Bachelorthesis - Bio-Lutions
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F A C H H O C H S C H U L E W E D E L<br />
SoSe 2019<br />
B A C H E L O R T H E S I S<br />
in der Fachrichtung: Wirtschaftsingenieurwesen<br />
Thema:<br />
Der Einsatz von nachhaltigen Verpackungskonzepten<br />
im Handel - Anforderungen, Lösungsansätze und<br />
Herausforderungen<br />
Eingereicht von:<br />
Erarbeitet im:<br />
Jesse Plüschau<br />
Bei der Reitbahn 1<br />
22763 Hamburg<br />
E-Mail: jesse.plueschau@gmx.de<br />
8. Semester<br />
Abgegeben am: 21.08.2019<br />
Referentin:<br />
Prof. Dr. Franziska Bönte<br />
Fachhochschule Wedel<br />
Feldstraße 143<br />
22880 Wedel
Sperrvermerk<br />
II<br />
Sperrvermerk<br />
Die vorgelegte Bachelorarbeit mit dem Titel „Der Einsatz von nachhaltigen Verpackungskonzepten<br />
im Handel - Anforderungen, Lösungsansätze und Herausforderungen“<br />
beinhaltet vertrauliche Informationen der Unternehmen XXXXXXXXXXXX<br />
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX<br />
Diese Arbeit darf nur vom Erst- und Zweitgutachter sowie berechtigten Mitgliedern<br />
des Prüfungsausschusses eingesehen werden. Dritten darf die Arbeit nur mit der ausdrücklichen<br />
Genehmigung des Verfassers und der Unternehmen zugänglich gemacht<br />
werden.<br />
Wedel, 21.08.2019 _______________________________________
Inhaltsverzeichnis<br />
III<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Inhaltsverzeichnis.................................................................................................... III<br />
Abbildungsverzeichnis ............................................................................................... V<br />
Tabellenverzeichnis ................................................................................................... V<br />
Abkürzungsverzeichnis ........................................................................................... VI<br />
1. Einleitung ..................................................................................................... 1<br />
1.1 Hinführung zur Problemstellung ...................................................................... 1<br />
1.2 Zielsetzung ....................................................................................................... 2<br />
1.3 Methodik und Ablauf der Untersuchung ......................................................... 3<br />
2. Nachhaltigkeit .............................................................................................. 4<br />
2.1 Definition ......................................................................................................... 4<br />
2.2 Gesellschaftliches Umdenken .......................................................................... 4<br />
2.3 Relevanz für Unternehmen .............................................................................. 6<br />
3. Verpackung .................................................................................................. 8<br />
3.1 Verpackungsgrundlagen................................................................................... 8<br />
3.2 Handelsspezifika der Verpackung ................................................................. 10<br />
4. Das Verpackungsgesetz ............................................................................ 15<br />
4.1 Bisherige Verpackungsverordnung ................................................................ 15<br />
4.2 Ziele des Verpackungsgesetzes ...................................................................... 16<br />
4.3 Pflichten und Neuerungen durch das Verpackungsgesetz ............................. 17<br />
5. Der Weg zur nachhaltigen Verpackung .................................................. 21<br />
5.1 Abfallhierarchie ............................................................................................. 22<br />
5.1.1 Vermeidung ............................................................................................. 22<br />
5.1.2 Vorbereitung zur Wiederverwendung und Recycling – der<br />
Kreislaufgedanke .................................................................................... 26<br />
5.1.3 Sonstige Verwertung und Beseitigung .................................................... 33<br />
5.2 Rolle des Endverbrauchers ............................................................................. 33<br />
6. Experteninterviews ................................................................................... 38<br />
6.1 Methodik ........................................................................................................ 38<br />
6.1.1 Wahl der Forschungsmethode ................................................................. 38<br />
6.1.2 Gestaltung des Interviewleitfadens ......................................................... 39<br />
6.1.3 Durchführung der Interviews .................................................................. 40<br />
6.1.4 Auswahl der Experten ............................................................................. 40<br />
6.1.5 Analyse der Interviews ........................................................................... 43<br />
6.2 Ergebnisse ...................................................................................................... 46<br />
6.2.1 Kategorie 1: Verständnis einer nachhaltigen Verpackung ...................... 46
Inhaltsverzeichnis<br />
IV<br />
6.2.2 Kategorie 2: Lösungsansätze für nachhaltigen Verpackungen ............... 47<br />
6.2.3 Kategorie 3: Das Verpackungsgesetz ..................................................... 50<br />
6.2.4 Kategorie 4: Stellung des Endverbrauchers ............................................ 51<br />
6.2.5 Kategorie 5: Herausforderungen ............................................................. 52<br />
7. Diskussion .................................................................................................. 54<br />
7.1 Anforderungen an eine nachhaltige Verpackung ........................................... 54<br />
7.2 Lösungsansätze .............................................................................................. 56<br />
7.3 Herausforderungen ......................................................................................... 58<br />
7.4 Handlungsempfehlungen ............................................................................... 59<br />
7.5 Reflektion und Güte der Untersuchung ......................................................... 61<br />
8. Fazit und Ausblick .................................................................................... 64<br />
Anhang I: Interviewleitfaden .................................................................................. 65<br />
Anhang II: Die zehn „R“ der Nachhaltigkeit bei Verpackungen ........................ 70<br />
Anhang III: Kodierleitfaden ................................................................................... 71<br />
Anhang IV: Paraphrasen kategorisieren (Auszug) .............................................. 73<br />
Literaturverzeichnis ................................................................................................ 74<br />
Eidesstattliche Erklärung........................................................................................ 80
Abbildungsverzeichnis<br />
V<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 1: 3-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit ..................................................... 6<br />
Abbildung 2: Zusammenhänge der verpackungstechnischen Grundbegriffe .............. 9<br />
Abbildung 3: Meldepflichten im Verpackungsgesetz ............................................... 19<br />
Abbildung 4: Abfallhierarchie ................................................................................... 22<br />
Abbildung 5: Unter- und Überverpacken .................................................................. 23<br />
Abbildung 6: Geschätzte relative Umweltvorteile von Karton und Kunststoff ......... 29<br />
Abbildung 7: Cradle-to-Cradle-Prinzip ..................................................................... 31<br />
Abbildung 8: Maßnahmen bei der Verpackungsgestaltung aus Konsumentensicht . 34<br />
Abbildung 9: Ablaufmodell inhaltlicher Strukturierung nach Mayring .................... 45<br />
Tabellenverzeichnis<br />
Tabelle 1: Verwertungsquoten im Verpackungsgesetz ............................................. 20
Abkürzungsverzeichnis<br />
VI<br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
CSR<br />
DSD<br />
EU<br />
FSC<br />
KrWG<br />
NABU<br />
o.J.<br />
RFID<br />
VerpackG<br />
VerpackV<br />
WWF<br />
ZSVR<br />
Corporate Social Responsibility<br />
Der Grüne Punkt – Duales System Deutschland GmbH<br />
Europäische Union<br />
Forest Stewardship Council<br />
Kreislaufwirtschaftsgesetz<br />
Naturschutzbund<br />
ohne Jahr<br />
Radio Frequency Identification<br />
Verpackungsgesetz<br />
Verpackungsverordnung<br />
World Wide Fund For Nature<br />
Zentrale Stelle Verpackungsregister
Einleitung 1<br />
1. Einleitung<br />
1.1 Hinführung zur Problemstellung<br />
Der fortschreitende Klimawandel und die steigende Umweltverschmutzung werden<br />
heutzutage so heiß diskutiert wie nie zuvor. Und das zu Recht: Schon heute sind<br />
enorme Beeinträchtigungen für Mensch, Tier und Umwelt festzustellen. Die Uhr hat<br />
in dieser Hinsicht schon kurz nach zwölf geschlagen. Tritt keine Besserung ein, so<br />
schaufelt sich der Mensch sein eigenes Grab.<br />
Dabei hat die Umweltverschmutzung viele verschiedene Facetten. Eine ist der vermehrte<br />
Verpackungsmüll, der immer mehr in den Fokus rückt. Wer dies nicht wahrhaben<br />
will, muss sich beispielsweise nur einmal den unübersehbaren Plastikmüll in<br />
den Meeren anschauen. Pro Jahr werden weltweit 78 Millionen Tonnen Verpackungen<br />
aus Plastik 1 verwendet, wovon 32 Prozent unkontrolliert in die Umwelt wie zum Beispiel<br />
in die Meere gelangen. 2 Es werden zunehmend tote Tiere mit Plastik im Magen<br />
aufgefunden und sogar im Menschen wurde schon Mikroplastik nachgewiesen. 3 Auch<br />
wenn zunehmend über Plastikmüll gesprochen wird, ist dieses nur ein Bauteil in der<br />
Problematik des steigenden Verpackungsmülls. Laut Umweltbundesamt fielen 2016<br />
18,2 Millionen Tonnen Verpackungsmüll in Deutschland an, was einer Steigerung um<br />
19 Prozent im Gegensatz zu 2000 darstellt. 4 Die Verpackungsmaterialien Papier,<br />
Pappe und Karton nehmen mit 8,1 Millionen Tonnen Verpackungsmüll den größten<br />
Anteil ein, gefolgt von Verpackungen aus Holz (3,2 Millionen Tonnen), Kunststoffen<br />
(3,1 Millionen Tonnen) und Glas (2,8 Millionen Tonnen). 5<br />
Dieser Entwicklung sind sich immer mehr Menschen bewusst und wir befinden<br />
uns in einer Zeit, wo ein gesellschaftliches Umdenken stattfindet. Umweltverbände<br />
haben stetig steigende Mitgliederzahlen und auch die Demonstrationen zum Thema<br />
Umweltschutz steigen. 6 Folglich haben die Konsumenten 7 mit einem erhöhten Bewusstsein<br />
für Nachhaltigkeit auch erhöhte Anforderungen an die Produkte, welche sie<br />
1<br />
Hinweis: Die Begriffe Plastik und Kunststoff werden hier synonym verwendet.<br />
2<br />
Vgl. WWF (2018).<br />
3<br />
Vgl. Simmank, Jakob / Stockrahm, Sven (2018).<br />
4<br />
Vgl. Umweltbundesamt (2018a).<br />
5<br />
Vgl. Umweltbundesamt (2018a).<br />
6<br />
Vgl. Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (2019), S. 4.<br />
7<br />
Hinweis: Aus Gründen der Lesbarkeit wird im Folgenden nur die männliche Form gewählt.<br />
Selbstverständlich steht sie ebenso für die weibliche Form.
Einleitung 2<br />
kaufen. Ein nachhaltiges Produkt an sich reicht aber nicht mehr aus, denn mit einer<br />
umweltschädlichen Verpackung ist dies ein Widerspruch in sich. Damit die Kunden<br />
mit einem guten Gewissen konsumieren können, sollten sowohl das Produkt als auch<br />
die Verpackung nachhaltig gestaltet sein. Die Verpackung steht dadurch zunehmend<br />
im Fokus.<br />
Das bringt die Unternehmen in die Pflicht in der sensiblen Thematik Verantwortung<br />
zu übernehmen, um den Erwartungen der Konsumenten gerecht zu werden. Diese<br />
Pflichtübernahme der Unternehmen wurde auch von der Bundesregierung erkannt und<br />
erst kürzlich durch das seit dem 01.01.2019 in Kraft getretenen Verpackungsgesetz<br />
(VerpackG) rechtlich beschlossen. Durch das VerpackG sollen Unternehmen dafür<br />
sensibilisiert werden, dass Verpackungen zwar einen Nutzen darstellen, aber gleichzeitig<br />
durch den anfallenden Müll auch einen Schaden für die Umwelt beinhalten. Es<br />
besteht in dieser Thematik akuter Handlungsbedarf, um den Nutzen von Verpackungen<br />
zu wahren und gleichzeitig den Schaden zu minimieren.<br />
1.2 Zielsetzung<br />
In der vorliegenden Bachelorarbeit geht es um den bereits beschriebenen Handlungsbedarf<br />
bezüglich der Nachhaltigkeit von Verpackungen. Um die Thematik etwas einzugrenzen,<br />
sollen die Verpackungen im Fokus stehen, die beim Endverbraucher<br />
typischerweise anfallen. Dieses sind nach dem VerpackG normalerweise die Verkaufs-<br />
und Umverpackungen (vgl. Abschnitt 4.3). Zudem fasst im Folgenden der Begriff<br />
„Unternehmen“ sowohl alle Produkt- und Verpackungshersteller als auch<br />
Händler zusammen, die auf die beim Endverbraucher anfallenden Verpackungen einen<br />
Einfluss nehmen können. Es soll in dieser Arbeit untersucht werden, wie der Weg zu<br />
einer nachhaltigen Verpackung aussieht und welche Rolle dabei das VerpackG spielt.<br />
Neben auftretenden Herausforderungen für Unternehmen, sollen vor allem Anforderungen<br />
an eine nachhaltige Verpackung gestellt und Lösungsansätze aufgezeigt werden.<br />
Daraus ergibt sich die zentrale Fragestellung:<br />
Wie können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Verkaufs- und Umverpackungen<br />
auf Grundlage des neuen Verpackungsgesetzes nachhaltig gestaltet werden?
Einleitung 3<br />
1.3 Methodik und Ablauf der Untersuchung<br />
Zur Beantwortung der Kernfrage soll im ersten Schritt mit Hilfe von Fachliteratur der<br />
Einstieg in die Thematik der nachhaltigen Verpackung gelingen. Hier soll zuerst in der<br />
Theorie entwickelt werden, wie der Weg zu einer nachhaltigen Verpackung aussieht<br />
und welche Bestandteile dazugehören. Es werden dabei die Bedeutung und Notwendigkeit<br />
der Begriffe „Nachhaltigkeit“ und „Verpackung“ im Einzelnen für Unternehmen,<br />
Konsumenten und für die Umwelt dargelegt und wichtige Merkmale<br />
herausgearbeitet. Mit einer Analyse des seit dem 01.01.2019 gültigen VerpackG werden<br />
die Begrifflichkeiten zusammenhängend betrachtet und die rechtlichen Pflichten<br />
für Unternehmen dargelegt.<br />
In einem zweiten Schritt folgen qualitative Experteninterviews. Durch diesen Praxisbezug<br />
sollen die Aktivitäten der Unternehmen und Ansichten der Experten mit der<br />
zuvor erarbeiteten Theorie verbunden werden. Darauf aufbauende werden dann<br />
Schlussfolgerungen gezogen und Handlungsempfehlungen für die Unternehmen abgeleitet.
Nachhaltigkeit 4<br />
2. Nachhaltigkeit<br />
2.1 Definition<br />
Der Duden definiert Nachhaltigkeit als eine „längere Zeit anhaltende Wirkung“. 8<br />
Durchgesetzt hat sich hingegen die oft zitierte Nachhaltigkeitsdefinition der Weltkommission<br />
für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen aus dem Jahr 1987. Im<br />
sogenannten Brundtland-Bericht verfasst die Weltkommission eine Definition von<br />
„nachhaltiger Entwicklung“ (englisch: sustainable development): „Sustainable development<br />
is development that meets the needs of the present without compromising the<br />
ability of future generations to meet their own needs.“ 9<br />
Die Definition beinhaltet eine zentrale Erkenntnis. Nachhaltige Entwicklung findet<br />
demzufolge zwar in der Gegenwart statt, richtet sich dabei gleichzeitig auf die Zukunft,<br />
indem die zukünftigen Generationen keinen Nachteil durch die Entwicklung erfahren<br />
dürfen. Wird im weiteren Verlauf der Arbeit von „Nachhaltigkeit“ gesprochen, so ist<br />
der Gedanke der „nachhaltigen Entwicklung“ gemeint.<br />
2.2 Gesellschaftliches Umdenken<br />
Seiner heutigen Popularität hat der Begriff Nachhaltigkeit ein Umdenken in der Gesellschaft<br />
ab Mitte des 20. Jahrhunderts zu verdanken. Seinen Ursprung findet der Begriff<br />
hingegen bereits im 18. Jahrhundert. Hannß Carl von Carlowitz, ein sächsischer<br />
Berghauptmann, spricht erstmals in seinem 1713 erschienenen Forstwirtschaftsbuch<br />
„Sylvicultura oeconomica“ von Nachhaltigkeit und gilt damit fortan als Begründer der<br />
Nachhaltigkeit. Seine Idee war es, in der Forstwirtschaft nur so viele Bäume zu fällen,<br />
wie in dem selben Zeitraum auch nachwachsen, damit der Baumbestand langfristig<br />
gesichert wird. 10 Der Leitgedanke war somit der bewusste Umgang mit den verfügbaren<br />
Ressourcen. Dieser Gedanke ist auch heute, nach über 300 Jahren, noch immer<br />
relevant und bildet die Grundlage von heutigen Nachhaltigkeitsdiskussionen.<br />
8<br />
Duden (2019).<br />
9<br />
World Commission on Environment and Development (1987), S. 41.<br />
10<br />
Vgl. von Carlowitz, Hannß Carl (1713), S. 86ff., zitiert nach Huss, Jürgen / von Gadow, Friederike<br />
(2012), S. 27.
Nachhaltigkeit 5<br />
Es dauerte allerdings eine ganze Zeit, bis sich in der Thematik etwas tat. In den 1960er<br />
Jahren waren die vom Menschen verursachten Umweltprobleme deutlich erkennbar,<br />
sodass sich erste Gruppierungen zusammenschlossen, um gegen die steigende Umweltzerstörung<br />
vorzugehen. Diese erfuhren allerdings noch nicht viel Beachtung seitens<br />
der Politik und Wirtschaft. So gründeten auch Experten verschiedener Länder den<br />
Club of Rome, der 1972 mit dem Bericht „The Limits to Grow“ eine erschütternde<br />
Zukunft der Welt voraussagte. Danach würden bei gleichbleibender Zunahme der Bevölkerung,<br />
Industrialisierung, Umweltverschmutzung und Ressourcenausnutzung die<br />
absoluten Wachstumsgrenzen der Welt innerhalb von 100 Jahren erreicht sein. 11 Der<br />
Bericht öffnete zumindest einigen Akteuren die Augen und brachte den Stein langsam<br />
ins Rollen. Noch im selben Jahr wie die Veröffentlichung des Berichts fand die erste<br />
Weltumweltkonferenz der Vereinten Nationen in Stockholm statt. Es war der Start von<br />
einer Serie richtungsweisender Konferenzen der Vereinten Nationen, woraus letzten<br />
Endes die nachhaltige Entwicklung als internationales Leitbild hervorging. 12<br />
Seither hat das Leitbild der Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung gewonnen.<br />
Glaubte man früher noch an unbegrenzt zur Verfügung stehende Ressourcen, so hat<br />
der Mensch mit der Zeit erkannt, dass die Ressourcen endlich sind und ein verantwortungsvoller<br />
Umgang mit den Ressourcen und der Umwelt angestrebt werden muss.<br />
Aus einer anfänglich kleinen Gruppe, die auf das Thema Nachhaltigkeit aufmerksam<br />
machen wollte, ist eine breite Masse geworden, die für das Umdenken in der Gesellschaft<br />
steht. Nachhaltigkeit ist aktueller denn je und nimmt dabei Einfluss auf das Verhalten<br />
der Menschen. Es gibt beispielsweise zahlreiche Ratgeber, wie man in seinem<br />
Alltag nachhaltig handeln kann. Von Fair-Trade Kleidung, über grüne Energie, bis hin<br />
zu Tipps zur Plastikvermeidung im Alltag ist die Literatur sehr umfangreich. Ein Umdenken<br />
in der Gesellschaft, geht dann meistens auch mit einer Änderung des Konsumverhaltens<br />
einher. Kunden kaufen bewusster ein und achten dabei zunehmend auf<br />
Nachhaltigkeit.<br />
11<br />
Vgl. Meadows, Dennis et al. (1972), S. 17.<br />
12<br />
Vgl. Dobersalske, Katrin / Willing, Holger (2014), S. 35.
Nachhaltigkeit 6<br />
2.3 Relevanz für Unternehmen<br />
Der Wertewandel in der Gesellschaft hat das Thema Nachhaltigkeit auch für die Wirtschaft<br />
und für die Politik relevant gemacht. Während die Politik gesetzliche Rahmenbedingungen<br />
für die Nachhaltigkeit schafft, ist es Aufgabe der Unternehmen<br />
nachhaltige Lösungen bereitzustellen. Seit den 1990er Jahren hat das 3-Säulen-Modell<br />
der Nachhaltigkeit (vgl. Abbildung 1) großen Anklang gefunden. Danach wird Nachhaltigkeit<br />
erst ermöglicht, wenn Unternehmen ökonomische, ökologische und soziale<br />
Ziele zu gleichen Teilen verfolgen. Somit erweitert das 3-Säulen-Modell das häufige<br />
Kernziel eines Unternehmens der Gewinnmaximierung (ökonomische Dimension) um<br />
zwei weitere Dimensionen.<br />
Abbildung 1: 3-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit<br />
Quelle: Institut Bauen und Umwelt (2018).<br />
Diese Arbeit behandelt insbesondere die einhergehenden ökologischen Aspekte der<br />
Nachhaltigkeit. Dennoch ist es wichtig zu wissen, dass Nachhaltigkeit nicht nur diese<br />
Facette beinhaltet, sondern auch eine ökonomische und soziale Dimension.<br />
Ist von Verantwortungsübernahme der Unternehmen die Rede, dann fällt meistens<br />
auch der Begriff „Corporate Social Responsibility“ (CSR) - also gesellschaftliche Verantwortung<br />
von Unternehmen. Auch CSR bezieht sich auf die drei zentralen Säulen.<br />
Während sich CSR allerdings auf die gesellschaftliche Verantwortung eines Unternehmens<br />
gegenüber seinen Stakeholdern beruft, ist der Nachhaltigkeitsbegriff umfassender<br />
und beinhaltet die Verantwortung gegenüber der gesamten Menschheit und den
Nachhaltigkeit 7<br />
zukünftigen Generationen. 13 CSR und Nachhaltigkeit haben zwar unterschiedliche Ursprünge,<br />
aber trotzdem haben sie sich mit der Zeit angenähert und sind im Sinne der<br />
Ganzheitlichkeit zusammengewachsen. 14<br />
Ob CSR oder Nachhaltigkeit, kaum ein großes Unternehmen verschließt sich heute<br />
noch vor diesen Themen. Denn nachhaltige Entwicklung ist ohne Unternehmen nicht<br />
möglich, weil sie mit ihren Produktionsbedingungen und -verfahren, ihren Produkten,<br />
den Dienstleistungen und ihren Entscheidungen über Ressourcenverbrauch und Arbeitsbedingungen<br />
einen gewaltigen ökologischen und sozialen Einfluss besitzen. 15 Es<br />
ist also unheimlich wichtig, dass die Unternehmen nachhaltig agieren. Die Gründe,<br />
warum Unternehmen tatsächlich nachhaltige Ziele verfolgen sind aber unterschiedlich<br />
und lassen sich in Push- und Pull-Faktoren zusammenfassen. 16<br />
Push-Faktoren sind demnach Gründe, die Unternehmen von nicht-nachhaltigen<br />
Aktivitäten wegen ihrer schädlichen Wirkung abhalten. 17 Neben sozialen Aspekten<br />
wie Menschrechtsverletzungen gehört der Umweltschutz zu den größten Push-Faktoren.<br />
18 Pull-Faktoren machen ein Engagement im Thema Nachhaltigkeit für Unternehmen<br />
attraktiv, beispielsweise kann durch geschicktes Marketing ein<br />
Wettbewerbsvorteil erlangt werden. 19<br />
Kritiker bemängeln, dass oftmals unternehmerische und somit auch gesellschaftliche<br />
Verbesserungspotenziale nicht genutzt werden, indem sich die Nachhaltigkeitsaktivitäten<br />
der Unternehmen auf das Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit wie zum<br />
Beispiel CSR- oder Nachhaltigkeitsberichte konzentrieren. 20 Demnach würden die<br />
Pull-Faktoren als Gründe für Nachhaltigkeitsaktivitäten überwiegen und dadurch<br />
gleichzeitig nicht das volle Potenzial ausgeschöpft werden. Natürlich sollen die Unternehmen<br />
über ihre Aktivitäten berichten dürfen und den Konsumenten auch beispielsweise<br />
über eine nachhaltige Verpackung unterrichten. Der Marketingeffekt darf<br />
dabei aber niemals im Vordergrund stehen, sondern sollte eine Nebenerscheinung von<br />
der Nachhaltigkeitsstrategie darstellen.<br />
13<br />
Vgl. Bassen, Alexander / Jastram, Sarah / Meyer, Katrin (2005), S. 234.<br />
14<br />
Vgl. Schneider, Andreas (2012), S. 24.<br />
15<br />
Vgl. Kurz, Rudi / Wild, Werner / BUND-Arbeitskreis Wirtschaft und Finanzen (2015), S. 323.<br />
16<br />
Vgl. Pufé, Iris (2018), S. 26.<br />
17<br />
Vgl. Pufé, Iris (2018), S. 26.<br />
18<br />
Vgl. Pufé, Iris (2018), S. 26.<br />
19<br />
Vgl. Pufé, Iris (2018), S. 26.<br />
20<br />
Vgl. Kurz, Rudi / Wild, Werner / BUND-Arbeitskreis Wirtschaft und Finanzen (2015), S. 323.
Verpackung 8<br />
3. Verpackung<br />
3.1 Verpackungsgrundlagen<br />
Die Verpackungsbranche besitzt heutzutage eine enorme Bedeutung. Verpackungen<br />
sind nicht mehr wegzudenken und nahezu jedes Produkt, welches wir kaufen, ist verpackt.<br />
Aber was versteht man eigentlich genau unter einer Verpackung und wie setzt<br />
sich diese zusammen? Da sich diese Arbeit um jene Verpackungen dreht, die das VerpackG<br />
anspricht, liegt es nahe hier auch die Verpackungsdefinition aus dem VerpackG<br />
anzuführen:<br />
„Verpackungen sind aus beliebigen Materialien hergestellte Erzeugnisse zur<br />
Aufnahme, zum Schutz, zur Handhabung, zur Lieferung oder zur Darbietung<br />
von Waren, die vom Rohstoff bis zum Verarbeitungserzeugnis reichen können,<br />
vom Hersteller an den Vertreiber oder Endverbraucher weitergegeben werden.“<br />
21<br />
Die Definition zeigt, dass die Verpackung nicht nur eine bloße Umhüllung einer Ware<br />
ist, sondern auch bestimmte Funktionen erfüllt, die im Abschnitt 3.2 noch genauer<br />
erläutert werden. Da die Definition im Gesetzestext unspezifisch gehalten ist, wird in<br />
der Gesetzesanlage näher spezifiziert, was zum Produkt selbst gehört und was als Verpackung<br />
zu verstehen ist. Wenn ein Gegenstand als „integraler Teil eines Produktes<br />
[…] während seiner gesamten Lebensdauer benötigt wird“, 22 gilt dies demzufolge<br />
nicht als Verpackung. Als Beispiele, die demnach nicht als Verpackung gelten, werden<br />
Werkzeugkästen, Teebeutel und Wachsschichten um Käse genannt, da sie eben als<br />
integraler Bestandteil über die gesamte Lebensdauer des Produktes dienen. 23 Alles andere,<br />
ob Chipstüte, Glasflasche, Versandkarton oder Plastiktragetasche ist nach dem<br />
VerpackG eine Verpackung.<br />
21<br />
§ 3 Absatz 1 VerpackG.<br />
22<br />
Anlage 1 zu § 3 Absatz 1 VerpackG.<br />
23<br />
Vgl. Anlage 1 zu § 3 Absatz 1 VerpackG.
Verpackung 9<br />
Die Verpackungsnorm DIN 55405 24 definiert rund um den Begriff Verpackung noch<br />
weitere essenzielle Begrifflichkeiten, dessen Abhängigkeiten in Abbildung 2 dargestellt<br />
sind und die nachfolgend erklärt werden.<br />
Packstoff (z.B. Kunststoff)<br />
Packmittel (z.B. Schachtel)<br />
Packhilfsmittel (z.B. Luftkissen)<br />
Packgut (z.B. Schuhe)<br />
Verpackung<br />
Verpacken<br />
Packung<br />
Abbildung 2: Zusammenhänge der verpackungstechnischen Grundbegriffe<br />
Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an: Deutsches Institut für Normung (1982),<br />
S. 99ff. und Braun, Meike / Hochstein, Maximilian / Furmans, Kai (2014), S. 1.<br />
Durch Verpacken des Packgutes mit der Verpackung wird die Packung erzeugt. Das<br />
Packgut ist somit das Erzeugnis, welches es zu verpacken gilt. Es kann nach der Verpackungsdefinition<br />
vom Rohstoff bis zum Verarbeitungserzeugnis reichen und jede<br />
Form und jeden Aggregatzustand annehmen. Die Packung ist durch das Zusammenführen<br />
von Packgut und Verpackung das Enderzeugnis des Verpackungsprozesses und<br />
stellt somit das Erzeugnis dar, welches der Verbraucher üblicherweise im Handel<br />
kauft. Jedes Packgut ist unterschiedlich und stellt individuelle Anforderungen an die<br />
Verpackung. Um dem gerecht zu werden, setzt sich die Verpackung aus Packmittel<br />
und Packhilfsmittel zusammen.<br />
Das Packmittel stellt den Hauptbestandteil der Verpackung dar, indem es das Packgut<br />
ganz oder teilweise umschließt und zudem einen erheblichen Einfluss auf die<br />
Funktionserfüllung, die Kosten und die Umweltverträglichkeit der Verpackung<br />
nimmt. 25 Beispiele für Packmittel sind Kisten, Schachteln, Flaschen, Folien, Dosen,<br />
Beutel und Tuben.<br />
24<br />
Vgl. Deutsches Institut für Normung (1982), S. 99ff.<br />
25<br />
Vgl. Braun, Meike / Hochstein, Maximilian / Furmans, Kai (2014), S. 1f.
Verpackung 10<br />
Packhilfsmittel sind Hilfsmittel, welche das Packmittel unterstützen, um so auf die<br />
volle Funktionserfüllung der Verpackung zu gelangen. Die DIN 55405 unterscheidet<br />
zwischen Verschließhilfsmittel (z.B. Heftklammern, Umreifungsbänder und Klebebänder),<br />
Ausstattungs-, Kennzeichnungs- und Sicherungsmittel für eine zusätzliche<br />
Kennzeichnung (z.B. Banderole oder Etiketten), Oxidationsschutzmittel und Trockenmittel<br />
(z.B. Blaugel und Schutzgas) und Polstermittel (z.B. Luftkissen, Kantenpolster<br />
und Papierwolle) zum Schutz des Packgutes. 26<br />
Der Packstoff ist der Werkstoff, woraus sich Packmittel und Packhilfsmittel zusammensetzen.<br />
Papier, Pappe und Karton nehmen den größten Packstoffanteil ein (vgl.<br />
Abschnitt 1.1.). Daneben sind Holz, Kunststoff, Glas, Keramik und Metall (z.B. Aluminium<br />
und Eisenmetalle) weitere eingesetzte Packstoffe. Die Wahl des Packstoffes<br />
ist grundlegend für die Eigenschaft und Funktion, welche das Packmittel oder -hilfsmittel<br />
später erfüllen soll. Dabei muss neben der Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit<br />
des Packstoffes, vor allem auf die Packgutverträglichkeit geachtet werden, denn vor<br />
allem bei sensiblen Packgütern wie Lebensmitteln dürfen keine gefährdenden Packstoffe<br />
verwendet werden. 27 Außerdem hat die Wahl des Packstoffes einen erheblichen<br />
Einfluss auf die Umweltverträglichkeit. Aus diesem Grund steht derzeit Kunststoff als<br />
Packstoff hart in der Kritik, worauf in Unterabschnitt 5.1.2 noch genauer eingegangen<br />
wird.<br />
3.2 Handelsspezifika der Verpackung<br />
Heutzutage stellt der Handel ganz spezielle Anforderungen an die Verpackung. Dabei<br />
beginnt der Lebenszyklus der Verpackung nicht erst mit der Entnahme aus dem Regal.<br />
Vielmehr durchläuft die Handelsverpackung schon vorher mehrere Stationen: von der<br />
Herstellung des Packstoffes, über die Packmittel- und Packhilfsmittelherstellung, dem<br />
Verpacken, Umschlagen und der Lagerung, dem Transportieren und Verteilen, Verkauf<br />
an den Endverbraucher, die Trennung von Verpackung und Packgut bis zur Entsorgung<br />
der zum Abfall gewordenen Verpackung. 28 Auf diesem Weg von der<br />
26<br />
Vgl. Deutsches Institut für Normung (1982), S. 129ff.<br />
27<br />
Vgl. Ten Hompel, Michael / Schmidt, Thorsten / Dregger, Johannes (2018), S. 14.<br />
28<br />
Vgl. Gutzwiller, Jürg (1990), S. 130.
Verpackung 11<br />
Herstellung bis zur Entsorgung erfüllt die Verpackung unterschiedliche Funktionen.<br />
Die Funktionen der Verpackung lassen sich in fünf Kategorien klassifizieren: Schutzfunktion,<br />
Lager- und Transportfunktion, Identifikations- und Informationsfunktion,<br />
Verkaufsfunktion und Verwendungsfunktion. 29<br />
Die wichtigste Funktion ist die Schutzfunktion. Sie dient dazu, dass das Packgut<br />
auf dem Weg zum Kunden nicht verloren geht sowie unbeschädigt bleibt und nicht<br />
verunreinigt wird. Zum Beispiel war die Konservendose ein echter Durchbruch in der<br />
Verpackungsindustrie, da sie einen enormen Schutz für Lebensmittel gegen äußere<br />
Einflüsse und vor dem Verderben darstellt. Andererseits soll die Verpackung aber auch<br />
die Umwelt und mit der Packung in Kontakt tretende Personen vor dem Packgut schützen.<br />
Beispielsweise schützt ein Benzinkanister sowohl die Umwelt als auch Personen<br />
vor dem direkten Kontakt mit dem Benzin.<br />
Die Lager- und Transportfunktion stellt eine weitere Funktion der Verpackung auf<br />
dem Weg in den Handel dar. Um eine gute Lagerraumausnutzung zu ermöglichen,<br />
muss die Verpackung stapelbar sein. Dafür müssen Form und Abmessung eine direkte<br />
Stapelung einzelner Verpackungen ermöglichen; eine genügend große Haftreibung<br />
zwischen aufeinander gestapelten Verpackungen soll ein Verrutschen verhindern und<br />
weiterhin muss die Verpackung stabil genug sein, um das Gewicht von auf ihr gestapelten<br />
Packungen auszuhalten. 30 Um den Transport entlang der Lieferkette zu ermöglichen,<br />
sollte die Verpackung zudem nicht zu schwer sein und mit ihrer Form und<br />
Abmessung den Transportraum optimal ausnutzen. 31 Hierbei ist auch auf eine Abstimmung<br />
mit dem Ladungsträger (z.B. mit der Palette) zu achten. 32<br />
Mit der Identifikations- und Informationsfunktion werden neben gesetzlich vorgeschriebenen<br />
Informationen wie beispielsweise den Inhaltsstoffen, der Haltbarkeit bei<br />
Lebensmitteln oder die Kennzeichnung von Gefahrstoffen auch weitere Informationen<br />
ausgewiesen. So sind ein aufgedruckter Preis oder ein Barcode eine Unterstützung am<br />
Point of Sale. Zudem können smarte Technologien wie in der Verpackung eingebaute<br />
RFID Chips große Informationsmengen sowohl für die Verkäufer als auch für den<br />
Konsumenten zur Verfügung stellen. Darüber hinaus helfen die Informations- und<br />
29<br />
Vgl. Ten Hompel, Michael / Schmidt, Thorsten / Dregger, Johannes (2018), S. 14.<br />
30<br />
Vgl. Pfohl, Hans-Christian (2018), S. 152f.<br />
31<br />
Vgl. Pfohl, Hans-Christian (2018), S. 153.<br />
32<br />
Vgl. Pfohl, Hans-Christian (2018), S. 153.
Verpackung 12<br />
Identifikationsfunktionen den Kommissionierern bei der Auftragsabwicklung und<br />
beim Transport können zerbrechliche Produkte entsprechend gekennzeichnet werden.<br />
Die Verkaufsfunktion ist auf den Point of Sale fokussiert und strebt den Kauf durch<br />
den Kunden an. Durch die Ausweitung von Selbstbedienungsläden und einer immensen<br />
Produktauswahl, muss die Verpackung den Kunden ansprechen. Das geschieht einerseits<br />
durch sorgfältige Stapelung und Anordnung in den Regalen und andererseits<br />
wird durch Werbung auf der Verpackung versucht, den Kunden zum Kauf des Packgutes<br />
zu animieren. Diese Funktion ist für den Handel besonders wichtig, da die Verpackung<br />
der „stumme Verkäufer im Selbstbedienungsladen ist“. 33 Immer mehr<br />
Markenhersteller lassen sich markante und wiedererkennbare Verpackungsdesigns<br />
einfallen. Neben der Optik ist auch die Qualität der Verpackung ein entscheidender<br />
Punkt und lässt auf ein ebenfalls hochwertiges Packgut schließen. Dabei ist die Zeit in<br />
der eine Packung einen Kaufentschluss beim Konsumenten bewirkt sehr begrenzt (maximal<br />
fünf Sekunden), wobei auch viele Impulskäufe zustande kommen. 34 Weil oftmals<br />
kaum Unterschiede zwischen den Produkten bestehen, kann die Verpackung am<br />
Point of Sale das bekannte Zünglein an der Waage sein und so über den Kauf oder<br />
Nichtkauf entscheiden.<br />
Eine enorme Wichtigkeit besitzt außerdem die Verwendungsfunktion. Eine leichte<br />
Öffnung und ein mögliches Wiederverschließen stellen eine angenehme Verwendung<br />
für den Verbraucher dar, zudem sollen Verpackungen unter diesem Punkt umweltfreundlich,<br />
wiederverwendbar und entsorgungsfreundlich gestaltet werden. 35 Die Verwendungsfunktion<br />
ist somit die Funktion der Verpackung, der eine besondere<br />
Bedeutung in dieser Arbeit zukommt, denn Nachhaltigkeitsaspekte der Verpackung<br />
fallen hierunter. In den kommenden Kapiteln wird darauf noch weiter eingegangen.<br />
Wichtig zu wissen ist, dass die Funktionen nicht strikt voneinander getrennt sind,<br />
sondern Überschneidungen aufweisen und auch Zielkonflikte auftreten können,<br />
wodurch die Funktionen ganzheitlich betrachtet werden müssen. 36 Überschneidungen<br />
können zum Beispiel bei der Stapelbarkeit einer Verpackung auftreten, da diese An-<br />
33<br />
Buchner, Norbert (1999), S. 6.<br />
34<br />
Vgl. Buchner, Norbert (1999), S. 83.<br />
35<br />
Vgl. Martin, Heinrich (2011), S. 72.<br />
36<br />
Vgl. Deckert, Carsten (2016), S. 16f.
Verpackung 13<br />
forderung sowohl unter die Transport- und Lagerfunktion als auch unter die Verkaufsfunktion<br />
fällt. Eine schwer entflammbare Verpackung (Schutzfunktion) kann hingegen<br />
einen Zielkonflikt mit der Verwendungsfunktion aufrufen, da die Verpackung möglicherweise<br />
schwer zu recyceln ist. Verschiedene Interessengruppen präferieren unterschiedliche<br />
Funktionen, weshalb auf ein optimales Zusammenwirken der Funktionen<br />
geachtet werden muss.<br />
Um diese Funktionen zu erreichen, gibt es verschiedene Verpackungsarten. Das VerpackG<br />
unterscheidet zwischen Verkaufsverpackung, Umverpackung und Transportverpackung.<br />
37 Die Verkaufsverpackung ist eine Verkaufseinheit bestehend aus<br />
Packgut und Verpackung, die dem Endverbraucher zum Kauf angebotenen wird. Dabei<br />
zählt das VerpackG auch Verpackungen, die erst beim Letztvertreiber befüllt werden<br />
wie Versandverpackungen und Serviceverpackung (z.B. Tragetaschen,<br />
Kaffeebecher und Brötchentüten) zu den Verkaufsverpackungen. 38 Die Umverpackung<br />
besteht laut VerpackG aus einer beliebigen Anzahl an Verkaufsverpackungen. 39<br />
Die Transportverpackung wird gemäß Gesetz gewöhnlich nicht an den Endverbraucher<br />
weitergegeben, sondern erleichtert die Handhabung und dient einem besseren<br />
Transport. 40 Mehrwegtransportverpackungen werden nach dem Transport wieder zurückgesendet,<br />
während regalfertige Verpackungen in der Transportverpackung direkt<br />
im Geschäft eingeräumt werden können. Oftmals sind hier die Grenzen zwischen den<br />
Verpackungsarten fließend, wobei eine genaue Zuordnung manchmal schwierig<br />
fällt. 41 Auffällig ist, dass auf dem Weg von der Rohstoffgewinnung bis zum Endverbraucher<br />
der Verpackungsanteil stark wächst: Denn während in vorgelagerten Stufen<br />
die Rohstoffe und Halbfabrikate noch weitgehend unverpackt gehandelt werden, sind<br />
die Enderzeugnisse im Handel nahezu alle verpackt, die meisten sogar mehrfach. 42<br />
Beispielsweise werden Verkaufsverpackungen mit einer Umverpackung verpackt und<br />
diese dann wieder mit einer Transportverpackung versehen. Die Umverpackung dient<br />
37<br />
Vgl. § 3 Absatz 1 VerpackG.<br />
38<br />
Vgl. § 3 Absatz 1 VerpackG.<br />
39<br />
Vgl. § 3 Absatz 1 VerpackG.<br />
40<br />
Vgl. § 3 Absatz 1 VerpackG.<br />
41<br />
Vgl. Martin, Heinrich (2011), S. 73.<br />
42<br />
Vgl. Großmann, Gerhard / Kaßmann, Monika (2008), S. 615.
Verpackung 14<br />
dabei nicht direkt dem Schutz des Packgutes, sondern wird einerseits zum Diebstahlschutz<br />
eingesetzt und andererseits macht sie beispielsweise das Zusammenfassen von<br />
Getränkeflaschen zu sogenannten Sixpacks möglich, wodurch eine einfachere Handhabung<br />
erreicht wird. Oftmals wird die Umverpackung aber lediglich zur besseren<br />
Präsentation des Produktes genutzt, wie beispielsweise bei einer Tube Zahnpasta, die<br />
mit einer Schachtel nochmal umverpackt wird und damit eventuell hochwertiger aussieht<br />
und mehr Platz für Werbung ermöglicht.<br />
Sowohl die klassische Verkaufsverpackung als auch die Transportverpackung und<br />
die Umverpackung haben ihre Daseinsberechtigung im Handel und jede hat in der<br />
Kette von der Herstellung bis zum Endverbraucher ihren Nutzen. Allerdings sind die<br />
Verpackungsmengen im Handel in den letzten Jahrzehnten drastisch angestiegen (vgl.<br />
Abschnitt 1.1). Deshalb ist es notwendig zu überdenken, welche Verpackung wo unersetzlich<br />
ist, um die Funktionen zu wahren und welche Verpackung man an welchen<br />
Stellen einsparen kann. Einen Denkanstoß hierfür gibt das VerpackG, welches im<br />
kommenden Kapitel erläutert wird.
Das Verpackungsgesetz 15<br />
4. Das Verpackungsgesetz<br />
Am 05.07.2017 beschloss der Deutsche Bundestag das „Gesetz über das Inverkehrbringen,<br />
die Rücknahme und hochwertige Verwertung von Verpackungen“ – kurz:<br />
Verpackungsgesetz (VerpackG). Dieses Gesetz trat am 01.01.2019 in Kraft und ersetzt<br />
die bis dahin gültige Verpackungsverordnung (VerpackV). Die Tatsache, dass die Verordnung<br />
in ein Gesetz aufgewertet wurde, stellt die Wichtigkeit in der Thematik dar.<br />
Das VerpackG beinhaltet einige Neuerungen, die Grundzüge der VerpackV bleiben<br />
aber dennoch bestehen. Um die gesetzlichen Pflichten für betroffene Unternehmen und<br />
für die dualen Systeme, sowie den Grund vom neuen VerpackG erläutern zu können,<br />
wird im weiteren Verlauf zuerst der Inhalt der VerpackV kurz skizziert und danach<br />
auf die Veränderungen durch das VerpackG eingegangen. Da das Gesetz einen enormen<br />
Umfang besitzt und nicht auf jede Einzelheit eingegangen werden kann, wurden<br />
die wesentlichen Punkte herausgearbeitet.<br />
4.1 Bisherige Verpackungsverordnung<br />
Die bis Ende 2018 gültige VerpackV stellte bei ihrer Einführung 1991 eine Revolution<br />
in der Abfallwirtschaft dar. Während zuvor ausschließlich die Gemeinden für die<br />
Müllentsorgung zuständig waren, wurde mit der VerpackV erstmals die Wirtschaft in<br />
die Pflicht genommen, ihre Verkaufsverpackungen nach dem Gebrauch zurückzunehmen<br />
und sich an der Entsorgung zu beteiligen. 43 Auf die VerpackV geht auch das Prinzip<br />
der Produktverantwortung zurück, welches 1994 im Kreislaufwirtschaftsgesetz<br />
(KrWG) nochmals genau definiert wurde. Demnach trägt derjenige, der Produkte - in<br />
diesem Fall Verpackungen - herstellt, entwickelt, verarbeitet oder vertreibt die Produktverantwortung,<br />
dass das Erzeugnis zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft<br />
beiträgt. 44<br />
Um den neuen Pflichten der Unternehmen gerecht zu werden, wurde in Einklang<br />
mit der VerpackV „Der Grüne Punkt – Duales System Deutschland GmbH (DSD)“<br />
flächendeckend eingeführt. Es war neben dem öffentlichen System, ein erstes „duales“<br />
43<br />
Vgl. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (2019).<br />
44<br />
Vgl. § 23 KrWG.
Das Verpackungsgesetz 16<br />
privatwirtschaftliches Sammel- und Entsorgungssystem und sollte die Unternehmen<br />
bei der Erfüllung ihrer Pflichten unterstützen. Das DSD hatte in den ersten Jahren eine<br />
Monopolstellung inne, bis diese 2003 fiel und sich seitdem insgesamt neun duale Systeme<br />
am Markt etabliert haben (Der Grüne Punkt – Duales System Deutschland<br />
GmbH, Landbell AG, ISD Interseroh AG, Zentek GmbH, Reclay Systems GmbH,<br />
RKD Recycling Kontor Dual GmbH & Co.KG, BellandVision GmbH, Veolia Umweltservice<br />
Dual GmbH und Noventiz Dual GmbH). 45<br />
Die VerpackV wurde seit 1991 mehrmals aktualisiert und hatte als zentralen Inhalt,<br />
dass Inverkehrbringer von Verkaufsverpackungen diese bei einem dualen System lizensieren<br />
lassen mussten. Sie müssen also angeben welche Art und Menge an Verpackung<br />
sie in Umlauf gebracht haben und dementsprechend für die Sammlung und<br />
Entsorgung durch die dualen Systeme bezahlen. Praktisch hat allerdings niemand kontrolliert,<br />
ob die Unternehmen dieser Pflicht auch tatsächlich nachkamen. Damit sich<br />
kein Unternehmen mehr der Lizensierung entziehen kann, wurde die VerpackV durch<br />
das VerpackG abgelöst.<br />
4.2 Ziele des Verpackungsgesetzes<br />
Im Gegensatz zur VerpackV existiert das KrWG mit der Einführung des VerpackG<br />
auch weiterhin. Im VerpackG sollen explizit Anforderungen an die Produktverantwortung<br />
aus dem KrWG für Verpackungen gestellt werden. 46 Dafür ist die Verringerung<br />
beziehungsweise die Vermeidung der Auswirkungen von Verpackungsabfällen auf die<br />
Umwelt das oberste Ziel. 47 Um dieses umfassende Ziel zu erreichen, werden Teilziele<br />
formuliert.<br />
Das VerpackG soll das Verhalten der für den Verpackungsmüll verantwortlichen<br />
Akteure so regeln, dass sie Verpackungsabfälle primär vermeiden. 48 Außerdem sollen<br />
diese Akteure die Wiederverwendung und das Recycling der Verpackungsabfälle fördern.<br />
49 Ein verbessertes Recycling soll zudem durch eine gemeinsame haushaltsnahe<br />
45<br />
Vgl. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (2019).<br />
46<br />
Vgl. § 1 Absatz 1 VerpackG.<br />
47<br />
Vgl. § 1 Absatz 1 VerpackG.<br />
48<br />
Vgl. § 1 Absatz 1 VerpackG.<br />
49<br />
Vgl. § 1 Absatz 1 VerpackG.
Das Verpackungsgesetz 17<br />
Sammlung und den damit gewonnenen zusätzlichen Wertstoffen erfolgen. 50 Darüber<br />
hinaus wird mit dem Gesetz ein fairerer Wettbewerb der Marktteilnehmer angestrebt. 51<br />
Weitere Ziele sind die Förderung von Mehrweggetränkeverpackungen, dessen Quote<br />
mindestens 70 Prozent bei abgefüllten Getränken betragen soll, sowie die Erreichung<br />
der europäischen Vorgaben der Richtlinie 94/62/EG, wo die Verwertungs- und Recyclingquoten<br />
der Verpackungsabfälle insgesamt, sowie der einzelnen Packstoffe, geregelt<br />
ist. 52<br />
4.3 Pflichten und Neuerungen durch das Verpackungsgesetz<br />
Das VerpackG gilt für alle systembeteiligungspflichtigen Verpackungen, die erstmals<br />
gewerbsmäßig von Herstellern oder Vertreibern in Umlauf gebracht werden. 53 „Systembeteiligungspflichtige<br />
Verpackungen sind mit Ware befüllte Verkaufs- und Umverpackungen,<br />
die nach dem Gebrauch typischerweise beim privaten Endverbraucher<br />
als Abfall anfallen.“ 54 Folglich sind jetzt neuerdings auch Umverpackungen und die<br />
zu den Verkaufsverpackungen zählenden Versandverpackungen systembeteiligungspflichtig,<br />
weshalb auch insbesondere Onlinehändler ihre Versandverpackungen lizensieren<br />
lassen müssen. Wie auch in der VerpackV geregelt, ist die Transportverpackung<br />
nach der obenstehenden Definition somit weiterhin nicht systembeteiligungspflichtig.<br />
Hersteller ist laut VerpackG jeder, der Verpackungen erstmals gewerbsmäßig in<br />
Verkehr bringt oder in den Geltungsbereich des Gesetzes einführt. 55 Diese Definition<br />
kann zu Irritationen führen, weshalb der Herstellerbegriff anhand von zwei Beispielen<br />
genauer erklärt wird. Bestellt beispielsweise ein deutscher Onlinehändler mit Ware<br />
befüllte Verpackung bei einem deutschen Hersteller, dann muss der Hersteller die Verpackung<br />
lizensieren, da er sie erstmals gewerbsmäßig in Verkehr bringt. Allerdings<br />
muss der Onlinehändler bei einer Bestellung vom Endverbraucher seine Versandverpackung<br />
inklusive Füllmaterial lizensieren, da er diese wiederum erstmals in Verkehr<br />
50<br />
Vgl. § 1 Absatz 1 VerpackG.<br />
51<br />
Vgl. § 1 Absatz 1 VerpackG.<br />
52<br />
Vgl. § 1 Absatz 3, 4 VerpackG.<br />
53<br />
Vgl. § 7 Absatz 1 VerpackG.<br />
54<br />
§ 3 Absatz 8 VerpackG.<br />
55<br />
Vgl. § 3 Absatz 14 VerpackG.
Das Verpackungsgesetz 18<br />
bringt. Bestellt der deutsche Onlinehändler jetzt allerdings bei einem ausländischen<br />
Hersteller, dann muss er neben der Versandverpackung auch die Verkaufsverpackungen<br />
lizensieren, da er sie nach Deutschland und somit in den Geltungsbereich des Gesetzes<br />
einführt. Hersteller können ausschließlich Serviceverpackungen von<br />
Vorvertreibern lizensieren lassen. 56 Dadurch werden vor allem kleinere Hersteller von<br />
selbstgemachten Waren entlastet, da sie die Möglichkeit erhalten bereits lizensierte<br />
Serviceverpackungen in Umlauf zu bringen.<br />
Wesentliche Neuerung vom VerpackG ist die Schaffung einer zentralen Stelle 57 , die<br />
sogenannte „Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister“ (ZSVR), welche unter<br />
staatlicher Aufsicht steht und für mehr Transparenz bei der Lizensierung sorgen soll.<br />
Für Unternehmen, die ihre Verpackungen bisher gar nicht oder unzureichend lizensiert<br />
haben, wird dies künftig schwieriger. Bei Verstößen sollen die Unternehmen zukünftig<br />
Bußgelder bis zu 200.000 € zahlen und so abgeschreckt und überführt werden. 58<br />
Zu den Pflichten der Hersteller und Vertreiber gehört weiterhin die Lizensierung<br />
von systembeteiligungspflichtigen Verpackungen bei einem dualen System, um für die<br />
entstehenden Kosten bei der Sammlung und Entsorgung der eigenen Verpackungen<br />
aufzukommen. Neu hinzu kommt die einmalige Registrierung im Verpackungsregister<br />
LUCID der ZSVR. 59 Dieses ist öffentlich einsehbar. Außerdem muss mit der Datenmeldung<br />
neben der Registrierungsnummer, der Materialart und Masse der Verpackungen,<br />
auch der Name des dualen Systems und der Zeitraum der Lizensierung bei der<br />
ZSVR angegeben werden. 60 Die jährliche Vollständigkeitserklärung, welche die Auflistung<br />
der im vorherigen Jahr erstmals in Umlauf gebrachten Verkaufs- und Umverpackungen<br />
bei der ZSVR vorsieht, komplettiert die Pflichten der Hersteller und<br />
Vertreiber. 61 Auch die dualen Systeme müssen die Informationen zu den bei Ihnen<br />
lizensierten Verpackungen an die ZSVR weiterleiten, wodurch diese die Daten von<br />
56<br />
Vgl. § 7 Absatz 2 VerpackG.<br />
57<br />
Vgl. § 19 VerpackG.<br />
58<br />
Vgl. § 34 Absatz 2 VerpackG.<br />
59<br />
Vgl. § 9 VerpackG.<br />
60<br />
Vgl. § 10 VerpackG.<br />
61<br />
Vgl. § 11 VerpackG.
Das Verpackungsgesetz 19<br />
Hersteller und Vertreiber mit den der dualen Systeme abgleichen und so Unterlizensierungen<br />
besser aufdecken kann. Der Ablauf ist in Abbildung 3 nochmal visuell dargestellt.<br />
ZSVR<br />
Abgleich<br />
Vollständigkeitserklärung<br />
Registrierung<br />
Lizensierte<br />
Verpackungsmengen<br />
Datenmeldung<br />
Hersteller / Vertreiber<br />
Dualen Systeme<br />
Systembeteiligung /<br />
Lizensierung<br />
Anreize für u.a.<br />
recyclingfreundliche Verpackungen<br />
Abbildung 3: Meldepflichten im Verpackungsgesetz<br />
Quelle: eigene Darstellung<br />
Neben der Schaffung der ZSVR gab es noch weitere Neuerungen. So wurde beispielsweise<br />
die Pfandpflicht auf Getränkeverpackungen ausgeweitet. Zudem müssen künftig<br />
Einweg- und Mehrweggetränkeverpackungen im Handel deutlich gekennzeichnet<br />
werden. 62 Dadurch soll der Endverbraucher Mehrweggetränkeverpackungen besser erkennen<br />
und im besten Fall vornehmlich diese kaufen.<br />
Außerdem wurden die veralteten Recyclingquoten den heutigen Möglichkeiten angepasst.<br />
Die dualen Systeme müssen demnach im Durchschnitt jährlich mindestens<br />
die in Tabelle 1 aufgelisteten Recyclingquoten 63 erreichen. Ab 2022 werden die Quoten<br />
dann nochmals angehoben. Dieses sollen die dualen Systeme einerseits durch ihre<br />
modernen Recyclingsysteme bewerkstelligen. Andererseits sollen sie auch Anreize für<br />
diejenigen Hersteller und Vertreiber schaffen, die recyclingfreundliche Verpackungen<br />
62<br />
Vgl. § 32 VerpackG.<br />
63<br />
Hinweis: Diese Quote enthält alle Verpackungen, die dem Recycling oder der Vorbereitung zur<br />
Wiederverwendung zugeführt werden.
Das Verpackungsgesetz 20<br />
verwenden oder bei der Herstellung nachwachsende Rohstoffe oder Recyclate, das<br />
heißt aus dem Recycling gewonnene Sekundärrohstoffe, einsetzen. 64 Wie genau diese<br />
Anreize aussehen sollen, steht allerdings noch nicht fest. Zur einheitlichen Bemessung<br />
der Recyclingfähigkeit sollen zum 01.09.2019 erstmals Mindeststandards von der<br />
ZSVR festgelegt werden, anhand dessen die dualen Systeme einen einheitlichen Rahmen<br />
für die Festsetzung der Anreize für recyclingfreundliche Verpackungen bekommen<br />
sollen. 65 Dieser Mindeststandard soll dann zukünftig jährlich jeweils bis Anfang<br />
September eines Jahres veröffentlicht werden. 66<br />
Tabelle 1: Recyclingquoten im Verpackungsgesetz<br />
Material<br />
Recyclingquote<br />
Bis 2019 Ab 2019 Ab 2022<br />
Glas 75% 80% 90%<br />
Papier, Pappe, Karton 70% 85% 90%<br />
Eisenmetalle 70% 80% 90%<br />
Aluminium 60% 80% 90%<br />
Getränkekartonverpackung 60% 75% 80%<br />
Sonstige Verbundverpackung 60% 55% 70%<br />
Kunststoffe 60% 90% 90%<br />
Kunststoffe (werkstoffliche 36% 58,5% 63%<br />
Verwertung)<br />
Quelle: eigene Darstellung, Werte entnommen aus § 16 Absatz 2 VerpackG.<br />
Die Rahmenbedingungen sind durch das VerpackG gegeben. Nun müssen die Beteiligten<br />
nachziehen.<br />
64<br />
Vgl. § 21 Absatz 1 VerpackG.<br />
65<br />
Vgl. ZSVR (2018), S. 2.<br />
66<br />
Vgl. ZSVR (2018), S. 2; § 21 Absatz 3 VerpackG
Der Weg zur nachhaltigen Verpackung 21<br />
5. Der Weg zur nachhaltigen Verpackung<br />
Nicht nur das VerpackG repräsentiert die Aktualität von nachhaltigen Verpackungen.<br />
Auch der seit 1963 vom Bundesminister für Umwelt und Energie verliehene deutsche<br />
Verpackungspreis honoriert beispielsweise seit 2016 Verpackungen in der Kategorie<br />
„Nachhaltigkeit“. Darüber hinaus erkennen auch Industrie und Handel zunehmend<br />
diesen Trend mit den enthaltenen Chancen, tauschen sich auf zahlreichen Fachmessen<br />
(z.B. FachPack, interpack) über die Thematik aus und betreiben Marktforschung, um<br />
sich besser aufzustellen. Die in Abschnitt 2.3 beschriebene Relevanz der Nachhaltigkeit<br />
für Unternehmen, ist somit auch in der Verpackungsbranche vorhanden. Dabei<br />
sind sich Wirtschaftsvertreter einig, dass man aufgrund der essenziellen Funktionen<br />
der Verpackung nicht ohne diese auskommen wird. Wenn es also in Zukunft noch<br />
Verpackungen geben wird, liegt die Lösung der Problematik in der nachhaltigen Ausrichtung<br />
der in Umlauf kommenden Verpackungen.<br />
Dabei können die Verantwortlichen aber auf erhebliche Probleme stoßen, weil unterschiedliche<br />
Ansätze zur Bewertung der Nachhaltigkeit einer Verpackung existieren.<br />
Ökobilanzen versuchen eine Aussage über die Nachhaltigkeit des gesamten Lebenzyklus<br />
zu treffen. Geeignete Daten zur Aufstellung dieser Bilanzen stehen aber nur eingeschränkt<br />
zur Verfügung, weshalb selbst für Experten die Aufstellung dieser Bilanzen<br />
gar nicht so einfach ist. 67 So gestaltet es sich als schwierig, einen eindeutigen Bewertungsgrundsatz<br />
für eine nachhaltige Verpackung zu definieren. Nachfolgend werden<br />
Anforderungen an eine nachhaltige Verpackung definiert sowie Lösungsansätze vorgestellt<br />
und versucht diese zu systematisieren.<br />
67<br />
Vgl. Umweltbundesamt (2018b).
Der Weg zur nachhaltigen Verpackung 22<br />
5.1 Abfallhierarchie<br />
Einen Ansatz zur Systematisierung der Lösungen stellt die Abfallhierarchie 68 dar, zu<br />
der sich alle Staaten der Europäischen Union verpflichtet haben. 69 Diese lässt sich auch<br />
auf Verpackungen anwenden und ordnet die Maßnahmen zur Abfallvermeidung und<br />
Abfallbewirtschaftung absteigend nach deren Wichtigkeit in folgende Reihenfolge<br />
(vgl. Abbildung 4).<br />
Abbildung 4: Abfallhierarchie<br />
Quelle: Transport AG Aarau (o.J.).<br />
Für jede Stufe der Abfallhierarchie wird nachfolgend erklärt, was diese auf dem Weg<br />
zu einer nachhaltigen Verpackung für einen Stellenwert besitzt und welche Komponenten<br />
dazugehören.<br />
5.1.1 Vermeidung<br />
Als wichtigster Ansatzpunkt beim Konzipieren von nachhaltigen Verpackungen wird<br />
gemäß der Abfallhierarchie die Verpackungsvermeidung angeführt. Eine Verpackung,<br />
die nicht in den Umlauf kommt, kann auch keinen Schaden für die Umwelt anrichten.<br />
68<br />
Vgl. § 6 Absatz 1 KrWG.<br />
69<br />
Vgl. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (2008).
Der Weg zur nachhaltigen Verpackung 23<br />
Aber auf wie viel Verpackung kann man wirklich verzichten, ohne dass diese zum<br />
Beispiel ihre Schutzfunktion verliert? Verpackungsgröße und -gewicht gilt es in dieser<br />
Hinsicht optimal festzulegen. Dies ist allerdings ein schmaler Grat, wo man schnell zu<br />
viel (Überverpacken) oder zu wenig (Unterverpacken) Verpackung einsetzt (vgl. Abbildung<br />
5).<br />
Abbildung 5: Unter- und Überverpacken<br />
Quelle: Der Runde Tisch Eco Design von Kunststoffverpackungen (2019).<br />
Überverpacken lässt sich häufig im Einzelhandel, aber auch bei Onlinebestellungen<br />
beobachten. Das fängt bei der Zahnpasta an, die häufig zusätzlich in einer Faltschachtel<br />
umverpackt wird, geht über überdimensionierte Versandkartons bei Onlinebestellungen,<br />
bis hin zu sogenannten „Mogelpackungen“. Während die Zahnpasta häufig<br />
aus Werbezwecken extra umverpackt wird, stehen bei Onlinebestellungen für das<br />
Packgut oftmals nur zu große Einheitskartons zur Verfügung, die dann zum Schutze<br />
des Packgutes wiederum mit viel Packhilfsmitteln wie Luftpolstern befüllt werden<br />
müssen. Außerdem bedienen sich die Hersteller mit den „Mogelpackungen“ einer<br />
heimlichen Preiserhöhung, indem sie zwar den Preis nicht verändern, aber die Inhaltsmenge<br />
der Produkte bei gleichbleibender Verpackungsgröße reduzieren. 70 Die größeren<br />
Verpackungen bieten den Herstellern und Händlern auch eine größere<br />
70<br />
Vgl. Verbraucherzentrale Hamburg (2019).
Der Weg zur nachhaltigen Verpackung 24<br />
Werbefläche, weshalb man bei der Reduzierung des Inhaltes gerne bei der ursprünglichen<br />
Verpackungsgröße bleibt. Darüber hinaus sind einige Produkte zusätzlich geschützt,<br />
bei der die zusätzliche Verpackung jedoch keinen Nutzen hat. Ob zusätzliche<br />
Umverpackung, zu große Einheitsverpackung beim Versand, Mogelpackung oder<br />
Überverpackung zum Produktschutz, überall besteht das Potenzial Verpackungsmengen<br />
zu verringern. So bestünden bei vielen Verpackungen mit relativ geringem Aufwand<br />
ein Reduktionspotential von 20 bis 40 Prozent, ohne dass beispielsweise die<br />
Schutzfunktion beeinflusst wird. 71 Dadurch kann man mit einer besseren Akzeptanz<br />
beim Kunden rechnen und Verpackungsmüll vermeiden.<br />
Bei der Verpackungsvermeidung darf aber keinesfalls der kritische Punkt des optimalen<br />
Verpackungsdesigns überschritten werden. Ab dem Punkt spricht man von Unterverpacken<br />
und in diesem Fall droht die Verpackung ihre wichtigen Funktionen zu<br />
verlieren, was zu negativen Auswirkungen für das Packgut führt. Häufig ist das Unterverpacken<br />
sogar unökologischer als das Überverpacken. Das lässt sich darauf zurückführen,<br />
dass das Produkt beispielsweise durch Herstellung und Transport selbst<br />
mehr ökologische Belastungen als die Verpackung erfordert. So beansprucht die Verpackung<br />
zum Beispiel im Lebensmittelbereich nur etwa fünf bis zehn Prozent des gesamten<br />
Energieverbrauchs, während über 90 Prozent durch die Herstellung, den<br />
Transport und die Lagerung des Produktes verursacht wird. 72<br />
Dies darf aber nicht als Ausrede für die Hersteller gelten, zu viel Verpackung zu<br />
verwenden. Vielmehr muss es vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit das Ziel sein,<br />
für jedes Produkt den kritischen Punkt zwischen Überverpacken und Unterverpacken<br />
möglichst genau zu definieren. Bei der Verpackungsminimierung kann der Hersteller<br />
zudem durch den geringeren Materialeinsatz Kosten und Lagerplätze einsparen. Darüber<br />
hinaus bietet es sich generell bei Verbesserungen der Verpackung an, das Marketing<br />
einzubeziehen und in diesem Fall die Verpackungsreduzierung positiv zu<br />
vermarkten. 73<br />
71<br />
Vgl. Krainz, Michael (2015), S. 89.<br />
72<br />
Vgl. Der Runde Tisch Eco Design von Kunststoffverpackungen (2019).<br />
73<br />
Vgl. Krainz, Michael (2015), S. 89.
Der Weg zur nachhaltigen Verpackung 25<br />
Einen weiteren Ansatz bei der Verpackungsvermeidung stellen verpackungsfreie Supermärkte<br />
dar, wo der Kunde unverpackte Waren in selbst mitgebrachten Behälter<br />
portionieren kann. Dadurch soll Verpackungsmüll vermieden werden und durch die<br />
individuelle Portionierung weniger Lebensmittel beim Endverbraucher verderben.<br />
Diese Läden erhalten eine große mediale Aufmerksamkeit und sind das Ergebnis einer<br />
langen gesellschaftlichen Entwicklung. 74 Neben komplett verpackungsfreien Supermärkten<br />
lässt sich diese Entwicklung auch bis zu einem gewissen Grad bei den großen<br />
Supermärkten feststellen. Allerdings hat das Konzept seine Grenzen, denn es ist vom<br />
Lebensmitteleinzelhandel nur sehr bedingt auf andere Branchen anwendbar.<br />
Gemäß KrWG wird unter Vermeidung auch die Gestaltung von langlebigen Mehrweganstelle<br />
von Einwegverpackungen verstanden. Durch die Mehrwegverpackungen wird<br />
eine höhere Ressourceneffizienz, welche den Ressourceneinsatz im Verhältnis zum<br />
erbrachten Nutzen wiedergibt, erreicht und so Abfall vermieden. 75 Allerdings müssen<br />
Mehrwegverpackungen stabiler konstruiert werden, was einen höheren Materialeinsatz<br />
erforderlich und ein umfassendes Rückführungssystem zur Reinigung und Neubefüllung<br />
notwendig macht. Das Mehrwegsystem hat sich in Deutschland vor allem<br />
bei Getränken etabliert. Nach der Rückgabe erhält der Konsument seinen Pfandbetrag<br />
wieder, die Getränkeverpackungen werden gründlich gereinigt und neu befüllt. Bisher<br />
konnte man Einweggetränkeverpackungen von Mehrweggetränkeverpackungen durch<br />
den höheren Pfandbetrag bei ersteren und die entsprechenden Symbole unterscheiden.<br />
Durch das VerpackG soll, wie bereits beschrieben, dem Kunden mit der Einführung<br />
einer eindeutigen Kennzeichnungspflicht diese Unterscheidung leichter fallen. Hersteller<br />
von Einweggetränkeverpackungen verteidigen selbstverständlich ihren Ansatz.<br />
Auch Einweggetränkeverpackungen hätten sich deutlich weiterentwickelt und Mehrweggetränkeverpackungen<br />
wie Glasflaschen müssten häufig durch das ganze Land<br />
transportiert werden, um neu befüllt zu werden, wohingegen beispielsweise Einweggetränkedosen<br />
aus Aluminium deutlich leichter seien und zudem eine hohe Recyclingrate<br />
und Transporteffizienz besäßen. 76<br />
74<br />
Vgl. Niesen, Katrin (2016), S. 92.<br />
75<br />
Vgl. Der Runde Tisch Eco Design von Kunststoffverpackungen (2019).<br />
76<br />
Vgl. Heckmann, Benjamin (2019), S. 318f.
Der Weg zur nachhaltigen Verpackung 26<br />
Somit lässt sich die Frage, ob Einweg oder Mehrweg nachhaltiger ist, nicht eindeutig<br />
beantworten und beide Formen haben ihre Legitimation. Steht ein geeignetes Mehrwegsystem<br />
zur Verfügung, lässt sich als Faustregel sagen, dass ab zehn Umläufen von<br />
einer Vorteilhaftigkeit von Mehrwegverpackungen ausgegangen werden kann. 77 Wie<br />
man durch das VerpackG sieht, sind Mehrweglösungen klar politisch gewollt und bieten<br />
eine Menge Vorteile.<br />
5.1.2 Vorbereitung zur Wiederverwendung und Recycling – der<br />
Kreislaufgedanke<br />
Durch die beschriebene Vermeidung wird versucht mittels geeigneter Produktgestaltung<br />
oder dem Einsatz von Mehrwegsystemen Abfall so gut es geht zu vermeiden. Da<br />
man die Verpackung zwar bis zu dem kritischen Punkt, aber nicht darüber hinaus vermeiden<br />
kann, fällt zwangsläufig Verpackung als Abfall an. Ziel der Vorbereitung zur<br />
Wiederverwendung und des Recyclings ist die optimale Nutzung von eben diesem<br />
Abfall. Als zweiter Schritt sollte gemäß Abfallhierarchie die Vorbereitung zur Wiederverwendung<br />
forciert werden. Das bedeutet, dass der entstandene Abfall möglichst<br />
geprüft, gereinigt oder repariert wird, sodass dieser ohne weitere Vorbehandlung wieder<br />
für denselben Zweck verwendet werden kann. 78 Als Beispiel könnten gut erhaltene<br />
Kartons mit geringem Aufwand für eine Wiederverwendung aufbereitet werden. Auch<br />
wenn dieses sicherlich nicht immer möglich ist, lohnt sich die Überprüfung auf eine<br />
Wiederverwendung. Außerdem können die Verpackungen bereits so konzipiert werden,<br />
dass zum Beispiel ein Seifenspender mehrmals für denselben Zweck verwendet<br />
werden kann.<br />
Ist eine Wiederverwendung ausgeschlossen, sollte der Abfall mittels Recycling stofflich<br />
verwertet werden. Dabei liegt dem Recycling, genau wie den bereits beschriebenen<br />
Mehrwegsystemen und der Wiederverwendung, ein ganz zentraler Gedanke<br />
zugrunde: die Kreislauffähigkeit.<br />
77<br />
Vgl. Der Runde Tisch Eco Design von Kunststoffverpackungen (2019).<br />
78<br />
Vgl. § 3 Absatz 24 KrWG.
Der Weg zur nachhaltigen Verpackung 27<br />
Wegwerf- beziehungsweise Einwegverpackungen, haben eine besonders geringe Lebensdauer.<br />
So sind zur Herstellung dieser Verpackungen ein erhöhter Energiebedarf,<br />
sowie übermäßig viele Rohstoffe im Vergleich zur Lebensdauer der Verpackungen<br />
notwendig. 79 Mehrwegsysteme, die Wiederverwendung und das Recycling versuchen<br />
deshalb alle durch die Kreislauffähigkeit die Lebensdauer der Verpackungen deutlich<br />
zu erhöhen, was aufgrund der Ressourcenknappheit auch dringend notwendig ist.<br />
Hinzu kommt, dass China seit Anfang 2018 ein Importstopp für bestimmte Abfälle,<br />
insbesondere stark verschmutzter und nicht sortenreiner Kunststoffabfall durchgesetzt<br />
hat, um eine eigene Kreislaufwirtschaft aufzubauen. 80 China galt Jahrzehnte lang als<br />
weltweite Müllkippe für Plastikabfall, wo die Abfallmassen recycelt und wiederverkauft<br />
wurden. Nach Studienergebnissen landeten so seit 1992 über 72 Prozent des<br />
weltweiten Plastikmülls in China und Hongkong, davon ein Großteil Verpackungen. 81<br />
Auch Deutschland hatte mit 560.000 Tonnen Alt-Plastik (Stand: 2016), was etwa ein<br />
Drittel der gesamten EU-Exporte entspricht, einen großen Anteil daran. 82 China zog<br />
mit dem Importstopp 2018 somit die Reißleine und lässt seitdem nur noch die gut recycelbaren<br />
Abfälle ins Land. Die Frage, die nun stellt: Was passiert mit den großen<br />
Mengen an schlecht recycelbaren Plastikverpackungen nach dem Importstopp?<br />
Der zentrale Gedanke des Recyclings, wo die ursprüngliche Form des Abfalls aufgelöst<br />
wird, beinhaltet, dass der Abfall weiterhin einen Nutzen hat und zu einem neuen<br />
Sekundärrohstoff verwertet wird. Beim Recycling unterscheidet man zwischen<br />
„Downcycling“ und „Upcycling“. Während der Rohstoff beim „Downcycling“ an<br />
Qualität verliert, liegt er nach dem „Upcycling“ mindestens in einer gleichwertigen<br />
Qualität vor. So können beim „Downcycling“ zwar beispielsweise aus alten Plastikflaschen<br />
minderwertige Blumentöpfe oder Parkbänke entstehen, diese kann der Markt<br />
aber nur begrenzt aufnehmen. 83 Beim „Upcycling“ können hingegen aus alten Plastikflaschen<br />
wieder neue Plastikflaschen oder andere hochwertige Produkte geschaffen<br />
werden. Das macht deutlich, dass beim „Downcycling“ der Kreislauf relativ schnell<br />
79<br />
Vgl. Umweltbundesamt (2018c), S. 27.<br />
80<br />
Vgl. Dehio, Jochen / Rothgang, Michael (2018), S.1ff.<br />
81<br />
Vgl. Brooks, Amy L. / Wang, Shunli / Jambeck, Jenna R. (2018), S. 2.<br />
82<br />
Vgl. Tagesschau (2018).<br />
83<br />
Vgl. Schweig, Carolina E. (2016), S. 264.
Der Weg zur nachhaltigen Verpackung 28<br />
an seine Grenzen stößt, weshalb das „Upcycling“ als hochwertiges Recycling mit einem<br />
längeren Kreislauf erstrebenswerter ist. So sollen diese gewonnenen Sekundärrohstoffe<br />
die Ressourcen schonen, indem weniger Primärrohstoffe verwendet werden<br />
müssen.<br />
Das Recycling läuft dabei nach den folgenden Schritten ab: Sammeln, Sortieren,<br />
Verwerten. Die dualen Systeme müssen, um das „Upcycling“ und die geforderten Recyclingquoten<br />
aus dem VerpackG zu erreichen, alle Schritte auf Optimierungspotenziale<br />
prüfen und ihre Recyclingtechniken verbessern. Aber schon viel früher können<br />
auch die betreffenden Unternehmen einen entscheidenden Beitrag leisten. Denn Recycling<br />
ist planbar und so sollten die Verpackungen bereits bei der Entwicklung auf<br />
das Recycling ausgelegt werden. 84 Rechtlich werden die Unternehmen durch die im<br />
Abschnitt 4.1 beschriebene Produktverantwortung auch dazu angehalten, dass die hergestellten<br />
Verpackungen kreislauffähig sind.<br />
Um der Verantwortung nachzukommen, müssen die Unternehmen zu Beginn der recyclinggerechten<br />
Konstruktion den geeignetsten Packstoff für das Packmittel und das<br />
Packhilfsmittel festlegen. Dafür ist ein ausgeprägtes Verständnis der Vor- und Nachteile<br />
der jeweiligen Packstoffe nötig. Mit über 40 Prozent Anteil am Marktvolumen<br />
nehmen Papier, Karton und Pappe eine zentrale Stellung in der Verpackungsbranche<br />
ein, was auf den relativ günstigen Preis, einer hohen Widerstandsfähigkeit und der<br />
guten Recyclingfähigkeit zurückzuführen ist. 85 Darüber hinaus basiert die Produktion<br />
auf nachwachsenden Rohstoffen (z.B. pflanzlichen Fasern). Die Kunststoffherstellung<br />
beruht hingegen auf fossilen, nicht erneuerbaren Rohstoffen (z.B. Erdöl) und die<br />
Kunststoffverpackungen lassen sich auch schwieriger recyceln (vgl. Abbildung 6).<br />
84<br />
Vgl. Rhein, Hans-Bernhard (2019), S. 48.<br />
85<br />
Vgl. Ten Hompel, Michael / Schmidt, Thorsten / Dregger, Johannes (2018), S. 14.
Der Weg zur nachhaltigen Verpackung 29<br />
Abbildung 6: Geschätzte relative Umweltvorteile von Karton und Kunststoff<br />
Quelle: Pro Carton & Tim Barker, Truffula Ltd (2018).<br />
Aufgrund der in Abbildung 6 aufgeführten relativen Vorteile, wird Karton meistens<br />
ökologisch besser eingestuft als Kunststoff.<br />
Nicht nur die Packstoffe, sondern auch die Packmittel an sich besitzen Vor- und<br />
Nachteile, die bei der Bewertung der Nachhaltigkeit einen Einfluss nehmen. Hervorzuheben<br />
sind bei den Packmitteln die Faltschachtel. Sie hat sich weltweit zu einer der<br />
wichtigsten Packmittel entwickelt, da sie einerseits flach und leicht, aber dennoch widerstandsfähig<br />
ist. 86 Außerdem bietet diese genug Platz für das Packgut und für Werbung,<br />
ist aber zugleich platzsparend. 87 Somit lassen sich sowohl bei den Packstoffen<br />
als auch bei den Packmitteln Tendenzen feststellen, was aus der Nachhaltigkeitssicht<br />
am sinnvollsten ist. Es kann aber auch sein, dass beispielsweise ein Kunststoffbeutel<br />
aufgrund des geringeren Materialverbrauchs ökologisch und ökonomisch besser einzustufen<br />
ist als eine Faltschachtel. 88 Zudem stellt das Packgut immer individuelle Anforderungen<br />
an das Packmittel und das Packhilfsmittel und damit auch an den<br />
Packstoff. Dabei müssen die Verpackungen ihre Funktionen erfüllen und zugleich<br />
Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen. Daher lässt dies keine Generalisierung zu,<br />
86<br />
Vgl. Ten Hompel, Michael / Schmidt, Thorsten / Dregger, Johannes (2018), S. 14.<br />
87<br />
Vgl. Böcher, Hans-Georg (2001), S. 87, 135.<br />
88<br />
Vgl. GfK (2010), zitiert nach Schweig, Carolina E. (2016), S. 251.
Der Weg zur nachhaltigen Verpackung 30<br />
womit es keine guten oder schlechten Packstoffe oder Packmittel gibt, sondern lediglich<br />
für den jeweiligen Zweck besser oder weniger gut geeignete. 89<br />
Obwohl Kunststoff zunehmend in Verruf gerät, steigt die Kunststoffproduktion aufgrund<br />
ihrer geringen Kosten und der großen Materialvielfalt seit Jahrzehnten weltweit<br />
an. Allerdings besteht vor allem beim Recycling von Kunststoff ein großer Nachholbedarf.<br />
90 Um die Plastikprobleme zu bewältigen, hat die EU-Kommission Anfang<br />
2018 die EU-Plastikstrategie vorgestellt. Diese beinhaltet, dass bis 2030 alle Kunststoffverpackungen<br />
recycelbar sein sollen, die Verwendung von Einwegverpackungen<br />
drastisch reduziert bzw. verboten wird und der absichtliche Einsatz von Mikroplastik<br />
stärker eingeschränkt werden soll. 91 Um den Vorgaben der EU-Plastikstrategie zu folgen<br />
und dadurch die negativen Auswirkungen von Kunststoff auf die Umwelt zu minimieren,<br />
ist dem recyclinggerechten Design von Kunststoffverpackungen eine<br />
besondere Aufmerksamkeit zu schenken. So existieren beispielsweise verschiedene<br />
Kunststoffarten mit unterschiedlichen Eigenschaften, die man beim Recycling trennen<br />
muss, um ein geeignetes Recyclat zu erhalten.<br />
Die ZSVR macht, bevor sie am 01.09.2019 den ersten Mindeststandard zur Bemessung<br />
des recyclinggerechten Designs veröffentlicht, schon folgende Angaben zur Orientierung:<br />
Demnach sollte bei der Konstruktion von recyclingfähigen Verpackungen<br />
darauf geachtet werden, dass für die Verpackung überhaupt eine Sortier- und Verwertungsinfrastruktur<br />
für ein hochwertiges Recycling besteht, dass die Verpackungen sortierbar<br />
und die Komponenten trennbar sind und dass Unverträglichkeiten der<br />
Verpackungskomponente vermieden werden. 92 Der Grüne Punkt gibt darüber hinaus<br />
einige Beispiele für ein recyclingfähiges Design, wonach auf eine helle Farbwahl bei<br />
Kunststoffverpackungen, die Verwendung von Monomaterial anstatt eines Materialmixes,<br />
eine optimierte Etikettenlösung (z.B. große Etiketten vermeiden), eine optimierte<br />
Verschlusslösung und eine gute Trennbarkeit von Komponenten im<br />
Recyclingprozess zu achten ist. 93 Dies sind nur einige Beispiele mit einer positiven<br />
Auswirkung. Tatsächlich gestaltet sich das recyclinggerechte Design für jede Verpa-<br />
89<br />
Vgl. Binder, Cordula et al. (2011), S. 28.<br />
90<br />
Vgl. Umweltbundesamt (2018c), S. 22.<br />
91<br />
Vgl. Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland (2018).<br />
92<br />
Vgl. ZSVR (2018), S. 3.<br />
93<br />
Vgl. Der Grüne Punkt (2018).
Der Weg zur nachhaltigen Verpackung 31<br />
ckung und für jeden Zweck unterschiedlich. Allerdings sollte die Planung immer ganzheitlich<br />
erfolgen, um sowohl der Aufgabe der Verpackung als auch der Recycelbarkeit<br />
gerecht zu werden. 94 Die Herausforderung besteht darin, dass die durch das Recycling<br />
erzeugten Recyclate qualitativ und preislich mit dem Primärprodukt konkurrieren können,<br />
wobei der Herstellungsprozess auf gar keinen Fall mehr Umweltbelastungen als<br />
die Gewinnung von Primärrohstoffen erfordern darf. 95 Um den Kreislauf am Ende zu<br />
schließen, müssen die durch das Recycling gewonnen Recyclate dann auch wieder<br />
sinnvoll eingesetzt werden, wodurch eine ausreichende Nachfrage bestehen muss. Daher<br />
gibt es Diskussionen über verpflichtende Recyclatquoten für Unternehmen und<br />
Qualitätsstandards der Recyclate.<br />
Ein weiterer Ansatz, um von der „Wegwerfgesellschaft“ zu einer besseren Kreislaufwirtschaft<br />
zu gelangen, ist das von Michael Braungart und William McDonough entwickelte<br />
Cradle-to-Cradle-Prinzip (deutsch: „Wiege zur Wiege“). Hier werden die<br />
Materialien und Rohstoffe in zwei Kreisläufe - dem biologischen und dem technischen<br />
- eingeteilt (vgl. Abbildung 7).<br />
Abbildung 7: Cradle-to-Cradle-Prinzip<br />
Quelle: Johannes, Nora (o.J.).<br />
94<br />
Vgl. Der Grüne Punkt (2018).<br />
95<br />
Vgl. Wilts, Class Henning et al. (2014), S. 44.
Der Weg zur nachhaltigen Verpackung 32<br />
Dieses Konzept soll den Abfallbegriff überflüssig machen, indem die verwendeten<br />
Rohstoffe entweder als technische Nährstoffe in den technischen Kreislauf oder als<br />
biologische Nährstoffe in den biologischen Kreislauf zurückgeführt werden. 96 Im technischen<br />
Kreislauf sollen mittels „Upcycling“ neue Nährstoffe ohne Qualitätsverlust<br />
erzeugt werden, wohingegen beim biologischen Kreislauf die Verpackungen biologisch<br />
abbaubar sein sollen und so als biologsicher Nährstoff fungieren. Braungart und<br />
McDonough prägten mit diesem Konzept auch den Begriff Ökoeffektivität, der im<br />
Gegensatz zur Ökoeffizienz bzw. Ökobilanz zu sehen ist. Die Ökoeffizienz würde<br />
demnach zwar eine Minimierung der Umweltbelastungen anstreben, was das Problem<br />
der Umweltbelastung allerdings nur verlangsamt und nicht löst. 97 Bei der Ökoeffektivität<br />
zirkulieren die beiden Kreisläufe hingegen dauerhaft und dadurch verringert sich<br />
nicht nur die Umweltbelastung, sondern diese kann ganz vermieden werden. 98<br />
Das Cradle-to-Cradle-Prinzip erweitert somit den zu Beginn beschriebenen technischen<br />
Kreislauf („Upcycling“) um den biologischen Kreislauf und setzt in diesen auf<br />
innovationsreiche Lösungen. <strong>Bio</strong>logisch abbaubare bzw. kompostierbare Verpackungen<br />
rufen derzeit kontroverse Diskussionen hervor. So dürfen laut Umweltbundesamt<br />
beispielsweise biologisch abbaubare Kunststoffverpackungen weder im eigenen Garten<br />
noch in der <strong>Bio</strong>tonne, sondern müssen im gelben Sack bzw. in der gelben Tonne<br />
entsorgt werden. 99 Das läge daran, dass diese abbaubaren Verpackungen im Garten<br />
nicht den ganz speziellen Bedingungen der Kompostieranlagen entsprächen und die<br />
Abfälle in der <strong>Bio</strong>tonne zum Beispiel als Düngemittel in der Landwirtschaft fungieren,<br />
wofür biologisch abbaubare Kunststoffverpackungen aber nicht geeignet sind. 100 Außerdem<br />
sind auch biologisch abbaubare Verpackungen laut VerpackG systembeteiligungspflichtig,<br />
weshalb sie in den gelben Sack gehören. 101 Kritiker merken außerdem<br />
an, dass biologisch abbaubare Kunststoffe ohne ein eigenes Sammelsystem bei dem<br />
hochwertigen Kunststoffrecycling einen Störfaktor darstellen und diese im Übrigen<br />
96<br />
Vgl. Braungart, Michael (2014), S.143.<br />
97<br />
Vgl. Braungart, Michael (2014), S.145ff.<br />
98<br />
Vgl. Braungart, Michael (2014), S.145ff.<br />
99<br />
Vgl. Umweltbundesamt (2019).<br />
100<br />
Vgl. Umweltbundesamt (2019).<br />
101<br />
Vgl. Umweltbundesamt (2019).
Der Weg zur nachhaltigen Verpackung 33<br />
nicht mit den stärker geforderten biobasierenden Kunststoffen (nachwachsende Rohstoffe<br />
als Basis) verwechselt werden dürften. 102<br />
Zusammenfassend haben die Unternehmen mit der Möglichkeit einer recyclinggerechten<br />
Verpackungsgestaltung einen wesentlichen Anteil am Recycling und sollten<br />
diese nutzen. Geschlossene Kreisläufe nach dem Cradle-to-Cradel-Prinzip sind zudem<br />
anstrebenswert.<br />
5.1.3 Sonstige Verwertung und Beseitigung<br />
Sollte neben der Vermeidung und Wiederverwendung auch die stoffliche Verwertung<br />
(Recycling) ausgeschlossen sein, bleibt zur Abfallbewirtschaftung nur noch die sonstige<br />
Verwertung oder die Beseitigung. Bei den sonstigen Verwertungsverfahren wie<br />
der energetischen, werden zum Beispiel in Müllverbrennungsanlagen die Verpackungsabfälle<br />
verbrannt und damit Energie in Gestalt von Wärme oder Strom gewonnen.<br />
Hierdurch werden weniger fossile Energieträger wie Kohle oder Erdgas benötigt.<br />
Es entstehen allerdings klimaschädliche Emissionen und der Kreislaufgedanke ist hier<br />
ebenfalls nicht mehr vorhanden. Letzte Option ist die Beseitigung des Verpackungsabfalls<br />
zum Beispiel durch Lagerung auf einer Mülldeponie. Vor allem bei der Beseitigung,<br />
aber auch bei der energetischen Verwertung kann nur noch geringfügig von<br />
einer nachhaltigen Verwendung der Verpackungen die Rede sein. Es gilt die Verpackungen<br />
demnach so zu gestalten, dass sie am Ende weder energetisch verwertet, noch<br />
deponiert werden müssen.<br />
5.2 Rolle des Endverbrauchers<br />
Der Endverbraucher ist täglich mit Verpackungen in Kontakt und entwickelt daher<br />
auch zunehmend ein Interesse an einer nachhaltigen Ausrichtung der Verpackungen.<br />
Laut einer Studie der PricewaterhouseCoopers GmbH, in der 1000 repräsentative End-<br />
102<br />
Vgl. Rhein, Hans-Bernhard (2019), S. 48.
Der Weg zur nachhaltigen Verpackung 34<br />
verbraucher befragt wurden, ist 85 Prozent der Befragten die Nachhaltigkeit einer Verpackung<br />
wichtig. 103 Die Befragten der Studie begrüßen bei der Verpackungsgestaltung<br />
vor allem die Verpackungsvermeidung („Reduzierung der Materialmenge auf ein Minimum“),<br />
gefolgt von dem Einsatz von gut recycelbaren Materialien, einem weitgehenden<br />
Plastikverzicht und der Mehrfachnutzung (vgl. Abbildung 8). Diese besonders<br />
wichtigen Maßnahmen zur nachhaltigen Verpackungsgestaltung aus Sicht der Konsumenten<br />
spiegeln die oberen Stufen der Abfallhierarchie wider. Außerdem scheinen<br />
zunehmende Plastikverpackungen den Konsumenten dahingehend zu sensibilisieren,<br />
dass er sich eine Verringerung eben dieser wünscht.<br />
Abbildung 8: Maßnahmen bei der Verpackungsgestaltung aus Konsumentensicht<br />
Quelle: PricewaterhouceCoopers GmbH (2018), S. 22.<br />
Auch wenn sich viele Konsumenten nachhaltige Verpackungen wünschen, ist der Produktschutz<br />
für die Konsumenten weiterhin die wichtigste Eigenschaft einer Verpackung<br />
(95 Prozent Übereinstimmung). 104 Zudem nimmt der Konsument auch selbst in<br />
103<br />
Vgl. PricewaterhouceCoopers GmbH (2018), S. 19.<br />
104<br />
Vgl. PricewaterhouceCoopers GmbH (2018), S. 20.
Der Weg zur nachhaltigen Verpackung 35<br />
der Thematik eine zentrale Rolle ein, denn er ist das Bindeglied zwischen Distributions-<br />
und Rückführungslogistik. So müssen die Unternehmen zwar nachhaltige Verpackungskonzepte<br />
anbieten, am Ende muss jedoch der Konsument diese auch kaufen,<br />
um eine Wirkung zu erzielen.<br />
Gütesiegel sollen dem Verbraucher eine Hilfestellung geben, um nachhaltige Produkte<br />
und Verpackungen zu identifizieren. Vor allem im Lebensmittelbereich gibt es<br />
für die Packgüter, aber auch für die Verpackungen, diverse Siegel. Das Problem hierbei<br />
ist, dass es neben Gütesiegel, die eine Auskunft über eine besondere Qualität geben,<br />
auch Siegel existieren, die lediglich bescheinigen, dass ohnehin vorgeschriebene<br />
gesetzlichen Normen eingehalten werden und somit keine Aussage beispielsweise<br />
über die Nachhaltigkeit liefern. 105 So werden die Packungen mit derartigen Siegeln<br />
teilweise einem sogenannten „Greenwashing“ unterzogen und versucht ein nachhaltiges<br />
Image aufzubauen, ohne dass die Produkte oder Verpackungen eine Form der<br />
Nachhaltigkeit aufweisen. Dies ist wie in Abschnitt 2.3 beschrieben ein Pull-Faktor<br />
als Grund für Nachhaltigkeitsaktivitäten und die Unternehmen versprechen sich<br />
dadurch Wettbewerbsvorteile. Gleichzeitig wird der Konsument durch diesen Sachverhalt<br />
zunehmend verwirrt. Um „Greenwashing“ aufzudecken und den Konsumenten<br />
eine Orientierung zu geben, bewertet die Verbraucher Initiative e.V. die Siegel nach<br />
festen Kriterien und veröffentlicht die Ergebnisse im Internet. Dabei werden die Kriterien:<br />
Anspruch, Unabhängigkeit bei der Vergabe, Kontrollmechanismus und Transparenz<br />
beurteilt. 106 Großen Anklang haben unter anderem der „Blaue Engel“ zum<br />
Ausweisen von umweltfreundlichen Produkten und Dienstleistungen, sowie zunehmend<br />
im Verpackungsbereich das „FSC-Siegel“ gefunden, welches das verwendete<br />
Holz aus einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung kennzeichnet. 107 Auch für das im<br />
Unterabschnitt 5.1.2 beschriebene Cradle-to-Cradle-Prinzip gibt es ein eigenes Siegel.<br />
Die Unternehmen sollten generell nur dort Siegel einsetzen, wo auch tatsächlich<br />
Nachhaltigkeitsbestrebungen vorliegen und dabei auf die genannten Kriterien Acht<br />
geben. Außerdem würde eine stärkere Vereinheitlichung von Gütesiegeln dem Verbraucher<br />
einen besseren Überblick geben. Der Konsument wird derzeit mit der Vielzahl<br />
an Siegeln überschüttet und weiß diese nicht einzuordnen. Außerdem kann es<br />
105<br />
Vgl. Schaab, Sylvia (2006), S. 7.<br />
106<br />
Vgl. Verbraucher Initiative e.V. (2017), S. 3.<br />
107<br />
Vgl. Verbraucher Initiative e.V. (2017), S. 14, 16.
Der Weg zur nachhaltigen Verpackung 36<br />
vorkommen, dass eine Vielzahl an Konsumenten eine Faltschachtel generell einem<br />
Kunststoffbeutel vorziehen würden, obwohl in manchen Fällen der Kunststoffbeutel<br />
ökologisch und ökonomisch sinnvoller ist. 108<br />
Dennoch kommt es, wie anfangs bereits geschrieben, am Ende auf den Konsumenten<br />
an. Somit gilt es sich möglichst umfassend über Aussage und Vertrauenswürdigkeit<br />
der Siegel zu informieren und einen guten Überblick zu behalten, um ernst<br />
gemeinte, nachhaltige Aktivitäten von Unternehmen auch dementsprechend würdigen<br />
zu können.<br />
Darüber hinaus steht der Endverbraucher am Anfang der Rückführungslogistik und<br />
kann einen entscheidenden Beitrag leisten. Denn je besser er den Verpackungsmüll<br />
trennt, desto mehr kann später auch recycelt werden. 109 Die Mülltrennung lässt sich in<br />
die fünf Kategorien <strong>Bio</strong>abfall, Glas, Papier, Leichtverpackungen (Gelber Sack bzw.<br />
Gelbe Tonne) und Restmüll einteilen. Ein gutes Beispiel für die richtige Trennung<br />
bietet der Joghurtbecher, welcher aus mehreren Komponenten besteht. Der Aluminiumdeckel,<br />
der Kunststoffbecher und die Papphülle sollten getrennt entsorgt werden,<br />
da die Sortieranlage den gesamten Joghurtbecher ansonsten dem Aluminiumbereich<br />
zuordnen würde und dementsprechend auch nur der Aluminiumanteil recycelt werden<br />
kann. 110<br />
Außerdem hat der Konsument eine klare Meinung, wer in der Thematik etwas bewirken<br />
sollte. Aus Sicht der Konsumenten sind zu 45 Prozent die Hersteller, zu 22<br />
Prozent der Handel und zu 18 Prozent der Gesetzgeber hauptverantwortlich für die<br />
Reduzierung des Verpackungsmülls. 111 Nur zu 15 Prozent sehen sich die Konsumenten<br />
selbst in der Hauptverantwortung. 112<br />
Am Konsumenten zeigt sich auch, dass die Nachhaltigkeit von Verpackungen über<br />
die ökologische Dimension hinausgeht. Denn 90 Prozent der Studienteilnehmer gaben<br />
an, dass sie vor allem dann nachhaltige Verpackungen kaufen würden, wenn sie nicht<br />
teurer wären. 113 Damit sollte eine nachhaltige Verpackung zumindest nicht teurer sein<br />
108<br />
Vgl. GfK (2010), zitiert nach Schweig, Carolina E. (2016), S. 251.<br />
109<br />
Vgl. Umweltbundesamt (2018c), S. 34.<br />
110<br />
Vgl. Umweltbundesamt (2018c), S. 34<br />
111<br />
Vgl. PricewaterhouceCoopers GmbH (2018), S. 28.<br />
112<br />
Vgl. PricewaterhouceCoopers GmbH (2018), S. 28.<br />
113<br />
Vgl. PricewaterhouceCoopers GmbH (2018), S. 26.
Der Weg zur nachhaltigen Verpackung 37<br />
als nicht nachhaltige. Für Unternehmen darf die Herstellung einer nachhaltigen Verpackung<br />
keinen wirtschaftlichen Nachteil haben. Die ökonomische Dimension der<br />
Nachhaltigkeit ruft somit einen schmalen Grat hervor, wo die Kosten sowohl für den<br />
Kunden als auch für die Unternehmen wirtschaftlich akzeptabel sein sollten. Auch soziale<br />
Belange gilt es zu berücksichtigen. Beispielsweise kann bei der Verpackungsherstellung<br />
auf Mindeststandards bei den Arbeitsbedingungen geachtet werden.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Endverbraucher am Point of Sale über die<br />
Entscheidungsmacht verfügt, welche Packungen er kauft und welche nicht. Dabei lösen<br />
häufig die Packgüter, also beispielsweise, ob das Fleisch <strong>Bio</strong>qualität oder konventionell<br />
ist, den Kaufimpuls beim Konsumenten aus. Ziel muss es sein, dass die<br />
Unternehmen sowohl die Packgüter als auch die jeweils dazugehörenden Verpackungen<br />
nachhaltig auslegen und dass der Konsument auf beide Komponenten beim Kauf<br />
Acht gibt. Mit einer richtigen Trennung des Verpackungsmülls kann der Endverbraucher<br />
zudem die Grundlage für ein hochwertiges Recycling legen.
Experteninterviews 38<br />
6. Experteninterviews<br />
6.1 Methodik<br />
6.1.1 Wahl der Forschungsmethode<br />
In diesem Teil der Arbeit sollen praxisnahe Einblicke zum behandelten Thema mittels<br />
Expertenwissen gewonnen werden.<br />
Dazu wurde im ersten Schritt überlegt, ob eine quantitative oder eine qualitative<br />
Forschungsmethode geeigneter für die Erhebung ist. Quantitative Methoden (z.B. Fragebögen<br />
und Tests) sind standardisiert, um so beispielsweise Häufigkeitsverteilungen<br />
und Wahrscheinlichkeiten zu erheben oder auf Gesetzmäßigkeiten über bestimmte<br />
Sachverhalte in der Gesellschaft zu schließen. 114 Qualitative Methoden (z.B. Beobachtung<br />
und Interviews) sind im Gegensatz zu den quantitativen Methoden offener und<br />
kontextbezogener. 115 Hier werden die Experten nicht durch standardisierte Fragebögen<br />
eingeschränkt, sondern können ihre subjektive Sichtweise offen und flexibel äußern,<br />
wodurch ein größerer Informationsgehalt erreicht werden kann. Daher wurde für diese<br />
Arbeit ein qualitativer Forschungsansatz gewählt.<br />
Innerhalb der qualitativen Forschungsmethoden stehen die Untersuchungsdesigns<br />
Beobachtung, Gruppendiskussion und Interview zur Auswahl. Die Beobachtung<br />
machte aus Sicht des Forschers für den Forschungszweck wenig Sinn, da diese nicht<br />
die Hintergründe eines Handelns belegen. Das Interview wurde der Gruppendiskussion<br />
vorgezogen, da es das Einholen von Fachwissen in einem persönlichen Gespräch<br />
mit verschiedenen Akteuren ermöglicht. In einer Gruppendiskussion hätte die Gefahr<br />
bestanden, dass nicht jeder Akteur seine Meinung frei geäußert hätte oder nicht zu<br />
Wort gekommen wäre. Zudem wurde die Organisation einer Gruppendiskussion aufgrund<br />
von der räumlichen Distanz und der zeitlichen Einschränkung der Experten als<br />
schwer erreichbar eingestuft.<br />
Als Akteure für das Interview wurden hier Experten aus dem Bereich „nachhaltige<br />
Verpackung“ befragt. Das Experteninterview wird vornehmlich dann verwendet,<br />
wenn die befragten Experten das Wissen, was sich aus ihrer verantwortlichen Zuständigkeit<br />
ergibt, so transportieren können, dass es Gegenstand des Forschungsinteresses<br />
114<br />
Brunner, Hans / Knitel, Dietmar / Resinger, Paul Josef (2011) S. 67.<br />
115<br />
Brunner, Hans / Knitel, Dietmar / Resinger, Paul Josef (2011) S. 68.
Experteninterviews 39<br />
ist. 116 Um dieses Spezialwissen optimal zu transportieren, wurde ein halbstrukturietes,<br />
leitfadengestütztes Experteninterview angewandt.<br />
6.1.2 Gestaltung des Interviewleitfadens<br />
Vor der Interviewdurchführung wurde ein Interviewleitfaden entworfen, der den Interviewer<br />
bei der Fragenstellung unterstützt und ein Gerüst des Interviews bildet. Der<br />
Leitfaden wurde nach der „SPSS-Methode“ 117 nach Helfferich unter Berücksichtigung<br />
der Forschungsfrage (vgl. Abschnitt 1.2) entworfen. „SPSS“ steht für „Sammeln“,<br />
„Prüfen“, „Sortieren“ und „Subsumieren“. Außerdem bietet diese Methode neben der<br />
Strukturierung des Leitfadens den Vorteil, dass der Interviewer gleichzeitig durch die<br />
einzelnen Schritte seine Expertise in der Thematik stärkt und sich somit auf das bevorstehende<br />
Interview vorbereitet. 118 Im ersten Schritt „Sammeln“ sollen mithilfe der vorher<br />
definierten theoretischen Grundlage möglichst viele Fragen, die eine Relevanz für<br />
die Forschungsfrage besitzen könnten, gesammelt werden. Anschließend werden<br />
durch das „Prüfen“ ungeeignete Fragen gestrichen. Die jetzt noch übrig gebliebenen<br />
Fragen werden beispielsweise nach inhaltlichen Gesichtspunkten „sortiert“. Im letzten<br />
Schritt „Subsumieren“ wird der Leitfaden schließlich in seine endgültige Form gebracht.<br />
Nach Durchlauf dieser Schritte ist der sich im Anhang I befindende allgemeine Interviewleitfaden<br />
entstanden, wobei die gestellten Fragen offen sind, damit der Experte<br />
in seiner Antwort nicht eingeschränkt wird. Der Leitfaden dient als Grundgerüst und<br />
soll damit die Interviews vergleichbar machen. 119 Der Vorteil von dem angewandten<br />
halbstrukturierten, leitfadengestützten Interview ist, dass im Vergleich zu vollstrukturierten<br />
Interviews mehr Freiheitsgrade bestehen. 120 Daher kann gegebenenfalls von<br />
dem Leitfaden abgewichen werden, indem Zusatzfragen gestellt werden, die Fragenfolge<br />
geändert wird oder bei unklaren Antworten die Möglichkeit auf Rückfragen besteht.<br />
Außerdem wurde aufgrund der unterschiedlichen Kompetenzen der Experten im<br />
116<br />
Pfadenhauer, Michaela (2007), S. 452.<br />
117<br />
Vgl. Helfferich, Cornelia (2011), S. 182ff.<br />
118<br />
Vgl. Helfferich, Cornelia (2011), S. 182.<br />
119<br />
Vgl. Döring, Nicola / Bortz, Jürgen (2016), S. 372.<br />
120<br />
Vgl. Döring, Nicola / Bortz, Jürgen (2016), S. 372.
Experteninterviews 40<br />
Bereich „nachhaltige Verpackung“, der allgemeine Interviewleitfaden individuell auf<br />
den jeweiligen Experten zugeschnitten und gegebenenfalls noch weitere Fragen ergänzt<br />
oder leicht abgeändert.<br />
6.1.3 Durchführung der Interviews<br />
Es wurden insgesamt fünf Experteninterviews in der Zeit vom 10.05.2019 bis zum<br />
17.06.2019 durchgeführt. Die Kontaktaufnahme erfolgte per Email, wo der Interviewer<br />
zuerst sich selbst und das Forschungsthema kurz vorstellte und danach die Wahl<br />
des Interviewpartners begründete. Nach einer Terminabsprach folgte dann das Interview.<br />
Drei der fünf Interviews wurden telefonisch durchgeführt, während die Interviews<br />
mit XXXXXXX persönlich bei ihm zuhause und mit XXXXXXX XX<br />
persönlich bei der XXXX XXX erfolgten. Das telefonische Interview wurden dann<br />
gewählt, wenn eine zu große Entfernung zwischen Interviewer und Experte bestand<br />
oder der Experte die telefonische Befragung aufgrund von Zeitersparnis wünschte. Der<br />
Umfang des Interviews wurde so gewählt, dass die Befragung ungefähr 20 bis 35 Minuten<br />
dauern sollte. Vier der Fünf Interviews haben mit einer Dauer von 17 bis 35<br />
Minuten diesen Rahmen eingehalten. Lediglich das Interview mit XXX XXXX hat<br />
mit einer Dauer von 72 Minuten länger gedauert. Zur besseren Auswertung und damit<br />
sich der Interviewer auf das Interview konzentrieren kann, wurde das Interview mit<br />
Einverständnis der Befragten zudem jeweils aufgezeichnet. Die Interviews liegen als<br />
Audiodatei vor (siehe beigefügte CD). Zur besseren Auswertung wurden darüber hinaus<br />
relevante Interviewpassagen auch in Textform niedergeschrieben.<br />
6.1.4 Auswahl der Experten<br />
Die Experten wurden ausgehend vom Forschungszweck ausgewählt. Dafür wurden<br />
Experten gesucht, die sich in ihrer gegenwärtigen Position im Unternehmen mit dem<br />
Thema „nachhaltige Verpackung“ auseinandersetzen und über ein umfassendes Wissen<br />
in der Thematik verfügen, um qualifiziert Auskunft geben zu können. Bei der Suche<br />
wurden zuerst geeignete Unternehmen ausfindig gemacht, wobei viel Wert auf
Experteninterviews 41<br />
verschiedene Schwerpunkte der Unternehmen im Verpackungsbereich gelegt wurde,<br />
um ein möglichst umfassendes Bild zu erhalten. Neben einem Verpackungshersteller<br />
und einem Händler wurden daher auch eine Agentur für nachhaltige Verpackungslösungen,<br />
sowie zwei innovative Start-up-Unternehmen aus der Verpackungsbranche<br />
befragt. Nach der Zusage der Unternehmen wurden dann geeignete Experten nach den<br />
oben beschriebenen Kriterien gesucht. Dabei wurden die folgenden fünf Experten zur<br />
Befragung ausgewählt:<br />
XXXXXXXXXXXX<br />
XXXXX ist Diplom-Betriebswirt und war in seinen ersten Berufsjahren in der Lebensmittelindustrie<br />
im Marketing tätig, ehe er 2006 bei der XXXXX mit Sitz in München<br />
und Büro in Hamburg als Geschäftsführer und Mitinhaber einstieg.<br />
Für XXXX sind insgesamt 21 Designer und Berater, 14 am Hauptsitz in München<br />
und sieben im Hamburger Büro, tätig. XXXX bezeichnet XXXXX selbst als „führende<br />
Agentur in Deutschland und wahrscheinlich auch in Zentraleuropa für das Thema<br />
nachhaltige Verpackungslösungen“. Als Agentur bietet das Unternehmen eine vollumfängliche<br />
Beratung und Betreuung zum Thema nachhaltige Verpackungslösung für<br />
interessierte Unternehmen an. Dazu gehört unter anderem das Ausarbeiten der Nachhaltigkeits-<br />
und Verpackungsstrategie, das Entwickeln von neuen Packungskonzepten<br />
und das Optimieren des Verpackungsdesigns für eine verständlichere Verbraucherkommunikation.<br />
Für XXXXX gehört es zum Alltag sich mit den Problemen der Unternehmen in<br />
Bezug auf nachhaltige Verpackung auseinanderzusetzen und passende Lösungen zu<br />
finden, weshalb er ein geeigneter Experte für die Befragung ist.<br />
Justus Reich (<strong>Bio</strong>-<strong>Lutions</strong> International AG):<br />
Justus Reich ist seit September 2018 in unterschiedlichen Anstellungsverhältnissen für<br />
die <strong>Bio</strong>-<strong>Lutions</strong> International AG tätig. Während er zuerst als Praktikant und Werkstudent<br />
Einblicke sammelte, ist er mittlerweile als Vollzeitkraft für <strong>Bio</strong>-<strong>Lutions</strong> beschäftigt<br />
und beendet nebenbei noch sein Masterstudium in Betriebswirtschaftslehre.<br />
Er ist gegenwärtig im Bereich „Operations“ tätig und kümmert sich dabei um den Aufbau<br />
von neuen Produktionsstandorten und um die Rohstofflogistik. <strong>Bio</strong>-<strong>Lutions</strong> wurde
Experteninterviews 42<br />
2017 gegründet, beschäftigt derzeit 14 Mitarbeiter und ist Entwickler und Produzent<br />
von kompostierbaren Verpackungsmaterialien aus Agrarresten. Für diese innovative<br />
Idee hat das junge Unternehmen 2017 bereits den deutschen Verpackungspreis gewonnen.<br />
Der Sitz der AG befindet sich in Hamburg und sie agiert als Holding über die<br />
Produktionsstandorte. Die erste und bisher einzige Produktionsstätte wurde Ende 2018<br />
in Bangalore (Indien) eröffnet. Außerdem befindet sich in Schwedt (Deutschland) ein<br />
Technikum. Laut Reich sind in Deutschland und Thailand weitere Produktionsstandorte<br />
geplant.<br />
Durch sein tiefgründiges Wissen in einem Start-up-Unternehmen in der Verpackungsbranche,<br />
fungiert Justus Reich als geeigneter Experte für meine Befragung.<br />
XXXXXXXXXX<br />
XXXXXXX hat Maschinenbau im Bachelor an der TU München studiert und absolviert<br />
derzeit noch den Masterstudiengang „Maschinenbau im Management“. Außerdem<br />
ist er Mitgründer von „XXXX“. Das Münchener Team ist insgesamt zu dritt und<br />
kam im September 2018 auf die innovative Idee des Mehrwegsystems für Take-away-<br />
Boxen. Die Gründung des Unternehmens steht im Laufe des Jahres 2019 an, aber<br />
schon jetzt können sich die jungen Unternehmer kaum vor Anfragen retten. Da in letzter<br />
Zeit Mehrwegsysteme im Fokus stehen, es zum Beispiel schon einen Hype um<br />
wiederverwendbare Kaffeebecher gab 121 und zudem der Take-away Markt boomt,<br />
wollen die jungen Unternehmer jetzt auch Take-away und geliefertes Essen in einer<br />
wiederverwendbaren Box anbieten.<br />
XXXXXX ist durch sein Wissen im Bereich Mehrwegsysteme ein geeigneter Experte<br />
für meine Befragung.<br />
XXXXXXXXXXXXXXXXX<br />
XXXXXXXXXXX ist Nachhaltigkeitswissenschaftlerin, arbeitet für XXXX im Umweltbereich<br />
und arbeitet dort an Kreislaufwirtschaftsthemen, sowohl für das Produkt<br />
als auch für die Verpackung.<br />
XXXX ist eines der größten und bekanntesten Handelsunternehmen in Deutschland.<br />
Das Geschäftsmodell von XXX hat sich vom reinen Kaffeehändler hin zu einer<br />
121<br />
Vgl. Burfeind, Sophie (2018).
Experteninterviews 43<br />
Kombination aus Gastronomie, Kaffee und vermehrt Non-Food entwickelt, wobei das<br />
Besondere dabei die wöchentlich wechselnden Non-Food Artikel, die sogenannten<br />
„Themenwelten“, sind. Der Absatz erfolgt über die Vertriebskanäle Filiale, Online und<br />
Depot in 14 verschiedenen Ländern. XXX liegt Nachhaltigkeit sehr am Herzen, weshalb<br />
das Unternehmen eine 100 Prozent nachhaltige Geschäftstätigkeit anstrebt.<br />
XXXXXXXXXX ist mit ihrer Erfahrung im Bereich Kreislaufwirtschaft und Umwelt<br />
in einem der größten deutschen Handelsunternehmen eine geeignete Expertin für<br />
die Befragung.<br />
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX<br />
Ursprünglich aus dem Gartenbaubereich kommend, stellte XXXXXXXX sich in den<br />
1980er Jahren die Frage, ob sich aus den für den Gartenbau entwickelten alternativen<br />
Werkstoffen auch Verpackungen herstellen lassen, die eine nachhaltige Alternative zu<br />
Kunststoffen darstellen. Aus dieser Idee entstand 1991 die Firma XXXX, die XXX<br />
XXXX zuerst technisch und dann als Geschäftsführer leitete.<br />
XXXXX ist überwiegend im Bereich Transportverpackung mit derzeit ungefähr<br />
100 Mitarbeitern tätig. Aber auch für den Handel haben sie Verpackungsalternativen<br />
entwickelt wie beispielsweise Packhilfsmittel von Versandverpackungen. 1994 erhielt<br />
XXXX bereits zum ersten Mal den Umweltpreis des Landes Rheinland-Pfalz.<br />
Mit gut 30 Jahren Erfahrung im Verpackungsbereich, wobei der Fokus stets auf der<br />
Nachhaltigkeit lag, ist XXXXXX ein geeigneter Experten für das Interview.<br />
6.1.5 Analyse der Interviews<br />
Um aus den geführten Interviews den gewünschten Erkenntnisgewinn zu ziehen, werden<br />
sie nach der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. „Ziel der Inhaltsanalyse<br />
ist […] die Analyse von Material, das aus irgendeiner Art<br />
Kommunikation stammt.“ 122 Der Vorteil der qualitativen Inhaltsanalyse gegenüber anderer<br />
Verfahren liegt laut Mayring darin, dass die Analyse in vorher festgelegte Interpretationsschritte<br />
zerlegt wird, wodurch sie für andere nachvollziehbar, intersubjektiv<br />
122<br />
Mayring, Philipp (2010), S. 11.
Experteninterviews 44<br />
überprüfbar, sowie auf weitere Gegenstände übertragbar und für weitere Personen anwendbar<br />
wird. 123<br />
Die in den Unterabschnitten 6.1.1 bis 6.1.4 gemachten Angaben über Bestimmung des<br />
Ausgangsmaterials dienen laut Ablaufmodell der Inhaltsanalyse nach Mayring 124 als<br />
Basis für die sich hier anschließende Analyse der Daten. Mayring unterscheidet zwischen<br />
drei grundlegenden Analysetechniken: Zusammenfassung, Explikation und<br />
Strukturierung. 125 Diese lassen sich wiederum näher differenzieren. Während bei der<br />
Zusammenfassung und der Explikation die Kategorien induktiv erst am Ende der Analyse<br />
gebildet werden, erfolgt die Kategorienbildung bei der Strukturierung deduktiv<br />
am Anfang. Im Folgenden bietet sich die Strukturierung an, da so die Kategorien direkt<br />
am Anfang aus dem zuvor erlangten theoretischen Wissen abgeleitet werden können.<br />
Es wird nach Mayring zwischen der formalen, der inhaltlichen, der typisierenden und<br />
der skalierenden Strukturierung unterschieden. 126 Zur Analyse der vorliegenden Interviews<br />
wird die inhaltliche Strukturierung angewandt, da sie als Ziel bestimmte Themen,<br />
Inhalte und Aspekte aus dem vorliegenden Material filtern und in Kategorien<br />
zusammenfassen will. 127 Dafür wird das in Abbildung 9 verwendete Ablaufmodell<br />
verwendet, welches in zehn Schritten das Interviewmaterial inhaltlich strukturieren<br />
soll.<br />
123<br />
Vgl. Mayring, Philipp (2010), S. 59.<br />
124<br />
Vgl. Mayring, Philipp (2010), S. 60.<br />
125<br />
Vgl. Mayring, Philipp (2010), S. 66.<br />
126<br />
Vgl. Mayring, Philipp (2010), S. 94.<br />
127<br />
Vgl. Mayring, Philipp (2010), S. 98.
Experteninterviews 45<br />
1. Schritt: Bestimmung der Analyseeinheit<br />
2. Schritt: Theoriegeleitete Festlegung der inhaltlichen<br />
Hauptkategorien<br />
3. Schritt: Bestimmung der Ausprägungen (theoriegeleitet)<br />
Zusammenstellung des Kategoriensystem<br />
7. Schritt: Überarbeitung, gegebenenfalls Revision von<br />
Kategoriesystem und Kategoriedefinition<br />
4. Schritt: Formulierung der Definitionen, Ankerbeispielen<br />
und Kodierregeln zu den einzelnen Kategorien<br />
5. Schritt: Materialdurchlauf: Fundstellenbezeichnung<br />
6. Schritt: Materialdurchlauf: Bearbeitung und Extraktion<br />
der Fundstellen<br />
8. Schritt: Paraphrasierung des extrahierten Materials<br />
9. Schritt: Zusammenfassung pro Kategorie<br />
10. Schritt: Zusammenfassung pro Hauptkategorie<br />
Abbildung 9: Ablaufmodell inhaltlicher Strukturierung nach Mayring<br />
Quelle: eigenen Darstellung, nach Mayring, Philipp (2010), S. 93ff.<br />
Nach der Bestimmung der Analyseeinheit wurden theoriegeleitet Hauptkategorien gebildet<br />
und ein Kategoriensystem erstellt (Schritte 1 bis 3). Die Hauptkategorien orientieren<br />
sich nach den Themengebieten des Interviewleitfadens, wurden aber im<br />
weiteren Verlauf noch leicht verändert. Daraus sind die folgenden fünf Hauptkategorien<br />
entstanden:<br />
Verständnis einer nachhaltigen Verpackung<br />
Lösungsansätze für nachhaltige Verpackungen<br />
Das Verpackungsgesetz<br />
Stellung des Endverbrauchers<br />
Herausforderungen<br />
Die Kategorie „Allgemeine Angaben zum Experten“ dient lediglich zur Vorstellung<br />
der Experten und nicht zur weiteren Auswertung.
Experteninterviews 46<br />
Im vierten Schritt wurden für jede Kategorie die Definitionen und Ankerbeispiele erarbeitet<br />
und ein Kodierleitfaden zur leichteren Zuordnung der Textstellen zur jeweiligen<br />
Kategorie festgelegt (siehe Anhang III). Danach folgt der Materialdurchlauf,<br />
wobei die Fundstellen zu den Kategorien zugeordnet und extrahiert wurden (Schritte<br />
5 und 6, vgl. Abbildung 9). Außerdem erfolgte die Prüfung, ob eine Fundstelle zu<br />
mehreren Kategorien zugeordnet werden kann. Bei dem Materialdurchlauf wurde zudem<br />
durch ein induktives Vorgehen neue Kategorien oder Unterkategorien gebildet,<br />
wodurch das Kategoriensystem und die -definitionen fortlaufend überarbeitet wurden<br />
(Schritt 7). Nach dem Ablaufmodell folgten dann wieder die Schritte 3 bis 6. Als das<br />
Kategoriensystem nicht mehr zu überarbeiten und damit vollständig war, wurde das<br />
extrahierte Material paraphrasiert (Schritt 8). Ein Auszug befindet sich im Anhang IV.<br />
Zum Schluss wurde das extrahierte Material pro Kategorie und Hauptkategorie zusammengefasst<br />
(Schritt 9 und 10). Die Zusammenfassung pro Hauptkategorie stellt die<br />
Ergebnisse der Analyse dar und befindet sich im nächsten Abschnitt.<br />
6.2 Ergebnisse<br />
Hier werden die Ergebnisse der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring präsentiert.<br />
Pro Hauptkategorie erfolgt dabei eine Zusammenfassung der Erkenntnisse.<br />
6.2.1 Kategorie 1: Verständnis einer nachhaltigen Verpackung<br />
Anforderungen und Stellenwert<br />
Alle Interviewpartner gaben an, dass das Thema nachhaltige Verpackung einen sehr<br />
großen Stellenwert in Ihrem Unternehmen besitze. Allerdings wurden verschiedene<br />
Anforderungen an eine nachhaltige Verpackung gestellt. Einerseits wurde der Abfallhierarchie<br />
einen bedeutsamen Stellenwert zugeordnet. Hier decken sich die Aussagen<br />
von mehreren Experten, dass die Verpackungsvermeidung das oberste Ziel sei, wobei<br />
aber gleichzeitig die Funktionen wie das Schützen der Qualität des Produktes gewahrt<br />
werde müsse, da ein beschädigtes Produkt immer unökologisch sei. Gerade bei Han-
Experteninterviews 47<br />
delsunternehmen mit einem breiten Produktsortiment und verschiedenen Vertriebswegen<br />
wie zum Beispiel XXXX, müsse die Verpackung verschiedenen Anforderungen<br />
je nach Produkt und Vertriebsweg gerecht werden.<br />
Andererseits werden die drei Säulen der Nachhaltigkeit (Ökologie, Ökonomie und<br />
Soziales, vgl. Abbildung 1) als Voraussetzung einer nachhaltigen Verpackung genannt.<br />
Eine nachhaltige Verpackung solle demnach nicht nur der Natur einen Vorteil<br />
bringen, sondern dürfe gleichzeitig keinen ökonomischen Nachteil für das entsprechende<br />
Unternehmen beinhalten und müsse auch der Gesellschaft zum Beispiel durch<br />
eine wiederverschließbare Verpackung oder ein langes Mindesthaltbarkeitsdatum einen<br />
Mehrwert bieten. Darüber hinaus kritisieren eine Reihe von Experten die linear<br />
laufende Wirtschaft, einschließlich der sogenannten „Wegwerfgesellschaft“. Hier<br />
stimmen die Befragten überein, dass die Kreislauffähigkeit einer Verpackung eine<br />
weitere wichtige Anforderung darstellt. Laut der Experten spielt vor allem die Recyclingfähigkeit<br />
der Verpackung eine Hauptrolle für einen funktionierenden, geschlossenen<br />
Kreislauf. Es solle versucht werden das Material so zu recyceln, dass es im<br />
Nachhinein möglichst wieder in seiner ursprünglichen Qualität vorläge. Außerdem ist<br />
eine Expertenmeinung, dass für einen funktionierenden Kreislauf auf den Einsatz von<br />
fossilen Werkstoffen, wie beispielsweise bei Plastik, verzichtet werden sollte.<br />
6.2.2 Kategorie 2: Lösungsansätze für nachhaltigen Verpackungen<br />
Allgemein<br />
Von mehreren Experten wird erwähnt, dass es nicht die eine nachhaltige Verpackungslösung<br />
gebe. Vielmehr müsse man nach der Auffassung von zwei Experten für jede<br />
Verpackung, für jedes Produkt, für jeden Absatzmarkt und für Unternehmen die Lösung<br />
entsprechend separat herausarbeiten. Hierfür hätte XXXX die zehn „R“ der<br />
Nachhaltigkeit bei Verpackungen formuliert, anhand dessen die Unternehmen schauen<br />
können, in welchem Bereich die Verpackung optimiert werden können. Die zehn „R“<br />
sind: rethink, refuse, reduce, reuse, renew, remove, recycle, recover, regenerate und
Experteninterviews 48<br />
(re)compost. 128 Außerdem müsse ein stärkerer Wettbewerb in der Verpackungsbranche<br />
erreicht werden. Dafür sollten sich nach der Einschätzung von einem Experten die<br />
Unternehmen mehr als Markeninhaber sehen und etwas mit der Marke bewegen wollen,<br />
anstatt als Hersteller von Handelsmarken auf Anweisungen der großen Handelsunternehmen<br />
zu hoffen. Ein anderer Experte fordert hingegen den Handel auf, mehr<br />
Druck auf die Produzenten auszuüben, um so nachhaltigere Verpackungen in den Läden<br />
anbieten zu können.<br />
Material und Recyclingfähigkeit<br />
Die meisten Experten legen bei der Entwicklung von nachhaltigen Verpackungen auf<br />
drei wesentliche Komponenten Wert. An erster Stelle ist das die Verpackungsvermeidung.<br />
Hier spiele auch die Reduzierung des Plastikanteils an der Verpackung eine entscheidende<br />
Rolle. Allerdings wird auch von einem Experten angemerkt, dass dies gar<br />
nicht so einfach sei, da der Kunststoff als Material derart durch die Gesellschaft gedrungen<br />
sei, dass man diesen gar nicht mehr wegbekomme. Dieser Experte sieht Papier<br />
als geeignetsten Packstoff für Packmittel und Packhilfsmittel. Das läge daran, dass<br />
Papier ein nachwachsender Rohstoff sei, der sich zudem gut recyceln lässt und wo das<br />
Herstellen von Recyclingpapier günstiger als das Neupapier sei, weshalb Papier einen<br />
funktionierenden Kreislauf darstelle.<br />
Als zweiten wichtigen Punkt wird der Einsatz von Materialien aus nachhaltigen<br />
Quellen genannt. Der Einsatz des richtigen Materials stehe auch in engem Kontakt mit<br />
dem dritten wesentlichen Punkt: der Recyclingfähigkeit der Verpackung. Wie ein Unternehmen<br />
die Recyclingfähigkeit der Verpackungen verbessern kann erklärt XXXX<br />
XXXX anhand von XXXX. Dort wurden Verpackungen, bei denen man sich nicht<br />
sicher war, ob sie hundertprozentig recycelbar sind, bei einem Test auf der Sortierstraße<br />
auf die Recyclingfähigkeit geprüft. Für alle Verpackungen, die bei dem Test<br />
durchgefallen seien, suche man nun nach Alternativen. So befände XXXX sich auf<br />
dem Weg zu einer erhöhten Recyclingfähigkeit. Im Kaffeebereich habe man allerdings<br />
mehr Herausforderungen, da durch den Einsatz von recyclingfähigen Verpackungen<br />
die Qualität des Kaffees leiden könnte. Hier wäre XXXXX von innovativen Lösungen<br />
128<br />
Nähere Erläuterungen zu den einzelnen „R“ der Nachhaltigkeit bei Verpackungen befinden sich<br />
im Anhang II.
Experteninterviews 49<br />
abhängig, weshalb man regelmäßig Konferenzen besuche und im Austausch mit Experten<br />
stehe.<br />
Innovative Lösungen<br />
Durch die Interviews wurden vor allem die innovativen Lösungen von XXX und<br />
XXX-XXX näher untersucht. XXXX und sein Team von XXX haben als nachhaltige<br />
Verpackungslösung das Mehrwegsystem für Take-away-Boxen entworfen. Der Kunde<br />
soll sein Essen anstatt in einer Einwegverpackung, in der wiederverwendbaren<br />
XXXX-Box mitnehmen. Hier wird ähnlich wie bei Mehrwegflaschen ein Pfandbetrag<br />
erhoben, den der Kunde nach Abgabe der leeren Boxen zurückerhält. Dafür sollen Imbisse,<br />
Restaurants, Lieferdienste und Supermärkte als Partner gewonnen werden. Die<br />
Boxen könne man in teilnehmenden Restaurants, aber vor allem in Supermärkten zurückgeben.<br />
Von dort werden die Boxen wieder an die Restaurants verteilt, welche die<br />
bis zu 800 Mal wiederverwendbaren Boxen selbst reinigen und dann erneut in den<br />
Umlauf bringen. So schließe sich der Kreislauf und unnötiger Verpackungsmüll könne<br />
reduziert werden. Auch für XXX seien laut XXX XXXX Mehrwegsysteme von Bedeutung.<br />
Mit Mehrwegbechern und -taschen möchte man den Kunden sensibilisieren.<br />
So konnte seit der Einführung einer Gebühr für Einwegtüten in 2016, der Verkauf von<br />
Einwegtaschen um 90 Prozent gesenkt werden.<br />
Eine weitere innovative Lösung ist die kompostierbare Verpackung von <strong>Bio</strong>-<strong>Lutions</strong>.<br />
Diese bestehe laut Justus Reich aus ansonsten nutzlosen Agrarreste, die bei der<br />
Lebensmittelproduktion anfallen und als Rohstoff für die Produktion von Verpackungen<br />
und Einweggeschirr eingesetzt werden. Er unterstreicht, dass <strong>Bio</strong>-<strong>Lutions</strong> die<br />
Rohstoffe immer lokal gewinnt und die produzierten Verpackungen auch lokal vertreibt.<br />
Ein Beispiel seien Bananenstämme in Indien, die bei der Bananenproduktion<br />
anfallen würden und nicht anderweitig verwendet und üblicherweise einfach verbrannt<br />
werden. Dieser Ansatz sei auf weitere Länder mit unterschiedlichen Agraresten ausweitbar.<br />
Dies sei zudem ein Alleinstellungsmerkmal im Gegensatz zu Plastik und Papier,<br />
wo die Rohstoffe Erdöl und Cellulose international gehandelt werden würden. Er<br />
hebt hervor, dass die hergestellten Verpackungen und das Einweggeschirr hundertprozentig<br />
biologisch abbaubar und kompostierbar seien. Außerdem erklärt Justus Reich,
Experteninterviews 50<br />
dass <strong>Bio</strong>-<strong>Lutions</strong> bei der Herstellung ohne Chemikalien auskomme und die Fasern zudem<br />
ganzheitlich genutzt werden können. Dieser Ansatz solle aber keinesfalls einen<br />
Nischenmarkt, sondern einen möglichst großen Massenmarkt bedienen.<br />
Kompostierbare Verpackung stößt bei den anderen Experten auf eine gemischte<br />
Resonanz. Während die Alternative generell als gute Idee eingestuft wird, haben einige<br />
Experten unter anderem Bedenken an der Umsetzung. Eine Meinung ist, dass derartige<br />
Verpackungen häufig zu teuer und zu schwierig herzustellen seien, sowie nicht richtig<br />
kompostieren, weil dafür ganz bestimmte klimatische Bedingungen nötig seien. Es<br />
wird außerdem von einem Experten problematisch angesehen, dass es nicht das Ziel<br />
der Industrie sei Kompostierung zu forcieren, da man das teure Material lieber nach<br />
der Benutzung mittels Recycling wiedergewinnen möchte. Kompostierbare Verpackungen<br />
seien demnach eher in Gebieten ohne funktionierendem Recyclingsystem wie<br />
beispielsweise Südostasien sinnvoll, da dort Verpackungen oftmals in der Natur landen<br />
würden und Kompostierung dort die Umwelt schonen könne.<br />
6.2.3 Kategorie 3: Das Verpackungsgesetz<br />
Allgemeines<br />
Nach Auffassung von einem Befragten, war das Bewusstsein für nachhaltige Verpackungen<br />
zuerst in der Gesellschaft da und wurde von dort in die Politik getragen. Mit<br />
dem VerpackG würde die Unternehmen jetzt einen gewissen Druck verspüren nachhaltige<br />
Verpackungen einzusetzen. Dabei decken sich die Aussagen von zwei Experten,<br />
dass das VerpackG gerade kleinere Unternehmen, die ihre Verpackungen bisher<br />
nicht lizensiert haben, vor einige Neuerungen stellt. Für größere Unternehmen wie<br />
XXX, die schon vorher lizensiert haben, bestünden weniger Veränderungen. Das Gesetz<br />
mache nach Übereinstimmung der Befragten aber auf jeden Fall den Wettbewerb<br />
gerechter. Die im VerpackG genannten Anreize, welche die dualen Systeme für die<br />
Unternehmen für zum Beispiel gut recycelbare Verpackungen schaffen sollen, werden<br />
von den befragten Experten als noch nicht vorhanden eingeschätzt. Es wird eher davon<br />
ausgegangen, dass diese auf lange Sicht Bedeutung bekommen könnten, da man sich<br />
gerade noch in der Umstellungsphase befinde.
Experteninterviews 51<br />
Reduzierung Verpackungsmüll und Quoten für Unternehmen<br />
Ein Experte erwartet, dass der Verpackungsmüll durch das VerapckG reduziert wird.<br />
Dem widersprechen jedoch mehrere Experten mit der Einschätzung, dass durch verpackungsintensive<br />
Trends wie dem Onlineshopping das VerpackG nicht den Verpackungsmüll<br />
reduzieren wird. Daher gehen diese Experten davon aus, dass weiterhin<br />
viel Verpackungsmüll anfallen wird. Allerdings schätzen sie die Situation auch so ein,<br />
dass der anfallende Verpackungsmüll immer nachhaltiger gestaltet sein wird.<br />
Gesetzlich verpflichtenden Recyclatquoten für Unternehmen stehen die Befragten<br />
kritisch gegenüber. Es gebe zwar den Wunsch mehr Recyclate einzusetzen, auf dem<br />
Markt würden aber noch gar nicht so viele Mengen wie gerne eingesetzt hergestellt<br />
werden. Außerdem wird von einem Experten angemerkt, dass Recyclate im Lebensmittelbereich<br />
aufgrund von Hygienevorschriften nur sehr eingeschränkt eingesetzt<br />
werden dürfen.<br />
Kritik<br />
Zwei der fünf Experten haben zudem Kritik am VerpackG geübt. Zum einen könne<br />
das VerpackG verschärft werden, wie zum Beispiel bei der Verwendung von Einwegverpackungen.<br />
Zum anderen kritisiert ein Experte die unzureichende und widersprüchliche<br />
Aufklärung bei der Einführung des Gesetzes, was zu sehr viel Unsicherheit<br />
geführt habe. Ein weiterer Kritikpunkt liegt nach dessen Auffassung in den unterschiedlichen<br />
europäischen Standards. Hier wird es als sehr wichtig erachtet, dass man<br />
mehr zwischen den europäischen Ländern harmonisiert, da dort noch immer unterschiedliche<br />
Quoten, Interpretationen und Anforderungen an das Recycling und die<br />
Nachhaltigkeit bestünden. Deutschland sei der Vorreiter in technischem Recycling<br />
und die anderen Länder müssten sich nach Auffassung des Experten diesem Standard<br />
annähern.<br />
6.2.4 Kategorie 4: Stellung des Endverbrauchers<br />
Neben der Politik, den Unternehmen und der Entsorgungswirtschaft schreiben die<br />
meisten Experten dem Endverbraucher auch eine wichtige Bedeutung zu. Dieser sei<br />
heutzutage noch affiner und interessierter daran nachhaltige Produkte zu kaufen. Das
Experteninterviews 52<br />
hätten auch die Start-up-Unternehmen XXX und XXXXX beim Testen der Kundenakzeptanz<br />
ihrer Lösungen festgestellt. Die Experten nehmen aber auch die Endverbraucher<br />
in die Pflicht beim Kauf auf die Nachhaltigkeit der Verpackung zu achten.<br />
Steigt das Bewusstsein beim Verbraucher und kauft dieser vornehmlich nachhaltige<br />
Alternativen, dann habe dies den größten Effekt, so die Meinung von einem Experten.<br />
Allerdings seien hierfür auch die Unternehmen in der Pflicht zu handeln. Zudem sei<br />
für einen Experten eine nachhaltige Verpackung ein Aushängeschild für die nachhaltige<br />
Ausrichtung des Unternehmens. So könnten nicht nur Konsumenten zum Kauf<br />
angeregt werden, sondern auch qualifizierte Mitarbeiter über die Identifikation zur<br />
nachhaltigen Ausrichtung des Unternehmens gehalten und gewonnen werden.<br />
Ein weiterer Experte empfindet, dass nachhaltige Verpackungen noch nicht gut zum<br />
Endverbraucher kommuniziert werden. Dadurch würde dieser die Verpackung nicht<br />
als nachhaltiger wahrnehmen und die Anstrengungen des Unternehmens damit oft wirkungslos<br />
bleiben. Als weiteren wichtigen Punkt wird eine gebündelte Kommunikation<br />
zum Verbraucher gesehen, die diesem erklärt wie der Verpackungsmüll zuhause zu<br />
trennen und zu sortieren ist. Dies könne auch im VerpackG geregelt werden. Durch<br />
diese noch unzureichende Kommunikation, seien die Endverbraucher nach Meinung<br />
mehrerer Experten derzeit zwar sensibilisiert, aber auch mit Halbwissen und Falschaussagen<br />
informiert.<br />
6.2.5 Kategorie 5: Herausforderungen<br />
Allgemeine Herausforderungen<br />
Die Experten sehen zahlreiche Herausforderungen in unterschiedlichen Bereichen. Ein<br />
Experte empfindet den Einsatz von nachhaltigen Verpackungen bei Lebensmitteln als<br />
eine Herausforderung, da es schwierig sei mit nachhaltigen Verpackungen die Qualität<br />
und die Hygienevorschriften einzuhalten. Außerdem haben sich bei der Befragung<br />
Zielkonflikte der Nachhaltigkeit als eine große Herausforderung dargestellt. Dazu<br />
zähle der Konflikt inwiefern man sein Produkt mit der Verpackung schützen muss und<br />
wo man noch Verpackung minimieren kann. Auch die Wahl des Materials wird von<br />
mehreren Experten als ein Zielkonflikt eingeschätzt. Hier bestehe die Herausforderung<br />
für die jeweilige Verpackung das richtige Material herauszuarbeiten und dieses dann
Experteninterviews 53<br />
auch zu beschaffen. Mit manchen Materialien wie beispielsweise der kompostierbaren<br />
Verpackung von XXXXXX könne zudem nicht jede Verpackungsform erreicht werden<br />
wie es zum Beispiel Plastik gelingt. Insgesamt bestehe die Herausforderung demnach<br />
für die jeweilige Verpackung die sachlich nachhaltigste Lösung<br />
herauszuarbeiten. Ein Experte verdeutlicht zudem, dass die Automatisierungsfähigkeit<br />
in der Verpackungsbranche eine große Hürde für Unternehmen darstelle. Da das Verpacken<br />
heutzutage ein Prozess von Sekunden sei, müsse sich eine nachhaltige Alternative<br />
in diese vollautomatischen Prozesse eingliedern können.<br />
Monetäre Herausforderungen<br />
Vier von fünf Experten sehen monetäre Aspekte als eine besonders große Hürde in der<br />
Umsetzung von nachhaltigen Verpackungen. Diese Experten stimmen überein, dass<br />
nur die Alternativen umsetzbar seien, die finanziell realisierbar sind und nicht vielmehr<br />
als die gängigen Verpackungen aus Papier oder Kunststoff kosten, um weiterhin konkurrenzfähig<br />
zu sein. Diese wirtschaftliche Nachhaltigkeit sei eine der größten Herausforderungen,<br />
denn eine Verpackung könne noch so nachhaltig sein, wenn sie zu<br />
viel kostet, dann wäre sie nicht umsetzbar. Diese Mehrkosten für nachhaltige Verpackung<br />
könnten sich einerseits auf ein teureres Material beziehen oder aber auf eine<br />
kostenintensive Umstellung in der Produktion rückzuführen sein.<br />
Ein Experte fasst wie folgt zusammen, es bestünden laut ihm vielfältige Herausforderungen<br />
und jeder müsse versuchen aus seiner eigenen Situation das Optimum herauszuarbeiten.
Diskussion 54<br />
7. Diskussion<br />
7.1 Anforderungen an eine nachhaltige Verpackung<br />
Die Erkenntnisse aus dem Theorieteil haben ergeben, dass eine nachhaltige Entwicklung<br />
im Verpackungsbereich ohne Mitwirken der Unternehmen nicht möglich ist. Bei<br />
der Expertenbefragung hat sich herausgestellt, dass die Befragten sich dessen bewusst<br />
sind und der Thematik einen großen Stellenwert zuordnen. Somit ist ein Trend zu einem<br />
höheren nachhaltigen Bewusstsein der Unternehmen im Verpackungsbereich<br />
festzustellen. Allerdings erweist sich eine Generalisierung auf alle mit Verpackungen<br />
in Kontakt tretenden Unternehmen als schwierig, da die Experten und Unternehmen<br />
gezielt nach ihren Nachhaltigkeitsaktivitäten ausgewählt wurden.<br />
Die Anforderungen an eine nachhaltige Verpackung sind vielfältig und setzen sich aus<br />
verschiedenen Quellen zusammen. Das jeweilige Unternehmen muss sein eigenes<br />
Verständnis von Nachhaltigkeit im Verpackungsbereich klären und Anforderungen an<br />
eine nachhaltige Verpackung festlegen. Hier entsprechen die von den Experten erläuterten<br />
Anforderungen an eine nachhaltige Verpackung weitestgehend den Erwartungen<br />
aus der Theorie. Demnach bildet wie im Theorieteil beschrieben das 3-Säulen-<br />
Modell der Nachhaltigkeit (vgl. Abschnitt 2.3) die Basis von Nachhaltigkeitsüberlegungen.<br />
Weil die Säulen sich gegenseitig beeinflussen, dürfen sie nicht getrennt voneinander<br />
betrachtet werden. Innerhalb der ökologischen Dimension können nach<br />
Ansicht der Experten Verpackungsanforderungen in Einklang mit den Gesetzen (VerpackG<br />
und KrWG) anhand der Abfallhierarchie abgeleitet werden. Die Hierarchie<br />
(vgl. Abschnitt 5.1) kann als gute Orientierung gesehen werden, allerdings muss auch<br />
jedes Packgut auf seine individuellen Anforderungen geprüft werden. Daher sind<br />
simple Einschätzungen wie, Papier sei immer besser als Kunststoff oder Mehrwegverpackungen<br />
immer vorteilhafter als Einwegverpackungen, nicht zielführend. 129 Außerdem<br />
müssen von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung sämtliche Faktoren wie<br />
beispielsweise erhöhte Emissionen durch einen langen Transportweg in Nachhaltigkeitsüberlegungen<br />
einbezogen werden.<br />
129<br />
Vgl. GfK (2010), zitiert nach Schweig, Carolina E. (2016), S. 251; Binder, Cordula et al. (2011),<br />
S. 28.
Diskussion 55<br />
Sowohl die Literaturrecherche als auch die Experteninterviews ergaben, dass nach wie<br />
vor Unternehmen und Konsumenten an die Schutzfunktion die höchsten Anforderungen<br />
stellen. Auch der Konsument spielt bei der Festsetzung der Verpackungsanforderungen<br />
eine entscheidende Rolle. Unternehmen sollten neben den eigenen<br />
Anforderungen auch die Erwartungen des Konsumenten wie beispielsweise den<br />
Wunsch nach einem weitgehenden Plastikverzicht 130 kennen. Dies stellt eine Grundvoraussetzung<br />
für die von den Experten als wichtig eingeschätzte Kommunikation<br />
zum Konsumenten dar, um auf deren Erwartungen schon bei der Verpackungsgestaltung<br />
einzugehen.<br />
Darüber hinaus wurde in den theoretischen Grundlagen gezeigt, dass das VerpackG<br />
Anforderungen an die Produktverantwortung für Verpackungen stellt. 131 Für die Unternehmen<br />
bedeuten die neuen Meldepflichten gegenüber der ZSVR einen administrativen<br />
Mehraufwand. Die Verpackungslizensierung bestand zwar schon durch die<br />
VerpackV, wurde nun allerdings mit der Einbeziehung von beispielsweise Umverpackungen<br />
und Versandverpackungen ausgeweitet und wird zukünftig strenger kontrolliert.<br />
Es ist davon auszugehen, dass das Gesetz, wie von den Experten prognostiziert,<br />
vor allem kleinere Unternehmen vor Prozessumstellungen stellt. Der Einsatz von recyclingfreundlichen<br />
Verpackungen, Recyclaten oder nachwachsenden Rohstoffen ist<br />
im Gegensatz zu der Lizensierung noch nicht verpflichtend, soll jedoch durch das VerpackG<br />
mittels Anreize gefördert werden. Am 01.09.2019 stellt die ZSVR dafür zur<br />
einheitlichen Bemessung der Recyclingfähigkeit den ersten Mindeststandard vor, anhand<br />
dessen die dualen Systeme einen einheitlichen Rahmen für die Festsetzung der<br />
Anreize für recyclingfreundliche Verpackungen bekommen sollen. 132 Somit soll die<br />
derzeit noch unklare Bemessungsgrundlage für die Anreize geklärt werden. Die Frage<br />
wird sein, in welchem Maße die dualen Systeme die Anreize dann auch letzten Endes<br />
umsetzen werden. Einige Experten stehen den Anreizen momentan noch skeptisch gegenüber.<br />
Auf lange Sicht kann aber davon ausgegangen werden, dass die Anreize an<br />
Bedeutung gewinnen werden, wenn eine einheitliche und faire Bemessungsgrundlage<br />
gefunden wird. Eine Verpackungsminimierung zahlt sich hingegen schon jetzt aus,<br />
130<br />
Vgl. PricewaterhouceCoopers GmbH (2018), S. 22.<br />
131<br />
Vgl. § 1 Absatz 1 VerpackG<br />
132<br />
Vgl. ZSVR (2018), S. 2.
Diskussion 56<br />
weil die Unternehmen dadurch für weniger Verpackungsmengen Lizenzgebühren bezahlen<br />
müssen. Verpflichtende Quoten für die Unternehmen, wie sie zum Beispiel<br />
durch das VerpackG für die dualen Systeme existieren, sind laut den Experten noch<br />
verfrüht. Mit Blick auf die kontinuierlich verbesserten technischen Möglichkeiten<br />
werden Quoten für Unternehmen in Zukunft aber auf jeden Fall ein Thema sein.<br />
Der Gesetzgeber, die Konsumenten und die Unternehmen selbst stellen somit zunehmend<br />
höhere Anforderungen an nachhaltige Verpackungen, die es bei der Umsetzung<br />
zu berücksichtigen gilt.<br />
7.2 Lösungsansätze<br />
Um die zahlreichen Anforderungen zu realisieren, existieren mehrere Lösungsansätze.<br />
Dies zeigte sich bereits während der Literaturrecherche. Auch zwei Experten stellen<br />
bei der Befragung heraus, dass für die Verpackung je nach Packgut, Absatzmarkt und<br />
Unternehmen der Lösungsansatz separat herausgearbeitet werden muss. Anforderungen<br />
und Lösungsansätze stehen dabei in engem Kontakt und bedingen sich gegenseitig.<br />
Die Abfallhierarchie beinhaltet mit der Vermeidung, der Vorbereitung zur<br />
Widerverwendung und dem Recycling die zentralen Lösungsansätze. Die von einem<br />
Experten genannten zehn „R“ der Nachhaltigkeit bei Verpackungen (siehe Anhang II)<br />
ergänzen diese Punkte. Mit dem theoretischen Hintergrundwissen lassen sich die zehn<br />
„R“ drei übergeordneten Lösungskategorien zuordnen. Lösungsansätze sind einerseits<br />
der Einsatz von Materialien aus nachhaltigen Quellen (renew, remove, recover, regenerate),<br />
eine intelligente Verpackungskonstruktion (rethink, refuse, reduce) und das<br />
Schließen des Kreislaufes (reuse, recycle, (re)compost).<br />
Die Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass sich Start-up-Verpackungshersteller<br />
zunehmend auf einzelne Ansätze spezialisieren. Bei der Befragung waren das einerseits<br />
Mehrwegsysteme (reuse) und die Verwendung von kompostierbaren Verpackungen<br />
((re)compost). Mehrwegsysteme stehen gerade im Trend und werden auch<br />
politisch durch die EU-Plastikstrategie und das VerpackG zunehmend gefördert. Es<br />
werden hier neue Wege gefunden, um Einwegverpackungen allmählich durch Mehrwegverpackungen<br />
zu ersetzen.
Diskussion 57<br />
Dem grundsätzlich guten Ansatz der kompostierbaren Verpackungen werden einige<br />
Bedenken entgegengebracht. Im theoretischen Teil wurden Bedenken in Bezug auf der<br />
vollständigen Kompostierung und der Notwendigkeit eines eigenen Sammelsystems<br />
für kompostierbare Kunststoffverpackungen aufgezeigt. Darüber hinaus schätzen einige<br />
Experten kompostierbare Verpackungen als zu teuer ein und unterstellen der Industrie<br />
einen unzureichenden Willen diese Verpackungen einzusetzen. Justus Reich<br />
gibt allerdings an, dass sich die hergestellten kompostierbaren Verpackungen von <strong>Bio</strong>-<br />
<strong>Lutions</strong> vollständig kompostieren lassen würden und es zur Unternehmensstrategie<br />
gehöre mit den gängigen Alternativen aus Pappe oder Kunststoff auch preislich konkurrieren<br />
zu können. Die Aufgabe wird darin bestehen, einen nennenswerten Teil von<br />
Industrie und Handel von der Alternative zu überzeugen. Zweifelsohne ist außerdem<br />
beim Ansatz von <strong>Bio</strong>-<strong>Lutions</strong> positiv zu bewerten, dass die Rohstoffe lokal gewonnen<br />
und die Verpackungen auch lokal vertrieben werden, wodurch keine großen Transportstrecken<br />
zustande kommen. Trotzdem liegt hierzulande der Fokus auf dem Recycling,<br />
weshalb der Verpackungskompostierung momentan noch keine große Bedeutung<br />
zukommt.<br />
Deutschland gehört beim Thema Recycling von Verpackungen zu den weltweiten<br />
Vorreitern. 133 Der im Unterabschnitt 5.1.2 beschriebene enorme Export von schlecht<br />
recycelbaren Plastikabfälle nach China bis zum Importstopp 2018 offenbart aber auch<br />
noch Optimierungspotenziale im deutschen Recyclingsystem. Der Importstopp sollte<br />
für Deutschland als eine Chance gesehen werden, um die schwer recycelbaren Verpackungen<br />
auch hierzulande stofflich zu verwerten und dadurch eine bessere Kreislauffähigkeit<br />
zu erreichen. Die dualen Systeme müssen dafür ihre Recyclingtechnik und -<br />
kapazitäten stetig verbessern. Die Unternehmen müssen die recyclinggerechte Konstruktion<br />
ernst nehmen und am Ende den Willen zeigen Recyclate anstatt Primärrohstoffe<br />
einzusetzen.<br />
Wie sich anhand der Diskussion erkennen lässt, wird insbesondere über Lösungsansätze<br />
diskutiert, die anstreben den Kreislauf zu schließen. Hier hilft es Materialflüsse<br />
generell als Kreisläufe und Abfälle als neue Rohstoffe zu interpretieren, um eine Verpackung<br />
nachhaltig zu gestalten. 134 Sowohl kompostierbare Verpackungen als auch<br />
133<br />
Vgl. Wilts, Class Henning (2016), S. 23.<br />
134<br />
Vgl. Umweltbundesamt (2018c), S.33.
Diskussion 58<br />
das Recycling sind nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip Möglichkeiten um einen geschlossenen<br />
Kreislauf zu erhalten. Allerdings müssen die Lösungsansätze immer in<br />
einem umfassenden Kontext gesehen werden. Was in Deutschland funktioniert, muss<br />
anderswo nicht unbedingt funktionieren und umgekehrt. Wie die Interviewergebnisse<br />
zeigen, sollte daher auch zwischen den europäischen Ländern eine stärkere Vereinheitlichung<br />
der Lösungsansätze und des Nachhaltigkeitsverständnisses von Verpackungen<br />
forciert werden. Im Theorieteil wurde außerdem gezeigt, dass Konsumenten<br />
häufig zum Beispiel eine Faltschachtel generell ökologischer einstufen als einen<br />
Kunststoffbeutel, obwohl in manchen Fällen auch der Kunststoffbeutel ökologisch und<br />
ökonomisch sinnvoller sein kann. 135 Hier biete es sich als Lösungsansatz an, den Kunden<br />
die jeweilige Verpackungswahl zu erklären, damit dieser nicht glaubt eine unökologische<br />
Verpackung in den Händen zu halten.<br />
7.3 Herausforderungen<br />
Bei der Literaturrecherche und den Experteninterviews haben sich einige Herausforderungen<br />
für die Unternehmen bei dem Einsatz von nachhaltigen Verpackungen herausgestellt.<br />
Vor allem auftretende Zielkonflikte stellen die Unternehmen vor große<br />
Herausforderungen. Diese können beispielsweise zwischen den Verpackungsfunktionen<br />
(vgl. Abschnitt 3.2) auftreten, um ein optimales Zusammenspiel der Funktionen<br />
zu erreichen. 136 Außerdem können Konflikte bei der Wahl der Packstoffe, Packmittel<br />
und Packhilfsmittel auftreten, die jeweils ihre Vor- und Nachteile besitzen. Darüber<br />
hinaus wurde im Theorieteil das Definieren des kritischen Punktes zwischen Überund<br />
Unterverpacken (vgl. Abbildung 5) beschrieben, was den Zielkonflikt zwischen<br />
Verpackungsminimierung und Beibehaltung des Produktschutzes verdeutlicht. Mit der<br />
Expertenbefragung wurde zudem die Automatisierungsfähigkeit als eine Herausforderung<br />
herausgestellt. Eine nachhaltige Verpackung muss sich demnach in die vollautomatischen<br />
Prozesse der Unternehmen eingliedern und mit den gegebenen Maschinen<br />
135<br />
Vgl. GfK (2010), zitiert nach Schweig, Carolina E. (2016), S. 251.<br />
136<br />
Vgl. Deckert, Carsten (2016), S. 16f.
Diskussion 59<br />
hergestellt und weiterverarbeitet werden können. In sensiblen Bereichen wie zum Beispiel<br />
der Lebensmittelindustrie besteht zudem die Herausforderung die nachhaltigen<br />
Verpackungen derart zu konzipieren, dass die Lebensmittel keine Qualitätsverluste erleiden<br />
und Hygienevorschriften eingehalten werden. Eine der größten Herausforderungen<br />
ist laut der meisten der Experten eine nachhaltige Verpackung herzustellen, die<br />
nicht teurer als die gängigen Alternativen ist. Ferner kann davon ausgegangen werden,<br />
dass auch viele Unternehmen durch das VerpackG und der Lizensierung der Verpackungen<br />
vor neuen Herausforderungen stehen.<br />
7.4 Handlungsempfehlungen<br />
Alle Akteure haben in der Thematik eine Verantwortung und müssen gemeinsame<br />
Ziele verfolgen, um den maximalen Erfolg zu generieren. Der Gesetzgeber muss die<br />
gesetzlichen Rahmenbedingungen kontinuierlich auf die Aktualität bezüglich des<br />
technischen Fortschritts und der Umsetzung in den Unternehmen prüfen. Die dualen<br />
Systeme müssen ein hochwertiges Recycling garantieren und der Endverbraucher<br />
muss durch ein bewusstes Einkaufsverhalten Nachhaltigkeitsbemühungen belohnen<br />
und mit dem richtigen Trennen der Verpackungskomponenten den Grundstein für das<br />
Recycling legen. Die zentrale Rolle nehmen aber die Unternehmen ein. Sowohl Produkt-<br />
und Verpackungshersteller als auch die Händler sollten durch Nachhaltigkeitsbemühungen<br />
ihren Beitrag leisten.<br />
Zu Beginn der Arbeit wurde folgende zentrale Fragestellung formuliert:<br />
Wie können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Verkaufs- und Umverpackungen<br />
auf Grundlage des neuen Verpackungsgesetzes nachhaltig gestaltet werden?<br />
Um diese Frage zu beantworten, werden nun aus den bisherigen Erkenntnissen Handlungsempfehlungen<br />
für die Praxis abgeleitet. Diese Empfehlungen sollten die Unternehmen<br />
bei der Definition einer Nachhaltigkeitsstrategie berücksichtigen und bei dem<br />
Einsatz von Verpackungen anwenden. Die Unternehmen sind auf Grundlage des VerpackG<br />
noch nicht zum Einsatz von nachhaltigen Verpackungen verpflichtet. Allerdings<br />
ist es schon jetzt zu empfehlen, die Anforderungen aus dem VerpackG zu
Diskussion 60<br />
berücksichtigen und Verpackungen vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit auszulegen.<br />
Es kann davon ausgegangen werden, dass nachhaltige Verpackung zukünftig weiter<br />
an Bedeutung gewinnen und auch verpflichtend für Unternehmen werden.<br />
Generell gilt es die Nachhaltigkeitsstrategie so auszulegen, dass die drei Säulen Ökologie,<br />
Ökonomie und Soziales gleichermaßen Beachtung finden. Bei der Umsetzung<br />
von ökologischen Maßnahmen muss demnach stetig auf die Wirtschaftlichkeit und die<br />
Einhaltung von sozialen Faktoren geachtet werden.<br />
Unternehmen sollten zudem die Verpackungen ganzheitlich auffassen. Dafür sollte<br />
einerseits das Packgut mit der Verpackung eine stimmige Einheit ergeben, wobei eine<br />
nachhaltige Ausrichtung von beiden Komponenten erstrebenswert ist. Andererseits<br />
sollte der gesamte Lebenszyklus der Packung zur Bewertung der Nachhaltigkeit in<br />
Betracht gezogen werden. Anforderungen, die das Packgut, der Konsument, der Gesetzgeber<br />
und das Unternehmen selbst an die Verpackung stellt, sind im Voraus zusammenzutragen<br />
und entsprechend ihrer Wichtigkeit zu priorisieren. Auftretende<br />
Zielkonflikte zwischen den Verpackungsanforderungen können so leichter gelöst werden.<br />
Anhand der gestellten Anforderungen, kann dann ein geeigneter Lösungsansatz<br />
ausgewählt werden. Dabei dürfen die Unternehmen sich nicht von gut zu vermarkenden<br />
Nachhaltigkeitstrends verleiten lassen. Vielmehr muss sachlich für jedes Packgut<br />
unter Berücksichtigung der eigenen Möglichkeiten und Prozesse die optimale Verpackungslösung<br />
gefunden werden. Bei der Lösungsfindung sind generelle Tendenzen<br />
der Nachhaltigkeit (z.B. überwiegende Umweltvorteile von Karton gegenüber Kunststoff)<br />
zu berücksichtigen. Allerdings lassen sich diese Tendenzen nicht verallgemeinern,<br />
sondern müssen für jede Packung individuell überprüft werden.<br />
Die Möglichkeit einer Verpackungsminimierung sollten die Unternehmen zuerst<br />
prüfen. Hierbei gilt es den kritischen Punkt zwischen Unterverpacken und Überverpacken<br />
möglichst genau zu definieren und die Minimierung der Verpackungsmenge anhand<br />
dessen umzusetzen. Außerdem sollten die Verpackungen von den Unternehmen<br />
so konzipiert werden, dass sie zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft beitragen.<br />
Zentrale Voraussetzung für geschlossene Stoffkreisläufe sind neben der Verwendung<br />
von Mehrwegverpackungen und der Prüfung einer Wiederverwendung vor allem die<br />
recyclinggerechte Konstruktion der Verpackungen durch die Unternehmen. Außerdem
Diskussion 61<br />
kann mit dem Einsatz von Materialien aus nachhaltigen Quellen ein entscheidender<br />
Beitrag geleistet werden. Allgemein sollten die Unternehmen das Verpackungskonzept<br />
kontinuierlich hinterfragen und auf Optimierungspotenziale prüfen.<br />
Letztlich muss die nachhaltige Verpackung noch transparent und ehrlich zum Konsumenten<br />
kommuniziert werden. Vor allem die Händler haben den direkten Kontakt<br />
zum Endverbraucher und können hier eine informierende Rolle einnehmen. Zudem<br />
kann der Handel das Sortiment so auswählen, dass nachhaltigere Konzepte bevorzugt<br />
und dadurch Druck auf die Hersteller ausgeübt wird.<br />
7.5 Reflektion und Güte der Untersuchung<br />
Es lässt sich feststellen, dass die Experteninterviews die Forschungsfrage beantworten.<br />
Eine Verallgemeinerung der Ergebnisse wird jedoch in einigen Faktoren eingeschränkt.<br />
Aufgrund des eingeschränkten Bearbeitungszeitraumes, konnte nur eine begrenzte<br />
Anzahl an Interviews geführt werden, welche keine vollständige Sättigung der<br />
Stichprobe hinsichtlich ihrer Aussage herbeibrachte.<br />
Zudem muss die Qualität der Forschung durch Gütekriterien abgesichert werden.<br />
In der quantitativen Forschung sind die drei zentralen empirischen Gütekriterien Reliabilität,<br />
Validität und Objektivität relativ unumstritten, wohingegen in der qualitativen<br />
Forschung kontroverse Diskussionen über geeignete Gütekriterien geführt werden. 137<br />
Eine einfache Übertragung der klassischen quantitativen Gütekriterien auf die qualitative<br />
Forschung hat sich als nicht zielführend herausgestellt. Allgemein lässt sich konstatieren,<br />
dass in der qualitativen Forschung der Validität eine höhere Bedeutung als<br />
der Reliabilität oder der Objektivität zugeschrieben wird. 138 Daher wurde bei der<br />
durchgeführten Forschung vor allem auf Genauigkeit beim Vorgehen und Eignung der<br />
erhobenen Daten in Bezug auf die Forschungsfrage geachtet, um gültige Ergebnisse<br />
zu erhalten. Es lässt sich annehmen, dass die Ergebnisse in anderen Situationen oder<br />
bei anderen befragten Personen zwar ähnlich aussehen würde, aber aufgrund der kleinen<br />
Stichprobe ist eine Verallgemeinerung der Ergebnisse auf die Grundgesamtheit<br />
(externe Validität) nur eingeschränkt möglich.<br />
137<br />
Vgl. Döring, Nicola / Bortz, Jürgen (2016), S. 106.<br />
138<br />
Vgl. Flick, Uwe (2012), S. 492.
Diskussion 62<br />
Aus den Besonderheiten der qualitativen Forschung sind eine Vielzahl von Kriterienkataloge<br />
für diese entwickelt worden, wo man leicht die Übersicht verlieren kann. 139<br />
Zu den Kriterienkatalogen zählt auch der von Philipp Mayring entworfene Katalog aus<br />
sechs übergreifenden Gütekriterien für die qualitative Forschung. 140 Dieser wird der<br />
vorliegenden qualitativen Forschung zugrunde gelegt, um vor allem die Gültigkeit der<br />
erzielten Ergebnisse auf die Forschungsfrage abzusichern:<br />
Verfahrensdokumentation<br />
Die Verfahrensdokumentation wird eingehalten, da in den vorherigen Kapiteln das<br />
theoretische Vorverständnis offengelegt und die Methodik mit den einzelnen Vorgehensschritten<br />
der Datenerhebung und -analyse detailliert beschrieben und begründet<br />
wurden.<br />
Argumentative Interpretationsabsicherung<br />
Zunächst wurde sichergestellt, dass mit einem umfassenden Vorwissen die Interpretationen<br />
theoriegeleitet erfolgen konnten. Zudem wurden die Interpretationen argumentativ<br />
durch sinnhafte Definitionen und Beispiele im Kodierleitfaden begründet. Diese<br />
wurden fortdauernd während der Auswertung überprüft, sodass alternative Deutungsmöglichkeiten<br />
ausgeschlossen wurden.<br />
Regelgeleitetheit<br />
Qualitative Forschung muss trotz der Offenheit systematisch erfolgen. Es wurden vorher<br />
die Analyseschritte festgelegt (qualitative Inhaltsanalyse - inhaltliche Strukturierung<br />
nach Mayring) und diese dann schrittweise und systematisch durchlaufen,<br />
wodurch ein regelgeleitetes Vorgehen vorliegt.<br />
139<br />
Vgl. Döring, Nicola / Bortz, Jürgen (2016), S. 107.<br />
140<br />
Vgl. Mayring, Philipp (2016), S. 144ff.
Diskussion 63<br />
Nähe zum Gegenstand<br />
Nähe zum Gegenstand wurde geschaffen, indem die Befragung in einem gewohnten<br />
Umfeld des Experten stattfand. Zudem hat sich der Forschende mit dem Forschungszweck<br />
vorgestellt, um so ein möglich offenes und vertrauenswürdiges Verhältnis zu<br />
dem Experten aufzubauen.<br />
Kommunikative Validierung<br />
Für die Kommunikative Validierung wurden Rückfragen oder Unklarheiten direkt im<br />
Interview geklärt. Dadurch wurde erreicht, dass die Aussagen der Befragten eindeutig<br />
waren und nicht falsch interpretiert werden konnten. Auf Wunsch von XXXX wurden<br />
zudem die gewonnenen Erkenntnisse im Nachhinein gemeinsam durchgegangen.<br />
Triangulation<br />
Abschließend wurde die Triangulation erfüllt, indem Experten aus verschiedenen Unternehmen<br />
mit unterschiedlichen Schwerpunkten im Verpackungsbereich befragt wurden<br />
und so im Rahmen der Möglichkeiten ein möglichst umfassendes Gesamtbild des<br />
Forschungsgebietes erreicht wurde.
Fazit und Ausblick 64<br />
8. Fazit und Ausblick<br />
Durch die zunehmende Umweltverschmutzung und dem einhergehenden gesellschaftlichen<br />
Umdenken haben nachhaltige Verpackungen in den letzten Jahren im Handel<br />
an Relevanz gewonnen. Vor allem das 2019 in Kraft getretene VerpackG stellt die<br />
Aktualität der Thematik dar und bringt hier eine neue Dynamik rein. Aufgrund der<br />
strengeren Kontrollen und den drohenden Bußgeldern werden deutlich mehr Unternehmen<br />
als bisher ihre Verpackungen lizensieren lassen. Das macht Wettbewerb in<br />
der Verpackungsbranche insgesamt gerechter. Ferner wird durch das VerpackG eine<br />
nachhaltigere Ausrichtung der Verpackungen angestrebt. Die Ergebnisse dieser Arbeit<br />
haben gezeigt, dass es nicht die eine allumfassende nachhaltige Verpackung gibt. Bei<br />
der Suche des jeweils nachhaltigsten Verpackungskonzeptes stellen der Einsatz von<br />
Materialien aus nachhaltigen Quellen, eine intelligente Verpackungskonstruktion und<br />
das Schließen des Kreislaufes jedoch wichtige Ansatzpunkte für die Unternehmen dar.<br />
Nachhaltigkeitsdiskussionen zeigen, dass Verpackungskonzepte heutzutage nicht ausschließlich<br />
mit ihrem Nutzen, sondern auch vermehrt mit ihrem ökologischen Schaden<br />
bewertet werden. Nachhaltige Verpackungen stellen dabei eine Chance für die Unternehmen<br />
dar, wobei die Wahrung des Nutzens und Minimierung des Schadens der Verpackungen<br />
zum Ausgleich zu bringen sind.<br />
Sowohl die Politik und die Wirtschaft als auch der Endverbraucher fordern zunehmend<br />
nachhaltige Verpackungen. Es kann davon ausgegangen werden, dass das VerpackG<br />
erst den Anfang von einem allmählichen Umdenken aller Akteure darstellt.<br />
Unternehmen können in Zukunft mit Anreizen von den dualen Systemen für den Einsatz<br />
von nachhaltigen Verpackungen rechnen. Außerdem werden durch den technologischen<br />
Fortschritt immer bessere Möglichkeiten zur Verpackungskonstruktion und<br />
zur Abfallbewirtschaftung zur Verfügung stehen. Dadurch beinhaltet der Verpackungsmarkt<br />
ein großes Innovationspotenzial, was schon heute viele Unternehmen,<br />
darunter einige Start-ups, ausnutzen, um innovative Lösungen zu kreieren. Dieser Innovationsgedanke<br />
wird auch in Zukunft nötig sein, um neue Verpackungskonzepte zu<br />
finden und beispielsweise Recyclate auch im Lebensmittelbereich etablieren zu können.
Anhang I: Interviewleitfaden 65<br />
Anhang I: Interviewleitfaden<br />
Leitfadengestütztes Experteninterview für die <strong>Bachelorthesis</strong> zum Thema:<br />
„Der Einsatz von nachhaltigen Verpackungskonzepten im Handel – Anforderungen,<br />
Lösungsansätze und Herausforderungen“<br />
Einverständniserklärung<br />
Hiermit erkläre ich mich damit einverstanden, dass meine Angaben zum Zwecke der<br />
wissenschaftlichen Auswertung nicht anonymisiert verarbeitet und elektronisch gespeichert<br />
werden. Das Unternehmen darf zudem namentlich genannt werden. Außerdem<br />
bestätige ich, dass ich mit der Aufzeichnung des Interviews einverstanden bin.<br />
Wenn von dem befragten Unternehmen gewünscht, kann ein Sperrvermerk<br />
(Vertraulichkeitserklärung) eingerichtet werden.<br />
X<br />
(Ort, Datum, persönliche Unterschrift des Befragten)
Anhang I: Interviewleitfaden 66<br />
Begrüßung und Dank:<br />
Zuerst einmal Dankeschön, dass Sie sich Zeit für meine Fragen nehmen. Mein Name<br />
ist Jesse Plüschau und ich führe das Interview im Rahmen meiner Bachelorarbeit an<br />
der Fachhochschule Wedel zum Thema „Der Einsatz von nachhaltigen Verpackungskonzepten<br />
im Handel - Anforderungen, Lösungsansätze und Herausforderungen“<br />
durch. Die Befragung dauert ca. 20-35 Minuten.<br />
Kurzer Einstieg in das Thema:<br />
Nachhaltigkeit wird immer wichtiger für Unternehmen. Dabei werden auch zunehmend<br />
Verpackungen vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit konzipiert, um die Umwelt<br />
zu schützen. Die Bundesregierung hat deshalb auch das Verpackungsgesetz<br />
erlassen, welches am 01.01.2019 in Kraft getreten ist, womit erreicht werden soll, dass<br />
sich alle Unternehmen an den Kosten für die Beseitigung des Mülls beteiligen, sowie<br />
Anreize für Unternehmen geschaffen werden sollen, damit sie nachhaltige Verpackung<br />
kreieren. Ich finde diesen Bereich sehr spannend und möchte mit meiner Arbeit<br />
vor allem in der Praxis angewandte nachhaltige Verpackungslösungen vorstellen, die<br />
Bedeutung des Verpackungsgesetztes aufzeigen, Anforderungen an eine nachhaltige<br />
Verpackung definieren und bestehende Herausforderungen für Unternehmen herausarbeiten.<br />
Dieser Interviewleitfaden besteht aus 6 Themengebieten:<br />
A) Allgemeine Angaben<br />
B) Gesprächseinstieg<br />
C) Aktuelle Situation im Unternehmen in Bezug auf nachhaltige Verpackungskonzepte<br />
D) Das Verpackungsgesetz<br />
E) Herausforderungen<br />
F) Abschluss
Anhang I: Interviewleitfaden 67<br />
A) Allgemeine Angaben<br />
Datum: Ort: Start: Ende:<br />
Zur befragten Person:<br />
Name:<br />
Unternehmen:<br />
Gegenwärtige Position / Funktion:<br />
Akademische Laufbahn (kurz):<br />
Berufliche Laufbahn (kurz) + Betriebszugehörigkeit:
Anhang I: Interviewleitfaden 68<br />
B) Gesprächseinstieg<br />
Fragen 1: Ich würde zu Beginn gerne etwas mehr über Ihr Unternehmen erfahren.<br />
Könnten Sie das Unternehmen bitte kurz vorstellen.<br />
C) Aktuelle Situation im Unternehmen in Bezug auf nachhaltige Verpackungskonzepte<br />
Frage 2: Was verstehen Sie unter einer nachhaltigen Verpackung? Und welchen Anforderungen<br />
muss diese Ihrer Meinung nach genügen?<br />
Frage 3: Welchen Stellenwert hat das Thema „nachhaltige Verpackung“ in Ihrem Unternehmen?<br />
Gibt es beispielsweise Spezialisten, die sich mit der Thematik auseinandersetzen?<br />
Frage 4: Ich interessiere mich besonders für die momentan von Unternehmen eingesetzten<br />
nachhaltigen Verpackungslösungen. Deshalb würde ich gerne die aktuelle Situation<br />
zu diesem Thema in Ihrem Unternehmen erfahren.<br />
Konkret: Setzen Sie nachhaltige Verpackungskonzepte ein und wenn ja, welche?<br />
Was unternehmen Sie, um Ihre Verpackung recyclingfähiger zu gestalten?<br />
D) Das Verpackungsgesetz<br />
Frage 5: Welche Bedeutung hat das Verpackungsgesetz für Ihr Unternehmen? Setzen<br />
Sie jetzt vermehrt nachhaltige Verpackung ein bzw. erhalten Sie jetzt vermehrt Anfragen?<br />
Frage 6: Wie schätzten Sie die Situation generell ein: Wird durch das Gesetz langfristig<br />
Verpackungsmüll reduziert und mehr recycelt?
Anhang I: Interviewleitfaden 69<br />
Rückfragen:<br />
Reichen die Anreize oder sollten auch für die Unternehmen<br />
verpflichtende Quoten (z.B. für Recyclate, <strong>Bio</strong>kunststoffe, …)<br />
eingeführt werden?<br />
D) Herausforderungen<br />
Frage 7: Vor welchen Herausforderungen oder Grenzen stehen Sie in Bezug auf nachhaltige<br />
Verpackung?<br />
Letzte Frage: Haben Sie noch weitere Anmerkungen, wie man im Handel eine Besserung<br />
erreichen könnte?<br />
E) Abschluss<br />
Bevor, wir das Interview beenden, ist aus Ihrer Sicht eine wichtige Frage ungestellt<br />
geblieben oder haben Sie noch weitere Anmerkungen?<br />
Ich bedanke mich bei Ihnen ganz herzlich für das Interview und die von Ihnen zur<br />
Verfügung gestellte Zeit.
Anhang II: Die zehn „R“ der Nachhaltigkeit bei<br />
Verpackungen 70<br />
Anhang II: Die zehn „R“ der Nachhaltigkeit bei<br />
Verpackungen<br />
Quelle: XXXXXX (2019).
Anhang III: Kodierleitfaden 71<br />
Anhang III: Kodierleitfaden<br />
Kategorie Unterkategorie Definition Ankerbeispiel<br />
Name<br />
Name des befragten<br />
Experten<br />
Allgemeine<br />
Angaben zum<br />
Experten<br />
Unternehmen<br />
Unternehmensname<br />
und das<br />
Geschäftsfeld in dem<br />
es vorranigig agiert<br />
"Mein Name ist Frank Schilling […]." (Frank<br />
Schilling: 0'10'')<br />
"[…] Rebento ist ein Mehrwegsystem für Take-<br />
Away-Verpackungen […]." (Carlos Gerber:<br />
1'30'')<br />
Position<br />
gegewärtige Position<br />
des Experten im<br />
Unternehmen<br />
"[…] mein Aufgabenbereich dort ist im Bereich<br />
Operations […]." (Justus Reich: 3'48'')<br />
Laufbahn<br />
akademische und<br />
berufliche Laufbahn<br />
des Experten<br />
"Ich selbst bin Diplom Betriebswirt und war<br />
ursprünglich in der Lebensmittelindustrie im<br />
Marketing aktiv und bin jetzt seit 2006 hier in<br />
der Design-Agentur in München." (Peter<br />
Désilets: 3'08'')<br />
Verständnis<br />
einer<br />
nachhaltigen<br />
Verpackung<br />
Anforderungen<br />
Allgemeines<br />
Verständnis und<br />
Anforderungen an<br />
eine nachhaltige<br />
Verpackung<br />
"Nachhaltige Verpackung grundsätzlich<br />
verstehen wir natürlich in erster Leitlinie aus der<br />
Nachhaltigkeitsperspektive mit der<br />
Abfallhierarchie, wobei die Vermeidung an<br />
erster Stelle kommt." (Karoline Tretowski:<br />
2'48'')<br />
Stellenwert<br />
Stellenwert von<br />
nachhaltigen<br />
Verpackungen im<br />
jeweiligen<br />
Unternehmen<br />
"[…] den höchsten Stellenwert, den es glaube<br />
ich in einem Unternehmen einnehmen kann."<br />
(Justus Reich: 10'22'')<br />
Lösungsansätze<br />
für<br />
nachhaltige<br />
Verpackungen<br />
Allgemein<br />
generelle Aussagen<br />
zu Lösungsansätzen<br />
von nachhaltigen<br />
Verpackungen<br />
"[…] es gibt halt nicht diese eine Lösung<br />
[…]."(Peter Désilets: 13'22'')<br />
Material<br />
Recyclingfähigkeit<br />
innovative<br />
Lösungen<br />
Lösungen in Bezug<br />
auf die Verwendung<br />
des Materials<br />
Lösungen in Bezug<br />
auf die<br />
Recyclingfähigkeit<br />
einer Verpackung<br />
"[…] dann wollen wir Materialien aus<br />
nachhaltigen Quellen einsetzen […]". (Karoline<br />
Tretowski: 3'35'')<br />
"[…] Plastik, wenn ich das recycel, dann habe<br />
ich ja bei den Recyclaten eine minderwertige<br />
Qualität an Plastik danach wieder vorliegen."<br />
(Justus Reich: 9'39'')<br />
Vorstellung von "[…] unsere Verpackung bestehen eben aus<br />
innovativen biologischen Reststoffen, sprich Dinge, die bei<br />
Verpackungs- der Produktion von Lebensmitteln anfallen,<br />
konzepten als Lösung allerdings nicht anderweitig verarbeitet werden."<br />
(Justus Reich: 10'53'')
Anhang III: Kodierleitfaden 72<br />
Kategorie Unterkategorie Definition Ankerbeispiel<br />
Stellung des<br />
Endverbrauchers<br />
Allgemeines<br />
Reduzierung<br />
Verpackungsmüll<br />
Quoten für<br />
Unternehmen<br />
Kritik<br />
generelle Aussagen<br />
zum<br />
Verpackungsgesetz<br />
Frage, ob sich durch<br />
das Verpackungsgesetz<br />
der<br />
Verpackungsmüll<br />
reduzieren wird<br />
Frage, ob für<br />
Unternehmen<br />
verpflichtende<br />
Quoten für z.B.<br />
Recyclate oder<br />
<strong>Bio</strong>kunststoffe<br />
eingeführt werden<br />
sollten<br />
Kritik am<br />
Verpackungsgesetz<br />
Bedeutung, die der<br />
Endverbraucher als<br />
Konsument und als<br />
Teil der<br />
Kreislaufwirtschaft<br />
spielt<br />
"[…] die Anreize durch das Verpackungsgesetz<br />
und die Recycler sehe ich momentan noch nicht,<br />
weil ich noch keinen einzigen kenne, der einen<br />
Bonus oder Malus für gut recycelbare oder<br />
schlecht recycelbare Verpackungen wirklich hat<br />
[...]." (Peter Désilets: 23'45'')<br />
"[…] Verpackungsmüll wird glaube ich<br />
weiterhin anfallen, es ist nur die Frage dann wie<br />
dieser gestaltet ist." (Justus Reich: 23'47'')<br />
" […] Quoten für Recyclate vorzugeben macht<br />
wenig Sinn […]."(Peter Désilets: 21'53'')<br />
"Es gibt ja jetzt das Verpackungsgesetz, du hast<br />
es ja schon angesprochen, das ist zwar lange<br />
nicht so scharf wie es sein könnte […]" (Carlos<br />
Gerber 3'27'')<br />
"[…] es wird über die Bewegung des<br />
Verbrauchers funktionieren." (Frank Schilling:<br />
58'15'')<br />
Das<br />
Verpackungsgesetz<br />
Herausforderungen<br />
Allgemeine<br />
Herausforderungen<br />
generelle Aussagen "[…] nachhaltige Produkte so wie wir sie in den<br />
zu bestehenden Köpfen haben als Alternativen in diese Prozesse<br />
Herausforderungen in einzugliedern, das ist eine weitere riesen Hürde."<br />
Bezug auf (Frank Schilling: 48'48'')<br />
nachhaltige<br />
Verpackungen<br />
Monetäre<br />
Herausforderungen<br />
Herausforderungen,<br />
die monetäre<br />
Gesichtspunkte wie<br />
z.B. Preise und<br />
Kosten ansprechen<br />
"[…] auch unsere Produkte dürfen auch wenn<br />
sie super ökologisch sind nicht, sie können<br />
vielleicht ein bisschen mehr kosten, aber sie<br />
dürfen nicht viel viel mehr kosten als jetzt<br />
irgendwie die gängisten Alternativen aus Pappe<br />
oder Plastik, also man muss da trotzdem noch<br />
preislich konkurrenzfäfig sein." (Justus Reich:<br />
15'08'')
Anhang IV: Paraphrasen kategorisieren<br />
(Auszug) 73<br />
Anhang IV: Paraphrasen kategorisieren (Auszug)<br />
Experte Paraphrase Codes Paraphrasierter Text<br />
Peter Désilets nachhaltige<br />
Verpackung<br />
muss den drei<br />
Säulen der<br />
Nachhaltigkeit<br />
gleichermaßen<br />
gerecht werden<br />
Kategorie:<br />
Verständnis einer<br />
nachhaltigen<br />
Verpackung;<br />
Unterkategorie:<br />
Anforderungen<br />
"Nachhaltige Verpackung gibt es sehr viele Ansätze,<br />
ich glaube wenn man es vielleicht auf einen Nenner<br />
bringen möchte, ist eine nachhaltige Verpackung eine<br />
Verpackung, die im weitesten Rahmen die drei Säulen<br />
abdeckt. Dass sie einen möglichst geringen negativen<br />
Einfluss auf die Umwelt hat, vielleicht sogar einen<br />
positiven Einfluss auf die Umwelt hat. Dass sie für<br />
das Unternehmen auf jeden Fall einen wirtschaftlichen<br />
Vorteil bringt - zumidest keinen Nachteil. Und dass<br />
sie für die Gesellschaft einen Mehrwert bietet -<br />
entweder im Ökologischen oder im Ökonomischen<br />
oder auch im Handling. Dass sind dann irgendwie so<br />
die drei Säulen Nachhaltigkeit und wenn die Packung<br />
den drei möglichst gerecht wird, dann ist es auf jeden<br />
Fall eine nachhaltige Packung. Wenn sie nur der<br />
Natur einen Vorteil bietet, aber im ökonomischen<br />
Sinne ein Nachteil, dann ist es wahrscheinlich für das<br />
Unternehmen langfristig nicht wirklich nachhaltig."<br />
(4'41'')<br />
Peter Désilets durch<br />
verpackungsintensive<br />
Trends<br />
wie<br />
Onlineshopping,<br />
wird die<br />
Verpackungsmenge<br />
eher<br />
zunehmen<br />
Peter Désilets Harmonisierung<br />
zwischen den<br />
europäischen<br />
Ländern<br />
notwendig<br />
Kategorie: Das<br />
Verpackungsgesetz;<br />
Unterkategorie:<br />
Reduzierung<br />
Verpackungsmüll<br />
Kategorie:<br />
Verpackungsgesetz;<br />
Unterkategorie:<br />
Kritik<br />
"Ich glaube auch nicht, dass die Verpackungsmenge<br />
weniger wird, die in Umlauf geht, weil wir einfach<br />
Trends haben wie zum Beispiel Onlineshopping, wo<br />
wir sehr sehr starke Entwicklungen und Wachstum<br />
haben, aber wo wir immer eine Verpackung haben<br />
werden. Und je mehr dieser Trend kommt, desto mehr<br />
Umverpackung benötigen wir. Wir brauchen<br />
Verpackung für die Produkte, also glaube ich wird<br />
auch die Verpackungsmenge weiter zunehmen."<br />
(22'33'')<br />
"Es gibt auch keine wirklich Priorisierung zwischen<br />
den europäischen Ländern: Also die Quoten sind<br />
unterschiedlich hoch, die Interpretationen sind<br />
unterschiedlich, in manchen Ländern ist eine<br />
nachhaltige Verpackung wenn sie aus mindestens 50<br />
Prozent Faser besteht, da fragt keiner dann ob sie<br />
dann in der Landschaft nur zu 50 Prozent verwest<br />
oder ob die überhaupt verwest, also das sind ganz<br />
unterschiedliche Maßgaben was nachhaltige<br />
Verpackung ist und da muss sicherlich deutlich mehr<br />
harmonisiert werden und da muss sehr viel mehr Geld<br />
für Recycling ausgegeben werden." (30'59'')
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Eidesstattliche Erklärung 80<br />
Eidesstattliche Erklärung<br />
Ich erkläre hiermit an Eides Statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und<br />
ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe; die aus<br />
fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich<br />
gemacht.<br />
Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungskommission<br />
vorgelegt und auch nicht veröffentlicht.<br />
Ort, Datum: ________________________ Unterschrift: _______________________