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Potsdamer Report 1_2019: Das Dialogische Prinzip - pädagogische Felder entwicklungsorientierten Handelns. Potsdamer Konferenz zur Pädagogik 2018

Im Herbst 2018 gab es in Potsdam eine zweitägige Veranstaltung unter dem Thema „Das dialogische Prinzip“. Veranstaltet wurde sie vom ibe – Institut für Bildung und Entwicklung, der bakd – Bundesakademie für Kirche und Diakonie und der FHCHP – Fachhochschule Clara Hoffbauer Potsdam.

Im Herbst 2018 gab es in Potsdam eine zweitägige Veranstaltung unter dem Thema „Das dialogische Prinzip“. Veranstaltet wurde sie vom ibe – Institut für Bildung und Entwicklung, der bakd – Bundesakademie für Kirche und Diakonie und der FHCHP – Fachhochschule Clara Hoffbauer Potsdam.

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SCHLUSS | Das DIalogische Prinzip in der Pädagogik

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len, bekanntlich mit einem „Moralischen Imperativ“ geantwortet. Dieser

lautet: „Handle stets so, dass die Maxime Deines Handelns zum allgemeinen

Gesetz werden könnte.“ (vgl. Kant 1900, S. 421) Kant hat diesen

moralischen Imperativ auch auf das Verhältnis zwischen den Menschen

übertragen und da wird daraus: „Behandle einen anderen Menschen nie

nur als Mittel, sondern immer auch zugleich als Zweck an sich selbst“.

(vgl. Kant 1900, S. 429) Diese Form des moralischen Imperativs kann uns

nun einen Hinweis darauf geben, wie wir das Problem der Zu- und Festschreibung

durch Anerkennung bearbeiten können. Für jede Gesellschaft

ist es nahezu unumgänglich, dass Menschen auch als Mittel behandelt

werden. Jeder Arbeitsvertrag behandelt einen Menschen als Mittel, um

einen bestimmten Zweck zu erreichen. Damit die Kinder eine angemessene

Bildung erhalten, stellt man Sie als Lehrerinnen und Lehrer ein. Ihr

Arbeitgeber will damit Ihre Arbeitskraft und Ihre besondere Fähigkeit,

mit den Kindern so umzugehen, dass sie schnell die wesentlichen Dinge

lernen. Sie sind insofern Mittel zum Zweck. Kant macht sich und uns

nichts vor, diese Dimension, auch Menschen als Mittel zum Zweck zu behandeln,

wird sich nicht vermeiden lassen. Aber für Kant ist zentral, dass

das Menschsein darin nicht aufgeht und dass wir andere Menschen nie

nur als Mittel zu einem Zweck behandeln, sondern zugleich auch sie als

Wesen verstehen, die einen Zweck in sich selbst haben, die eine eigene,

ihnen mit ihrem Menschsein zukommende unverlierbare Würde haben

und auch so behandelt werden. Auch wenn also der Chef des Abwasserbetriebes

einen Jauchenfahrer anheuert, ist der nie nur Jauchenfahrer,

sondern immer zugleich auch Mensch mit einer unverlierbaren Würde.

Auch dann, wenn er sich mit menschlichen Exkrementen beschäftigt.

Dieses ‚Zugleich‘, das Kant in seinem kategorischen Imperativ angemahnt

hat, das können wir auch für das Konzept der Anerkennung stark

machen. Indem wir unser Gegenüber immer auch zugleich als Mensch

anerkennen, legen wir sie oder ihn nie nur auf das fest, als was wir sie

noch anerkennen, als Flüchtling, als Kindergartenkind, als Kind aus zerrütteten

Familienverhältnissen, als traumatisiertes Kind, als Vergewaltigungsopfer,

als Rechtsradikalen, als Punk oder als Schülerin. Wir können

sie als dies alles anerkennen und zugleich auch als Mensch.

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