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Macher & Märkte Exklusiv vor Ort Exclusive on the spot „Wir werden nicht stillstehen, sondern Innovationen weiter vorantreiben“ Generationswechsel bei Blum: Mit Philipp und Martin Blum hat im Sommer die dritte Generation das Ruder beim Vorarlberger Beschlagproduzenten übernommen. Seit der Gründung im Jahr 1952 hatte das Unternehmen ein rasantes Wachstum hingelegt und wurde zum Weltmarktführer auf dem Gebiet der Beschläge. Am Firmensitz in Höchst sprach material+technik möbel mit Philipp Blum und André Dorner (Geschäftsführer Blum-Deutschland) über die jüngsten Erweiterungsbauten und die Pläne der neuen Geschäftsführer mit Blick auf den deutschen Markt. m+t: Herr Blum, im Zuge des Generationswechsels wurde die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt, so dass Sie nicht allein die Verantwortung tragen müssen. Wie setzt sich die heutige Geschäftsleitung zusammen? Blum: Mit der Übernahme der unternehmerischen Verantwortung zum 1. Juli 2019 haben mein Cousin Martin Blum und ich uns zu einer vierköpfigen Geschäftsleitung entschieden, um die Stabilität des Unternehmens weiter zu bewahren. Viele Jahre lang ruhte das Unternehmen bekanntlich auf den Schultern meines Vater Gerhard E. Blum, seines Bruders Herbert Blum sowie Hubert Ploner. Mit Gerhard Humpeler als Leiter der Finanzen und mit Urs Bolter als Geschäftsführer der Blum International Consulting haben wir nun zwei weitere Experten mit in die Geschäftsleitung genommen, die somit aus vier Köpfen besteht. Zudem haben wir in den vergangenen Jahren einen Führungskreis gebildet, der sich aus den Bereichsleitern zusammensetzt und das Ziel hat, uns als junge Geschäftsführer in unserer Arbeit zu unterstützen. m+t: Macht eine vierköpfige Firmenleitung das Unternehmen nicht schwerfällig? Blum: Keinesfalls, denn die wesentlichen Entscheidungen fällen unsere Experten in den jeweiligen Fachabteilungen. Bei Blum gibt es flache hierarchische Strukturen, somit ist das Unternehmen nicht schwerfällig. Nicht jede Entscheidung muss von der Geschäftsleitung, sondern kann auch in den jeweiligen Gremien und Projektgruppen − wie beispielsweise vom Entwicklungsausschuss − getroffen werden. Natürlich befindet sich die Geschäftsleitung in kontinuierlicher Abstimmung mit den einzel- 6 material+technik möbel 05|19
Macher & Märkte Wenige Wochen nach dem offiziellen Amtsantritt von Philipp Blum sprach Richard Barth mit ihm (Mitte) sowie mit André Dorner (links). A few weeks after the official inauguration Richard Barth spoke with Philipp Blum (center) and André Dorner (left). Photos: Blum nen Fachgremien. Unser Ziel ist es, vernetzt zusammenzuarbeiten und uns konsequent an den Stärken und Kompetenzen der einzelnen Mitarbeiter zu orientieren. m+t: Herr Dorner, wie frei können Sie auf dem deutschen Markt agieren? Dorner: Als Geschäftsführer von Blum Deutschland habe ich natürlich die volle Verantwortung für den deutschen Markt, stimme mich aber in der gemeinsamen Vorgehensweise mit Philipp Blum ab. Das funktioniert nach dem 4-Augen-Prinzip, wobei die strategische Grundausrichtung natürlich die Geschäftsleitung vorgibt. „Langfrist-Orientierung wird beibehalten“ m+t: Wird sich durch den Generationswechsel die Marktstrategie von Blum ändern? Blum: Unsere Aufgabe sehe ich darin, weiterhin eine optimale Balance zwischen Stabilität und Dynamik zu halten. Sich zu sehr auf den Lorbeeren auszuruhen, wäre für ein Unternehmen in unserer Größe genauso schädlich wie eine zu große Dynamik zu entwickeln. Da der Generationswechsel langfristig vorbereitet wurde, werden sich für die Kunden keinerlei Änderungen in der Zusammenarbeit ergeben. Wir werden die Langfrist-Orientierung und die Wertehaltung, die mein Großvater und unsere Väter vorgelebt haben, fortsetzen. Eine wesentliche Rolle wird weiterhin der globale Kundennutzen als Entwicklungsphilosophie von Blum spielen. André kann sicherlich für den deutschen Markt einige der jüngsten Beispiele hierfür nennen. Dorner: Wichtig ist und bleibt es für Blum, nahe am Markt und in meinem Fall an den deutschen Kunden zu sein. Das haben wir mit den jüngsten Entwicklungen bewiesen, die wir auf der interzum vorgestellt hatten. Hier wurde der globale Kundennutzen zum Ausdruck gebracht, der darin besteht, dass Verarbeiter, Handel, Monteure und Endverbraucher durch unsere Produkte einen Mehrwert erlangen. m+t: Meinen Sie damit beispielsweise das vorgestellte Pockettürensystem? Dorner: Das ist nur eines der Beispiele, bei denen wir in unserer Produktentwicklung auch die Arbeit des Monteurs auf der Baustelle miteinbezogen haben. Wir wollten dem Markt eine Lösung bieten, welche für den Monteur eine einfache und möglichst schnelle Montage ermöglicht, um ein optimales Ergebnis für den Endkunden zu erzielen. Unser Pocketsystem für grifflose Fronten bietet der Küchenmöbelindustrie nicht nur ein hohes Maß an Vormontage der Faltschiebetüren, sondern ermöglicht durch den eigenen Korpus eine bestmögliche Montage vor Ort. m+t: Sie erwähnten, dass der Übergang der Geschäftsleitung langfristig vorbereitet wurde. Welche Erfahrungen bringen Sie mit? Blum: Ich bin vor zehn Jahren in das Unternehmen eingetreten und habe zunächst einige Zeit im Produktmanagement verbracht. In den vergangenen Jahren lag die Verantwortung für die Absatzmärkte Asien und Südeuropa bei mir. Da wir einen fließenden Übergang gewährleisten wollten, war ich bereits in die aktuellen Großinvestitionen in unsere Vorarlberger Werke sowie in die wesentlichen strategischen Entscheidungen einbezogen. „Unsere Nähe zum Markt ist wesentlicher Erfolgsfaktor“ m+t: Apropos Asien: Auf der interzum hatten Sie den Bau eines Werkes in China angekündigt. Wie ist der aktuelle Stand der Dinge? Blum: Philosophie von Blum war es immer, mit der Produktion zum Markt zu gehen, wenn es aufgrund Blum: „Unsere Aufgabe besteht in der Balance zwischen Kontinuität und Dynamik“. “Our task is the balance between continuity and dynamism”. der lokalen Nachfrage logistisch sinnvoll ist. Die sehr positive Entwicklung auf dem chinesischen Markt hat dies nun notwendig gemacht. Kürzlich konnten wir uns ein Grundstück in der Nähe unseres Vertriebsstandorts nahe Shanghai sichern. Bis Ende 2021 wollen wir dort Lager- und Montagekapazitäten aufbauen, um mit dem Wachstum der Nachfrage der Chinesen mithalten zu können. m+t: Wie haben sich die anderen Absatzregionen entwickelt und wo sehen Sie die größte Dynamik? Blum: Neben dem erwähnten Wachstum in China konnte Blum in den vergangenen Jahren praktisch in allen Marktregionen zulegen. Dynamik und Steigerungsraten waren natürlich nach Region und Ausgangsbasis unterschiedlich. Insbesondere Nordamerika hat uns viel Freude bereitet, während Südamerika weiterhin stagniert. Eine zufriedenstellende Entwicklung konnten wir auch in Russland wie überhaupt in den osteuropäischen Märkten verzeichnen. In Mitteleuropa hat sich die positive Entwicklung der vergangenen Jahre fortgesetzt. Im asiatisch-pazifischen Raum blicken wir ebenfalls auf eine zufriedenstellende Entwicklung mit einem guten Wachstum gegenüber dem Vorjahr zurück. Aktuell sind wir in über 120 Märkten weltweit präsent. Diese Nähe zum Markt ist sicherlich ein Teil der Erfolgsgeschichte des Unternehmens und seiner 7.983 Mitarbeiter in der ganzen Welt. m+t: Sie haben die Führung des Unternehmens zu einer Zeit übernommen, in der es viele Fragezeichen bezüglich der künftigen Wirtschaftsentwicklung gibt? Hatte es Ihr Vater bei seinem Start da nicht einfacher? Blum: Unter der Führung unserer Väter hat sich Blum als sehr krisenfestes Unternehmen bewiesen, das seinen Umsatz allein in den vergangenen 15 Jahren wesentlich steigern konnte. Ich denke, dass jede Zeit ihre eigenen Herausforderungen hat, mit der die jeweilige Firmenleitung klarkommen muss. m+t: Spielen Sie damit auf die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 an? Blum: Natürlich blieb sie für Blum nicht ohne Folgen und hatte zu einem Umsatzrückgang geführt. Die material+technik möbel 05|19 7
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