PARNASS 01/2020 Leseprobe
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Art & Design
VOM HELMUT LANG-
ARCHIV ZUM AUFBAU
EINER MODESAMMLUNG
CHRISTOPH THUN-HOHENSTEIN IM GESPRÄCH
UTE PLOIER
MANMACHINE
© Günter Parth
SILVIE AIGNER
Mit Show Off gelingt nun eine erste große Ausstellung
zum Thema Mode im MAK. Ein Auftakt für
weitere Ausstellungen und für den Aufbau einer
Sammlung. Erste Schritte wurden mit der Einrichtung
des Helmut Lang-Archivs gesetzt. 2010 hat
Helmut Lang dem Museum als einziger Institution
weltweit in einer großzügigen Schenkung sein
gesamtes Grafik- und Corporate-Archiv und einen
repräsentativen Ausschnitt seiner Ready-to-Wear-
Kollektionen von 1984 bis 2005 überlassen. Nun
soll das MAK auch im Bereich Mode sichtbarer
werden. Wir trafen Christoph Thun-Hohenstein
zum Gespräch.
PARNASS: Bereits bei Ihrer Antrittspressekonferenz
2011 betonten Sie, dass Mode in Zukunft
im MAK einen bedeutenderen Platz einnehmen
muss. Wie sehr wird die österreichische Mode
heute auch international wahrgenommen, und
was kann das Museum dazu beitragen?
CHRISTOPH THUN-HOHENSTEIN: Viele Museen im
Bereich der angewandten Kunst haben eine veritable
Modesammlung. Aufgrund historischer Entwicklungen
hat der Bereich Mode bisher im MAK
keine Tradition gehabt. Bereits in meiner Funktion
als Leiter von departure – der Kreativ Agentur
der Stadt Wien – habe ich mich sehr für Mode und
insbesondere für die österreichische Mode eingesetzt.
Es war daher eines meiner zentralen Anliegen,
Modedesign auch im MAK sichtbarer zu machen.
Wir haben erste Schritte mit dem Helmut
Lang-Archiv gesetzt und schließen nun mit der
Überblicksausstellung zu 40 Jahre Modedesign
in Österreich an Es ist wichtig, durch eine große
Ausstellung darauf hinzuweisen, dass österreichische
Mode einiges zu bieten hat, und dass man sich
näher damit beschäftigen soll. Es ist auch unserer
heutigen Zeit geschuldet, dies vermehrt zu tun.
P: Spielen Sie darauf an, dass Mode einer der
größten Umweltsünder ist? TH: Ja, die gesamte
Mode- und Textilindustrie hat einen großen ökologischen
Fußabdruck. Und es müssen alle Bemühungen
dahin gehen, sie nachhaltiger zu machen.
Uns geht es auch in der Ausstellung darum,
bewusst zu machen, wie sehr die Billigmode oder
„Fast-Fashion“ die Umwelt belastet. Doch die
Mode kann und muss umweltfreundlicher werden.
Aber auch wir, die Konsumenten, sind aufgefordert,
ein neues Bewusstsein zu entwickeln, was
nicht immer nur eine Frage des Geldes ist. Wenn
ich mir ein Kleidungsstück eines lokal ansässigen
Modedesigners kaufe, werde ich dies auch ganz
anders behandeln und wertschätzen als ein billiges
Kleidungsstück einer Modekette. Die Ausstellung
soll zeigen, dass es auch regional Mode gibt, für die
man sich interessieren könnte und sollte.
112 PA R NASS 01/2020