advantage Nr 3 Juli 2019
Vorteil in Wirtschaft und Leben
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60 <strong>advantage</strong><br />
——— Duell mit spitzer Feder ———<br />
Hitzewelle<br />
Der Klimawandel beschert uns heißere Sommer.<br />
Der eine trägt‘s mit Fassung im kühlen Biergarten, der andere<br />
rettet sich lärmgeplagt in die wohltemperierte Wohnung.<br />
www.<strong>advantage</strong>.at<br />
ACHTSAM<br />
NACHHALTIG<br />
GESELLSCHAFTLICHE<br />
VERANTWORTUNG<br />
So a haßa Summa!<br />
Peter Schöndorfer<br />
Klimakatastrophe! Erderwärmung! Hitzerekord!<br />
Wann gab es zuletzt einen so heißen<br />
Juni in Kärnten?<br />
Die Antwort: Vergangenes Jahr. Ein Blick in<br />
die Statistik weist für Villach am 21. Juni 2018 kuschelige 33,0<br />
Grad aus. Schon 36 Jahre zuvor, 1982, sang sich Rainhard<br />
Fendrich „Oben ohne“ in die ewigen Bestenlisten der heimischen<br />
Sommerhits, mit dem einprägsamen Refrain in bestem Kärntnerisch:<br />
So a haßa Summa! So a haßa Summa, jo!<br />
Ein Jahr darauf, 1983, hatte es in Wien 36 Grad – früher waren<br />
die Sommer also auch brennheiß, aber ohne Klimawandel war<br />
das offenbar weniger spektakulär. Heutzutage scheinen die Menschen<br />
(besonders Radiomoderatoren und User der asozialen<br />
Medien) sensibler zu sein: Auf jede Abweichung von der Optimaltemperatur<br />
(23 Grad Luft, 28 Grad Wasser) reagieren sie mit<br />
Wehklagen und stöhnen wahlweise über arktische Kälte oder die<br />
unerträgliche Hitzewelle; an beidem ist selbstverständlich der<br />
Mensch und sein unverantwortlicher Kohlendioxidausstoß schuld,<br />
den die heilige Greta sogar mit freiem Auge erkennen kann.<br />
Der körperlich und seelisch intakte Alpenbewohner kann hingegen<br />
allen Wetterlagen etwas abgewinnen: Ab ca. 25 Grad Außentemperatur<br />
sollte man jede schweißtreibende Tätigkeit vermeiden<br />
und den kühlenden Schatten aufsuchen. Auch ist der Anweisung<br />
des Hausarztes, viel zu trinken, strikt Folge zu leisten. Die perfekte,<br />
quasi medizinisch verordnete Kombination aus Schatten<br />
und Trinken ist folglich der Gastgarten, der durch den sommerzeitlich<br />
bedingten späten Einbruch der schwarzen Luft vulgo<br />
Nacht eine weitere Aufwertung erfährt. Überdies wird der gemäßigt<br />
alkoholisierte Mensch signifikant weniger von Gelsen malträtiert,<br />
zumindest bemerkt er das erst am nächsten Morgen.<br />
Angenehmer statistischer Nebeneffekt dieser Art von Sommerfrische:<br />
Im Bierkonsum nimmt Österreich in Europa mit 105<br />
Litern pro Kopf und Jahr den respektablen zweiten Platz vor<br />
Deutschland und Polen ein; nur für die Tschechen reicht es noch<br />
nicht – um auf deren respektable 138 Liter zu kommen, muss der<br />
Summa wohl noch ein paar Grad haßa werden. |<br />
Der Badetag ist im Eimer<br />
Gilbert Waldner<br />
Kaum jemand leugnet es noch: Unser Planet<br />
ist irgendwie ungemütlicher geworden. Extreme<br />
Wetterphänomene sind die Hauptursache.<br />
Kühler schottischer Dauerregen und<br />
Tropenhitze, das hatten wir alles in den vergangenen<br />
Wochen. Wie immer ohne Übergang. Wo sind die<br />
Zeiten, als man sich ein ganzes Frühjahr lang schön langsam an den<br />
Sommer gewöhnen durfte? Heute springt man aus den Fellstiefeln<br />
direkt in die Flipflops.<br />
Erst ab Mitternacht darf man sich ein wenig frische Luft gönnen.<br />
Unausgeschlafen schleppt man sich am Morgen ins Büro, wo sich<br />
das Klimagerät müht. Im Überschwang genauso wie im Auto auf<br />
eine viel zu tiefe Temperatur eingestellt. Die Folge: eine waschechte<br />
Verkühlung mitten im Sommer. Aber der Ventilator ist auch keine<br />
Alternative. Er trocknet den Schweiß nicht einmal vorübergehend!<br />
In der Sonne liegen wollen wir da schon gar nicht. Auf braun verbrannten<br />
Wiesen räkeln sich wider den Rat der Hautärzte nur<br />
noch die hart Gesottenen. Ein Wunder, wie viele das immer noch<br />
sind! Die Bäder sind übervoll, und das Wasser ist auch keine<br />
rechte Abkühlung mehr. Die am Nachbarhandtuch geht buchstäblich<br />
auf Tuchfüllung. Sie brüllt in ihr Handy: „Ah wo bist<br />
denn Du grad? I bin im Bad! Der Franzi is a do! Er hat noch den<br />
letzten Parkplatz gekriegt.“ Fünf Meter weiter heult ein Kind auf:<br />
Maaamaaa! Die Mutter begutachtet den anschwellenden Bienenstich.<br />
Daneben bibbert trotz 35 Grad im Schatten der kleine<br />
Bruder bleich und blaulippig. Die letzte Stunde hat er im Wasser<br />
verbracht. Jetzt ist ihm schlecht. Interessiert beobachtet er seine<br />
jammernde Schwester. Die Mama hat ihm die Badeschlapfen<br />
verordnet. Einen zweiten Bienenstich mag sie heute nicht mehr<br />
ertragen. Der Badetag ist eh schon im Eimer.<br />
Ich wende mich mit Grausen, packe meine Sachen und flüchte in<br />
die mühsam auf Temperatur gehaltene Wohnung und die Stille.<br />
Gut, dass die Fenster zu sind. Aber auch so höre ich noch den<br />
Krach der vorbeiknatternden Harleys. Am Abend dröhnen die<br />
Events. Wo ist die gute alte Sommerfrische geblieben? Sie hat<br />
sich offenbar gemeinsam mit den gemäßigten Temperaturen<br />
vertschüsst. |<br />
„Wer etwas weiß, kann noch nichts!<br />
Können bewirkt noch nichts.<br />
Erst das TUN verändert die Welt!“<br />
J.W. von Goethe<br />
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