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Potsdamer Report 1_2019: Das Dialogische Prinzip - pädagogische Felder entwicklungsorientierten Handelns. Potsdamer Konferenz zur Pädagogik 2018

Im Herbst 2018 gab es in Potsdam eine zweitägige Veranstaltung unter dem Thema „Das dialogische Prinzip“. Veranstaltet wurde sie vom ibe – Institut für Bildung und Entwicklung, der bakd – Bundesakademie für Kirche und Diakonie und der FHCHP – Fachhochschule Clara Hoffbauer Potsdam.

Im Herbst 2018 gab es in Potsdam eine zweitägige Veranstaltung unter dem Thema „Das dialogische Prinzip“. Veranstaltet wurde sie vom ibe – Institut für Bildung und Entwicklung, der bakd – Bundesakademie für Kirche und Diakonie und der FHCHP – Fachhochschule Clara Hoffbauer Potsdam.

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Honneth sieht in seinem Konzept, dass eine gelingende Bildung einer

Person schon sehr früh der Anerkennung bedarf, der Anerkennung durch

die Mutter, die – da ist er durchaus an der Psychoanalyse geschult – die

Grundlage für alles Spätere lege. In den Liebesbeziehungen des Heranwachsenden

werde diese ursprüngliche Form der Anerkennung dann

gebrochen neu interpretiert. Es geht da um ein sich selbst im Anderen,

von dem ich anerkannt werde, wiederfinden. Diese Anerkennungserfahrungen

sind auch die Grundlage für gelingende Teilhabe in der Gesellschaft,

für ein autonomes Subjekt.

Für pädagogische Zusammenhänge ist dieses Honnethsche Anerkennungskonzept

immer wieder so aufgenommen worden, dass es auch

hier um Anerkennung gehe. Die Anerkennung der Schülerin durch die

Lehrerin ermögliche ihre gelingende Entwicklung.

SCHLUSS | Das DIalogische Prinzip in der Pädagogik

XXXXXXXX

5. JUDITH BUTLER UND DIE AMBIVALENZ DER ANERKENNUNG

Die amerikanische Philosophin Judith Butler hat nun aber auf ein Problem

aufmerksam gemacht, das mit dem Anerkennungskonzept, so sehr

es erst einmal wie die Lösung vieler Probleme klingt, zusammenhängt.

Sie erinnert daran, dass wenn ich jemanden anerkenne, ich ihn oder sie

immer als ETWAS anerkenne. Immer wieder wird ihr Beispiel zitiert, dass

die Hebamme, beim ersten Schrei des Neugeborenen ausruft, „Es ist

ein Mädchen!“ (vgl. Butler 1997, S. 318f.). Dies ist sicher ein Ausdruck der

Freude und des Willkommens in der Welt. Zugleich aber wird dieser kleine

Mensch damit auch als etwas festgelegt. Nämlich als ein Mädchen.

Noch bevor es irgendwie werden könne, ist es schon etwas, durch die

Festlegungen die gerade in der Anerkennung passieren. Diese festlegende

Dimension der Anerkennung bemerken wir häufig nicht einmal. Es ist

doch schön, wenn wir anerkannt werden, oder? Kämpft nicht jeder um

Anerkennung? Warum soll denn nun gerade die Anerkennung problematisch

sein?

Deutlich wird dies mindestens dann, wenn wir mit dieser Zuschreibung,

die mit der Anerkennung unauflöslich einhergeht, nicht zufrieden sind.

Wenn dieser Mensch, der seit seiner Geburt und vielleicht schon davor

als Mädchen anerkannt worden ist, dessen Zimmer so liebevoll rosa

eingerichtet ist wie seine Kleidung, entdeckt, dass es mit diesem Mädchensein

ein Problem hat, dass es sich nicht als Mädchen fühlt, dass

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