RAL1015 taxi news - Heft 09-2019
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berliner taxivereinigung e.V.
Das Tempo (nicht nur) der Taxen in Berlin
ist in den letzten beiden Jahren (2018
und 2019) drastisch gesunken. Die Ursache
dafür ist keine Naturkatastrophe für
die Menschen nichts können. Die Partei
der Grünen stellt die Verkehrssenatorin,
die „Sen UmVuK“ (Senatsbehörde für
Umweltschutz, Verkehr und Klimaschutz)
vorsteht. Das klar formulierte Ziel dieser
Senatorin und ihrer Partei ist das Ausbremsen
des Verkehrs in Berlin. Damit
soll Autofahren unattraktiv gemacht
und auf diese Weise das Klima gerettet
werden.
Die Preise für Taxifahrten in Berlin sind
für Kunden transparent, weil neben dem
Grundpreis hauptsächlich die durchfahrenen
Kilometer berechnet werden. Die
sogenannte „Karenzminute“ sorgt dafür,
dass Staus und zähflüssiger Verkehr
nicht zu Lasten der Kunden gehen. Weil
das Fahrttempo (der einzelnen Fahrt)
nicht vorhersehbar ist, ging die Fahrpreisgestaltung
von einem realistischen
Durchschnittstempo (24 km/h) aus. Ein
solcher Taxitarif verhindert, dass die
gleiche Fahrt einmal 10,00 EUR und unter
schlechteren Verkehrsbedingungen
18,00 EUR kostet. Wenn aber die Behörde
selbst die Taxen ausbremst und nicht
gleichzeitig die Kilometerpreise entsprechend
anhebt, dann blutet sie die Taxiunternehmen
aus. Die Vernichtung von
Betrieben und Arbeitsplätzen kann also
nicht unternehmerischer Unfähigkeit oder
dämonischen Mächten des Marktes in die
Schuhe geschoben werden. Es ist eine
zwingende Folge politischen Handelns.
Das nennt man Staatsversagen.
Eine Grafik zeigt mehr als Worte erklären
können:
Das mögliche Fahrtempo der Berliner
Taxen ist von knapp unter 22 km/h auf
unter 20 km/h gefallen.
Diese Temporeduzierung bedeutet, dass
Sen UmVuK die möglichen Einnahmen
der Betriebe im Berichtszeitraum um
zehn Prozent abgesenkt hat.
Im Oktober 2018 senkte die gleiche
Behörde mit der 9. Verordnung zu den
Taxitarifen die Erlöse von Taxibetrieben
um durchschnittlich zwei Prozent, obwohl
von anderer staatlicher Seite (Mindestlohnkommission)
die Lohnkosten seit
2015 um acht Prozent per Gesetz angehoben
wurden. Diese Senkung betraf
unterschiedliche Betriebe auf verschiedene
Weise. Wer sich stur der Verpflichtung
zur Annahme von Kreditkarten entzogen
hatte, den betraf diese Senkung nicht.
Wer fleißig Kreditkarten annahm und deshalb
einen höheren Anteil (> 20 Prozent)
an bargeldlosen Fahrten aufzuweisen
hatte, der wurde mit einer noch höheren
Absenkung seiner Erlöse bestraft. Wer
die Willigen bestraft und die Bockigen
Grafik: Aktienkurs Uber
https://www.finanzen.net/aktien/uber-aktie
belohnt, der braucht sich über die Folgen
nicht zu wundern.
Viele Taxiunternehmer gehen von einer
Böswilligkeit der Behörden aus. Sie
vermuten, dass hochrangige Beamte von
den App-Anbietern geschmiert werden
und diese deshalb die Taxibetriebe gezielt
vernichten. Das glaube ich nicht. Die
Geschichte der gesamten Verkehrspolitik
und der 9. Verordnung für die Taxitarife
sehe ich eher als Indiz für Unfähigkeit und
Gleichgültigkeit. Das Glattbügeln behördeninterner
Fehler und politische Arithmetik
hat Vorrang vor dem Überleben der seriösen
Betriebe. Das Ergebnis ist allerdings
das gleiche: Die Betriebe sterben. Aus
den Daten des LABO selbst geht hervor,
dass die Taxikonzessionen der Betriebe,
die weniger als 20 Taxen haben, rapide
zurückgehen. Die Anzahl der Taxibetriebe
insgesamt hat sich um über 300 vermindert.
Der Anstieg der Mietwagenbetriebe ist
dagegen atemberaubend. Seit 2016 hat
sich ihre Anzahl von 1.600 auf 3.400 mehr
als verdoppelt. Die Mietwagen aus den
Umlandgemeinden, die sich in Berlin wie
Taxen bereithalten, sind in diese Zahlen
nicht eingerechnet. Junge hippe Politiker
freuen sich darüber, wie billig die Fahrten
mit diesen Mietwagen sind. Niemand
9/2019 · RAL 1015 taxinews 23