Schritt für Schritt zur eigenen Mitte: Mein Jakobsweg. Leseprobe_XXL
Pilgern? Nichts für mich, hätte Katharina Lankers noch vor wenigen Jahren gesagt. Doch in Krisensituationen ist vieles anders… Hier eine XXL-Leseprobe aus ihrer persönlichen Reiseerzählung
Pilgern? Nichts für mich, hätte Katharina Lankers noch vor wenigen Jahren gesagt. Doch in Krisensituationen ist vieles anders…
Hier eine XXL-Leseprobe aus ihrer persönlichen Reiseerzählung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
PROLOG
Das siebte Jahr einer Liebesbeziehung soll ja zu den schwierigsten gehören.
Was nicht heißt, dass nicht auch schon das erste einen in ziemliche
Schwierigkeiten bringen kann. Wie beispielsweise mich.
Zu Beginn unserer Beziehung wurde ich völlig unvorbereitet auf eine
rosarote Wolke katapultiert. Mein neuer Prinz kuschelte sich dicht an
mich und blies eine riesige schillernde Kaugummiblase um uns herum
auf. Als die rosaroten Schwaden mir den Verstand vollständig vernebelt
hatten, zog er die Wolke unter meinen Füßen weg, wendete sich ab und
diffundierte durch die transparente Oberläche nach außen. Ich fand
mich unversehens gefangen in einer zähen, klebrigen Masse wieder, ohne
Bodenhaftung, und weit weg von dem, was ich noch vor Kurzem glaubte,
gewesen zu sein. Bevor ich die Chance hatte, mich in der zusammengefallenen
Kaugummihülle auch nur ansatzweise zu orientieren, war
der Prinz plötzlich zurück. Er pustete die Blase wieder auf und sie schillerte
weiter, nur leicht vernarbt. Bodenhaftung und Orientierung waren
trotzdem löten gegangen, und die innere Mitte, die ich einst in mir gespürt
hatte, hatten sie gleich mitgenommen. Dieses Spiel wiederholte
sich in den folgenden Jahren in diversen Variationen, bis die ehemals
prächtige bunte Kugelblase rund um unsere einzigartige Liebe, an deren
Existenz ich gern erinnert wurde, nur noch aus einem ledrigen Flickenteppich
bestand und beharrlich ihre klebrigen Tentakel um mich festzog,
wenn ich versuchte, mich daraus zu befreien. Erst viel später lernte ich,
dass solche Beziehungen gemeinhin als toxisch bezeichnet werden.
Nun fragt man sich vermutlich (und auch ich habe das in all den Jahren
getan), wie eine selbstbewusste, eigenständige, körperlich und mental
weitestgehend gesunde und selbstrelektierte Frau, die nicht auf den
Kopf gefallen und sogar in der Lage ist, eine Bohrmaschine zu bedienen,
in so eine Kaugummifalle tappen kann. Dieses WIE ist für mich noch
nicht abschließend geklärt, aber ich versichere: Sie KANN.
9