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Das Schweiz Buch - Highlights

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DAS SCHWEIZ BUCH<br />

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DAS SCHWEIZ BUCH<br />

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DAS SCHWEIZ BUCH<br />

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ZU DIESEM BUCH<br />

Schon seit Langem behauptet die <strong>Schweiz</strong> auf<br />

der touristischen Beliebtheitsskala einen Spitzenplatz.<br />

Dafür gibt es zahlreiche Gründe. Einer<br />

mag wohl sein, dass kein Land in Europa auf<br />

einer vergleichbar kleinen Fläche mehr Erlebniswelten<br />

als die Eidgenossenschaft zu bieten<br />

hat. Die stärksten Reize gehen dabei insbesondere<br />

von den alpinen Landschaften aus – mit<br />

Ehrfurcht gebietenden Viertausendern und riesigen<br />

Gletschern, aber auch sanften Hügeln und<br />

weiten Seen samt südlich anmutenden Palmenpromenaden<br />

weiß die <strong>Schweiz</strong> schon seit jeher<br />

als Urlaubs- und Erholungsparadies zu begeistern.<br />

Eine Schönheit, die jedoch auch ihren Preis<br />

hat. Denn die <strong>Schweiz</strong> ist nicht nur beliebt, sie ist<br />

auch teuer. Mondäne Urlaubsorte wie St. Moritz,<br />

Davos oder Gstaad verströmen entsprechendes<br />

exklusives Flair. Seit 1848 von Kriegen ver-<br />

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ZU DIESEM BUCH<br />

schont, haben sich in der <strong>Schweiz</strong> viele historische<br />

Stätten und Stadtzentren bestens erhalten,<br />

wie etwa die Altstadt von Bern oder Zürich. Hinter<br />

den geschmackvoll renovierten Fassaden der<br />

Altstadtensembles erwarten den Besucher heute<br />

Kulturzentren, Museen und Galerien. Auf die<br />

einheimische Museenlandschaft, die in den vergangenen<br />

Jahren auch qualitativ kräftig gewachsen<br />

ist, können die Eidgenossen also zu Recht<br />

stolz sein. Und natürlich fallen einem dann auch<br />

jene Begriffe ein, die den Mythos <strong>Schweiz</strong> ausmachen<br />

und die Teil der eidgenössischen Identität<br />

sind: von Banken bis Uhren, von Käse bis<br />

Schokolade. Trotz aller Klischees – wer das kleine<br />

Land besucht, den erwartet eine ungemeine<br />

Vielfalt: Postkarten idylle und Hightech, regionales<br />

Brauchtum und internationales Flair, Beschaulichkeit<br />

und hippes Nachtleben.<br />

Am Lago Maggiore treffen hochalpine, schneebedeckte<br />

Gipfel auf die mediterran anmutende<br />

Landschaft des Tessins. Der 212,5 Quadratkilometer<br />

große See reicht von der südlichen Alpen -<br />

kette bis an den westlichen Rand der Poebene,<br />

wobei nur 19,9 Prozent seiner Fläche zur<br />

<strong>Schweiz</strong> gehören, der Rest liegt in Italien. Von<br />

Locarno, dem Hauptort des Tessins, aus hat man<br />

einen prächtigen Blick auf See und Berge.<br />

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INHALT<br />

Oben: Zürich gilt als eine der schönsten Städte<br />

Europas. Durch seine pittoreske Altstadt fließt<br />

die smaragdgrüne Limmat.<br />

Bilder auf den vorherigen Seiten:<br />

S. 1: <strong>Das</strong> Matterhorn ist nicht nur einer der<br />

bekanntesten Berge der Welt, sondern auch<br />

das Wahrzeichen der <strong>Schweiz</strong>.<br />

S. 2/3: Heidi lässt grüßen: <strong>Schweiz</strong>er Bilderbuchlandschaft<br />

bei Unterschächen im<br />

Kanton Uri.<br />

S. 4/5: <strong>Das</strong> Hotel Belvedere liegt spektakulär<br />

auf dem Furkapass in 2436 Meter Höhe. Eine<br />

schöne Aussicht ist hier garantiert.<br />

S. 6/7: Ein faszinierendes Naturspektakel<br />

erwartet Besucher am Creux du Van, einer<br />

imposanten Felsenarena. 160 Meter hohe<br />

Felswände umschließen einen riesigen<br />

Talkessel.<br />

S. 8/9: Schloss Laufen thront schon seit<br />

Jahrhunderten über den tosenden Wassermassen<br />

des Rheinfalls.<br />

NORDWESTSCHWEIZ 16<br />

KANTON BASEL-STADT<br />

Basel 18<br />

Münster 20<br />

Marktplatz und Rathaus 22<br />

Kunststadt Basel 24<br />

Art Basel 26<br />

Elisabethenkirche 28<br />

Merian-Gärten 28<br />

Drey scheenschte Dääg:<br />

Basler Fasnacht 30<br />

KANTON BASEL-LANDSCHAFT<br />

Arlesheim 32<br />

Augusta Raurica 34<br />

KANTON AARGAU<br />

Brugg 36<br />

Aarau 38<br />

Baden 40<br />

ZÜRICH 42<br />

Zürich 44<br />

Bankenstadt Zürich 46<br />

Zürichs Museenlandschaft 48<br />

Fraumünster 50<br />

Grossmünster 50<br />

Zürich-West 52<br />

Zürichsee 54<br />

OSTSCHWEIZ 56<br />

KANTON SCHAFFHAUSEN<br />

Schaffhausen 58<br />

Rheinfall 58<br />

Stein am Rhein 64<br />

KANTON THURGAU<br />

Kreuzlingen 66<br />

Kartause Ittingen 68<br />

Romanshorn 70<br />

KANTON ST. GALLEN<br />

Rorschach 70<br />

Wil 72<br />

St. Gallen 74<br />

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INHALT<br />

Kloster St. Gallen 76<br />

Stiftsbibliothek 78<br />

Rapperswil-Jona 80<br />

Toggenburg 82<br />

Churfirsten 84<br />

Appenzeller Alpen 86<br />

Glarner Alpen 88<br />

KANTON GRAUBÜNDEN<br />

Ruinaulta 90<br />

San-Bernardino-Pass 92<br />

<strong>Schweiz</strong>er Nationaltiere: Bernhardiner 94<br />

Chur 96<br />

Davos 98<br />

Klosters 100<br />

Tiefencastel 100<br />

Arosa und Aroser Dolomiten 101<br />

Lenzerheide 101<br />

Naturpark Beverin 102<br />

Parc Ela 102<br />

St. Moritz 104<br />

Polo & Pelze: Die St. Moritzer Society 106<br />

Silsersee und Sivaplana 108<br />

Bergell 110<br />

Val di Campo 112<br />

Berninapass 112<br />

Über kühne Viadukte: die Rhätische Bahn 114<br />

Val Morteratsch und Berninagruppe 116<br />

UNESCO-Biosphärenreservat Val Müstair 118<br />

Benediktinerinnenkloster<br />

St. Johann in Müstair 120<br />

<strong>Schweiz</strong>erischer Nationalpark 122<br />

ZENTRALSCHWEIZ 124<br />

KANTON LUZERN<br />

Luzern 126<br />

Kapellbrücke 128<br />

Jesuitenkirche 128<br />

Vierwaldstättersee 130<br />

Wilhelm Tell – sagenhafter Freiheitsheld 132<br />

KANTON ZUG<br />

Zuger See 134<br />

Zug 134<br />

KANTON SCHWYZ<br />

Kloster Einsiedeln 136<br />

Schwyz 138<br />

KANTON NIDWALDEN<br />

Nidwalden und Stans 140<br />

KANTON OBWALDEN<br />

Engelberg 142<br />

KANTON URI<br />

Schächental 144<br />

Klausenpass 146<br />

Schöllenen 148<br />

ESPACE MITTELLAND 150<br />

KANTON SOLOTHURN<br />

Naturpark Thal 152<br />

Solothurn 154<br />

Goetheanum in Dornach 156<br />

KANTON JURA<br />

Saint-Ursanne 158<br />

KANTON NEUENBURG<br />

<strong>Schweiz</strong>er Uhrenstädte:<br />

La Chaux-de-Fonds und Le Locle 160<br />

Neuenburg 162<br />

Kollegiatskirche 164<br />

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INHALT<br />

Oben: <strong>Das</strong> Alpsteinmassiv ist im Vergleich zu<br />

anderen Gipfeln der <strong>Schweiz</strong> gar nicht mal so<br />

hoch, es wirkt aber aufgrund seiner unmittelbaren<br />

Nähe zum Bodensee trotzdem sehr<br />

mächtig. Markante Sichtpunkte sind die Kreuz -<br />

berge, die mit römischen Zahlen von Osten nach<br />

Westen durchnummeriert sind.<br />

KANTON BERN<br />

Naturpark Doubs 166<br />

Bielersee 166<br />

Biel 168<br />

Bern 170<br />

Altstadt 172<br />

Brunnen 174<br />

Münster 176<br />

Berner Museen 178<br />

Emmental 180<br />

450 Sorten: <strong>Schweiz</strong>er Käse 182<br />

Berner Oberland 184<br />

Thun 186<br />

Thunersee 188<br />

Interlaken 190<br />

Brienzersee 192<br />

Aareschlucht 194<br />

Sustenpass 196<br />

Auf Passstrassen in neue Welten 196<br />

Berner Alpen 198<br />

Lauterbrunnen 200<br />

Eiger–Mönch–Jungfrau 202<br />

Kandersteg 208<br />

Simmental 210<br />

Gstaad 212<br />

KANTON FREIBURG<br />

Murten 214<br />

Freiburg (Fribourg) 216<br />

Gruyères 218<br />

Naturpark Gruyère Pays-d’Enhaut 220<br />

GENFERSEE UND UMGEBUNG 222<br />

KANTON WAADT<br />

<strong>Schweiz</strong>er Jura 224<br />

Creux du Van 226<br />

Grandson 232<br />

Romainmôtier 232<br />

Jura Vaudois 234<br />

Genfersee 236<br />

Nyon 238<br />

Lausanne 240<br />

Kathedrale 242<br />

Vevey 244<br />

Montreux 246<br />

Schloss Chillon 248<br />

Rochers de Naye 250<br />

14


INHALT<br />

KANTON GENF<br />

Genf 252<br />

Jet d’eau 254<br />

Palais des Nations 254<br />

Kathedrale 256<br />

Weinbergterrassen des Lavaux 258<br />

KANTON WALLIS<br />

Sion (Sitten) 260<br />

Val d’Herens 262<br />

Val d’Anniviers 264<br />

Naturpark Pfyn-Finges 264<br />

Lötschental 266<br />

Naturpark Binntal 266<br />

Tschäggättä 268<br />

Großer Aletschgletscher 270<br />

Aletschwald 272<br />

Ernen 274<br />

Furkapass 276<br />

Rhônegletscher 276<br />

Walliser Alpen 278<br />

Saas-Fee 280<br />

Monte-Rosa-Massiv 282<br />

Gämsen 284<br />

Alpensteinböcke 284<br />

Zermatt 286<br />

Matterhorn 288<br />

TESSIN 290<br />

Gotthardpass und -tunnel 292<br />

Giornico 294<br />

Val Bedretto 296<br />

Valle Verzasca 298<br />

Corippo 300<br />

Val Lavizzara 302<br />

Mogno 304<br />

Lago Maggiore 306<br />

Locarno 308<br />

Ascona 308<br />

Bellinzona 310<br />

Santa Maria delle Grazie 310<br />

Burgen von Bellinzona 312<br />

Monte Tamaro 314<br />

Lugano 316<br />

Luganersee 318<br />

Morcote 320<br />

Riva San Vitale 322<br />

Gandria 324<br />

Monte San Giorgio 326<br />

Vale di Muggio 328<br />

ÜBERSICHTSKARTEN 330<br />

Register 334<br />

Bildnachweis, Impressum 336<br />

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NORDWESTSCHWEIZ<br />

Aufgrund seiner Lage an den Grenzen zu den<br />

Nachbarländern Deutschland und Frankreich<br />

stellt der Nordwesten der Eidgenossenschaft<br />

einen Sonderfall dar. Und deswegen hat man dort<br />

schon früh damit begonnen, über die nationalen<br />

Grenzen hinweg zusammenzuarbeiten und die<br />

Entwicklung des Dreiländerecks gemeinsam zu<br />

steuern. An die Kantone Basel-Stadt und Basel-<br />

Landschaft mit der gleichnamigen und größten<br />

Stadt der Region grenzt im Osten und Nordosten<br />

der fruchtbare Aargau an mit seinen zahlreichen<br />

Burgen und Schlössern.<br />

16 NORDWESTSCHWEIZ


Etwas über 65 Meter ragen die ungleichen<br />

Türme des Basler Münsters auf. Der rote<br />

Buntsandstein leuchtet warm auf, wenn die<br />

Sonne niedrig steht. Umgeben ist das Bauwerk<br />

von einer so malerischen Altstadt, dass selbst<br />

der Rhein ihr ergeben zu Füßen liegt.<br />

NORDWESTSCHWEIZ 17


BASEL<br />

Die »Golden Pforte Helvetiens«, wie die ehemalige<br />

Bischofsstadt am Rheinknie einst genannt wurde,<br />

behauptet sich als wirtschaftliches und kulturelles<br />

Zentrum einer Region, durch die sich drei nationale<br />

Grenzen ziehen. Aus Südbaden und dem Elsass<br />

gelangen Tag für Tag Zehntausende von Grenzgängern<br />

nach Basel, das nicht nur Arbeitsplätze,<br />

sondern auch ein ausgesprochen attraktives<br />

Kulturprogramm bietet und sich als Messe- und<br />

Kongressstandort einen Namen gemacht hat. Nur<br />

wenige Städte der <strong>Schweiz</strong> können auf eine he rausragendere<br />

humanistische Tradition zurückblicken<br />

als Basel. Dort öffnete schon 1460 die erste Universität<br />

auf <strong>Schweiz</strong>er Boden ihre Pforten, zudem darf<br />

sich Basel als die älteste <strong>Buch</strong>druckerstadt des<br />

Landes betrachten. Neben der Altstadt lädt vor<br />

allem das Rheinufer mit seinen Cafés und Restaurants<br />

zum ausgedehnten Flanieren ein.<br />

18 NORDWESTSCHWEIZ | BASEL-STADT


BASEL<br />

Links: Von seiner elegantesten Seite zeigt sich<br />

Basel im Dämmerlicht. Majes tä tisch überragt<br />

die Martinskirche den von prächtigen Pa lästen<br />

gesäumten Rheinuferabschnitt, ebenso wie die<br />

zwei Türme des Basler Münsters. Hier verbindet<br />

die Mittlere Rheinbrücke die beiden Altstadtteile<br />

Grossbasel und Kleinbasel. Unter ihr hindurch<br />

blickt man schon auf die nächste Brücke,<br />

nämlich die Wettsteinbrücke (unten).<br />

NORDWESTSCHWEIZ | BASEL-STADT<br />

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BASEL: MÜNSTER<br />

Über dem Rheinufer erhebt sich sandsteinrot mit<br />

ornamentiert gedecktem Dach die ehemalige<br />

Bischofskirche, die von Weitem an den beiden<br />

unterschiedlichen Türmen erkennbar ist. Der Bau,<br />

der sich über fünf Jahrhunderte erstreckte (1019<br />

bis 1500), deckt im Wesentlichen zwei Stilphasen<br />

ab: Romanik und Gotik. Obwohl der Bildersturm<br />

zur Zeit der Reformation in Basel heftig wütete, ist<br />

bedeutender gemeißelter Skulpturenschmuck am<br />

Außenbau erhalten. Berühmt sind die Statuen der<br />

Ritterheiligen Georg (1372) und Martin (1340), das<br />

Rad der Fortuna mit seinen das Auf und Ab des<br />

Glücks symbolisierenden Figuren sowie das romanische<br />

Skulpturenensemble der Galluspforte (um<br />

1180), das zu den bedeutendsten seiner Art in der<br />

<strong>Schweiz</strong> gehört. Durch die später seitlich angefügten<br />

Grabkapellen, die untereinander verbunden<br />

wurden, wirkt die dreischiffige Basilika fünfschiffig.<br />

20 NORDWESTSCHWEIZ | BASEL-STADT


BASEL: MÜNSTER<br />

Nachdem Basel im Jahr 1356 von einem starken<br />

Erdbeben heimgesucht worden war, ließ man<br />

das Mittelschiff des Münsters und dessen Chor<br />

neu errichten; so erhielt das einst spätromanische<br />

Gotteshaus zunehmend gotische Gestalt.<br />

Die teilweise neogotischen Glasfenster stammen<br />

erst aus dem 19. Jahrhundert und stellen unter<br />

anderem die vier Evangelisten und Szenen der<br />

Taufe Christi dar.<br />

NORDWESTSCHWEIZ | BASEL-STADT<br />

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BASEL: MARKTPLATZ UND RATHAUS<br />

Die Basler Altstadt gehört zu den intaktesten und<br />

schönsten Europas. An jeder Ecke finden sich<br />

Bauten aus dem 15. Jahrhundert, aber auch solche<br />

zeitgenössischer, international renommierter<br />

Architekten. Dank ihrer überschaubaren Größe<br />

eignet sich die Stadt ideal dazu, sie zu Fuß zu<br />

entdecken. Dabei fällt auf, dass diese eher<br />

un gewöhnliche Kombination von Tradition und<br />

Moderne zwar für Spannung sorgt, das Stadtbild<br />

in sich aber dennoch harmonisch ist. Wenn man<br />

den Marktplatz betritt, der bereits 1091 erstmals<br />

urkundlich erwähnt wird, sticht einem als Erstes<br />

das farbenprächtige, aus rotem Sandstein erbaute<br />

Rathaus ins Auge – der Sitz der Regierung des<br />

Kantons Basel-Stadt. Nicht nur die Fassade ist<br />

etwas ganz Besonderes, sondern auch der Innenhof<br />

glänzt mit sehenswerter Architektur und<br />

Wandmalereien.<br />

22 NORDWESTSCHWEIZ | BASEL-STADT


BASEL: MARKTPLATZ UND RATHAUS<br />

Rot ist die dominierende Farbe des Rathauses in<br />

Basel. Bereits beim ersten Anblick sticht das<br />

Gebäude mit Turm am Marktplatz heraus (links).<br />

Und auch im Inneren zieht sich das Rot hindurch:<br />

Nicht nur die Türen tragen diese Farbe, auch<br />

Säulen und Wandmalereien lassen sich in Rot<br />

sehen – ebenso wie die Statue des römischen<br />

Politikers Lucius Munatius Plancus (87–15<br />

v. Chr.) im Innenhof des Rathauses (links unten).<br />

NORDWESTSCHWEIZ | BASEL-STADT<br />

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KUNSTSTADT BASEL<br />

Den schönen Künsten waren die Basler stets zugetan,<br />

und so legten sich kunstsinnige Bürger seit der<br />

Renaissance fleißig Sammlungen zu. Basel ist der<br />

Geburtsort des berühmten Kupferstechers Matthäus<br />

Merian, und der Gelehrte Basilius Amerbach<br />

begann hier im 16. Jahrhundert Goldschmiedearbeiten<br />

und Zeichnungen zu sammeln. Später<br />

erwarb die Stadt sein Kabinett und gründete damit<br />

Europas erste öffentlich zugängliche Kunstsammlung.<br />

Heute gilt Basel als Mekka für Sammler<br />

zeitgenössischer Kunst und Galeristen, die sich<br />

jährlich im Juni auf der Messe »ART Basel« ein<br />

Stelldichein geben. Zu ihnen zählt auch der Galerist<br />

Ernst Beyeler. Mitte der 1990er-Jahre erbaute<br />

er im Vorort Riehen ein lichtes einstöckiges Museumsgebäude,<br />

die »Fondation Beyeler«. Den Grundstock<br />

dieser Privatsammlung bilden Werke der<br />

klassischen Moderne, darunter Gemälde von Miró,<br />

Kandinsky, Cézanne und van Gog h. Im mittelalterlichen<br />

Sankt-Albans-Quartier eröffnete 1980 das<br />

ers te europäische Museum, das sich aus schließlich<br />

dem zeitgenössischen Kunst schaffen verschrieben<br />

hat. Dieses Kunstmuseum Basel Gegenwart ist in<br />

einer ehemaligen Papierfabrik untergebracht. Dort<br />

werden Werke von den 1960er-Jahren bis heute<br />

aus den Beständen des Kunstmuseums Basel und<br />

der Emanuel-Hofmann-Stiftung ausgestellt.<br />

24 NORDWESTSCHWEIZ | BASEL-STADT


KUNSTSTADT BASEL<br />

Ganz links: Der Fasnachts-Brunnen – geschaffen<br />

vom <strong>Schweiz</strong>er Jean Tinguely – gehört zu den<br />

beliebtesten Wahrzeichen Basels. Zu allen<br />

Zeiten ist er von Schaulustigen umringt, denn<br />

die beweglichen Wasserskulpturen zischen,<br />

sprühen und drehen sich, wo immer man auch<br />

hinschaut. Weitere Werke zeitgenössischer<br />

Kunst kann man im Kunstmuseum (unten) oder<br />

der Fondation Beyeler (links) bewundern.<br />

NORDWESTSCHWEIZ | BASEL-STADT<br />

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ART BASEL<br />

Trudi Bruckner, Balz Hilt und Ernst Beyeler fassten<br />

1968 den Entschluss, Basel zum Treffpunkt von<br />

Galeristen, Kunsthändlern und Künstlern zu machen<br />

– die Idee zur Kunstmesse »Art Basel« war<br />

geboren. Im Sommer des darauffolgenden Jahres<br />

wurde sie dann zum ersten Mal ausgerichtet und<br />

zog rund 16300 Besucher sowie über 100 Galeristen<br />

und Verleger aus unterschiedlichsten Ländern an.<br />

Und das war erst der Anfang, denn bis heute ist die<br />

Messe auf etwa 300 Aussteller angewachsen. Wer<br />

hier teilnehmen möchte, muss sich jedes Jahr aufs<br />

Neue dem Bewerbungsprozess unterwerfen, bei<br />

dem ein international zusammengestelltes Gremium<br />

die Galerien prüft und auswählt. Doch nicht<br />

nur die Besucher- und Ausstel lerzahlen stiegen an,<br />

auch dehnte sich die Messe an sich auf zwei neue<br />

Standorte aus. 2001 wurde sie erstmals auch in<br />

Miami Beach ausgerichtet, zwölf Jahre später kam<br />

schließlich auch noch Hongkong hinzu. Seitdem<br />

wird die Art Basel an diesen drei Ecken der Welt<br />

zelebriert, »The Daily Telegraph« fand mit der<br />

Bezeichnung als »Olympiade der Kunstwelt« einen<br />

mehr als treffenden Namen. Installationen, Gemälde,<br />

Performance Art – alles trifft hier aufeinander<br />

und verbindet die Jahre (zu den ältesten Werken<br />

gehören beispielsweise solche von Kurt Schwitters<br />

und Gustav Klimt) ebenso wie die Nationen.<br />

26 NORDWESTSCHWEIZ | BASEL-STADT


ART BASEL<br />

Meisterwerke der zeitgenössischen Kunst<br />

alljährlich an drei Standorten – Basel, Miami<br />

Beach (seit 2001) und Hongkong (seit 2013) – zu<br />

sammeln, vermag die Art Basel. Im Ursprung<br />

einzig in der Rheinstadt vertreten, zeigt sie<br />

beispielsweise das großflächige »Hores de llum i<br />

de foscor« von Josep Grau-Garriga (großes Bild)<br />

oder auch die titellosen Werke von Secundino<br />

Hernàndez (unten links).<br />

NORDWESTSCHWEIZ | BASEL-STADT<br />

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BASEL: ELISABETHENKIRCHE<br />

»Mieten Sie die Elisabethenkirche, das Refektorium<br />

oder die Kapelle für Seminare, Meditationen,<br />

Konzerte, Vorträge, Kulturevents, ein Bankett oder<br />

Ihr Geburtstagsfest ...« – so ist auf der Website des<br />

ökumenischen Vereins »Offene Kirche« zu lesen.<br />

Anstatt den Bau abzureißen, nachdem er in den<br />

1970er-Jahren seine Funktion als Gemeindekirche<br />

verloren hatte, beschloss man nach langen Diskussionen,<br />

ihn in eine ökumenische Begegnungsstätte<br />

umzuwandeln. Seit dem Jahr 1994 wird das<br />

Gotteshaus als Werktagskirche, die sechs Tage in<br />

der Woche jedermann offen steht, genutzt. Der von<br />

dem Großgrundbesitzer Christoph Merian für die<br />

evangelische Kirchengemeinde gestiftete Sakralbau<br />

wurde aus grauem Sandstein zwischen 1857<br />

und 1865 errichtet. Seine Innendecke besteht aus<br />

Backsteingewölben. Er gilt als die bedeutendste<br />

neugotische Kirche der <strong>Schweiz</strong>.<br />

Mit dem Grau der Sandsteinfassade der<br />

Elisa bethenkirche kontrastiert im Inneren die<br />

Leuchtkraft der bunten Glasfenster. Sie zeigen<br />

die Kreuzigung, flankiert von der Anbetung der<br />

Könige. Der auferstandene Chris tus wird als<br />

Triumphator dargestellt.<br />

BASEL: MERIAN-GÄRTEN<br />

Ein einzigartiges Rhododendrontal, ein wunderschön<br />

angelegter englischer Landschaftsgarten,<br />

Nutzgärten mit seltenen Gemüsen, Clematis in<br />

allen Formen und Farben und die europaweit<br />

größte Irissammlung mit rund 1500 historischen<br />

Sorten: <strong>Das</strong> alles finden Besucher in den Merian-<br />

Gärten am Rande der Stadt Basel. Auf der 18 Hektar<br />

großen Anlage locken aber nicht nur botanische<br />

Schätze, sondern auch beeindruckende Architektur<br />

wie die 1711 erbaute Villa Merian, die heute<br />

ein Café beherbergt. Sehenswert ist auch die<br />

Mühle aus dem 16. Jahrhundert, eines der ältesten<br />

Gebäude auf dem Gelände. Heute beherbergt sie<br />

ein kleines Museum. 2019 wurden die Merian-<br />

Gärten mit dem Europäischen Gartenpreis ausgezeichnet<br />

– für ihre besonderen Leistungen im<br />

Bereich Bildung und Vermittlung. Die Merian-Gärten<br />

sind das ganze Jahr über geöffnet und kostenfrei<br />

zugänglich.<br />

Vereinzelte prunkvolle Villen inmitten idyllisch<br />

angelegter Natur – die Merian-Gärten zählen zu<br />

den schönsten Rückzugsorten der Stadt. Ganz im<br />

Sinne des namensgebenden Stifters ist die<br />

botanische Anlage täglich kostenfrei geöffnet.<br />

28 NORDWESTSCHWEIZ | BASEL-STADT


BASEL: ELISABETHENKIRCHE<br />

BASEL: MERIAN-GÄRTEN<br />

NORDWESTSCHWEIZ | BASEL-STADT<br />

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DREY SCHEENSCHTE DÄÄG: BASLER FASNACHT<br />

Die Fasnacht gehört zu Basel wie das Oktoberfest<br />

zu München. Für die Einwohner ist sie das Ereignis<br />

des Jahres. Die »Frau Fasnacht«, wie die Basler die<br />

drei Festtage liebevoll bezeichnen, beginnen dann,<br />

wenn überall anders der Fasching beziehungsweise<br />

Karneval vorbei ist: am Montag nach Aschermittwoch<br />

mit dem »Morgenstreich« um vier Uhr früh –<br />

bei totaler Finsternis. Dann setzen sich mit dem<br />

Kommando »Morgestraich – vorwärts, marsch!«<br />

die Gruppen mit ihren riesigen Laternen zu den<br />

Klängen von Piccoloflöten und dem Trommeln der<br />

Tambouren in Bewegung. Die fast 20000 Aktiven<br />

ziehen kreuz und quer durch die Straßen der Stadt<br />

und verwandeln die Innenstadt dabei in ein wahres<br />

Lichtermeer. Nach exakt 72 Stunden endet die Basler<br />

Fasnacht am Donnerstagmorgen wiederum um<br />

vier Uhr mit dem »Ändstreich«. Tausende von<br />

Zuschauer bestaunen jährlich die reich kostümierten<br />

Basler Cliquen und deren fahrenden Kunstwerke.<br />

Jeder Aktive trägt eine Maske, eine sogenannte<br />

Larve, und marschiert somit inkognito<br />

durch die Stadt. Die heitere Ausgelassenheit und<br />

der zugleich ernsthafte, melancholische Charakter<br />

machen die Basler Fasnacht zu einem einzigartigen<br />

Erlebnis. 2017 setzte die UNESCO daher den größten<br />

Karneval der <strong>Schweiz</strong> auf die Liste des immateriellen<br />

Kulturerbes der Menschheit.<br />

30 NORDWESTSCHWEIZ | BASEL-STADT


DREY SCHEENSCHTE DÄÄG: BASLER FASNACHT<br />

Eine Wo che nach der deutschen Fasnacht<br />

be ginnen mit dem bekannten Mor genstreich die<br />

»drey scheenschte Dääg«. Für musikalische<br />

Untermalung sorgen die fan tasievoll maskierten<br />

und kos tümierten Fasnächtler vor allem mit<br />

Piccoloflöten und Trommeln. Zu Beginn stehen<br />

jedoch zunächst ihre Laternen im Mittelpunkt,<br />

denn ohne sie wäre der Morgenstreich ein<br />

dunkles Unterfangen.<br />

NORDWESTSCHWEIZ | BASEL-STADT<br />

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