Haus & Grund Wolfsburg und Umgebung e.V. Ausgabe 06/2019 Dezember 2019
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Recht <strong>und</strong> Finanzen<br />
Mietendeckel – Problem gelöst?<br />
Foto Wellnhofer Designs - stock.adobe.com<br />
Der rot-rot-grüne Senat in Berlin<br />
hat sich auf Eckpunkte eines<br />
Mietendeckels geeinigt. Dieser<br />
stellt auf den ersten Blick keine<br />
großen Probleme dar, denn eine<br />
Obergrenze von 9,80 Euro/m² für<br />
Mieten, sowie das Verbot einer<br />
Anhebung bei Wiedervermietung<br />
(ausgenommen Mieten bis<br />
5 Euro/m²), ist für Mieter positiv.<br />
Auch, dass sogenannte Wuchermieten,<br />
welche sich über 20 %<br />
der Obergrenze befinden, auf<br />
120 % abgesenkt werden, erfreut<br />
dieses Klientel. Doch was<br />
ist mit den Vermietern?<br />
Auf jeden Fall bringen solche Vorgänge<br />
gegen den rasanten Mietanstieg<br />
mehr Probleme mit sich,<br />
als sie lösen. Denn Investoren<br />
möchten nicht mehr Geld in neue<br />
Immobilien stecken, da sie geringere<br />
Einnahmen erzielen. Das<br />
wiederum führt zu einer Fehlentwicklung<br />
des Immobilienmarktes,<br />
wie es in New York in den 1950er<br />
Jahren der Fall war, als man<br />
ebenfalls einen Mietendeckel<br />
durchsetzte. Damals waren die<br />
Mieten, genau wie heute in Berlin,<br />
rapide gestiegen, weshalb man<br />
entschied, die „rent control“ einzuführen.<br />
Nach dessen Ende 1974<br />
sind die Mietpreise förmlich explodiert.<br />
Hinzukommend verfällt<br />
die Bausubstanz, was heißt, dass<br />
Investitionen zur Instandhaltung<br />
<strong>und</strong> Modernisierung ausbleiben.<br />
1972 sind in New York nur 1536<br />
Häuser entstanden, was dem<br />
tiefsten Stand der Nachkriegszeit<br />
entsprach. Man sollte daher aus<br />
den Fehlern der Vergangenheit<br />
lernen.<br />
Darüber hinaus führe die Einigung<br />
zu enormer Bürokratie,<br />
hoher Rechtsunsicherheit auf<br />
allen Seiten <strong>und</strong> zu einer zusätzlichen<br />
Belastung der Bauwirtschaft.<br />
Die Handwerkskammer<br />
Berlin befürchtet, dass in Zukunft<br />
weniger Wohnungen gebaut<br />
werden. Laut B<strong>und</strong>estagsabgeordneten<br />
Jan-Marco Luczak sei<br />
der Mietendeckel „trotz kosmetischer<br />
Korrekturen ein massiver<br />
<strong>und</strong> verfassungswidriger Eingriff<br />
ins Eigentum“. Um dagegen zu<br />
wirken haben viele Kleinvermieter<br />
auf Empfehlung von<br />
<strong>Haus</strong> & <strong>Gr<strong>und</strong></strong> tausende Mietanhebungen<br />
eingereicht. Rot-rot-<br />
Grün wollte sowas verhindern,<br />
indem man einen Mietstopp ab<br />
dem Stichtag 18.<strong>06</strong>.<strong>2019</strong> einführt.<br />
Allerdings halten Experten dieses<br />
Vorhaben für unzulässig. Aus<br />
diesem <strong>Gr<strong>und</strong></strong> fürchten sich die<br />
Vermieter nicht <strong>und</strong> reichen immer<br />
mehr Mietanhebungen ein.<br />
Die Mieter sind nun, trotz eines<br />
Gesetzes, was ihnen helfen sollte,<br />
die Leidtragenden.<br />
Es ist also klar, dass das Vorhaben<br />
nicht die Ursache des Problems<br />
löst. Auslöser ist, dass es<br />
trotz hoher Nachfrage zu wenige<br />
Wohnungen gibt. Aber, ob der<br />
umstrittene Mietendeckel in seiner<br />
jetzigen Form zustande kommen<br />
wird, ist äußerst zweifelhaft,<br />
da der Plan zu wenig durchdacht<br />
wurde.<br />
Quellen Handwerkskammer Berlin https://<br />
www.hwk-berlin.de/presse/pressearchiv/handwerkskammer-berlin-zum-mietendeckel/<br />
Jan–Marco Luczak https://youtu.be/<br />
WudDMdemcuQ<br />
<strong>Ausgabe</strong> 6/<strong>2019</strong> <strong>Haus</strong> & <strong>Gr<strong>und</strong></strong> <strong>Wolfsburg</strong><br />
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