mt_05_2019_issuu
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Macher & Märkte<br />
Wenige Wochen nach dem<br />
offiziellen A<strong>mt</strong>santritt von<br />
Philipp Blum sprach Richard<br />
Barth mit ihm (Mitte) sowie mit<br />
André Dorner (links).<br />
A few weeks after the official<br />
inauguration Richard Barth<br />
spoke with Philipp Blum (center)<br />
and André Dorner (left).<br />
Photos: Blum<br />
nen Fachgremien. Unser Ziel ist es,<br />
vernetzt zusammenzuarbeiten und<br />
uns konsequent an den Stärken<br />
und Kompetenzen der einzelnen<br />
Mitarbeiter zu orientieren.<br />
m+t: Herr Dorner, wie frei können<br />
Sie auf dem deutschen Markt<br />
agieren?<br />
Dorner: Als Geschäftsführer von<br />
Blum Deutschland habe ich natürlich<br />
die volle Verantwortung für den<br />
deutschen Markt, stimme mich<br />
aber in der gemeinsamen Vorgehensweise<br />
mit Philipp Blum ab.<br />
Das funktioniert nach dem 4-Augen-Prinzip,<br />
wobei die strategische<br />
Grundausrichtung natürlich die Geschäftsleitung<br />
vorgibt.<br />
„Langfrist-Orientierung<br />
wird beibehalten“<br />
m+t: Wird sich durch den Generationswechsel<br />
die Marktstrategie<br />
von Blum ändern?<br />
Blum: Unsere Aufgabe sehe ich darin,<br />
weiterhin eine optimale Balance<br />
zwischen Stabilität und Dynamik<br />
zu halten. Sich zu sehr auf den Lorbeeren<br />
auszuruhen, wäre für ein<br />
Unternehmen in unserer Größe genauso<br />
schädlich wie eine zu große<br />
Dynamik zu entwickeln. Da der Generationswechsel<br />
langfristig vorbereitet<br />
wurde, werden sich für die<br />
Kunden keinerlei Änderungen in<br />
der Zusammenarbeit ergeben. Wir<br />
werden die Langfrist-Orientierung<br />
und die Wertehaltung, die mein<br />
Großvater und unsere Väter vorgelebt<br />
haben, fortsetzen. Eine wesentliche<br />
Rolle wird weiterhin der<br />
globale Kundennutzen als Entwicklungsphilosophie<br />
von Blum spielen.<br />
André kann sicherlich für den<br />
deutschen Markt einige der jüngsten<br />
Beispiele hierfür nennen.<br />
Dorner: Wichtig ist und bleibt es für<br />
Blum, nahe am Markt und in meinem<br />
Fall an den deutschen Kunden<br />
zu sein. Das haben wir mit den<br />
jüngsten Entwicklungen bewiesen,<br />
die wir auf der interzum vorgestellt<br />
hatten. Hier wurde der globale Kundennutzen<br />
zum Ausdruck gebracht,<br />
der darin besteht, dass Verarbeiter,<br />
Handel, Monteure und Endverbraucher<br />
durch unsere Produkte einen<br />
Mehrwert erlangen.<br />
m+t: Meinen Sie damit beispielsweise<br />
das vorgestellte Pockettürensystem?<br />
Dorner: Das ist nur eines der Beispiele,<br />
bei denen wir in unserer<br />
Produktentwicklung auch die Arbeit<br />
des Monteurs auf der Baustelle<br />
miteinbezogen haben. Wir wollten<br />
dem Markt eine Lösung bieten,<br />
welche für den Monteur eine einfache<br />
und möglichst schnelle Montage<br />
ermöglicht, um ein optimales<br />
Ergebnis für den Endkunden zu erzielen.<br />
Unser Pocketsystem für<br />
grifflose Fronten bietet der Küchenmöbelindustrie<br />
nicht nur ein hohes<br />
Maß an Vormontage der Faltschiebetüren,<br />
sondern ermöglicht durch<br />
den eigenen Korpus eine bestmögliche<br />
Montage vor Ort.<br />
m+t: Sie erwähnten, dass der<br />
Übergang der Geschäftsleitung<br />
langfristig vorbereitet wurde.<br />
Welche Erfahrungen bringen Sie<br />
mit?<br />
Blum: Ich bin vor zehn Jahren in<br />
das Unternehmen eingetreten und<br />
habe zunächst einige Zeit im Produktmanagement<br />
verbracht. In den<br />
vergangenen Jahren lag die Verantwortung<br />
für die Absatzmärkte<br />
Asien und Südeuropa bei mir. Da<br />
wir einen fließenden Übergang gewährleisten<br />
wollten, war ich bereits<br />
in die aktuellen Großinvestitionen<br />
in unsere Vorarlberger Werke sowie<br />
in die wesentlichen strategischen<br />
Entscheidungen einbezogen.<br />
„Unsere Nähe zum Markt ist<br />
wesentlicher Erfolgsfaktor“<br />
m+t: Apropos Asien: Auf der interzum<br />
hatten Sie den Bau eines<br />
Werkes in China angekündigt.<br />
Wie ist der aktuelle Stand der<br />
Dinge?<br />
Blum: Philosophie von Blum war<br />
es immer, mit der Produktion zum<br />
Markt zu gehen, wenn es aufgrund<br />
Blum: „Unsere Aufgabe besteht<br />
in der Balance zwischen<br />
Kontinuität und Dynamik“.<br />
“Our task is the balance<br />
between continuity and<br />
dynamism”.<br />
der lokalen Nachfrage logistisch<br />
sinnvoll ist. Die sehr positive Entwicklung<br />
auf dem chinesischen<br />
Markt hat dies nun notwendig gemacht.<br />
Kürzlich konnten wir uns ein<br />
Grundstück in der Nähe unseres<br />
Vertriebsstandorts nahe Shanghai<br />
sichern. Bis Ende 2021 wollen wir<br />
dort Lager- und Montagekapazitäten<br />
aufbauen, um mit dem Wachstum<br />
der Nachfrage der Chinesen<br />
mithalten zu können.<br />
m+t: Wie haben sich die anderen<br />
Absatzregionen entwickelt und<br />
wo sehen Sie die größte Dynamik?<br />
Blum: Neben dem erwähnten<br />
Wachstum in China konnte Blum in<br />
den vergangenen Jahren praktisch<br />
in allen Marktregionen zulegen. Dynamik<br />
und Steigerungsraten waren<br />
natürlich nach Region und Ausgangsbasis<br />
unterschiedlich. Insbesondere<br />
Nordamerika hat uns viel<br />
Freude bereitet, während Südamerika<br />
weiterhin stagniert. Eine zufriedenstellende<br />
Entwicklung konnten<br />
wir auch in Russland wie überhaupt<br />
in den osteuropäischen Märkten<br />
verzeichnen. In Mitteleuropa hat<br />
sich die positive Entwicklung der<br />
vergangenen Jahre fortgesetzt. Im<br />
asiatisch-pazifischen Raum blicken<br />
wir ebenfalls auf eine zufriedenstellende<br />
Entwicklung mit einem<br />
guten Wachstum gegenüber dem<br />
Vorjahr zurück. Aktuell sind wir in<br />
über 120 Märkten weltweit präsent.<br />
Diese Nähe zum Markt ist sicherlich<br />
ein Teil der Erfolgsgeschichte<br />
des Unternehmens und seiner<br />
7.983 Mitarbeiter in der ganzen<br />
Welt.<br />
m+t: Sie haben die Führung des<br />
Unternehmens zu einer Zeit<br />
übernommen, in der es viele Fragezeichen<br />
bezüglich der künftigen<br />
Wirtschaftsentwicklung gibt?<br />
Hatte es Ihr Vater bei seinem<br />
Start da nicht einfacher?<br />
Blum: Unter der Führung unserer<br />
Väter hat sich Blum als sehr krisenfestes<br />
Unternehmen bewiesen,<br />
das seinen Umsatz allein in den<br />
vergangenen 15 Jahren wesentlich<br />
steigern konnte. Ich denke, dass jede<br />
Zeit ihre eigenen Herausforderungen<br />
hat, mit der die jeweilige<br />
Firmenleitung klarkommen muss.<br />
m+t: Spielen Sie damit auf<br />
die weltweite Wirtschafts- und<br />
Finanzkrise 2008/2009 an?<br />
Blum: Natürlich blieb sie für Blum<br />
nicht ohne Folgen und hatte zu einem<br />
Umsatzrückgang geführt. Die<br />
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