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ETAPPE<br />

17<br />

MITTWOCH, 24. JULI<br />

PONT DU GARD › GAP<br />

200 KM<br />

© Getty Images, Yuzuru Sunada (Trentin)<br />

Eine Flucht in der letzten Woche der<br />

Tour erfolgreich zu Ende zu bringen, ist<br />

mehr eine Kunst als eine Wissenschaft,<br />

und das machte Matteo Trentins Sieg in<br />

Gap zu einem capolavoro, einem<br />

Meisterwerk. Bereits zu Beginn der<br />

Etappe entkamen 33 Mann, darunter<br />

Fahrer wie Kasper Asgreen, Magnus<br />

Cort, Michael Schär und Schärs Teamkollege<br />

Greg Van Avermaet. Total Direct<br />

Energie und Arkéa Samsic verpassten<br />

die Absplittung und waren so genötigt,<br />

die Verfolgungsjagd an der Spitze des<br />

Pelotons anzuführen. Als sie die Arbeit<br />

abgaben, wuchs der Abstand auf<br />

20 Minuten. Trentin, der auf eine Attacke<br />

von Nils Politt reagierte, zog eine<br />

Gruppe von zehn starken Fahrern mit<br />

sich. Am Fuße des Col de la Sentinelle<br />

griff der Italiener dann an und ging zu<br />

Recht davon aus, dass die Gruppe<br />

auseinanderbrechen würde. „Ich dachte,<br />

mit vielleicht einem Abstand von zehn<br />

Sekunden würden sie anfangen, sich<br />

gegenseitig zu belauern, und dann<br />

könnte ich es wahrscheinlich schaffen“,<br />

sagte er. Trentin brauchte seine Kraft,<br />

um kurz vor dem Ziel dem Angriff von<br />

Asgreen zu widerstehen. Der Europameister<br />

sagte, er habe sich am meisten<br />

Sorgen um den Deceuninck-Fahrer<br />

gemacht, weil er für die Etappe vom<br />

Team freie Hand bekommen hatte. Doch<br />

die Sorge war unbegründet; der Italiener<br />

erwies sich im Finale als der klügste und<br />

stärkste Athlet auf der Etappe nach Gap.<br />

ETAPPENERGEBNIS<br />

1 Matteo Trentin Mitchelton-Scott 4:21:36<br />

2 Kasper Asgreen Deceuninck–QS +0:37<br />

3 Greg Van Avermaet CCC Team +0:41<br />

GESAMTWERTUNG<br />

1 Julian Alaphilippe Deceuninck–QS 69:39:16<br />

2 Geraint Thomas Team Ineos +1:35<br />

3 Steven Kruijswijk Jumbo–Visma +1:47<br />

PUNKTEWERTUNG<br />

1 Peter Sagan Bora–hansgrohe 3<strong>09</strong><br />

2 Elia Viviani Deceuninck–QS 224<br />

3 Sonny Colbrelli Bahrain-Merida 203<br />

feststand, gratulierte White Yates über<br />

Funk, fasste sich dann mit der rechten<br />

Hand an die Augen, kniff sich in den Nasenrücken,<br />

und dann liefen die Tränen.<br />

Das bedeutete mehr für Yates und das<br />

Team, als nur eine Etappe zu gewinnen.<br />

„Sehen Sie, das gehört zu meinem Job.<br />

Um das Beste aus den Jungs herauszuholen,<br />

musst du eine Beziehung zu ihnen<br />

haben, und ich glaube, das Geheimnis<br />

dieses Teams ist die Art, wie wir auf<br />

Widrigkeiten reagieren“, sagte White zu<br />

Procycling.<br />

„Es kann so oder so laufen, du kannst<br />

dich runterziehen lassen und jammern<br />

oder eine neue Rechnung aufmachen und<br />

dich auf neue Ziele konzentrieren, und ich<br />

glaube, die Jungs haben wieder einmal<br />

gezeigt, dass sie das können. Es macht<br />

mich sehr stolz, wie diese Jungs reagieren<br />

und füreinander einstehen und den Plan<br />

dann umsetzen.“<br />

Tatsächlich war die souveräne Art, wie<br />

Yates seine beiden Etappen gewonnen hat,<br />

umso beeindruckender. Auf der 12. Etappe<br />

startete er, nachdem er in eine 42 Mann<br />

starke Ausreißergruppe gegangen war, auf<br />

der Kuppe des Hourquette d’Ancizan die<br />

entscheidende Attacke, bei der er Gregor<br />

Mühlberger und Pello Bilbao mitnahm.<br />

Nach einer langen Abfahrt ins Ziel schlug<br />

er die beiden im Sprint – er fuhr das Finale<br />

von vorn und hielt das Paar im Endspurt<br />

auf Distanz.<br />

Drei Tage später nahm er wieder eine<br />

große Ausreißergruppe auseinander. Dieses<br />

Mal setzte sich Yates am zweiten Anstieg<br />

des Tages mit einer 36 Fahrer umfassenden<br />

Gruppe ab. Als einer von nur<br />

wenigen Fahrern ohne Teamkollegen<br />

musste er seine Rivalen einen nach dem<br />

anderen loswerden. Die Gruppe schrumpf -<br />

te am Port de Lers auf 16, und nachdem<br />

Simon Geschke an der Mur de Péguère<br />

attackiert hatte, schloss Yates zu ihm auf.<br />

Das Duo arbeitete zusammen, bevor Yates<br />

8,5 Kilometer vor der Linie angriff und als<br />

Solist ins Ziel fuhr.<br />

„Ich war allein, daher war es sehr<br />

schwer, insbesondere auf diesen Talstraßen.<br />

Teams mit mehreren Fahrern können<br />

etwas versuchen und die Jungs, die keine<br />

Teamkollegen haben, unter Druck setzen.<br />

Aber ich habe die richtigen Hinterräder<br />

gewählt“, sagt er.<br />

Die Fans feuern<br />

Yates auf dem Weg<br />

zu seinem zweiten<br />

Etappensieg in den<br />

Pyrenäen an.<br />

„MEIN ZIEL WAR, MEINEN BRUDER<br />

ADAM ZU UNTERSTÜTZEN. ICH<br />

HABE HIER NICHT WIRKLICH ETWAS<br />

ZU VERLIEREN, WAS MIR HILFT,<br />

GLAUBE ICH.“<br />

Simon Yates, Mitchelton-Scott<br />

108 PROCYCLING | SEPTEMBER <strong>2019</strong>

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