Schnappschuss 02/2019

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Titelthema anders als die Abbildung, die unser Auge erzeugt. Sowohl der Weitwinkel- als auch der Teleeffekt beeinflussen ein Bild sehr stark und beide führen zu einem erheblichen Unterschied zwischen unserer Wahrnehmung und dem fertigen Foto. Schärfentiefe Da unsere Augen immer in Bewegung sind und außerdem ständig neu fokussieren (schneller als die beste Kamera ...), sehen wir immer alles scharf. Selektive Schärfe, also die Begrenzung der Schärfentiefe auf das Hauptobjekt, ist ein Gestaltungsmittel, das erst durch die Fotografie in die Welt gekommen ist. Auf Gemälden aus der Zeit vor der Erfindung der Fotografie ist immer alles scharf abgebildet. Die Maler wären gar nicht auf die Idee gekommen, etwa den Hintergrund eines Porträts unscharf abzubilden, da sie diesen Effekt einfach nicht kannten. Nur durch die technische Unzulänglichkeit der Fotografie, alles gleichzeitig scharf abbilden zu können, haben wir Bilder mit selektiver Schärfe. Das Bild des kleinen Löwen wurde mit einem 500 mm Objektiv bei Blende 4 aufgenommen. Dadurch erscheint der Hintergrund unscharf. Aber selbst bei Blende 22 wäre bei der langen Brennweite der Hintergrund nicht wirklich scharf gewesen. Auch wenn selektive Schärfe nicht unserer Wahrnehmung entspricht, ist sie doch ein probates Mittel, um die Aufmerksamkeit des Betrachters auf das Hauptobjekt des Bildes zu lenken. Bewegungsunschärfe Die Kamera ist ein Lichtsammler. Solange der Verschluss geöffnet ist, zeichnet sie alles auf, was sich in der Szene abspielt. Bei langen Belichtungszeiten und/oder schnellen Bewegungen tritt daher die bekannte Bewegungsunschärfe auf. Auch das ist ein Effekt, der unserem Gehirn völlig fremd ist. Wir nehmen den zeitlichen Ablauf als kontinu- 6 HOFFMANN Photography
ierlichen Fluss wahr ohne allerdings Bewegungsunschärfe zu sehen. Ein Standbild zeigt uns also weder bei kurzer noch bei langer Verschlusszeit mit Bewegungsunschärfe genau das, was wir gesehen haben. Ob Sie ein bewegtes Motiv scharf oder verwischt abbilden, bleibt also ganz Ihrem persönlichen Geschmack überlassen. Man sollte sich lediglich über die beiden Möglichkeiten im Klaren sein und sich bewusst für das eine oder andere entscheiden. Kontraste Unser Gehirn ist in der Lage sehr hoche Kontraste zu verarbeiten und auszugleichen. Die Kamera kann das leider nicht so ohne weiteres. Die unbearbeitet RAW-Datei der Straßenszene oben rechts entspricht daher gar nicht unserer Wahrnehmung. Die Schattenpartien sind so dunkel, dass man kaum noch Details erkennen kann. Vor Ort erkennt man jedoch auch in den dunklen Bild- HOFFMANN Photography 7
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