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Jüdische <strong>Gemeinde</strong> Graz<br />
Die Feiertage in Graz<br />
Rosch Haschana beging unsere <strong>Gemeinde</strong> in Anwesenheit zahlreicher<br />
Mitglieder am Erev Rosch Haschana mit einem feierlichen<br />
Neujahrs-Kiddusch, an dem auch der israelische Fussballer Shon<br />
Weissman teilnahm, der in der Saison <strong>2019</strong>/20 zum österreichischen<br />
Bundesligisten Wolfsberger AC gewechselt hatte.<br />
Die Sukkot-Feier unserer <strong>Gemeinde</strong> fand am Nachmittag des 20.<br />
Oktober <strong>2019</strong> in der von unserem Schammes Stephen Ayalon aufgestellten<br />
<strong>Gemeinde</strong>sukka statt.<br />
Landeshauptmannstellvertreter Michael<br />
Schickhofer (Mitte) mit Prof. Otto Hochreiter<br />
und Elie Rosen beim Neujahrsempfang<br />
BDS-Bewegung, wobei er den Bezug zur öfentlichen Diskussion in<br />
Graz nicht aussparte.<br />
Dem Rückblick auf die Aktivitäten der jüdischen <strong>Gemeinde</strong> im<br />
vergangenen Jahr folgten ein Ausblick auf geplante Aktivitäten im<br />
kommenden und eine Hinterfragung möglicher Strategien zur Mitgliederstärkung<br />
der österreichischen Provinzgemeinden. Als Redner<br />
folgten der Grazer Finanzstadtrat Günther Riegler, Landesrat Johann<br />
Seitinger und Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer.<br />
Präsident Rosen betonte, dass der erste Neujahrsempfang der jüdischen<br />
<strong>Gemeinde</strong> primär ein Abend der Begegnungen, des aufeinander<br />
Zugehens und des Gespräches sein solle. Er möge verbinden.<br />
Und zu zahlreichen Gesprächen kam es dann auch tatsächlich. Diese<br />
wurden durch Klezmer-Musik des Roman Grinberg Trios untermauert<br />
und durch ein koscheres Bufet gestärkt.<br />
Buchpräsentation von Wolfgang Sotill<br />
Landeshauptmann Hermann<br />
Schützenhöfer mit Präsident Rosen<br />
bei der Buchpräsentation am 06.<br />
Oktober <strong>2019</strong><br />
Am 06. Oktober <strong>2019</strong><br />
lud die Jüdische <strong>Gemeinde</strong><br />
Graz zur Präsentation<br />
des im Styria-Verlag erschienen<br />
Buches „Israel<br />
– 40 einfache Fragen<br />
40 überraschende Antworten“<br />
von Wolfgang<br />
Sotill in die Synagoge.<br />
Im Rahmen der Veranstaltung<br />
sprach zunächst<br />
der Hausherr, Präsident<br />
Kultusrat MMag. Elie<br />
Rosen, der in seinem<br />
Beitrag im Hinblick auf<br />
den wiedererstarkenden<br />
Antisemitismus die Notwendigkeit<br />
der Übersetzung<br />
der jüdischen Religion und Kultur hervorhob. Hierfür vermöge<br />
das Werk Wolfgang Sottils nunmehr einen wertvollen Beitrag zu leisten.<br />
Als Redner in einer bis zum letzten Platz vollen Synagoge folgten<br />
Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, der Israel bereits<br />
gemeinsam mit dem Autor besucht hat, Arnold Mettnitzer und der<br />
Autor selbst. Für die musikalische Umrahmung sorgte Edgar Unterkirchner.<br />
Im Anschluss ließ man den Abend bei einem Umtrunk mit<br />
koscherem Wein ausklingen.<br />
Gedenken an Dora Kallmus<br />
Auf Bemühen des Präsidenten der Jüdischen <strong>Gemeinde</strong> Graz, Elie<br />
Rosen, wurden die sterblichen Überreste der unter dem Künstlernamen<br />
„Madame d´Ora“ auch international bekannt gewordenen österreichischen<br />
Starfotografin Dora Philippine Kallmus (1881–1963)<br />
nach erfolgter Exhumierung am 24. Oktober <strong>2019</strong> vom Ortsfriedhof<br />
im steiermärkischen Frohnleiten auf den jüdischen Friedhof in Graz<br />
überführt und dort in einem Ehrengrab wiederbestattet.<br />
Dora Kallmus wurde<br />
als Tochter jüdischer<br />
Eltern in bürgerlichen<br />
Verhältnissen 1881 in<br />
Wien geboren. Erste Erfahrungen<br />
im fotografischen<br />
Bereich sammelte<br />
sie bei Hans Makart,<br />
als erste Frau erhielt<br />
sie auch Zutritt zu den<br />
Theoriekursen der Wiener<br />
Graphischen Lehr-<br />
und Versuchsanstalt.<br />
In Berlin nahm sie bei<br />
Nicola Perscheid Unterricht.<br />
1907 eröfnete sie<br />
Dora Kallmuss, Porträtiert<br />
von Oskar Stocker<br />
mit Arthur Benda unter ihrem Künstlernamen „Madame d´Ora“ ein<br />
Atelier im Ersten Wiener <strong>Gemeinde</strong>bezirk. Bekannt wurde sie weit<br />
über die österreichischen Grenzen hinaus vor allem mit Porträtaufnahmen<br />
der Wiener Künstler- und Intellektuellenszene. So fertigte<br />
sie etwa Fotografien von Alma Mahler-Werfel, Arthur Schnitzler,<br />
Anna Pawlowa, Alexander Girardi, Gustav Klimt, Emilie Louise Flöge,<br />
Marie Gutheil-Schoder, Berta Zuckerkandl, Max Reinhardt, Karl<br />
Kraus, Tina Blau oder Maria Jeritza an und fotografierte die Krönung<br />
von Kaiser Karl 1916 in Budapest. 1927 eröfnete sie ein Atelier in<br />
Paris. Kallmus war infolge eines Verkehrsunfalls 1959 endgültig von<br />
Paris nach Österreich übersiedelt und verbrachte ihre letzten Lebensjahre<br />
im restituierten Haus ihrer in Auschwitz ermordeten Schwester<br />
im steirischen Frohnleiten. Nach ihrem Ableben im Jahre 1963<br />
wurde sie auf dem Ortsfriedhof von Frohnleiten beigesetzt. Mangels<br />
Zahlung der Grabgebühren wurde das Grabmonument später entfernt<br />
und zerstört. Die sterblichen Überreste verblieben dennoch,<br />
ohne jedwede Erinnerungszeichen und Garantie, in der in weiterer<br />
Folge neu vergebenen Grabstelle.<br />
Ziel der von ihm angestrengten Exhumierung und Überführung<br />
auf den jüdischen Friedhof in Graz sei es gewesen, der weit über<br />
die Grenzen Österreichs hinaus bekannten Künstlerin eine würdige<br />
Grabstelle zu geben und die bleibende Totenruhe sicherzustellen, die<br />
nicht von der Entrichtung von Grabgebühren abhängig sei, so der<br />
Präsident der Jüdischen <strong>Gemeinde</strong> Graz, Elie Rosen.<br />
Foto: © Oskar Stocker<br />
www.ikg-wien.at<br />
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