advantage Nr 3 Juli 2019
Vorteil in Wirtschaft und Leben
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Eine Stadt mit<br />
Superlativen<br />
Es begann 1990 mit dem Fernwärmenetz. Seither verfolgt<br />
die Stadt St. Veit konsequent den Weg der Nachhaltigkeit<br />
und Ökologie und ist in vielen Bereichen Spitzenreiter.<br />
„Wir haben die Themen Klimaschutz,<br />
Ökologie und Nachhaltigkeit vom<br />
ersten Tag an ernst genommen“, sagt Bürgermeister<br />
Gerhard Mock, der die Geschicke<br />
der Bezirksstadt seit 30 Jahren lenkt. „Heute<br />
sind wir – auf die Einwohnzahl gerechnet –<br />
die Stadt mit der höchsten Ausnutzung von<br />
erneuerbaren Energie trägern.“ Konkret sind<br />
das neben der Fernwärme die Solarthermie<br />
und die Photo voltaik. Aktuell wird eine<br />
Wohnanlage mit 27 Einheiten gebaut, die<br />
über eine Kombination von Wärmepumpe<br />
und Photovoltaik beheizt wird. Im mehrgeschoßigen<br />
Wohnbau ist das ein absolutes<br />
Novum. Und immer wieder wurde mit der<br />
Industrie kooperiert.<br />
Aber der Reihe nach. Beim Aufbau des<br />
Fernwärmenetzes wurde die Abwärme aus<br />
der Produktion des Funderwerks genutzt.<br />
Mit etwa 4.000 Haushalten beträgt die<br />
Anschlussquote derzeit rund 75 Prozent.<br />
Auch die Gemeinde selbst hängt mit ihren<br />
Gebäuden am Netz. 66 Objekte werden<br />
mit rund 5.800 MWh Wärme pro Jahr<br />
versorgt. Das erspart der Umwelt in Summe<br />
18 Millionen Kilogramm CO 2 als dies bei<br />
Einzelheizungen der Fall wäre. Damit ist die<br />
St. Veiter Fernwärme gemessen an der<br />
Einwohnerzahl das bestausgebaute Netz<br />
Europas.<br />
Solarthermie<br />
Solarthermie ist ebenfalls ein Bereich, in den<br />
die Stadt schon frühzeitig investierte. „Wir<br />
haben beim Bau von Gemeinde- oder Sozialwohnungen<br />
von Anfang an auf ressourcenschonende<br />
Warmwasseraufbereitung geachtet“,<br />
sagt Mock. Jedes Jahr werden 325.000<br />
Kilowattstunden Wärmeenergie von Solarthermie-Anlagen<br />
für Gemeindebauten sowie<br />
das Hallen- und Freibad produziert.<br />
Mit der Firma „GREENoneTEC“ hat sich in<br />
der Stadtgemeinde Anfang der 1990er Jahre<br />
auch der Weltmarktführer von solarthermischen<br />
Komponenten angesiedelt. Rund<br />
um dieses Unternehmen bildete sich ein<br />
Cluster mit ähnlichen Unternehmen und Zulieferern<br />
und machte die Bezirksstadt zu<br />
einem Kompetenzzentrum in diesem Bereich.<br />
Daher verfügt St. Veit auch über eine Reihe<br />
von Sonnenkraftwerken mit einer Gesamtleistung<br />
von 3,7 MWp und einer Modulfläche<br />
von 24.000 Quadratmetern. Das entspricht<br />
fast vier Fußballfeldern. Die größten<br />
sind der Sonnenpark in Untermühlbach mit<br />
einer Leistung von einem MWp und 7.150<br />
Quadratmetern sowie die ehemalige Mülldeponie<br />
mit 13.375 Quadratmetern und zwei<br />
MWp. Letzteres ist übrigens auch das größte<br />
kommunale Sonnenkraftwerk Österreichs.<br />
Bürgermeister<br />
Mock: „Photovoltaik<br />
ist die Zukunft“<br />
Das Carsharing<br />
wird gut angenommen.<br />
Fotos: Stadt St. Veit / ANZEIGE<br />
Photovoltaik<br />
Bevor dieses PV-Kraftwerk errichtet werden<br />
konnte, musste die Deponie saniert werden,<br />
was mittels Umspundung erfolgte. Mit dieser<br />
speziellen Technik wurde das Areal zum<br />
Schutz des Bodens und Grundwassers ab <br />
gedichtet und mauserte sich damit auch als<br />
Standort für ein Kompostierwerk. Bürgermeister<br />
Mock hatte diese Idee und setzte<br />
sich gegen Zweifler durch. Der produzierte<br />
Humus wurde nach und nach auf der Deponie<br />
aufgebracht und schuf so die Grundlage<br />
für Kärntens größtes Sonnenkraftwerk. Vom<br />
auf der ehemaligen Deponie erzeugten<br />
Humus profitieren auch die Landwirte,<br />
denn sie bekommen pro Jahr einige tausend<br />
Tonnen davon geschenkt.<br />
Aktuell können mit der in St.Veit produzierten<br />
Sonnenenergie 1.300 Haushalte versorgt<br />
werden. „Photovoltaik ist die Zukunft“,<br />
davon ist der Bürgermeister überzeugt. So<br />
soll auch das Hallenbad in Zukunft damit<br />
beheizt werden. Dazu sollen in einigen Jahren<br />
vom Photovoltaikwerk zum Hallenbad<br />
Leitungen verlegt werden. „Dadurch ersparen<br />
wir uns Betriebskosten und vermeiden<br />
CO 2 -Emissionen, schildert Mock<br />
die Vorteile.<br />
Mit der Idee des 2014 gestarteten „1000<br />
Dächer“-Programms brachte die Gemeinde<br />
Industrie und Haushalte zusammen. Die<br />
Stadtgemeinde St. Veit übernahm die Informationsarbeit<br />
bei den Bürgern und die<br />
St. Veiter Solarbetriebe statteten die Dächer<br />
der privaten Hausbesitzer mit Photovoltaik-<br />
Paneelen bzw. mit Solarthermie-Modulen<br />
aus. Schon nach vier Monaten nach dem<br />
Start der Aktion fanden sich Abnehmer für<br />
80 Dächer zusammen, in Summe konnte im<br />
ersten Jahr eine Gesamtleistung von 400<br />
kWp installiert werden. 2015 wurde die<br />
erfolgreiche Aktion über die Gemeindegrenzen<br />
hinaus ausgeweitet.<br />
Carsharing<br />
Ein neueres Projekt ist das Carsharing<br />
Modell „Stadtmobil – St. Veit elektrisiert“.<br />
Fünf Elektroautos stehen den Bürgern,<br />
Unternehmern und den Mitarbeitern der<br />
Stadtgemeinde zur Verfügung. Es ist österreichweit<br />
das größte kommunale Carsharing<br />
und kann übers Internet gebucht werde.<br />
Das Angebot wird gern angenommen.<br />
80.000 Kilometer legen die E-Mobile im<br />
Jahr zurück. „Und es passt gut zu unserem<br />
Sonnenenergie-Schwerpunkt“, meint der<br />
Bürgermeister.<br />
Erstmals wird in St. Veit auch eine Photovoltaik-Anlage<br />
zur Stromversorgung eines<br />
Hotels errichtet. Der Fuchspalast soll tagsüber<br />
künftig rund 70 Prozent seiner elektrischen<br />
Energie aus den eigenen Paneelen<br />
beziehen. Zukunftsmusik ist, die gewonnene<br />
Sonnenenergie, die nicht sofort gebraucht<br />
wird, in Batterien zu speichern.<br />
Kurz vor dem Abschluss steht die Umstellung<br />
der Straßenbeleuchtung auf LED.<br />
Bereits 2011 hat man damit begonnen.<br />
2500 Lichtpunkte in der ganzen Stadt werden<br />
dann umgerüstet sein. Auch hier steht<br />
das Motiv Sparen von Energie und damit<br />
auch die Reduktion von CO 2 -Emissionen<br />
im Vordergrund. Denn eine Lampe mit<br />
LED-Ausstattung verbraucht um 60 Prozent<br />
weniger Strom als die herkömmlichen<br />
Beleuchtungskörper. St. Veit ist damit die<br />
einzige Stadt Österreichs, die eine solche<br />
Umrüstung in einem Zug realisiert.<br />
„Wir leben Nachhaltigkeit. Erneuerbare<br />
Energieträger sind für uns ein wesentlicher<br />
Aspekt bei der Weiterentwicklung unserer<br />
Stadt. Damit möchten wir aber auch das<br />
öffentliche Bewusstsein für diese wichtigen<br />
Themen stärken“, erklärt Bürgermeister<br />
Mock. |