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Potsdamer Report 1_2019: Das Dialogische Prinzip - pädagogische Felder entwicklungsorientierten Handelns. Potsdamer Konferenz zur Pädagogik 2018

Im Herbst 2018 gab es in Potsdam eine zweitägige Veranstaltung unter dem Thema „Das dialogische Prinzip“. Veranstaltet wurde sie vom ibe – Institut für Bildung und Entwicklung, der bakd – Bundesakademie für Kirche und Diakonie und der FHCHP – Fachhochschule Clara Hoffbauer Potsdam.

Im Herbst 2018 gab es in Potsdam eine zweitägige Veranstaltung unter dem Thema „Das dialogische Prinzip“. Veranstaltet wurde sie vom ibe – Institut für Bildung und Entwicklung, der bakd – Bundesakademie für Kirche und Diakonie und der FHCHP – Fachhochschule Clara Hoffbauer Potsdam.

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SCHLUSS | Das DIalogische Prinzip in der Pädagogik

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auch eine erziehungswissenschaftliche Forschung möglich, nämlich eine

statistische Forschung. Dann könnte man sagen, wenn eine bestimmte

Methode bei 80 % der Kinder wirkt und eine andere Methode nur bei

50 %, dann ist die Methode, die bei 80 % wirkt, vorzuziehen. Wir wissen

damit zwar noch immer nicht, ob sie konkret bei Fridolin wirkt, aber da

gilt dann das utilitaristische Prinzip des größtmöglichen Nutzens für die

größtmögliche Zahl. (vgl. Bernfeld 1928, S. 155f.)

Ist für uns als Pädagoginnen deshalb das Dialogische Prinzip ein völliger

Irrweg, der nur in einer 1:1 Betreuung Sinn ergäbe? Vielleicht in der Ein-

Kind Familie funktioniert aber für professionelle Pädagoginnen, selbst

dann wenn der Betreuungsschlüssel in Brandenburgs Kitas ein wenig

angehoben werden sollte, von der 1:1 Relation doch weit entfernt ist und

es nicht nur mit Bernfeld ja überhaupt zu bezweifeln wäre, ob das überhaupt

ein wünschenswerter pädagogischer Zustand wäre?

Siegfried Bernfeld hat ja bekanntlich bedauert, dass in sein Kinderheim

Baumgarten nur 300 Kinder aufgenommen werden konnten. In seinem

Sisyphos gibt Bernfeld auch ziemlich unumwunden die Konsequenz seines

Ansatzes zu, wissenschaftlich nach dem größten Nutzen für die größte

Zahl zu fragen – es wird dann immer Kinder geben, denen diese Methoden

wenig oder gar nicht helfen, denen sie vielleicht sogar schaden. Die

Suche nach dem größten impact-factor, der bedeutendsten Einflussgröße,

prägt ja auch die empirische bildungswissenschaftliche Forschung

unserer Tage. Fast können wir noch mal beruhigt durchatmen, dass die

Hattie Studie ergeben hat, dass die bedeutendste Einflussgröße in pädagogischen

Zusammenhängen noch immer die Lehrperson ist. Was, wenn

die Studie ergeben hätte, den größten Einfluss auf erfolgreiches Lernen

haben die musikalischen Fähigkeiten, wahlweise der Kinder oder der Pädagoginnen,

oder aber dass der Klassenraum keine Fenster hat – wie

man in den 70er Jahren glaubte, als man die neuen Hörsäle der Universitäten

fensterlos und so ohne Ablenkung für die Studierenden baute???

Ob das Verfahren der größten Einflussgröße wirklich der Weisheit letzter

Schluß für die künftige Gestaltung der Pädagogik ist, kann getrost

hinterfragt werden. Dass aber in allen Studien, die dies untersuchen, die

Rolle der Lehrperson zuverlässig auf einem der vorderen Plätze landet,

bedeutet eben doch, dass die dialogischen Prozesse in der Pädagogik

nicht gänzlich bedeutungslos sein können.

Deutlich ist aber auch, wenn wir das Bubersche Dialogische Prinzip in

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