02_2020 HEINZ Magazin Duisburg, Oberhausen, Mülheim
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KUNST | ÜBERSICHT<br />
The Beatles, bei den Aufnahmen zuAbbey Road, London<br />
1968 ©Paul McCartney/Fotografin Linda McCartney<br />
Courtesy Sammlung Reichelt und Brockmann<br />
FOTOGRAFIN UNTERROCKSTARS<br />
Linda McCartney<br />
Die Amerikanerin Linda Eastman<br />
(1941-1998)war mehr als „nur“Ehefrau<br />
vonBeatle Paul McCartney: eine bedeutende<br />
Fotografin der Rock’n’Roll-<br />
Area. Stars wieJimi Hendrix, Janis Joplin,<br />
BobDylan, TheDoors,The Who,<br />
natürlich auch die Beatles,begleitete<br />
sie mit ihrerKameraauf Tourneen und<br />
„erwischte“sie in ihrer lebendigen Bildsprache.IhreKarrierehatte<br />
sie1966 mit<br />
einem Coup gestartet: Sieschmuggelte<br />
sich alseinzige Pressefotografin aufeine<br />
Promotion-Bootspartie derjungen<br />
Stonesauf dem Hudson Riverund<br />
schoss Exklusivfotos.Späternahm sie<br />
auch ihreFamilieinden Fokus, zeigt<br />
Straßenimpressionen.Neben etwa<br />
180McCartney-Fotos vermittelt die<br />
AusstellungvielZeitgeistrundumdie<br />
Musik der Sixtiesmit Plattencoverdesignsund<br />
einem eigens fürdie Schau<br />
arrangiertenSoundwalk. ch<br />
❚ LINDAMCCARTNEY Ludwiggalerie,Schloss<br />
<strong>Oberhausen</strong>; Dauer: bis3.5.<br />
RUHRORT DUISBURG<br />
Laurenz Berges<br />
MitFotografien menschenleerer Orte<br />
–verlassenen Kasernen in Ostdeutschland,<br />
geräumten Dörfern im Braunkohlegebiet<br />
um Düren-wurde Laurenz<br />
Bergesinternationalbekannt.<br />
Jetzt zeigtdas Museum QuadratregionaleErinnerungen<br />
an eine Zeit des<br />
Strukturwandels im Ruhrgebiet.Bei<br />
vielen BesuchenimNorden<strong>Duisburg</strong>s<br />
sehe er,soBerges,woIndustrie einst<br />
Wohlstand brachte,stetige Veränderungenüber<br />
Jahrehinweg. Diesebanalen<br />
Spuren vonVergänglichkeit,Abnutzungund<br />
Verfalllagern sich ab in leerenTreppenhäusern,<br />
Toreinfahrten,<br />
Wohnungen, Straßen, an Fassaden.<br />
Ausschnittewerden -nach genauem,<br />
geduldigen Beobachtenmit einer Plattenkameraabgelichtet-intuitivzubemerkenswertenBildern<br />
an der Schnittstellevon<br />
Fotografieund Kunst. bws<br />
❚ LAURENZBERGES. 4100 DUISBURG. DASLETZTE<br />
JAHRHUNDERT JosefAlbersMuseum Quadrat,Im<br />
Stadtgarten20, Bottrop; Dauer: 9.2.-3.3.<br />
Laurenz Berges, Kaiser-Wilhelm-Straße Nr. 391, 2012<br />
©Laurenz Berges /VG Bild-Kunst, Bonn<br />
Claudia Heinrich<br />
In Kunstabhängen<br />
„Sammlung in Bewegung“statt Dauerausstellung:Die<br />
Präsentationvon<br />
Werken auseigenem Bestandimmer<br />
malwieder komplett umzubauen,hat in<br />
großen Kunstmuseen schonTradition.<br />
Depots sichten und zeigen,was man<br />
noch so hat, unter neuenAspekten zusammengestellt,<br />
das macht Lust auf<br />
mehr.ImMuseum Ostwall wardas bitternötig.Als<br />
es 2010 ausseinem<br />
StammhausamWallvertrieben undin<br />
die4.und 5. Etagedes Dortmunder U<br />
ausgelagertwurde,war dieerste Präsentationeine<br />
Katastrophe.Inwinzigen,<br />
fensterlosen Räumchen,Gängen<br />
und Nischen mit einerUnzahl an Zwischenwänden<br />
geriet Kunstbetrachtung<br />
zumSpießrutenlauf.Von November<br />
2017 bisMärz 2019 pustetedie radikale<br />
Neugestaltung „Fast wie im echten<br />
Leben“frischenWind durchdie Ausstellungsetagen<br />
–mit eineminspirierenden<br />
Mixaus modernenund zeitgenössischen<br />
Werken in offenen Themenräumen.Trennwändehatte<br />
manentfernt,<br />
Räume verbundenund eineneinladenden<br />
zentralen Museumseingangauf<br />
Ebene4geschaffen. Nach nunfasteinemJahrUmbaupause<br />
geht die ganz<br />
aktuelle Sammlungsschau noch einen<br />
weiterenSchritt auf die Besucher zu.<br />
Ab 8.2. bietet „Body &Soul. Denken,<br />
Fühlen,Zähneputzen“zweiJahrelang<br />
ganzheitliche Seherlebnisse –mit hohem<br />
Chillfaktor,aberaucheinemWorkspace<br />
und noch großzügigeren Räumen.White<br />
Cube ade,mit viel Farbewurde die<br />
Architektur neuinSzene gesetzt.Das<br />
ehemaligeFoyer gestaltete manumin<br />
ein„Flux In“mit Hängematten, interaktiven<br />
Stationenund weiterenAngeboten,<br />
selbst kreativ zu werden.Oder<br />
einfach inmittenvon Kunstlustvollabzuhängen.Auchschön.<br />
Noch schöner:<br />
Eintritt frei.<br />
ClaudiaHeinrich<br />
Angelika Kauffmann: Kleopatra schmückt das Grab des Marcus Antonius, um1769/70; Öl auf Leinwand,<br />
126,5 x101,7 cm; The Burghley House Collection ©The Burghley House Collection, Stamford/ Foto: AKRP, Inken Holubec<br />
MO-KUNSTPREIS<br />
Idan Hayosh<br />
Zu grell,zuheiß, unfassbarlaut –„the<br />
RUNWAY(lamps#29)“ vonIdanHayosh<br />
ist echtbrutal,ein Angriffauf alle<br />
Sinne. Und trotzdembzw.geradedeshalb<br />
einaußerordentliches ästhetisches<br />
Erlebnis.Immerzur vollenStunde<br />
knallt der diesjährige MO-Preisträger<br />
allen Anwesenden in seiner Rauminstallation<br />
etwa 15 Minuten lang93<br />
Dezibel aufdie Ohren(Ohrstöpselliegen<br />
bereit).Über 100Scheinwerfer<br />
ZWEITERWELTKRIEG IM COMIC<br />
„Nimm das,Adolf!“<br />
Diesmalführt kein fröhlicher Ausflug<br />
nach Entenhausen:Die zweite Ausstellung<br />
im Comic-Schauraum istharte,<br />
anspruchsvolle Kost. 80 Jahrenach<br />
Ausbruchdes Zweiten Weltkriegswidmet<br />
sich KuratorAlexander Braun internationalenCartoonisten,<br />
die sich<br />
seitden 1930er-Jahren mitKrieg und<br />
Nazi-Deutschlandauseinandersetzen.<br />
Rund 100 Originalzeichnungenund<br />
Zeitdokumente ausEuropaund den<br />
richtete er in streng symmetrischer Formation<br />
voll auf das Betrachterpodest.<br />
Mansteht mit demRückenzur Wand in<br />
direkter Lichtkonfrontation. AlsHöllenlärmaus<br />
dem Offtönen dieelektronisch<br />
verstärktenLampengeräusche.<br />
Dielatente Aggressivitätund unmittelbare<br />
Vereinnahmung, die vonArrangements<br />
des israelischen Künstlers ausgehen,erinnern<br />
an Fluxus-Environments<br />
und begründendie Preisvergabe.<br />
ch<br />
❚ IDAN HAYOSH Ebene 6, Dortmunder U,<br />
Leonie-Reygers-Terrasse; Dauer: bis15.3.<br />
Wayne Boring, Superman, Sonntagsseite vom 4.März 1945, Detail,<br />
©DCComics<br />
POPULÄR VONANFANG AN<br />
Angelika Kauffmann<br />
Sie ist eine der wenigenKünstlerinnen<br />
des18. Jahrhunderts, derenErfolg sich<br />
schon zu Lebzeiten einstellte.Sie ist<br />
überhaupt eine der wenigen bekanntenKünstlerinnendieserZeit.<br />
Angelika<br />
Kauffmann (1741-1807) hatmit ihrenklassizistischen<br />
Werken -Gemälden<br />
Grafiken undSkulpturen -ihrerzeit<br />
einen Hype ausgelöst.Die gebürtige<br />
Schweizerin,hochbegabt in Malereiund<br />
Musik, wurde, nachdemsie in<br />
Italien schon als Freskenmalerin und<br />
Kopistin erfolgreich war, in London zur<br />
gefragten Porträt- und Historienmalerin.<br />
Sielernte dieTechnikdes Radierens<br />
und wurde eine erfolgreiche<br />
Netzwerkerin in eigener Sache,eröffnetein<br />
eigenes Atelier in Romund<br />
führteinen prominentenSalon.Im<br />
Kunstpalastist die talentierte Künstlerinnun<br />
mitrund 100 Werken zu entdecken.<br />
kb<br />
❚ VERRÜCKT NACH ANGELIKAKAUFFMANN<br />
Kunstpalast,Ehrenhof 4-5, Düsseldorf;<br />
Dauer: bis 24.5.<br />
USAveranschaulichen ein StückKulturgeschichte:Mal<br />
kämpfenSuperhelden<br />
gegen „Germany“, malwerden<br />
hierzulande kaum bekannte Comicfigurenals<br />
einfache Soldaten eingezogen.<br />
Patriotismus undWiderstand,<br />
Witz und Ernst,alles dabei –bis hinzu<br />
Trash undPulp mit Nazis als Horrorzombies<br />
und Alfred E. Neuman von<br />
MADmit Hitlerbärtchen. GutesEnglischist<br />
vonVorteil.<br />
ch<br />
❚ „NIMMDAS,ADOLF!“ schauraum: comic +<br />
cartoon,Max-Von-Der-Grün-Platz 7, Dortmund;<br />
Dauer: bis 15.3.<br />
Idan Hayosh: the RUNWAY (lamps #29) ©Roland Gorecki,<br />
Dortmund Agentur<br />
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