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NEUMANN Oktober | November 2019

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62<br />

CLUBBING<br />

Mit der „Sanctuary“ erlebt Stuttgart eine Party neuer Dimension<br />

Fantasiewelt für Partywütige<br />

Elmar Jäger ist in der Stuttgarter Veranstalterszene ein alter Hase, der das<br />

Nachtleben seit vielen Jahren mit solch unterschiedlichen Konzepten wie der<br />

„Kingston Hot“ oder dem „Stuttgart Burlesque Festival“ bereicherte und bereichert.<br />

Mit der „Sanctuary“ aber stößt auch er in ganz neue Dimensionen vor.<br />

Ja, genau. Die Bereiche „Bühnenshow“ mit „Partyevent“<br />

verschmelzen zu einer Showparty – das<br />

ist eine Herausforderung, da dieser Event nicht auf<br />

teure DJ-Bookings setzt, sondern auf ein filmreifes<br />

Ambiente und eine aufwändige Show. Deswegen<br />

kostet das Ganze eben ein paar Euro mehr als die<br />

reguläre Clubnacht am Samstagabend.<br />

Elmar, magst Du das Konzept und die Idee von<br />

„Sanctuary“ in Deinen Worten erläutern?<br />

Es handelt sich um eine Party mit vielen<br />

Showelementen. Das Ganze hat eine fiktive Backgroundstory,<br />

die davon ausgeht, dass die Feier nach<br />

der Apocalypse im Jahr 2323 stattfindet. Das Sanctuary<br />

ist der einzig verbliebene Ort, an dem Menschen<br />

und Nicht-Menschen zusammen eine Party<br />

feiern können. Dabei ist Toleranz und Respekt die<br />

oberste Prämisse. Wir haben knapp 40 Künstler live<br />

am Start – muskelbepackte Endzeitkrieger, riesige<br />

Minotauren, verlockende Tänzerinnen, Luftakrobaten,<br />

Drag Queens, eine Gothic Horrorshow, eine<br />

Shibari-Künstlerin und vieles mehr.<br />

Das klingt nach viel Aufwand – seit wann planst<br />

Du „Sanctuary“ ins Leben zu rufen?<br />

Tatsächlich schon eine geraume Weile, wir hatten in<br />

der Vergangenheit schon immersive Events in Stuttgart<br />

veranstaltet, aber eher im Stil der 1920/1930er<br />

Jahre. Jetzt geht es in die Zukunft und es wird verrückt<br />

(lacht)! Die Performances werden innerhalb<br />

des Tanzgeschehens und auf Bühnen aufgeführt<br />

verlost<br />

2 x 2 Freikarten<br />

→ Seite 82<br />

und das Publikum darf sich verkleiden<br />

und Teil des Gesamtbilds werden. Handyfotos<br />

sind nicht erlaubt, das wird das Eintauchen in die<br />

Fantasiewelt deutlich erleichtern.<br />

Was hat Dich dazu inspiriert?<br />

Da könnte ich viele Serien, Bücher oder Comics aufzählen<br />

– vor allem Netflix und Co. platzieren hochwertige<br />

Produktionen im Mainstream, die noch bis<br />

vor kurzem als nur interessant für „nerdige Randgruppen“<br />

eingestuft worden wären. Das ist großartig.<br />

Ich sehe einen deutlichen Trend, der zum Beispiel<br />

Live-Rollenspiel oder Cosplay-Events für ein viel<br />

größeres Publikum interessant werden lässt. Hat natürlich<br />

damit zu tun, dass die Unterhaltungsqualität<br />

dieser Veranstaltungen in den vergangenen Jahren<br />

markant gestiegen ist. Tatsächlich haben ja sogar<br />

Mottopartys und Krimi-Dinner immersive Elemente<br />

– wir gehen da aber eben noch deutlich weiter.<br />

Ist das neue Konzept für Dich eine Verschmelzung<br />

der verschiedenen Bereiche, in denen Du<br />

Dich als langjähriger Veranstalter bewegst?<br />

Veranstalter und Clubs haben es in Stuttgart immer<br />

schwerer. Das liegt einerseits an den Vorgaben von<br />

Politik und Stadt, andererseits hat sich das Ausgehverhalten<br />

grundlegend geändert. Wie kann dem<br />

Club- und Partysterben Einhalt geboten werden?<br />

Was das Publikum und Ausgehverhalten angeht:<br />

Außergewöhnliche Formate sind einerseits schwierig<br />

zu etablieren, andererseits wird sich oft darüber<br />

beschwert, dass „überall immer das gleiche stattfindet“,<br />

da existiert eine gewisse Doppelmoral. Mit der<br />

Unterstützung der Stadt für Clubs und Veranstalter,<br />

sei es finanziell, strukturell oder bürokratisch, ist<br />

es – wie landläufig bekannt – leider nicht weit<br />

her. Und unabhängig von der politisch herrschenden<br />

Struktur wird traditionell in Stuttgart<br />

das Nachtleben und Subkultur von dieser<br />

Ebene her fast komplett ignoriert. Dabei spielt<br />

sich ein entscheidender Teil des Lebens und der Sozialisation<br />

von 20 bis 35-Jährigen genau hier ab und<br />

ist sehr wohl relevant. Das Popbüro der Wirtschaftsförderung<br />

stellt hier bereits eine rühmliche Ausnahme<br />

dar, aber auch der Posten des sogenannten<br />

Nachtbürgermeisters oder Subkulturbeauftragten<br />

könnte da in Zukunft viel bewirken. Fingers crossed!<br />

Hast Du schon einmal mit dem Gedanken gespielt,<br />

unter die Clubbetreiber zu gehen oder<br />

fühlst Du Dich als Veranstalter wohler?<br />

Da gab es schon konkrete Angebote. Ich persönlich<br />

finde es spannender, mit Events meine Visionen umzusetzen.<br />

Und da zum Beispiel eine 30er Jahre-Swingparty<br />

nicht in das reduzierte Ambiente moderner<br />

Clubs passt, will ich als Veranstalter weiterhin die<br />

Freiheit haben meine Locations selbst auszusuchen.<br />

Das kannst Du als Clubbetreiber nun mal nicht. pa<br />

SANCTUARY – DIVERSITY IN UNITY<br />

02.10. | 23 Uhr | KÖ51 | Königstraße 51 | Stuttgart |<br />

sanctuary2323<br />

Foto: Jaydee<br />

<strong>Oktober</strong> | <strong>November</strong> <strong>2019</strong>

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