Melange No5
Melange No5 - Das Magazin im Süden Bayerns
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melange-<strong>No5</strong>_020617_Layout 1 02.06.17 16:37 Seite 31<br />
S T A R K E F R A U E N<br />
nach dem Motto, dass man gehen soll, wenn es am schönsten ist,<br />
will sie den Weg freimachen für neue Ideen. Für das Festival, aber<br />
auch für sich selbst.<br />
Neugierde bewahrt<br />
Neue Herausforderungen hat sie immer gesucht, sich die Neugier<br />
bewahrt, wie sie es selbst beschreibt. Das Risiko gesucht und sich<br />
hineingestürzt, schon während ihre Opern-Karriere in vollem<br />
Gange war. Es war ein Glück, sagt sie, dass sie immer die Möglichkeit<br />
hatte, neben der Oper auch Konzerte und Liederabende<br />
machen zu können. Einen Unterschied zwischen Unterhaltungsund<br />
ernster Musik hat sie allerdings dabei noch nie gemacht.<br />
Gerne hätte sie Musicals gesungen, aber das war damals nicht<br />
modern. Oder Chansons. Und Operetten hat sie geliebt. Das Lied<br />
aber sei die größte Herausforderung für Sänger, „weil Sie ja auf<br />
dem Podium nackt sind, Sie haben keine Distanz zum Publikum,<br />
kein Kostüm, keinen Orchestergraben, Sie sind ganz allein mit der<br />
Materie.“ Ob sie Lampenfieber kenne? „Wenn man raus geht auf<br />
die Bühne ist es furchtbar, es ist zum Sterben. Ich wollte dann immer<br />
etwas anderes machen. Hühner züchten zum Beispiel. Ich habe mich<br />
immer gefragt: warum mache ich das?“<br />
Den Applaus zumindest hätte sie nicht vermisst. Denn ihre Antriebsfeder<br />
war immer die Auseinandersetzung mit der Materie,<br />
der Partitur, der Arbeit. Singen sei vor allem ein Handwerk. Der<br />
Rest komme erst später dazu. Am Ende ist es ein Hochleistungssport,<br />
eine absolute Herausforderung für Seele, Geist und Körper.<br />
Ihre Energie beim Erzählen steckt förmlich an. Und insgeheim<br />
beschleicht einen das Gefühl, dass ihre Tage 48 Stunden haben.<br />
Was sie tut, wenn sie sich entspannen will? Ganz klar: Malen und<br />
schreiben. Ein Leben, das aus Kreativität besteht.<br />
„Ein Regisseur ist wie ein Reiseleiter durch eine wunderbare<br />
Landschaft“<br />
Dann kam die Zeit, zu der sie dachte, sie habe genug gesungen:<br />
„Ich wollte nicht alt werden auf der Bühne. Ich habe relativ früh<br />
aufgehört, ich hatte ja schon angefangen mit der Regie, schon während<br />
der aktiven Gesangsarbeit, dann kamen so viele Angebote, dass<br />
ich gedacht habe: Wenn nicht jetzt, wann dann kann ich das alles<br />
wahrnehmen?“ Sie war Mitte 50, als sie mit dem Singen aufhörte.<br />
Die neuen Aufgaben reizten Brigitte Fassbaender. Als Sänger bist<br />
Du nur ein Rad im Getriebe, sagt sie, als Regisseur bist Du der<br />
Motor. Außerdem kam der Punkt, wo sie die Nabelschau, die man<br />
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