>in</strong>en Kurs fest, um den die<br />
Währung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em festgelegten Korridor schwanken darf.<br />
Es war nur e<strong>in</strong> kurzes Säbelrasseln – seit der Abwertung<br />
ist es wieder ruhig. Aber das Waffenarsenal zu zeigen<br />
und klarzustellen, wer die besseren Karten hat – das haben<br />
die Ch<strong>in</strong>esen auf jeden Fall erreicht. Zumal sie noch<br />
drei Billionen Dollar an Währungsreserven – davon wohl<br />
mehr als e<strong>in</strong>e Billion <strong>in</strong> US-Staatsanleihen – <strong>in</strong> ihren Safes<br />
liegen haben. Der Warnschuss aus Pek<strong>in</strong>g zeigte Wirkung:<br />
Vergangene Woche hat Präsident Trump angekündigt,<br />
die E<strong>in</strong>führung neuer Zölle auf Elektronik und andere<br />
Produkte vom 1. September auf den 15. Dezember<br />
zu verschieben.<br />
Das Risiko e<strong>in</strong>er Renm<strong>in</strong>bi-Abwertung führt dazu, dass<br />
die Ch<strong>in</strong>esen verstärkt <strong>Gold</strong> horten, um ihr Vermögen zu<br />
schützen. Nicht nur die Zentralbank, die alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> den vergangenen<br />
acht Monaten 95 Tonnen kaufte, sondern auch<br />
Privatleute. Seit 2004 ist der <strong>Gold</strong>besitz wieder erlaubt.<br />
Shanghai ist <strong>in</strong>zwischen der drittgrößte <strong>Gold</strong>-Handelsplatz<br />
weltweit. Insgesamt besitzen die Ch<strong>in</strong>esen Schätzungen<br />
zufolge 23 000 Tonnen <strong>Gold</strong>.<br />
Zwar hat US-Präsident Trump <strong>in</strong> Sachen Zölle zurückgerudert.<br />
Aber zuvor hat er die Ch<strong>in</strong>esen durch das US-<br />
F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>isterium explizit als „Währungsmanipulatoren“<br />
bezeichnen lassen. Das gab es das letzte Mal 1994 unter<br />
Bill Cl<strong>in</strong>ton. E<strong>in</strong>en großen Vorteil hat Trump, wenn er<br />
Ch<strong>in</strong>a trotzdem Währungsmanipulation vorwirft: Er hat <strong>in</strong><br />
4 Foto: Bloomberg<br />
Illustration: VectorStock<br />
FOCUS-MONEY 35/2019