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PROLOG<br />
INSIDER<br />
RALPH DENK<br />
EINE TOUR DER REKORDE<br />
Der Teamchef von Bora–hansgrohe blickt auf die Frankreich-Rundfahrt zurück.<br />
Aufgezeichnet von Werner Müller-Schell, © Bora–hansgrohe/BettiniPhoto (Porträt), Bora–hansgrohe/VeloImages<br />
Das war eine perfekte Tour de<br />
France! Wir haben alle Ziele<br />
erreicht – den anvisierten<br />
Etappensieg, das Grüne Trikot und<br />
die erhoffte Top-Ten-Platzierung in<br />
der Gesamtwertung haben wir mit<br />
dem vierten Rang von Emanuel<br />
Buchmann sogar übertroffen. Es war<br />
definitiv eine Tour der Rekorde für<br />
uns – und eine Tour, an die wir uns<br />
noch lange zurückerinnern werden.<br />
Ich bin aus zweierlei Gründen besonders<br />
stolz auf das gesamte Team<br />
Bora–hansgrohe: Erstens hat Peter<br />
Sagan sein siebtes Grünes Trikot gewonnen<br />
– ein Rekord, für den wir in<br />
den letzten Jahren das richtige Umfeld<br />
für Peter zusammengestellt<br />
haben. Und zweitens hat Emanuel<br />
den vierten Gesamtrang geholt – ein<br />
Fahrer, der bei uns Profi geworden<br />
ist und den wir in den letzten Jahren<br />
behutsam entwickelt haben. Hinzu<br />
kommen die starken Auftritte der<br />
anderen Fahrer, etwa von Gregor<br />
Mühlberger in den Alpen. Im Sprint<br />
und bei den Klassikern waren wir in<br />
den letzten Jahren schon top, in dieser<br />
Saison haben wir aber auch gezeigt,<br />
dass wir uns bei Rundfahrten<br />
enorm weiterentwickelt haben – da<br />
war diese Tour der perfekte Beweis.<br />
Emanuels Leistung ist umso höher<br />
zu bewerten, als dass er in den<br />
drei Wochen keinen einzigen Fehler<br />
gemacht hat. Er war auf jeder Etappe<br />
immer in der richtigen Position, immer<br />
aufmerksam und immer auf<br />
Augenhöhe. Das ist über die enorme<br />
Zeitdauer von 21 Tagen nicht nur<br />
eine unheimliche Stressbelastung<br />
für den Körper, sondern auch für<br />
den Kopf. Auch sein Formaufbau<br />
hat haargenau gestimmt und im<br />
Gegensatz zur letztjährigen Vuelta<br />
konnte er bei dieser Tour seine Leistung<br />
von Anfang bis Ende immer<br />
abrufen. Emanuel hat das wirklich<br />
„BESONDERS FREUT MICH, DASS WIR MIT<br />
DIESER ERFOLGREICHEN TOUR DE FRANCE<br />
ZUM AUFSCHWUNG DES RADSPORTS IN<br />
DEUTSCHLAND BEITRAGEN KONNTEN.“<br />
bravourös gemeistert und gezeigt,<br />
dass er in Zukunft sogar zu noch<br />
mehr in der Lage sein kann.<br />
Was mich besonders freut, ist, dass<br />
wir mit dieser erfolgreichen Tour de<br />
France zum Aufschwung des Radsports<br />
in Deutschland beitragen<br />
konnten. Durch uns hat die ARD im<br />
Juli Topquoten erreicht, auch in den<br />
Online- und Printmedien konnten<br />
wir eine erhebliche Steigerung der<br />
Aufmerksamkeit feststellen. Entsprechend<br />
ist meine Hoffnung groß,<br />
dass dieser Erfolg in Deutschland<br />
den Radsport wieder mehr in den<br />
Fokus der Öffentlichkeit rückt und<br />
Der Auftakt zu einer erfolgreichen<br />
Tour: Maximilian Schachmann, Emanuel<br />
Buchmann, Ralph Denk, Patrick<br />
Konrad und Peter Sagan (von links).<br />
sich beispielsweise auch wieder<br />
mehr junge Menschen für das Radfahren<br />
interessieren. Der Sport hätte<br />
sich das definitiv verdient.<br />
In den kommenden Wochen stehen<br />
für uns nun mit der Deutschland<br />
Tour und der Vuelta direkt zwei<br />
weitere wichtige Highlights auf dem<br />
Programm. Bei beiden Rennen wollen<br />
wir uns von unserer besten Seite<br />
präsentieren und gehen deshalb mit<br />
sehr starken Aufgeboten an den<br />
Start: In Deutschland dürfen sich<br />
die Fans unter anderem über Emanuel<br />
Buchmann und Pascal Ackermann<br />
freuen, bei der Vuelta werden<br />
wir mit Rafał Majka, Davide Formolo,<br />
Felix Großschartner und Sam<br />
Bennett antreten. Nach dem starken<br />
Frühjahr und der überragenden Tour<br />
de France hoffe ich, dass wir unsere<br />
Saison genau so fortsetzen können.<br />
Denn eines steht fest: Wir werden<br />
uns keinesfalls auf unseren bisherigen<br />
Erfolgen ausruhen. Wir haben<br />
noch viel vor und werden weiter alles<br />
tun, um uns zu verbessern.<br />
Ralph Denk ist Teammanager der<br />
deutschen WorldTour-Mannschaft<br />
Bora–hansgrohe. Nach jahrelanger<br />
Aufbauarbeit ist die Equipe mit Sitz<br />
im oberbayerischen Raubling seit<br />
2017 in der höchsten Radsportliga<br />
aktiv. In Procycling berichtet Denk,<br />
in früheren Jahren selbst aktiver<br />
Rennfahrer, jeden Monat über seinen<br />
Alltag als Teamchef.<br />
26 PROCYCLING | SEPTEMBER <strong>2019</strong>