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FACHMAGAZIN FÜR DIE KASTEN–, KÜCHEN–, BÜRO– UND SITZMÖBEL–FERTIGUNG SOWIE DEN INNENAUSBAU · WWW.MATERIAL-TECHNIK.DE · 30835<br />

Wohn- und<br />

Küchenmöbel:<br />

Umwälzungen in der<br />

Oberflächenindustrie<br />

Fertigungstechnik:<br />

Gesundes Wohnen dank<br />

emissionsfreier Kleber<br />

Sitzmöbelbezüge:<br />

Maßanfertigung statt<br />

Massenfertigung


Macher & Märkte<br />

Exklusiv vor Ort<br />

Exclusive on the spot<br />

„Wir werden nicht stillstehen,<br />

sondern Innovationen weiter<br />

vorantreiben“<br />

Generationswechsel bei Blum: Mit Philipp und Martin Blum hat im Sommer die dritte Generation<br />

das Ruder beim Vorarlberger Beschlagproduzenten übernommen. Seit der Gründung im Jahr 1952<br />

hatte das Unternehmen ein rasantes Wachstum hingelegt und wurde zum Weltmarktführer auf dem<br />

Gebiet der Beschläge. Am Firmensitz in Höchst sprach material+technik möbel mit Philipp Blum<br />

und André Dorner (Geschäftsführer Blum-Deutschland) über die jüngsten Erweiterungsbauten und<br />

die Pläne der neuen Geschäftsführer mit Blick auf den deutschen Markt.<br />

m+t: Herr Blum, im Zuge des Generationswechsels<br />

wurde die<br />

Verantwortung auf mehrere<br />

Schultern verteilt, so dass Sie<br />

nicht allein die Verantwortung<br />

tragen müssen. Wie setzt sich die<br />

heutige Geschäftsleitung zusammen?<br />

Blum: Mit der Übernahme der unternehmerischen<br />

Verantwortung<br />

zum 1. Juli <strong>2019</strong> haben mein Cousin<br />

Martin Blum und ich uns zu einer<br />

vierköpfigen Geschäftsleitung entschieden,<br />

um die Stabilität des Unternehmens<br />

weiter zu bewahren.<br />

Viele Jahre lang ruhte das Unternehmen<br />

bekanntlich auf den Schultern<br />

meines Vater Gerhard E. Blum,<br />

seines Bruders Herbert Blum sowie<br />

Hubert Ploner. Mit Gerhard<br />

Humpeler als Leiter der Finanzen<br />

und mit Urs Bolter als Geschäftsführer<br />

der Blum International Consulting<br />

haben wir nun zwei weitere<br />

Experten mit in die Geschäftsleitung<br />

genommen, die somit aus vier<br />

Köpfen besteht. Zudem haben wir<br />

in den vergangenen Jahren einen<br />

Führungskreis gebildet, der sich<br />

aus den Bereichsleitern zusammensetzt<br />

und das Ziel hat, uns als<br />

junge Geschäftsführer in unserer<br />

Arbeit zu unterstützen.<br />

m+t: Macht eine vierköpfige Firmenleitung<br />

das Unternehmen<br />

nicht schwerfällig?<br />

Blum: Keinesfalls, denn die wesentlichen<br />

Entscheidungen fällen<br />

unsere Experten in den jeweiligen<br />

Fachabteilungen. Bei Blum gibt es<br />

flache hierarchische Strukturen, somit<br />

ist das Unternehmen nicht<br />

schwerfällig. Nicht jede Entscheidung<br />

muss von der Geschäftsleitung,<br />

sondern kann auch in den jeweiligen<br />

Gremien und Projektgruppen<br />

− wie beispielsweise vom<br />

Entwicklungsausschuss − getroffen<br />

werden. Natürlich befindet sich<br />

die Geschäftsleitung in kontinuierlicher<br />

Abstimmung mit den einzel-<br />

6 material+technik möbel <strong>05</strong>|19


Macher & Märkte<br />

Wenige Wochen nach dem<br />

offiziellen A<strong>mt</strong>santritt von<br />

Philipp Blum sprach Richard<br />

Barth mit ihm (Mitte) sowie mit<br />

André Dorner (links).<br />

A few weeks after the official<br />

inauguration Richard Barth<br />

spoke with Philipp Blum (center)<br />

and André Dorner (left).<br />

Photos: Blum<br />

nen Fachgremien. Unser Ziel ist es,<br />

vernetzt zusammenzuarbeiten und<br />

uns konsequent an den Stärken<br />

und Kompetenzen der einzelnen<br />

Mitarbeiter zu orientieren.<br />

m+t: Herr Dorner, wie frei können<br />

Sie auf dem deutschen Markt<br />

agieren?<br />

Dorner: Als Geschäftsführer von<br />

Blum Deutschland habe ich natürlich<br />

die volle Verantwortung für den<br />

deutschen Markt, stimme mich<br />

aber in der gemeinsamen Vorgehensweise<br />

mit Philipp Blum ab.<br />

Das funktioniert nach dem 4-Augen-Prinzip,<br />

wobei die strategische<br />

Grundausrichtung natürlich die Geschäftsleitung<br />

vorgibt.<br />

„Langfrist-Orientierung<br />

wird beibehalten“<br />

m+t: Wird sich durch den Generationswechsel<br />

die Marktstrategie<br />

von Blum ändern?<br />

Blum: Unsere Aufgabe sehe ich darin,<br />

weiterhin eine optimale Balance<br />

zwischen Stabilität und Dynamik<br />

zu halten. Sich zu sehr auf den Lorbeeren<br />

auszuruhen, wäre für ein<br />

Unternehmen in unserer Größe genauso<br />

schädlich wie eine zu große<br />

Dynamik zu entwickeln. Da der Generationswechsel<br />

langfristig vorbereitet<br />

wurde, werden sich für die<br />

Kunden keinerlei Änderungen in<br />

der Zusammenarbeit ergeben. Wir<br />

werden die Langfrist-Orientierung<br />

und die Wertehaltung, die mein<br />

Großvater und unsere Väter vorgelebt<br />

haben, fortsetzen. Eine wesentliche<br />

Rolle wird weiterhin der<br />

globale Kundennutzen als Entwicklungsphilosophie<br />

von Blum spielen.<br />

André kann sicherlich für den<br />

deutschen Markt einige der jüngsten<br />

Beispiele hierfür nennen.<br />

Dorner: Wichtig ist und bleibt es für<br />

Blum, nahe am Markt und in meinem<br />

Fall an den deutschen Kunden<br />

zu sein. Das haben wir mit den<br />

jüngsten Entwicklungen bewiesen,<br />

die wir auf der interzum vorgestellt<br />

hatten. Hier wurde der globale Kundennutzen<br />

zum Ausdruck gebracht,<br />

der darin besteht, dass Verarbeiter,<br />

Handel, Monteure und Endverbraucher<br />

durch unsere Produkte einen<br />

Mehrwert erlangen.<br />

m+t: Meinen Sie damit beispielsweise<br />

das vorgestellte Pockettürensystem?<br />

Dorner: Das ist nur eines der Beispiele,<br />

bei denen wir in unserer<br />

Produktentwicklung auch die Arbeit<br />

des Monteurs auf der Baustelle<br />

miteinbezogen haben. Wir wollten<br />

dem Markt eine Lösung bieten,<br />

welche für den Monteur eine einfache<br />

und möglichst schnelle Montage<br />

ermöglicht, um ein optimales<br />

Ergebnis für den Endkunden zu erzielen.<br />

Unser Pocketsystem für<br />

grifflose Fronten bietet der Küchenmöbelindustrie<br />

nicht nur ein hohes<br />

Maß an Vormontage der Faltschiebetüren,<br />

sondern ermöglicht durch<br />

den eigenen Korpus eine bestmögliche<br />

Montage vor Ort.<br />

m+t: Sie erwähnten, dass der<br />

Übergang der Geschäftsleitung<br />

langfristig vorbereitet wurde.<br />

Welche Erfahrungen bringen Sie<br />

mit?<br />

Blum: Ich bin vor zehn Jahren in<br />

das Unternehmen eingetreten und<br />

habe zunächst einige Zeit im Produktmanagement<br />

verbracht. In den<br />

vergangenen Jahren lag die Verantwortung<br />

für die Absatzmärkte<br />

Asien und Südeuropa bei mir. Da<br />

wir einen fließenden Übergang gewährleisten<br />

wollten, war ich bereits<br />

in die aktuellen Großinvestitionen<br />

in unsere Vorarlberger Werke sowie<br />

in die wesentlichen strategischen<br />

Entscheidungen einbezogen.<br />

„Unsere Nähe zum Markt ist<br />

wesentlicher Erfolgsfaktor“<br />

m+t: Apropos Asien: Auf der interzum<br />

hatten Sie den Bau eines<br />

Werkes in China angekündigt.<br />

Wie ist der aktuelle Stand der<br />

Dinge?<br />

Blum: Philosophie von Blum war<br />

es immer, mit der Produktion zum<br />

Markt zu gehen, wenn es aufgrund<br />

Blum: „Unsere Aufgabe besteht<br />

in der Balance zwischen<br />

Kontinuität und Dynamik“.<br />

“Our task is the balance<br />

between continuity and<br />

dynamism”.<br />

der lokalen Nachfrage logistisch<br />

sinnvoll ist. Die sehr positive Entwicklung<br />

auf dem chinesischen<br />

Markt hat dies nun notwendig gemacht.<br />

Kürzlich konnten wir uns ein<br />

Grundstück in der Nähe unseres<br />

Vertriebsstandorts nahe Shanghai<br />

sichern. Bis Ende 2021 wollen wir<br />

dort Lager- und Montagekapazitäten<br />

aufbauen, um mit dem Wachstum<br />

der Nachfrage der Chinesen<br />

mithalten zu können.<br />

m+t: Wie haben sich die anderen<br />

Absatzregionen entwickelt und<br />

wo sehen Sie die größte Dynamik?<br />

Blum: Neben dem erwähnten<br />

Wachstum in China konnte Blum in<br />

den vergangenen Jahren praktisch<br />

in allen Marktregionen zulegen. Dynamik<br />

und Steigerungsraten waren<br />

natürlich nach Region und Ausgangsbasis<br />

unterschiedlich. Insbesondere<br />

Nordamerika hat uns viel<br />

Freude bereitet, während Südamerika<br />

weiterhin stagniert. Eine zufriedenstellende<br />

Entwicklung konnten<br />

wir auch in Russland wie überhaupt<br />

in den osteuropäischen Märkten<br />

verzeichnen. In Mitteleuropa hat<br />

sich die positive Entwicklung der<br />

vergangenen Jahre fortgesetzt. Im<br />

asiatisch-pazifischen Raum blicken<br />

wir ebenfalls auf eine zufriedenstellende<br />

Entwicklung mit einem<br />

guten Wachstum gegenüber dem<br />

Vorjahr zurück. Aktuell sind wir in<br />

über 120 Märkten weltweit präsent.<br />

Diese Nähe zum Markt ist sicherlich<br />

ein Teil der Erfolgsgeschichte<br />

des Unternehmens und seiner<br />

7.983 Mitarbeiter in der ganzen<br />

Welt.<br />

m+t: Sie haben die Führung des<br />

Unternehmens zu einer Zeit<br />

übernommen, in der es viele Fragezeichen<br />

bezüglich der künftigen<br />

Wirtschaftsentwicklung gibt?<br />

Hatte es Ihr Vater bei seinem<br />

Start da nicht einfacher?<br />

Blum: Unter der Führung unserer<br />

Väter hat sich Blum als sehr krisenfestes<br />

Unternehmen bewiesen,<br />

das seinen Umsatz allein in den<br />

vergangenen 15 Jahren wesentlich<br />

steigern konnte. Ich denke, dass jede<br />

Zeit ihre eigenen Herausforderungen<br />

hat, mit der die jeweilige<br />

Firmenleitung klarkommen muss.<br />

m+t: Spielen Sie damit auf<br />

die weltweite Wirtschafts- und<br />

Finanzkrise 2008/2009 an?<br />

Blum: Natürlich blieb sie für Blum<br />

nicht ohne Folgen und hatte zu einem<br />

Umsatzrückgang geführt. Die<br />

material+technik möbel <strong>05</strong>|19 7


Martina Kandler (rechts)<br />

zeigt Richard Barth wie<br />

eine Mikrofaltung in<br />

10.000-facher Vergrößerung<br />

aussieht.<br />

Martina Kandler (right)<br />

shows Richard Barth what<br />

a microfolding at 10,000 x<br />

magnification looks like.<br />

Photos: Steinbrink-<br />

Minami, Barth<br />

„Tiefmatt ist<br />

kein Strohfeuer“<br />

Nach der Hochglanz-Welle stehen im Möbelbau derzeit supermatte Oberflächen<br />

hoch im Kurs. Allerdings erwarten die Endverbraucher von diesen auch<br />

eine gewisse Pflegeleichtigkeit beim täglichen Gebrauch. Mit Hilfe von<br />

Excimer-Technologie und entsprechenden Lacken ist es der Firma Lott-Lacke<br />

gelungen, die gewünschten Gebrauchseigenschaften mit einer angenehm<br />

soften Haptik zu kombinieren. material+technik möbel sprach am Firmensitz<br />

in Herford mit Martina Kandler, Geschäftsführerin des Lackspezialisten.<br />

m+t: In ihrer jüngsten Werbekampagne<br />

haben Sie Lackoberflächen<br />

sichtbar werden lassen,<br />

was wie moderne Kunst aussieht.<br />

Was hat sie dazu bewogen?<br />

Kandler: Für einen Lackhersteller<br />

14 material+technik möbel <strong>05</strong>|19<br />

Exklusiv vor Ort<br />

Exclusive on the spot<br />

ist es schwierig, sein Produkt optisch<br />

wirkungsvoll zu bewerben. Eine<br />

farbige Fläche wäre ineffizient<br />

und ein lackiertes Möbel würde signalisieren,<br />

dass wir ein Möbelhersteller<br />

sind. Mithilfe von REM-Aufnahmen<br />

(Raster-Elektronen-Mikroskop)<br />

einer Kundenoberfläche, die<br />

mit unseren Excimer-Lacken erzeugt<br />

wurde, ist es uns gelungen,<br />

die sa<strong>mt</strong>ig-seidige Haptik zu vermitteln.<br />

m+t: In Ihren Räumlichkeiten sehe<br />

ich unterschiedliche Motive.<br />

Bedeutet das, dass hier die Haptik<br />

auch eine andere ist?<br />

Kandler: Ja genau. Die Rezeptur<br />

unserer Excimer-Lacke erzeugt in<br />

Verbindung mit den verwende ten<br />

Technologien unterschiedliche<br />

Oberflächenhaptiken. In dieser<br />

3.000-fachen Vergrößerung erkennen<br />

Sie beispielsweise die starke<br />

Zerklüftung einer kratzfesten Oberfläche<br />

mit Anti-Fingerprint-Effekt.<br />

Dagegen wirkt diese Abbildung<br />

wesentlich fließender und wie ein<br />

Seidentuch gewellt. Wenn Sie das<br />

Original mit der Hand berühren,<br />

werden Sie eine angenehme sa<strong>mt</strong>ige<br />

Haptik wie bei einer Pfirsichhaut<br />

spüren.<br />

„Es kom<strong>mt</strong> auf die spezielle<br />

Rezeptur an“<br />

m+t: Welche Technologie macht<br />

dies möglich?<br />

Kandler: Eine solche Softfeel-<br />

Oberfläche entsteht, wenn Sie vor<br />

dem Excimer einen LED- oder UV-<br />

Strahler setzen, der den Lack leicht<br />

angeliert. Die anschließende Mikrofaltung<br />

fällt dann nicht so stark<br />

aus und erzeugt sich sanft wellende<br />

Konturen. Bei der Einstellung<br />

der Oberflächenfunktion und -haptik<br />

kom<strong>mt</strong> es auf die spezielle Lack-<br />

Rezeptur an und wir bei Lott-Lacke<br />

verfügen über eine Menge Knowhow,<br />

um an den richtigen „Rädern“<br />

zu drehen. Maßgeschneiderte Beschichtungssysteme,<br />

die auf die<br />

Kundenwünsche und auf die spezifischen<br />

Anlagenbedingungen angepasst<br />

werden, sind unser Geschäftsmodell<br />

und USP.<br />

m+t: Könnten Sie zum besseren<br />

Verständnis unseren Lesern die<br />

Besonderheiten der Excimer-<br />

Technologie und deren Vorteile<br />

erläutern?<br />

Kandler: Wie soeben kurz erwähnt,<br />

erhalten unsere Lacke<br />

durch den Excimer-Strahler eine<br />

Mikrofaltung der Oberfläche. Da<br />

die Aushärtung des Lacks unter<br />

Stickstoffatmosphäre geschieht,<br />

wird eine vollkommen geschlossene<br />

Oberfläche erzeugt, die nicht<br />

nur tiefmatt sondern auch besonders<br />

kratzfest und Chemiekalien<br />

beständig ist. Mit dieser Härtungstechnologie<br />

lassen sich somit mehrere<br />

Eigenschaften kombinieren.<br />

Bei herkömmlichen Lackierverfah-


Structures of Surfaces<br />

ren würde der in der Luft befindliche<br />

Sauerstoff die Oberfläche anfällig<br />

und für Fingerabdrücke empfänglich<br />

machen. Mit der Excimer-<br />

Methode lassen sich fleckunempfindliche<br />

Flächen und Glanzgrade<br />

von weniger als fünf Glosspunkten<br />

erzeugen.<br />

m+t: Supermatte Lacke mit Anti-<br />

Fingerprint-Effekt boomen gerade<br />

in der Einrichtungsbranche.<br />

Wie die aktuelle Werbekampagne<br />

zeigt, hat sich Ihr Unternehmen<br />

stark auf solche Lacke spezialisiert.<br />

Kandler: Wir sehen uns auf diesem<br />

Gebiet als Vorreiter, da Lott-Lacke<br />

sich bereits Anfang 2000 mit der<br />

Technologie befasst hat. Wir waren<br />

auch einer der ersten Lackproduzenten,<br />

der in einen eigenen Excimer investiert<br />

hat und seit 2012 für seine<br />

Kunden im Technikum Tests fährt. Inzwischen<br />

verfügen wir über eine so<br />

große Expertise, dass sich weltweit<br />

Unternehmen von uns beraten lassen<br />

und zu unseren Kunden zählen.<br />

Excimer-Lacke machen bereits rund<br />

ein Drittel unseres Gesa<strong>mt</strong>umsatzes<br />

aus, von dem die Hälfte im Export<br />

erzielt wird.<br />

m+t: In welchen Branchen werden<br />

Ihre Lacke eingesetzt?<br />

Die Geschäftsführerin von<br />

Lott-Lacke erläutert die Vorteile<br />

der Excimer-Technologie.<br />

The managing director of<br />

Lott-Lacke explains the advantages<br />

of excimer technology.<br />

Kandler: Wir waren eines der ersten<br />

Branchenunternehmen, das<br />

Anfang der 80er Jahre UV-härtende<br />

Lacksysteme für elastische, CV-<br />

Bodenbeläge entwickelt hat. Als<br />

dann ein großer Bodenbelaghersteller<br />

die Excimer-Technologie implementierte,<br />

hat dies zu einem<br />

deutlichen Qualitätsschub bei Fußböden<br />

auf Kunststoffbasis geführt<br />

und ihm höhere Verkaufserlöse beschert.<br />

Tiefziehfähige Lösungen für<br />

thermoplastische Oberflächen sind<br />

auch heute noch unsere Spezialität,<br />

wobei sich mit unseren Lacken neben<br />

PVC auch PP, PET oder PO beschichten<br />

lassen. Daher zählen<br />

auch Produzenten von Möbelfolien<br />

und -kanten zu unseren Kunden.<br />

Die Möbel- und Bodenbelagindustrie<br />

ist mit einem Anteil von 70 Prozent<br />

heute unser größter Abnehmer.<br />

Da wir Lacke für alle Kunststoffe<br />

anbieten, finden sie auch in<br />

anderen Industriezweigen wie der<br />

Automotive- und der Verpackungsindustrie<br />

Verwendung.<br />

„Wir lassen unsere Lacke bei<br />

Partnern produzieren“<br />

m+t: Ihr Geschäftsmodell, nämlich<br />

als Entwicklungsunternehmen<br />

mit ausgelagerter Produktion<br />

tätig zu sein, dürfte in der<br />

Branche einzigartig sein. Wie<br />

kam es dazu?<br />

Kandler: Lott-Lacke verfügt seit<br />

dem Beginn der 80iger Jahre nicht<br />

mehr über eine eigene Lackherstellung.<br />

Der Vater meines Geschäftsführer-Kollegen<br />

Henrik Lott entschied<br />

sich, nach fast 100 Jahren<br />

eigener Lackproduktion, ausschließlich<br />

auf das vorhandene<br />

Know-how und die Mitarbeiter zu<br />

setzen und nur noch kleine Mengen<br />

für Tests oder Muster sowie<br />

Spezialitäten im eigenen Haus herzustellen.<br />

Alle Massenprodukte<br />

lassen wir bei zwei ortsnahen Lackherstellern<br />

nach unseren Rezepturen<br />

fertigen, wobei hier absolute<br />

Geheimhaltungsverträge gelten.<br />

Bei einem Großteil unserer 25 Mitarbeiter<br />

hier in Herford handelt es<br />

sich um Spezialisten auf dem Gebiet<br />

der Lackforschung, denn in unserer<br />

Firmenphilosophie spielt das<br />

permanente Streben nach lacktechnischen<br />

Innovationen die<br />

Hauptrolle.<br />

m+t: Sie erwähnten zuvor, dass<br />

kein Lack wie der andere sei.<br />

„In unserem Technikum beraten<br />

wir die Kunden in Bezug auf<br />

supermatte Oberflächen mit<br />

Anti-Fingerprint-Effekt“.<br />

“In our technical center, we<br />

advise customers on supermatt<br />

surfaces with an anti-fingerprint<br />

effect”.<br />

Dann entwickeln und arbeiten Ihre<br />

Mitarbeiter also ausschließlich<br />

für Kunden?<br />

Kandler: Das stim<strong>mt</strong>, wir entwickeln<br />

und testen die vom Kunden<br />

gewünschten Lacke und helfen ihm<br />

auch vor Ort bei der Implementierung<br />

unserer Systeme in den Produktionsprozess.<br />

Schließlich muss<br />

jede Rezeptur auf die jeweilige Anlage<br />

und die Anforderungen des<br />

Kunden eingestellt werden. Da wir<br />

kontinuierlich in unser Technikum<br />

investiert haben, verfügen wir über<br />

langjährige Erfahrungen und Knowhow<br />

bei allen strahlenhärtenden<br />

Lacken. Wir dürften wohl das einzige<br />

Unternehmen sein, bei dem neben<br />

UV auch andere Strahlungsquellen<br />

wie LED, ESH oder eben<br />

die Excimer-Technologie getestet<br />

werden können. Unsere Kunden<br />

schätzen insbesondere, dass wir<br />

sie auf diesem Gebiet objektiv und<br />

neutral beraten und sie dadurch die<br />

auf ihr Unternehmen und ihre<br />

Anforderungen zugeschnittene<br />

Oberflächentechnologie auswählen<br />

können.<br />

m+t: Apropos Technikum: Offenbar<br />

ist dieses das „Heiligtum“<br />

des Unternehmens. Welche weiteren<br />

Serviceleistungen können<br />

Sie ihren Kunden dort bieten?<br />

Kandler: Um in der Lage zu sein,<br />

jede Situation beim Kunden im La-<br />

material+technik möbel <strong>05</strong>|19 15


Structures of Surfaces<br />

Exklusiv vor Ort<br />

Exclusive on the spot<br />

Christian Becker-Weimann will<br />

als neuer CEO bei Dekorapur mit<br />

einem flexiblen Oberflächenmaterial<br />

bei der Renovierung von<br />

z. B. Bädern punkten.<br />

Christian Becker-Weimann as<br />

the new CEO of Dekorapur<br />

wants to score points in the<br />

renovation of i.e. bathrooms<br />

with a flexible surface material.<br />

und damit die „HotCoating“-Technologie<br />

in anderen Bereichen neben<br />

der Möbelindustrie etablieren.<br />

„Dekorapur ist ein kleines, hochflexibles<br />

Unternehmen, das in den<br />

vergangenen Monaten und Jahren<br />

mit modernsten Beschichtungsund<br />

Lackiertechnologien ausgestattet<br />

wurde. Unsere Stärke liegt<br />

heute sowohl bei Klebstoffen als<br />

auch bei Lacksystemen“.<br />

„Viel Potenzial für neue<br />

Oberflächenlösungen“<br />

Mit einem wirtschaftlichen Verfahren zur Veredelung von Oberflächen hat<br />

Kleiberit vor fast zehn Jahren den Grundstein für ein nachhaltiges Unternehmenswachstum<br />

gelegt. Die Schwesterfirma Dekorapur in Barsinghausen dient<br />

inzwischen nicht nur als Referenzbetrieb für das „HotCoating“-Verfahren,<br />

sondern geht mit eigenen Spezialprodukten an den Markt.<br />

Performance-Garantie<br />

Im Jahr 2014 hatte sich Kleiberit dazu<br />

entschlossen, den mit einer<br />

„HotCoating“-Anlage ausgestatteten<br />

Komponentenfertiger in Barsinghausen<br />

zu übernehmen. Anfangs<br />

wurden auf der über 130 m<br />

langen Anlage allerdings nur Plattenformate<br />

mit einer Hochglanzoberfläche<br />

versehen. Die wachsende<br />

Nachfrage nach matten und supermatten<br />

Oberflächen veranlasste<br />

den Betrieb schon bald zu weiteren<br />

Investitionen in entsprechende<br />

Maschinentechnologien, um weiterhin<br />

als Multiplikator für die Technologie<br />

zu fungieren. „Mit dem<br />

PUR-Hotmelt-Know-how von Kleiberit<br />

und unserer langjährigen Expertise<br />

auf dem Gebiet der Oberflächenveredlung<br />

unterstützen wir<br />

unsere weltweiten Kunden und<br />

können ihnen dabei helfen, dass eine<br />

nach unseren Vorgaben konzipierte<br />

„HotCoating“-Anlage nach<br />

technischer Inbetriebnahme innerhalb<br />

von zwei Wochen reibungslos<br />

funktioniert“, hebt der CEO hervor.<br />

Mit der Investition in eine eigene<br />

Produktionsstätte in Barsinghausen<br />

bei Hannover hat der Klebstoffspezialist<br />

Kleiberit aus Weingarten<br />

im Jahr 2014 der weltweiten<br />

Verbreitung seines Beschichtungsverfahrens<br />

Rückenwind verliehen.<br />

In der Praxis ließen sich die Kunden<br />

wesentlich leichter von den Vorteilen<br />

der „HotCoating“-Technologie<br />

überzeugen und für die Anschaffung<br />

einer entsprechenden Anlage<br />

gewinnen. „Weltweit sind inzwischen<br />

mehr als 60 Anlagen in<br />

B etrieb“, bestätigt Christian<br />

Becker-Weimann, seit Ende April<br />

neuer CEO bei Dekorapur und auch<br />

Mitgesellschafter beim Klebstoffhersteller<br />

in Weingarten. Der Sohn<br />

von Klaus Becker-Weimann, dem<br />

geschäftsführenden Gesellschafter<br />

von Kleiberit, hat große Pläne für<br />

den Referenzbetrieb in Barsinghausen<br />

und eine strategische Neuausrichtung<br />

in Angriff genommen. Auf<br />

der interzum konnten sich die<br />

Standbesucher angesichts 13 innovativer<br />

Produktideen bereits darüber<br />

informieren, wo die Reise hingehen<br />

soll.<br />

Neuausrichtung<br />

Um unsere Neuausrichtung aufzuzeigen,<br />

war die interzum die richtige<br />

Plattform“, erläutert der Geschäftsführer.<br />

Er will das Schwesterunternehmen<br />

von Kleiberit zu<br />

einem Spezialisten für Oberflächenprodukte<br />

jeglicher Art machen<br />

Vom Fußboden zur<br />

Möbeloberfläche<br />

Bis zur Übernahme des Barsinghausener<br />

Betriebs wurden mit<br />

dem „HotCoating“-Verfahren weltweit<br />

hauptsächlich Fußböden veredelt,<br />

da der PUR-Hotmelt bei<br />

Bodenbelägen zu einer erhöhten<br />

Flexibilität und Abriebfestigkeit beiträgt.<br />

Im Gegensatz zu konventionell<br />

lackierten Elementen kom<strong>mt</strong><br />

es beim Bohren, Fräsen oder<br />

Schneiden durch die flexible Be-<br />

20 material+technik möbel <strong>05</strong>|19


Structures of Surfaces<br />

schichtung zu keinerlei Mikrorissen,<br />

Weißbrüchen oder Mäusezahnbildungen<br />

an den Kanten. Da<br />

der Schmelzkleber als Funktionsschicht<br />

fungiert, wird auf nahezu allen<br />

Oberflächen eine hohe Anfangshaftung<br />

der folgenden Lackschichten<br />

erzielt.<br />

„Der Vorteil des ‚HotCoating‘ liegt<br />

nicht zuletzt in der Anpassungsfähigkeit.<br />

Ich bin davon überzeugt,<br />

dass die Potenziale des Verfahrens<br />

noch nicht ausgeschöpft sind. Aktuell<br />

testen wir die Möglichkeit, Oberflächen<br />

mit einer dreidimensionalen<br />

Struktur zu versehen, um den<br />

dekorativen Effekt und den Designanspruch<br />

der Produkte noch weiter<br />

zu steigern“, verrät der CEO.<br />

„HotCoating“ ist<br />

Basistechnologie<br />

Becker-Weimann sieht in dem Verfahren<br />

letztlich eine Basistechnologie,<br />

eine Art Werkzeugkasten, den<br />

er mit immer neuen Werkzeugen<br />

füllen will, um auf diese Weise<br />

neue Produkte entstehen zu lassen,<br />

auch jenseits der Küchen- und<br />

Möbelindustrie. Die wachsende<br />

Vielfalt bei den Plattenmaterialien<br />

sieht der Unternehmenschef als<br />

zusätzliche Chance.<br />

„Bisher veredeln wir mit der Technologie<br />

hauptsächlich Holzwerkstoffe<br />

in großen Mengen. Wir wollen<br />

künftig zusätzlich in Nischen tätig<br />

werden und dem Innenausbau<br />

und dem Holzhandel neuartige Trägermaterialien<br />

mit fertigen Oberflächen<br />

liefern“.<br />

Oberflächenprodukte für<br />

Nischenmärkte sollen zum<br />

zweiten Standbein des Barsinghausener<br />

Betriebs werden.<br />

Surface products for niche<br />

markets are to become the<br />

second mainstay of the Barsinghausen<br />

operation.<br />

In den vergangenen Jahren wurden<br />

in Barsinghausen hierfür die<br />

entsprechenden Voraussetzungen<br />

geschaffen. Heute ist das Werk mit<br />

einer modernen Plattenaufteilsäge<br />

ausgestattet, so dass dem Kunden<br />

alle gewünschten Plattenformate<br />

zur Verfügung gestellt werden können.<br />

Die Platten werden der<br />

„HotCoating“-Anlage automatisch<br />

in Stapeln zugeführt und mit der<br />

gewünschten Oberfläche versehen.<br />

Rund 30 Mitarbeiter arbeiten<br />

derzeit im Zweischicht-Betrieb.<br />

Topcoat mit Funktionen<br />

Neben dem PUR-Hotmelt als<br />

Basecoat spielt bei dem Verfahren<br />

der Decklack (Topcoat) eine wichtige<br />

Rolle, weshalb Kleiberit sich dazu<br />

entschlossen hat, seine Erfahrungen<br />

und sein Know-how auch<br />

auf den Lack zu übertragen, um eine<br />

gleichbleibende Oberflächenqualität<br />

zu gewährleisten. Dies gilt<br />

insbesondere für die im Trend liegenden<br />

supermatten Oberflächen<br />

mit Anti-Fingerprint-Effekt, bei denen<br />

es auf ein optimales Zusammenspiel<br />

von Lack, Maschinen und<br />

Einstellungen ankom<strong>mt</strong>.<br />

„Heute machen tiefmatte Oberflächen<br />

mehr als die Hälfte unserer<br />

Produktion aus, daher ist es für uns<br />

wichtig, eine immer gleichbleibend<br />

hohe Oberflächengüte garantieren<br />

zu können. Das gelingt mit dem<br />

von uns entwickelten Komplettsystem“,<br />

erläutert der CEO und ergänzt:<br />

„Unsere Experten in Weingarten<br />

und Barsinghausen arbeiten<br />

kontinuierlich an Weiterentwicklungen<br />

und Optimierungen und beziehen<br />

dabei auch Kundenerfahrungen<br />

mit ein“.<br />

Beispiele hierfür sind brandhemmende<br />

Materialien, Anti-Grafittilösungen<br />

oder die „pure.perfect.<br />

matt“-Oberfläche, bei der eine vom<br />

Blickwinkel unabhängige Mattigkeit<br />

mit Kratzfestigkeit und sa<strong>mt</strong>iger<br />

Haptik kombiniert werden<br />

konnte. „Entscheidend bei diesen<br />

Lösungen sind die Erfahrungen aus<br />

Klebstoff- und Lackentwicklung,<br />

kombiniert mit den richtigen Maschinenparametern“,<br />

erläutert der<br />

Geschäftsführer.<br />

Zwei Methoden zur Auswahl<br />

Neben der Möglichkeit, tiefmatte<br />

Oberflächen mit Hilfe eines Excimers<br />

unter Stickstoffatmosphäre<br />

durch eine Mikrofaltung der Oberfläche<br />

herbeizuführen, kann in Barsinghausen<br />

auch eine alternative<br />

Methode vorgeführt werden. Die<br />

supermatte Oberfläche mit Anti-<br />

Fingerprint-Effekt wird hierbei mit<br />

Hilfe einer Kalanderanlage und einer<br />

Strukturgeberfolie erzeugt. Die<br />

Zufuhr von Stickstoff ist nicht notwendig.<br />

„Beide Verfahren haben ihre<br />

Vor- und Nachteile und natürlich<br />

auch ihre Kosten, wobei bei letzte-<br />

Auf der Anlage lassen sich<br />

Hochglanzplatten mit mehr als<br />

90 Glanzpunkten erzeugen.<br />

The plant can produce highgloss<br />

sheets with more than<br />

90 gloss.<br />

material+technik möbel <strong>05</strong>|19 21


Fokus<br />

Lösungen für<br />

kleine und große Betriebe<br />

Die diesjährige Ligna (27. –31. Mai) zeigte nicht nur effiziente Technologien für die industrielle Möbelfertigung<br />

auf, sondern führte den zahlreichen Schreinern und Tischlern unter den rund 90.100 Besuchern auch<br />

Automatisierungslösungen zu wirtschaftlichen Gestaltung ihrer Prozesse. Darüber hinaus war tete die<br />

Weltleitmesse in Hannover mit einem umfassenden Angebot an Lacken, Klebstoffen sowie Inspektions- und<br />

Messsystemen auf, mit denen Betriebe aller Größen Ausschuss vermeiden und ihre Produktion umweltfreundlicher<br />

gestalten können.<br />

Neben den Technologieanbietern<br />

traten in Hannover auch alle führenden<br />

Klebstoffhersteller an. Dieses<br />

Mal hatten sie vor allem Klebstoffe<br />

mitgebracht, die so emissionsarm<br />

sind, dass sie nicht der Kennzeichnungspflicht<br />

hinsichtlich giftiger<br />

Gefahrstoffe unterworfen sind. Die<br />

neuen Klebstofflösungen eignen<br />

sich für die Flachkaschierung, die<br />

Profilummantelung sowie für die<br />

Kantenverklebung und sollen mit<br />

gleichen oder sogar besseren Verarbeitungsqualitäten<br />

als herkömmliche<br />

Klebstoffe aufwarten.<br />

Ganz ohne Formaldehyd kom<strong>mt</strong><br />

der wasserbasierte Klebstoff<br />

„Rakoll 4933“ aus, den H.B. Fuller<br />

vorstellte. Außerdem präsentierte<br />

das Unternehmen mit „Rakoll<br />

5010“ einen reaktiven Schmelzklebstoff<br />

auf PUR-Basis mit geringen<br />

Monomer-Emissionen, der<br />

durch seinen Restmonomergehalt<br />

von unter 0,1 Prozent nicht kennzeichnungspflichtig<br />

in Bezug auf<br />

die Deklaration giftiger Gefahrstoffe<br />

ist. Auch Kleiberit stelle<br />

solche monomerreduzierten Klebstoffe<br />

vor. Mit dem PUR-Schmelzklebstoff<br />

„Kleiberit 702.5.03 ME“<br />

(ME = Microemission) präsentierte<br />

das Unternehmen z. B. einen<br />

Klebstoff für die Ummantelung, der<br />

laut Herstellerangaben eine hohe<br />

Anfangsfestigkeit, eine Wärmebeständigkeit<br />

von bis zu +140 Grad<br />

und eine Kältebeständigkeit von bis<br />

zu -40 Grad aufweisen soll. Henkel<br />

hatte ebenfalls emissionfreie sowie<br />

isocyanat-reduzierte Klebstoffe<br />

mitgebracht. U. a. stellte das Unternehmen<br />

seinen neuen Schmelzklebstoff<br />

„Technomelt PW 863“<br />

vor, der speziell für das Kaschieren<br />

von Holzwerkstoffplatten entwickelt<br />

wurde und zur Gruppe der Polyolefin-Klebstoffe<br />

gehört. Laut Firmenangaben<br />

zeichnet er sich durch<br />

eine Wärmestandfestigkeit von bis<br />

zu 110 Grad und ein niedriges Auftragsgewicht<br />

aus. Außerdem soll<br />

er bei Vorschubgeschwindigkeiten<br />

von über 55 m/min appliziert werden<br />

können. Der „Technomelt PW<br />

866“ wurde in puncto Thermostabilität<br />

und Anfangshaftung optimiert.<br />

Jowat stellte seine neue<br />

„Jowapur“-Produktfamilie in den<br />

Fokus. Hierbei handelt es sich um<br />

einkomponentige, feuchtigkeitsreaktive<br />

Polyurethan-Prepolymerklebstoffe,<br />

die auf formaldehydund<br />

VOC-freien Rezepturen basieren<br />

und geringe Auftragsmengen<br />

benötigen. Adler präsentierte<br />

„Bluefin Pigmosoft“, einen stumpfmatten<br />

Möbellack auf Wasserbasis<br />

mit Softtouch und Regenerationskräften.<br />

Die neue Entwicklung ist<br />

laut Hersteller allen Beanspruchungen<br />

gewachsen. Sollte die matte<br />

Farb oberfläche doch einmal eine<br />

Glanzspur aufweisen, regeneriert<br />

sie sich über Nacht von selbst, so<br />

Adler.<br />

Umweltfreundlichere Lacke<br />

Die Aussteller im Lackbereich stellten<br />

ebenfalls umweltschonende<br />

Applikationslösungen in den Mittelpunkt,<br />

die vielfach auf natürlich vorkommenden<br />

Rohstoffen beruhen.<br />

So debütierte bei Croma Lacke/<br />

IVM Chemicals u. a. das „Cromasol<br />

UV Bio Öl 2311A90“ zum Walzen.<br />

Diese VOC-freie Neuheit besteht<br />

zu 94 Prozent aus nachwachsenden<br />

Rohstoffen. Die „Cromasol<br />

Öko-UV“-Serie weist einen Festkörper<br />

von nahezu 100 Prozent aus<br />

bis zu 70 Prozent nachwachsenden<br />

Rohstoffen auf. „UV Soft Touch Supermatt“<br />

ist hingegen ein UV-Endlack<br />

zum Walzen, mit dem sich „excimerähnliche“<br />

Oberflächen erzielen<br />

lassen. Mit dem System wird<br />

ein Glanzgrad von unter vier Gloss<br />

und eine sa<strong>mt</strong>ige Oberfläche erzeugt.<br />

Laut Anbieter eignet sich der<br />

UV-Lack auch als Endbeschichtung<br />

im Digitaldruck. Mit dem „Cromaqua<br />

UV Spritzlack 6425A029“ präsentierte<br />

das Unternehmen einen<br />

wasserverdünnbaren, hochglänzenden<br />

UV-härtenden Endlack für<br />

Spritzanlagen, der laut Firmenangaben<br />

eine vergleichbare Klarheit und<br />

Brillanz wie klassische lösemittelbasierende<br />

PUR-Systeme besitzen<br />

soll.<br />

Qualität im Fokus<br />

Das Neuheitenangebot wurde<br />

durch eine Reihe innovativer Messund<br />

Inspektionssysteme komplettiert,<br />

die sowohl auf Lieferantenals<br />

auch auf Kundenseite zum Einsatz<br />

kommen. Sie sollen dazu<br />

beitragen, die Reklamationsraten<br />

und damit letztlich auch Kosten zu<br />

reduzieren, die durch die Nicht-Annahme<br />

fehlerhafter Teile entstehen.<br />

Die Firma Hecht hat ihren<br />

„4i-Inline-Scanner“ weiterentwi-<br />

Die neue „Superscan“-Generation<br />

von Fagus-Grecon kann<br />

echte Fehler von sog. „Pseudo<br />

fehlern“ unterscheiden.<br />

The new “Superscan” generation<br />

of Fagus-Grecon can<br />

distinguish real errors from<br />

so-called “pseudo errors”.<br />

Photos: Barth<br />

42 material+technik möbel <strong>05</strong>|19


Fokus<br />

Mit „ColourBrain RawBoard<br />

4.0“ präsentierte Baumer ein<br />

Inspektionssystem für die<br />

Rohplatte.<br />

With “ColourBrain RawBoard<br />

4.0”, Baumer presented an<br />

inspection system for the raw<br />

board. Photo: Baumer<br />

ckelt und bietet nun zusätzlich zur<br />

Dimensionsprüfung, der Bohrbildkontrolle<br />

und der vierseitigen Kanteninspektion<br />

eine Oberflächeninspektion<br />

an, die wahlweise ein- oder<br />

beidseitig erfolgen kann. Fagus-<br />

Grecon hat sein „Superscan“-System<br />

weiterentwickelt, das die photometrischen<br />

und strukturellen Eigenschaften<br />

der Oberfläche in<br />

hoher Auflösung analysiert. Durch<br />

ein neuartiges LED-Beleuchtungssystem<br />

konnte die Einbautiefe der<br />

Anlage auf 200 mm verkürzt werden.<br />

Sie ist in der Lage, echte Fehler<br />

von sog. „Pseudofehlern“ wie<br />

etwa Staub oder aufliegenden Dekorpapierschnipseln<br />

zu unterscheiden.<br />

Bei der Synchronporenüberwachung<br />

unterstützt das System<br />

die Einrichtung der Presse und<br />

überwacht die Synchronität von<br />

Struktur und Dekor fortwährend.<br />

Nach der Übernahme der Mehrheit<br />

an der Firma IPAC (Improve Process<br />

Analytics and Control GmbH)<br />

durch Fagus- Grecon stellte diese<br />

ebenfalls auf dem-Stand der Muttergesellschaft<br />

aus. Sie präsentierte<br />

dort das ICMS (Inline Colour<br />

Measurement System), das gegenüber<br />

dem bisherigen ACMS-System<br />

nun eine Inline-Farbmessung<br />

bietet. Als Farbmesssystem hat<br />

ACMS die Dekorindustrie mit seinen<br />

Messinformationen bei Definition,<br />

Beurteilung und Reproduktion<br />

des Farb eindrucks dekorativer<br />

Oberflächen unterstützt.<br />

Baumer präsentierte erstmals ein<br />

Inspektionssystem für die Rohplatte.<br />

„ColourBrain RawBoard 4.0“<br />

bietet eine beidseitige Inspektion<br />

von Spanplatten und MDF/HDF-<br />

Platten, die nach dem Schleifprozess<br />

zum Einsatz kom<strong>mt</strong>. Laut<br />

Firmenangaben lassen sich mit<br />

dem neuen System Schleiffehler<br />

sowie Verschmutzungen identifizieren,<br />

worauf die Defektursache<br />

zur unmittelbaren Behebung analysiert<br />

werden soll. Speziell für den<br />

Einsatz beim Digitaldruck hat das<br />

Unternehmen „ColourBrain Digital-<br />

Print 4.0“ entwickelt. Es erkennt<br />

Hans Weber setzt bei seinen<br />

Schleifmaschinen jetzt RFID-<br />

Technik ein.<br />

Hans Weber now uses RFID<br />

technology in its grinding<br />

machines. Photo: Leonhard<br />

Die Bewertung von Hochglanzflächen<br />

nach der neuen Norm ist<br />

mit dem „GlossIn“-System von<br />

MHanser möglich.<br />

The evaluation of glossy<br />

surfaces according to the<br />

new standard is possible with<br />

the “GlossIn” system from<br />

MHanser. Photo: MHanser<br />

material+technik möbel <strong>05</strong>|19 43

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