ZeitBlatt Travel Magazin 2019
ZeitBlatt Travel Magazin Inhalt: Indonesien, Die besten Hotels, Stadte: Venedig, Amsterdam, Potstam...usw
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SCHLESIEN<br />
DEN SPUREN DER SCHLEIERHERREN<br />
AUF<br />
– Das Zentrum des Schleierleinens –<br />
Das Hirschberger Tal am Fuße des Riesengebirges, gerade einmal zwei Autostunden südwestlich von Wroclaw (Breslau), ist ein wahres Kleinod<br />
Polens. Es verzaubert mit Weite, Bergpanoramen und zahlreichen Schlössern, umgeben von Parks und Seen. Nirgendwo in Europa findet man eine<br />
solche Dichte an historischen Palästen und Gutshäusern, wie in der Region um Jelina Góra (Hirschberg); im „Tal der Schlösser“. Aber warum und<br />
was es mit den Schleierherren dort auf sich hat, das will ich herausfinden. Meine erste Station ist das kleine Dörfchen Piechowice. Im Schloss<br />
Pakoszów werde ich für vier Tage wohnen, um mehr über die Leinenproduktion und –handel im 17. und 18. Jahrhundert in Schlesien zu erfahren.<br />
Nach dem Dreißigjährigen Krieg entwickelt sich Hirschberg zum Zentrum der Leinenproduktion. Grund dafür war die von einem Handwerker aus<br />
Holland eingeführte Technik der Schleierweberei. Der österreichische Kaiser Ferdinand II. verlieh 1630 der Stadt Hirschberg dafür das Monopol und<br />
die Region blühte wirtschaftlich auf. Das elegante, weiche Schleierleinen wurde zu einem Markenzeichen Hirschbergs. Doch nicht nur in der Stadt<br />
wurde gewoben und gesponnen. Auch in den kleinen Gebirgsorten wurde Flachs angebaut und zu meist gröberem Leinen u.a. für Leinwände<br />
verarbeitet. Für Kleinbauern und Landarbeitern bedeutete die Spinnerei und Weberei in Heimarbeit ein Nebenerwerb, wie ein Gemälde im<br />
Konferenzraum des Schlosses Pakoszów zeigt.<br />
– Auf dem Weg zum Reichtum –<br />
Das Leinen verkauften die Heimweber auf den Märkten der Städte an<br />
Händler oder an über das Land ziehende Aufkäufer. Mit<br />
aufkommendem wirtschaftlichen Erfolg entwickelt sich eine Art<br />
Machtkampf zwischen den Kaufleuten in den Städten, adligen<br />
Grundbesitzern wie z. B. Graf Christoph Leopold von Schaffgotsch<br />
und den Aufkäufern auf den Dörfern. Die Gutsherren setzen sich<br />
jedoch für einen Dorfhandel ein, da dieser den Webern die Wege in<br />
die Städte ersparte und ihnen eine Unabhängigkeit von den strikten<br />
Regeln der städtischen Handelsherren ermöglicht.<br />
Für das notwendige Bleichen und Veredeln des Leinens sorgten die<br />
Kaufleute. So auch der Hirschberger Kaufmann Johann Martin<br />
Gottfried, der 1725 in Wernersdorf (Pakoszów) ein Herrenhaus<br />
errichten ließ, welches zugleich als Manufaktur und Wohnsitz in den<br />
Sommermonaten genutzt wurde. Das Erdgeschoss der<br />
Dreiflügelanlage sowie die angrenzenden Nebengebäude wurden zur<br />
Lagerung der Leinwände genutzt.