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MACHER Menschen + Märkte - Ausgabe 7 - September 2019

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<strong>MACHER</strong>, MENSCHEN + MÄRKTE THEMA DES MONATS 5<br />

Macher, <strong>Menschen</strong> + <strong>Märkte</strong> hat sich bei einigen regionalen Vertretern aus dem Bereich umgehört.<br />

reinen Kraftsport zu Kraft und<br />

Ausdauer.<br />

In Sachen Ausdauer macht<br />

Hans Kaufmann in dieser Branche<br />

keiner mehr was vor. Vor<br />

mehr als 50 Jahren gründete er<br />

das erste Fitnessstudio in Trier.<br />

Ein halbes Jahrhundert später<br />

ist der 71-Jährige noch immer<br />

im Geschäft. Auch wenn die goldenen<br />

Zeiten seines Fitnessstudios,<br />

das seit 1982 seinen Sitz in<br />

der Karl-Marx-Straße hat, inzwischen<br />

vorbei sind. „Es gibt<br />

in Trier mittlerweile mehr als<br />

40 Studios – das sind einfach<br />

zu viele“, sagt der Mann, dessen<br />

Muskelschmiede längst Kultstatus<br />

genießt und in der auch<br />

schon namhafte Sportler wie<br />

der ehemalige Boxweltmeister<br />

Henry Maske trainiert haben.<br />

Kaufmann hat viele Stammkunden,<br />

die ihm seit Jahren die<br />

Treue halten – auch wenn sie<br />

das gar nicht müssten. Denn<br />

das Fitnessstudio Kaufmann<br />

ist nach Aussage des Betreibers<br />

das einzige Studio in Trier<br />

ohne feste Mitgliedschaften.<br />

Der Kunde zahlt entweder pro<br />

Training, pro Monat oder kauft<br />

eine Zehnerkarte. Er habe immer<br />

noch viele Kunden, sagt er.<br />

Doch sei das nicht vergleichbar<br />

mit dem Boom, den er in den<br />

1990er Jahren miterlebt habe.<br />

„Damals mussten wir zeitweise<br />

sogar einen Aufnahmestopp<br />

verhängen“, erzählt er.<br />

„Wir stellen fest,<br />

dass immer mehr<br />

ältere <strong>Menschen</strong><br />

zu uns kommen.“<br />

Yvonne Elsen<br />

BodyFit, Jünkerath<br />

Während das legendäre Fitnessstudio<br />

Kaufmann also seinen<br />

Zenit bereits hinter sich hat,<br />

bewegt sich die Branche insgesamt<br />

allem Anschein nach erst<br />

darauf zu. Die Zahl der Betriebe<br />

in Deutschland hat sich gemäß<br />

der Eckdaten-Studie von 2017<br />

auf 2018 um knapp vier Prozent<br />

auf 9343 erhöht. Im gleichen<br />

Zeitraum ist auch der Umsatz<br />

um 2,5 Prozent auf 5,33 Milliarden<br />

Euro gestiegen. Und für<br />

das laufende Jahr rechnet die<br />

Branche mit einem weiteren<br />

Wachstum.<br />

Den größten Beitrag zu dieser<br />

Entwicklung leisten vor allem<br />

die überregionalen Fitnessketten.<br />

Am stärksten auf dem<br />

deutschen Markt vertreten sind<br />

aber nach wie vor die kleinen,<br />

meist inhabergeführten Betriebe,<br />

die mehr als die Hälfte der<br />

Unternehmen ausmachen. Und<br />

wie aus dem Branchenreport<br />

des Deutschen Industrieverbands<br />

für Fitness und Gesundheit<br />

(DIFG) hervorgeht, verfügen<br />

immerhin noch weit mehr<br />

als ein Drittel der Studios über<br />

nicht mehr als zwei Mitarbeiter.<br />

Violetta Lübbers betreibt eine Filiale<br />

der Fitnesskette Mrs.Sporty<br />

in Schweich.<br />

FOTO: PRIVAT<br />

Die Branche verzeichnet insgesamt<br />

eine recht gesunde Entwicklung.<br />

Das liegt auch daran,<br />

dass gerade diejenigen, die<br />

nicht gesund sind beziehungsweise<br />

körperliche Beschwerden<br />

haben, sich immer bewusster<br />

damit auseinandersetzen. „Früher<br />

wurde den <strong>Menschen</strong> bei<br />

Krankheiten Bettruhe und wenig<br />

Bewegung verschrieben“,<br />

sagt Yvonne Elsen. Mittlerweile<br />

aber wisse man längst, dass Bewegung<br />

die beste Medizin sei,<br />

fügt sie hinzu. „Wir stellen fest,<br />

dass immer mehr ältere <strong>Menschen</strong><br />

zu uns kommen“, sagt<br />

die Fitnesstrainerin des Unternehmens<br />

BodyFit, das 1991 in<br />

Jünkerath (Landkreis Vulkaneifel)<br />

gegründet und 2007 um<br />

eine Filiale in Gerolstein erweitert<br />

wurde. Zu den Kursen,<br />

die Elsen im BodyFit anbietet,<br />

gehören Jumping Fitness, Indoor<br />

Cycling und Tabata Intervall.<br />

Letzteres ist ein intensives<br />

Intervalltraining auf der Grundlage<br />

von Kraft- und Herz-Kreislauf-Übungen.<br />

„Je mehr man<br />

sich auspowert, desto höher ist<br />

der Nach brenn effekt nach dem<br />

Training – dadurch purzeln die<br />

Pfunde“, heißt es dazu in der<br />

Beschreibung des Kursinhalts.<br />

Jedes Fitnessstudio hat seine<br />

eigene Philosophie, jede Kette<br />

ihr eigenes Konzept. Das Konzept<br />

von Mrs.Sporty basiert auf<br />

Zirkeltraining in kleinen Gruppen.<br />

Das 2004 gegründete Unternehmen<br />

ist inzwischen in<br />

zehn Ländern mit mehr als 500<br />

Filialen vertreten. In der Region<br />

Trier gibt es allein fünf. Eine<br />

davon betreibt Violetta Lübbers<br />

in Schweich (Kreis Trier-Saarburg).<br />

Wie der Name schon<br />

vermuten lässt, ist Mrs.Sporty<br />

ausschließlich ein Angebot<br />

für Frauen. „Und darunter sind<br />

auch viele Frauen, die sich nicht<br />

Manfred Gillen betreibt seit 1998<br />

das Fitnessstudio Eifel-Gym in<br />

Bitburg.<br />

FOTO: PRIVAT<br />

EXTRA<br />

Die Zahl der Fitnessstudios ist<br />

2018 erneut gestiegen. Insgesamt<br />

gab es in Deutschland<br />

9343 Studios, wie aus einer<br />

gemeinsamen Studie des Arbeitgeberverbands<br />

Deutscher<br />

Fitness- und Gesundheits-Anlagen<br />

(DSSV) mit der Deutschen<br />

Hochschule für Prävention<br />

und Gesundheitsmanagement<br />

und dem Beratungsunternehmen<br />

Deloitte hervorgeht. Das<br />

sind knapp vier Prozent mehr<br />

als noch 2017. Auch in den drei<br />

Jahren zuvor war die Zahl der<br />

Fitnesscenter kontinuierlich<br />

gestiegen.<br />

2018 zählten die Studios insgesamt<br />

11,09 Millionen Mitglieder.<br />

Damit ist Fitnesstraining bei<br />

den Deutschen nach Angaben<br />

der Studie beliebter als Fußball<br />

(7,09 Millionen Vereinsmitglieder)<br />

und Turnen (knapp fünf<br />

Millionen).<br />

Umfrage: Viele Deutsche<br />

trainieren nicht<br />

KÖLN (dpa) Die Fitnessbranche<br />

muss weiter um neue Mitglieder<br />

kämpfen. Viele Deutsche<br />

wollen laut einer Umfrage<br />

auch in diesem Jahr einen Bogen<br />

um ein Fitnessstudio machen.<br />

Bei einer repräsentativen<br />

Online-Erhebung des Instituts<br />

YouGov gaben gut drei Viertel<br />

(78 Prozent) der mehr als 2000<br />

Befragten an, sich 2018 in keinem<br />

Fit ness studio als neues<br />

Mitglied angemeldet zu haben.<br />

in ein klassisches Fitnessstudio<br />

trauen, sondern lieber unter<br />

sich sein wollen“, berichtet<br />

Lübbers, die den Club vor<br />

einem Jahr übernommen hat.<br />

Ihre jüngste Kundin ist 13, die<br />

älteste 75, das Durchschnittsalter<br />

liegt bei 49 Jahren. „Das<br />

Training bei uns dauert nur eine<br />

halbe Stunde bis 35 Minuten“,<br />

erklärt die Geschäftsführerin.<br />

„Es lässt sich also wunderbar<br />

in den Alltag einbauen.“<br />

Vom Besuch der Studios und<br />

Clubs profitiert im Übrigen<br />

nicht nur die Branche, sondern<br />

auch die Volkswirtschaft.<br />

So verweist die Initiative „Gesundheit<br />

aktiv gestalten“, der<br />

die Deutsche Hochschule für<br />

Prävention und Gesundheitsmanagement<br />

sowie der DSSV<br />

angehören, auf ver schiedene<br />

Studien: Die finanzielle Entlastung<br />

der öffentlichen Gesundheitssysteme<br />

durch weniger<br />

<strong>Ausgabe</strong>n liege bei 1,13 bis 2,27<br />

Milliarden Euro pro Jahr. „Wenn<br />

es den Fitness einrichtungen gelingt,<br />

eine nachhaltige Fitnessdienstleistung<br />

anzubieten, bei<br />

der die Kunden möglichst lebenslang<br />

trainieren, werden<br />

sich der dargestellte volkswirtschaftliche<br />

Nutzen sowie<br />

die positiven Effekte auf die Gesundheitsausgaben<br />

in Deutschland<br />

weiter erhöhen“, resümiert<br />

die Initiative. Regelmäßiges<br />

Trainieren bekämpft also nicht<br />

nur überflüssige Pfunde, sondern<br />

auch unnötige Kosten.<br />

Zahl der Fitnessstudios in Deutschland wächst<br />

Während die bekannten Fitnessketten<br />

noch immer den<br />

größten Umsatz verzeichnen,<br />

werden kleinere Studios unter<br />

200 Quadratmetern Fläche bei<br />

den Deutschen immer beliebter.<br />

Ihr Umsatz wuchs im Vergleichzeitraum<br />

um 9,3 Prozent<br />

und damit verglichen mit größeren<br />

Studios am stärksten. Im<br />

Durchschnitt stieg der Umsatz<br />

der deutschen Fitnessstudios<br />

um 2,5 Prozent und lag insgesamt<br />

bei 5,33 Milliarden Euro.<br />

Laut Studie wird sich das<br />

Wachstum auch in diesem Jahr<br />

fortsetzen. Mehr als 85 Prozent<br />

der Betreiber gaben an,<br />

<strong>2019</strong> weiter investieren zu wollen.<br />

Pro Anlage sind dafür im<br />

Schnitt rund 153 000 Euro veranschlagt.<br />

Das Geld soll vor allem<br />

der Weiterbildung von Mitarbeitern<br />

sowie Neueröffnung<br />

oder Umbau dienen. (dpa)<br />

Und nur zwei Prozent innerhalb<br />

dieser Gruppe haben vor, das<br />

<strong>2019</strong> zu ändern. 14 Prozent antworteten<br />

mit „vielleicht“. Neun<br />

Prozent aller Befragten meldeten<br />

sich Anfang 2018 neu in einem<br />

Fitnessstudio an, acht Prozent<br />

hatten bereits davor einen<br />

Vertrag, wie die Umfrage auflistete.<br />

Von denen mit Neuvertrag<br />

wollen 60 Prozent die Angebote<br />

im Fitnessstudio in diesem Jahr<br />

weiter regel mäßig nutzen.

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