ANTONY GORMLEYIN HABITPARIS MARAISMÄRZ – APRIL 2020ANTONY GORMLEY, LEVEL, 2019, CAST IRON, 49,5 x 186,7 x 33,9 CM, © THE ARTIST
SILVIE AIGNERCHEFREDAKTEURINFoto: © christianjungwirth.comEDITORIALARTLIFEmehr KunstMehr Kunst für unsereAbonnenten im Club –alle Infos dazu findenSie auf unseremOnline-PortalWWW.PARNASS.ATCOVERJAN VAN EYCKVerkündigung des Herrn,ca. 1434–1436 (Detail)Öl auf Holz auf Leinwand übertragen92,7 × 36,7 cmAndrew W. Mellon Collection,National Gallery of Art, Washington, D.C.Man hat den Eindruck, Ausstellungen, Eröffnungen Museumsneubauten, begrünte Fußballstadienund vieles andere kommen ohne das Quantum Eventkultur heute nicht mehr aus. Doch braucht dieKunst die Vermarktung als maximierte publikumswirksame Erlebnisware überhaupt? Es scheint, alleindie Besucherrekorde und die Präsenz des einen oder anderen VIP dokumentieren die Qualitäteiner Ausstellung und die Relevanz der Schau. Bitte das nicht falsch zu verstehen – natürlich ist maninteressiert daran, dass Ausstellungen auch ihr Publikum erreichen und zum Diskurs anregen – dochmanchmal hat man den Eindruck, das Marketing ist allzu präsent. Dabei übersieht man oft, dass hinterAusstellungen langjährige Forschungsarbeiten stehen, wissenschaftliche Erkenntnisse oder künstlerischeAuseinandersetzungen. Künstler sind keine Eventkultur-Produzenten, ebenso wenig wie dieKunstwissenschaftler, Kunsthistoriker und Restauratoren. Dieser Wunsch, alles zum Event zu machen,hat auch die Jan van Eyck-Ausstellung in Gent ein wenig erfasst. Gent ist eine wunderschöneStadt und die Ausstellung ein visueller Augenschmaus. Auch in Brügge huldigt man dem Maler undseiner Zeit anhand von Meisterwerken – es lohnt in diesem Frühjahr, nach Belgien zu fahren. Dochunter dem Titel „OMG van Eyck was here“, der sich der in den sozialen Medien gebräuchlichen Abkürzungfür „Oh my God“ bedient, gibt es von Bier bis zur Lichtshow einfach alles. Unter anderemauch Wandmalerei im öffentlichen Raum, wobei sich Graffitikünstler an Motiven van Eycks versuchen– das konnte nur schiefgehen. Auch der Mehrwert der Lichtshow, in der die wunderbaren Tafelndes Genter Altars als digitale Kopie von Robotern im säkularisierten mittleren Kirchenschiff dergotischen Kirche St. Nikolas bewegt werden, hat sich mir nicht erschlossen. Tröstlich, dass gleich imKirchenschiff daneben eine Bar ist. Herausragend in diesem Zusammenhang die Schokoladenmanufakturvon Nicolas Vanaise, die heute von einem Nachfahren des ehemaligen Gründers geführt wird.Er ist Kunsthistoriker und Archäologe und macht wunderbare Schokolade – aktuell nach Motivenaus den Bildern van Eycks, gefüllt mit jenen Kräutern und Früchten, die der Maler so detailgetreuin seinen Bildern malte. Und ehrlich, bei belgischer Schokolade kann man nicht standhaft bleiben.Der Besuch in Gent erfüllte mir darüber hinaus endlich den Wunsch, zwei Künstler, die in und umGent leben und arbeiten und deren Werk ich seit Langem schätze, in ihren Ateliers zu besuchen:Peter Buggenhout, mit dem ich seine Ausstellung bei Antwerpen besuchte, und Kris Martin, derdemnächst mit einer großen Einzelausstellung im S.M.A.K in Gent vertreten sein wird.In Wien gibt es demnächst mit dem Künstlerhaus und der MQ-Libelle zwei spektakuläre Neueröffnungen– womit wir wieder beim Event angelangt sind.Auch wir setzen den PARNASS 2020 in Szene, mit einem neuen Papier. Unser Magazin wird dadurchetwas voluminöser, garantiert jedoch das, was uns wichtig ist – eine noch bessere Bildqualität.Viel Spaß beim Lesen!PA R NASS 01/2020 3