akzent Magazin Januar '20 Bodensee-Oberschwaben
akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN www.akzent-magazin.com
akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN www.akzent-magazin.com
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
20<br />
SEEZUNGE | TEST<br />
AKZENT TESTET<br />
AKZENT TESTET<br />
PAPAGENO<br />
ZUR SCHWEIZER GRENZE<br />
Seit Ende September 2019 hat im Hause zur Schweizer Grenze<br />
direkt am Tägerwiler Zoll im Konstanzer Stadtteil Paradies<br />
das neue Papageno eröffnet. Patrick Stier, der mehrere Jahre<br />
im Papageno in der Huetlinstraße gearbeitet hat, führt im<br />
eigenen Lokal den Stil der mitteleuropäischen Küche mit einem<br />
Fokus auf Frankreich fort.<br />
Die gemütliche holzvertäfelte Stube des zuvor bürgerlichen<br />
Wirtshauses wurde einem behutsamen Facelift unterzogen,<br />
das wir als stilistisch recht geglückt empfinden. Die engen Abstände<br />
zwischen den Tischen im Vorgängerrestaurant behielt<br />
man allerdings bei. Unserem Wunsch, den uns zugewiesenen<br />
Tisch spontan zu tauschen, wurde entsprochen. Die Küche<br />
grüßte mit einem gekonnten Amuse Bouche: fein eingelegte<br />
Mini-Heringshäppchen auf gut korrespondierendem Rote-Bete-Mousse,<br />
dazu ein knusprig ausgebackener Teig-Chip. Auch<br />
die Variation vom Thunfisch, bei der das Produkt präzise auf<br />
unterschiedliche Spielarten veredelt und mit zartem grünem<br />
Thaispargel, perfekt zubereitetem Wachtelei und erfrischendem<br />
Limetten-Joghurt ausgarniert wurde, gefiel uns wirklich<br />
gut. Ein gereifter, auf Gneis gewachsener Riesling „Loibner Loibenberg“<br />
Smaragd 2013 von Emmerich Knoll aus der Wachau<br />
überzeugte mit zarten Blütenaromen, feinen Anklängen an<br />
Orangenzesten und einer gut eingebundenen Säure. Klassisch<br />
französisch wurde das Duo von Terrine und Praline von der<br />
Gänseleber mit fein gewürfeltem Süßweingelee und warmem<br />
Brioche gereicht; das Apfel-Ananas-Chutney sorgte dabei für<br />
einen modernen Akzent. Das Highlight des Abends war ein<br />
perfekt zubereiteter bretonischer Steinbutt aus Wildfang, begleitet<br />
von feinsten Artischocken, Blattspinat und gespritzten<br />
Röschen vom Kartoffelpüree auf Champagnersauce. Zum rosa<br />
gebratenen Medaillon vom Milchkalb an Trüffeljus haben wir<br />
FAZIT<br />
Ambitionierte Küche, die sehr hohen kulinarischen<br />
Anforderungen gerecht werden will. Dementsprechend<br />
gehobenes Preisniveau. Einige tolle Weine<br />
aus Österreich und Deutschland.<br />
ESSEN ✔ ✔ ✔ ✔ ✔<br />
SERVICE ✔ ✔ ✔ ✔ ✔<br />
ATMOSPHÄRE ✔ ✔ ✔ ✔ ✔<br />
Hauptgerichte 8 bis 25 Euro,<br />
Mittagstisch ab 8,50 Euro<br />
auf der Karte eine besondere Rarität entdeckt: weißen Alba<br />
Trüffel aus Piemont zum Preis von acht Euro pro Gramm, der<br />
roh und am besten hauchdünn am Tisch über die Speise gehobelt<br />
wird. Da die Pilzknolle aus dem Piemont normalerweise<br />
hocharomatisch ist, reichen auch sehr kleine Mengen für eine<br />
„Aromenexplosion“ – die an diesem Abend leider völlig ausblieb.<br />
Als wir den Service beim Hobeln stoppten, erteilte er uns<br />
die Auskunft „da liegen Sie bei etwa zwei Gramm“. Zu unserer<br />
Verwunderung erschienen auf Rechnung später stolze 54 Euro<br />
für den Trüffel. Auf unsere Reklamation wurde lediglich schulterzuckend<br />
geantwortet, dass die Küche sechs Gramm angegeben<br />
hätte, die zudem aber noch mit neun Euro pro Gramm<br />
falsch berechnet wurden. Korrigiert wurde das nicht. Schade,<br />
denn im digitalen Zeitalter ist eine Feinwaage zu Tisch kein großer<br />
Luxus und kann in so einer delikaten Angelegenheit leicht<br />
für mehr Transparenz sorgen. Zum Abschluss nahmen wir eine<br />
leckere Crème brûlée mit Quittensorbet und ein Nougatcreme-<br />
Törtchen mit einem ebenfalls sehr guten Sorbet von der Birne,<br />
bei dem an Feinbränden nicht gespart wurde.<br />
Papageno zur Schweizer Grenze<br />
Gottlieber Str. 64, D-78462 Konstanz<br />
+49 (0)7531 36 86 60<br />
www.restaurant-papageno.net<br />
Küche Mi-So 12-13.30 und 18-21.30 Uhr,<br />
Mo, Di Ruhetage<br />
Hauptgerichte 29-39 Euro, Menü 42-89 Euro<br />
TEXT UND FOTO: GERT HÖCHERL