Automationspraxis 11.2019
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automationspraxis.de<br />
11_November 2019<br />
Trend Machine Learning<br />
Wie das maschinelle Lernen<br />
funktioniert. Seite 26<br />
Schweißen & Verbinden<br />
Automation in der Blechverarbeitung.<br />
Seite 32<br />
Special SPS 2019<br />
Highlights der Nürnberger<br />
Automationsmesse. Seite 66<br />
CtrlX Automation:<br />
Automatisierung<br />
neu gedacht<br />
November 2019 1
SCHUNK<br />
Kleinteilegreifer EGI<br />
in der Elektronik-Industrie<br />
Smart. Dynamisch. Feinfühlig.<br />
SPS 2019 | Nürnberg<br />
Halle 3A | Stand 450<br />
Elektronik Industrie<br />
In der Elektronik-Industrie überzeugt der EGI durch seine Vorteile:<br />
• Feinfühliges Greifen unterschiedlicher Bauteilgrößen<br />
mit einem Hub von bis zu 57,5 mm pro Backe<br />
• Kurze Zykluszeiten, durch vorpositionierte Greiferfinger<br />
• PROFINET-Schnittstelle, Conformance Class C für hohe Datenrate<br />
schunk.com/egi<br />
2 November 2019
_Editorial<br />
Armin Bartnitzke<br />
Stellv. Chefredakteur<br />
<strong>Automationspraxis</strong><br />
MINI<br />
nur in der Größe<br />
Viele, viele bunte<br />
Smarties<br />
Mit dem neuen Namen SPS – Smart Production Solutions öffnet die als<br />
SPS IPC Drives bekannte Nürnberger Automatisierungsmesse vom<br />
26. bis 28 November 2019 zum 30. Mal ihre Pforten. Mit der Namensänderung<br />
ist den SPS-Machern ein kluger Schachzug (neudeutsch: smarter<br />
Move) gelungen: Erstens hat ohnehin jeder nur von „der SPS“ gesprochen.<br />
Zweitens muss man internationalen Teilnehmern nun nicht mehr erklären,<br />
was das Kürzel SPS bedeutet („Speicherprogrammierbare Steuerung“).<br />
Und drittens machen die SPS-Veranstalter damit sichtbar, dass Digitalsierung,<br />
IT, Software, Cloud & Co. schon längst fester Bestandteil der Automatisierungstechnik<br />
sind und damit auch Ausstellungsbereiche der Messe (siehe Interview<br />
auf Seite 66).<br />
Soweit, so nachvollziehbar. Allerdings bricht die ganze Smartness doch ziemlich<br />
inflationär über uns herein. Smarte Telefone, smarte Fernseher, smarte<br />
Fabriken, smarte Küchen, smarte Uhren ... Ja, sogar die gute, alte Motek, die<br />
sich stets betont bodenständig und praxisnah gab, präsentierte im Oktober<br />
auf einmal „Smart Solutions for Production and Assembly“ und versprach<br />
sogar „Smarte Network-Use-Cases“. Da wünscht man sich irgendwie in die<br />
Zeiten zurück, als Smart nur der Agenten-Kollege von Clever im gleichnamigen<br />
Comic war und das einzig Smarte am Fernseher die Süßigkeitenwerbung<br />
(„Viele, viele bunte Smarties“)...<br />
Aber gut. Das Betrauern der guten alten Zeit hilft auch nicht weiter. „Wenn<br />
der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen<br />
Windmühlen“, so ein chinesisches Sprichwort. Also surfen wir mit auf der<br />
Welle des Wandels, setzen die iSegel und sailen smart am WIND (Wireless Intelligent<br />
Networking Device) into the Smart Future. In diesem Sinne: Viel<br />
Spass beim smarten Schmökern, wünscht Ihr Armin Smartnitzke.<br />
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ist riesig in Geschwindigkeit, in Präzision<br />
und dabei so leicht. Damit können Sie<br />
ihn einfach mitnehmen und sich selbst<br />
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Telefon +49-81 66-90-0<br />
www.yaskawa.eu.com<br />
November 2019 3
_Inhalt<br />
Inhalt<br />
16<br />
Kooperativ: Was<br />
Trends wie Kollaboration,<br />
Digitalisierung<br />
und<br />
integrierte Automation<br />
für den<br />
Roboter-Bereich<br />
von ABB bedeu-<br />
Bild: ABB<br />
ten, sagt Geschäftsführer<br />
Jörg Reger.<br />
60<br />
Visionär: Warum<br />
Automatisierung<br />
und Bildverarbeitung<br />
stärker<br />
zusammenwachsen,<br />
erläutert<br />
Peter Keppler,<br />
Sales-Director<br />
bei Stemmer<br />
Imaging.<br />
Bild: Stemmer Imaging<br />
Bild: Mesago<br />
66<br />
Smart: Warum<br />
der neue Messename<br />
Smart<br />
Production Solutions<br />
alle begeistert<br />
und<br />
welche Trends<br />
die SPS 2019<br />
prägen, sagt<br />
SPS-Macherin<br />
Sylke Schulz-<br />
Metzner.<br />
76<br />
Rollend: Wie<br />
Haro-Geschäftsführer<br />
Christoph<br />
Hackländer mit<br />
cleverer Fördertechnik<br />
die<br />
Intralogistik aufrollt.<br />
Bild: Haro<br />
Messen in dieser Ausgabe<br />
Anlässlich des Stuttgarter Messe- Duos<br />
Blechexpo & Schweißtech steht die November-Ausgabe<br />
der <strong>Automationspraxis</strong><br />
im Zeichen der Roboter-basierten Verbindungstechnik<br />
(Seite 32). Zudem berichten<br />
wir über Trends und Highlights rund um<br />
die Nürnberger Automationsschau<br />
SPS (Seite 66).<br />
4 November 2019
_Inhalt<br />
_Titelthema<br />
08 Schneller zum besseren Handling-System<br />
Vorteile von Rexroths ctrlX-Automation-Plattform<br />
_Interview des Monats<br />
16 „ABB-Roboter mit B&R-Plattform verbinden“<br />
Im Interview: Jörg Reger, ABB Automation<br />
_Industrie 4.0<br />
24 „Wir decken mit einer Software alles ab“<br />
Fastems-CEO Mikko Nyman im Interview<br />
_Trend des Monats<br />
26 Machine Learning für Produktion und Robotik<br />
Grundsätze und Trends des maschinellen Lernens<br />
_Special Blech<br />
38 Schweißroboter offline programmieren<br />
Cloos: Programmierung und Bedienung getrennt<br />
_Projekt des Monats<br />
46 Kleinserienfertigung mit hoher Variantenvielfalt<br />
Faulhabers Motorenfertigung als Vorbild<br />
_Ro bo ti k<br />
52 Einfache Bedienbarkeit überzeugt<br />
Roboter Horst bei der Baugruppen-Montage<br />
_Vision & Sensorik<br />
62 3D-Scan-Roboter als Koordinatenmesser<br />
Schlüsselfertige, automatisierte Qualitätssicherung<br />
_Automatisierung<br />
66 Smart Production Solutions im Fokus<br />
Highlights der Nürnberger Automationsmesse<br />
_Macher der Automation<br />
76 Intralogistik mit Fördertechnik aufgerollt<br />
Im Porträt: Christoph Hackländer, Haro<br />
_10 Fragen an<br />
82 „Ungeduldig, pragmatisch und tiefgründig“<br />
10 Fragen an Cloos-Chef Sieghard Thomas<br />
_Rubriken<br />
14 Personalien<br />
15 News/Termine<br />
80 Impressum / Inserenten<br />
Sicherheitsrelais PNOZsigma<br />
Die Gefährdung von Mensch und Maschine zu minimieren, ist das Ziel der<br />
Sicherheitsrelais von Pilz. Bereits im Jahr 1987 setzte Pilz mit der Patentierung<br />
des ersten NOT-AUS-Schaltgeräts zum Schutz von Mensch und<br />
Maschine einen Meilenstein in der Sicherheitstechnik. Innerhalb kürzester Zeit<br />
avancierten die Sicherheitsschaltgeräte PNOZ zum weltweit am häufi gsten<br />
eingesetzten Sicherheitsrelais.<br />
Die Sicherheitsrelais PNOZsigma überwachen Sicherheitsfunktionen wie<br />
Not-Halt, Schutztüren, Lichtgitter, Zweihand, Drehzahl, Stillstand und viele<br />
mehr. Dabei bewähren sie sich weltweit millionenfach im täglichen Einsatz.<br />
Vertrauen Sie auf PNOZsigma Sicherheitsrelais von Pilz – für die optimale<br />
Sicherheitslösung und ein Maximum an Wirtschaftlichkeit.<br />
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SPS Nürnberg, Halle 9, Stand 370<br />
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Pilz GmbH & Co. KG<br />
www.pilz.de<br />
November 2019 5
_Inhalt<br />
Praxis-Highlights im November<br />
36<br />
Schweiß-Cobot: Einfache Programmierung<br />
und flexibler Einsatz, so<br />
überzeugt Lorchs Cobot Welding Package<br />
die Anwender.<br />
45<br />
3D-Simulation: Zeit und Kosten spart<br />
der Schweißanlagenhersteller Dalex<br />
mit der 3D-Simulationsplattform von<br />
Visual Components.<br />
Bild: PIA<br />
Bild: Lorch<br />
50<br />
Automatisierte Montage: Bei der Fertigung von Airbag-<br />
Gasgeneratoren konnte PIA Automation mit einem cleveren<br />
Anlagenkonzept die Taktzeit um die Hälfte verringern<br />
– bei größtmöglicher Flexibilität.<br />
Bild: Dualis<br />
Bild: Stäubli<br />
56<br />
Automatisierte Leiterplattenprüfung:<br />
Bei der Prüfung von<br />
Leiterplatten für elektronische<br />
Assistenzsysteme<br />
setzt ein<br />
Automobilzulieferer<br />
auf hochflexible Prüflinien<br />
von Baumann.<br />
Mittendrin: Roboter<br />
von Stäubli in ESD-<br />
Ausführung.<br />
Zum Titel<br />
Trend Machine Learning<br />
Wie das maschinelle Lernen<br />
funktioniert. Seite 26<br />
11_November 2019<br />
Schweißen & Verbinden<br />
Automation in der Blechverarbeitung.<br />
Seite 32<br />
CtrlX Automation:<br />
Automatisierung<br />
neu gedacht<br />
automationspraxis.de<br />
Special SPS 2019<br />
Highlights der Nürnberger<br />
Automationsmesse. Seite 66<br />
November 2019 1<br />
Individuelle Handling-<br />
Lösungen bis zu 50<br />
Prozent schneller in<br />
Betrieb nehmen: Mit<br />
der neuen Automatisierungsplattform<br />
ctrlX<br />
Automation ändert<br />
Bosch Rexroth die bisherigen<br />
Spielregeln für<br />
ein effizientes Engineering.<br />
Seite 08<br />
6 November 2019
KOMPAKTROBOTER MZ12<br />
TRAGFÄHIGKEIT BIS ZU 12 KG<br />
17%<br />
SMALLER<br />
FOOTPRINT<br />
Kompakte Bauweise<br />
für minimalsten Platzbedarf<br />
Ideal zur Handhabung an Werkzeugmaschinen<br />
Prozesssicher: Schutzklasse IP67<br />
Innenliegende Kabelführung<br />
vermeidet Störkonturen<br />
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November 2019 7
_Titelgeschichte<br />
30 bis 50 Prozent weniger Engineering-Aufwand und Bauraum bei bis zu zehn Prozent höherer Produktivität<br />
Schneller zum besseren<br />
Handling-System<br />
Individuelle Handling-Lösungen bis zu 50 Prozent schneller in Betrieb nehmen<br />
und Funktionen in beliebigen Sprachen programmieren: Mit der neuen Automatisierungsplattform<br />
ctrlX Automation ändert Bosch Rexroth die bisherigen Spiel -<br />
regeln für ein schnelles und effizientes Engineering.<br />
8 November 2019
<strong>Automationspraxis</strong><br />
TITELGESCHICHTE<br />
exklusiv<br />
Die Apps für ctrlX Automation können<br />
die Programmierer auch in C++,<br />
Python oder in neuen grafischen<br />
Sprachen wie Blockly erstellen. Die<br />
freie Wahl der Programmiersprache<br />
macht unabhängig vom Fachkräftemangel<br />
für SPS-Spezialisten.<br />
Bildquelle: Bosch Rexroth AG<br />
November 2019 9
_Titelgeschichte<br />
Auch in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten<br />
stehen Robotik und Handling bei vielen<br />
Endanwendern weiterhin auf der Einkaufsliste,<br />
um Personalkosten zu senken und die Reproduzierbarkeit<br />
zu steigern. Handling und Robotik<br />
gehören aber zu den am schwierigsten standardisierbaren<br />
Aufgaben in der Automatisierung. Die<br />
kartesischen Systeme, Delta- oder Scara-Roboter<br />
müssen meist individuell an die Werkstücke und<br />
Prozesse angepasst werden. Das bindet oft erhebliche<br />
Engineering-Kapazitäten, die an anderer<br />
Stelle ebenfalls benötigt werden. Der Fachkräftemangel<br />
für SPS- und G-Code-Programmierung<br />
verschärft diese Situation.<br />
Mit der neuen Automatisierungsplattform ctrlX<br />
Automation, die auf der Messe SPS 2019 erstmals<br />
vorgestellt wird, verändert Bosch Rexroth diese<br />
Situation grundlegend. „Maschinenbau ist heute<br />
vor allem Software-Entwicklung“, bekräftigt Steffen<br />
Winkler, Vertriebsleitung der Business Unit<br />
Automation and Electrification Solutions bei<br />
Bosch Rexroth. „Bei ctrlX Automation orientieren<br />
wir uns an den Consumer- und Arbeitswelten,<br />
in denen Funktionen als frei kombinierbare Apps<br />
auf allen Geräteklassen laufen.“ Die Automatisierungsplattform<br />
umfasst einen komplett neuen<br />
Software- und Engineering-Ansatz samt komplettem<br />
Portfolio neu entwickelter Hardware.<br />
Unabhängig durch freie Wahl der<br />
Programmiersprache<br />
Bild: Bosch Rexroth AG<br />
Die neue Engineering-Welt beginnt schon bei der<br />
Erst-Inbetriebnahme. „Anwender brauchen keine<br />
spezielle Software auf ihrem PC, sondern werden<br />
webbasiert auf HTML-Seiten logisch durch die<br />
Grundkonfiguration geführt“, beschreibt Steffen<br />
Winkler den Einstieg. Die nächste Überraschung:<br />
Die klassische Programmierung nach IEC 61131,<br />
PLCopen oder G-Code ist weiterhin möglich, jedoch<br />
nicht mehr zwingend erforderlich. Denn<br />
ctrlX Automation bietet alle Freiheitsgrade der<br />
von Smart Devices bekannten App-Technologie.<br />
Die Automatisierungsplattform kombiniert nahezu<br />
beliebige Softwarefunktionen durch vorgefertigte<br />
oder selbst erstellte und erstellbare Apps.<br />
Steffen Winkler, Vertriebsleitung<br />
der Business Unit Automation<br />
and Electrification<br />
Solutions bei Bosch Rexroth.<br />
„ctrlX Automation<br />
bietet absolute Offenheit<br />
durch offene<br />
Standards – innerhalb<br />
der Automatisierung<br />
wie<br />
auch zum Internet<br />
der Dinge und<br />
übergeordneten IT-<br />
Systemen.“<br />
Bild: Bosch Rexroth AG<br />
Volker Schlotz, Leiter<br />
Markt- und Produktmanagement<br />
CNC und General<br />
Motion Control<br />
Systeme.<br />
„Mit ctrlX Automation reichen im<br />
Schaltschrank 100 mm Einbaubreite<br />
für ein kartesisches 3-Achs-Handling-System<br />
mit vollständiger Motion-Steuerung<br />
und antriebsbasierter<br />
Safemotion.“<br />
10 November 2019
_Titelgeschichte<br />
Bildquelle: Bosch Rexroth AG<br />
„Programmierer können diese Apps in C++, sequenziell<br />
in Skriptsprachen wie Python oder in<br />
neuen grafischen Sprachen wie Blockly erstellen“,<br />
betont Steffen Winkler. Die freie Wahl der Programmiersprache<br />
macht Maschinenhersteller und<br />
Integratoren unabhängig vom Fachkräftemangel<br />
für SPS-Spezialisten und proprietären Systemen.<br />
Ein weiterer Vorteil: Die Entwicklungsumgebung<br />
unterstützt Github, eine mit mehr als zehn Millionen<br />
registrierten Nutzern weltweit etablierte Entwickler-Community.<br />
„Dort können Maschinenhersteller<br />
und Endanwender auf eine annähernd<br />
unendlich große Bibliothek an bereits geschriebenen<br />
Funktionen rund um Handling und Robotik<br />
zugreifen“, hebt Steffen Winkler hervor.<br />
Vordefinierte Funktionen<br />
verbessern die Produktivität<br />
Bosch Rexroth stellt außerdem zahlreiche vordefinierte<br />
Funktionen bereit, die die Produktivität von<br />
Handling-Systemen und Robotern verbessern. So<br />
ist die Funktion Schwingungsvermeidung sehr interessant,<br />
wenn es darum geht, mit Flüssigkeiten<br />
gefüllte Behälter oder andere empfindliche Produkte<br />
zu transportieren. Die Schwingungsvermeidung<br />
verhindert ein Überschwappen und ermöglicht<br />
deutlich höhere Dynamiken. Die ctrlX-Automation-Systemumgebung<br />
steht zudem auch komplett<br />
virtuell zur Verfügung, sodass die Programmierung<br />
auch ohne Hardware erfolgen kann. Damit<br />
können Anwender Handling-Systeme neu entwickeln<br />
und austesten, ohne die zu automatisierenden<br />
Maschinen und Stationen zu blockieren.<br />
Insgesamt reduziert ctrlX Automation den Engineering-Aufwand<br />
um 30 bis 50 Prozent und verkürzt<br />
damit die Time to Market von Handling-<br />
Systemen und Robotern erheblich.<br />
Auch auf der Hardwareseite sorgt die neue Automatisierungsplattform<br />
für angenehme Überraschungen.<br />
„Mit ctrlX Automation reichen im<br />
Schaltschrank 100 mm Einbaubreite für ein kartesisches<br />
3-Achs-Handling-System mit vollständiger<br />
Motion-Steuerung und antriebsbasierter Safemotion“,<br />
berichtet Volker Schlotz, Leiter Markt- und<br />
Produktmanagement CNC und General Motion<br />
Control Systeme, von den ersten Anwendungen.<br />
Hinzu kommen Vereinfachungen wie der Einkabelanschluss<br />
für die neue Synchron-Servomotor-<br />
Generation von Bosch Rexroth. ctrlX Automation<br />
Handling-Lösungen laufen bereits in der Kunststoffbranche<br />
sowie im Lager-/Logistikbereich.<br />
Die im Vergleich zu bisherigen Produkten um 50<br />
Prozent kompaktere Antriebs-Hardware basiert<br />
Die Automatisierungsplattform<br />
ctrlX Automation<br />
basiert auf einer neuen<br />
Generation von Multicore-Prozessoren,<br />
die<br />
ausreichend Rechenleistung<br />
für nahezu alle Automatisierungsaufgaben<br />
zur Verfügung stellen,<br />
von SPS-Anwendungen<br />
über Motion Control und<br />
CNC bis hin zu Robotik.<br />
November 2019 11
Die High-Performance<br />
CPU kann durchgängig<br />
in Embedded PCs, Industrie<br />
PCs oder direkt<br />
in den Antrieb integriert<br />
werden.<br />
Bildquelle: Bosch Rexroth AG<br />
Die neue Antriebsgeneration<br />
ctrlX<br />
Drive bietet integrierte<br />
Rechenleistung<br />
für Steuerungsaufgaben,<br />
KI- und IoT-Funktionen<br />
im kompakten Format.<br />
Bildquelle: Bosch Rexroth AG<br />
ctrlX Automation in Kürze<br />
auf einer neuen Generation von Multicore-Prozessoren,<br />
welche ausreichend Rechenleistung für nahezu<br />
alle Automatisierungsaufgaben, von SPS-Anwendungen<br />
über Motion Control und CNC bis<br />
hin zu Robotik, zur Verfügung stellen. Diese High-<br />
Performance CPU kann durchgängig auf der Hutschiene<br />
(ctrlX Core), in Industrie PCs (ctrlX IPC)<br />
oder direkt in Antriebe (ctrlX Drive) integriert<br />
werden.<br />
Absolute Offenheit für Vernetzung<br />
mit IoT- und IT-Systemen<br />
Für Handling-Lösungen eröffnet diese Austauschbarkeit<br />
neue Freiheitsgrade. Soll beispielsweise zu<br />
einer bislang mit einer antriebsbasierten Steuerung<br />
geregelte Pick & Place-Anwendung eine in-<br />
Die Plattform ctrlX Automation von Bosch Rexroth erfüllt alle Anforderungen<br />
an eine zukunftssichere Automatisierung: Sie basiert auf einer<br />
durchgängigen und leistungsfähigen Hardware-Plattform für alle<br />
Ausprägungen. Mit der App-Technologie erschließt ctrlX Automation<br />
völlig neue Freiheitsgrade für Maschinenhersteller, Funktionen Knowhow-geschützt<br />
in nahezu beliebigen Programmiersprachen zu erstellen<br />
und individuell zu kombinieren.<br />
ctrlX Automation umfasst zusätzlich zur Steuerungs-Hardware ctrlX<br />
Core erweiterbare I/O-Module (ctrlX I/O), eine neue Generation extrem<br />
kompakter Servoantriebe (ctrlX Drive), ein breites Spektrum an<br />
Bediengeräten (ctrlX HMI) sowie IPCs (ctrlX IPC) für die PC-basierte<br />
Automatisierung oder Edge-Lösungen. Die integrierte Sicherheitstechnik<br />
ctrlX Saftey vereint sichere Logik und Bewegung und vereinfacht<br />
die Umsetzung normgerechter Maschinensicherheit. Insgesamt spart<br />
ctrlX Automation bis zu 50 Prozent Bauraum und reduziert die Anzahl<br />
einzelner Komponenten deutlich.<br />
↓<br />
dustrielle Bildverarbeitung eingesetzt werden,<br />
können Anwender die vorhandene Steuerung in<br />
einen IPC integrieren – ohne die Software anfassen<br />
zu müssen. Im IPC verknüpfen sie die datenintensive<br />
Bildverarbeitung mit der Automatisierung<br />
auf einer Hardware und beschleunigen den Datenaustausch.<br />
„Die neue Automatisierungsplattform bietet absolute<br />
Offenheit innerhalb der Automatisierung<br />
durch offene Standards wie auch zum Internet der<br />
Dinge und übergeordneten IT-Systemen“, erläutert<br />
Steffen Winkler. „Nur so können Softwareentwickler<br />
und Konstrukteure herstellerübergreifend<br />
die besten Komponenten kombinieren.“ Gerade<br />
bei Handling-Systemen kommt hinzu, dass Endanwender<br />
zunehmend alle Prozessschritte für eine<br />
lückenlose Nachverfolgbarkeit dokumentieren<br />
müssen, sei es on premise oder in der Cloud. Zusätzlich<br />
sinken in nahezu allen Branchen die Losgrößen.<br />
Die Vernetzung innerhalb von Industrie-4.0-Konzepten<br />
und der Fabrik der Zukunft<br />
schafft die Voraussetzungen, eine höhere Varianz<br />
in der Produktion wirtschaftlich abzubilden.<br />
Bereits zum Start stellt ctrlX Automation rund 30<br />
verschiedene Standards und Protokolle für den<br />
Datenaustausch mit IT-Systemen bereit. Die Plattform<br />
unterstützt beispielsweise OPC UA, MQTT,<br />
ProfiNet, CAN und IO-Link. ctrlX Automation ist<br />
darüber hinaus auf zukünftige Kommunikationsstandards<br />
wie TSN und 5G vorbereitet. „Damit ist<br />
es das am besten vernetzbare und zukunftssicherste<br />
System auf dem Markt“, bekräftigt Steffen<br />
Winkler und ist sicher: „ctrlX Automation definiert<br />
nicht nur für Handling und Robotik die<br />
Spielregeln für die Automatisierung neu.“ ↓<br />
Bosch Rexroth AG<br />
www.ctrlx-automation.com; SPS Halle 7, Stand 450<br />
12 November 2019
»DAS LOHNT SICH:<br />
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November 2019 13
_Personalien<br />
Bild: Konradin<br />
01<br />
Bild:IoTOS Bild: MiR<br />
Bild: Creaform<br />
02 03<br />
04<br />
Bild: Siemens<br />
05<br />
Bild: Harting<br />
06<br />
Bild: VDMA<br />
07<br />
01 Rainer und Gerd Häberle haben mit einer gut besuchten<br />
Hausmesse das 50-jährige Jubiläum des Robodrill-Automationsexperten<br />
CNC Häberle gefeiert.<br />
02 Jörg Faber treibt nun als Sales Director DACH/ -<br />
Benelux vom neuen Büro in Eschborn aus die Geschäftsentwicklung<br />
des dänischen Mobil-Robotik-Anbieters<br />
Mobile Industrial Robots voran.<br />
03 Stefan Hoheisel leitet den DACH-Vertrieb beim Spezialisten<br />
für 3D-Messtechnik Creaform.<br />
04 Dieter Meuser, Gründer und ehemaliger CTO des<br />
MES-Softwareherstellers Itac, ist nun Geschäftsführer<br />
des IoT-Start-ups IoTOS, das jetzt zu Rittal gehört.<br />
05 Technologievorstand Dr. Roland Busch wurde bei<br />
Siemens zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden<br />
ernannt und gilt damit als designierter Nachfolger des<br />
derzeitigen Siemens-Chefs Joe Kaeser.<br />
06 Uwe Gräff, Vorstand neue Technologien und Entwicklung<br />
bei Harting, hat den Automatisierungs -<br />
spezialisten Ende September überraschend verlassen.<br />
Ein Nachfolger steht noch nicht fest.<br />
07 Andreas Drost (MLR System, links) und Wolfgang<br />
Hillinger (DS Automotion, rechts) sind neue Vorstände<br />
der FTS-Fachabteilung im VDMA. Jan Drömer (E&K<br />
Automation) bleibt Sprechers des FTS-Vorstands.<br />
14 November 2019
_Branchennews<br />
Termine<br />
+ Branchenticker +<br />
05.-08.<strong>11.2019</strong> Blechexpo/<br />
Schweißtec in Stuttgart<br />
Messeduo für Blechbear -<br />
beitung und Fügetechnik.<br />
www.blechexpo-messe.de<br />
26.-28.<strong>11.2019</strong> Messe SPS in<br />
Nürnberg<br />
Smart Production Solutions:<br />
Automatisierungs-Leitmesse<br />
https://sps.mesago.com<br />
27.-28.<strong>11.2019</strong> Mikroprä -<br />
zision im Fokus, Tuttlingen<br />
mav Fachforum bei Chiron:<br />
Uhren- und Schmuck sowie<br />
Medizintechnik.<br />
https://mav.industrie.de<br />
05.12.2019 Digitale Produk -<br />
tion in Neuhausen<br />
Expertenforum der <strong>Automationspraxis</strong><br />
bei Fanuc<br />
https://automationspraxis.<br />
industrie.de<br />
15.-16.02.2020 all about<br />
automotion Hamburg<br />
Fachmesse für Industrieautomation<br />
in Norddeutschland<br />
www.automation-hamburg.<br />
com/de/<br />
Loh Group kauft IoTOS<br />
Die Friedhelm Loh Group, die Muttergesellschaft<br />
des Schaltschrankspezialisten<br />
Rittal, übernimmt das Start-up<br />
IoTOS. Künftig arbeiten die Loh-<br />
Group-Töchter Rittal, German Edge<br />
Cloud und IoTOS eng zusammen: Gemeinsam<br />
mit Bosch Connected Industry<br />
(BCI) bietet man mit Oncite eine<br />
Komplettlösung zum Edge-Cloud-basierten<br />
Datenmanagement, die insbesondere<br />
dem Mittelstand den Einstieg<br />
ins IoT erleichtern soll.<br />
www.friedhelm-loh-group.com<br />
Tünkers: Expansion für FTS<br />
Tünkers hat Erfolg mit fahrerlosen<br />
Transportsystemen (FTS). Dank des<br />
Großauftrages eines deutschen Automobilkonzerns<br />
erweitert der Maschinenbauer<br />
die Produktionskapazitäten<br />
in Ratingen. Dazu hat Tünkers nördlich<br />
des Betriebsgeländes ein Grundstück<br />
mit rund 46.000 m 2 gekauft.<br />
Sieben neue Gebäude sind hier geplant,<br />
darunter Montage- und Lagerhallen.<br />
www.tuenkers.de<br />
SSP weiht Neubau ein<br />
SSP Safety System Products hat in<br />
Spaichingen seinen Firmenneubau eingeweiht.<br />
Der Neubau des Safety-<br />
Experten soll auf rund 3500 qm Produktions-<br />
und 1200 qm Verwaltungsfläche<br />
Platz für bis zu 100 Mitarbeiter<br />
bieten. www.safety-products.de<br />
TKH verstärkt Vision mit SVS-Vistek<br />
Die niederländische TKH Group übernimmt<br />
den deutschen Kamareaspezialisten<br />
SVS-Vistek. Mit der Akquisition<br />
baut TKH seine Position in der<br />
Vision-Branche weiter aus. Zu TKH<br />
gehören bereits Allied Vision, Chromasens,<br />
Mikrotron, NET und Tattile.<br />
www.svs-vistek.com<br />
Aus SKF Motion wird Ewellix<br />
SKF Motion Technologies (SMT) firmiert<br />
ab sofort als Ewellix: Makers in<br />
Motion. Im Dezember 2018 waren die<br />
Lineartechnikspezialisten nach 50<br />
Jahren als Teil der SKF-Gruppe von<br />
Triton Partners übernommen worden.<br />
www.ewellix.com<br />
Die Ein-Bein-Hocke fördert die Beweglichkeit.<br />
Wir bringen Bewegung<br />
in die Montage.<br />
Yogaübung “Ein-Bein-Hocke”<br />
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Bearbeitung I Handling I Montage I Prüfung I Robotik<br />
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November 2019 15
_Interview des Monats<br />
Interview: Jörg Reger, Leiter des Geschäftsbereichs Robotik & Fertigungsautomation, ABB Deutschland<br />
„ABB-Roboter werden mit<br />
B&R-Plattform verbunden“<br />
Was bedeuten Trends wie Kollaboration, Künstliche Intelligenz, Digitalisierung<br />
und integrierte Automation für den Roboter-Bereich von ABB? Das verrät Jörg<br />
Reger, Geschäftsführer ABB Automation GmbH.<br />
Autor: Armin Barnitzke<br />
AP: Was sind derzeit wichtige strategische Themen<br />
für den Roboter-Bereich von ABB?<br />
Reger: Wir beobachten vor allem drei Trends:<br />
zunehmende Flexibilisierung, Digitalisierung und<br />
Kollaboration. Wir bieten Kunden daher ein voll<br />
integriertes Angebot im Bereich Robotik. Von<br />
Design und Produktion, über die Datenanalyse bis<br />
hin zur Wartung können wir alles liefern, um<br />
Fabriken intelligenter und effizienter zu machen.<br />
AP: Was dürfen wir hier noch an Innovationen<br />
erwarten?<br />
Reger: Eine Schlüsseltechnologie, um die digitale<br />
Transformation voranzutreiben, ist sicher der Digitale<br />
Zwilling. Durch den Digitalen Zwilling gelingt<br />
es, die Inbetriebnahme von Tagen auf Stunden<br />
und Umrüstzeiten von Stunden auf Minuten<br />
zu verkürzen. Denn sämtliche Vorgänge und Prozesse<br />
in der Produktion können so vollständig<br />
simuliert werden. Und das schon, bevor das erste<br />
Produkt produziert wird. Fehler werden so vermieden,<br />
Engpässe frühzeitig erkannt und Planungsphasen<br />
deutlich verkürzt.<br />
AP: 2018 kündigten Sie einen maßgeschneiderten<br />
Designansatz für das ABB-Portfolio von Roboterlösungen<br />
an, um es einfacher an eine größere<br />
Bandbreite von Anforderungen anpassen<br />
zu können. Wie sieht der Designansatz aus?<br />
Reger: Richtig. Wir haben auf der Automatica<br />
2018 einen neuen Designansatz für unser Robotikportfolio<br />
angekündigt. ABB setzt dabei auf<br />
konfigurierbare, gemeinsame Schnittstellen und<br />
Bausteine, die sich zu individuellen Lösungen<br />
kombinieren lassen. Auf Basis unseres modularen<br />
Ansatzes werden wir unser Angebot kontinuierlich<br />
verbessern und um weitere Robotertypen und<br />
-varianten ergänzen. Erste Bausteine unseres modularen<br />
Ansatzes sind die Omnicore Controller-<br />
Serie, der neue Scara-Roboter sowie ein einarmiger<br />
Yumi. Und in diesem Jahr werden noch mehrere<br />
Robotervarianten dazukommen.<br />
AP: Bauen Sie in Sachen Kollaboration eher die<br />
Cobot-Schiene um Yumi aus? Oder setzen Sie<br />
eher auf Industrieroboter mit Safemove?<br />
Reger: Kollaboration bedeutet für jeden Kunden<br />
eine andere Herausforderung. ABB bietet daher<br />
ein breites Portfolio an kollaborativen Automatisierungslösungen<br />
an. Dazu zählen neben dem<br />
Cobot Yumi auch Industrieroboter, die mit der<br />
sicherheitszertifizierten Überwachungs- und<br />
Steuerungssoftware Safemove2 ausgestattet sind.<br />
SafeMove2 kann jeden ABB-Industrieroboter zu<br />
einem kollaborativen Roboter machen, sogar unseren<br />
IRB 8700, der eine 800 kg schwere Karosserie<br />
heben kann.<br />
AP: Welche Rolle spielen KI und Machine Learning<br />
für ABB im Roboter-Bereich?<br />
Reger: Bereits heute stehen Roboterdaten und<br />
Analysemethoden zur Verfügung, die die Effizienz<br />
„Wir bieten unseren Kunden einen One-Stop-<br />
Shop für die flexible Fabrik der Zukunft.“<br />
Jörg Reger, Geschäftsführer ABB<br />
Jörg Reger leitet als<br />
Geschäftsführer der ABB<br />
Automation GmbH auch den<br />
Roboter-Bereich in Friedberg.<br />
Er arbeitet seit über 25<br />
Jahren bei ABB.<br />
16 November 2019
<strong>Automationspraxis</strong><br />
Interview des Monats<br />
exklusiv<br />
Bild: ABB<br />
November 2019 17
_Interview des Monats<br />
Bild: ABB<br />
eines Roboters steigern und eine höhere Zuverlässigkeit<br />
garantieren. Außerdem lassen sich Prozesse<br />
durch Echtzeit-Datenanalysen optimieren. ABB<br />
Ability Connected Services verwenden beispielsweise<br />
Cloud-basierte Analysen, um die Leistung<br />
einzelner Roboter oder ganzer Flotten zu untersuchen,<br />
miteinander zu vergleichen und diejenigen<br />
zu identifizieren, die unterdurchschnittlich abschneiden<br />
oder gewartet werden müssen. Ein anderes<br />
Beispiel ist der Ability Connected Atomizer,<br />
der erste vernetzte, mit Sensoren ausgerüstete Zerstäuber<br />
für Lackierroboter, der eine intelligente<br />
Echtzeit-Diagnose und präzise Farbsteuerung zur<br />
Optimierung der Lackierqualität ermöglicht.<br />
AP: Und in Zukunft?<br />
Reger: In Zukunft wird die statistische Analyse<br />
von Prozessdaten aus einer Zelle oder Linie immer<br />
wichtiger. Künstliche Intelligenz und maschinelles<br />
Lernen ermöglichen es, gesammelte Daten in nützliche<br />
Informationen umzuwandeln. Sie identifizieren<br />
komplexe Muster, sammeln Erfahrungen und<br />
nutzen diese, um die Prozesse kontinuierlich zu<br />
optimieren. Beispiele dafür sind Erkennung und<br />
Identifikation von Objekten, die Suche nach optimalen<br />
Kommissionierungsvektoren oder die effiziente<br />
Zusammenstellung von Teilen.<br />
Mit dem Cobot Yumi ist<br />
ABB ein Pionier der kollaborativen<br />
Robotik.<br />
Yumi gibt es neben der<br />
Zweiarm-Variante auch<br />
als Einarm-Cobot.<br />
AP: Seit 2017 gehört B&R zum ABB-Konzern:<br />
Welche Rolle spielen B&R-Technologien für die<br />
ABB-Vision der Fabrik der Zukunft?<br />
Reger: B&R-Produkte wie intelligenten Transportsysteme<br />
und das vollständig integrierte<br />
Vision-System spielen für die Fabrik der Zukunft<br />
eine entscheidende Rolle. Auf der Hannover Messe<br />
haben wir zum Beispiel eine gemeinsame Lösung<br />
von ABB und B&R für die Fabrik der Zukunft<br />
gezeigt: In einer Montagezelle arbeiteten<br />
kollaborative ABB-Yumi-Roboter mit dem flexiblen<br />
Transportsystem Supertrak von B&R zusammen,<br />
um Armbanduhren in Losgröße 1 zusammenzusetzen.<br />
Die Roboter stellen die Präzision bei<br />
der Montagearbeit sicher, während das flexible<br />
Transportsystem den zeitgerechten Transport aller<br />
Teile von einer Station zur nächsten koordiniert.<br />
18 November 2019
_Interview des Monats<br />
Bild: ABB/Jürgen Jeibmann Photographik<br />
Die Software Safemove2 macht auch Schwerlastroboter zu kollaborativen Robotern.<br />
Bild: ABB<br />
ABB Ability Connected Services verwenden<br />
Cloud-basierte Analysen, um die<br />
Leistung einzelner Roboter oder ganzer<br />
Flotten zu untersuchen und miteinander<br />
zu vergleichen.<br />
AP: Wo gibt es Synergien für den ABB-Roboter-<br />
Bereich mit B&R-Technologien?<br />
Reger: Durch die Kombination von Maschinenund<br />
Fabrikautomation mit Roboterlösungen und<br />
unserer Digital-Plattform ABB Ability bieten wir<br />
unseren Kunden einen One-Stop-Shop, um die flexible<br />
Fabrik der Zukunft zu gestalten. Ein Beispiel:<br />
Früher konnten Füllmaschinen nur eine bestimmte<br />
Anzahl von Flaschen einer Art von Shampoo<br />
pro Minute befüllen; heute können dieselben<br />
Flaschen mit einer anderen Art von Shampoo für<br />
jede Flasche bei gleicher Geschwindigkeit befüllt<br />
und individuell gestaltet werden. Dies ist nur<br />
durch die Kombination von ABB-Robotern und<br />
Maschinenautomation möglich.<br />
AP: Wird es auch eine integrierte B&R-Maschinensteuerung<br />
geben, die ABB-Roboter direkt<br />
ansteuert?<br />
Reger: B&R hat eine Plattform, mit der Roboter<br />
nahtlos in eine mit B&R-Software automatisierte<br />
Maschine integriert werden. Der Kunde wählt einfach<br />
in der B&R-Automatisierungs-Software den<br />
jeweiligen Roboter aus und kann diesen mithilfe<br />
von mapp Technology ganz einfach in die Maschinenautomatisierung<br />
integrieren und perfekt synchronisieren.<br />
Eine ähnliche Lösung streben wir für<br />
die Integration von ABB-Robotern an.<br />
↓<br />
ABB Robotics<br />
www.abb.de/robotics; SPS Halle 4, Stand 420<br />
November 2019 19
_Industrie 4.0<br />
Forschung im praktischen Einsatz<br />
Wandlungsfähige<br />
Produktionstechnik<br />
Wie kann wandlungsfähige Produktionstechnik aussehen? Daran hat<br />
Phoenix Contact in einem it‘s OWL Projekt geforscht. Mittlerweile<br />
laufen mehrere Produktionsanlagen bei Phoenix Contact danach.<br />
Produktionsstrukturen und<br />
Produktionstechnik können<br />
durch eine teilweise Selbstorganisation<br />
flexibler werden und<br />
setzen dann keine zentrale Steuerung<br />
mehr voraus. Die Selbstkonfiguration<br />
beruht auf Methoden<br />
zur automatischen Konfiguration<br />
von Echtzeitkommunikationssystemen<br />
und der semantischen<br />
Selbstbeschreibungsfähigkeit von<br />
Systemen, Modulen und Komponenten<br />
der Produktionstechnik.<br />
Die Komplexität der Inbetriebnahme<br />
und die Anpassung von Automatisierungssystemen<br />
kann durch<br />
Selbstkonfiguration wesentlich reduziert<br />
und vereinfacht werden.<br />
Mit dem Forschungsprojekt „Automation<br />
für wandlungsfähige<br />
Produktionstechnik“ verfolgte<br />
Phoenix Contact daher das Ziel,<br />
intelligente Komponenten für Automatisierungstechnik<br />
im Maschinen-<br />
und Anlagenbereich zu entwickeln.<br />
Dadurch sollte eine einfache<br />
Rekonfiguration von Produktionsanlagen<br />
ermöglicht werden. Durch<br />
die automatische Konfiguration<br />
bei Planung und Betrieb müssen<br />
nicht alle Fertigungsvarianten bereits<br />
während des Entwurfs einer<br />
Anlage berücksichtigt werden. Die<br />
Anlage reagiert zudem flexibel auf<br />
Veränderungen.<br />
Die Schnittstellen des Fertigungsleitsystems<br />
gewährleisten zudem<br />
den einfachen Austausch von Auftrags-<br />
und Produktdaten mit bestehenden<br />
Systemen und der Steuerungstechnik.<br />
Die Datenkette mittels<br />
eines digitalen Artikels vereinfacht<br />
den Engineering- und Fertigungsprozess,<br />
reduziert den Engi-<br />
Foto: Phoenix Contact<br />
Wandlungsfähige<br />
Produktionstechnik<br />
bei<br />
Phoenix Contact.<br />
neeringaufwand, verkürzt Produktionsanläufe<br />
und ermöglicht automatisierte<br />
Produktionsprogrammierung.<br />
Neues Leitprojekt<br />
digitaler Zwilling<br />
Die Durchgängigkeit der Daten<br />
und die wandlungsfähige Produktion<br />
machen die Vorteile der Massenfertigung<br />
für die individuelle<br />
Produktion nutzbar – und das sogar<br />
bei Losgröße 1. Darum werden<br />
die Ergebnisse bei Phoenix Contact<br />
inzwischen auch in weiteren<br />
Produkten umgesetzt.<br />
Aber auch in die Forschung wird<br />
weiter investiert: Aus den vielversprechenden<br />
Ergebnissen des ersten<br />
Projekts und der Weiterentwicklung<br />
in der Praxis ist eines der<br />
aktuellen Leitprojekte von it‘s<br />
OWL entstanden: technische Infrastruktur<br />
für digitale Zwillinge.<br />
Ziel des dreijährigen Projekts ist<br />
die Entwicklung und Erprobung<br />
einer technischen Infrastruktur für<br />
digitale Zwillinge. Neben Phoenix<br />
Contact beteiligen sich Lenze,<br />
KEB, Bosch Rexroth und Weidmüller.<br />
↓<br />
it‘s OWL Clustermanagement<br />
GmbH<br />
www.its-owl.de<br />
Phoenix Contact GmbH & Co. KG<br />
www.phoenixcontact.de<br />
SPS Halle 9, Stand 310<br />
20 November 2019
Bild: MPDV<br />
Besuchen Sie uns!<br />
26.-28. 11. 2019 Hall 7 / booth 206/114<br />
Neue Apps für<br />
Fabrik-Ökosystem<br />
MPDVs App-Ökosystem rund<br />
um die Manufacturing Integration<br />
Platform (MIP)<br />
wächst. Mit der MIP bietet<br />
MPDV Fertigungsunternehmen,<br />
Softwareentwicklern,<br />
Maschinenherstellern und<br />
Systemintegratoren die Möglichkeit,<br />
eigene Apps in das<br />
Ökosystem einzubringen, vorhandene<br />
Apps zu nutzen und<br />
diese beliebig miteinander zu<br />
kombinieren. Das Spektrum<br />
verfügbarer Apps für MIP<br />
reicht von der Datenerfassung<br />
über die Visualisierung und<br />
Analyse bis hin zur Anbindung<br />
anderer Plattformen.<br />
Beispielsweise koppelt Lana<br />
Labs die Anwendung Process<br />
Mining zur Analyse von Kosteneinsparungspotenzialen<br />
in<br />
der Fertigung an MIP. Aucobo<br />
bietet eine App zur Darstellung<br />
von Informationen aus<br />
der Fertigung auf Smartwatches<br />
an. Und Arkite entwickelt<br />
eine Anwendung zur<br />
korrekten Ausführung von<br />
Kommissionier- und Montagearbeiten.<br />
MPDV bietet zudem<br />
eigene Apps für das MIP-<br />
Ökosystem an. Dazu zählen<br />
ein flexibles Information<br />
Dashboard oder Analysetools<br />
zur Qualitätssicherung (Predictive<br />
Quality).<br />
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MPDV Mikrolab GmbH<br />
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Datendurchblick dank<br />
Schraubvernetzung<br />
Mit der Cockpit Software von<br />
Deprag Schulz können Montageaufgaben<br />
zentral überwacht,<br />
analysiert und optimiert werden.<br />
Dank Cockpit behält der<br />
Anwender den Überblick über<br />
beliebig viele Steuerungen der<br />
Schraubtechnik – herstellerunabhängig.<br />
Die Software sammelt<br />
alle montagebezogenen Produktionsdaten,<br />
dabei können die Fertigungsanlagen sogar weltweit<br />
verteilt sein. Schraubkurven können dann direkt übereinander<br />
gelegt werden. Unterschiedliche Geräte, Stationen oder einzelne<br />
Arbeitsschichten werden miteinander verglichen. Darüber hinaus<br />
können NIO-Verschraubungen gefiltert werden, sodass<br />
Fehler im Montageprozess leicht gefunden werden. Durch Überwachung<br />
fallen kritische Anwendungsfälle sofort auf. Die Software<br />
erlaubt die Überwachung und Auswertung von Schraubsteuerungen<br />
und liefert Analysewerkzeuge für eine stetige Prozessoptimierung.<br />
↓<br />
Bild: Deprag Schulz<br />
Deprag Schulz GmbH u. CO.<br />
www.deprag.com<br />
UV<br />
IR<br />
November 2019 21
Forschung & Praxis<br />
IPA exklusiv<br />
Serie Industrie 4.0<br />
Roboterungenauigkeiten aufspüren und minimieren<br />
_Industrie 4.0<br />
Hochgenaue Roboter<br />
Genaue Robotersysteme ermöglichen einen effizienten Robotereinsatz<br />
insbesondere bei der Offlineprogrammierung. Das Fraunhofer<br />
IPA bietet deshalb Verfahren, mit denen die Genauigkeit auch komplexer<br />
Robotersysteme vermessen und verbessert werden kann.<br />
Hochgenaue Robotersysteme sind<br />
insbesondere für die Offline-Programmierung<br />
oder auch für Bearbeitungsprozesse<br />
entscheidend.<br />
(Quelle: Fraunhofer IPA)<br />
Fertigungstoleranzen ausgeglichen werden. Hinzu<br />
kommen jährliche Überprüfungen. Besteht die Ungenauigkeit<br />
weiterhin, gilt es, die Ursache zu finden.<br />
Zum Einsatz kommen bei diesen Analysen sowohl<br />
vorhandene interne als auch zusätzliche externe Sensoren,<br />
wie Lasertracker, Laserscanner, mechanische<br />
und optische Messtaster oder Indoor GPS. Welche<br />
Sensorik am sinnvollsten ist, hängt stark von der Anwendung<br />
ab.<br />
Hochwertige Ausstattung im Labor<br />
Was Robotergenauigkeit ist, definiert die ISO<br />
9283: Die Wiederholgenauigkeit beschreibt,<br />
wie genau ein Robotersystem eine einmal<br />
angefahrene Position beim erneuten Anfahren erreicht.<br />
Die Absolutgenauigkeit hingegen beschreibt,<br />
wie genau ein Robotersystem eine theoretisch programmierte<br />
Position in der Realität anfährt. Typischerweise<br />
sollten Robotersysteme standardmäßig auf<br />
0,1 mm wiederhol- und auf 1 mm absolutgenau sein.<br />
Die Stärke von Robotern ist also die Wiederhol- und<br />
weniger die Absolutgenauigkeit. Die Bahngenauigkeit<br />
gibt den maximalen Abstand der Ist- zur Soll-Bahn<br />
an, zum Beispiel beim Bahnschweißen.<br />
Großen Einfluss auf die Robotergenauigkeit haben<br />
die Getriebesteifigkeit, Justagefehler der Achsen, die<br />
Umgebungstemperatur und die thermische Ausdehnung<br />
durch die Motorwärme. Auch Kollisionen können<br />
die Genauigkeit reduzieren und einen Justagefehler<br />
verursachen. Um die Genauigkeit zu verbessern,<br />
werden Roboter noch im Werk kalibriert. So können<br />
Ein wirkungsvolles Verfahren zur Verbesserung der<br />
Genauigkeit ist es, Sensoren am Robotersystem einzusetzen<br />
und Kalibrierkörper anzufahren. In den Forschungslabors<br />
am IPA ist hierfür eine hochwertige<br />
Ausstattung vorhanden, deren Anschaffung für Firmen<br />
oft zu kostspielig ist. So gibt es unter anderem einen<br />
Absolute Tracker AT960 von Leica, der Positionen<br />
zum Beispiel eines Reflektors mit einer Abtastrate<br />
von 1000 Hertz und einer Genauigkeit von bis zu 15<br />
μm messen kann.<br />
Verursachen die Gelenke die Ungenauigkeiten, können<br />
Winkelmessungen auf der Armseite des Gelenks<br />
anstatt auf der Motorseite diese Effekte messbar machen.<br />
Regelt man die Effekte aus, kann dies die Absolutgenauigkeit<br />
des Roboters signifikant auf ± 0,25<br />
mm verbessern. Das Fraunhofer IPA hat beispielsweise<br />
eine überlagerte Onlineregelung für einen genauen<br />
Bearbeitungsroboter mit sensorgeführter Zerspanung<br />
umgesetzt. Hierbei verfährt der Roboter das zu bearbeitende<br />
Werkstück an eine Spindel, die auf einer Aus-<br />
22 November 2019
_Industrie 4.0<br />
Das Fraunhofer IPA kann Robotersysteme<br />
vermessen und die Genauigkeit<br />
mithilfe verschiedener Methoden verbessern.<br />
gleichsaktorik platziert ist. Diese Aktorik verbunden<br />
mit einem weiteren Messsystem und dem Endeffektortracking<br />
steigert die Dynamik und erreicht eine Genauigkeit<br />
von 0,1 mm.<br />
Das Fraunhofer IPA hat bereits Kompensationsstrategien,<br />
Softwaremodule und Methoden zur Genauigkeitssteigerung<br />
für Pick&Place-Aufgaben, oversprayfreies<br />
Lackieren, roboterbasiertes Fräsen, Bohren und<br />
(Quelle: Fraunhofer IPA)<br />
Entgraten und für die Kalibrierung von Sondermaschinen<br />
wie Seilrobotern entwickelt. Dabei verändern<br />
die Forscher nicht die Mechanik des Roboters. Sie<br />
können jedoch das kinematische Modell verbessern.<br />
Und wenn ein genaueres Modell zur Darstellung des<br />
Roboters vorliegt, stimmen die programmierten Posen<br />
wieder besser mit der Realität überein.<br />
Mehrwerte genauer Robotersysteme<br />
Der wichtigste Vorteil eines ausreichend genauen Robotersystems<br />
ist die Übereinstimmung zwischen theoretisch<br />
programmierter und tatsächlich erreichter Pose,<br />
weil dann das Nachteachen entfällt. So geht die<br />
Programmierung schneller und der Roboter kann in<br />
die CAD-/CAM-Toolchain eingebunden werden. Zudem<br />
können ausreichend genaue Robotersysteme in<br />
manchen Fällen teurere Werkzeugmaschinen ersetzen.<br />
Nachbearbeitungsaufgaben wie das Entgraten oder<br />
Verrunden können so kostengünstiger automatisiert<br />
werden. Es lohnt sich also, die Genauigkeit eines Roboters<br />
einmal auf den Prüfstand zu stellen. ↓<br />
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und<br />
Automatisierung IPA<br />
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November 2019 23
_Industrie 4.0<br />
Interview: Mikko Nyman, CEO, Fastems Group<br />
„Wir decken mit einer<br />
Software alles ab“<br />
Wieso Fastems den Produktionsstandort Issum schließt, was hinter der Koope -<br />
ration mit Halter CNC steckt und warum Software für Fastems so wichtig ist,<br />
erläutert Fastems-CEO Mikko Nyman.<br />
Autor: Armin Barnitzke/Dr. Frank-Michael Kieß<br />
Mikko Nyman ist<br />
2014 als CFO zu<br />
Fastems gekommen.<br />
Davor war<br />
er neun Jahre<br />
für Sandvik in<br />
Schweden tätig.<br />
Seit Mai 2019 ist<br />
Nyman nun CEO<br />
bei Fastems.<br />
AP: Sie haben kürzlich ein Joint-<br />
Venture mit Halter CNC geschlossen.<br />
Warum?<br />
Nyman: Fastems entwickelt und<br />
produziert seit mehreren Jahren<br />
für Halter den Loadassistant, ein<br />
Plug&Play-Robotersystem zur automatischen<br />
Beladung von CNC-<br />
Maschinen. Als logischen nächsten<br />
Schritt bündeln Fastems und Halter<br />
nun ihre Kräfte, um einen starken<br />
End-to-End-Player für<br />
Plug&Play-Automatisierungslö-<br />
Bild: Konradin/Kieß<br />
sungen zu schaffen. Im Rahmen<br />
der Zusammenarbeit wird Halter<br />
seine Marketing- und Vertriebskapazitäten<br />
sowie den Vertriebskanal<br />
in das Gemeinschaftsunternehmen<br />
einbringen, während Fastems die<br />
Bereiche Produktentwicklung und<br />
Lieferkette einbringt. Der Schwerpunkt<br />
des Joint-Ventures liegt auf<br />
der Plug&Play-Automatisierung<br />
mit dem Loadassitant, während<br />
sich Fastems weiterhin auf intelligente<br />
Automatisierungslösungen<br />
mit der Marke Fastems konzentrieren<br />
wird.<br />
AP: Gleichzeitig schließt Fastems<br />
seinen Produktions- und<br />
Entwicklungsstandort in Issum<br />
und konzentriert seine Produktion<br />
nun in Finnland. Issum galt<br />
als Robotik-Kompetenzzentrum<br />
bei Fastems – spielt Robotik also<br />
nur noch eine untergeordnete<br />
Rolle für Fastems?<br />
Nyman: Fastems fokussiert sich<br />
auf intelligente Automatisierungssysteme<br />
unter Verwendung der eigenen<br />
MMS-Produktionssteuerungssoftware.<br />
und konzentriert<br />
seine Produktion nun in Tampere<br />
in Finnland. Die Robotik spielt dabei<br />
eine sehr wichtige und ständig<br />
wachsende Rolle im Angebot von<br />
Fastems und Tampere ist neben<br />
dem Palettenhandling auch ein<br />
Kompetenzzentrum für Robotik.<br />
Die Grenzen zwischen Palettenund<br />
Teilehandling verschwimmen<br />
ohnehin und es kommt immer<br />
häufiger vor, dass beide im gleichen<br />
Automatisierungssystem zu<br />
sehen sind, das eben von der Fastems<br />
MMS-Software gesteuert<br />
wird. Die Intelligenz unserer Automatisierungslösungen<br />
und die zusätzliche<br />
Wertschöpfung steckt in<br />
unserer Software – und in deren<br />
Weiterentwicklung investieren wir.<br />
AP: Software ist also Ihr Differenzierungsmerkmal?<br />
Nyman: Ja, genau. Den wahren<br />
Unterschied macht unsere Manufacturing<br />
Management Software<br />
(MMS), die als fortschrittlichste<br />
Lösung zur Fertigungsautomation<br />
gilt und kontinuierlich weiterentwickelt<br />
wird. Natürlich haben sich<br />
viele andere davon inspirieren lassen<br />
und eigene Produkte entwickelt,<br />
aber ich denke, wir sind immer<br />
einen Schritt voraus. Außerdem<br />
sind andere Anbieter meist<br />
spezialisiert auf einen Teilbereich,<br />
etwa auf die Automation von Fräsoder<br />
von Drehbearbeitung. Wir<br />
decken mit einer Software alles ab:<br />
Fräsen, Drehen und auch manuelle<br />
Arbeiten. Diese Bandbreite bietet<br />
sonst keiner. Unsere Software ist<br />
auch unabhängig vom Transportgerät:<br />
Ob Ladeportal, Roboterzelle,<br />
fahrerloses Transportsystem<br />
oder manueller Transport – wir<br />
decken alles ab.<br />
AP: Was unterscheidet Sie dann<br />
von Unternehmenssoftwareriesen<br />
wie SAP?<br />
24 November 2019
_Industrie 4.0<br />
Nyman: Viele unserer Kunden sagen:<br />
Ihr seid nicht irgend so ein<br />
ERP-Unternehmen, sondern Ihr<br />
riecht noch nach Kühlmittel. Damit<br />
meinen sie, dass wir aus der<br />
Fertigung kommen und verstehen,<br />
welche Anforderungen dort bestehen.<br />
Mir gefallen solche Kommentare<br />
sehr und ich möchte daher<br />
diesen Geruch nach Kühlmittel<br />
beibehalten.<br />
AP: Und wie fügen sich Ihre<br />
MMS-Systeme in die großen IoT-<br />
Plattformen à la SAP ein?<br />
Nyman: Wir können natürlich<br />
nicht alles das, was SAP kann –<br />
und das wollen wir auch nicht.<br />
Wir kommen von der Fabrikebene<br />
und ergänzen Systeme wie SAP,<br />
weil die den Fertigungsbereich<br />
nicht so gut verstehen wie wir –<br />
das sagen zumindest unsere Kunden.<br />
Unser Ansatz ist es, neue Softwareschichten<br />
oberhalb dessen<br />
einzuziehen, was wir heute anbieten,<br />
um die Automation auf die<br />
Fabrikebene zu heben.<br />
AP: Profitiert Fastems als finnisches<br />
Unternehmen davon, dass<br />
es in Finnland viele Fachkräfte<br />
aus der IT-Industrie gibt?<br />
Nyman: Ganz klar. Tampere ist<br />
zwar das traditionelle Zentrum<br />
der finnischen Fertigungsindustrie,<br />
aber später hat auch Nokia dort<br />
„Unser Softwarebereich ist sehr stark gewachsen.<br />
Drei Viertel unserer Ingenieure sind schon Software -<br />
ingenieure.“<br />
viele Entwicklungszentren auf -<br />
gebaut. Als diese Mitarbeiter frei<br />
wurden, sind sie zu verschiedenen<br />
Industrieunternehmen gewechselt,<br />
um deren Softwarefähigkeiten zu<br />
stärken – Fastems war eines<br />
davon. Unser Softwarebereich ist<br />
sehr stark gewachsen. Heute<br />
Was sich jetzt ändert bei Fastems in Issum<br />
Fastems stellt Entwicklung und Produktion<br />
bei der deutschen Fastems Systems<br />
GmbH in Issum ein und zentralisiert die<br />
Produktion im finnischen Tampere, um<br />
der „wachsenden Nachfrage nach intelligenten<br />
und agilen Fertigungssystemen<br />
mit auf die jeweilige Anwendung optimierter<br />
Software nachkommen“, so<br />
CEO Mikko Nyman.<br />
Die in Issum in Entwicklung und Produktion<br />
beschäftigten Mitarbeiter will<br />
Fastems zum einen im Kundenservice<br />
einsetzen, um so die Kundenbetreuung<br />
in der DACH-Region zu verstärken.<br />
Zum anderen sollen einige der Issumer<br />
Fastems-Mitarbeiter in das Joint-venture<br />
haben wir dort rund 100 Mit -<br />
arbeiter, die ausschließlich dort<br />
tätig sind. Drei Viertel unserer<br />
Ingenieure sind schon Software -<br />
ingenieure.<br />
↓<br />
Fastems Systems GmbH<br />
www.fastems.de<br />
Mikko Nyman, Fastems<br />
wechseln, das Fastems mit Halter CNC<br />
Automation aus den Niederlanden gründet.<br />
Fastems arbeitet seit 2013 eng mit<br />
der Halter CNC zusammen, um deren<br />
Roboterzelle zur Werkzeugmaschinen-<br />
Beladung Loadassistant weiterzuentwickeln<br />
und zu produzieren.<br />
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November 2019 25
_Trend des Monats<br />
Grundsätze und Trends des maschinellen Lernens<br />
Machine Learning für<br />
Produktion und Robotik<br />
Künstliche Intelligenz und Machine Learning sind in aller Munde. Doch worum<br />
geht es bei den Technologien überhaupt? Welchen Stand haben sie momentan?<br />
Und was sind die Vorteile beim Einsatz von Machine Learning in Produktion und<br />
Robotik?<br />
Prof. Dr. Marco Huber, Fraunhofer IPA<br />
Bild: Aobe Stock/Kaikoro<br />
26 November 2019
<strong>Automationspraxis</strong><br />
Trend des Monats<br />
exklusiv<br />
„Grundsätzlich geht es beim Machine Learning<br />
darum, Muster in Daten zu erkennen und dieses<br />
Wissen zur Problemlösung einzusetzen.“<br />
Prof. Dr. Marco Huber, Fraunhofer IPA<br />
Das häufigste Verfahren beim Machine<br />
Learning ist Deep Learning. Deep<br />
Learning nutzt künstliche neuronale<br />
Netze, deren Arbeitsweise sich an den<br />
Vorgängen im menschlichen Gehirn<br />
orientiert. Bei künstlichen neuronalen<br />
Netzen sind die Neuronen typischerweise<br />
in Schichten angeordnet.<br />
Künstliche Intelligenz (KI) ist keine brandneue<br />
Technologie. Erste Anfänge reichen<br />
bis in die 1950er-Jahre des vergangenen<br />
Jahrhunderts zurück. Allerdings sind tatsächlich<br />
erst seit einigen Jahren die technischen Voraussetzungen<br />
vorhanden, um Machine Learning in<br />
industrielle Anwendungen zu bringen. Hierzu<br />
gehört zuvorderst die Digitalisierung und die zunehmende<br />
Vernetzung von Produktionsmaschinen<br />
verbunden mit leistungsstarken Sensoren und hoher<br />
Rechenkapazität. Letztere ist nötig, damit die<br />
große Menge erzeugter Daten auch verarbeitet<br />
und sinnvoll ausgewertet werden kann.<br />
Oft werden die Begriffe Künstliche Intelligenz (KI)<br />
und Machine Learning (ML) synonym oder mindestens<br />
in einem Atemzug genannt. Zunächst gilt:<br />
KI ist der Oberbegriff für viele Problemlösungsmethoden,<br />
darunter Logik und Planungsverfahren,<br />
für die üblicherweise viel menschliche Intelligenz<br />
erforderlich wäre. Auch Machine Learning<br />
ist eine dieser Methoden und aktuell wohl die am<br />
meisten beforschte und angewandte.<br />
Grundsätzlich geht es beim Machine Learning<br />
darum, Muster in Daten zu erkennen und dieses<br />
Wissen zur Problemlösung einzusetzen. Außerdem<br />
wird der Ansatz der traditionellen Datenverarbeitung<br />
umgewandelt: Bisher war es nötig, für einen<br />
Computer ein Programm zu schreiben, das mit -<br />
hilfe von Eingabendaten Ausgaben erzeugt. Dieses<br />
Programm zu erstellen, ist aufwendig und erfordert<br />
Fachwissen. Mithilfe von Machine Learning<br />
soll sich der Computer nun selbst programmieren.<br />
Hierfür erhält er Eingabedaten und, je nach Machine-Learning-Methode,<br />
auch Ausgabedaten und<br />
erstellt darauf basierend automatisch das erforderliche<br />
Programm.<br />
Drei Methoden des Lernens<br />
Es gibt drei Methoden maschinellen Lernens:<br />
· Beim überwachten Lernen liegen dem Algorithmus<br />
Eingabe- und Ausgabedaten vollständig vor.<br />
Konkret heißt das: Wenn beispielsweise ein Bild<br />
mit einer Katze erkannt werden soll, muss der Algorithmus<br />
vorher hunderte Bilder mit dem Label<br />
„Katze“ gesehen haben, um zu wissen, ob er ein<br />
unbekanntes Bild als Katze klassifizieren soll.<br />
· Beim unüberwachten Lernen stehen nur die Eingabedaten<br />
bereit und der Algorithmus erzeugt<br />
November 2019 27
_Trend des Monats<br />
selbstständig so genannte Cluster, also Merkmalsgruppen.<br />
· Die dritte Methode ist das Verstärkungslernen<br />
(Reinforcement Learning): Hier erhält der Algorithmus<br />
ein Belohnungssignal, um schrittweise<br />
besser zu werden.<br />
Beispiel Deep Learning<br />
Das häufigste Verfahren beim Machine Learning<br />
ist Deep Learning. Deep Learning nutzt tiefe<br />
künstliche neuronale Netze, um Erkenntnisse aus<br />
Daten zu gewinnen. Die Arbeitsweise künstlicher<br />
neuronaler Netze orientiert sich an den Vorgängen<br />
im menschlichen Gehirn, das schätzungsweise aus<br />
86 Milliarden Nervenzellen besteht. Jede Nervenzelle<br />
(Neuron) ist mit durchschnittlich 10.000 anderen<br />
Neuronen verbunden. Bei künstlichen neuronalen<br />
Netzen sind die Neuronen typischerweise<br />
in Schichten angeordnet und Verbindungen liegen<br />
zwischen Neuronen der direkt aufeinanderfolgenden<br />
Schichten vor.<br />
Typisches Anwendungsbeispiel ist die Bildverarbeitung.<br />
Anhand von einzelnen Pixeln kann ein<br />
neuronales Netz nach diversen Rechenschritten<br />
ausgeben, um welches Objekt es sich handelt. Voraussetzung<br />
für diese automatische Auswertung<br />
von Daten ist, dass das neuronale Netz trainiert<br />
wird. Hierzu wird die Stärke der einzelnen Verbindungen<br />
zwischen den Neuronen so angepasst,<br />
dass das Netz möglichst wenig Fehler bei der Zuordnung<br />
der Daten zu einer Klasse macht.<br />
Zur Anpassung der Verbindungsstärke (auch als<br />
Gewicht bezeichnet) kommen spezialisierte mathematische<br />
Optimierungsverfahren zum Einsatz.<br />
Für ein gutes Training des Netzes muss es eine<br />
Vielzahl an Eingabedaten, also beispielsweise gelabelte<br />
Bilder, erhalten, und für diese muss zunächst<br />
ein Mensch die richtige Ausgabeinforma -<br />
tion angeben. Praktischerweise gibt es bereits umfangreiche<br />
Bilddatenbanken mit gelabelten Daten,<br />
z.B. ImageNet, sodass grundlegendes Trainingsmaterial<br />
vorhanden ist.<br />
Anwendung in der Produktion<br />
Machine Learning bietet viele Einsatzmöglichkeiten<br />
in der Produktion. Schon die Produktionsplanung<br />
und der Aufbau von Anlagen können damit<br />
automatisierter und schneller ablaufen. Bei laufender<br />
Produktion kann Machine Learning die Qualität<br />
des Erzeugnis progostizieren, um bei Bedarf<br />
Produktionsparameter direkt ändern zu können.<br />
Ein weiteres Thema für Machine Learning-<br />
Methoden ist Predictive Maintenance, also die vorausschauende<br />
Instandhaltung, bei der zum genau<br />
richtigen Zeitpunkt Komponenten ausgetauscht<br />
und somit Stillstände verhindert werden.<br />
Hinzu kommen neue Geschäftsmodelle auf Basis<br />
aller verfügbaren Daten. Ein Beispiel ist das Ver-<br />
Prof. Dr. Marco Huber: „Machine Learning bietet viele<br />
Einsatzmöglichkeiten in Produktion und Robotik. Viele<br />
dieser Möglichkeiten stehen aber noch am Anfang.“<br />
kaufen einer Dienstleistung anstelle einer Maschine:<br />
Der Kunde mietet die Maschine und bezahlt,<br />
was er genutzt hat. Das funktioniert aber wiederum<br />
nur, wenn der Hersteller ein bestimmtes Servicelevel<br />
sicherstellen kann, beispielsweise eine<br />
Verfügbarkeit von 99 Prozent.<br />
Anwendung in der Robotik<br />
Neben der Produktion ist auch die Industrierobotik<br />
ein großer Profiteur der gesteigerten Forschungsaktivitäten<br />
von Machine Learning und<br />
dies in dreierlei Hinsicht:<br />
· Die Bildverarbeitung ist eine Schlüsseltechnologie,<br />
um Objekte zu identifizieren und zu lokalisieren<br />
oder um Umgebungen zu erfassen. Hier sind<br />
Algorithmen des Machine Learning verbreitet, um<br />
die Erkennungsleistungen zu optimieren.<br />
· Weiterhin wird Machine Learning zunehmend<br />
zur intuitiven Instruktion von Robotern genutzt.<br />
So werden Programmierzeiten von Industrierobotern<br />
durch den Einsatz automatischer Trajektorien-Planer<br />
und Programmgeneratoren verkürzt.<br />
· Außerdem wird begonnen, Machine Learning<br />
auch zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit des<br />
Roboters zu nutzen: Genauigkeitssteigerung,<br />
Geschwindigkeitsoptimierungen oder Standzeitverbesserung<br />
können durch typische Methoden<br />
der KI wie genetische Algorithmen oder Reinforcement<br />
Learning erzielt werden.<br />
Bild: Fraunhofer IPA<br />
28 November 2019
_Trend des Monats<br />
Zum Autor und zum Zentrum für<br />
Cyber Cognitive Intelligence<br />
Prof. Dr. Marco Huber leitet die Abteilung Kognitive<br />
Produktionssysteme am Institut für Industrielle Fertigung<br />
und Fabrikbetrieb (IFF) der Universität Stuttgart<br />
sowie das Zentrum für Cyber Cognitive Intelligence<br />
(CCI) am Fraunhofer IPA. Das CCI ist 2018 ist eröffnet<br />
worden und treibt mit angewandter Forschung den<br />
Einsatz maschineller Lernverfahren in industriellen<br />
Produktionsprozessen voran, indem es Wissen und<br />
Technologien in die Praxis überträgt. Es unterstützt vor<br />
allem kleine und mittelständische Unternehmen bei<br />
allen Fragen zum Thema Machine Learning für die<br />
Produktion und der Erprobung und Umsetzung maßgeschneiderter<br />
Lösungen.<br />
↓<br />
Bild: Fraunhofer IPA<br />
Forschungstrends<br />
Aktuell stehen die Möglichkeiten von Machine<br />
Learning in Produktion und Robotik noch am Anfang.<br />
Es gibt zwar Bereiche, in denen es bereits einen<br />
festen Platz hat (wie die Bildverarbeitung),<br />
aber andere Themen sind forschungslastiger.<br />
· Das derzeit dominanteste Forschungsthema ist<br />
das Deep Learning. Ein weiteres Thema ist Meta-<br />
Learning, also zu lernen, wie man lernt. Dieses<br />
Prinzip des menschlichen Lernens zielt auf die<br />
möglichst effiziente Nutzung der Daten ab. Die<br />
Forschung arbeitet daran, dieses Prinzip auch für<br />
Machine Learning nutzbar zu machen. Ein Bei-<br />
spiel hierfür ist das Übertragen von Erfahrungen<br />
aus einmal Gelerntem auf ähnliche Aufgaben.<br />
· Nicht zuletzt ist die Erklärbarkeit der Ergebnisse<br />
im Machine Learning ein Forschungsfeld. Noch<br />
liegt die Funktionsweise der meisten Machine<br />
Learning-Verfahren nur als Black Box vor. Man<br />
gibt Daten in den Algorithmus und erhält Ergebnisse,<br />
aber es ist nicht nachvollziehbar, wie das Ergebnis<br />
zustande kommt. Aus der Black Box muss<br />
also bestenfalls eine White Box werden. ↓<br />
Zentrum für Cyber Cognitive Intelligence CCI<br />
am Fraunhofer IPA<br />
https://www.ipa.fraunhofer.de/zcci<br />
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November 2019 29
_Trend des Monats<br />
Ein Modell ist immer nur so gut wie die Daten beim Lernen<br />
Machine Learning im<br />
praktischen Einsatz<br />
In der Automation wird zunehmend Machine Learning eingesetzt,<br />
etwa für Predictive Maintenance. Für einen Erfolg des Machine<br />
Learning müssen jedoch einige Voraussetzungen erfüllt sein.<br />
Autoren: Alexander von Birgelen, Arno Martin Fast, Phoenix Contact<br />
Bild: Phoenix Contact<br />
Wichtig ist zum einen um die Problemdefinition:<br />
Was genau soll mit Machine Learning<br />
getan werden? Je detaillierter der Use Case<br />
beschrieben ist, desto bessere Ergebnisse erhält der<br />
Anwender. Zum anderen ist die schiere Menge an Daten<br />
nicht alles; vielmehr spielen die Aussagekraft über<br />
den gewählten Use Case und die Qualität eine entscheidende<br />
Rolle. Zur Datenqualität gehören Indikatoren<br />
wie der Umfang an fehlenden Werten, die Synchronisation<br />
verschiedener Datenquellen sowie die<br />
Genauigkeit von Zeitstempeln.<br />
In der Praxis stehen Daten oft in unterschiedlichen<br />
Formaten zur Verfügung. Sie müssen vorverarbeitet<br />
werden, um sie einem Machine-Learning-Algorithmus<br />
verständlich zu machen. Machine Learning ist folglich<br />
immer nur so gut wie die Daten, die während der<br />
Lernphase genutzt wurden. Ferner fehlt dem Modell<br />
ein tieferes Verständnis der Daten und des Use Cases.<br />
Ob seine Aussagen deshalb sinnvoll und zuverlässig<br />
sind, muss vom Menschen gründlich evaluiert werden,<br />
bevor das gelernte Modell in die produktive Anwendung<br />
geht.<br />
Stärken von Edge Computing und<br />
Cloud Computing kombinieren<br />
Mögliche Aufgabenverteilung zwischen Cloud Computing und Edge Computing<br />
beim Einsatz von Maschine Learning.<br />
Abgesehen von der Auswahl der Daten und den verwendeten<br />
Modellen, ergeben sich je nach Use Case<br />
verschiedene Anforderungen, wie und wo die Machine-Learning-Modelle<br />
am besten eingesetzt wird. Hier<br />
stellt sich schnell die Frage, ob sich Cloud Computing<br />
oder Edge Computing als die optimale Herangehensweise<br />
herausstellt. Meist ist es sinnvoll, die Stärken<br />
beider Ansätze zu nutzen.<br />
Über die Cloud lassen sich die Daten von weltweit<br />
verteilten Feldgeräten erfassen sowie langfristig<br />
abspeichern. Für das Lernen von Modellen werden<br />
große Datenmengen und viel Rechenleistung benötigt.<br />
30 November 2019
_Trend des Monats<br />
Bild: Phoenix Contact<br />
Ein iterativer<br />
Ansatz ist häufig<br />
der beste Weg. Der<br />
Cross-Industry-Standard<br />
Process for Data Mining (CRISP-DM)<br />
beschreibt die Vorgehensweise beim<br />
Umsetzen von Machine Learning Projekten.<br />
Die Cloud kann die erforderlichen Ressourcen sowie<br />
eine breite Datenbasis bereitstellen.<br />
Nach dem Lernen folgt der Einsatz des Machine Learning<br />
Modells. Dies kann zwar in der Cloud geschehen,<br />
doch je nach Anforderung ist das Edge Computing<br />
ebenfalls als vorteilhaft. Im Vergleich zum Lernen<br />
bedingt die Verwendung des Modells „on the edge“<br />
nur wenig Rechenleistung. Daher kann das Modell<br />
ebenso in auf der Feldebene installierten Geräten genutzt<br />
werden. Weil der Kommunikationsweg wegfällt,<br />
lassen sich schnelle Reaktionszeiten realisieren, die<br />
mit der Cloud nicht erreichbar sind. Mit Edge Computing<br />
ist es außerdem möglich, die Daten bereits im<br />
Gerät vorzuverarbeiten und lediglich Ergebnisse in die<br />
Cloud zu übertragen. So reduziert sich die Datenmenge,<br />
die in die Cloud geschickt wird.<br />
Zunächst ein Modell des normalen<br />
Verhaltens lernen<br />
wie Scrum – kombinieren. So können die zu realisierenden<br />
Use Cases sukzessive verfeinert werden.<br />
Das Beispiel einer Fehlererkennung<br />
verdeutlicht dies: Hierbei geht es um<br />
die frühzeitige Detektierung von<br />
bestimmten Fehlern, respektive<br />
Fehlertypen. Für die Ausführung<br />
mit Machine Learning<br />
folgt daraus, dass alle spezifischen<br />
Fehler, die aufgedeckt<br />
werden sollen, in ausreichender<br />
Menge in den<br />
Trainingsdaten vorhanden<br />
sein müssen. Das bedingt,<br />
dass die Fehler in der Vergangenheit<br />
bereits aufgetreten<br />
und von Experten erkannt/beschriftet<br />
worden sind.<br />
Zu Beginn des Projekts liegen<br />
solche Daten in der Regel nicht<br />
vor, da derartige Fehler im realen<br />
Betrieb der Anlage so gut wie nie vorkommen.<br />
Deshalb bietet es sich an, am<br />
Anfang etwas einfacher zu starten und zunächst<br />
ein Modell des normalen Verhaltens zu lernen.<br />
Dazu werden nur Daten aus dem regulären Betrieb<br />
– also ohne Fehler – benötigt. Das Modell wird<br />
dann trainiert, um Abweichungen vom Normalverhalten<br />
festzustellen. So werden zwar keine bestimmten<br />
Fehler detektiert, aber ein erster Mehrwert erzielt. Die<br />
aufgedeckten Anomalien lassen sich anschließend von<br />
Experten bewerten sowie als spezifische Fehler identifizieren<br />
und beschriften. Im Laufe der Zeit entsteht so<br />
eine Datenbasis für ein Modell, das die eingetretenen<br />
Fehler erkennt und eventuell vorhersagen kann. ↓<br />
Phoenix Contact GmbH & Co. KG<br />
www.phoenixcontact.de; SPS 9, Stand 310<br />
Zu den Autoren<br />
Alexander von Birgelen (li.) und Arno Martin Fast sind<br />
beide Mitarbeiter im Bereich Cloud Engineering bei<br />
Phoenix Contact Electronics GmbH in Bad Pyrmont<br />
Um Use Cases erfolgreich umzusetzen, ist ein iterativer<br />
Ansatz häufig der beste Weg. Im Data-Science-Bereich<br />
gibt es einige Prozessmodelle, wie den Cross-<br />
Industry-Standard Process for Data Mining und dessen<br />
Erweiterung Analytics Solutions Unified Method<br />
for Data Mining. Die beiden iterativen Prozessmodelle<br />
lassen sich gut mit agilen Entwicklungsmethoden –<br />
November 2019 31
_Schweiß- und Blechautomation<br />
Leichtbaukonzepte im Karosseriebau<br />
Smarte Nietsysteme für<br />
sichere Verbindungen<br />
Für Leichtbaukonzepte mit Materialmix im Karosseriebau ist das<br />
Halbhohlstanznieten die Hauptfügetechnologie. Technologie von Tox<br />
Pressotechnik ist nietunabhängig und prozessicher.<br />
Multi-Technologie-Steuerung: Mit einer Software<br />
können Zangen für unterschiedliche Fügeverfahren<br />
gesteuert werden. Somit können Zangen und Fügeverfahren<br />
frei gewechselt werden<br />
Bild: Tox Pressotechnik<br />
Welchen hohen Stellenwert mechanische Fügeverfahren<br />
als Alternative oder auch als Ergänzung<br />
zu thermischen Fügeverfahren inzwischen<br />
haben, verdeutlicht Tox-Pressotechnik-Geschäftsführer<br />
Dr.-Ing. Wolfgang Pfeiffer mit Zahlen:<br />
„Bereits heute finden sich in einem Leichtbau-PKW<br />
sowohl an der Karosserie als auch an Komponenten<br />
mehrere Tausend Nietverbindungen.“ In einer Linienfertigung<br />
mit ca. 1000 Fahrzeugen pro Tag müssten<br />
also rund 2 Millionen Niete qualitäts- und prozesssicher<br />
gesetzt werden.<br />
Tox Pressotechnik sei dabei ein gefragter Partner, da<br />
man aufbauend auf dem eigenen Blechverbindungsverfahren<br />
Clinchen inzwischen auch fundiertes<br />
Knowhow zum Verbinden von Blechen mit unterschiedlichsten<br />
Niettypen bieten könne. Pfeiffer: „Tox-<br />
Fügessysteme können in offener Architektur Halbhohlstanzniet,<br />
Vollstanzniet, Clinchniet sowie Funktionselemente<br />
aller Hersteller applizieren.“<br />
Machine Learning unterstützt<br />
Für eine hohe Anlagenverfügbarkeit vermeidet Tox,<br />
dass der partikelförmige Abrieb, den Niete beim<br />
Transport als Schüttgut sowie beim Vereinzeln und<br />
Fördern verursachen, ins System gelangt. Das Gesamtsystem<br />
ist bis ins Setzwerkzeug durch FEM (Finite-<br />
Elemente-Methode) und FMEA (Fehlermöglichkeitsund<br />
-einflusssanalyse) gestaltet, wobei Aspekte wie<br />
außen und innen auftretende Kräfte, ideale Kraftein-<br />
32 November 2019
_Schweiß- und Blechautomation<br />
leitungen, benötigte Genauigkeiten und schließlich ein<br />
minimales Gesamtgewicht des eigentlichen Setzsystems<br />
(Roboterzange, Antrieb, Werkzeugaufnahmen)<br />
berücksichtigt wurden.<br />
Pfeiffer: „Für Prozessrobustheit und intelligente Fehlervermeidung<br />
stehen einerseits die Überwachung des<br />
Matrizenbruchs durch Staudruckmessung und andererseits<br />
die Unterstützung durch Machine Learning<br />
zur selbstständigen Korrektur von werksseitigen Luftdruckschwankungen<br />
und Gebrauchszuständen.“ Zur<br />
Robustheit der Nietprozesse trage außerdem die „eingebaute<br />
Toleranz“ hinsichtlich elektromagnetischer<br />
Störfelder bei. Die Nietsysteme bleiben funktionsfähig,<br />
wenn 85 kA-Aluschweißzangen<br />
im Umfeld<br />
nicht näher als 1.000 mm<br />
und 20 kA-Stahlschweißzangen<br />
nicht näher als 600 mm<br />
arbeiten.<br />
THE FACTORY AUTOMATION COMPANY<br />
Weiterhin sind die Systeme<br />
unempfindlich gegenüber<br />
Geometriestreuungen sowie<br />
Beschichtungspickeln der<br />
Die richtige Wahl für<br />
Niete. Zudem erlaubt die<br />
Machine Learning-gestützte<br />
Erkennung der Nietsignatur<br />
programmiertes Sortieren des<br />
Niettyps ohne mechanischen<br />
Eingriff, was für Flexibilität<br />
und geringe Umrüstzeiten<br />
sorgt. Selbst die Fügezange<br />
am Roboter und die Steuerung<br />
sind kompatibel und<br />
daher einfach auszutauschen.<br />
Die intelligente Fehlervermeidung<br />
zielt auch darauf ab,<br />
dass nur echte Fehler zum<br />
Produktionsstopp führen.<br />
„Nämlich durch Trennung<br />
der richtigen Fehler von akzeptablen<br />
Prozessvarianten<br />
sowie durch Implementierung<br />
von Expertenwissen in<br />
die Prozessüberwachung“,<br />
erläutert Pfeiffer. Außerdem<br />
sind pro Fügesystem bis zu<br />
80 Sensoren/Zähler integriert,<br />
um alle Betriebszustände<br />
überwachen und im<br />
Bedarfsfall sofort Korrekturen<br />
vornehmen zu können.<br />
Dabei kommunizieren die<br />
wichtigsten Teilsysteme per<br />
EtherCAT mit der Multi-<br />
Technologie-Steuerung. ↓<br />
Tox Pressotechnik GmbH &<br />
Co. KG<br />
www.tox-pressotechnik.com<br />
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Nietbunker und Vereinzler/Fördertopf für<br />
die Nietbereitstellung sorgen dafür, dass<br />
möglichst wenig Abrieb entsteht beziehungsweise<br />
ins System kommt<br />
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Bild: Tox Pressotechnik<br />
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November 2019 33
_Schweiß- und Blechautomation<br />
Verschweißen<br />
von Kleinteilen<br />
für den Vorderund<br />
Hinterbau.<br />
Das Ausschweißen<br />
erfolgt direkt<br />
in der Linie,<br />
separate<br />
Schweißstationen<br />
sind nicht<br />
nötig.<br />
Bild: Kuka<br />
45 Roboter verschweißen Leiterrahmen<br />
G-Klasse-Rahmen<br />
automatisch fertigen<br />
Magna Presstec fertigt stabile Leiterrahmen für die G-Klasse von<br />
Mercedes. Seit 2017 läuft die Produktion vollautomatisch auf einer<br />
Linie von Kuka. Dabei gab es einige Herausforderungen zu lösen.<br />
Seit 1979 ist die G-Klasse die<br />
Offroad-Ikone bei Mercedes.<br />
Im Zuge einer Neuauflage<br />
wurde der Leiterrahmen als<br />
Kernstück zwischen Karosserie<br />
und Fahrwerk überarbeitet und<br />
zugleich die Fertigung automa -<br />
tisiert. Wo vorher vieles von Hand<br />
geschweißt wurde, übernimmt bei<br />
Magna Presstec diese Arbeiten<br />
nun eine automatische Produk -<br />
tionslinie.<br />
„Für uns war es das erste Mal, dass<br />
wir mit Kuka zusammengearbeitet<br />
haben“, sagt Armin Kleemaier,<br />
Projektleitung bei Magna Presstec.<br />
Den Ausschlag gab eine Referenz<br />
mit ähnlicher Aufgabenstellung.<br />
Eine besondere Herausforderung<br />
bei Magna Presstec war allerdings<br />
die Hallengeometrie. Die gesamte<br />
Produktions- und Logistikfläche<br />
beträgt zwar 2000 m 2 . „Jedoch ist<br />
nicht das gesamte Areal für die<br />
Produktionsanlage nutzbar. Hinzu<br />
kommt, dass die Produktionshalle<br />
sehr lang und schmal ist“, sagt Dominik<br />
Pfeiffer, Projekt manager bei<br />
Kuka.<br />
Dazu kamen die Maße und das<br />
Gewicht des zu fertigenden Bauteils:<br />
Bei einer Länge von 4,30 m<br />
und einer Breite von 1,20 m bringt<br />
der Leiterrahmen über 230 Kilogramm<br />
auf die Waage. Verarbeitet<br />
werden rund 145 Einzelteile. Die<br />
Gesamtlänge der Schweißnähte<br />
beträgt annähernd 80 m, zusätzlich<br />
werden über 200 Schweißpunkte<br />
gesetzt.<br />
Spezielle entwickelte<br />
Rohbauanlage<br />
Der Leiterrahmen setzt sich aus<br />
zwei Hauptgruppen und weiteren<br />
Einzelteilen zusammen. Die Fertigungslinien<br />
für den Vorder- und<br />
den Hinterbau sind von der Systematik<br />
her gleich aufgebaut, jedoch<br />
in der Anordnung spiegelverkehrt.<br />
Wesentliche Bestandteile sind die<br />
beiden Squeezing-Stationen. Mit<br />
einem ausgeklügelten Schweißablauf<br />
werden die Teile danach möglichst<br />
verzugs- und spannungsarm<br />
verschweißt.<br />
Die nachfolgende geometriegebende<br />
Station (Geo-Station) verbindet<br />
die Längsträger mit den Querträgern<br />
und den Federdomen; ab die-<br />
34 November 2019
sem Zeitpunkt spricht man vom<br />
Vorder- bzw. Hinterbau. Die Besonderheit:<br />
Heften und Ausschweißen<br />
erfolgt nicht in separaten<br />
Schweißstationen, sondern<br />
direkt in den jeweiligen Stationen<br />
der Linie. Nach dem Anbringen<br />
weiterer Kleinteile wird jede<br />
Unterbaugruppe am Ende der Linie<br />
einer Qualitätskontrolle unterzogen.<br />
In einer weiteren Geo-Station werden<br />
dann Vorder- und Hinterbau<br />
mit weiteren Einzelteilen zum<br />
Unterbau bzw. Leiterrahmen<br />
verbunden. In jeweils darauffolgenden<br />
Stationen werden<br />
die angebrachten Teile ausgeschweißt.<br />
Vor der Stanze ist<br />
noch ein Puffer vorgeschaltet,<br />
in dem die Bauteile auf<br />
eine einheitliche Temperatur<br />
abkühlen. Nach der Endkontrolle<br />
durch ein Inline-Messsystem<br />
und Qualitätsprüfer<br />
wird der fertige Leiterrahmen<br />
automatisiert zur Oberflächenveredlung<br />
übergeben.<br />
20.000 Leiterrahmen<br />
pro Jahr<br />
Im Einsatz sind 45 Roboter,<br />
insbesondere vom Typ KR 30<br />
L16 als Schweißroboter und<br />
KR240 als Handler. An der<br />
abschließenden Inline-Messstation<br />
vermisst ein Roboter<br />
mit Kamera und Linien-Laser<br />
die Bauteile und sorgt dafür,<br />
dass die Rahmen zu 100 Prozent<br />
auf ihre maßlichen<br />
Merkmale wie Löcher, Bolzen,<br />
Kanten und Flächen geprüft<br />
werden.<br />
Zur Steuerung wird die<br />
Kuka-eigene standardisierte<br />
Steuerungstechnik Mikuka<br />
eingesetzt. Mit Micontrol<br />
und Miview als integralen<br />
Bestandteilen der Softwarelösung<br />
erhalten Endkunden<br />
bewährte Programmbausteine.<br />
In zwei Schichten erreicht<br />
Magna Presstec eine Ausbringung<br />
von 20.000 Leiterrahmen<br />
pro Jahr.<br />
↓<br />
Kuka AG<br />
www.kuka.com<br />
Übergabe an die Inline-Messstation zur Endkontrolle.<br />
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November 2019 35
_Schweiß- und Blechautomation<br />
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Cobot Welding Package. Die Anwender sind überzeugt.<br />
Minuten gefertigt“, bestätigt Torben<br />
Bruhn, Metallbaumeister bei<br />
Resch.<br />
Die Programmierung des Cobots<br />
ist einfach. „Wer mit dem<br />
Smartphone umgehen kann, programmiert<br />
auch problemlos den<br />
Cobot“, so die Erfahrung von Torben<br />
Bruhn. Werkstückdaten wie<br />
Blechstärke oder Basismaterial<br />
werden einfach über das in der<br />
Cobotronic Software integrierte<br />
Assistenzsystem eingegeben, Parameter<br />
wie Schweißstrom und<br />
Schweißgeschwindigkeit werden<br />
automatisch berechnet.<br />
Schnelle Installation<br />
Simon Ludwig, Schweißer bei Hodapp in Achern: „Die Programmierung des<br />
Schweiß-Cobots macht Spaß und ist leicht verständlich.“<br />
Die Installation des Lorch<br />
Cobots hat unsere Erwartungen<br />
weit übertroffen“,<br />
bilanziert Kurt Frank, technischer<br />
Geschäftsführer der Resch Maschinenbau,<br />
nach den ersten Monaten.<br />
Kleine und mittlere Serien<br />
werden jetzt in wesentlich kürzerer<br />
Zeit gefertigt. „Im Vergleich zum<br />
Handschweißen ist der Cobot<br />
deutlich schneller. Werkstücke, die<br />
sonst bis zu 45 Minuten benötigen,<br />
sind jetzt in fünf bis sieben<br />
Bild: Lorch Schweißtechnik<br />
„Die Programmierung des<br />
Schweiß-Cobots macht Spaß und<br />
ist leicht verständlich“, bestätigt<br />
Simon Ludwig, Schweißer bei Hodapp<br />
in Achern. Dort wurde bisher<br />
ausschließlich per Hand geschweißt.<br />
Die automatisierte<br />
Schweißtechnik war für die Belegschaft<br />
ein absolutes Novum, trotzdem<br />
hatten die Schweißer keine<br />
Mühe mit der Bedienung.<br />
Ein weiterer Pluspunkt der Cobot-<br />
Lösung ist die schnelle Installation<br />
der Anlage. Johnny Ruyssinck,<br />
Ausbildungsleiter bei Hodapp:<br />
„Bereits nach drei Stunden war<br />
der Cobot komplett installiert und<br />
stand für erste Schweißarbeiten<br />
bereit.“ Und ist der Cobot einmal<br />
von einer Schweißkraft optimal<br />
programmiert, können weniger<br />
qualifizierte Mitarbeiter die weitere<br />
Produktion bei wiederholbarer<br />
Qualität des Schweißergebnisses<br />
übernehmen. „So sind hoch qualifizierte<br />
Schweißer frei für die Aufgaben,<br />
bei denen schweißtechnisches<br />
Know-how unumgänglich<br />
ist.“<br />
Auch die Geschäftsleitung bei H.P.<br />
Kaysser überzeugte das Cobot-<br />
Konzept. „Ein assistierender Roboterarm,<br />
der nicht in einer<br />
Schutzzelle eingehaust sein muss –<br />
36 November 2019
das Potenzial des Cobots haben<br />
wir sofort erkannt“, so Geschäftsführer<br />
Thomas Kaysser. Sein Unternehmen<br />
ist mit modernen Maschinen<br />
bis hin zu großen Industrierobotern<br />
ausgestattet und hier<br />
ist der Einsatz des neuen Cobot<br />
Welding Packages vor allem für<br />
die flexible Produktion von Kleinserien<br />
sowohl im Stahl- als auch<br />
im Edelstahlbereich ideal. „Der<br />
Cobot passt perfekt in unseren<br />
Bild: Lorch<br />
Werkzeugkasten“, konstatiert<br />
Ralph Schröppel, Leiter des Bereichs<br />
Feinblech bei H.P. Kaysser.<br />
Denn der Schweiß-Cobot lässt sich<br />
mit seinen 30 kg leicht versetzen,<br />
braucht wenig Platz und ist ohne<br />
aufwendige Schutzeinrichtung integrierbar.<br />
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Lorch Schweißtechnik GmbH<br />
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Von der Roboterzelle<br />
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Schweiß-Cobot von<br />
Lorch ist schnell integrierbar.<br />
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schweißtechnischer Anwendungen<br />
punktet EWM: Als Einsteigerlösung<br />
ermöglichen die kollaborativen Roboter<br />
(Cobots) unter anderem automatisiertes<br />
MIG/MAG-Schweißen. Darüber hinaus<br />
bietet EWM eine Cobot-Lösung zum<br />
Bolzenschweißen mit automatischer Bolzenzuführung.<br />
Außerdem im umfangreichen<br />
Automatisierungsportfolio: kompakte<br />
Schweißroboterzellen und Roboterteams<br />
für die industrielle Schweißfertigung.<br />
Bei der Teamlösung arbeiten zwei<br />
Industrieroboter zusammen. Während<br />
der Handling-Roboter ein Bauteil greift<br />
und zuführt, übernimmt der zweite Roboter<br />
die Schweißaufgaben. Danach legt<br />
der Handling-Roboter das Bauteil an einer<br />
definierten Position ab. Das System<br />
benötigt nur wenige Spannvorrichtungen,<br />
da geheftete Bauteile verwendet werden<br />
können.<br />
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EWM AG<br />
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November 2019 37
Mit der Cloos-Roboter -<br />
anlage schweißt<br />
Driescher-Wegberg Gehäuse<br />
für Schalteranlagen.<br />
Bild: Cloos<br />
Kleine Losgrößen: Programmierung und Bedienung der Roboteranlage getrennt<br />
Schweißroboter offline<br />
programmieren<br />
Bei Driescher-Wegber hat Qualität oberste Priorität. Deshalb setzt<br />
der Schalteranlagen-Hersteller beim automatisierten Schweißen auf<br />
Schweißroboter und Offline-Programmierung von Cloos.<br />
Die Offline-<br />
Programmieru<br />
ng für neue<br />
Bau teile erfolgt<br />
mit Roboplan.<br />
Seit 1909 baut die Fritz Driescher<br />
KG Produkte für den<br />
Schalter- und Anlagenbau im<br />
Mittelspannungsbereich. Das Unternehmen<br />
zeichnet sich durch eine<br />
sehr hohe Fertigungstiefe aus und<br />
treibt die Automatisierung in allen<br />
Bereichen aktiv voran. Seit 2015<br />
setzt Driescher am Stammsitz in<br />
Wegberg eine Schweißroboter -<br />
anlage von Cloos zum Schweißen<br />
von Gehäusen für Schalteranlagen<br />
ein.<br />
Bild: Cloos<br />
„Durch den Einsatz der Roboteranlage<br />
mit der Roboplan-Software<br />
zur Offline-Programmierung<br />
konnten wir die Schweißqualität<br />
nochmals erhöhen und gleichzeitig<br />
die Fertigungszeit deutlich reduzieren“,<br />
freut sich Horst Heinrichs,<br />
Leiter der Vorfertigung. Von besonderer<br />
Bedeutung ist die Offline-<br />
Programmier-Software Roboplan,<br />
denn Driescher geht mit seinen<br />
modularen Schaltanlagen flexibel<br />
auf spezielle Kundenwünsche ein,<br />
sodass meist kleine Losgrößen gefertigt<br />
werden.<br />
Dank der Offline-Programmierung<br />
mit Roboplan kann gleichzeitig<br />
ein neues Programm erstellt<br />
werden, während in der Anlage die<br />
Produktion läuft. Das offline entwickelte<br />
Programm wird dann in<br />
die Steuerung des Schweißroboters<br />
übertragen und dort lediglich optimiert.<br />
Das erfordert weniger Zeit<br />
als die Erarbeitung eines neuen<br />
Programms in der Anlage.<br />
950 Schweißprogramme<br />
im Einsatz<br />
Bis heute hat Driescher-Wegberg<br />
mehr als 950 Schweißprogramme<br />
mit Roboplan erstellt. Die Laufzeiten<br />
starten bei zwei bis drei Minuten<br />
bis hin zu anderthalb Stunden.<br />
Mario Röring, Offline-Programmierer<br />
in Wegberg: „Bei uns läuft<br />
kein Schweißprogramm mehr, das<br />
nicht mit Roboplan programmiert<br />
wurde. Das Teachen ist viel zu aufwendig<br />
und würde an Produktionszeit<br />
fehlen.“<br />
Seit der Einführung von Roboplan<br />
hat Driescher-Wegberg die Programmierung<br />
und Bedienung der<br />
Roboteranlage komplett vonein -<br />
ander getrennt. Dabei sind für das<br />
Programmieren keine detaillierten<br />
38 November 2019
Schweißkenntnisse notwendig.<br />
„Die Bedienung der Offline-Programmiersoftware<br />
ist einfach und<br />
intuitiv“, betont Röring. Vor der<br />
Einführung von Roboplan gab es<br />
oftmals für ein Bauteil verschiedene<br />
Schweißprogramme, heute ist<br />
jedem Bauteil ein eindeutiges Programm<br />
zugeordnet. Das sorgt für<br />
eine enorme Zeitersparnis und gewährleistet<br />
reproduzierbare<br />
Schweißergebnisse.<br />
Sensorik gleicht<br />
Toleranzen aus<br />
Neben der Offline-Programmiersoftware<br />
hat der Einsatz von intelligenten<br />
Sensoren entscheidend<br />
dazu beigetragen, den Rüst- und<br />
Teachaufwand an der Anlage<br />
selbst auf ein Minimum zu reduzieren.<br />
Driescher-Wegberg setzt einen<br />
taktilen Gasdüsensensor, einen<br />
Lichtbogensensor und einen Offline-Laser-Sensor<br />
ein, um Toleranzen<br />
zwischen den programmierten<br />
Bahnen und den realen Werkstücken<br />
auszugleichen.<br />
Bild: Cloos<br />
Das offline entwickelte<br />
Programm wird später<br />
in die Steuerung des<br />
Schweißroboters übertragen.<br />
Durch den Schweißroboter automatisierte<br />
Schweißtechnik in<br />
Kombination mit der Offline-Programmierung<br />
und der intelligenten<br />
Sensorik konnte Driescher-Wegberg<br />
deshalb nicht nur die Fertigungszeit<br />
erheblich verkürzen,<br />
sondern auch die Schweißqualität<br />
Effizientes Schweißen<br />
Ein Highlight von Cloos bei auf der<br />
Schweisstec 2019 ist die neue Hightech-<br />
MSG-Schweißstromquelle Qineo Next,<br />
die für höchste Schweißqualität sorgt.<br />
Der modulare Aufbau ermöglicht viel -<br />
seitige Einsatzmöglichkeiten vom Basis-<br />
Schweißgerät für das manuelle Handschweißen<br />
bis zum Multiprozess-<br />
Schweißgerät für das automatisierte<br />
Roboterschweißen. Weiteres Messehighlight<br />
ist das Gateway C-Gate für das<br />
Management von Schweiß- und Roboterdaten.<br />
In dem Tool werden sämtliche<br />
Daten zentral erfasst und verarbeitet. So<br />
können Anwender Engpässe lokalisieren<br />
auf ein maximales Level heben. Etwaige<br />
Nacharbeiten wurden auf<br />
ein Minimum reduziert.<br />
Eine weitere automatisierte<br />
Schweißanlage für die Fertigung<br />
von Gehäuse- und Einzelbaukomponenten<br />
ist schon geplant. Dabei<br />
sollen beide Roboteranlagen verbunden<br />
werden. Ein Shuttlesystem<br />
soll die Bestückung übernehmen,<br />
um einen noch höheren Automatisierungsgrad<br />
zu erreichen. ↓<br />
Carl Cloos Schweißtechnik<br />
GmbH<br />
www.cloos.de<br />
und die Effizienz steigern. Neu ist auch<br />
das Instant Robot Programming System<br />
IRPS für Schweißen mit minimalem<br />
Programmieraufwand.<br />
↓<br />
Carl Cloos Schweißtechnik GmbH<br />
www.cloos.de<br />
Blechexpo Halle 7, Stand 7413<br />
Bild: Carl Cloos Schweißtechnik<br />
Lösungen für Autonomes Fahren, E-Mobilität,<br />
Industrie 4.0 und Digitalisierung<br />
Automatisierungslösungen von Baumann für Industrie 4.0 sind immer zukunftsfähig und<br />
flexibel. Sie eignen sich für das einfache Teilehandling ebenso wie für Montageaufgaben,<br />
die Integration komplexer technischer Prozesse oder das Testen von Bauteilen zur<br />
Qualitätssicherung: Von der Stand-alone-Maschine bis zur kompletten Fertigungslinie.<br />
Autonomes Fahren<br />
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Industrie 4.0<br />
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November 2019 39
_Schweiß- und Blechautomation<br />
Bei der Kleinserienproduktion Schweißspritzer ausschließen<br />
Neues Geschäft mit<br />
Schweißroboterzelle<br />
Mit einer Schweißroboterzelle für Kleinserien von OTC konnte der<br />
Automotive-Spezialist PTS ganz neue Geschäftsfelder eröffnen.<br />
6-Achs-Schweißroboter vom Typ FD-V8, einem Horizontal-Dreh-Positionierer,<br />
Brenner, passender Stromquelle,<br />
Synchromotion-Software und Easy Teach<br />
Steuerung zur Verfügung.<br />
Schweißspritzer ausschließen<br />
Teamleiter Prototypenbau<br />
Jörg<br />
Krauß und Geschäftsführer<br />
Martin Kunze<br />
(PTS) vor der<br />
Schweißroboterzelle<br />
Easy Arc<br />
von OTC.<br />
Die PTS Prototypenteile und System Technik<br />
konzentriert sich auf die Entwicklung, Produktion<br />
und Prüfung von Fahrzeugkomponenten<br />
wie Abgasanlagen. Das Unternehmen aus dem Großraum<br />
Stuttgart fertigt sowohl Prototypen als auch<br />
Kleinserien. Die Produktionsarbeiten sind sowohl<br />
räumlich als auch fertigungstechnisch in Prototypenentwicklung<br />
und Kleinserienherstellung unterteilt.<br />
„Das versetzt uns in die Lage, spontan Aufträge in<br />
beiden Segmenten abzuwickeln“, so Geschäftsführer<br />
Martin Kunze. Bei besonderen Aufträgen ist PTS auch<br />
jederzeit bereit, maschinell aufzustocken oder eigene<br />
Fertigungsinseln in der Produktion zu schaffen. So<br />
verhielt es sich auch Anfang 2019, als sich Kunze für<br />
eine Schweißroboterzelle zum WIG-Schweißen inter -<br />
essierte, um seine Kleinserienproduktion für den<br />
Automotive-Bereich zu entlasten.<br />
Da es sich für PTS um die erste Schweißroboterzelle<br />
für Kleinserien handelte, verließ sich Kunze auf einen<br />
Ratgeber und entschied sich auf dessen Empfehlung<br />
für eine Easy Arc Roboterschweißzelle von OTC.<br />
Kurz darauf stand die WIG-Schweißzelle mit einem<br />
Bild: OTC Daihen Europe<br />
Nach der Einweisung stand als erstes das Verschweißen<br />
von polierten und verchromten Blenden mit Abgasrohren<br />
auf dem Programm. „Um für solche Fälle<br />
gut gerüstet zu sein, haben wir uns von vornherein für<br />
das WIG-Scheißen entschieden. Bei der Produktion<br />
unserer Kleinserien müssen wir Schweißspritzer ausschließen.<br />
Diese wären aber beim MIG/MAG-Schweißen<br />
unvermeidbar gewesen …“ Mit der Roboterzelle<br />
von OTC fiel deshalb auch die Entscheidung zugunsten<br />
einer wassergekühlten WIG-Schweißmaschine<br />
vom Typ DA300P, deren Schweißqualität selbst bei<br />
dünnen Blechen hervorragende Ergebnisse erzielt.<br />
„Ganz entgegen unseres ursprünglichen Vorhabens<br />
ging es beim ersten konkreten Auftrag mit der Roboterzelle<br />
um eine Schweißaufgabe für einen völlig neuen<br />
Kunden“, erklärt Kunze. „Dieser kam überraschenderweise<br />
nicht aus dem Automotive-Bereich,<br />
sondern aus dem Ofenbau. Das Ganze war als für uns<br />
gleich im doppelten Sinne eine Bewährungsprobe: Die<br />
Zusammenarbeit mit dem neuen Kunden hing von<br />
einer Roboterschweißzelle ab, mit der wir zuvor<br />
keinerlei Erfahrungen sammeln konnten.“<br />
Die Aufgabe bestand darin, eine Abschirmplatte für<br />
eine Brennkammer mit drei Rohren zu verschweißen.<br />
„Es ging also konkret um drei saubere Schweißnähte.<br />
Beim Werkstoff handelte es sich um einen hitzebeständigen<br />
austenitischen Edelstahl, der auch nicht gerade<br />
einfach zu verschweißen ist“, so Kunze.<br />
Überraschend positive Ergebnisse<br />
Das Ganze ging gut aus: Das Laborergebnis fiel auf<br />
Anhieb positiv aus, die befürchteten Rissbildungen in<br />
den Schweißnähten blieben aus. PTS war daher froh,<br />
den Prototypen nicht von Hand geschweißt zu haben.<br />
40 November 2019
Blick in die<br />
Schweißzelle: Der<br />
Schweißroboter<br />
vom Typ V8 produziert<br />
im WIG-<br />
Schweißverfahren<br />
das gewünschte<br />
Ergebnis.<br />
Bild: OTC Daihen Europe<br />
Bevor das Bauteil in Serie gehen sollte, prüfte der<br />
Kunde die neue Abschirmplatte für die Brennkammer<br />
im Langzeittest. Das Ergebnis: Die Standzeit des über<br />
die Schweißroboterzelle produzierten neuen Bauteils<br />
ist um das drei- bis vierfache höher als beim Vorgänger.<br />
Ausschlaggebend dafür war ausnahmslos die<br />
Qualität der Schweißnaht. Die überraschend positiven<br />
Ergebnisse übertrafen sämtliche Erwartungen und so<br />
gab der Ofenbauer den Startschuss für die Erstauflage<br />
mit dem neuen Geschäftspartner PTS. Nach erfolgreichem<br />
Abschluss des Einstiegsauftrags konnte PTS die<br />
Eintrittskarte für Folgeaufträge lösen. „Mit der<br />
Schweißroboterzelle haben wir uns einen wichtigen<br />
Vertrauensvorschuss bei einem Kunden erarbeitet, der<br />
uns bis vor Kurzem nicht kannte“, sagt Kunze. ↓<br />
sales@expert-tuenkers.de<br />
www.expert-tuenkers.de<br />
OTC Daihen Europe GmbH<br />
www.otc-daihen.de; Blechexpo Halle 7, Stand 7113<br />
Kompakte Zellen mit Schweißroboter<br />
Mit zwei sehr kompakten roboterbasierten Schutzgas-Schweißzellen erweitert<br />
Yaskawa sein Arcworld-Portfolio. Die bisher kompaktesten Zellen<br />
der Arcworld-Familie schweißen auf kleinstem Raum: Die Arcworld<br />
RS Mini benötigt lediglich 2,3 m 2 Aufstellfläche, die Arcworld HS Micro<br />
sogar nur 1,4 m 2 . Die folgen dem gewohnten Erfolgsrezept der Arcworld-<br />
Zellen: Motoman-Schweißroboter, Positionierer, Steuerung und Stromquelle<br />
sind einsatzbereit auf einer Plattform zusammengefasst. So kann<br />
die Roboterzelle bei Bedarf einfach versetzt werden. Zudem lässt sie sich<br />
einfach installieren und bedienen. Ein manuell zu betätigender Drehtisch<br />
ermöglicht das Einlegen von Teilen, während die Werkstücke in der Zelle<br />
bearbeitet werden. Beide Kompaktzellen werden komplett mit Plattform<br />
und Gehäuse, Schweißroboter (Motoman AR900), Schweißpaket (wahlweise<br />
von Kemppi, Esab, Fronius, Migatronic) und Zubehör geliefert.<br />
Gesteuert wird der Motoman AR900 mit der ebenfalls enthaltenen Steuerung<br />
Motoman YRC1000.<br />
↓<br />
Yaskawa Europe GmbH<br />
www.yaskawa.eu.com<br />
Bild: Yaskawa<br />
November 2019 41
Industrie<br />
Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />
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42 November 2019
_Schweiß- und Blechautomation<br />
Portal- und Prozesseinheiten zum vollautomatisierten Vernieten von Blechgehäusen<br />
Komplette Einheiten aus einer Hand<br />
Mit moderner Linear- und Servomotortechnik realisierte ANT in zwei Monaten<br />
die Portal- und Prozesseinheiten zum automatisierten Vernieten von Blech -<br />
gehäusen für Hausgeräte.<br />
Auftraggeber war SII Systems.<br />
Anfang 2018 hatte<br />
der Anlagenbauer das Konzept<br />
einer hochdynamischen Montagelinie<br />
mit zwei Funktionsebenen<br />
entwickelt, bei der eine Portalund<br />
eine Prozesseinheit über einen<br />
Verfahrweg von zwölf Metern interagieren.<br />
Die Portaleinheit bildet<br />
den handhabungs- und fördertechnischen<br />
Überbau des Montageprozesses.<br />
Diese schleust Gehäusebleche<br />
durch die Anlage und führt sie<br />
präzise an je zwei Nietaggregate<br />
heran. Dazu hängen die Bleche in<br />
speziellen Hebe-Senk-Greifern, die<br />
– fixiert an einem Querprofil – sowohl<br />
in der Höhe als auch in horizontaler<br />
Richtung verfahrbar sind.<br />
Das realisierte ANT mit den<br />
schnellen Portalmodulen des Typs<br />
Gamma aus seinem Lineartechnik-<br />
Portfolio.<br />
Alle Bewegungen in der Horizontalen<br />
übernehmen zwei verdrehsteife<br />
Alu-Lineareinheiten in<br />
zwei unabhängig verfahrbaren<br />
Schlitten. Über ihre Zahnriemenantriebe<br />
können die Lineareinheiten<br />
Gesamtlasten von bis zu 230<br />
kg mit Geschwindigkeiten von bis<br />
zu 3,0 m/s bewegen. In der Vertikalen<br />
agieren zwei Gamma-Einheiten<br />
mit angetrie benen Schlitten<br />
an einer verfahrbaren Achse. Sie<br />
heben und senken bis zu 120 kg<br />
schwere Lasten mit Geschwindigkeiten<br />
von 1,3 m/s.<br />
Die Prozesseinheit bildet den Unterbau<br />
der Montageanlage mit je<br />
zwei horizontal verfahrbaren Ständern<br />
für die Nietaggregate. Sie<br />
vereint also positionier- und fertigungstechnische<br />
Funktionen,<br />
wobei der Fokus auf der genauen<br />
und prozesssicheren Führung der<br />
Bild: ANT<br />
knapp 900 kg schweren Nietaggregate<br />
lag. Daher kommen zwei<br />
Vorschubsysteme vom Typ Beta<br />
zum Einsatz.<br />
↓<br />
ANT Antriebstechnik GmbH<br />
www.ant-antriebstechnik.de<br />
Die Portaleinheit<br />
führt die Gehäusebleche<br />
präzise<br />
an je zwei<br />
Nietaggregate<br />
heran.<br />
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November 2019 43
_Schweiß- und Blechautomation<br />
Hundertstel Millimeter: Roboteranlage fertigt Düsen für die Luftfahrtindustrie<br />
Laserschweißen mit<br />
höchster Präzision<br />
Das automatische Laserschweißen von Düsen für die Luftfahrt -<br />
industrie erfordert Präzision. Martin Mechanic bewegt sich mit seiner<br />
neuen Anlage daher im Hundertstel-Millimeter-Bereich.<br />
Der erste Scara-Roboter Stäubli TS60 holt den<br />
Düsenkörper ab und übergibt ihn der Befahrstation,<br />
wo er über eine Servoachse rotatorisch<br />
ausgerichtet wird. Fehlstellungen werden sofort behoben,<br />
sodass der Düsenkörper anschließend direkt in<br />
die Aufnahme des Rundschalttisches eingelegt werden<br />
kann. Dazu nutzt der Roboter einen vollelektrischen<br />
Drei-Backen-Zentrischgreifer.<br />
Der zweite TS60 Scara legt an der zweiten Station des<br />
Rundschalttisches die Abschirmhülse auf den Düsenkörper.<br />
Lage und Länge der Bauteile werden mit einem<br />
Bildverarbeitungssystem überprüft. Erst wenn<br />
die Positionierung exakt aufeinander abgestimmt ist,<br />
schließt sich die Spannstelle und die aufeinandergelegten<br />
Bauteile wandern miteinander zur dritten Station<br />
des Rundschalttisches. Unter rotatorischen Bewegungen<br />
wird die Baugruppe im Punktschweißverfahren<br />
bearbeitet. Drei Lichtquellen pulsen je dreimal in Folge<br />
kurz auf das Bauteil. Durch das Punktschweißen<br />
wird die Energiezufuhr so gering wie möglich gehalten,<br />
um mechanische Verspannungen zu vermeiden.<br />
Scara-Trio arbeitet Hand in Hand<br />
Die Hubtüre öffnet sich und der Rundschaltisch taktet<br />
zur vierten Station weiter, wo der zweite TS60 Scara-Roboter<br />
die Baugruppe wieder aufnimmt und auf<br />
dem Austrageband abgelegt. Auf ihm sind drei Bürsten<br />
nacheinander angeordnet, deren Filzscheiben das<br />
Bauteil reinigen und die Schweißnaht glätten. Danach<br />
laufen die Teile noch durch einen Entmagnetisierer.<br />
Ein dritter Scara-Roboter TS80 entnimmt die fertigen<br />
Bauteile vom Transportband, um sie nestbezogen abzulegen.<br />
Zusätzlich zu den vier Transportkisten gibt es<br />
zwei Schächte. In den einen wandern zur<br />
Stichprobe jene Bauteile, die für die Qualitätskontrolle<br />
aus dem laufenden Produk -<br />
tionsprozess ausgeschleust werden. So lassen<br />
sich Qualitätsschwankungen sofort erkennen.<br />
Die Entwicklungszeit der neuen Anlage,<br />
die bei einer Länge von 3,40 Meter, einer<br />
Breite von 2,30 Meter und einer Höhe von<br />
2,20 Meter recht kompakt gehalten ist,<br />
betrug acht Monate.<br />
↓<br />
Bild: Martin Mechanic<br />
Martin Mechanic Friedrich Martin GmbH<br />
& Co KG<br />
www.martinmechanic.com<br />
Sensible Düsen für die Luftfahrt -<br />
industrie werden mit der neuen<br />
Anlage von Martin Mechanic<br />
automatisch verschweißt.<br />
44 November 2019
_Schweiß- und Blechautomation<br />
3D-Simulationssoftware: Zeit und Kosten gespart und Inbetriebnahmen optimiert<br />
3D-Simulation plant<br />
Schweißanlage vorausschauend<br />
Mit der 3D-Simulationsplattform von Visual Components hat der Schweiß -<br />
anlagenhersteller Dalex seine Anlagenplanung optimiert.<br />
Seit 2015 arbeitet der Schweißanlagen-Spezialist<br />
Dalex mit der Dualis IT Solution als Vertriebspartner<br />
von Visual Components zusammen. Seit<br />
2016 setzt Dalex die Visual Components-Produkte<br />
der Generation 4.0 ein. Denn mit steigenden Anforderungen<br />
hinsichtlich des Roboteranlagenlayouts und<br />
der Analyse des Roboterverhaltens benötigte Dalex<br />
eine Lösung, die eine optimierte Layouterstellung sowie<br />
Reichweitenuntersuchung, Modellierung und<br />
erweiterte Roboterprogrammierung ermöglicht.<br />
In der Vergangenheit musste der Konstrukteur beim<br />
Erstellen von Anlagenlayouts mit starren Roboter -<br />
modellen im CAD die Zugänglichkeit manuell untersuchen.<br />
Roboterbewegungen konnten hinsichtlich<br />
Verfahrzeiten und Achsbewegungen nur unzureichend<br />
bewertet werden. Damit kam es zu fehlerhafter Einschätzung<br />
der Taktzeiten oder der Erreichbarkeit von<br />
Schweißpunkten. Dadurch waren häufiger Änderungen<br />
am Anlagenkonzept erforderlich – teilweise noch<br />
bei der Inbetriebnahme.<br />
Die 3D-Simulationsplattform von Visual Components<br />
wird heute im Bereich mechanische und elektrische<br />
Konstruktion (Layout-Erstellung, Modellierung, Roboterprogrammierung,<br />
Taktzeitanalysen) sowie in der<br />
Projektierung (Layout-Erstellung in der Angebotsphase<br />
für Vertrieb) angewendet. Mit dem Dualis-Add-on<br />
lassen sich Roboterprogramme aus der Software heraus<br />
auf reale Roboter übertragen.<br />
„Wir profitieren durch die Visual Components-Lösung<br />
von erheblicher Zeit- und Kostenersparnis durch<br />
Fehlerreduzierung in der Konstruktion sowie durch<br />
frühzeitiges Erstellen und Prüfen der Anlagen-Konstellation.<br />
Außerdem fallen weniger Änderungen während<br />
der Inbetriebnahmen an. Zudem ist eine schnellere<br />
Anlagenerweiterung oder Änderungen durch vorhandene<br />
Simulationen gewährleistet“, erklärt Dr.-Ing.<br />
Henning Grebe, Leiter Konstruktion bei Dalex. ↓<br />
Dualis GmbH IT Solution<br />
www.dualis-it.de<br />
Seine komplexe<br />
Fertigungszellen<br />
simuliert Dalex<br />
in 3D mit Software<br />
von Visual<br />
Components.<br />
Bild: Dualis IT Solutions<br />
Die neue<br />
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November 2019 45
_Projekt des Monats<br />
Kürzere Lieferzeiten durch automatisierte Prozesse<br />
Hohe Variantenvielfalt in der<br />
Kleinserienfertigung<br />
25 Millionen mögliche Kombinationen, dazu speziell modifizierte Produkte, erfordern<br />
beim Experten für Antriebstechnik Faulhaber eine hohe Flexibilität in der<br />
Fertigung. Diese wird durch eine standortsynchrone Produktion und einen genau<br />
abgestimmten Automatisierungsgrad ermöglicht.<br />
Autor: Yannick Schwab<br />
Bild: Faulhaber<br />
46 November 2019
<strong>Automationspraxis</strong><br />
Projekt des Monats<br />
exklusiv<br />
„Erst, wenn der Kunde bestellt,<br />
fangen wir an zu produzieren.“<br />
Jan Patrick Schindler, Faulhaber<br />
Trotz eines sehr hohen<br />
Automatisierungsgrades,<br />
werden auch in<br />
Schönaich bestimmte<br />
Antriebssysteme und<br />
Bauteile nach wie vor<br />
manuell gefertigt.<br />
Als beim Wettbewerb „Fabrik des Jahres“<br />
der Gewinner der Kategorie „Hervor-<br />
ragende Kleinserienfertigung“ gekürt<br />
wurde, durfte sich die Dr. Fritz Faulhaber GmbH<br />
& Co. KG aus Schönaich bei Stuttgart freuen. Das<br />
Beratungsunternehmen A. T. Kearney attestierte<br />
den Schwaben eine anerkennenswerte prozess -<br />
orientierte Organisationsstruktur.<br />
Diese ist auch notwendig, denn die Fertigung bei<br />
Faulhaber hält einige Herausforderungen parat:<br />
Das Produktportfolio umfasst Motoren, Getriebe,<br />
Lineare Komponenten, Encoder und Elektronik.<br />
Dabei werden über 97 % als „Production on<br />
Demand“ gefertigt – ab Losgröße 1. Ein Grund<br />
hierfür ist die enorme Produktvarianz, die eine geordnete<br />
Lagerhaltung von Endprodukten kaum<br />
zulässt. „Wenn wir uns von jeder Variante zehn<br />
Teile ins Lager legen und der Kunde bestellt zwanzig,<br />
dann haben wir nichts gewonnen“, erläutert<br />
Jan Patrick Schindler, stellvertretender Produktionsleiter,<br />
die Problematik. „Sich Fertigprodukte<br />
ins Lager zu legen, bedeutet außerdem, dass wertvolle<br />
Teile verbaut werden, die dann nicht mehr<br />
zur Verfügung stehen.“<br />
Ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht die Komplexität<br />
in der Faulhaber-Produktion: Pro Tag entstehen<br />
bis zu zehn neue Produktvariationen. Insgesamt<br />
verfügt das Unternehmen über 25 Millionen<br />
mögliche Varianten für Antriebssysteme. Im letzten<br />
Jahr erlöste der Antriebsspezialist 30 Prozent<br />
des Umsatzes mit Standardprodukten, 40 Prozent<br />
entfielen auf modifizierte Lösungen und 30 Prozent<br />
auf kundenspezifische Produkte.<br />
Standortsynchron über alle Werke<br />
Ein besonderes Anliegen von Faulhaber ist dabei<br />
die Zusammenarbeit und Kommunikation über<br />
die Standorte und Ländergrenzen hinweg. 70 bis<br />
80 % des Umsatzes werden mit Antriebssystemen<br />
generiert, die Komponenten aus mindestens zwei<br />
Werken enthalten. „Deshalb haben wir die standortsynchrone<br />
Produktion, um Motoren und Antriebskomponenten<br />
parallel und gesteuert an allen<br />
Standorten fertigen zu können“, erklärt Schindler.<br />
Bei der standortsynchronen Produk tion werden<br />
die Antriebskomponenten an fünf verschiedenen<br />
Standorten in Deutschland, Ungarn, Rumänien<br />
November 2019 47
_Projekt des Monats<br />
und der Schweiz auftragsbezogen hergestellt und<br />
anschließend in einem Werk zusammengeführt.<br />
Das Ziel ist es, alle Aufträge so zu bearbeiten, dass<br />
die Produkte innerhalb acht Tage lieferbereit sind.<br />
„Wer die kürzesten Lieferzeiten anbietet, macht<br />
auch das Geschäft“, verdeutlicht Schindler.<br />
Ein wichtiger Punkt bei der anvisierten Umsetzung<br />
des Acht-Tage-Produktionsverbunds ist die<br />
Auftragsabwicklung. Sobald der Auftrag dann in<br />
der Fertigung aufschlägt, können die Motoren<br />
und Antriebskomponenten parallel an den einzelnen<br />
Standorten gefertigt werden. Anschließend<br />
werden die Teile an einen Standort geliefert und<br />
dort kombiniert, bevor das fertige Antriebssystem<br />
schließlich ausgeliefert wird.<br />
Automatisieren, wo es Sinn macht<br />
Für Faulhaber spielt sich die Automatisierung auf<br />
zwei Ebenen ab. „Das eine ist die Automatisierung<br />
von Produktionsprozessen, da haben wir schon<br />
viel erreicht. Aber wir sehen vor allem auch die<br />
Automatisierung der Geschäftsprozesse als einen<br />
ganz herausragenden Aspekt“, betont Schindler.<br />
Jan-Patrick Schindler,<br />
stellvertretender Produktionsleiter,<br />
in der<br />
Produktion am Standort<br />
Schönaich.<br />
Bild: Faulhaber<br />
Bild: Faulhaber<br />
Kunden fragen oft nach<br />
individuellen Lösungen.<br />
Daher entfallen rund<br />
70 % des Unternehmensumsatzes<br />
auf<br />
modifizierte oder<br />
kundenspezifische<br />
Antriebssysteme.<br />
Organisation, Kapazität<br />
und Material: Diese drei<br />
Bausteine bilden das<br />
Gerüst der standort -<br />
synchronen Produktion<br />
bei Faulhaber.<br />
Bild: Faulhaber<br />
48 November 2019
_Projekt des Monats<br />
Steckbrief:<br />
·<br />
Der Spezialist für Miniatur- und Mikroantriebssysteme<br />
Faulhaber bietet unterschiedlichste<br />
Produktvarianten ab Los -<br />
größe 1 an.<br />
· Um diese Herausforderungen zu meistern,<br />
produziert das Unter nehmen standortsynchron<br />
und mit einem genaustens<br />
abgestimmtem Automatisierungsgrad.<br />
· Im März wurde Faulhaber beim Wett -<br />
bewerb „Fabrik des Jahres“ mit dem Sieg<br />
in der Kategorie „Hervorragende Klein -<br />
serienfertigung ausgezeichnet“. ↓<br />
Bild: Faulhaber<br />
So will der Antriebsspezialist beispielsweise die<br />
Auftragsabwicklung komplett automatisieren, damit<br />
der Auftrag nach der Bestellung direkt in der<br />
Produktion landet – ein großer Schritt in Richtung<br />
Acht-Tage-Produktionsverbund.<br />
In der Fertigung, lassen sich bei Faulhaber verschiedene<br />
Level der Automatisierung, abgestimmt<br />
auf die Anforderungen der einzelnen Produktlinien,<br />
vorfinden: komplette Automatenfertigung, hybride<br />
Systeme mit automatisierten Teilprozessen,<br />
aber auch sehr viele manuelle Tätigkeiten. „Wir<br />
haben uns eine klare Struktur überlegt und haben<br />
dann basierend darauf die entsprechende Automation<br />
ausgewählt“, erklärt Schindler. So setzt das<br />
Unternehmen zum Beispiel bei der Deckelfertigung<br />
auf eine Komplettautomatisierung.<br />
Um unter anderem den Einsatz von kollaborativer<br />
Robotik zu testen, hat das Unternehmen eine Modellinie<br />
zum Thema Industrie 4.0 aufgebaut. Damit<br />
wolle man eine Systematik entwickelt, um den<br />
Einsatz von Cobots an verschiedenen Arbeitsplätzen<br />
abwiegen zu können. „Bei vergleichbar einfachen<br />
Tätigkeiten sehen wir damit einen großen<br />
Vorteil, was die Flexibilität betrifft“, hält Schindler<br />
fest.<br />
↓<br />
Dr. Fritz Faulhaber GmbH & Co. KG<br />
SPS Halle 4, Stand 346<br />
www.faulhaber.com<br />
Bei gleichbleibenden,<br />
hohen Genauigkeits- und<br />
Qualitätsanforderungen<br />
in größeren Stückzahlen,<br />
arbeitet Faulhaber mit<br />
einem hohen Automatisierungsgrad.<br />
DAS NEUE<br />
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PROJEKTOR<br />
November 2019 49
_Handhabung & Montage<br />
Vollautomatisierte Montageanlage halbiert bisherige Taktzeit<br />
Ein zündendes<br />
Montagekonzept<br />
Von einer flexiblen, weitgehend manuellen Produktion zur<br />
vollautomatisierten Montageanlage: Bei der Fertigung von Airbag-<br />
Gasgeneratoren konnte PIA Automation die Taktzeit um die Hälfte<br />
verringern – und das bei größtmöglicher Flexibilität.<br />
Vollautomatisch und<br />
doch flexibel: Mit<br />
zälf Einzelmodulen<br />
mit bis zu 50 Montageschritten<br />
realisierte<br />
PIA Automation<br />
Amberg eine<br />
Montageanlage für<br />
Airbag-Gasgeneratoren.<br />
Bild: PIA Automation Amberg<br />
Gasgeneratoren werden benötigt, um einen Airbag<br />
bei einem Aufprall mit Hilfe von Pyro-Material<br />
kontrolliert aufzublasen. Bisher verfügte<br />
der Automobilzulieferer in seiner Produktion nur über<br />
eine Teilautomation und konnte daher an der Montagelinie<br />
sehr flexibel agieren. Viele Schritte wurden<br />
noch an Handarbeitsplätzen vollzogen. Diese Flexibilität<br />
sollte bestmöglich erhalten bleiben, dabei aber<br />
die bisherige Taktung von zwölf auf sechs Sekunden<br />
halbiert werden. „Das ist uns trotz komplexer Teilprozesse<br />
und der Kombination unterschiedlichster<br />
Technologien auch gelungen“, sagt Falc Borchard,<br />
Key Account Manager, PIA Automation Amberg.<br />
Alle Vorgänge bei der Fertigung der Gasgeneratoren<br />
laufen nun automatisch ab: von der Zuführung und<br />
dem Bauteiltransport per Werkstückträger über<br />
Press-, Schweiß- und Klebeprozesse sowie mehrfache<br />
Befüllung von Pyro-Material bis hin zu Qualitätskontrollen<br />
und Leckageprüfungen. Dafür besteht die Anlage,<br />
die eine ganze Halle einnimmt, aus zwölf Einzelmodulen<br />
und insgesamt 40 bis 50 Montageschritten.<br />
Die geforderte Taktzeit von sechs Sekunden eine besondere<br />
Herausforderung, da manche Prozesse länger<br />
dauern als andere. Gelöst wurde dieses Problem durch<br />
eine Parallelisierung von längerdauernden Prozessschritten,<br />
um im Endeffekt wieder insgesamt auf sechs<br />
Sekunden pro Generator zu kommen.<br />
Automatisierung versus Flexibilität<br />
Aber wie erreicht man eine Vollautomatisierung bei<br />
größtmöglicher Flexibilität? Falc Borchard: „Nötige<br />
Änderungen sollten nach Möglichkeit über Programmierungen<br />
zu erreichen sein, weniger über Umrüstungen.<br />
Dabei haben wir uns genau angeschaut, welche<br />
Teile bei den verschiedenen Produktvarianten gleich-<br />
50 November 2019
_Handhabung & Montage<br />
bleiben können und wo spezifische Unterschiede bestehen.“<br />
Als Grundlage zur Montageautomation wurden<br />
zehn Generator-Modelle ausgewählt, anhand<br />
derer auch die Designvorgaben ermittelt wurden.<br />
Wenn der Kunde diese einhält, können auch weitere<br />
Varianten mit der Anlage gefertigt werden.<br />
Eine besondere Herausforderung stellte die sensible<br />
Handhabung des Pyro-Materials zum Aufblasen des<br />
Airbags dar. In der Anlage sind bis zu drei Kammern<br />
mit Pyro-Material bis auf 0,07 g genau zu befüllen.<br />
Dies wird durch Wiegen aller drei Kammern gewährleistet.<br />
Zudem muss mit elektrischen Funktionstest geprüft<br />
werden, ob die elektrischen Zünder bei einem<br />
bestimmten Widerstand tatsächlich funktionsfähig<br />
sind. Eine weitere Herausforderung hinsichtlich des<br />
feuchtigkeitssensitiven Pyro-Materials sind auch Produktionsstopps.<br />
In diesem Fall muss das Pyro-Material<br />
aus der Produktion in eine kontrollierte Umgebung<br />
gebracht werden. Teilmontierte Produkte müssen<br />
dann aus der Anlage gebracht und später an gleicher<br />
Stelle wieder eingeführt werden. Die Maschinensteuerung<br />
überprüft dabei die Richtigkeit. Alle halbfertigen<br />
Produkte verfügen zur Rückverfolgbarkeit bereits<br />
über Identifikationscodes.<br />
Bei den Laserprozessen wurde eine PIA-eigene Lösung<br />
für diese Anlage adaptiert: ein Laserrundschalttisch.<br />
Das Modul besteht aus einem großen und einem kleineren<br />
Rundschalttisch. Über den größeren werden alle<br />
Teile zwischen den einzelnen Stationen transportiert.<br />
Auf dem kleineren Rundschalttisch erfolgen die Laserarbeiten.<br />
Diese Kammer ist so verschlossen, dass sich<br />
die Tür nur mit Werkzeug öffnen lässt. Unabhängig<br />
vom Laserrundschalttisch lässt sich der größere öffnen,<br />
während der Laser immer noch betriebsbereit ist<br />
und nicht vollständig abgeschaltet werden muss.<br />
Vollständige Rückverfolgbarkeit<br />
Mithilfe des Line-Controllers von PIA werden alle<br />
Prozessparameter überwacht und so eine umfassende<br />
Traceability ermöglicht. Zudem gibt der Line-Controller<br />
die Produktionsdaten für jede Variante aus der<br />
Jobverwaltung heraus vor und weist die Stationen an,<br />
im Folgenden nach einer bestimmten Datenreihe zu<br />
fertigen. Auch die Kommunikation mit übergeordneten<br />
Systemen leistet der Line-Controller.<br />
Ein kniffliges Detail der Anlage war die Realisierung<br />
einer formflexiblen Zuführung. Falc Borchard: „Man<br />
muss sich ein Material vorstellen wie bei einem Kos-<br />
Bild: PIA Automation Amberg<br />
Die Befüllung der Hauptkammern<br />
der Gasgeneratoren mit Pyro-<br />
Material ist ein sensibler Vorgang.<br />
Bild: PIA Automation Amberg<br />
metik-Pad. Die Zuführung und exakte Trennung der<br />
einzelnen Pads gestalten sich aufgrund der mangelnden<br />
Stabilität schwierig. Wir haben eine Magazin -<br />
lösung entwickelt, die diese formflexible Geräuschdämpfung<br />
aus Faserverbundmaterial zuverlässig und<br />
reproduzierbar einzeln zuführen kann.“<br />
Das Feedback des Kunden ist sehr positiv. Derzeit befindet<br />
sich eine weitere Montageanlage für ein ähnliches<br />
Produkt für den chinesischen Markt bereits im<br />
Bau. „Wichtig ist uns, dass unsere Konzepte international<br />
funktionieren und auch den relevanten internationalen<br />
Normen entsprechen, gerade im Safety-<br />
Bereich“, so Falc Borchard. „Dieses Know-how sowie<br />
unsere Präsenz vor Ort, beispielsweise in den USA und<br />
China, ermöglichen uns, Anlagen baugleich auf verschiedenen<br />
Kontinenten zu realisieren.“<br />
↓<br />
PIA Automation Amberg GmbH<br />
https://www.piagroup.com<br />
Ein kniffliges<br />
Detail der Anlage:<br />
das Revolver-Magazin<br />
zur<br />
Teilezuführung<br />
von Geräuschdämpfern.<br />
November 2019 51
_Robotik<br />
Robotereinsatz bei der Montage von Baugruppen für den Automotive-Bereich<br />
Einfache Bedienbarkeit<br />
überzeugt Mittelständler<br />
Um wirtschaftlicher fertigen zu können, setzt SBS-Feintechnik auf<br />
den preiswerten Industrieroboter Horst von Fruitcore. Zum Einsatz<br />
kommt Horst in der Montage für den Automotive-Bereich.<br />
Der Roboter<br />
Horst versieht<br />
bei SBS-Feintechnik<br />
Motoren<br />
mit einer Antriebsschnecke.<br />
Bis zu 120 Baugruppen<br />
entstehen<br />
hier pro<br />
Stunde.<br />
„Ich sehe für Horst viele weitere Anwen -<br />
dungen bei uns.“<br />
Die SBS-Feintechnik aus Schonach im Schwarzwald<br />
ist das Stammunternehmen der Burger<br />
Group, ein in sechster Generation geführtes<br />
mittelständischen Familienunternehmen. Die Burger<br />
Gruppe beschäftigt sich mit kundenspezifischer Antriebstechnik<br />
und arbeitet für die Automobilindustrie<br />
ebenso sowie für Gebäudetechnik, Medizintechnik,<br />
Maschinen- und Anlagenbau sowie die Hausgerätetechnik.<br />
Spielte Automation früher nur bei der Produktion<br />
großer Stückzahlen eine Rolle, bekommt das Thema<br />
Bilder: Fruitcore GmbH<br />
Thomas Burger, SBS-Feintechnik<br />
heute auch bei kleinen Losgrößen Gewicht. Allerdings<br />
war die Roboterautomatisierung bei einigen Prozessen<br />
bislang nicht umsetzbar: zu hoch waren die Kosten,<br />
zu komplex die Steuerung. Im Januar 2019 entdeckten<br />
die Schonacher jedoch Horst.<br />
Der Industrieroboter der fruitcore GmbH aus Konstanz<br />
kann schnell montiert werden, ist ohne Fachkenntnisse<br />
programmierbar und hat ein bemerkenswertes<br />
Preis-Leistungs-Verhältnis. Bei SBS-Feintechnik<br />
hilft der in der Hausfarbe Gelb lackierte Roboter<br />
dabei, Baugruppen für Kunden aus der Automotive-<br />
Branche wirtschaftlich zu fertigen. „Momentan setzen<br />
wir Horst in der Montage ein“, sagt Thomas Burger,<br />
geschäftsführender Gesellschafter von SBS-Feintechnik.<br />
„Aber wir schauen natürlich nach links und nach<br />
rechts, wo wir noch interessante Anwendungsmöglichkeiten<br />
für den Roboter haben könnten.“<br />
Kunde: Installation und<br />
Programmierung war ganz einfach<br />
Konkret heißt das für Horst erstmal: ein Job bei der<br />
Montage von Baugruppen. SBS-Feintechnik fertigt an<br />
dieser Station im Dreischichtbetrieb 120 Baugruppen<br />
pro Stunde. Der Roboter Horst ist dafür zuständig,<br />
den Motor mit einer Antriebsschnecke zu versehen.<br />
Die Installation und Programmierung des kompakten<br />
Roboters war kein Problem. „Wir lieferten nur ein<br />
grob strukturiertes Programm für den Vorgang und<br />
gaben den Leuten bei SBS eine Einweisung“, erläutert<br />
Patrick Zimmermann, Leiter Vertrieb und Anwendungstechnik<br />
bei Fruitcore. „Die Automatisierungs -<br />
ingenieure konnten die Anwendung dann direkt am<br />
selben Tag fertigstellen.“<br />
Diese einfache Bedienbarkeit war einer der Gründe,<br />
warum sich SBS-Feintechnik für Fruitcores Horst entschieden<br />
hat. Dank der grafischen Bedienoberfläche<br />
HorstFX reicht eine kurze Schulung, um auch umfangreiche<br />
Programme mit dem Roboter erstellen zu<br />
können. „Ich brauche keinen Spezialisten mehr, der<br />
52 November 2019
_Robotik<br />
den Roboter programmiert“, freut sich Burger. „Das<br />
kann ich jetzt mit einem technikaffinen Mitarbeiter<br />
realisieren, der keine tiefen Spezialkenntnisse haben<br />
muss.“<br />
Mit einem von SBS-Feintechnik selbst konstruierten<br />
Greifer, einer Kombination aus Sauggreifer und formschlüssigen<br />
Greiferfingern, entnimmt der Roboter einen<br />
Motor aus der Palette. Diesen legt er in die Presse<br />
ein und löst den Vorgang über die Steuerung des Robotersystems<br />
aus. Die Steuerung berücksichtigt ebenfalls,<br />
ob der Rütteltopf aktiviert werden muss, um den<br />
Motor in Position zu vibrieren. Ist die Komponente<br />
richtig positioniert, greift Horst danach, um sie zu fixieren.<br />
Der Stempel fährt herunter und presst die<br />
Schnecke auf die Welle des Motors.<br />
Anschließend entnimmt der Roboter die Baugruppe<br />
und legt sie zurück auf die Palette, um den nächsten<br />
Motor zu bearbeiten. Etwa 22 Sekunden dauert ein<br />
Zyklus. Pressweg und -kraft werden über Sicherungsund<br />
Steuertechnik gemessen. Diese kontinuierliche<br />
Kraft-Weg-Überwachung des Fügeprozesses sorgt für<br />
Prozesssicherheit und dokumentiert die Einpress -<br />
ergebnisse. Burger lobt Fruitcore für die gute Zusammenarbeit.<br />
Weitere gemeinsame Projekte sind deshalb<br />
auch sehr wahrscheinlich. Er sieht für Horst zahlreiche<br />
weitere Anwendungen, etwa bei Zerspanung und<br />
Kunststoffverarbeitung.<br />
↓<br />
Fruitcore GmbH<br />
www.fruitcore.de<br />
Beladeroboter für schwere Werkstücke<br />
Halter CNC Automation erweitert<br />
seine Beladeroboter für CNC-<br />
Werkzeugmaschinen mit der neuen<br />
Produktlinie Halter BIG, die<br />
sich insbesondere für das Be- und<br />
Entladen von schweren und unhandliche<br />
Werkstücken mit einer<br />
Länge von bis zu 600 mm eignet.<br />
Dafür ist der Beladeroboter Big<br />
mit einem Roboter mit größerer<br />
Reichweite und 70 kg Traglast<br />
ausgestattet. Bislang kann Halter<br />
mit dem Loadassistant Universal<br />
sowie dem S-180 und S-230<br />
Werkstücke mit einer Länge von<br />
bis zu 300 mm und einer maximalen<br />
Traglast des Roboters von<br />
35 kg handhaben. Mit dem Halter<br />
BIG schaffe man nun eine Verdopplung<br />
der möglichen Dimensionen,<br />
erklärt Wouter van Halteren,<br />
Geschäftsführer von Halter<br />
CNC Automation B.V. Aufgrund<br />
des größeren Beladetischs der<br />
neuen Lösung finden auch deutlich<br />
mehr Werkstücke Platz im<br />
Puffer<br />
↓<br />
Halter CNC Automation B.V.<br />
https://haltercncautomation.de<br />
Fotohinweis: Halter CNC Automation B.V.<br />
Mit dem Roboter auf<br />
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November 2019 53
_Robotik<br />
Zwei Industrieroboter fertigen individuell konfigurierbare Modellautos<br />
Lernfabrik macht fit für<br />
die Industrie 4.0<br />
Seit September 2018 verfügt die Reutlinger Ferdinand-von-Steinbeis-<br />
Schule über eine Lernfabrik 4.0. Mit an Bord: Industrieroboter von<br />
Mitsubishi Electric.<br />
In Station 1 der Lernfabrik entnimmt ein Knickarmroboter<br />
RV-2F-1D1 zwei Achsen aus der Bauteilebereitstellung<br />
und bestückt den zugeführten Werkstückträger.<br />
Bild: Mitsubishi Electric<br />
Die Lernfabrik stellt eine Produktionslinie<br />
für Modellautos<br />
dar, die aus vier Mon -<br />
tagezellen besteht: Zelle 1 ist mit<br />
einem Sechsachs-Knickarmroboter<br />
vom Typ RV-2F-1D1 ausgestattet,<br />
welcher zwei Achsen aus der Bauteilebereitstellung<br />
entnimmt und<br />
den zugeführten Werkstückträger<br />
bestückt. In Zelle 2 greift eine<br />
Lineareinheit den Grundkörper<br />
und fügt ihn mit den Achsen zusammen.<br />
Zelle 3 beherbergt einen<br />
Scara-Roboter RH-3FH5515. Dieser<br />
nimmt einen Motor aus der<br />
Bauteilebereitstellung und fügt ihn<br />
auf den Grundkörper. In Zelle 4<br />
prüft ein Kamerasystem, ob die<br />
Konfiguration korrekt ausgeführt<br />
wurde, bevor das Produkt ausgegeben<br />
wird.<br />
Der 4.0-Aspekt besteht darin, dass<br />
jedes Auto anders konfiguriert und<br />
als Einzelstück produziert wird:<br />
Der Kunde stellt sein Wunschauto<br />
aus Optionen (Chassisfarbe, Räderbreite)<br />
am Handy, Tablet oder<br />
PC zusammen und sendet seinen<br />
Auftrag direkt an die Anlage, die<br />
in Echtzeit mit der Montage der<br />
gewünschten Kombination von<br />
Bausteinen beginnt.<br />
Georg Seifriz, stellvertretender<br />
Schulleiter der Ferdinand-von-<br />
Steinbeis-Schule, lobt die Robotermodelle<br />
von Mitsubishi Electric:<br />
„Das sind sehr kompakte Geräte,<br />
die für unser begrenztes Platzangebot<br />
optimal sind. Außerdem ist die<br />
einfache Programmierung für die<br />
Bild: Mitsubishi Electric Europe<br />
Der Kunde stellt sein Wunschauto am<br />
Handy zusammen und sendet seinen<br />
Auftrag direkt an die Anlage.<br />
Schüler zum Kennenlernen ein toller<br />
Einstieg.“ Er führt außerdem<br />
gute Erfahrungen mit Mitsubishi<br />
an – die Bildungseinrichtung setzt<br />
bereits zwei Mitsubishi-Roboter<br />
im Unterricht ein. Die Lehrkräfte<br />
kennen daher die Software RT<br />
Toolbox3 zur Erstellung von Roboterprogrammen<br />
und zur Planung<br />
von Anwendungen. Diese ermöglicht<br />
auch die Einbindung von<br />
CAD-Daten, um die Umgebung zu<br />
simulieren und in 3D visualisieren.<br />
Als echte I4.0-Anlage ist die Lernfabrik<br />
in Reutlingen denn auch<br />
alles andere als statisch. „Sie lebt“,<br />
sagt Seifriz und schwärmt bereits<br />
von geplanten Erweiterungen.<br />
„Wir stellen uns eine Lageranbindung<br />
mit automatischer Bestü-<br />
54 November 2019
_Robotik<br />
Bild: Mitsubishi Electric Europe<br />
Die Reutlinger Ferdinand-von-Steinbeis-Schule<br />
macht mit der Lernfabrik<br />
4.0 die Industrie 4.0 greifbar.<br />
ckung vor und die Virtualisierung<br />
der gesamten Anlage, indem wir<br />
ein digitales Spiegelbild, einen Digital<br />
Twin, in der Cloud haben.<br />
Dann können wir mit der Anlage<br />
auch im Klassenzimmer arbeiten<br />
und zum Beispiel Wartungsanwendungen<br />
realisieren. So etwas eignet<br />
sich hervorragend für Projekte in<br />
der Technikerausbildung.“<br />
Stark in der Ausbildung<br />
Mitsubishi Electric mit seiner Vertriebsniederlassung<br />
in Stuttgart<br />
hat das Lernfabrik-Vorhaben gemeinsam<br />
mit seinen Partnern in<br />
der Region unterstützt. „Mit weltweit<br />
mehr als 1800 in der Ausbildung<br />
für Robotik und Mechatronik<br />
eingesetzten Robotern sind wir<br />
international führend in diesem<br />
Bereich“, sagt Roboterspezialist<br />
Wolfram Zielke. „Allein hier im<br />
Umkreis von 50 km haben wir<br />
zehn Bildungseinrichtungen, die<br />
Roboter von Mitsubishi Electric<br />
einsetzen.“ Dies ist vor allem Festo<br />
Didactic aus dem nahegelegenen<br />
Esslingen zu verdanken, der in seinen<br />
Lehrinstallationen bevorzugt<br />
die kompakten Geräte einsetzt.<br />
Im Fall der Ferdinand-von-Steinbeis-Schule<br />
kam die Zeltwanger<br />
Automation als Generalunternehmer<br />
zum Zuge. Der Automatisierungsexperte<br />
aus Dußlingen entwickelte<br />
in enger Zusammenarbeit<br />
mit der Schule die aus vier verketteten<br />
Automatisierungszellen bestehende<br />
Anlage. Die HSB Automation<br />
aus Reutlingen unterstützt<br />
die Lernfabrik mit Lineareinheiten.<br />
Bei Vernetzung, Softwareintegration<br />
und Inbetriebnahme hat<br />
Adiro Automatisierungstechnik<br />
aus Esslingen zur Realisierung der<br />
Lernfabrik beigetragen. ↓<br />
Mitsubishi Electric Europe B.V.<br />
de3a.mitsubishielectric.com/fa<br />
SPS Halle 7, Stand 391<br />
Von einfach bis komplex<br />
Damit es rund läuft beim Automobilbau<br />
Seit der Übernahme von SAS und Feba<br />
Automation bietet Piab komplette<br />
EOATs für die Automobilproduktion an.<br />
Ob im Presswerk oder im Karosseriebau,<br />
je schneller die Teile durch die<br />
Fertigungsschritte bewegt werden<br />
desto besser. Dazu trugen in der Vergangenheit<br />
bereits die Piab Vakuumpumpen<br />
und Saugnäpfe bei. Jetzt bieten<br />
wir komplette End-of-Arm-Tools, die<br />
genau auf die jeweiligen Autoteile<br />
abgestimmt sind. Gleichzeitig bleiben<br />
beim Einsatz unseres runden Profils<br />
die EOATs flexibel genug, um schnell an<br />
kleine Änderungen bei Serien-Updates<br />
angepasst werden zu können. Das spart<br />
Umrüstzeiten und Budget. Piab‘s EOATs<br />
sind mit modularen und kundenspezifisch<br />
angepassten Einzelteilen<br />
konstruiert und können mit jedem<br />
Robotertyp verwendet werden.<br />
Piab Vakuum GmbH<br />
Otto-Hahn-Str. 14<br />
35510 Butzbach<br />
Tel.: +49 (0) 6033 7960-0<br />
Fax: +49 (0) 6033 7960-199<br />
info-germany@piab.com<br />
www.piab.com<br />
HEITEC 4.0 – schneller zur vernetzten Produktion<br />
Heitec 4.0 ist ein Lösungsportfolio<br />
von der digitalen Anlagen- und<br />
Prozessplanung über die virtuelle<br />
Inbetriebnahme bis hin zum Monitoring<br />
und der Analyse von Anlagen<br />
und Produktionsprozessen.<br />
Damit lassen sich Risiken bei der<br />
Planung verringern, Anlagen<br />
schneller in Betrieb nehmen und<br />
Prozesse während des laufenden<br />
Betriebes optimieren.<br />
HEITEC AG<br />
Güterbahnhofstraße 5<br />
91052 Erlangen<br />
Telefon: +49 (0) 9131 877 0<br />
Telefax: +49 (0) 9131 877 19 9<br />
info@heitec.de<br />
www.heitec.de<br />
November 2019 55
_Robotik<br />
Bild: Stäubli<br />
Die Testlinie besteht aus zwei verketteten<br />
Prüfzellen mit angedockten<br />
Teststationen. Mittig im Bild der Ofen<br />
zum Aufheizen der Leiterplatten.<br />
Automatisierte Prüfung bei Automobilzulieferer<br />
Roboter beim heißen<br />
Test von Leiterplatten<br />
Bei der Prüfung von Leiterplatten für elektronische Assistenz -<br />
systeme setzt ein Automobilzulieferer auf hochflexible Prüflinien von<br />
Baumann, die selbst Hochtemperaturtests bei 140 Grad Celsius<br />
erlauben. Mittendrin: Roboter von Stäubli in ESD-Ausführung.<br />
Josef Summer, Vertriebsleiter Test Solutions bei Baumann:<br />
„Ohne Stäublis ESD-Roboter hätte die Entwicklung<br />
unserer hochflexiblen Standard-Prüfanlage in<br />
dieser Form nicht stattfinden können“<br />
Bild: Stäubli<br />
Elektronische Baugruppen im Automobil sind extremen<br />
Temperaturen ausgesetzt. Um die Funktion<br />
der Bauteile sicherzustellen, müssen diese<br />
Umweltbedingungen in verschiedenen Testverfahren<br />
simuliert werden. Der Amberger Automatisierungsspezialist<br />
Baumann hat sich daher auf die Entwicklung<br />
und den Bau von Prüfanlagen für solche Aufgabenstellungen<br />
konzentriert.<br />
Die Anfrage eines weltweit tätigen Automobilzulieferer<br />
nach einer vollautomatischen, verketteten Linie<br />
für die Leiterplattenprüfung bei Raum- und Hochtemperatur<br />
beantworteten die Baumann-Ingenieure<br />
mit einer individualisierten Standardlösung. Zum Einsatz<br />
kommt die Tebox, eine standardisierte und flexible<br />
Plattform für Prüftechnikapplikationen von Leiterplatten<br />
bei Raum-, Tief- (-40 °C) oder Hochtemperatur<br />
(+140 °C). Im konkreten Fall sind 100 Prozentprüfungen<br />
bei Raum- und Hochtemperatur unter harten<br />
Taktzeitkriterien auszuführen.<br />
Die komplette Anlage besteht dazu aus zwei über<br />
einen Ofen verketteten, vollautomatischen Prüfzellen,<br />
die beide mit jeweils einem Stäubli TX90L Sechsachs-<br />
56 November 2019
Der Stäubli TX90L in ESD-Ausführung bei der<br />
Handhabung der Leiterplatten.<br />
Roboter in ESD-Ausführung ausgestattet sind. In der<br />
ersten Zelle stehen die Leiterplatten-Prüfungen bei<br />
Raumtemperatur, in der zweiten die Hochtemperaturtests<br />
bei 140 °C auf dem Programm.<br />
Prüfablauf im Überblick<br />
Die Leiterplatten erreichen die erste Zelle, in die drei<br />
Teststationen integriert sind, über ein zweispuriges<br />
Transfersystem. Aufgabe des TX90L ist es, die Leiterplatten<br />
abzugreifen und die Teststationen mit den<br />
empfindlichen Bauteilen zu bestücken. Dazu ist der<br />
Roboter mit einem komplexen Doppelgreifer in ESD-<br />
Ausführung ausgestattet, der es ihm erlaubt, eine<br />
geprüfte Leiterplatte zu entnehmen und die Zelle in<br />
einem Arbeitsschritt ohne Zwischenablage mit einer<br />
ungeprüften zu bestücken.<br />
Anschließend werden die geprüften Leiterplatten auf<br />
dem zweispurigen Transfersystem abgelegt. Die Gutteile<br />
durchlaufen eine Aufheizstrecke, um die vorgeschriebene<br />
Temperatur für den Hot Function Test,<br />
Bild: Stäubli<br />
kurz HFT, zu erreichen. Da die HFT etwas zeitintensiver<br />
ausfallen, ist diese Prüfstation mit vier identischen<br />
Teststationen ausgestattet. Nur so lassen sich die vorgegebenen<br />
Taktzeiten einhalten.<br />
In dieser Zelle übernimmt ein identischer Stäubli<br />
TX90L (ebenfalls in ESD-Ausführung und mit dem<br />
gleichen Doppelgreifer) die Beschickung der vier HFT-<br />
Teststationen. Im ersten Schritt greift der Roboter eine<br />
heiße Leiterplatte vom Zuführband, fährt zur Teststation,<br />
entnimmt eine getestete Leiterplatte und legt eine<br />
nicht getestete ein. Gutteile legt er abschließend auf<br />
einer Auslaufspur ab, N.I.O. Teile werden ausgeschleust.<br />
Anlagentechnik mit vielen Finessen<br />
Summer stolz: „Die vielen überzeugenden Details sind<br />
es, die diese Anlage so leistungsfähig machen. Wir<br />
können taktzeitneutral umrüsten, Hochtemperaturtests<br />
sehr energieeffizient ausführen, die Anzahl der<br />
Teststationen variieren, elektrostatische Aufladungen<br />
sicher ausschließen, zwei unterschiedliche Leiterplatten-Typen<br />
gleichzeitig auf der Anlage prüfen oder bei<br />
Ausfall einer Teststation dennoch weiterarbeiten.“<br />
Der Einsatz von Sechsachs-Robotern, der vor knapp<br />
einem Jahrzehnt bei Baumann den Start in eine neue<br />
Ära der Elektronikprüfung begründete, für die nötige<br />
Flexibilität. „Damals wie heute spielt der Schutz gegen<br />
elektrostatische Aufladung die entscheidende Rolle.<br />
Und ohne Stäubli ESD-Roboter hätte die Entwicklung<br />
unserer hochflexiblen Standard-Prüfanlage so<br />
nicht stattfinden können“, betont Summer.<br />
Um eine unkontrollierte elektrostatische Entladung<br />
bei sensiblen Elektronikkomponenten zu vermeiden,<br />
sind bei den ESD-Robotern alle Armsegmente vom<br />
Werkzeug bis zum Roboterfuß mit Masse verbunden.<br />
Zudem erhalten die Roboter eine ESD-kompatible<br />
Speziallackierung. Alle zugänglichen Elemente und<br />
Oberflächen sind elektrisch leitend ausgeführt. ↓<br />
Stäubli Tec-Systems GmbH<br />
www.staubli.com<br />
Roboter mit 6D-Maus einfach einlernen<br />
Roboter mit 6D-Mausverfahren einfach einlernen<br />
Für das schnelle und komfortable<br />
Einlernen von komplexen Roboterbewegungen<br />
ganz ohne Programmierkenntnisse<br />
hat KORIS ein 6D-Mausverfahren<br />
entwickelt. Ohne Kraftaufwand<br />
führt man damit den Robotermit<br />
dem 6D-Mausverfahren entlang<br />
der gewünschten Bahn. Ein Laserpointer<br />
macht die Bewegung sichtbar.<br />
Geeignet ist dies beispielswiese für<br />
das Einrichten von komplexen<br />
Roboterapplikationen wie Schweißen,<br />
Lackieren, Sandstrahlen oder<br />
Trockeneis-Reinigen. Passende Softwarepakete<br />
für die Bahnprogrammierung<br />
sind für die meisten Roboterhersteller<br />
verfügbar. Die KORIS Force<br />
& Safety Components GmbH ist ein<br />
inhabergeführtes, mittelständisches<br />
Unternehmen und auf Kraftsensoren<br />
und Sicherheitskomponenten für<br />
Industrieroboter spezialisiert.<br />
KORIS Force &<br />
Safety Components GmbH<br />
Im Grund 4<br />
71397 Leutenbach<br />
info@koris-fs.de<br />
www.koris-fs.de<br />
November 2019 57
Parallel-Spanner für<br />
dicke Bleche<br />
Die Parallel-Spanner des Automationsspezialisten<br />
Tünkers aus Ratingen können<br />
verschiedene Blechdicken mit konstanter<br />
Spannkraft fixieren. Durch das<br />
parallele Absenken des Spannarms sind<br />
Materialstärken bis zu 4 mm zu verarbeiten.<br />
Mithilfe einer speziellen in das<br />
Gehäuse integrierten Mechanik wird<br />
nach dem Einschwenken des Spannarms<br />
parallel zum Werkstück gespannt.<br />
Dadurch sind Konturstück von<br />
Spannarm und Gegenlage immer parallel, es entsteht<br />
kein Konturstückversatz. Die Parallel-Spanner verfügen<br />
über die gleiche Spannkraft wie herkömmliche<br />
Kraftspanner. Der Druckluftverbrauch konnte um<br />
bis zu 30 % reduziert werden. Damit spart der<br />
Parallelspanner ebenso wie der Universalspanner<br />
Betriebskosten. Zudem lässt sich das Gehäuse mit einer<br />
schweißresistenten Beschichtung versehen, Stoppventile<br />
oder eine mechanische Raste sind in den Zylinderboden<br />
integrierbar. Auch eine Anbindung für<br />
Condition Monitoring ist machbar.<br />
↓<br />
Tünkers Maschinenbau GmbH<br />
www.tuenkers.de<br />
Bild: Tünkers Maschinenbau GmbH<br />
Delta Roboter:<br />
günstig und wartungsarm<br />
Einfache Roboterautomatisierung zu geringen<br />
Kosten: Das verspricht Igus mit seinem neuen<br />
Delta Roboter Drylin DLE-DR, der aus<br />
schmierfreien und wartungsarmen Kunststoff-<br />
Komponenten besteht. Das leichte Delta-Roboter-System<br />
eignet sich für einfache Pick&<br />
Place-Aufgaben bis zu 5 kg bei einer Präzision<br />
von ± 0,5 mm. Der Delta-Roboter ist als Bausatz<br />
zum Selberbauen oder einer vormontierten<br />
Variante erhältlich. Als Bausatz lässt sich<br />
der Delta-Roboter in 30 Minuten aufbauen<br />
und ist mit 4705 Euro außerdem äußerst kostengünstig.<br />
Zum Robotik-Portfolio von Igus<br />
gehört auch der Robolink DP Baukasten und<br />
das vorkonfigurierte Robotersystem Robolink<br />
DCi. Damit Kunden schnell eine Roboterlösung<br />
zusammenstellen können, hat Igus mit<br />
Industriepartnern zudem die Plattform RBTX.<br />
com gestartet.<br />
↓<br />
Igus GmbH<br />
www.igus.de; SPS Halle 4, Stand 310<br />
Bild: Igus<br />
Zuwachs in der Cobot-Familie<br />
Mit dem UR16e erweitert Universal Robots seine Cobot-Familie<br />
nach oben. Der UR16e kombiniert seine hohe Tragkraft von 16 kg<br />
mit einer Reichweite von 900 mm und einer Wiederholgenauigkeit<br />
von +/- 0,05 mm. Der UR16e (der technisch auf dem UR10e basiert)<br />
verfügt über den gleichen Technologiestandard wie die anderen Cobots<br />
der e-Series: Feinfühligkeit durch einen Kraft-Momenten-Sensor<br />
im Handgelenk, 17 konfigurierbare Sicherheitsfunktionen sowie eine<br />
intuitive Nutzeroberfläche, in der sich auch unerfahrene Anwender<br />
schnell zurechtfinden. „Mit dem UR16e können wir 30 Prozent mehr<br />
Anwendungen adressieren“, freut sich Geschäftsführer Helmut<br />
Schmid. Der UR16e eigne sich<br />
beispielsweise für die CNC-<br />
Maschinenbeladung mit<br />
schweren Werkstücken. Zudem<br />
kann der kräftigere Cobot bei<br />
der Montage mit mehr Drehmoment<br />
schrauben oder bei<br />
der Oberflächenbearbeitung<br />
mit mehr Druck arbeiten. ↓<br />
Bild: Universal Robots<br />
Universal Robots (Germany)<br />
GmbH<br />
www.universal-robots.com<br />
Plug&Work-Greifer für<br />
UR-Cobots<br />
Für die Cobots von Universal<br />
Robots bietet Schunk einen<br />
robusten mechatronischen<br />
Großhubgreifer zur Werkzeugmaschinenbeladung,<br />
der bei einem frei programmierbaren<br />
Hub von<br />
42,5 mm pro Finger variable<br />
Greifkräfte zwischen<br />
50 N und 600 N ermöglicht<br />
und unterschiedliche<br />
Teile bis 3 kg handhaben<br />
kann. Das Plug&Work-fähige<br />
EGL-Starterpaket umfasst den intelligenten Servogreifer<br />
mit passenden Adapterplatten und Kabeln sowie<br />
ein URCaps-Plugin, das die Programmierung des<br />
Greifers über die UR-Oberfläche vereinfacht: Der<br />
EGL-Greifer lässt sich in 15 Minuten in Betrieb nehmen.<br />
Verglichen mit anderen Greifern sinkt der Engineering-,<br />
Inbetriebnahme- und Programmieraufwand<br />
von ein bis zwei Tagen auf unter eine Stunde. ↓<br />
Bild: Schunk<br />
Schunk GmbH & Co. KG<br />
www.schunk.com; SPS Halle 3A, Stand 450<br />
58 November 2019
_Handhabung & Robotik<br />
Flexibel verknüpft<br />
Das Modular Transport System (MTS)<br />
der Zimmer Group sorgt für einen<br />
flexiblen Werkstücktransport innerhalb<br />
einer roboterbasierten Fertigungszelle.<br />
Das MTS verknüpft die einzelnen<br />
Fertigungsschritte, während das Werkstück<br />
auf dem Shuttle verbleiben kann.<br />
Die individuell gesteuerten Transport-<br />
Shuttles können einzeln oder im<br />
Verbund agieren, eine starre Kopplung<br />
z. B. über ein Transportband entfällt.<br />
Der Ausbau der Zellen mit dem MTS<br />
reicht von wenigen Metern mit ein oder<br />
zwei Bearbeitungsstationen bis zu 100<br />
Metern mit mehr als 30 Stationen. Das<br />
MTS besitzt eine integrierte 48 V Akku-Zwischenkreispufferung,<br />
welche in<br />
Kombination mit der Rekuperationsfunktion<br />
der Transporteinheiten die<br />
Laststromspitzen um ca. 85 % und<br />
den Energieverbrauch um über 8 %<br />
reduziert.<br />
↓<br />
Bild: Zimmer MTS<br />
Zimmer Group GmbH<br />
www.zimmer-group.de; SPS Halle 3A, 251<br />
Smarter Einstieg ins kollaborative Greifen<br />
Bild: Weiss Robotics<br />
Mit dem Gripkit CR Easy erweitert Weiss<br />
Robotics seine Gripkit-Reihe und vereinfacht<br />
so den Einstieg in die kollaborative<br />
Greiftechnik. Das Gripkit enthält als<br />
Out-of-the-Box-Lösung alle Komponenten<br />
für Integration, inklusive Plugin für<br />
die Robotersteuerung. Das Gripkit CR<br />
Easy ist eine einfach zu bedienende Einstiegslösung<br />
für kollaborative Roboteranwendungen<br />
und ist kompatibel mit<br />
Cobots von Universal Robots, Techman<br />
und Doosan. Mit einer Greifkraft von bis<br />
zu 200 Newton und ein einstellbarer<br />
Hub von bis zu 30 mm sowie einer integrierten<br />
sensorlosen Greifkraftregelung<br />
eignet sich Gripkit CR Easy für eine breite<br />
Palette an Applikationen. .<br />
↓<br />
Weiss Robotics GmbH & Co. KG<br />
www.weiss-robotics.de<br />
Vibrationsförderer für<br />
einfache Zuführung<br />
Bild: Epson<br />
Epsons neuer Vibrationsförderer<br />
vereinfacht die Zuführung für eine<br />
Vielzahl von Teilen in der Medizin-,<br />
Pharma-, Elektronik- und<br />
Automobilindustrie. Dank der zueinander<br />
passenden Automatisierungskomponenten<br />
und der nahtlosen<br />
Integration in die Entwicklungsumgebung<br />
RC+ lässt sich der<br />
Vibrationsförderer schnell und<br />
kostengünstig einsetzen. Dafür<br />
sorgt auch ein benutzerfreundlicher<br />
Assistent zur Einrichtung und<br />
Konfiguration von Teiletypen.<br />
Volker Spanier, Head of Robotic<br />
Solutions in der Region EMEAR:<br />
„Die Vibrationsförderer IF240<br />
und IF530 sind unsere Antwort<br />
auf die steigende Nachfrage nach<br />
Vereinzelungslösungen von hochgradig<br />
durchmischten Stücken mit<br />
geringen Abmessungen. Die Integration<br />
der Teilezuführung mit den<br />
Roboter- und Vision-Systemen in<br />
einer gemeinsamen Entwicklungsumgebung<br />
beschleunigen die Entwicklung<br />
und bieten kurzen Umrüstzeiten.“<br />
↓<br />
Epson Deutschland GmbH<br />
www.epson.de<br />
Schnittstelle<br />
zum Cobot<br />
vereinheitlicht<br />
Durch eine umfassende Vereinheitlichung<br />
der mechanischen<br />
und elektrischen Schnittstellen sind die kollaborativen<br />
End-of-Arm-Toolings (EoAT)<br />
von Onrobot mit nahezu allen marktgängigen<br />
Robotermarken kompatibel. So sind alle Onrobot-Produkte<br />
nun standardmäßig mit einer Feldbuslösung<br />
ausgestattet, wodurch sie sich einfacher mit<br />
den Roboterarmen diverser Hersteller verbinden lassen.<br />
Neben Robotern von Universal Robots, Fanuc,<br />
Kuka, Nachi und Kawasaki waren die Onrobot-<br />
Produkte bislang bereits mit Techman, Doosan und<br />
Yaskawa kompatibel. Zudem ist das Modul Quick<br />
Changer nun standardmäßig in allen Onrobot-Produkten<br />
integriert. Damit gibt es nur noch ein Kabel,<br />
das beim Werkzeugwechsel umgesteckt werden muss.<br />
Der neue Dual Quick Changer ermöglicht zudem erstmals,<br />
zwei unterschiedliche Greifwerkzeuge zeitgleich<br />
auf einem Roboterarm einzusetzen.<br />
↓<br />
Onrobot GmbH<br />
www.onrobot.com<br />
Bild: Onrobot<br />
November 2019 59
_Vision & Sensorik<br />
Interview: Peter Keppler, Director of Corporate Sales, Stemmer Imaging AG<br />
„Bildverarbeitung mit<br />
Automatisierung vereint“<br />
Warum und wie Automatisierungstechnik und Bildverarbeitung immer stärker<br />
zusammenwachsen und wie OPC UA das Ganze beschleunigt, erläutert Peter<br />
Keppler, Director of Corporate Sales bei Stemmer Imaging.<br />
AP: Das Zusammenwachsen von<br />
Steuerungs- und Bildverarbeitungswelt<br />
ist ein Trend in der<br />
Automatisierung. Wie ist der<br />
Stand der Dinge?<br />
Keppler: Dass diese beiden Welten<br />
tatsächlich immer näher zusammenrücken<br />
zeigt sich unter anderem<br />
daran, dass führende Steuerungshersteller<br />
wie Beckhoff und<br />
B&R das Thema Bildverarbeitung<br />
mit mehr Engagement verfolgen<br />
als bisher. Es hat sich allgemein die<br />
Überzeugung durchgesetzt, dass<br />
sehende Anlagen in vielen Bereichen<br />
der Industrie mehr leisten<br />
Peter Keppler,<br />
Stemmer Imaging:<br />
„Sehende An lagen<br />
können in vielen<br />
Bereichen der<br />
Industrie mehr<br />
leisten als blinde.“<br />
Bild: Stemmer Imaging<br />
können als blinde. Wir als Bildverarbeiter<br />
sehen diese Entwicklung<br />
natürlich als logischen und sehr<br />
positiven Schritt. Die Bildverarbeitung<br />
ist mittlerweile eine etablierte<br />
Technologie im Automatisierungsumfeld<br />
und vor allem im Kontext<br />
mit Industrie 4.0 gänzlich unverzichtbar.<br />
AP: Also alles gut? Oder sehen<br />
Sie Probleme?<br />
Keppler: Wie so häufig liegen die<br />
Schwierigkeiten auf dem Weg zu<br />
anwenderfreundlichen Lösungen<br />
im Detail. Wichtige Fragen sind<br />
hierbei zum Beispiel die herstellerübergreifende<br />
Kompatibilität und<br />
die Kommunikation zwischen<br />
Steuerung und Bildverarbeitung.<br />
Dafür gab es in der Vergangenheit<br />
keine übergreifenden Standards,<br />
was das Zusammenwachsen beider<br />
Welten leider immer wieder<br />
verzögert hat. Auf beiden Seiten ist<br />
inzwischen jedoch ein zunehmendes<br />
Bewusstsein entstanden, dass<br />
die Zukunft in Standardisierung<br />
und Kompatibilität liegt. Mit der<br />
Veröffentlichung der OPC UA<br />
Companion Specification für die<br />
industrielle Bildverarbeitung stehen<br />
wir aktuell vor einer Zeitenwende:<br />
Dieser Standard wird das<br />
Zusammenspiel von Bildverarbeitung<br />
und Automatisierung her -<br />
stellerübergreifend erheblich beschleunigen.<br />
AP: Welche Auswirkungen hat<br />
das Zusammenwachsen der beiden<br />
Welten Automatisierung und<br />
Bildverarbeitung auf deren Anwender?<br />
Keppler: Automatisierer müssen<br />
sich aus meiner Sicht auf jeden Fall<br />
vermehrt mit dem Thema Bildverarbeitung<br />
beschäftigen, da sie die<br />
Anforderungen von Industrie 4.0<br />
ohne diese Technologie in vielen<br />
Fällen zukünftig nicht mehr erfüllen<br />
können. Bildverarbeitungssysteme<br />
müssen für diesen neuen Anwenderkreis<br />
einfach zu bedienen<br />
sein und dessen Kenntnisstand berücksichtigen.<br />
Diese Anforderung<br />
60 November 2019
_Vision & Sensorik<br />
„Mit der OPC UA Companion Specification für die<br />
industrielle Bildverarbeitung stehen wir vor einer<br />
Zeitenwende.“<br />
Peter Keppler, Stemmer Imaging<br />
Besuchen Sie uns:<br />
Stand 4A-353<br />
ist jedoch zugleich eine große Herausforderung,<br />
da die Bandbreite<br />
an Bildverarbeitungsanwendungen<br />
sehr groß ist. Einerseits ist es ein<br />
Vorteil, wenn sich immer mehr<br />
Applikationen mit einfach bedienbaren<br />
Bildverarbeitungsgeräten<br />
problemlos lösen lassen. Andererseits<br />
verhindert ein zu starker<br />
Fokus auf einfache Applikationen<br />
auch die Entwicklung von wirklich<br />
innovativen Lösungen mit<br />
Alleinstellungscharakter.<br />
AP: Welche Ansätze sehen Sie,<br />
um den Einsatz von Bildverarbeitung<br />
in neuen Aufgabenfeldern<br />
voranzutreiben?<br />
Keppler: Ein wichtiges Schlagwort<br />
sind derzeit Machine Learning-<br />
Methoden. Mit diesem Thema beschäftigen<br />
wir uns bereits seit vie-<br />
len Jahren und konnten mit darauf<br />
basierenden Technologien schon<br />
Tausende von Projekten erfolgreich<br />
durchführen. Durch die Begeisterung,<br />
der sich in letzter Zeit<br />
um den Begriff Deep Learning<br />
gebildet hat, ist der Einsatz dieser<br />
Technologie für die Bildverarbeitung<br />
nun auf breiter Basis populär<br />
geworden, auch wenn Deep Learning<br />
meines Erachtens für die<br />
industrielle Bildverarbeitung nicht<br />
optimal geeignet sind. Mit den<br />
richtigen Machine-Learning-Algorithmen<br />
werden wir jedoch bald<br />
leistungsfähige und flexible Lösungen<br />
sehen, die sogar auf günstigen<br />
Embedded-Systemen laufen. ↓<br />
Stemmer Imaging AG<br />
www.stemmer-imaging.com<br />
SPS Halle 7A, Stand 141<br />
> More Power!<br />
Datenverarbeitung in der 3D-Kamera<br />
Bild: IDS Imaging Development Systems GmbH<br />
IDS bietet mit Ensenso XR erstmals<br />
Stereo-Vision-Kameras an, bei denen<br />
die 3D-Datenverarbeitung direkt im<br />
FPGA der Kamera stattfindet. Das<br />
macht einen separaten PC überflüssig.<br />
Das 3D-Kamerasystem eignet sich damit<br />
besonders für Mehrkamerasysteme<br />
oder rechenintensive Anwendungen<br />
wie Bin Picking oder In-Line-Messungen.<br />
Die Kamerafamilie umfasst<br />
initial die Modelle XR30 und XR36.<br />
Sie sind dank Schutzklasse IP 65/67<br />
sehr robust, verfügen über 1,6 MP<br />
Sony-Sensoren und können Objekte<br />
mit Arbeitsabständen von bis zu fünf<br />
Metern erfassen.<br />
Zudem erweitert IDS sein USB3-<br />
Vision-Kameraangebot um über 100<br />
Modelle. IDS integriert in mehreren<br />
Kamerafamilien die gesamte Bandbreite<br />
an Sony-Sensoren, die man bereits<br />
mit GigE-Vision-Unterstützung<br />
anbietet. Die USB3-Vision-Kameras<br />
werden sowohl mit Varianten aus der<br />
CP- als auch SE-Familie angeboten.<br />
Bei letzteren können Anwender zwischen<br />
Gehäuse- oder Platinenversionen<br />
mit verschiedenen Objektivhalter-<br />
Optionen wählen. Mit IDS peak stellt<br />
IDS außerdem ein plattformunabhängiges<br />
SDK zur Anwendungsentwicklung<br />
für zur Verfügung. Es basiert auf<br />
den Standards GenICam, GigE Vision,<br />
und USB3 Vision und erleichtert die<br />
Programmierung der Kameras. ↓<br />
IDS Imaging Development Systems<br />
GmbH<br />
www.ids-imaging.de; www.ids-peak.de<br />
151 MP @ 6.2 fps<br />
82 dB Dynamic Range<br />
The new SHR 411.<br />
Ready for the major tasks.<br />
> Industry-leading 82 dB dynamic range<br />
> Smallest hi-res camera available (80 x 80 x 63.6 mm)<br />
> Industry-leading temperature management (up to 70°C)<br />
> Industry-leading integrated feature set<br />
SVS-Vistek | Germany<br />
www.svs-vistek.com<br />
November 2019 61
_Vision & Sensorik<br />
Schlüsselfertige Lösungen für die automatisierte Qualitätssicherung<br />
3D-Scan-Roboter als<br />
Koordinatenmesser<br />
Die Teile in der Automobil- und Luftfahrtindustrie werden immer<br />
komplexer und erfordern umfangreichere Messtechnik-Inspektionen.<br />
Dafür bietet sich die Roboter-basierte Messungen an.<br />
Eine automatisierte 3D-Mess -<br />
maschine wie Creaforms Cube-R verbindet<br />
Produktivität und Genauigkeit.<br />
Bild: Creaform<br />
Es werden heute mehr Daten für die Inspektion<br />
benötigt. Diese Vielzahl an Daten wird durch<br />
die Messung vieler Teile gewonnen“, sagt<br />
Jérôme-Alexandre Lavoie, Produktmanager bei Messtechnik-Spezialisten<br />
Creaform. Da kein Mehrwert darin<br />
liegt, diese Messungen von Menschen ausführen<br />
zu lassen, gehe der Trend zu Robotern, die diese sich<br />
wiederholenden Messaufgaben ausführen.<br />
Die Implementierung von Roboter-Zellen in der Produktion<br />
umfasst in der Regel drei Phasen: Entwurf,<br />
Bereitstellung und Betrieb. „Schlüsselfertige Lösungen<br />
ermöglichen es dem Messtechniker, die ersten beiden<br />
Schritte zu überspringen, da die Zelle bereits einsatzbereit<br />
ist. Auf diese Weise kann die Messtechnik -<br />
lösung einfacher und schneller in Betrieb genommen<br />
werden. Das spart Zeit und Kosten.<br />
Der Creaform Creaform Cube-R ist ein Beispiel für eine<br />
solche schlüsselfertige Messtechniklösung. Der<br />
Cube-R ist eine präzise optische 3D-Scan-Koordinatenmessmaschine,<br />
die aus einem robotergestützten<br />
optischen 3D-Scanner (Metrascan 3D-R) und einem<br />
Gehäuse besteht, das direkt an der Produktionslinie<br />
installiert werden kann. Die einfach zu bedienende<br />
Benutzeroberfläche maximiert die automatischen<br />
Inspektionen und minimiert die Interaktionen.<br />
„Die Produktivitätsbedürfnisse der produzierenden<br />
Unternehmen sind aber je nach Branche unterschiedlich“,<br />
sagt Lavoie. „In der Luft- und Raumfahrt ist<br />
das Volumen der Teile gering, während die Variabilität<br />
und die Vielfalt der Modelle hoch sind. Im Automobilbereich<br />
ist es umgekehrt.“ Daher müsse die automatisierte<br />
Scanlösung flexibel sein, um jede Art von<br />
Oberfläche, unabhängig von der Komplexität, ohne<br />
Oberflächenvorbereitung zu digitalisieren.<br />
Flexibilität macht eine einfache<br />
Programmierung erforderlich<br />
Solche Anforderungen an die Flexibilität erfordern<br />
jedoch eine einfache Programmierung. Eine 3D-Softwareplattform<br />
wie Creaform Vxelements vereint alle<br />
wichtigen Werkzeuge für die Datenerfassung in einer<br />
benutzerfreundlichen Oberfläche. Dieser integrale Bestandteil<br />
der schlüsselfertigen Lösung kombiniert<br />
Echtzeit-Visualisierungsfunktionen mit Echtzeit-Leistungsindikatoren<br />
und einem einfachen, aber effizienten<br />
3D-Scanerlebnis. „So macht die 3D-Software-<br />
Suite in Kombination mit dem schlüsselfertigen<br />
Aspekt der Automatisierungslösung die Bedienung der<br />
Geräte zur Qualitätskontrolle noch einfacher.“ ↓<br />
Ametek GmbH – Division Creaform Deutschland<br />
www.creaform3d.com<br />
62 November 2019
KI für Vision-Sensor<br />
Smarter Sensor mit<br />
glänzender Leistung<br />
Der kompakte Laser-Abstandssensor FT 55-RLAM von Sensopart ist ein<br />
echter Allrounder: Er detektiert zuverlässig Oberflächen von schwarz bis<br />
glänzend. Mit einem Analogausgang, zwei Schaltausgängen, IO-Linkund<br />
optionaler RS485-Schnittstelle bietet der FT 55-RLAM eine umfangreiche<br />
Konnektivität. Ungewöhnlich in dieser Preisklasse ist auch das<br />
anwenderfreundliche Bedienkonzept mit großem LCD-Display. Zudem<br />
können verschiedene Sonderfunktionen, die bei schnellen Prozessen nicht<br />
über die Steuerung realisierbar sind, einfach integriert werden – etwa die<br />
Ausgabe der Höhendifferenz eines Profils. Der Sensor ist in verschiedenen<br />
Arbeitsbereichen bis 1 m verfügbar.<br />
↓<br />
Sensopart Industriesensorik GmbH<br />
www.sensopart.com; SPS Halle 4a, Stand 325<br />
3D-ToF-Kamera statt Sicherheitssensor<br />
Für die sichere Raumüberwachung<br />
im Industrieumfeld<br />
bietet das Start-up Tofmotion<br />
das 3D-Kameraverfahren<br />
Time of Flight (ToF)<br />
erstmals mit Safety-Zulassung<br />
für die Maschinen -<br />
industrie an. Während klassische Sicherheitssensoren<br />
Hindernisse immer nur punktuell erkennen, erfassen die<br />
3D-ToF-Kameras über Infrarotlaser den kompletten Arbeitsbereich<br />
von 0.05 bis 10 Metern – auch bei ungünstigen Schatten und<br />
extremen Lichtverhältnissen. Gleichzeitig sind die 3D-ToF-Systeme<br />
mit einer Bildrate von bis zu 100 fps überdurchschnittlich<br />
schnell. Die 3D-ToF-Kameras gibt es auch inklusive passender<br />
Software für unterschiedliche Einsatzbereiche. Spotguard beispielsweise<br />
überwacht einen individuell definierbaren Raum, zum<br />
Beispiel ein Schutzbereich rund um einen Roboter.<br />
↓<br />
Tofmotion GmbH<br />
www.tofmotion.com<br />
Bild: Sensopart<br />
Mit künstlicher Intelligenz vereinfacht Keyence bei<br />
der neuen Vision-Sensor-Reihe IV2 den Einrichtungsprozess.<br />
Der Vision-Sensor benötigt nur ein Gut- und<br />
ein Schlechtbauteil und legt selbstständig Bewertungskriterien<br />
fest, die eine stabile Abfrage gewährleisten.<br />
Durch eine automatische Registrierung der Produkte<br />
mit unterschiedlichen Belichtungsintensitäten (von<br />
Unter- bis Überbelichtung) ist das System deutlich unabhängiger<br />
gegen Fremdlichteinwirkungen<br />
als herkömm -<br />
liche Vision-Sensoren. Dabei<br />
unterstützt ein speziell ent -<br />
wickelter Algorithmus, der<br />
Störlichteinflüsse minimiert.<br />
Selbst im laufenden Betrieb<br />
können neue Fehlerbilder einfach<br />
und schnell registriert<br />
werden, sodass diese direkt<br />
mit in die Auswertung einfließen.<br />
↓<br />
Keyence Deutschland GmbH<br />
www.keyence.de/priv2<br />
Visionsystem optimiert<br />
Yamahas neues Ivy2-Visionsystem, das in die aktuelle<br />
Robotersteuerung RCX340 integriert ist, vereinfacht<br />
den Linien-Set-up und erhöht die Leistung der Roboteranlage.<br />
Es eignet sich für die ganze Palette von<br />
Scara-, Orbital- und kartesischen sowie ein- und<br />
mehrachsigen Robotern von Yamaha. Ivy2 unterstützt<br />
Kameras bis zu 5 Megapixel und ermöglicht so hochaufgelöste<br />
Bilder für eine schnelle und stabile Werkstückerkennung.<br />
Darüber hinaus erspart die Autokalibrierung<br />
und die unkomplizierte Werkstückerfassung<br />
aufwändige Einrichtaufgaben. Benutzer können den<br />
Set-up bis zu 80 % schneller abschließen als bei herkömmlichen<br />
Universal-Visionssystemen. Eine Bildkanten-Suchmaschine<br />
verbessert die Teileerkennung<br />
unter schwierigen Lichtverhältnissen.<br />
↓<br />
Yamaha Motor Europe N.V. Factory Automation<br />
Section<br />
www.yamaha-motor-im.de<br />
Bild: Yamaha Motor Europe N.V.<br />
Bild: Keyence Deutschland GmbH<br />
November 2019 63
_Vision & Sensorik<br />
Drehmomentsensor prüft Medizintechnik-Mischdüsen<br />
Prozessüberwachung<br />
direkt integriert<br />
Um die Funktionalität von Zahntechnik-Mischdüsen sicherzustellen,<br />
setzt der Sondermaschinenbauer Jonas & Redmann auf integrierte<br />
Prozessüberwachung via Drehmomentsensor von Kistler.<br />
Der Berliner Maschinenbauer Jonas & Redmann<br />
konzentriert sich neben der Fabrikautomation<br />
insbesondere auf Zukunftsbranchen wie Photovoltaik,<br />
Batteriefertigung und Medizintechnik. „Für<br />
ein Dentallabor haben wir beispielsweise mit einem<br />
Ingenieurbüro eine hochautomatisierte Fertigungszelle<br />
für eine Mischdüse entwickelt“, berichtet Frank<br />
Polak, Leiter des Geschäftsbereichs Medizintechnik.<br />
Die Mischdüse kommt im Dentallabor bei der Herstellung<br />
von Vergussmassen für zahnmedizinische<br />
Produkte zum Einsatz, zum Beispiel für die Anfertigung<br />
von Gebissabdrücken. Polak: „Um die Qualität<br />
im laufenden Prozess zu sichern, setzen wir zur Prozessüberwachung<br />
einen Drehmomentsensor ein, der<br />
direkt mit der Maschinensteuerung kommuniziert.“<br />
Um die Funktionalität der Baugruppe sicherzustellen,<br />
wird mit dem Drehmomentsensor eine Reibwertprüfung<br />
am Mischwerk der aus vier Kunststoff-Bauteilen<br />
montierten Düse durchgeführt: „Dank der Prozessüberwachung<br />
stellen wir nicht nur die Qualität der<br />
etwa fünf Millionen Stück pro Jahr sicher, sondern<br />
sorgen zugleich für Nachverfolgbarkeit“, erklärt Polak.<br />
„Traceability ist in der Medizinbranche heutzutage<br />
unverzichtbar; dabei geht die Verantwortung zunehmend<br />
auf den Sondermaschinenbauer über.“<br />
Lückenlose Prozessüberwachung<br />
Der integrierte Drehmomentsensor von Kistler sorgt für eine integrierte Funktionsprüfung<br />
am Bauteil und kommuniziert direkt mit der Steuerung bei einer<br />
Zykluszeit von nur 1,5 Sekunden.<br />
Bild: Kistler<br />
Durch die Kombination des Drehmomentsensors<br />
4502A mit dem Auswertesystem Maxymos BL ist eine<br />
lückenlose Inline-Prozessüberwachung sichergestellt:<br />
Auf dem Monitor des Maxymos Systems lässt sich der<br />
Drehmomentverlauf für jedes einzelne Produkt genau<br />
nachvollziehen. Eine Schlechtteil-Separierung ist in<br />
der Anlage bereits integriert: Aus dem vom Drehmomentsensor<br />
erzeugten Messwert wird ein IO-/NIO-<br />
Signal generiert, das direkt an die Steuerung übertragen<br />
wird, sodass mit unzureichendem Drehmoment<br />
gefügte Teile gleich aussortiert werden können.<br />
„Bei einer Fertigung von 40 Teilen pro Minute, das<br />
heißt einer Zykluszeit von anderthalb Sekunden, ist<br />
das eine große Herausforderung. Wir sind deshalb mit<br />
der Lösung von Kistler sehr zufrieden“, betont Polak.<br />
„Bevor wir Drittkomponenten einsetzen, prüfen wir<br />
nämlich genau, ob wir die Anforderung nicht selbst<br />
als Eigenkonstruktion realisieren können. In diesem<br />
Fall war das System von Kistler jedoch einfach die<br />
bessere Alternative für eine integrierte Prozessüberwachung.“<br />
↓<br />
Kistler Gruppe<br />
www.kistler.com; SPS Halle 8, Stand 203<br />
64 November 2019
_Vision & Sensorik<br />
Vierfach Kamera: Roboter greift in die Bauklötze-Kiste<br />
Spielzeughersteller<br />
nutzt Bin Picking<br />
Ein dänischer Hersteller von Kunststoff-Bauklötzen nutzt Isra Visions<br />
Minipick3D System mit vier Kameras für das schnelle roboterbasierte<br />
Bin Picking von Kleinstkomponenten.<br />
Bei der Herstellung der beliebten Kunststoff-<br />
Bauklötze fallen die Teile aus der Spritzgussmaschine<br />
in eine Kiste. Die anschließende Vereinzelung<br />
für die Montage ist wegen der hochglänzenden<br />
Oberfläche sehr komplex. Eine weitere Herausforderung<br />
ist, dass der nachfolgende Prozessschritt höchste<br />
Greifgenauigkeit erfordert. Daher ist eine hochpräzise<br />
Objekterkennung beim Bin Picking erforderlich.<br />
Minipick3D erfüllt diese Anforderung und setzt dabei<br />
problemlos kurze Taktzeiten um. Der Bin-Picking-<br />
Sensor kann Bauteile mit wenigen Millimetern Kantenlänge<br />
– wie eben kleine Spritzgusselemente – erkennen.<br />
Seine Quad-Camera-Ausstattung sorgt dabei<br />
für einen vollständigen Überblick über jeden Behälter<br />
sowie für Präzision und Geschwindigkeit.<br />
Schneller Scan, exakte Erkennung<br />
Kleine Bauteile stellen beim Bin Picking nicht nur<br />
durch ihre geringe Größe eine Herausforderung dar:<br />
Robotersysteme können sie aufgrund des geringen<br />
Gewichts sehr schnell bewegen, und das bei in der<br />
Regel nur kurzen Transportwegen. Schnelle Scanzeiten<br />
und eine exakte Objekterkennung sind daher unerlässlich,<br />
um eine optimale Taktzeit zu ermöglichen.<br />
Die Quad-Camera-Technologie des Minipick3D verwendet<br />
vier integrierte Kameras, um das Volumen jedes<br />
Behälters vollständig zu erfassen. Die verschiedenen<br />
Blickwinkel der vier integrierten Kameras ermöglichen<br />
mehrere Perspektiven auf dasselbe Objekt. Diese<br />
Multi-View-Aufnahmen gewährleisten beim Bin<br />
Picking, dass ein Bauteil auch bei Abschattungen oder<br />
Lichtreflexionen zuverlässig erkannt wird. Mithilfe<br />
spezieller Embedded-Prozessortechnologie erreicht<br />
der Sensor Scanzeiten von wenigen hundert Millisekunden,<br />
ungeachtet der Oberflächenstruktur oder der<br />
zu detektierenden Bauteile.<br />
↓<br />
Isra Vision AG<br />
www.isravision.com<br />
Objekte von nur wenigen Kubikmillimetern erkennt der Minipick3D mit<br />
zuverlässiger Präzision.<br />
Bild: Isra Vision<br />
November 2019 65
_Automatisierung<br />
Interview zur SPS 2019 mit Sylke Schulz-Metzner und Martin Roschkowski von Mesago<br />
„Alle sind hellauf begeistert.<br />
Und wir sind es auch.“<br />
Als „SPS – Smart Production Solutions“ feiert die einstige SPS IPC Drives dieses<br />
Jahr ihr 30er-Jubiläum. Im Interview verraten die SPS-Macher Sylke Schulz-<br />
Metzner und Martin Roschkowski, wie der neue Name in der Branche ankommt<br />
und wie das Jubiläum auf der Messe gefeiert wird.<br />
Autor: Nora Nuissl<br />
Bild: Mesago<br />
Bild: Mesago<br />
Martin Roschkowski: „Das Spektrum der Messe scharf zu halten,<br />
aber gleichzeitig das komplette Spektrum abbilden zu wollen – das<br />
ist das Ziel.“<br />
Sylke Schulz-Metzner: „Wir haben mit dem neuen Namen das<br />
Profil geschärft und der Messe den Namen gegeben, den sie sich<br />
durch ihre Exponate schon längst verdient hatte.“<br />
AP: Welche Aussteller- und Besucherzahlen<br />
erwarten Sie zur Jubiläumsausgabe der SPS?<br />
Wirkt sich die wirtschaftliche Delle aus?<br />
Schulz-Metzner: Nein, wir haben keine Absagen<br />
aufgrund der konjunkturellen Lage. Der Stellenwert<br />
der Veranstaltung ist so hoch, dass die Unternehmen<br />
die Beteiligung nicht infrage stellen. Dafür<br />
ist die SPS als Leitmesse für die Branche zu<br />
wichtig. Wir werden daher auch in diesem Jahr<br />
wieder rund 1650 Aussteller haben. Ich gehe davon<br />
aus, dass wir bei den Besucherzahlen wieder<br />
in der Größenordnung 67.000 bis 70.000 Besucher<br />
landen werden. Genaue Besucherzahlen können<br />
wir schwer vorhersagen.<br />
AP: Es gab viele Änderungen. Letztes Jahr kam<br />
eine neue Halle hinzu. Sie haben das Thema<br />
Software und IT in der Fertigung stärker verankert<br />
in der Messe. Und nicht zuletzt haben Sie<br />
den Namen geändert von SPS IPC Drives in SPS<br />
– Smart Production Solutions. Wie wurden diese<br />
Änderungen aufgenommen?<br />
Roschkowski: Wir haben eine durchweg positive<br />
Resonanz von Ausstellern, von Besuchern und von<br />
unseren Partnern wie VDMA und ZVEI erhalten.<br />
Alle waren hellauf begeistert von der Namensänderung.<br />
Und wir sind es auch.<br />
Schulz-Metzner: Aussteller, Besucher und Journalisten<br />
sagen: Der Schritt war überfällig. Wir haben<br />
66 November 2019
_Automatisierung<br />
mit dem neuen Namen das Profil geschärft und<br />
der Veranstaltung den Namen gegeben, den sie<br />
sich in den letzten Jahren durch ihre Exponate<br />
schon längst verdient hatte. Sie war längst mehr<br />
als eine Komponentenmesse zur elektrischen Automatisierung.<br />
Mit der Aufnahme der IT in unsere<br />
Nomenklatur haben wir schrittweise darauf hingearbeitet,<br />
die Veranstaltung abzurunden und ihr<br />
neben dem starken Automatisierungsprofil auch<br />
ein Digitalisierungsprofil zu geben – weil diese<br />
Welten einfach zusammenwachsen. Ganz abgesehen<br />
davon: Nicht nur wir haben intern schon<br />
längst von der SPS gesprochen, sondern auch viele<br />
Aussteller und Besucher. Der dreiteilige Name war<br />
einfach ein Zungenbrecher.<br />
AP: Sind Sie zufrieden, wie die Themen Software<br />
und IT in der Fertigung in die Messe integriert<br />
wurden?<br />
Schulz-Metzner: Wir haben zwei Messehallen, die<br />
dem Thema gewidmet sind. In diesen Hallen finden<br />
Sie IT-Firmen im klassischen Sinne – zum Beispiel<br />
Microsoft und SAP –, aber wir haben genauso<br />
IT-Anbieter, die sich zusammen mit Automatisierern<br />
präsentieren. Um Maschinenbauern eine<br />
ganzheitliche Lösung anbieten zu können.<br />
AP: Haben Sie keine Angst, dass die Digitalisierung<br />
das Portfolio der SPS als Automatisierungsmesse<br />
verwässern könnte?<br />
Schulz-Metzner: Wir haben zwar Produkte im<br />
Portfolio aufgenommen, aber mit scharfem Blick:<br />
Wo verlassen wir den Bereich, der zur Automatisierung<br />
gehört? Wir haben zum Beispiel entschieden,<br />
dass einige Themenbereiche der IT draußen<br />
bleiben müssen: Beispielsweise haben wir keine<br />
ERP-Systeme aufgenommen. Auch wenn diese<br />
Softwarehersteller durch das Ende der Cebit eine<br />
neue Heimat suchen, sind wir klar darum bemüht,<br />
unsere Veranstaltung trennscharf zu halten und<br />
nur das abzubilden, was für die Automatisierung,<br />
und die Digitalisierung der Industrie notwendig<br />
ist.<br />
Roschkowski: Das Spektrum scharf zu halten,<br />
aber gleichzeitig das komplette Spektrum abbilden<br />
zu wollen – das ist das Ziel. Und da kam und<br />
kommt natürlich einiges dazu: IT und Software<br />
oder Cybersecurity. Zukünftig werden auch Themen<br />
wie KI kommen. Aber wir bleiben immer im<br />
Spektrum der Automatisierung.<br />
AP: Aprospos Cybersecurity. Was zeigen Sie dazu<br />
in diesem Jahr auf der SPS?<br />
Schulz-Metzner: In diesem Jahr sind die Anbieter<br />
aus dem Bereich Industrial Security, also Cyber -<br />
security für die Industrie, in einem Bereich untergebracht<br />
und besonders gekennzeichnet. Wir<br />
bieten zum Thema Industrial Security außerdem<br />
eine Guided Tour an, auf der echte Use Cases vorgestellt<br />
werden.<br />
Bild: Mesago<br />
AP: Wollen Sie auch die Robotik stärker verankern?<br />
Roschkowski: Nein. Wir haben zwar immer wieder<br />
Anfragen, aber für uns ist die Robotik ein Anwendungsbereich<br />
der Automatisierung und als<br />
solcher nicht in unserem Ausstellungsportfolio<br />
enthalten. Sie werden zwar trotzdem auf der SPS<br />
eine Menge kleiner Roboter sehen, aber die sind<br />
zur Vorführung der Automatisierungstechnik, die<br />
dahintersteht. Es ist nicht die eigentliche Produktshow<br />
eines Roboterarms.<br />
AP: Dennoch kommen ja ständig Themen und<br />
Aussteller dazu. Stoßen Sie denn nicht langsam<br />
an Kapazitätsgrenzen in Nürnberg?<br />
Roschkowski: Langsam ist vielleicht die richtige<br />
Umschreibung. Wir haben zwar noch Luft, aber<br />
nicht mehr unendlich viel Luft. Wir besetzen noch<br />
nicht alle Hallenebenen und alle Hallen auf dem<br />
Messegelände in Nürnberg.<br />
Schulz-Metzner: Um Ausstellern die Möglichkeit<br />
zu geben, weitere Flächenwünsche letztendlich<br />
doch realisieren zu können, bieten wir in diesem<br />
Jahr erstmals einen zweigeschossigen Standbau<br />
an. Das durfte man bis dato auf der Messe bei uns<br />
nicht und das wird in diesem Jahr schon von den<br />
ersten Ausstellern in Anspruch genommen.<br />
AP: Die Messe SPS feiert 2019 30-jähriges Jubiläum.<br />
Was haben Sie Feierlichkeiten geplant?<br />
Roschkowski: Erstmal gibt es ja die Messe an sich.<br />
Das ist das Highlight vor Ort. Aber wir machen<br />
auch im Vorfeld schon einiges, um die 30 Jahre<br />
Revue passieren zu lassen.<br />
Schulz-Metzner: Wir wollen eine Story erzählen<br />
und den Besucher auch einbinden. Das spielen wir<br />
via Social Media. Zudem planen wir vor Ort eine<br />
Timeline, um die Geschichte der SPS und der Industrie<br />
zeigen und erlebbar machen zu können.<br />
Roschkowski: Dann wird es wahrscheinlich noch<br />
die eine oder andere Überraschung geben, was wir<br />
Ihnen jetzt nicht verraten können, sonst wäre es ja<br />
keine Überraschung mehr.<br />
↓<br />
SPS Smart Production Solutions<br />
https://sps.mesago.com/<br />
Roboter gibt es auf der<br />
SPS zwar zu sehen, die<br />
Robotik an sich soll aber<br />
kein Ausstellungsthema<br />
der SPS in Nürnberg<br />
werden.<br />
November 2019 67
_Automatisierung<br />
Secondary Encoder verbessert Positionsgenauigkeit des Roboters um 80 %<br />
Winkelmessgeräte für<br />
die Antriebssteuerung<br />
Drehgeber und Winkelmessgeräte von Heidenhain, Amo und Renco<br />
passen Antriebe einfach an unterschiedliche Applikationen an und<br />
sorgen zudem für hochgenaue Roboter.<br />
Durch die große Variantenvielfalt der Winkelmessgeräte<br />
haben Maschinen- und Anlagenbauer<br />
viele Möglichkeiten, ihre Antriebe über<br />
die Messtechnik an verschiedenste Applikationen<br />
anzupassen. So stehen für die Standardbauformen<br />
35 mm sowie 58 mm Drehgeber mit induktiver oder<br />
optischer Abtastung, unterschiedlichen Genauigkeitsklassen<br />
und Single- oder Multiturn-Funktionalität bei<br />
identischer mechanischer Schnittstelle zur Verfügung.<br />
Die induktiven, ungelagerten Drehgeber von Heidenhain<br />
sind anbaukompatibel zu den optisch abgetasteten,<br />
gelagerten Drehgebern. Durch den Wechsel zwischen<br />
induktiven und optischen Drehgebern können<br />
also Robustheit, Baulänge und Genauigkeit applikationsspezifisch<br />
variiert werden. So kann sich die Systemgenauigkeit<br />
eines Motors von ±65“ auf ±20“ verbessern.<br />
Für die Anbindung an alle gängigen Motorsteuerungen<br />
steht eine breite Palette an Schnittstellen zu Verfügung:<br />
Endat, Drive-Cliq, Fanuc Serial Interface,<br />
Mitsubishi High Speed Interface und viele mehr. Die<br />
Positionswerte werden im Messgerät digitalisiert und<br />
anschließend an die Folge-Elektronik übertragen. Dies<br />
minimiert die Einflüsse auf die Qualität der Positionsinformation<br />
und erhöht die Positionsauflösung gegenüber<br />
inkrementalen Schnittstellen.<br />
Höhere Genauigkeit für Roboter<br />
Drehgeber und Winkelmessgeräte verbessern als Secondary Encoder an Robotern<br />
die Positionsgenauigkeit.<br />
Bild: Heidenhain<br />
Mit Winkelmessgeräten als Secondary Encoder kann<br />
die absolute Positionsgenauigkeit am Tool Center<br />
Point eines Robotorarms um bis zu 80 Prozent gesteigert<br />
werden. Dazu wird zusätzlich zum Motorfeedback<br />
ein Secondary Encoder an jeder Roboterachse<br />
jeweils nach dem Getriebe angebaut. Dort erfasst er<br />
die tatsächliche Position jedes Robotergelenks ohne<br />
Getriebefehler. Ein Abgleich der Positionsdaten von<br />
Motorfeedback und Secondary Encoder an jeder Achse<br />
des Roboterarms erlaubt außerdem die Bestimmung<br />
der rückwirkenden Kräfte aus der Bearbeitung.<br />
Eine typische Messlösung für hochgenaue Roboter<br />
besteht aus den induktiven Heidenhain-Drehgebern<br />
vom Typ EBI 1100 oder EQI 1100 als Motorfeedback<br />
und aus einem induktiven AMO-Winkelmessgerät<br />
WMKA/WMRA als Secondary Encoder.<br />
Für die genaue Positionierung des Roboters auf einer<br />
Längsachse steht mit dem LIC 2100 ein absolutes<br />
Längenmessgeräte zur Verfügung. Es ermöglicht hohe<br />
Verfahrgeschwindigkeiten bis zu 600 m/min, sodass<br />
der Roboter lange Verfahrwege von bis zu 28 m<br />
schnell zurücklegen kann.<br />
↓<br />
Dr. Johannes Heidenhain GmbH<br />
www.heidenhain.de; SPS Halle 7, Stand 190<br />
68 November 2019
_Automatisierung<br />
Spulen werden über koaxiale Servogetriebemotoren angetrieben<br />
Antriebsregler machen<br />
Wickelmaschine Dampf<br />
Leicht Stanzautomation baut Anlagen für das Auf- und Abwickeln von<br />
Bändern und Drähten und nutzt beim neuen automatischen<br />
Mehrfachwickler SI6 Antriebsregler von Stöber.<br />
Von Stöber haben wir in fast<br />
allen unseren Anlagen Getriebe,<br />
Motoren, Antriebsregler<br />
oder vollständige Automatisierungslösungen<br />
verbaut“, sagt<br />
Jürgen Leicht, Geschäftsführer der<br />
Leicht Stanzautomation. So auch<br />
in der neuen Generation der automatischen<br />
Mehrfachwickler der<br />
Baureihe ASW. Hier kommen erstmals<br />
die Antriebsregler SI6 zum<br />
Einsatz. Das Besondere an der Maschine<br />
ist, dass sie automatisch die<br />
Spulen wechselt. Dadurch entsteht<br />
an der vorgeschalteten Stanzmaschine<br />
kein Produktionsstopp. Der<br />
Spulenwechsel wird einfach zur<br />
nächsten freien Spule vorgenommen,<br />
sobald die vorgewählte<br />
Stückzahl erreicht ist. „Mit dem<br />
Stöber Antriebsregler können wir<br />
die Performance im Vergleich zur<br />
Vorgängerversion spürbar steigern“,<br />
sagt Leicht.<br />
Insgesamt sieben Antriebe sind in<br />
der Anlage verbaut, erzählt Leicht<br />
und zeigt auf ein Kegelradgetriebe,<br />
das den Vorschubkopf neigt, ein<br />
weiteres platzsparendes Winkel -<br />
getriebe übernimmt den präzisen<br />
Vorschub des Bands. Das automatische<br />
Aufwickeln von Bauteilen<br />
nach dem Stanzen erfolgt mit der<br />
neuen Maschine in wenigen Minuten,<br />
die Spulen werden über koaxiale<br />
Servogetriebemotoren angetrieben<br />
und der Wechsel von Spule<br />
zu Spule beträgt mit einem Planetengetriebe<br />
knapp zwei Sekunden.<br />
Die hochdynamischen Antriebs-<br />
Bild: Stöber<br />
Für Performance<br />
sorgen<br />
die Antriebs -<br />
regler SI6 von<br />
Stöber. In Anreihtechnik<br />
sparen<br />
sie zudem<br />
sehr viel Platz<br />
im Schaltschrank.<br />
Mit dem neuen<br />
automatischen<br />
Mehrfachwickler<br />
kann Leicht<br />
Stanzautomation<br />
im Vergleich zur<br />
Vorgängerversion<br />
die Performance<br />
deutlich<br />
steigern.<br />
regler arbeiten dabei zuverlässig<br />
im Hintergrund. Integriert sind die<br />
Funktionen STO (Safe Torque Off)<br />
und SS1 (Safe Stopp 1). Konzipiert<br />
ist der nur 45 mm schmale Antriebsregler<br />
als Anreihgerät. Ein<br />
einzelner Antriebsregler SI6 kann<br />
bis zu zwei Achsen regeln.<br />
Verbunden sind die einzelnen Geräte<br />
mit dem zentralen Versorgungsmodul<br />
PS6. Damit sind weder<br />
dezentrale Einspeiseeinheiten<br />
erforderlich noch Absicherungen<br />
und Verkabelung für jede Achse.<br />
Das spart Platz im Schaltschrank<br />
und Leicht Stanzautomation kann<br />
bei Kunden auf wenig Stellfläche<br />
eine nicht unerhebliche Anzahl an<br />
Wickeltechnik ermöglichen. ↓<br />
Stöber Antriebstechnik GmbH +<br />
Co. KG<br />
www.stoeber.de; SPS Halle 3A, 451<br />
Bild: Stöber<br />
November 2019 69
_Automatisierung<br />
Kabel und Stecker für CNC-Maschinen in der Luftfahrt<br />
Verbindungstechnik für<br />
höchste Ansprüche<br />
Die Modig Machine Tool AB versorgt Luftfahrtunternehmen wie<br />
Airbus, Saab und Cessna mit CNC-Maschinen. Dabei beziehen die<br />
Schweden ihre Verbindungstechnik in großen Mengen von Lapp.<br />
Durch die CNC-<br />
Maschinen von<br />
Modig Machine<br />
Tool führen bis<br />
zu 700 m Kabel.<br />
Die CNC-Maschinen von Modig sind ausgelegt<br />
auf die Bearbeitung großer Metallteile, wie<br />
etwa Flugzeugtragflächen. Die größte Maschine<br />
der Schweden, die Rigi Mill, soll metergroße Metallteile<br />
um rund ein Drittel schneller bearbeiten als<br />
vergleichbare Maschinen. „Das garantieren wir sogar<br />
vertraglich,“ betont David Modig. Man fertige<br />
schließlich „den Ferrari“ der Branche, fügt er nicht<br />
ohne Stolz hinzu. Der geschäftsführende Gesellschafter<br />
lenkt die Geschicke des Familienunternehmens in<br />
dritter Generation.<br />
700 Meter Leitung pro Maschine<br />
Bild: Ralf Baumgarten/Hannover Messe<br />
Das Unternehmen setzt fast ausschließlich Kabel und<br />
Stecker von Lapp Miltronic AB ein, der schwedischen<br />
Tochter des Verbindungsspezialisten Lapp in Nyköping.<br />
Außerdem: „Das breite Produktspektrum und<br />
der erstklassige Support sind wichtige Gründe, dass<br />
wir Lapp als Lieferant für Verbindungssysteme ausgewählt<br />
haben“, fügt Tony Carlzén hinzu. Er ist als Einkäufer<br />
bei Modig zuständig für die Beschaffung.<br />
Allein im Jahr 2018 hat Lapp nach eigenen Angaben<br />
Waren im Wert von mehreren hunderttausend Euro<br />
an die Schweden geliefert. Die Teileliste umfasst annähernd<br />
300 Positionen – von Skintop-Kabeldurchführungen<br />
über Epic-Stecker bis zu Ölflex-Steuerleitungen.<br />
Schließlich sind bis zu 700 Meter Leitungen in<br />
einer CNC-Maschine von Modig verbaut, der Großteil<br />
davon in Energieketten.<br />
Lapp ist führend bei integrierten Lösungen der Kabelund<br />
Verbindungstechnologie. Ein Beispiel dafür ist der<br />
Rundsteckverbinder Epic LS-3 – ein Leistungsstecker<br />
für Servoantriebe und zur Energieversorgung. Carlzén<br />
schaute sich auch preisgünstigere Alternativen von<br />
Wettbewerbern an, ehe er sich für den Epic LS-3 entschied.<br />
Sein trockenes Fazit: „Keiner hat unsere Qualitätsansprüche<br />
erfüllt.“<br />
Europa im Fokus<br />
Unlängst hat Modig Machine Tool in der Hafenstadt<br />
Kalmar, etwa hundert Kilometer vom Stammsitz Virserum<br />
entfernt, eine neue, voll digitalisierte Fabrik in<br />
Betrieb genommen. Rund 8000 m 2 Fläche stehen hier<br />
insgesamt zur Verfügung. Von hier aus will Modig die<br />
europäischen Märkte stärker ins Visier nehmen. Vor<br />
allem die Automotive- und Schwerindustrie in<br />
Deutschland sowie anderen europäischen Ländern<br />
stehen im Fokus. Auch für den neuen Standort ist<br />
Lapp als Lieferant gesetzt. Einkäufer Carlzén erklärt<br />
dazu, man habe „ein gemeinsames Ziel: Immer bessere<br />
und kosteneffektive technische Lösungen.“ ↓<br />
U.I. Lapp GmbH<br />
www.lappkabel.de<br />
SPS Halle 2, Stand 310<br />
70 November 2019
C A M S y s t e m<br />
TECHNIK FÜR GEWINDE<br />
Industrie<br />
Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />
SAVE THE DATE<br />
50 Technologieführer<br />
präsentieren ihre<br />
Innovationen 2020<br />
2. April 2020<br />
Kongresshalle | Böblingen<br />
Es erwarten Sie<br />
5 parallel stattfindende Vortragssessions:<br />
Werkzeugmaschinen & Industrie 4.0<br />
Werkzeuge<br />
Robotik & Automation<br />
Maschinenelemente & Automation<br />
Additive Manufacturing<br />
Informative Begleitausstellung<br />
Networking auf Augenhöhe<br />
SAVE<br />
THE DATE<br />
Bitte notieren Sie sich schon heute den 2. April 2020!<br />
An diesem Termin findet das 12. mav Innovationsforum in Böblingen statt. Gerne merken wir Sie<br />
auf Wunsch als Besucher vor und informieren Sie, sobald die Anmeldemaske zur Verfügung steht.<br />
Bitte senden Sie hierfür eine kurze E-Mail an verena.benz@konradin.de. Sie sind herzlich eingeladen.<br />
Bild: Hahn + Kolb<br />
Unsere<br />
Partner<br />
2019<br />
SOFLEX<br />
November 2019 71
_Automatisierung<br />
Schutztürsicherung für Maschinen:<br />
kompakt und modular<br />
Bild: Euchnner<br />
Mit seinen äußerst geringen Abmessungen von nur 120 x 36 x 25 mm<br />
lässt sich Euchners Türzuhaltungssystem CTM nahezu unsichtbar in Maschinen<br />
integrieren. Die bistabile Zuhaltefunktion des CTM sorgt dafür,<br />
dass die Zuhaltung bei Stromausfall oder beim Abschalten der Anlage in<br />
ihrem Zustand verbleibt. Ein unbeabsichtigtes Einschließen von Personen<br />
bei Stromausfall ist somit praktisch unmöglich. Auch mit der Entwicklung<br />
der MGB2 Modular und der MGB2 Classic trifft Euchner den Nerv<br />
des Marktes. Durch die Kombination frei wählbarer Submodule lassen<br />
sich individuelle Anforderungen realisieren. Die Submodule können mit<br />
Drucktastern, Wahlschaltern, Schlüsselschaltern oder Not-Halt-Tastern<br />
bestückt werden. Bei der Multifunctional Gate Box MGB2 Modular (mit<br />
Profinet-Busmodul) sind mit zwei Submodulen bis zu sechs Bedienelemente<br />
im Zuhaltemodul integrierbar.<br />
↓<br />
Euchner GmbH + Co. KG<br />
www.euchner.de; SPS Halle 7, Stand 280<br />
Roboter sicher<br />
bremsen und stoppen<br />
Für kooperative Roboteranwendungen, bei denen der<br />
Mensch Zugang zum Arbeitsraum des Roboters hat, eignet<br />
sich Sicks Sicherheitssystem Sbot Speed – eine Komplettlösung<br />
aus dem Sicherheits-Laserscanner S300 mini<br />
und der Sicherheitssteuerung Flexisoft. Der S300 mini<br />
überwacht den Arbeitsbereich des Roboters. Betritt eine<br />
Person das Warnfeld, reduziert der Roboter seine Geschwindigkeit,<br />
beim Betreten des Schutzfelds geht der Roboter<br />
in den Sicherheitshalt über. Entfernt sich die Person,<br />
läuft der Roboter automatisch wieder an. Die sicher überwachte<br />
Reduzierung der Geschwindigkeit erhöht gegenüber<br />
einem vollständigen Stopp die Produktivität. Das<br />
sanft geregelte Abbremsen und Beschleunigen vermeidet<br />
zudem Verschleiß<br />
am Roboter. Sicks<br />
Systemvariante<br />
Sbot Speed-UR ist<br />
optimal auf verschiedene<br />
Robotermodelle<br />
von Universal<br />
Robot (UR)<br />
abgestimmt – wei -<br />
tere Varianten mit<br />
anderen Roboterherstellern<br />
sind in<br />
Vorbereitung. ↓<br />
Sick AG<br />
www.sick.de<br />
SPS Halle 7A/340<br />
Bild: Sick<br />
Vorausschauend warten<br />
dank Sensoren<br />
Wie intelligente Sensoren helfen,<br />
die Anlagen-Produktivität durch<br />
eine vorausschauende Wartung<br />
zu steigern, zeigt Balluff mit<br />
neuen multifunktionalen Condition-Monitoring-Sensoren<br />
BCM. Für wenig Geld erhalten<br />
Maschinenbetreiber damit eine<br />
kompakte und leicht nachzurüstende<br />
Lösung für die<br />
kontinuierliche Zustandsüberwachung<br />
und das automatisierte<br />
Monitoring von Grenzwerten.<br />
Das Multitalent erfasst unterschiedliche physikalische<br />
Größen wie Vibration, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und<br />
Magnetfeld und verarbeitet diese direkt on board. Auf<br />
Basis dieser Zustandsdaten lassen sich Anomalien frühzeitig<br />
erkennen und die Wartung vorausschauend planen.<br />
IO-Link ermöglicht eine einfache und flexible Parametrierung.<br />
So kann die Auswertung im Sensor perfekt auf<br />
jede Applikation abgestimmt werden.<br />
Zudem zeigt Balluff Sensoren mit IO-Link-Schnittstelle<br />
gemäß Smart Sensor Profil 2.0, die eine äußerst einheitliche<br />
Datenstruktur aufweisen und vordefinierte Funktionen<br />
zur Verbesserung präventiver Wartungsstrategien<br />
bieten. Das neue Magnetfeld-Positionsmesssystem BMP<br />
und das absolute magnetcodierte Wegmesssystem BML<br />
SL1 sind Beispiele dafür.<br />
↓<br />
Balluff GmbH<br />
www.balluff.com; SPS Halle 7A, Stand 303<br />
Bild: Balluff<br />
72 November 2019
_Automatisierung<br />
Predictive Maintenance<br />
für Datenkabel<br />
Bild: Pilz<br />
Safety mit Security<br />
Zukunftstechnologien der Kabelund<br />
Verbindungstechnik zeigt<br />
Lapps Futurelab. So demonstrieren<br />
die Entwickler von Lapp eine<br />
innovative Lösung, um den Zustand<br />
eines Datenkabels zu überwachen.<br />
Dabei erfordert das Konzept<br />
keinerlei Änderungen an der<br />
Leitung, zum Beispiel keine zusätzlichen<br />
Adern oder Drähte. Stattdessen<br />
überwacht ein elektronisches<br />
Gerät laufend die von der<br />
Leitung übertragenen Signale und<br />
analysiert deren Qualität und<br />
berechnet daraus einen Predictive<br />
Indicator. Fällt diese unter einen<br />
kritischen Wert, schlägt die Elektronik<br />
Alarm.<br />
Sind bereits Leitungen von Lapp<br />
im Einsatz (auf deren elektrische<br />
Eigenschaften ist die Elektronik<br />
ausgelegt), ist sogar ein Retrofit an<br />
bestehenden Anlagen und Maschinen<br />
möglich. Diese Predictive-<br />
Maintenance-Lösung für Datenkabel<br />
ist noch ein Entwicklungsprojekt;<br />
die Marktreife ist für die nahe<br />
Zukunft geplant.<br />
↓<br />
U.I. Lapp GmbH<br />
www.lappkabel.de;<br />
SPS Halle 2, Stand 310<br />
Bild: Lapp<br />
Unter dem Motto „Be safe and secure“ vereint<br />
Pilz die physische und virtuelle Absicherung<br />
von Maschinen und zeigt das Zusammenspiel<br />
seines modularen Schutztürsystems mit dem<br />
sicheren Betriebsartenwahl- und Zugangsberechtigungssystem<br />
PITmode. In Kombination<br />
mit der konfigurierbaren Kleinsteuerung<br />
PNOZmulti 2 lassen sich mit der Ausleseeinheit<br />
PITreader mit RFID-Technologie Authentifizierungen<br />
und Autorisierungen besonders<br />
flexibel realisieren. Als Industrial Firewall sichert<br />
die Securitybridge diese Lösung gegen<br />
unbefugten Zugriff und Manipulationen. Zu<br />
den Produktneuheiten zählen neue Module für<br />
das Remote-I/O-System PSS universal 2 sowie<br />
der sichere Inkrementaldrehgeber PSENenco<br />
zur Bewegungs- und Positionsüberwachung. ↓<br />
Pilz GmbH & Co. KG<br />
www.pilz.com; SPS Halle 9, Stand 370<br />
Offenheit und Integrierbarkeit<br />
Konnektivität und leichte Integrierbarkeit stehen bei<br />
Yaskawa im Fokus. Daher unterstützt Yaskawa die gängigen<br />
Feldbussysteme durch entsprechende Funktionsblöcke und<br />
Schnittstellen. Ein Beispiel ist das Servosystem Sigma-7:<br />
Neben dem eigenen Motion-Bus Mechatrolink-III sind die<br />
Achsen auch mit integrierter EtherCAT- und Profinet-Schnittstelle<br />
erhältlich. Zudem setzt Yaskawa auf die hersteller -<br />
unabhängige Kommunikation via OPC UA. Entsprechende<br />
OPC-UA-Schnittstellen sind jetzt für die CPUs Micro und<br />
Slio sowie für die HMIs Smartpanel and Panel PC verfügbar.<br />
Weiteres Highlight ist eine Live-Demozelle, bei der sich via<br />
Singular Control Roboter, Servoantriebe, Frequenzumrichter<br />
und I/Os über einen einzigen kompakten MP3300iec RBT<br />
Controller steuern lassen.<br />
↓<br />
Yaskawa Europe GmbH Drives, Motion & Controls Division<br />
www.yaskawa.eu.com; SPS Halle 7, Stand 340<br />
Bild: Yaskawa Europe GmbH<br />
November 2019 73
Die Jobbörse für Studentenjobs,<br />
Praktika, Abschlussarbeiten,<br />
Absolventenstellen & mehr<br />
Mit dem Fokus auf regionale Jobangebote an über<br />
30 Hochschulstandorten ist der UNIstellenmarkt<br />
eine der größten Jobbörsen Deutschlands für<br />
Studierende und Absolventen.<br />
Auf den Lokalseiten des UNIstellenmarkts, die in<br />
Kooperation mit Studentenwerken und Hochschulen<br />
betrieben werden, können sich Unternehmen den<br />
jungen Talenten der Region direkt am Hochschulstandort<br />
mit ihren Nebenjobs, Praktika, Abschlussarbeiten<br />
und Absolventenstellen präsentieren.<br />
www.unistellenmarkt.de<br />
74 November 2019
November 2019 75
_Macher der Automation<br />
Haro-Geschäftsführer Christoph Hackländer im Porträt<br />
Mit Fördertechnik die<br />
Intralogistik aufgerollt<br />
„Haro – und die Produktion rollt“ – das ist das Motto des Fördertechnik spe -<br />
zialisten Haro rund um den Geschäftsführer Christoph Hackländer. Das Motto der<br />
Rüthener ist Programm.<br />
Autor: Armin Barnitzke<br />
Von der Rolle sind Sie nicht bei Haro – im<br />
Gegenteil: In Rüthen rollt der Rubel, denn<br />
der Fördertechnikspezialist schwimmt auf<br />
einer Welle (oder besser Rolle?) des Erfolgs. Um<br />
15 Prozent ist der Umsatz jüngst gewachsen. Eine<br />
wichtige Rolle dabei spielt der begeisternde Geschäftsführer<br />
Christoph Hackländer.<br />
„Schauen Sie nur wie schön das hier ist“, strahlt<br />
der dynamische 62-Jährige und zeigt aus seinem<br />
Büro in Halle 1 auf das idyllische Möhnetal, das<br />
sich direkt vor dem Haro-Gelände im Rüthener<br />
Industriegebiet erstreckt. „Der Chef sagt immer,<br />
hier zu arbeiten ist wie Urlaub machen“, grinst<br />
Markus Löseke, Leiter Konstruktion & Produktion<br />
und damit die technische rechte Hand des Geschäftsführers<br />
Christoph Hackländer. Man merkt,<br />
dass die beiden ein gutes Team sind – und dass es<br />
bei Haro in Rüthen sehr familiär zugeht.<br />
Dabei war die Stadt am nordöstlichen Zipfel des<br />
Sauerlandes gar nicht Ausgangspunkt der Haro-<br />
Geschichte, sondern das 130 Kilometer entfernte<br />
Wermelskirchen im Bergischen Land. Dort machte<br />
sich 1957 Vater Heinz Hackländer als 27-Jähriger<br />
mit einer eigenen Firma selbszständig. In einem<br />
angemieteten Wellblechschuppen produzierte er<br />
zunächst Geschenkartikel aus Kupfer und<br />
Messing und wechselte bald – inspiriert vom<br />
Standort Wermelskirchen, das als Stadt der Rollen<br />
und Räder gilt – in das Geschäft mit Tragrollen.<br />
Automatisierte Fördertechnik<br />
„In den 60er-Jahren haben wir eine eigene Rollenproduktion<br />
aufgebaut und sind damit insbeson -<br />
dere in der Möbelindustrie auf großes Interesse<br />
gestoßen, die damit beispielweise Spanplatten-Stapel<br />
durch die Produktion bewegt haben“, berichtet<br />
Christoph Hackländer. „Weil mein Vater aber<br />
immer ein gutes Gespür hatte, stellte er Anfang<br />
der 80er Jahre das Portfolio um: von manuell bedienter<br />
Schiebe-Fördertechnik auf angetriebene<br />
Rollenbahnen. So sind wir zur automatisierten<br />
Fördertechnik gekommen.“<br />
Inzwischen hat Haro sein Portfolio über die angetrieben<br />
Rollentechnik hinaus erweitert und bietet<br />
auch Kettenförderer, Gliederbandförderer, Gurtförderer<br />
oder Vertikalförderer an. „Wir transportieren<br />
Stückgut von 50 Kilogramm bis 5 Tonnen.<br />
Unsere Spezialität ist aber der Palettentransport,<br />
wenn es um hohe Gewichte geht“, sagt der technische<br />
Leiter Markus Löseke.<br />
Besonders stolz ist Christoph Hackländer auf den<br />
Vertikalförderer: „Er ist unser Fördertechnik-<br />
Flaggschiff und stellt eine der effektivsten Möglichkeiten<br />
dar, die Produktion in der vertikalen<br />
Ebene zu erweitern.“ Die Verbindung zweier baulich<br />
getrennter Produktionshallen über eine Brücke<br />
oder einen Tunnel beziehungsweise die Einrichtung<br />
einer weiteren Ebene innerhalb einer<br />
bestehenden Industriehalle, sei oft die einfachere<br />
Lösung als ein kompletter Neubau.<br />
Ziel: Partner der Kunden<br />
Stolz zeigt Christoph Hackländer das Making-of-<br />
Video eine Kundenanlage, wo Haro einen reparaturanfälligen<br />
alten Lastenaufzug, der die auf mehrere<br />
Stockwerke verteilte Produktion verbindet,<br />
mit einem automatisierten Vertikalförderer ersetzt<br />
hat. „Da der Vertikalförderer 24 Meter hoch war,<br />
mussten wir diesen mit einem Spezial-Lkw, der<br />
nur nachts fahren durfte, zum Kunden bringen<br />
und dort mit einem Kran von oben einsetzen“, berichtet<br />
Christoph Hackländer begeistert. Markus<br />
Löseke ergänzt stolz: „In wenigen Stunden war<br />
das erledigt. Mit dieser Einbringung wurden viele<br />
Tage Montage und eine starke Beschränkung der<br />
Produktion dort vermieden.“<br />
Gerade solche kundenspezifischen Anlagen mit<br />
besonderen Herausforderungen machen den<br />
76 November 2019
<strong>Automationspraxis</strong><br />
MACHER DER AUTOMATION<br />
exklusiv<br />
„Der Vertikalförderer ist unser Fördertechnik-<br />
Flaggschiff.“<br />
Christoph Hackländer, Haro<br />
Der technische Leiter Markus Löseke: „Da<br />
starre Verkettungen immer öfter aufgeweicht<br />
werden, beschäftigen wir uns intensiv<br />
mit fahrerlosen Transportsystemen.“<br />
Bild: Haro<br />
Bild: Haro<br />
Bild: Haro<br />
Geschäftsführer Christoph Hackländer: „Wir sehen<br />
uns nicht als Lieferanten, sondern als Partner.“ Seine<br />
Lieblingskunden sind Familienbetriebe mit 500 bis<br />
1500 Mitarbeitern, „wo wir mit dem Geschäftsführer<br />
auf Augenhöhe diskutieren und uns technisch aus -<br />
tauschen können.“<br />
Maximilian Hackländer: „Bei uns<br />
gleicht keine Anlage der anderen.<br />
Die Kunden wollen von uns eine<br />
Komplettanlage, die Fördergüter<br />
automatisch von A nach B bringt.“<br />
November 2019 77
_Macher der Automation<br />
Der Vertikalförderer<br />
(hier mit Pufferstrecke)<br />
ist das Fördertechnik-<br />
Flaggschiff bei Haro. Er<br />
bietet eine effektive<br />
Möglichkeit, die Produktion<br />
in der vertikalen<br />
Ebene zu erweitern.<br />
Haro-Experten besonders Spaß. „Bei uns gleicht<br />
keine Anlage der anderen“, berichtet Maximilian<br />
Hackländer, der Christoph Hackländers Sohn.<br />
Denn bei Haro geht der Trend klar vom reinen<br />
Produktgeschäft mit angetriebenen Komponenten<br />
stark hin zum Fördertechnik-Anlagenbau. Maximilian<br />
Hackländer, der bei Haro im Vertrieb aktiv<br />
ist: „Die Kunden wollen von uns eine vollständige<br />
Komplettanlage, die Fördergüter automatisch von<br />
A nach B bringt.“<br />
Von Wermelskirchen nach Rüthen<br />
Christoph Hackländers Lieblingsbeschäftigung ist<br />
es daher, zusammen mit dem Kunden eine geeignete<br />
technische Lösung für sein Problem zu suchen.<br />
„Wir sehen uns nicht als Lieferanten, sondern<br />
als Partner.“ Seine Lieblingskunden sind daher<br />
Familienbetriebe mit 500 bis 1500 Mitarbeitern,<br />
„wo wir mit dem Geschäftsführer auf Augenhöhe<br />
diskutieren und uns technisch austauschen<br />
können – eben Kunden, die unsere Ideen<br />
schätzen.“<br />
Christoph Hackländer lebt das Unternehmen und<br />
liebt seine Aufgaben. Für ihn war es auch immer<br />
klar, dass er ins väterliche Unternehmen einsteigt:<br />
„Mama und Papa sprachen immer über die Firma,<br />
da waren wir schon als Kind neugierig.“ Und<br />
so kam er 1976 direkt nach seiner kaufmännischen<br />
Ausbildung an Bord – seine beiden älteren<br />
Brüder waren da bereits im Unternehmen aktiv.<br />
Und so war Christoph Hackländer auch sofort<br />
Feuer und Flamme, als 1986 ein wichtiger Schritt<br />
anstand: Da die Produktion in Wermelskirchen<br />
aufgrund der beengten Lage an ihre Grenzen<br />
stieß, war Heinz Hackländer auf der Suche nach<br />
Erweiterungsmöglichkeiten. Und so kaufte der<br />
Vater die Hallen eines Kunden in Rüthen, der gerade<br />
Pleite gegangen war. „Mit der Kundeninsolvenz<br />
hatten wir zwar viel Geld verloren, denn der<br />
Kunden hatte noch Ausstände bei uns – aber letztlich<br />
war es ein Glücksfall, denn wir kamen vergleichsweise<br />
günstig an ein großes Gelände für unsere<br />
neuen Produktionslinien“, erinnert sich<br />
Christoph Hackländer.<br />
Dieses Gelände lag allerdings anderthalb Autostunden<br />
von der eigentlichen Firmenzentrale entfernt<br />
– „aber als 29-Jähriger mit viel Elan stand<br />
mir die Welt offen und so bin ich mit meiner Frau<br />
nach Rüthen umgezogen, um dort eine Produktion<br />
für automatisierte Fördertechnik aufzubauen“,<br />
blickt Christoph Hackländer zurück. Auf dem Firmengelände<br />
bezogen die beiden im Gebäude neben<br />
den Produktionshallen eine kleine Büro-Wohnung.<br />
In diesem Nebengebäude sind auch die ersten<br />
Kinder geboren worden. Für Christoph Hackländer<br />
stecken also viele Erinnerungen in dem<br />
ganzen Gelände. „Ich kenne hier jede Ecke“, sagt<br />
Christoph Hackländer und streicht beim Gang<br />
durch die heutigen Besprechungs- und Meeting -<br />
räume im Nebenhaus über die Fensterbank.<br />
Regional verankert<br />
Mit insgesamt drei Kindern sind die Hackländers<br />
dann aber irgendwann doch umgezogen, in ein<br />
eigenes Häuschen im Ortskern von Rüthen. „Wir<br />
sind hier schnell heimisch geworden – zumal sich<br />
die Menschen im Sauerland und im Bergischen<br />
Land durchaus ähnlich sind.“ Auch heute noch ist<br />
Christoph Hackländer die regionale Verankerung<br />
wichtig. „Bei jungen Leuten, die wir einstellen,<br />
achte ich darauf, dass sie aus der Gegend kommen<br />
und uns deshalb dauerhaft erhalten bleiben.“ Sein<br />
Ziel ist es, Nachwuchs früh zu gewinnen und<br />
dann weiterzuentwickeln. „Wenn ein junger<br />
Mensch einmal bei uns eine Ausbildung gemacht<br />
hat, kommt er gerne wieder, wenn er später noch<br />
einen Techniker oder Ingenieur draufsattelt.“<br />
Denn wichtig ist bei Haro das Familiäre: „Das<br />
Miteinander hat bei uns einen hohen Stellenwert.“<br />
Und dieses Miteinander bezieht sich mittlerweile<br />
immerhin auf über 100 Mitarbeiter. Denn was in<br />
Halle 1 als Zwei-Mann-Betrieb als ausgelagerter<br />
Teil der Produktion in Wermelskirchen begonnen<br />
hat, ist inzwischen zu einem 12-Millionen-Unternehmen<br />
angewachsen, das in sechs Hallen produziert.<br />
Die drei ursprünglich vorhandenen Hallen<br />
wurden nach und nach erweitert.<br />
Chef ist sehr verkaufsaffin<br />
Bild: Haro<br />
Ein wichtiger Motor des Erfolgs ist Christoph<br />
Hackländer: „Als verkaufsaffiner Typ bin ich stets<br />
im Gespräch mit Kunden und kümmere mich um<br />
Aufträge und Umsatzgrundlagen.“ Und so ist –<br />
auch aufgrund der räumlichen Expansionsmöglichkeiten<br />
– heute Rüthen das Headquarter des<br />
Unternehmens Haro. Die Produktion in Wermels-<br />
78 November 2019
_Macher der Automation<br />
kirchen ist inzwischen aufgelöst, der größere Bruder<br />
Martin Hackländer kümmert sich noch von<br />
Wermelskirchen aus um die Haro-Kunden im<br />
Westen. Auch der größte der beiden Brüder, Michael<br />
Hackländer, sitzt noch in Wermelskirchen,<br />
hat aber inzwischen sein eigenes Unternehmen.<br />
Die Musik bei Haro spielt also in Rüthen und dort<br />
tüftelt Christoph Hackländer zusammen mit seinem<br />
technischen Leiter Markus Löseke, der schon<br />
während seines Studiums für Haro tätig war, an<br />
Lösungen für die Kunden und am Ausbau des<br />
Portfolios. Da die Kunden zum Be- und Entladen<br />
verstärkt Roboter an der Fördertechnik haben<br />
möchten, ist man in Rüthen beispielsweise dabei,<br />
eigenes Roboter-Know-how aufzubauen.<br />
Für die Zukunft gerüstet<br />
Und auch andere Zeichen der Zeit hat man bei<br />
Haro erkannt: „Da starre Verkettungen immer öfter<br />
aufgeweicht werden, beschäftigen wir uns intensiv<br />
mit dem fahrerlosen Transport und entwickeln<br />
ein eigenes fahrerloses Transportsystem“,<br />
berichtet der technische Leiter Markus Löseke.<br />
Warum ein eigenes FTS? „Es muss natürlich nahtlos<br />
in unseren Fördertechnik-Baukasten passen.<br />
Und da wir immer individuelle Anlagen bauen,<br />
möchten wir auch das FTS individuell anpassen<br />
können.“<br />
Und auch sonst stehen die Zeichen auf Zukunft in<br />
Rüthen. Maximilian Hackländer arbeitet, nach einem<br />
Maschinenbaustudium und einem Abstecher<br />
bei Bosch Engineering, bereits im Vertrieb des<br />
väterlichen Unternehmens: „Ich will die Grundlagen<br />
und die Produkte von Grund auf kennenlernen.“<br />
Perspektivisch soll Maximilian Hackländer<br />
die Rolle des Vaters übernehmen, während seine<br />
jüngere Schwester, die noch studiert, die Rolle der<br />
Mutter in Buchhaltung und Controlling übernehmen<br />
soll.<br />
Bild: Haro<br />
„Seit drei Jahren treffen wir uns mit externer<br />
Unterstützung regelmäßig im Familienkreis, um<br />
die Nachfolge zu regeln“, berichtet Christoph<br />
Hackländer. Mit dabei ist auch stets die älteste<br />
Tochter, die als Berufsoffizierin bei der Bundeswehr<br />
zwar keine operative Rolle übernimmt, aber<br />
dennoch in Grundplanungen eingebunden wird.<br />
Christoph Hackländer will seine Kinder zu nichts<br />
zwingen: „Natürlich freue ich mich, wenn meine<br />
Kinder was ich aufgebaut habe, weiterführen.<br />
Aber sie müssen das selbst wollen.“<br />
Immerhin: Die Chancen für die nächste Genera -<br />
tion sind bestens. „Ich habe 1986 in Rüthen bei<br />
null angefangen. Heute kann ich meinen Kindern<br />
ein Unternehmen übergeben, welches gut läuft<br />
und viele positive Zukunftschancen hat.“ Der<br />
Standort bietet ausreichend Platz für weitere Expansionen<br />
im Betriebs- und Bürobereich. Es kann<br />
also weiter rollen.<br />
↓<br />
HaRo Anlagen- und Fördertechnik GmbH<br />
www.haro-gruppe.de<br />
Haro baut effiziente und<br />
robuste Fördertechnik<br />
für Stückgüter. Aus<br />
einem großen Pool von<br />
Standard-Systemen<br />
entstehen maßgefertigte<br />
Kundenanlagen.<br />
Im idyllischen Möhnetal<br />
liegt Haros Betriebsgelände.<br />
Die Produktion erstreckt<br />
sich über sechs<br />
Hallen – Platz zur weiteren<br />
Expansion ist schon<br />
gesichert.<br />
Bild: Haro<br />
November 2019 79
_Inserentenverzeichnis<br />
_Impressum<br />
21<br />
23<br />
29<br />
13<br />
74-75<br />
19<br />
33<br />
84<br />
43<br />
55<br />
49<br />
29<br />
57<br />
15<br />
7<br />
55<br />
5<br />
15<br />
2<br />
53<br />
61<br />
81<br />
37<br />
41<br />
83<br />
25<br />
35<br />
45<br />
3<br />
B&R Industrie-Elektronik GmbH, Bad Homburg<br />
BALLUFF GmbH, Neuhausen<br />
Baumann GmbH, Amberg<br />
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Berlin<br />
Deutsche Hochschulwerbung und -vertriebs GmbH, Düsseldorf<br />
Epson Europe BV, GB-Hemel Henpstead<br />
FANUC Deutschland GmbH, Neuhausen<br />
Dr. Fritz Faulhaber GmbH&Co.KG, Schönaich<br />
FRONIUS Deutschland GMBH Sparte Schweißtechnik, Neuhof<br />
HEITEC AG, Erlangen<br />
IDS Imaging Development Systems GmbH, Obersulm<br />
igus GmbH, Köln<br />
KORIS Force & Safety Components GmbH, Schwaigern<br />
Martin-Mechanic Friedrich Martin GmbH & Co. KG, Nagold<br />
NACHI Europe GmbH, Krefeld<br />
PIAB Vakuum GmbH, Butzbach<br />
Pilz GmbH & Co. KG, Ostfildern<br />
Robot System Products GmbH, Günzburg<br />
SCHUNK GmbH & Co. KG Spann- und Greiftechnik, Lauffen<br />
SENSOPART Industriesensorik GmbH, Gottenheim<br />
SVS – VISTEK GmbH, Seefeld<br />
Technische Akademie Esslingen e.V., Ostfildern<br />
TOX Pressotechnik GmbH & Co. KG, Weingarten<br />
Tünkers Maschinenbau GmbH, Ratingen<br />
Hans Turck GmbH & Co. KG, Mülheim<br />
TWK-ELEKTRONIK GMBH, Düsseldorf<br />
Universal Robots (Germany) GmbH, München<br />
WERMA Signaltechnik GmbH & Co. KG, Rietheim-Weilheim<br />
YASKAWA Europe GmbH, Allershausen<br />
Beilagenhinweis<br />
Beilagen in dieser Ausgabe<br />
Haus der Technik e. V.<br />
ISSN 1863–401X<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Chefredakteur: Holger Röhr (hr), Phone +49 711 7594–389<br />
Stellv. Chefredakteur: Armin Barnitzke (ab),<br />
Phone +49 711 7594–425<br />
Redaktion: Yannick Schwab (ys), Phone +49 711 7594–537<br />
Redaktionsassistenz: Carmelina Weber,<br />
Phone +49 711 7594–257, Fax +49 711 7594–1257,<br />
E-Mail: automationspraxis@konradin.de<br />
Layout: Vera Müller, Phone +49 711 7594–422<br />
Anzeigenleitung: Dipl.-Oec. Peter Hamberger,<br />
Phone +49 711 7594–360<br />
Auftragsmanagement: Matthias Rath,<br />
Phone +49 711 7594–323<br />
Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 14 vom 1.10.2019<br />
Leserservice: Ute Krämer, Phone +49 711 7594–5850,<br />
Fax +49 711 7594–15850,<br />
E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />
Erscheinungsweise: monatlich (mit zwei Doppelnummern).<br />
Bestellungen beim Verlag oder beim Buchhandel.<br />
Bezugspreis jährlich 53,50 € inkl. Versandkosten und MwSt.<br />
(Ausland: 53,50 €); Einzelheft 5,40 € inkl. MwSt. und zzgl. Versandkosten.<br />
Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum<br />
ausdrücklich bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />
Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum Ende<br />
des ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf des ersten<br />
Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />
Bei Nicht erscheinen aus technischen Gründen oder höherer<br />
Gewalt entsteht kein An spruch auf Ersatz. Ein Teil dieser<br />
Auflage enthält „imv intern„, das Verbandsorgan für alle Mitglieder<br />
der IMV. Mitglieder des IMV erhalten die <strong>Automationspraxis</strong> im<br />
Rahmen ihrer Mitgliedschaft.<br />
Vorschau: Ausgabe 12/2019<br />
Wir bitten um Beachtung<br />
Auslandsvertretungen:<br />
Großbritannien: Jens Smith Partnership,<br />
The Court, Long Sutton, Hook, Hampshire RG29 1TA,<br />
Phone 1256 862589, Fax 1256 862182,<br />
E-Mail: media@jens. demon.co.uk<br />
Switzerland IFF media ag, Frank Stoll, Technoparkstrasse 3,<br />
CH-8406 Winterthur Tel: +41 52 633 08 88, Fax: +41 52 633 08 99,<br />
e-mail: f.stoll@iff-media.ch<br />
Bild: SSI Schäfer<br />
In der Dezember-Ausgabe der <strong>Automationspraxis</strong><br />
werfen wir einen<br />
Blick nach China und schauen, wie<br />
sich der chinesische Automationsmarkt<br />
und die chinesischen Robotikanbieter<br />
entwickeln. Zudem beleuchten<br />
wir, wie Robotik und Intralogistik<br />
zusammenwachsen. Die<br />
Ausgabe 12 der <strong>Automationspraxis</strong><br />
erscheint am 05.12.2019 ↓<br />
Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />
unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte keine Gewähr. Alle in <strong>Automationspraxis</strong> erscheinenden<br />
Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte,<br />
auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen gleich<br />
welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />
Druck: Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen<br />
Printed in Germany<br />
© 2019 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
80 November 2019
<strong>Automationspraxis</strong>: Partner für die<br />
Fabrikautomation<br />
Hier finden Sie leistungsstarke Lieferanten, Dienstleister und kompetente<br />
lösungsorientierte Partner für Automatisierung<br />
Robotik Cloud Kommissionieren<br />
MRK Digitalisierung Handlingsysteme<br />
Montageautomation Achsen Messtechnik<br />
Materialzuführung Plattformen<br />
Sensorik Produktionsnahe Software Greifer<br />
Vision Motion Control Antriebe<br />
Sicherheitstechnik Automatisierung<br />
Komponenten Verkettung Industrie 4.0<br />
Smart Machining SPS Servicerobotik<br />
Weitere Fakten zu Unternehmen, Details zum Angebots- und Leistungs spektrum<br />
finden Sie im Firmenverzeichnis auf automationspraxis.industrie.de.<br />
Unter folgendem Link gelangen Sie zur Übersicht aller Online-Firmenprofile.<br />
Bookmark!<br />
https://automationspraxis.industrie.de/firmenverzeichnis/<br />
WEITERBILDUNG<br />
Fakten zu Unternehmen, Details zu Angebots- und<br />
Leistungsspektrum finden Sie im Firmenverzeichnis auf<br />
automationspraxis.industrie.de.<br />
Unter folgendem Link gelangen Sie zur Übersicht aller Online-<br />
Firmenprofile<br />
Bookmark!<br />
https://automationspraxis.industrie.de/firmenverzeichnis/<br />
Technische Akademie Esslingen – TAE<br />
www.tae.de<br />
Die Technische Akademie Esslingen (TAE) mit Sitz in<br />
Ostfildern – nahe der Landeshauptstadt Stuttgart – ist<br />
seit über 60 Jahren für Unternehmen und Privatpersonen<br />
internationaler Partner für effektive Fort- und<br />
Weiterbildung.<br />
Mit rund 1000 Veranstaltungen, einem Kompetenznetzwerk<br />
von mehr als 4000 Referenten und über<br />
10 000 Teilnehmern pro Jahr gehören wir zu den größten<br />
Weiterbildungsanbietern im deutschsprachigen Raum.<br />
Auch in den Bereichen Studium und Ausbildung bietet<br />
die TAE jahrzehntelange Erfahrung. Sie finden bei uns<br />
berufsbegleitende Bachelor-, Master- und Online-<br />
Studiengänge, mit denen Sie Beruf und Studium perfekt<br />
verbinden.<br />
November 2019 81
_10 Fragen an<br />
10 Fragen an: Sieghard Thomas, Carl Cloos Schweißtechnik GmbH<br />
„Ungeduldig, pragmatisch<br />
und tiefgründig“<br />
AP: Beschreiben Sie sich in drei Worten:<br />
Thomas: Ungeduldig, pragmatisch, tiefgründig.<br />
AP: Meine Lebensweisheit / Maxime:<br />
Thomas: Ein gutes Beispiel und Vorbild ohne<br />
Wort ist stärker, als die edelsten Worte ohne dasselbe.<br />
(Zitat nach C. H. Zeller)<br />
AP: Haben Sie einen Spleen?<br />
Thomas: Bei jeder Kleinigkeit die Konditionen<br />
nachverhandeln.<br />
AP: Wie entspannen Sie sich nach einem langen<br />
Büro Tag?<br />
Thomas: Bei einem Spaziergang, einer Mountainbike-Tour<br />
oder ganz einfach bei einem Glas Wein<br />
auf der Terrasse mit Musik dazu.<br />
AP: Auf was können Sie in Ihrem Alltag auf gar<br />
keinen Fall verzichten?<br />
Thomas: Die neuesten Wirtschaftsnachrichten.<br />
AP: Und was darf in Ihrer Aktentasche nie fehlen?<br />
Thomas: Ladekabel und Zusatz-Akku.<br />
AP: Wie motivieren Sie sich?<br />
Thomas: Durch Erfolg.<br />
AP: Was war die schwerste Entscheidung in<br />
Ihrem aktuellen Job?<br />
Thomas: Die letzten Jahre waren sehr erfolgreich<br />
für das Unternehmen Cloos Schweißtechnik.<br />
Doch zu Beginn meiner Geschäftsführertätigkeit<br />
mussten wir aus wirtschaftlichen Gründen leider<br />
einige Mitarbeiter entlassen.<br />
AP: Von welchem Aspekt Ihrer Ausbildung<br />
profitieren Sie heute noch?<br />
Thomas: Von den vielen Auslandsreisen und dem<br />
Einblick in andere Unternehmen und Kulturen.<br />
AP: Das 21. Jahrhundert bedeutet für mich ….<br />
(in Bezug auf Innovationen)<br />
Thomas: Die Geschwindigkeit ist atemberaubend.<br />
Wer mit will, muss auch um die Ecke denken und<br />
Veränderung wollen.<br />
Carl Cloos Schweißtechnik GmbH<br />
www.cloos.de<br />
Bild: Cloos<br />
Ein echtes Cloos-Urgestein: Sieghard<br />
Thomas arbeitet seit 20 Jahren bei Carl<br />
Cloos Schweißtechnik in Haiger. Seit<br />
März 2016 ist er dort Geschäftsführer –<br />
und bleibt das auch nach der Übernahmen<br />
von Cloos durch die chinesische<br />
Estun Automation.<br />
82 November 2019
Your Global Automation Partner<br />
Industrie 4.0<br />
Daten- und<br />
Kommunikationslösungen<br />
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November 2019 83
© Schunk<br />
Nürnberg, 26. - 28.<strong>11.2019</strong><br />
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84 November 2019