26 GESELLSCHAFT STADT ODER LAND WO LEBEN FAMILIEN BESSER? von Janina Mogendorf © iStockphoto.com/Lisa5201 © iStockphoto.com/MCS-Photography
GESELLSCHAFT <strong>KÄNGURU</strong> 11 I 18 27 Der Inbegriff einer Stadt ist das Dicke B oben an der Spree. Zahlreiche Hymnen besingen das Leben in Berlin, das schmutzig und laut ist und doch so hip und cool. Väter tragen Bärte und Babys in der Trage und alle gehen vegan essen. Demgegenüber steht das Idealbild des Landlebens: Am liebsten Bullerbü, wo barfüßige Kinder auf Apfelbäumen sitzen und Fahrten mit dem Pferdeschlitten zum Winter gehören. Internet und Sammelfigürchen an der Supermarktkasse kommen in dieser Vorstellung eher nicht vor. Was zu der Überlegung anregt, ob es sich eventuell um eine andere Epoche handelt, von der so viele träumen. Was ist Heimat? Zwischen Berlin und einem schwedischen Dorf Anfang des 20. Jahrhunderts gibt es eine große Bandbreite an Welten, in denen Kinder heute aufwachsen. Und egal, ob Zwei-Zimmer-Küche-Nasszelle im Plattenbau, Doppelhaushälfte mit gekiestem Vorgarten oder Fachwerkhäuschen ganz weit draußen: Dort, wo man die ersten Lebensjahre verbringt, bleibt ein vertrautes Stück Heimat. Glückliche Familien leben in Bonn-Innenstadt genauso wie in Fuchshofen in der Eifel. Und werden Kinder gemobbt oder vernachlässigt, sind sie am Waldrand genauso unglücklich wie an der stark befahrenen Hauptstraße. Sind alle Stadt-Land-Bilder also reine Klischees? „Nicht unbedingt“, sagt Laura aus Königswinter. Die 17-Jährige ist in einem Dorf am Rande des Siebengebirges groß geworden. Rundherum Felder und Wälder. Kühe stehen auf der Weide, Rotmilane ziehen ihre Kreise. „Ich hatte hier eine wunderschöne, behütete Kindheit“, erzählt Laura. „Wir waren immer draußen, haben Räuber und Gendarm gespielt, uns am Bach eine Schlammrutsche gebaut und einen hohlen Baum als Briefkasten für geheime Nachrichten genutzt.“ Weite Wege, aber viel Nähe Noch heute genießt sie es, dass jeder jeden kennt und verschiedene Generationen miteinander zu tun haben. Dass sie in fünf Minuten mit dem Fahrrad bei den Pferden ist und in zehn beim Edeka im Nachbarort. Außer einer Bäckerei gibt es keine Einkaufsmöglichkeiten mehr im Dorf. Auch zur Grundschule müssen die Kinder einen Ort weiter. Später sind sie auf ihre Eltern oder den Bus angewiesen, um zur weiterführenden Schule zu kommen. „Die Anbindung ist natürlich schon ein Problem“, sagt Laura. Der Linienbus braucht eine halbe Stunde bis ins Bonner Zentrum und am Wochenende ist es besonders schwierig. Will man Anschluss an die Bonner Stadtbahn haben, muss man den Bus eine Stunde vorher per Telefon bestellen. Lauras Freunde aus Bonn ziehen sie gerne auf. „Fährst du wieder ins Ausland“, witzeln sie, wenn sie nach einem Tag in der Stadt in den Bus steigt, um die lange Heimfahrt anzutreten. Besonders schwierig wird es abends. Wer nach der Partynacht wieder auf den Berg will, kann zwar den Bus nehmen, der hält aber zu dieser Uhrzeit so ziemlich im Nirgendwo. „Da müsste ich dann im Stockdunklen einen Kilometer über die Felder laufen, und das darf ich natürlich nicht.“ Bleibt das Mamataxi. „Als wir jünger waren, mussten uns die Eltern einfach überall hinfahren. Ohne Auto geht es hier oben nicht“, sagt Laura. Deswegen nehmen Jugendliche ab einem gewissen Alter gerne das Fahrrad oder die Vespa, um unabhängiger zu sein. Immobilienkauf ist einfach. Mit dem kostenfreien Baufinanzierungs- Zertifikat schneller zur Traumimmobilie. Bestätigung Ihrer möglichen Kaufsumme zur direkten Antwort auf interessante Angebote Vorteil gegenüber anderen Interessierten Jetzt anrufen: 0221 226-98505