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Nr. 69 - Winter 2018-2019

Weihnachten im Jura: vom Rosenkranz zum Spielzeugland Provence: Tanzende Flamingos in der Camargue Elsass: Kaysersberg: eines der Lieblingsdörfer der Franzosen Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp: eine Rechenaufgabe für Le Corbusier Chantals Rezept: les encornets à la Sétoise

Weihnachten im Jura: vom Rosenkranz zum Spielzeugland
Provence: Tanzende Flamingos in der Camargue
Elsass: Kaysersberg: eines der Lieblingsdörfer der Franzosen
Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp: eine Rechenaufgabe für Le Corbusier
Chantals Rezept: les encornets à la Sétoise

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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>69</strong> · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/19<br />

ELSASS · PROVENCE · JURA · BOURGOGNE-FRANCHE-COMTÉ<br />

Elsass<br />

Kaysersberg, eines der<br />

Lieblingsdörfer der Franzosen<br />

Provence<br />

Tanzende Flamingos in der Camargue<br />

Weihnachten im Jura<br />

Vom Rosenkranz zum Spielzeugland<br />

Bourgogne-Franche-Comté<br />

Ronchamp: eine Rechenaufgabe für Le Corbusier<br />

Rezept Encornets à la Sétoise<br />

Gesellschaft Der Streit um das Erbe von Saint-Exupéry<br />

Wirtschaft Der Krieg der Gummibärchen ist erklärt!<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Deutschland 5,90 €<br />

Österreich 6,50 €<br />

Schweiz 10,90 CHF<br />

Frankreich & Benelux 7,00 €<br />

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EDITORIAL<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

als Leser unseres Magazins wissen<br />

Sie es nur zu gut: Worte sind wichtig,<br />

und Texte – egal ob Bücher,<br />

Magazine, Tageszeitungen oder<br />

digitale Informationen – sind unverzichtbar. Sie können<br />

berühren und trösten, manchmal auch verstören und<br />

ärgern. Sie können uns zum Lachen oder zum Weinen<br />

bringen, sie begleiten uns durchs Leben. Sie sind<br />

Bestandteil der Kultur, die aus unserem Leben<br />

ebenfalls nicht wegzudenken wäre.<br />

Ende Oktober trafen in Paris zwei mutige<br />

Frauen mit solidem Background (die eine war<br />

Abteilungsleiterin einer Filiale der bekannten<br />

Einzelhandelskette Virgin auf den<br />

Champs-Elysées gewesen, die andere<br />

hatte beim Verlag Flammarion und bei<br />

Amazon, dem Hauptkonkurrenten<br />

der Buchhandlungen, gearbeitet)<br />

eine riskante, aber faszinierende<br />

Entscheidung: In einer Stadt, die<br />

heute nur noch 715 Buchhandlung<br />

zählt (im Jahr 2000 waren es<br />

noch über 1000), eröffneten sie<br />

am Boulevard Poissonnière, nur<br />

zwei Schritte von den Grands Magasins<br />

entfernt, eine unabhängige Buchhandlung.*<br />

Und dann gleich mit 40 000 Artikeln<br />

auf einer Fläche von 500 m². Eine der<br />

größten in Paris! Den Kunden scheint es zu<br />

gefallen, denn sie sind zur Stelle. Wünschen<br />

wir den beiden Frauen viel Glück! Vielleicht<br />

ist es ja ein Zeichen, dass die der Buchhandlung<br />

nächstgelegene Metrostation den<br />

Namen Bonne nouvelle trägt …<br />

Während die<br />

Musikwelt um Charles<br />

Aznavour (1924-<strong>2018</strong>),<br />

einen der größten französischen<br />

Chansonniers und Liebhaber schöner<br />

Worte, trauerte und ihm eine sehr berührende<br />

Hommage national zuteilwerden ließ, verkaufte sich das<br />

posthum veröffentlichte Album von Johnny Hallyday<br />

(1943-2017), Mon pays c‘est l‘amour, in einer Woche<br />

800 000 Mal. Das war im Hexagon etwas noch nie<br />

Dagewesenes und zugleich ein schöner Impuls für die<br />

Schallplattenindustrie und das französische Chanson.<br />

In Frankreich verbindet man mit Kultur oft<br />

auch Museen. Ein interessantes Beispiel werden<br />

Sie in einem kleinen Dorf im Jura entdecken,<br />

wo man im Laufe der Geschichte mithilfe<br />

von Tradition und handwerklichem<br />

Geschick die wirtschaftliche und<br />

touristische Entwicklung vorangetrieben<br />

hat. René Martin wird<br />

Ihnen dagegen erläutern, dass die<br />

Weiterentwicklung der Kultur sein<br />

Lebenszweck ist. Andere Menschen wirken<br />

an der Kultur durch ihre Bauten mit, manchmal<br />

sogar an sehr zurückgezogenen Orten, wie eine<br />

von Le Corbusier errichtete Kapelle zeigt.<br />

Glücklicherweise ist Kultur heute omnipräsent.<br />

Manchmal löst sie zwar ernste Zwietracht aus<br />

– lesen Sie dazu unseren Artikel über das Erbe<br />

von Saint-Exupéry –, aber trotz allem kann sie<br />

uns glücklich und vor allem neugierig machen.<br />

Profitieren wir davon! Viel Spaß beim Lesen!<br />

Titelbild: Blick ins Zentrum von Kaysersberg (Haut-Rhin) von der befestigten Brücke aus.<br />

* Librairie Ici, 25 Boulevard Poissonnière, 75002 Paris<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 3


INHALT<br />

Normandie · 78<br />

Provence · 36<br />

Quand on aime<br />

la France · 74<br />

Rezept · 86<br />

Elsass · 54<br />

Hotel · 64<br />

Bourgogne-Franche-Comté · 46<br />

4 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


Lille<br />

78 · Bricqueville-sur-Mer<br />

PARIS<br />

Nantes<br />

Tours<br />

54 · Kaysersberg<br />

46 · Ronchamp<br />

Dijon<br />

28 · Moirans-en-<br />

Montagne<br />

Lyon<br />

Strasbourg<br />

Frankreich heute<br />

68 Wirtschaft<br />

Frankreich-Deutschland: Der Krieg der Gummibärchen ist erklärt!<br />

Die Nummer zwei im Süßwarenmarkt des Hexagons, Carambar & Co,<br />

hat beschlossen, das mit einem Marktanteil von knapp 40 % in Frankreich<br />

in diesem Markt führende deutsche Großunternehmen Haribo zu<br />

entthronen. Carambar gegen Goldbären: Der Krieg hat begonnen!<br />

Bordeaux<br />

Toulouse<br />

36 · Saintes-Mariesde-la-Mer<br />

Marseille<br />

70 Gesellschaft<br />

Der unglaubliche Streit um das Erbe von Saint-Exupéry<br />

« Die großen Leute sind entschieden ganz ungewöhnlich. » Diese<br />

Worte des Petit Prince, sind nach wie vor aktuell: Denn während das<br />

Geheimnis um den Tod des Schriftstellers allmählich gelüftet wird,<br />

machen die Erben mit Streitigkeiten vor Gericht von sich reden.<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

28 Jura<br />

Weihnachten im Jura:<br />

vom Rosenkranz zum Spielzeugland<br />

Im Herzen des Regionalen Naturparks Haut-Jura stellen<br />

die Bewohner seit dem Mittelalter Holzspielzeuge her.<br />

Die dort ansässige Spielzeugindustrie, die sich auf<br />

diese altüberlieferten handwerklichen Fertigkeiten<br />

stützt, ist heute nach wie vor ein wichtiger Akteur im<br />

Wirtschaftsleben einer Gegend, die sich zu einem<br />

wahren Pays du Jouet et de l’Enfant entwickelt hat.<br />

36 Provence<br />

Tanzende Flamingos in der Camargue<br />

Der Parc ornithologique du Pont de Gau ist der ideale<br />

Ort, um die wilde Fauna und Flora der Camargue zu<br />

entdecken. Auf Wegen in einer Länge von insgesamt<br />

sieben Kilometern und von mehreren Beobachtungsstationen<br />

aus können die Besucher die Vogelwelt<br />

dieser Region beobachten. Der « Star » dabei, der viele<br />

Naturfreunde in den Park zieht, ist der Rosaflamingo.<br />

46 Bourgogne-Franche-Comté<br />

Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp: eine<br />

Rechenaufgabe für Le Corbusier<br />

« Betonhaufen », « Pantoffel », « Bunker », « geistliche<br />

Garage » … Was konnte man Anfang der 50er-Jahre<br />

während des Baus der Chapelle de Ronchamp nicht alles<br />

über sie in der Presse lesen. Heute ist sie weltweit eines<br />

der meistbesuchten Werke des genialen Schweizer Architekten<br />

und hat sich vom « einfachen » spirituellen Pilgerort<br />

in eine architektonische Pilgerstätte verwandelt.<br />

54 Elsass<br />

Kaysersberg: eines der Lieblingsdörfer<br />

der Franzosen<br />

Seit sieben Jahren wählen die Franzosen im Juni im<br />

Rahmen einer Fernsehsendung ihr « Lieblingsdorf ».<br />

2017 landete das elsässische Dorf Kaysersberg auf<br />

dem ersten Platz. War diese Wahl nur ein «Marketinggag»<br />

oder steckt mehr dahinter? Gut ein Jahr<br />

später haben wir untersucht, was sich hinter einem<br />

Village préféré des Français genau verbirgt.<br />

64 Hotel<br />

Le Chambard, Kaysersberg<br />

74 Quand on aime la France:<br />

René Martin, der französische Steve Jobs der Musik<br />

René Martin ist einer der berühmtesten Organisatoren und künstlerischen<br />

Leiter von Musikfestivals weltweit. Von ihm stammt<br />

neben vielen anderen Events das Konzept für das Klassikfestival<br />

La Folle Journée in Nantes. Wir haben uns mit ihm unterhalten.<br />

Art de vivre<br />

78 Genuss<br />

Bouchot-Muscheln: der Rolls-Royce unter den<br />

französischen Muscheln<br />

An der französischen Atlantikküste und am Ärmelkanal dienen Pfähle,<br />

sogenannte Bouchots, als Zuchtbänke für die berühmten « Bouchot-<br />

Muscheln », die zu den besten Muscheln Frankreichs zählen. Besuch<br />

bei einem Produzenten dieser Muscheln in der Normandie.<br />

86 Chantals Rezept<br />

Encornets à la Sétoise<br />

92 Produkt<br />

Le Livre de Poche: eine kulturelle Revolution<br />

In den 60er-Jahren befand sich im Warenkorb, auf dessen Basis der<br />

fran zö si sche Staat den Verbraucherpreisindex berechnet, neben<br />

Zucker, Milch, Ba guet te und Metroticket auch ein Buch. Aber nicht<br />

irgendein Buch, sondern ein es aus der Reihe Le Livre de Poche.<br />

Die Geschichte einer einfachen, aber revolutionären Idee.<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

12 Kulturprogramm<br />

14 On lit<br />

16 On lit en France<br />

22 On écoute<br />

24 On regarde<br />

26 On surfe<br />

67 Abonnement<br />

88 Nachbestellungen<br />

94 Kulturschock<br />

96 Guéwen a testé<br />

98 Impressum<br />

98 Vorschau<br />

Frankreich erleben im Internet:<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 5


ON EN PARLE<br />

TOURISMUS<br />

Verjüngungskur für den Weintourismus in Saône-et-Loire<br />

Das Departement Saône-et-Loire ist das wichtigste<br />

Departement in der Weinregion Burgund. Nun wurde<br />

beschlossen, den Weintourismus dort zu einem<br />

der prioritären Segmente der Tourismusförderung<br />

zu machen. Es gibt zwar in der Region zahlreiche<br />

bekannte Weinstraßen, doch die Ausschilderung ist<br />

in die Jahre gekommen, und teilweise gibt<br />

es Widersprüchlichkeiten zwischen den<br />

verschiedenen Routen. Deshalb soll das<br />

Konzept nun komplett überarbeitet und<br />

modernisiert werden. Dabei will man Schluss<br />

machen mit den klassischen Schildern der<br />

Routes des Vins und der Trennung zwischen Weintourismus und<br />

traditionellem Tourismus. Geplant ist daher die Entwicklung<br />

einer innovativen App für Mobiltelefone namens Route71<br />

Bourgogne du Sud, in der alle Informationen über den<br />

Wein und die touristischen Sehenswürdigkeiten des<br />

Departements zusammengefasst sind. Man setzt<br />

darauf, dass alle Beteiligten dafür zusammenarbeiten.<br />

Parallel dazu sollen in den wichtigsten Orten<br />

der Appellation interaktive Terminals<br />

installiert werden, an denen die Besucher auf<br />

diese Informationen zugreifen können. Die<br />

Besonderheit: Diese digitale Weinstraße schlägt<br />

keine feststehenden Routen vor. Jeder kann<br />

seine Strecke à la carte und nach Lust und Laune<br />

zusammenstellen. Die Umsetzung des Konzepts ist für Mai <strong>2019</strong><br />

geplant.<br />

VERKEHR<br />

Bald keine Schranken mehr an Autobahnzahlstellen?<br />

Die französische Regierung will die Schranken an den Péages auf den Autobahnen<br />

abschaffen. Man ist bestrebt, « den Verkehr flüssiger zu gestalten » und « die Verschmutzung<br />

zu reduzieren ». Daher sind die Autobahnbetreiber aufgefordert, nach und nach ein<br />

System mit offenen Zahlstellen umzusetzen, bei denen ein Sensor eine<br />

Vignette auf der Windschutzscheibe, das Kennzeichen oder eine im<br />

Fahrzeug befindliche Box (ähnlich den derzeit genutzten elektronischen<br />

Badges für die Télépéage) erkennt.<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


FLIEGEN<br />

Größe des Kabinengepäcks per Smartphone<br />

überprüfen<br />

Die niederländische Fluggesellschaft KLM bietet ihren Fluggästen<br />

seit Kurzem die Möglichkeit, mit dem Mobiltelefon zu überprüfen,<br />

ob das Handgepäck den gültigen Größenvorschriften entspricht.<br />

Die Applikation des Unternehmens nutzt dazu die Technik der<br />

erweiterten Realität (engl. Augmented Reality, AR), indem sie<br />

virtuell einen transparenten Koffer in der maximalen Größe<br />

über das Foto des zu überprüfenden Koffers legt. Momentan<br />

funktioniert die App allerdings nur auf iPhone SE, 6S und höher.<br />

Bei Erfolg wird Air France das Konzept vermutlich schnell<br />

übernehmen.<br />

FLIEGEN<br />

Air France lanciert neues WLAN-Angebot<br />

ATOMENERGIE<br />

Betriebsende des Atomkraftwerks<br />

Fessenheim definitiv<br />

festgelegt<br />

Air France hat nun Details über das sehnlichst erwartete Angebot für<br />

den Internetzugang an Bord der Flugzeuge bekannt gegeben. Geplant<br />

sind drei verschiedene WLAN-Pässe, mit denen die Passagiere sich von<br />

ihrem Smartphone, Tablet oder Computer aus ins Internet einloggen<br />

können: Das innovativste Angebot – da kostenlos – ist dabei der Pass<br />

« Message »: Damit kann man Nachrichten via WhatsApp, Facebook<br />

Messenger, iMessage oder WeChat senden und empfangen. Mit<br />

dem Pass « Surf » kann ein Passagier im Internet surfen sowie Mails<br />

empfangen und versenden; er kostet bei einem Kurzstreckenflug 3 €,<br />

bei einem Mittelstreckenflug ab 5 € und bei einem Langstreckenflug 8 €<br />

für eine Stunde beziehungsweise 18 € für die gesamte Reisezeit. Den<br />

dritten Pass « Stream » gibt es ausschließlich auf Langstreckenflügen;<br />

er kostet 30 € und ermöglicht einen schnellen Internetzugang während<br />

des gesamten Flugs. Laut Air France wird der Service Ende <strong>2018</strong> in 22<br />

Langstreckenflugzeugen und 8 Kurz- und Mittelstreckenflugzeugen<br />

der Gesellschaft verfügbar sein, bis 2020 sollen alle Flugzeuge mit dem<br />

WLAN-Zugang ausgerüstet sein.<br />

Die französische Regierung, die Autorité<br />

de sûreté nucléaire (ASN) und der<br />

Strombetreiber EDF haben gemeinsam<br />

den offiziellen Zeitplan für die Stilllegung<br />

des Kernkraftwerks Fessenheim (Haut-<br />

Rhin) verabschiedet. Der erste Reaktor<br />

wird spätestens im September 2020<br />

abgeschaltet, der zweite im August<br />

2022. EDF verzichtet insbesondere<br />

darauf, weitere Studien<br />

zu veranlassen oder<br />

Verlängerungs anträge<br />

zu stellen. Das Werk<br />

war 1978 in Betrieb<br />

genommen worden.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 7


ON EN PARLE<br />

AUTOMATISIERUNG<br />

ARCHITEKTUR<br />

Ältester Plan der<br />

Kathedrale von<br />

Straßburg zu<br />

verkaufen<br />

Man wusste von der<br />

Existenz dieses alten<br />

Pergamentplans, doch<br />

seit der Französischen<br />

Revolution war er<br />

verschwunden: Nun ist<br />

der älteste bekannte<br />

Plan der Kathedrale von<br />

Straßburg (Bas-Rhin) aus<br />

dem Jahr 1419 wieder<br />

aufgetaucht und soll vom<br />

Auktionshaus Sotheby‘s in<br />

Paris versteigert werden.<br />

Die Besonderheit: Die<br />

im 15. Jahrhundert<br />

konstruierte Turmspitze<br />

stimmt nicht mit der auf<br />

dem Plan gezeichneten<br />

überein. Das wirft natürlich<br />

spannende Fragen für<br />

Historiker und Architekten<br />

auf! Die Stadt Straßburg<br />

hat inzwischen mitgeteilt,<br />

dass sie über die Stiftung<br />

Œuvre de Notre-Dame,<br />

die das Kulturerbe der<br />

Kathedrale verwaltet, den<br />

Plan kaufen möchte. Der<br />

französische Staat hat<br />

seinerseits den Plan zum<br />

Nationalschatz erklärt,<br />

was ihn 30 Monate lang<br />

vor einem Verkauf ins<br />

Ausland schützt. Die<br />

Stiftung muss nun « nur »<br />

noch bei Mäzenen die<br />

notwendigen 2 Millionen<br />

Euro auftreiben, um den<br />

Kauf zu finanzieren …<br />

Reinigungsroboter in SNCF-Bahnhöfen<br />

Sie werden «B.A.R.Y.L. » genannt. Diese seltsamen<br />

Maschinen, die ihre Arbeit autonom und relativ diskret<br />

verrichten, sind Bodenreinigungsroboter. Sie wurden<br />

zunächst in vier Bahnhöfen eingeführt: Paris Gare du<br />

Nord, Paris Gare de Lyon, Aix-en-Provence und<br />

Bordeaux. Sowohl die Mitarbeiter der SNCF<br />

als auch die Reisenden beurteilen sie als<br />

effizient und haben sie voll und ganz<br />

akzeptiert. Nun wurde beschlossen,<br />

sie nach und nach auch in anderen<br />

französischen Bahnhöfen<br />

einzuführen.<br />

UMWELT<br />

Wassertransport mit Zug statt mit Lkw<br />

Nestlé Waters, eine Tochtergesellschaft des<br />

Schweizer Nestlé-Konzerns, zu der unter anderem die<br />

Mineralwassermarken Perrier, Vittel und San Pellegrino<br />

gehören, hat nach eigenen Aussagen 2 Millionen Euro<br />

in die Wiederinbetriebnahme einer bereits stillgelegten<br />

Eisenbahnlinie zwischen dem Abfüllbetrieb von Perrier<br />

in Vergèze (Departement Gard, zwischen Nîmes und<br />

Montpellier) und dem 100 km entfernten Hafen in<br />

Fos-sur-Mer investiert. Seither werden auf dieser<br />

Strecke täglich 54 Container mit Flaschen auf einem<br />

750 m langen Zug, der zu 80 % elektrisch betrieben<br />

wird, transportiert. Dadurch werden pro Jahr 27 000<br />

Hin- und Herfahrten mit Lastkraftwagen vermieden.<br />

Auch die für den deutschen Markt bestimmten<br />

Mineralwasserflaschen der italienischen Marke San<br />

Pellegrino überqueren die Alpen bereits mit dem Zug.<br />

8 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


MUSEUM<br />

Kunst im Wasser<br />

Das Musée Marc Petit befindet sich im<br />

wunderschönen Kulturzentrum Lazaret Ollandini<br />

in Ajaccio (Südkorsika). In dessen Gärten und<br />

Alleen stehen rund dreißig Bronzeskulpturen<br />

und monumentale Werke des zeitgenössischen<br />

Bildhauers Marc Petit. Nun hat das Museum im<br />

Golf von Ajaccio ein « Unterwassermuseum »<br />

eingeweiht. Auf einem Felsen, 40 Meter vom<br />

Strand entfernt, wurde bereits die Skulptur<br />

« Gaia » installiert, sieben weitere sollen in den<br />

kommenden Monaten im Wasser aufgestellt<br />

werden. Die Werke werden ausschließlich von<br />

Booten aus oder bei Tauchgängen zu besichtigen<br />

sein.<br />

WEIHNACHTEN<br />

Der große Weihnachtsbaum<br />

von Straßburg ist bereit<br />

SCHNAPPSCHÜSSE<br />

Mieten in Paris ++ LocService.fr, ein auf die Vermietung<br />

zwischen Privatpersonen spezialisiertes Unternehmen,<br />

veröffentlichte kürzlich eine Studie, laut der die Miete für<br />

ein 12 m² großes Zimmer in der französischen Hauptstadt<br />

durchschnittlich 572 €/Monat beträgt. Für ein 21 m² großes<br />

Studio bezahlt man 855 € und ein Standardappartement (61 m²)<br />

kostet 1815 €. Durchschnittlich zahlt ein Mieter pro Monat 992 €.<br />

Wie erwartet ist der Preisunterschied zur Provinz beträchtlich.<br />

Die Studie geht davon aus, dass die Mieten in der Hauptstadt im<br />

Durchschnitt 88 % über denen in anderen Gebieten liegen.<br />

Papier oder digital? ++ Was das Lesen angeht,<br />

so ziehen die Franzosen mehrheitlich weiterhin Papier vor.<br />

Zu diesem Ergebnis kommt eine von der auf Printmedien<br />

spezialisierten Agentur TwoSides veröffentlichte Studie. 85 %<br />

der Franzosen bevorzugen ein Buch in der Printausgabe, bei<br />

Magazinen sind es 80 %, bei Tageszeitungen 59 %. 74 % der<br />

befragten Franzosen äußerten sich besorgt, sollten Printmedien<br />

ganz verschwinden, 62 % vertrauen Nachrichten in gedruckten<br />

Medien mehr als in digitalen Medien.<br />

Die heikle Wahl des Vornamens ++ Laut der im<br />

Oktober <strong>2018</strong> veröffentlichten Studie Vivavoice scheinen die<br />

Franzosen mit ihrem Vornamen überwiegend (90 %) zufrieden zu<br />

sein. Wenn man sie fragt, wer oder was ihrer Meinung nach die<br />

Entscheidung der Namensgebung beeinflusst, so nennen 53 %<br />

spontan die Familie, 49 % die geografische Herkunft und 40 %<br />

die kulturellen Wurzeln ihrer Eltern. 8 von 10 Elternpaaren geben<br />

an, den Vornamen für das Baby gemeinsam auszusuchen.<br />

Der große Tannenbaum auf dem Weihnachtsmarkt<br />

in Straßburg ist am Ende jedes Jahres der « Star » der<br />

elsässischen Hauptstadt. Sogar über deren Grenzen<br />

hinaus, denn Medien im ganzen Land führen ihn oft als<br />

Beispiel für die Weihnachtsdekoration an. Er steht auf<br />

dem Kléberplatz und hat immer ein sehr majestätisches<br />

Aussehen. In diesem Jahr ist eine sieben Tonnen<br />

schwere 90-jährige Fichte mit einer Höhe von 30 Metern<br />

vorgesehen, die bereits in der Gemeinde Wangenbourg-<br />

Engenthal (Bas-Rhin) gefällt wurde. Im letzten Jahr war<br />

die Aktion besonders heikel: Der erste Baum brach beim<br />

Fällen in den Wäldern der Vogesen ab. Der zweite bekam<br />

beim Aufstellen Risse, sodass eiligst ein dritter Baum auf<br />

den Weg gebracht werden musste.<br />

Frauen und Männer in der Bezahlung immer<br />

noch nicht gleichberechtigt ++ Nach der<br />

aktuellsten Studie der Regierung gibt es in Frankreich nach<br />

wie vor deutliche Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und<br />

Männern: Im Bereich Finanzen und Versicherungen verdienen<br />

Frauen 38,3 % weniger, in juristischen Berufen sowie in den<br />

Bereichen Buchhaltung und Architektur sind es 29,4 %, im<br />

Bereich Kunst und Veranstaltungen 28,3 %, im Schulwesen<br />

21,6 %, in Gesundheitsberufen 18,8 % und in der Gastronomie<br />

11,4 %. Genug also, um « die neuen Maßnahmen zu rechtfertigen,<br />

die darauf abzielen, diese Ungerechtigkeiten zu vermeiden », hat<br />

die Regierung angekündigt. Das sollte man im Auge behalten …<br />

Kronenbourg investiert im Elsass ++ Das<br />

Tochterunternehmen der dänischen Brauerei Carlsberg<br />

will vom Auftrieb des Biermarktes in Frankreich profitieren:<br />

Es hat angekündigt, 100 Millionen Euro in den einzigen<br />

Produktionsstandort im Hexagon zu investieren. Die Brauerei<br />

liegt im elsässischen Obernai (Haut-Rhin) und zählt mit einer<br />

Jahresproduktion von 7 Millionen Hektolitern zu den größten<br />

Brauereien Europas.<br />

Frankreich Frankreich erleben erleben · <strong>Winter</strong> · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 9 · 9


ON EN PARLE<br />

SKIGEBIET<br />

Nagelneue Zahnradbahn mit Panoramablick für Les Arcs<br />

Die Zahnradbahn, die Bourg-Saint-Maurice (Savoyen) mit dem Skigebiet Les Arcs verbindet, ist seit 30<br />

Jahren ein Symbol für die ganze Region. Nun ist sie allerdings in die Jahre gekommen. Ab <strong>2019</strong> soll sie<br />

durch eine neue Bahn mit großen Panoramascheiben ersetzt werden, sodass die Fahrgäste den Blick über<br />

das Tal und die umliegenden Berge genießen können. Sie wird 100 % elektrisch<br />

betrieben werden und mit LED-Lampen ausgestattet sein, die<br />

hochwertig aussehen und umweltverträglicher sind.<br />

BÜCHER<br />

FLUGHAFEN<br />

Zukünftiger Terminal 4<br />

Roissy-Charles-de-Gaulle vorgestellt<br />

Das Unternehmen Aéroport de Paris (ADP) hat das Geheimnis um<br />

die Architektur des zukünftigen Terminals 4 am Pariser Flughafen<br />

Roissy-Charles-de-Gaulle gelüftet. Der Bau soll im Juli 2020<br />

beginnen, die Einweihung eines ersten Teils ist 2024 vorgesehen.<br />

Der Terminal, dessen Kapazität vergleichbar mit dem Flughafen<br />

Orly sein soll, wird zurzeit « Space Invader » genannt. Das<br />

Gebäude soll u-förmig werden und laut Aussagen von ADP nach<br />

der definitiven Fertigstellung (vermutlich 2037) bis zu 40 Millionen<br />

Passagiere abfertigen können. Die Luftfahrtgesellschaften<br />

haben in einer Pressemitteilung allerdings ihr Missfallen an<br />

der gewählten Form geäußert, da diese ihrer Meinung nach<br />

zu längeren Rollzeiten (und höheren Kosten) führen wird. Das<br />

geplante Abfertigungsgebäude sei « eine Sackgasse und die<br />

Flugzeuge könnten daher nur von einer Seite an- und abfahren ».<br />

Hinter den Kulissen der Privatbibliothek von<br />

François Mitterrand<br />

Der geplante Verkauf der Privatbibliothek des ehemaligen<br />

Staatspräsidenten François Mitterrand (1916-1996) mit Werken<br />

des 20. Jahrhunderts hat einige Überraschungen zutage<br />

gefördert. Beispielsweise findet man in jedem Buch nach der<br />

letzten Seite ein kleines Stück Papier. Alle diese Papierstücke<br />

haben dieselbe Form (schmal und länglich), sind sorgfältig<br />

zugeschnitten und enthalten dieselben Informationen: Ort des<br />

Kaufs und Preis. Unter den Tausenden von Werken, die verkauft<br />

werden sollen, befinden sich auch einige, die Mitterrand<br />

geschenkt bekam und die interessante, teilweise auch lustige<br />

Widmungen tragen. So enthält beispielsweise die Widmung<br />

in einem Geschenk von Margaret Thatcher (1925-2013) – ihr<br />

Buch Downing Street, in dem sie über ihre Erfahrungen als<br />

Premierministerin berichtet – einen Rechtschreibfehler im<br />

Namen des Empfängers: Mitterand, mit nur einem « r »!<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


PARIS<br />

Fußgängerzone am Seine-Ufer: ein juristischer Fortsetzungsroman!<br />

Die Umwandlung des Pariser Seine-Ufers in eine<br />

Fußgängerzone war eine der wichtigsten – und<br />

umstrittensten – Maßnahmen der Bürgermeisterin Anne<br />

Hidalgo. Seit sie im Oktober 2016 per Erlass verfügte, den<br />

3,3 km langen Abschnitt mitten im Zentrum der Hauptstadt<br />

in eine verkehrsfreie Zone zu verwandeln, wurden nicht<br />

weniger als neun Anträge gestellt, um die Entscheidung<br />

rückgängig zu machen: von der Automobillobby, von<br />

politischen Gegnern, von Anwohnern der nahegelegenen<br />

Straßen, auf die die Autos nun ausweichen, von<br />

Geschäftsleuten. Am 22. Oktober <strong>2018</strong> schien das Pariser<br />

Verwaltungsgericht der Rückkehr der Autos in diesen<br />

Bereich zuzustimmen, indem es in der Berufung den<br />

Erlass aus dem Jahr 2016 aufhob. Das Gericht warf der<br />

Stadtverwaltung insbesondere vor, diesen Erlass auf eine<br />

Beurteilung der Luftqualität zu stützen und dabei « die<br />

Analyse […] der Luftverschmutzung auf einen schmalen<br />

Uferbereich » begrenzt und nicht auf die Hauptachsen<br />

ausgeweitet zu haben. Die Stadtverwaltung hatte diese<br />

Entscheidung jedoch bereits vorhergesehen und im Bestreben,<br />

die Verkehrsberuhigung aufrechtzuerhalten, am 6. März <strong>2018</strong><br />

einen zweiten Erlass verabschiedet, der sich nicht auf die<br />

Beurteilung der Luftqualität bezieht, sondern sich ausschließlich<br />

auf Argumente stützt, die das Kulturerbe und den Tourismus<br />

betreffen. Auch diese Verordnung war unverzüglich von Gegnern<br />

der Fußgängerzone vor dem Verwaltungsgericht der Hauptstadt<br />

angefochten worden. Am 25. Oktober <strong>2018</strong>, also nur drei Tage<br />

nach der Aufhebung des ersten Erlasses, hat das Gericht nun<br />

entschieden, diesen neuen Einspruch zurückzuweisen, da « die<br />

Notwendigkeit, eine als UNESCO-Kulturerbe klassifizierte Stätte<br />

zu schützen, das von der Pariser Stadtverwaltung erlassene<br />

Fahrverbot für Autos rechtfertigt ». Es ergänzte sogar, dass<br />

« die Unannehmlichkeiten, die durch den Erlass hinsichtlich<br />

längerer Transportwege, Luftqualität und Lärmbelästigung auf<br />

den oberen Quais entstehen, eingeschränkt sind ». Das Gericht<br />

erklärte damit im Prinzip die Verkehrsberuhigung für zulässig.<br />

Die Gegner der Fußgängerzone geben sich jedoch noch nicht<br />

geschlagen: Ein Automobilverband hat bereits angekündigt,<br />

Berufung gegen diese Entscheidung einzulegen. Die zahlreichen<br />

Pariser und Touristen, die sich inzwischen daran gewöhnt<br />

haben, dass diese Zone Spaziergängern, Radfahrern und<br />

Inlineskatern vorbehalten ist, können also nach wie vor nicht<br />

davon ausgehen, dass dies auch zukünftig so sein wird …<br />

STRASSENBELAG<br />

Paris testet Antilärm- und<br />

Antihitzebelag<br />

ANZEIGE<br />

In drei Straßen der Hauptstadt<br />

(Frémicourt, Lecourbe und de<br />

Courcelles) wurde auf einer Länge<br />

von jeweils 200 Metern ein neuartiger<br />

Belag mit besonderen thermischen<br />

und akustischen Eigenschaften<br />

aufgebracht. Ziele sollen eine<br />

Reduzierung des Verkehrslärms<br />

um 50 % und eine Senkung der<br />

Lufttemperatur um zwei Grad sein.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 11


KULTURPROGRAMM<br />

Auf keinen Fall verpassen<br />

Wiedereröffnung des Museums La Piscine in Roubaix<br />

Treue Leser von Frankreich erleben wissen, dass das Musée d’Art et d’Industrie<br />

André Diligent in Roubaix, genannt La Piscine, eines unserer Lieblingsmuseen ist.<br />

Abgesehen von seinen großartigen Kollektionen ist das Gebäude, in dem es sich<br />

befindet, eines der schönsten und originellsten Frankreichs: Es handelt sich dabei<br />

nämlich um das ehemalige Schwimmbad der Stadt, ein Gebäude im Art-déco-<br />

Stil. Seit Herbst 2016 wurden umfangreiche Umbauarbeiten durchgeführt, um die<br />

Fläche um 2000 m² zu erweitern und dadurch vor allem Platz für Sonderausstellungen<br />

zu schaffen. Von den ersten Ausstellungen, die nach der Wiedereröffnung<br />

gezeigt werden, ist besonders L‘Homme au mouton interessant: Es geht dabei um<br />

den Ursprung und die genaue Bedeutung der berühmten Skulptur von Picasso,<br />

die 1950 im Stadtzentrum von Vallauris (Alpes-Maritimes) installiert wurde.<br />

Roubaix (Nord), La Piscine, bis 20. Januar <strong>2019</strong><br />

www.roubaix-lapiscine.com<br />

La Folle Journée in Nantes<br />

Seit 1995 warten zahlreiche Fans in Nantes jedes Jahr<br />

ungeduldig auf ein Musikereignis, das zweifellos als<br />

DAS populäre Fest der klassischen Musik in Frankreich<br />

gilt: La Folle Journée (siehe unser Interview mit dem<br />

Gründer und Organisator René Martin auf Seite 74).<br />

Dieses mehrtägige Festival verwandelt die Stadt in<br />

einen einzigen riesengroßen Konzertsaal. Insgesamt finden<br />

in dieser Zeit rund 250 Konzerte statt, alle zu sehr<br />

moderaten Preisen, manche sind sogar kostenlos. Das<br />

Thema der kommenden Veranstaltung lautet « Carnets<br />

de voyage » (Reisetagebücher). Bei dieser Gelegenheit<br />

kann das Publikum entdecken, dass Mozart, Haydn,<br />

Liszt, Berlioz, Mendelssohn, Tschaikowsky, Ravel,<br />

Gershwin … Elemente aus anderen Kulturen in ihre<br />

Werke integriert haben,<br />

zu denen sie bei<br />

Reisen ins Ausland<br />

inspiriert wurden.<br />

Nantes (Loire-Atlantique),<br />

30. Januar<br />

bis 3. Februar <strong>2019</strong><br />

www.follejournee.fr<br />

86. Fête du<br />

Citron<br />

200 000<br />

Besucher,<br />

145 Tonnen<br />

Zitrusfrüchte,<br />

500 000<br />

Gummibänder<br />

um sie zu<br />

befestigen,<br />

15 Tonnen<br />

Metall zur<br />

Konstruktion wunderschöner Dekorationen:<br />

Die Zahlen sprechen für sich, denn das<br />

Fête du Citron ist eine weltweit einzigartige<br />

Veranstaltung. Das unvergleichliche<br />

mehrtägige Fest mit Umzügen, bei denen<br />

alle Wagen aus Zitrusfrüchten bestehen,<br />

gleicht einem riesigen Karneval, der die<br />

kleine, charmante Stadt Menton für einige<br />

Tage in eine Art « Rio » – wenngleich in<br />

einer überschaubaren Größe – verwandelt.<br />

Und es gehört jährlich zu den ersten Veranstaltungen,<br />

die einen Vorgeschmack auf<br />

milderes Wetter und den Frühling geben …<br />

Menton (Alpes-Maritimes),<br />

16. Februar bis 3. März <strong>2019</strong><br />

www.fete-du-citron.com<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


Außerdem lohnenswert<br />

Kunst fürs Volk<br />

Der tschechische Künstler<br />

Alphonse Mucha ist<br />

untrennbar mit dem<br />

Bild von Paris um 1900<br />

verbunden. Er zählt zu den<br />

Meistern des Jugendstils,<br />

und seine legendären<br />

Plakate sind international<br />

bekannt. Weniger bekannt<br />

ist dagegen, dass er<br />

auch zahlreiche Bilder,<br />

Skulpturen und sogar einige<br />

Kunstobjekte kreierte. Die<br />

Ausstellung Un Art pour le<br />

Peuple lässt den Besucher<br />

dies nachvollziehen.<br />

Paris, Musée du Luxembourg, bis 27. Januar <strong>2019</strong><br />

www.museeduluxembourg.fr<br />

Wie malt man die Nacht?<br />

Das Centre Pompidou-Metz widmet einem originellen Thema<br />

eine umfangreiche Ausstellung: Wie stellt die moderne,<br />

zeitgenössische Malerei die<br />

Nacht dar? Der Besuch der<br />

Ausstellung Peindre la nuit ist<br />

bereits eine Nachterfahrung:<br />

Man bewegt sich durch die<br />

Ausstellung, wie man sich<br />

durch die Nacht bewegt,<br />

begleitet von Darstellungen<br />

dieses besonderen<br />

Universums, dem wir jeden<br />

Abend begegnen.<br />

Metz (Moselle),<br />

Centre Pompidou-Metz,<br />

bis 15. April <strong>2019</strong><br />

www.centrepompidoumetz.fr<br />

Der Kubismus<br />

Braque, Delaunay,<br />

Derain, Léger, Picabia,<br />

Picasso, Duchamp …<br />

Im Rahmen der<br />

außergewöhnlichen<br />

Ausstellung, die die<br />

wichtigsten Etappen<br />

des Kubismus<br />

untersucht, geben sich<br />

die größten Namen<br />

dieser bedeutenden<br />

künstlerischen<br />

Strömung ein<br />

Stelldichein im Centre<br />

Pompidou. Erstmals<br />

sind 300 Kunstwerke in<br />

einer einzigen Ausstellung versammelt.<br />

Paris, Centre Pompidou, bis 25. Februar <strong>2019</strong><br />

www.centrepompidou.fr<br />

Nach Maß:<br />

die sieben<br />

Einheiten,<br />

die die Welt<br />

quantifizieren<br />

Die un gewöhnliche<br />

Ausstellung Sur<br />

mesure - Les sept<br />

unités du monde<br />

untersucht das Thema der Maßeinheiten bis ins Detail. Und<br />

dies zu einem Zeitpunkt, an dem ein wichtiges – wenn auch<br />

unbekanntes – Ereignis stattfindet: Im Herbst <strong>2018</strong> werden<br />

vier der sieben Basismaßeinheiten des Internationalen<br />

Einheitensystems (SI, System international d‘unités) neu<br />

definiert: Kilogramm, Ampere, Kelvin und Mol. Bei dieser<br />

Gelegenheit kann man ermessen, wie wichtig die internationale<br />

Zusammenarbeit in diesem Bereich ist und wie Maßeinheiten<br />

Teil unseres Alltagslebens sind.<br />

Paris, Musée des Arts et Métiers, bis 5. Mai <strong>2019</strong><br />

www.arts-et-metiers.net<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 13


ON LIT<br />

KRIMI<br />

Madame Bertin steht früh auf<br />

An einem herrlichen Tag im Mai genießt Madame Bertin eine Ruhepause im Hinterhof<br />

ihrer Pariser Boulangerie. Dabei beobachtet sie, wie sich eine blutige Hand<br />

an die Fensterscheibe des angrenzenden Hauses presst. Schnell alarmiert die alte<br />

Dame die Polizei, doch die findet keinerlei Hinweis auf ein Verbrechen. Haben Madame<br />

Bertins Sinne ihr einen Streich gespielt? Die rüstige Pariserin ist nicht dieser Meinung<br />

und beschließt, den unfähigen Gesetzeshütern zu helfen. Als Putzfrau verkleidet verschafft<br />

sie sich Zugang zum Tatort im Nachbarhaus. Dort entdeckt sie nach eingehender<br />

Untersuchung tatsächlich Blutspuren. Aber Alter schützt vor Torheit nicht, und so kommt<br />

Madame Bertin dem Täter schnell näher, als ihr lieb ist. Julie Masson, geboren 1975 in<br />

einem kleinen Dorf an der französischen Atlantikküste, studierte Germanistik und Literatur<br />

an der Sorbonne in Paris. Heute lebt sie in der Nähe von Frankfurt.<br />

Julie Masson, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 302 Seiten, ISBN 978-3499274718<br />

KRIMI<br />

Brennende Cevennen<br />

Der Himmel über dem kleinen Ort<br />

Belleville am Fuße der Cevennen leuchtet<br />

in schmutzigem Rot, als die ehemalige<br />

Anwältin Tori Godon mitten in der<br />

Nacht aus dem Schlaf gerissen wird.<br />

Feuer – seit Jahrhunderten prägt es die<br />

wilde Landschaft und die Menschen des<br />

Vivarais. Dort, wo einst zur goldenen<br />

Zeit der Seidenraupenzucht unzählige<br />

Maulbeerbäume standen, jagt der Wind die Flammen über<br />

Berge und Ebenen. Neben den verkohlten Überresten eines<br />

Wohnwagens auf einer Hochebene findet Tori die Leiche eines<br />

Hundes. Sein Besitzer, der Schweizer Franco Jeger, ist spurlos<br />

verschwunden. Tori begibt sich auf die Suche. An ihrer Seite: der<br />

ehemalige Drogenfahnder Nico und ihr Hund July. Als sie einen<br />

anonymen Drohbrief erhält, auf sie geschossen wird und ein<br />

weiteres Feuer Todesopfer fordert, ahnt Tori, dass das Paradies<br />

Risse bekommen hat. Dieser Krimi weist ein interessantes Plus<br />

auf: Auf den letzten Seiten findet man die Adressen der in der<br />

Handlung erwähnten Orte wie Bars, Restaurants, Weingüter …<br />

Der Leser kann daher, sofern ihm der Sinn danach steht, auf den<br />

Spuren der Akteure wandeln und die Atmosphäre an diesen<br />

Orten nachempfinden. Im Übrigen wird das Buch auch durch<br />

die für die Promotion des Tourismus in diesem Departement<br />

zuständige Organisation Ardèche Tourisme unterstützt. Unserer<br />

Meinung nach eine intelligente Art der Kommunikation! Anne<br />

Chaplet ist das Pseudonym von Cora Stephan, unter dem diese<br />

ihre mehrfach preisgekrönten Kriminalromane veröffentlicht.<br />

Cora Stephan ist Publizistin und Schriftstellerin.<br />

ROMAN<br />

Das Leben des Vernon Subutex 3<br />

Im dritten und letzten Teil ihrer Vernon-Subutex-Trilogie führt<br />

Virginie Despentes ihre Figuren und die Leser in das Frankreich<br />

der Attentate vom 13. November 2015 – und damit ins Herz<br />

eines gesellschaftlichen Traumas. Zunächst sieht eigentlich<br />

alles geradezu idyllisch aus. Die Gruppe um Vernon hat Paris<br />

verlassen und lebt an wechselnden Orten auf dem Land. Dort<br />

werden sogenannte Convergences abgehalten, total angesagte<br />

Raves, zu denen man aber nur mit persönlicher Empfehlung<br />

zugelassen wird. Klar, dass jeder dorthin will und dass tout<br />

Paris versucht, eine Einladung zu ergattern. Doch auch dies ist<br />

nicht das Paradies, es gibt Misstrauen und Eifersüchteleien,<br />

die Gruppe zerfällt. Dann kommt der 13. November 2015<br />

– die Attentate von Paris – und die Stimmung ändert sich<br />

vollkommen. Als der dritte und letzte Teil der Subutex-Trilogie<br />

2017 in Frankreich erschien – lang ersehnt und mit Spannung<br />

erwartet –, stürmte er sofort alle Bestsellerlisten. Die Presse<br />

überschlug sich, die Kritiker waren begeistert, denn es gab<br />

keinen anderen Roman, der den Stimmungswandel innerhalb<br />

der französischen Gesellschaft nach den Pariser Attentaten<br />

so eindrucksvoll und überzeugend beschrieb. Mit enormem<br />

Einfühlungsvermögen und einer persönlichen Betroffenheit,<br />

die aus jeder Zeile spricht, erweist<br />

sich Virginie Despentes einmal mehr<br />

als brillante, scharf analysierende<br />

Chronistin unserer Zeit und als<br />

begnadete Erzählerin. Sie gilt zu<br />

Recht als eine der wichtigsten<br />

literarischen Stimmen Frankreichs.<br />

Anne Chaplet, Kiepenheuer & Witsch, 300 Seiten, ISBN 978-3462050752<br />

Virginie Despentes, Kiepenheuer & Witsch,<br />

432 Seiten, ISBN 978-3462051537<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


REISE<br />

Geheimtipps Nordvogesen<br />

- Krummes Elsass<br />

Sie können sich vorstellen, dass wir als Herausgeber von<br />

Frankreich erleben regelmäßig französische Reiseführer erhalten,<br />

in der Hoffnung, dass wir für sie in unserem Magazin<br />

(kostenlos) Werbung machen.<br />

Ehrlich gesagt sind wir nur<br />

ganz selten von der Neuartigkeit<br />

eines Reiseführers so überzeugt<br />

wie in diesem Fall. Das<br />

Werk von Volker Knopf sticht<br />

ganz eindeutig aus der Masse<br />

hervor. Das Layout könnte zwar<br />

etwas moderner sein, doch die<br />

Qualität der 46 enthaltenen<br />

Vorschläge ist unbestritten. Der<br />

Autor kennt offensichtlich die<br />

Region wie seine Westentasche,<br />

vielleicht sogar besser als viele<br />

Franzosen. Es ist ihm gelungen,<br />

weitgehend unbekannte Orte,<br />

Kunsthandwerker, Gärten und<br />

vieles mehr ausfindig zu machen,<br />

die wirklich einen Besuch<br />

wert sind. Ein Buch, das man<br />

bei einer Reise in die Nordvogesen<br />

unbedingt im Koffer haben sollte.<br />

ROMAN<br />

Happy End<br />

Wenn eine<br />

Liebesgeschichte<br />

ein<br />

Happy End<br />

hat, läuft sie<br />

Gefahr, als<br />

Groschenroman<br />

zu gelten. Doch<br />

Amélie Nothomb<br />

will mit diesem<br />

Märchen aus<br />

dem heutigen Paris beweisen, dass dies ein Vorurteil<br />

ist. Happy End ist eine frische Coverversion von Charles<br />

Perraults Märchen Riquet mit der Locke und handelt<br />

von der Frage, was eigentlich Schönheit ist – und<br />

was Intelligenz. Déodat und Trémière, die beiden<br />

Hauptfiguren dieser Geschichte, haben als Außenseiter<br />

einen geschärften Blick für die Ungerechtigkeiten und<br />

Zwänge der Gesellschaft und überwinden diese ohne<br />

Bitterkeit, indem sie offen und heiter durch die ihnen<br />

feindlich gesinnte Welt gehen – bis sie sich treffen und<br />

eine wundersame Geschichte ihren Lauf nimmt.<br />

Amélie Nothomb, Originaltitel: Riquet à la houppe,<br />

Diogenes, 192 Seiten, ISBN 978-3257070422<br />

Volker Knopf, Geistkirch-Verlag, 208 Seiten, ISBN 978-3946036791<br />

KRIMI<br />

Der Zorn der Einsiedlerin<br />

Im Süden Frankreichs sterben mehrere Männer – angeblich sind sie dem Biss der Einsiedlerspinne zum<br />

Opfer gefallen. Allerdings reicht das Gift einer einzigen Spinne nicht aus, um einen Menschen zu töten.<br />

Adamsberg und sein Team von der Brigade criminelle des 13. Pariser<br />

Arrondissements ermitteln. Die Nachforschungen führen den eigenwilligen<br />

Kommissar zu einem Waisenhaus bei Nîmes und zu mehreren Jungen, die<br />

dort in den 40er-Jahren lebten. Und plötzlich erscheinen die Todesfälle, die<br />

bislang nicht als Morde betrachtet wurden, in einem anderen Licht … Fred<br />

Vargas, geboren 1957, ist ausgebildete Archäologin und hat Geschichte<br />

studiert. Sie ist heute die bedeutendste französische Kriminalautorin<br />

mit internationalem Renommee. 2004 erhielt sie für Fliehe weit und<br />

schnell den Deutschen Krimipreis, 2012 den Europäischen Krimipreis<br />

für ihr Gesamtwerk und 2016 den Deutschen Krimipreis in der Kategorie<br />

« International » für Das barmherzige Fallbeil.<br />

Fred Vargas, Originaltitel: Quand sort la recluse, Limes Verlag, 512 Seiten, ISBN 978-380902<strong>69</strong>38<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 15


ON LIT EN FRANCE<br />

Sage mir, was du liest,<br />

und ich sage dir, wer du bist …<br />

Unsere Auswahl an Büchern, über die man zurzeit in Frankreich spricht<br />

ROISSY<br />

Tiffany Tavernier, Sabine Wespieser Éditeur,<br />

280 Seiten, ISBN 978-2848053035<br />

Tiffany Tavernier, die Tochter des berühmten<br />

französischen Regisseurs Bertrand Tavernier,<br />

veröffentlichte 1999 ihren ersten Roman mit dem<br />

Titel Dans la nuit aussi le ciel. Darin schildert sie die<br />

Erfahrungen, die sie mit 18 Jahren in den Sterbeanstalten<br />

von Kalkutta machte. Seitdem hat sie<br />

unzählige Reisen unternommen. Eines Tages sah<br />

sie in einer Zeitung das Foto einer gut aussehenden<br />

und gut gekleideten Frau im Alter von 35-40 Jahren.<br />

Im begleitenden Text erfuhr sie mit Erstaunen,<br />

dass es sich dabei um eine Obdachlose handelte,<br />

die auf dem Londoner Flughafen<br />

Heathrow lebte. Tiffany<br />

ermittelte daraufhin vier Jahre<br />

lang am Pariser Flughafen<br />

Roissy über das Leben von<br />

alleinstehenden Frauen und<br />

Männern, die sich für ein<br />

Leben auf einem Flughafen,<br />

für ein Leben zwischen zwei<br />

Welten entschieden haben.<br />

Dabei stellte sie fest, dass es<br />

so viele Menschen mit diesem<br />

Schicksal gibt, dass man ihnen<br />

sogar eine offizielle Bezeichnung<br />

geben hat: les indécelables<br />

(die Nichterkennbaren), weil<br />

sie alles daransetzen, in der<br />

Masse der Passagiere und<br />

Mitarbeiter nicht erkannt zu<br />

werden. Roissy erzählt vom Werdegang einer Frau<br />

in dieser Situation, von ihrem Leben auf dem<br />

Flughafen, ihren Begegnungen, ihren Ängsten,<br />

ihren Fragen und ihren zahlreichen Ritualen.<br />

Man blickt hinter die Kulissen des Flughafens und<br />

entdeckt dabei eine Welt, die uns dazu bewegt,<br />

unser eigenes Verhalten zu hinterfragen. Ein<br />

wunderschönes Buch, äußerst sensibel geschrieben.<br />

LA MER<br />

EN FACE<br />

Vladimir de Gmeline,<br />

Éditions du Rocher,<br />

422 Seiten, ISBN<br />

978-2268096506<br />

Der Autor<br />

dieses Buches ist<br />

Journalist bei der<br />

Wochenzeitschrift<br />

Marianne und<br />

nimmt uns auf eine<br />

erstaunliche Reise<br />

mit. Oder vielmehr<br />

auf mehrere Reisen,<br />

denn während<br />

des Lesens entdeckt<br />

man, wie bei der russischen Matroschka, der<br />

Puppe in der Puppe, eine Folge von « Romanen im<br />

Roman ». Die Hauptperson, Philippe, ein Mann in<br />

den Fünfzigern, beschließt nach Norddeutschland<br />

zu reisen, auf den Spuren seines Onkels, einem<br />

ehemaligen Mitglied der Waffen-SS, bei dem er<br />

als Kind zu Besuch war. Im Verlauf der außergewöhnlich<br />

sensibel erzählten Handlung spürt man<br />

auf der einen Seite bei ihm das legitime Bedürfnis,<br />

die Vergangenheit seiner Familie zu verstehen, auf<br />

der anderen Seite jedoch auch die Furcht davor, zu<br />

viel zu entdecken. Die Suche nach der wahren Vergangenheit<br />

von Philippe wird jedoch urplötzlich<br />

durch einen Anruf seiner Tochter unterbrochen,<br />

die ihm mitteilt, dass sein Sohn, ein in Kanada<br />

lebender Profihockeyspieler, gesundheitliche<br />

Probleme hat. Philippe fliegt nach Montreal.<br />

Dort beginnen Nachforschungen über Doping im<br />

Sport. Man könnte meinen, dass zwischen diesen<br />

Nachforschungen kein Zusammenhang besteht.<br />

Doch das täuscht. Vielleicht gehört gerade das<br />

auch zum Leben: von einer Welt in die andere<br />

zu wechseln und jeder einen Sinn zu verleihen.<br />

Ein schöner Roman, der nicht gleichgültig lässt.<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


277492_Schmitz_Anzeige_1 19.06.<strong>2018</strong> 16:19<br />

HARRY ET FRANZ<br />

Alexandre Najjar, Éditions Plon, 208 Seiten, ISBN 978-2259264990<br />

Das Buch zeichnet die zu unrecht in Vergessenheit<br />

geratene Geschichte von der unerwarteten Begegnung<br />

zweier Männer nach: Harry Baur (1880-1943), einer<br />

der größten französischen Schauspieler in der Zeit zwischen<br />

den zwei Weltkriegen, der in Paris von den Nazis<br />

inhaftiert und gefoltert wurde, und der Priester Franz<br />

Stock (1904-1948), ein deutscher Gefängnisseelsorger,<br />

der sich in Frankreich um Gefangene kümmerte. Nach<br />

langen und ausführlichen Recherchen wird nun endlich<br />

die Geschichte dieser beiden außergewöhnlichen<br />

Menschen erzählt, die zwar sehr verschieden waren, aber<br />

doch viel gemeinsam hatten. Es ist eine echte Hymne auf Frieden und Brüderlichkeit,<br />

die deutlich macht, welche wunderbaren Dinge aus der deutschfranzösischen<br />

Freundschaft zwischen zwei Personen entstehen können.<br />

ANZEIGE<br />

Ulrich Robin<br />

Das Vermächtnis<br />

oder<br />

Von Lilien lernen<br />

AU GRAND LAVOIR<br />

Sophie Daull, Éditions Philippe Rey, 160<br />

Seiten, ISBN 978-2848766812<br />

Zwei Menschen, die im Grunde<br />

genommen vollkommen verschieden sind,<br />

begegnen sich zufällig: eine Romanschriftstellerin<br />

und ein Vorbestrafter. Und<br />

doch sind ihre Leben auf schreckliche<br />

Weise miteinander verknüpft: Sie muss<br />

sich in die Haut des Mörders ihrer eigenen<br />

Mutter hineinversetzen, in seine<br />

Haut … Ein sehr poetisches Buch über<br />

das Verzeihen, das den Leser berührt.<br />

LE FOU DE HIND<br />

Bertille Dutheil, Belfond, 398 Seiten, ISBN 978-2714479709<br />

Die junge Autorin dieses Erstlingsromans ist Geschichtsstudentin; sie<br />

wurde 1991 in Paris geboren, wo sie nach wie vor lebt. Die Hauptperson,<br />

Lydia, will mehr über die Vergangenheit ihres<br />

soeben verstorbenen Vaters, den algerischen<br />

Einwanderer Moshin, herausfinden. Dafür<br />

befragt sie Menschen, die ihn gut kannten, als<br />

er in den 70er-Jahren in der Pariser Vorstadt<br />

Créteil lebte. Das Buch gibt Gelegenheit,<br />

einen sehr menschlichen Blick auf eine bis<br />

dato in der Literatur nur selten so konkret<br />

und treffend behandelte Thematik zu werfen:<br />

auf die gesellschaftliche Frage der Immigration<br />

in Frankreich und besonders auf die<br />

Frage der Integration in einem Pariser Vorort.<br />

Ein Buch, das zum Nachdenken anregt.<br />

„Das Vermächtnis oder Von Lilien lernen“<br />

ist ein vielschichtiger Roman<br />

über die Wunden der Nachkriegszeit,<br />

über Schuld, über den Beginn des<br />

Massentourismus und der Eventkultur<br />

und die deutsch-französischen Beziehungen.<br />

Im Mittelpunkt des Geschehens:<br />

Alman, deutscher Aussteiger in<br />

Chartres und Françoise, seine Geliebte.<br />

Der Autor erzählt mit souveräner<br />

Sprachkraft und feinem, untergründigem<br />

Witz die Ge schichte eines Fremden<br />

und Außen seiters, und seiner<br />

Beziehungsprobleme. Eingebettet in<br />

die Beschreibungen französischer Lebensart,<br />

des Geschehens in und um<br />

Chartres und eines, wenn auch nur virtuellen<br />

Ausflugs in die nahe gelegene<br />

französische Metropole. Auf subtile<br />

Weise verflicht er Gegenwart und Vergangenheit.<br />

Sie treffen sich schließlich<br />

auf überraschende Weise im Symbol<br />

der Lilie.<br />

Ulrich Robin<br />

Das Vermächtnis<br />

oder<br />

Von Lilien lernen<br />

1. Auflage 2017<br />

Taschenbuch, 251 Seiten<br />

ISBN: 978-3-86460-<strong>69</strong>5-3<br />

14,90 EUR<br />

www.book-on-demand.de


ON LIT EN FRANCE<br />

LÀ OÙ LES CHIENS ABOIENT PAR LA QUEUE<br />

Estelle-Sarah Bulle, Éditions Liana Levi, 286 Seiten, ISBN 979-1034900459<br />

Bereits der Titel wirft Fragen auf … Es handelt sich dabei um<br />

eine kreolische Redensart, die besagt, dass man « in einem entlegenen<br />

Nest lebt », so entlegen, dass sich selbst die Hunde anders<br />

als üblich verhalten. Mit Vergnügen entdeckt man solche und<br />

andere Perlen bei der Lektüre dieses Buches, das uns ins Leben<br />

einer Familie aus Guadeloupe eintauchen lässt. Ein Leben, das<br />

zunächst in den 40er-Jahren mitten in den Zuckerrohrplantagen<br />

von Guadeloupe spielt, dann in der « Großstadt » Pointe-à-Pitre<br />

und schließlich, ab Beginn der 60er-Jahre, in Frankreich. Ein<br />

Buch über die Reise zu seinen Wurzeln, das Lust darauf macht,<br />

mehr über Guadeloupe und seine Bewohner zu erfahren.<br />

LEURS ENFANTS APRÈS EUX<br />

Nicolas Mathieu, Actes Sud, 425 Seiten, ISBN 978-2330108717<br />

Das sehr berührende Porträt einer Clique<br />

Jugendlicher, die sich von 1992 bis 1998 jedes Jahr<br />

im Sommer treffen. Mit Genuss liest man hier<br />

über die Leichtigkeit des Lebens in den Ferien,<br />

das « erste Mal », das Bedürfnis, die Welt zu<br />

verändern oder sie ganz einfach zu erobern. Am<br />

Ende sagt man sich, dass dieses Buch letztendlich<br />

auch das Bild eines Landes zeichnet, das locker<br />

oder begeisternd ist, das sich manchmal den Kopf<br />

zerbricht und<br />

manchmal<br />

ganz sorglos<br />

ist, ein<br />

Frankreich<br />

eben, ganz<br />

wie junge<br />

Menschen.<br />

Bei Drucklegung<br />

dieser<br />

Ausgabe<br />

wurde das<br />

Werk für den<br />

Prix Goncourt<br />

<strong>2018</strong><br />

nominiert.<br />

CHIEN-LOUP<br />

Serge Joncour,<br />

Flammarion, 480 Seiten,<br />

ISBN 978-2081421110<br />

Die Geschichte<br />

eines Paares<br />

aus Paris, das der<br />

Verschmutzung<br />

der Großstadt<br />

entfliehen will<br />

und sich in einem<br />

Haus am Ende<br />

der Welt im<br />

Departement<br />

Lot niederlässt.<br />

Nach und nach<br />

bekommen die beiden jedoch Zweifel, dann<br />

sogar Angst. Die Vergangenheit des Gebäudes<br />

und des Dorfes schleicht sich immer<br />

mehr in das kleine Haus mit den blauen<br />

Fensterläden ein. Es geht vor allem um einen<br />

deutschen Raubtierdompteur, der während<br />

des Krieges hier Zuflucht fand … Großes<br />

Lesevergnügen voller Zweifel und Spannung.<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


Anlässlich des 40. Todestages des belgischen Sängers<br />

Jacques Brel (1929-1978) wurden in Frankreich zahlreiche<br />

Bücher veröffentlicht. Jacques Brel liebte die französische<br />

Gesellschaft sehr und hat das französische<br />

Chanson zutiefst geprägt. Vor diesem<br />

Hintergrund haben uns vor allem<br />

drei dieser Neuerscheinungen<br />

neugierig gemacht:<br />

BREL, LA<br />

VA L SE À<br />

MILLE RÊVES<br />

Eddy Przybylski, Les<br />

Éditions de l’Archipel,<br />

770 Seiten, ISBN<br />

978-2809824889<br />

Unbestritten<br />

das umfassendste<br />

Werk, das Brel je<br />

gewidmet wurde. Es ist das Ergebnis einer<br />

dreijährigen Nachforschung an den Orten,<br />

an denen er lebte: Brüssel, Paris, Côte d’Azur<br />

und Marquesainseln. Eine regelrechte<br />

Bibel, die unter anderem nicht weniger als<br />

150 Aussagen von Zeitzeugen enthält.<br />

JACQUES BREL, LE VOYAGE AU BOUT DE LA VIE<br />

Fred Hidalgo, Les Éditions de l’Archipel, 464 Seiten, ISBN 978-2809824872<br />

Der Autor rekonstruiert<br />

in diesem Buch die letzten<br />

Jahre im Leben von Jacques<br />

Brel. Nachdem der Sänger<br />

dem Ruhm den Rücken<br />

gekehrt hatte, zog er sich<br />

ans andere Ende der Welt,<br />

auf die Marquesainseln,<br />

zurück, wo er wieder in der<br />

Anonymität untertauchen<br />

und sich mehr auf sich selbst<br />

konzentrieren konnte. Man<br />

entdeckt eine sehr persönliche<br />

und zum großen Teil<br />

unbekannte Seite von Brel.<br />

MOURIR N’EST PAS DE MISE<br />

David Hennebelle, Éditions Autrement, 150 Seiten, ISBN 978-2746747739<br />

Auch dieses Werk beschäftigt sich mit Brels Zeit auf den Marquesainseln.<br />

Mehr als alle anderen macht der Autor dies auf eine sehr elegante<br />

Art, in einem gewählten und schönen Stil. Man hält eher ein literarisches<br />

als ein dokumentarisches Werk in Händen. Beim Lesen verspürt man echte<br />

Freude und kann auf emotionale Art die drei letzten Jahre des großen Sängers<br />

nachvollziehen, in denen er quasi vollkommen zurückgezogen lebte.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 19


ON LIT EN FRANCE<br />

Geschenkideen für Weihnachten<br />

CHRISTIAN LACROIX ILLUSTRE LA<br />

PRINCESSE DE CLÈVES<br />

Texte: Madame de Lafayette, Illustrationen: Christian Lacroix, Gallimard,<br />

208 Seiten, Großformat (250 x 352 mm), ISBN 978-2072738494<br />

Auf Einladung des Verlags Gallimard hat sich<br />

der französische Modeschöpfer Christian Lacroix der<br />

Herausforderung gestellt, einen der berühmtesten Texte<br />

der französischen Literatur, das 1678 erschienene Werk<br />

La Princesse de Clèves, mit Zeichnungen, Skizzen und<br />

Bildern zu illustrieren.<br />

Der Text stammt aus der<br />

Feder von Madame de<br />

Lafayette (1634-1<strong>69</strong>3),<br />

Ehrendame von Königin<br />

Anne von Österreich<br />

und für einen der besten<br />

Salons littéraires ihrer Zeit<br />

verantwortlich. Beim<br />

Lesen dieser wunderschön<br />

illustrierten Ausgabe<br />

wird man sich bewusst,<br />

dass der Text auch<br />

heute nichts von seiner<br />

Aktualität verloren hat!<br />

SOUS LES TOITS DE PARIS<br />

Inès de la Fressange und Marin Montagut, Flammarion,<br />

258 Seiten, ISBN 978-2081427457<br />

Mit diesem Buch hat man die Möglichkeit, hinter<br />

die Türen von 15 Appartements und Häusern in<br />

Paris zu schauen. Man bekommt Einblicke in die<br />

Gestaltung dieser Wohnräume,<br />

wie man sie sonst nur<br />

ganz selten erhält, es sei<br />

denn, man hat viele Freunde<br />

in Paris. Man begegnet<br />

Welten, deren Charme auf<br />

ganz unterschiedlichen<br />

Dingen beruht, und kann<br />

sich – warum auch nicht –<br />

davon inspirieren lassen.<br />

MES CHEMINS EN<br />

BRETAGNE<br />

Texte: Pierre Dubois, Fotos: Hervé<br />

Glot, Éditions Ouest-France, 174<br />

Seiten, ISBN 978-2737377761<br />

Pierre Dubois ist eine<br />

echte Persönlichkeit. Er<br />

ist Schriftsteller, hält Vorträge<br />

und kann vor allem<br />

unglaublich gut von Feen,<br />

Elfen und Kobolden erzählen. In Frankreich gilt<br />

er sogar als DER Spezialist für diese mystische<br />

Welt. In diesem Buch, das durch Fotos von<br />

Hervé Glot prachtvoll illustriert wurde, erzählt<br />

er uns von der Bretagne, so wie er sie kennt:<br />

eine Bretagne voller Geheimnisse und Poesie.<br />

ROMY<br />

Jean-Pierre Lavoignat,<br />

Flammarion, 320 Seiten,<br />

ISBN 978-2081429543<br />

Diese schöne<br />

Hommage von<br />

Sarah Biasini<br />

an ihre Mutter<br />

Romy Schneider<br />

(1938-1982)<br />

präsentiert eine<br />

Reihe seltener<br />

Dokumente und<br />

bisher unveröffentlichter<br />

Fotos,<br />

die Romys Lebensweg beschreiben. Durch<br />

die bewegende und sehr interessante Unterhaltung<br />

mit Sarah Biasini entsteht, trotz der<br />

vielen Dramen, die das Leben der überaus<br />

talentierten deutsch-französischen Schauspielerin<br />

prägten, ein lebendiges Porträt.<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


LES FEMMES ARTISTES<br />

SONT DANGEREUSES<br />

Laure Adler und Camille Viéville,<br />

Flammarion, 180 Seiten,<br />

ISBN 978-2081416284<br />

Anhand von 50 Porträts<br />

von Frauen mit künstlerischen<br />

Berufen – von der Renaissance<br />

bis heute (Niki de Saint-<br />

Phalle, Yoko Ono, Annette<br />

Messager, Rosa Bonheur,<br />

Berthe Morisot, Frida Kahlo<br />

…) – untersuchen die Journalistin, Historikerin<br />

und Schriftstellerin Laure Adler sowie die<br />

Spezialistin für moderne und zeitgenössische<br />

Kunst Camille Viéville, wie sich Frauen durch<br />

ihre Kunstwerke und die Anerkennung ihrer<br />

kreativen Arbeit langsam eine künstlerische<br />

Autonomie erarbeitet haben. Eine willkommen<br />

neue Sichtweise und eine originelle<br />

Art, sich der Kunstwelt anzunähern.<br />

RUE DES QUATRE-VENTS,<br />

AU FIL DES MIGRATIONS<br />

Jessie Magana und Magali Attiogbé, Les Éditions des<br />

Éléphants, 32 Seiten, ISBN 978-2372730518<br />

Ein schönes Buch für Kinder – aber nicht nur: Einfach,<br />

konkret und treffend wird die Geschichte einer Pariser<br />

Straße erzählt: der Rue des quatre-vents im Viertel Odéon<br />

(5. Arrondissement). Seite für Seite, Jahr für Jahr, erzählen<br />

Zeichnungen und kurze Texte<br />

kindgerecht vom Leben in dieser<br />

Straße und von den Veränderungen<br />

im « Verlauf der Migrationen ».<br />

Im Laufe eines Jahrhunderts<br />

erlebt die Straße, wie Menschen<br />

aus der ganzen Welt ankommen<br />

und gehen, geboren werden und<br />

altern und auf diese Weise zu ihrer<br />

Identität beitragen. An einem<br />

ganz konkreten Beispiel erfahren<br />

Kinder, was Immigration bedeutet.<br />

ARMISTICE<br />

Gemeinschaftswerk, Collection Blanche, Grand Format, Gallimard, 304 Seiten, ISBN 978-2072779602<br />

Der Verlag Gallimard und die gemeinnützige Interessengemeinschaft Mission du centenaire de<br />

la Première Guerre mondiale haben ein wirklich außergewöhnliches Werk veröffentlicht: Rund 30<br />

Schriftsteller aus der ganzen Welt äußern sich darüber, was der Waffenstillstand von 1918 für sie<br />

bedeutet. « In Tokio, Istanbul, London, Brüssel, Sarajevo, Algier, Peking, München, Saigon und<br />

Kingali hat der Waffenstillstand sicherlich eine andere Bedeutung als in Paris, Aubervilliers, Saumur<br />

und Lyon », schreibt Antoine Gallimard in seinem Vorwort. Das Buch wird durch rund 50 Stiche<br />

und Drucke von Künstlern wie Fernand Léger, Otto Dix, Frans Masereel wunderschön illustriert.<br />

Beim Lesen dieser Texte – die alle eine zum einen sehr persönliche und gleichzeitig allgemeingültige<br />

Sichtweise vermitteln – wird deutlich, welche Beziehung wir zum Ersten Weltkrieg haben und wie<br />

wir die Erinnerung an ihn pflegen können. Ein nützliches und wunderschön gestaltetes Werk.<br />

Wir servieren Ihnen den 2. Band!<br />

Nach dem erfolgreichen „À table“<br />

ist jetzt endlich „À table 2“ erschienen.<br />

Man nehme: acht französische Regionen,<br />

das Savoir-faire unserer Rezeptautorin<br />

Madame Seidel-Guinebretière, garniere es<br />

mit viel französischem Flair und schmecke<br />

das Ganze mit wohldosierten deutschen<br />

Wort übersetzungen ab.<br />

Nicole Seidel-Guinebretière<br />

€ 9,90 Print, DIN A4, 64 Seiten<br />

www.sprachzeitungen.de


ON ECOUTE<br />

ROCK<br />

Johnny Hallyday:<br />

Mon pays c’est l’amour<br />

Johnny Hallyday, der am 5. Dezember 2017 im Alter von 74 Jahren<br />

starb, hatte zu Lebzeiten 50 Alben veröffentlicht, von denen 110<br />

Millionen Exemplare verkauft wurden. Er war nicht nur ein international<br />

bekannter Star, er war viel mehr. Ein unumgänglicher Mosaikstein<br />

im französischen Kulturerbe. Davon zeugt die große Ergriffenheit,<br />

die das Land anlässlich seines Todes und der folgenden Trauerfeierlichkeiten<br />

überkam. Dieses posthum veröffentlichte 51. Album hatte er nur wenige Monate vor seinem Tod<br />

aufgenommen; seit Mitte Oktober lässt es erneut die Herzen der Franzosen höher schlagen. Es ist ein<br />

seltsames Gefühl, dem Rocker auf diesem Album wieder zu begegnen und die Worte zu hören, die er mit<br />

kräftiger Stimme singt, als sei er sich bei den Aufnahmen bereits darüber im Klaren gewesen, dass dies<br />

sein Abschied sein würde: « Wenn die Stunde gekommen ist, werde ich mit dem Teufel sprechen / Mich<br />

an seinen Tisch setzen und die Wahrheit sagen / Alleine werde ich ihm meine Geschichten erzählen /<br />

Und ich werde zu meinen Entscheidungen stehen. » Ob man die Musik von Johnny mag oder nicht, man<br />

kann nicht anders, als bewegt zu sein …<br />

CHANSON<br />

Miossec: Les rescapés<br />

Auf diesem elften Album verabschiedet sich der aus Brest stammende Miossec, der zu<br />

seinen 50 Jahren steht, vom schlichten Stil, den man auf seiner letzten CD aus dem<br />

Jahr 2016 hörte. Diesmal verbindet sich seine heisere tiefe Stimme mal mit Klängen<br />

von Tasteninstrumenten, mal mit Saitenklängen oder Rhythmusinstrumenten. Doch<br />

er bleibt dem treu, was schon immer seine Handschrift war: Chansons mit schönen<br />

Texten, eine ausgeprägte Liebe zu Worten. Bereits mit dem ersten Titel spricht er<br />

uns an: Nous sommes ist ein ökologischer Warnschrei: « Wir haben keine Zeit mehr,<br />

einfach zuzusehen, wie das Meer steigt … Wir haben keine Zeit mehr, denn wir sind bereits<br />

nassgespritzt … ». Mit dem sehr rhythmischen Song La mer, quand elle mord, c‘est méchant<br />

erweist er seinem Großvater die Ehre, der im Meer verschollen ist. Wie immer präsentiert uns Miossec eine sehr<br />

persönliche CD, auf der er sich zwischen Chanson und Erzählung bewegt und so seine Geschichte mit uns teilt.<br />

POP<br />

Christine and the Queens: Chris<br />

Nennen Sie sie nicht mehr Christine and the Queens, sondern einfach<br />

Chris. Mit diesem neuen Album macht die verführerische Christine, die<br />

sowohl von Madonna als auch von Elton John hochgelobt wird, Platz für<br />

Chris, eine neue « Persönlichkeit », die offensichtlich viel maskuliner und<br />

viel mehr eins mit ihrem Körper und ihrem Wesen ist. Die CD Chaleur<br />

humaine (2014) erschien melancholisch, Chris dagegen ist lebendig und<br />

energisch. Als ob der Schmetterling nun endgültig seine Flügel entfaltet<br />

hätte und flügge geworden sei. Und zweifellos wird es ein schöner und<br />

langer Flug zur Eroberung der internationalen Popszene.<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


SOUL-POP<br />

Adam Naas: The Love Album<br />

Bis jetzt haben wir Ihnen in der Rubrik On écoute bewusst<br />

ausschließlich Interpreten vorgestellt, die in französischer<br />

Sprache singen. Heute machen wir eine Ausnahme, denn<br />

Stimme und Talent des 25-jährigen Parisers Adam Naas sind<br />

wirklich außergewöhnlich, und das, obwohl er ohne Unterricht<br />

und Gesangsstunden, nur über seine Gitarre zur Musik kam. Ein<br />

absoluter Coup de cœur für eine hervorragende Stimme, die man<br />

unbedingt entdecken sollte. Am Beginn seiner Karriere wollte sich<br />

der junge Mann, als Hommage an Barbara (1930 – 1997) « L‘Aigle<br />

noir » nennen. Man sagt sich,<br />

dass die Grande Dame<br />

des französischen<br />

Chansons ihn<br />

sicherlich<br />

gerne unter<br />

ihre Fittiche<br />

genommen<br />

hätte!<br />

CHANSON<br />

Cali: Cali chante Léo Ferré<br />

Wenn ein so engagierter Musiker wie Cali beschließt,<br />

seine Leidenschaft für Léo Ferré (1916-1993), einen<br />

der größten französischen Sänger und Poeten, durch<br />

die Interpretation von 15 seiner Chansons mit uns zu<br />

teilen, kann man davon ausgehen, dass das Ergebnis<br />

herausragend sein wird. Und das ist es auch! Der Accent<br />

des aus Perpignan stammenden Cali passt ausgesprochen<br />

gut zu den Texten von Ferré! Und seine Art, jedes Wort zu<br />

artikulieren, verleiht dem Text seine ganze Ausdruckskraft.<br />

Eine Verbindung von zwei extrem guten Kennern der<br />

französischen Sprache und der Musik!<br />

DER PAY-TV-SENDER FÜR<br />

HERAUSRAGENDE<br />

EUROPÄISCHE SERIEN<br />

sonychannel.de<br />

© KWAÏ – CANAL+ – PICTANOVO – BED – 2017<br />

„Noch besser als ‚House of Cards‘“<br />

SRF<br />

„Politisch herrlich unkorrekte Politserie“<br />

DER SPIEGEL<br />

IMMER DONNERSTAGS 21:15 UHR & AUF ABRUF<br />

Hochgelobtes Polit-Drama mit Frankreichs großem Kinostar Kad Merad<br />

Empfangbar<br />

u.a. bei:


ON REGARDE<br />

DRAMA<br />

Fesselnde Ermittlungen im Vatikan<br />

Kommen Sie bitte in den Vatikan. Wir möchten dringend<br />

mit Ihnen sprechen! » Dieser geheimnisvolle Anruf<br />

verändert das Leben des renommierten Journalisten<br />

Jacques Mayano (Vincent Lindon) maßgeblich. Im offiziellen<br />

Auftrag der Kirche soll er in Erfahrung bringen, was es mit<br />

der Marienerscheinung auf sich hat, die sich in einem Dorf im<br />

Südosten Frankreichs zugetragen haben soll. Der 18-jährigen<br />

Anna (Galatéa Bellugi) ist dort angeblich die Jungfrau Maria<br />

begegnet. Die Pilger strömen bereits in Massen dorthin. Ein<br />

deutscher Priester (Anatole Taubman) plant die weltweite<br />

Vermarktung, und den lokalen Pfarrer scheint ein ganz besonderes<br />

Verhältnis mit dem streng gläubigen Teenager zu verbinden.<br />

Bei seinen Recherchen macht der hartnäckige Reporter<br />

zunehmend verstörende Entdeckungen. Immer mehr<br />

kommt er der Wahrheit auf die Spur und setzt die Puzzleteile<br />

langsam zu einem Bild zusammen. Als Jacques schließlich<br />

seinen versiegelten Bericht an den Vatikan sendet, hat sich<br />

sein Leben nachhaltig verändert. Er<br />

hat eine Welt entdeckt, in der ein<br />

Beweis nichts wert ist und in der das<br />

Unsichtbare seine Geheimnisse behält.<br />

Es sind spannende und oft verwirrende<br />

Ermittlungen über die sehr<br />

persönliche Frage des Glaubens, welcher manchmal auch<br />

Zweifel hervorrufen kann. Indem Xavier Giannoli eine kirchenrechtliche<br />

Untersuchung von einem investigativen Journalisten<br />

durchführen lässt, zieht er uns mit dem Thema des<br />

Geheimnisses um den Glauben in den Bann, egal welcher<br />

Religion wir angehören, ob wir gläubig sind oder nicht. Hierin<br />

liegt die Stärke des Films. Unerbittlich beschäftigt er sich mit<br />

Verhaltensweisen und zutiefst menschlichen und weitverbreiteten<br />

Fragestellungen. Eine Art, diskret und wirkungsvoll zugleich<br />

Fragen über das Übernatürliche aufzuwerfen, mit<br />

einem exzellenten Vincent Lindon. Ein großer Film!<br />

Die Erscheinung • Frankreich 2017, 137 min • Originaltitel: L’apparition • Ein Film von Xavier Giannoli, mit Vincent Lindon, Galatéa<br />

Bellugi, Patrick d’Assumçao, Anatole Taubman, u. a. • Ab 13. Dezember <strong>2018</strong> im Kino.<br />

ROMANTISCHE KOMÖDIE<br />

Der Roman eines Lebens voller Liebe<br />

Sarah und Victor lernen sich Anfang der<br />

Siebzigerjahre in einem Pariser Nachtclub kennen.<br />

Für Sarah ist es Liebe auf den ersten Blick, während<br />

Victor sich anfangs noch nicht festlegen will. Bald<br />

trennen sich ihre Wege wieder, und es deutet<br />

zunächst nichts darauf hin, dass sie am Ende<br />

beinahe ein halbes Jahrhundert zusammen durchs Leben gehen werden.<br />

Sie heiraten schließlich und gründen eine Familie. Gemeinsam durchleben<br />

sie Jahrzehnte voller Leidenschaft, Geheimnisse, Nähe und Distanz.<br />

Victor steigt schnell zum gefeierten Schriftsteller auf, während Sarah in<br />

seinem Schatten ein scheinbar unspektakuläres Leben führt. Dank Victors<br />

Erfolg führt die Familie ein sorgenfreies Leben mit gesellschaftlicher<br />

Anerkennung. Doch nach und nach stellt sich heraus, wer tatsächlich<br />

hinter dem raketenhaften Aufstieg des Schriftstellers Adelman steht. Um<br />

50 Jahre im Leben eines Paares zu erzählen, entfernt sich Nicolas Bedos<br />

bewusst vom traditionell intimistischen französischen Film. Stattdessen<br />

setzt er auf aus amerikanischen Filmen bekannte Techniken und versetzt<br />

beispielsweise die Personen plötzlich in eine andere Epoche und lässt sie<br />

mithilfe eines gekonnten Make-ups altern. Ein dynamischer, oft lustiger<br />

und anziehender Film. Dass er auch sehr treffend ist, liegt daran, dass<br />

Doria Tillier und Nicolas Bedos auch im Leben ein Paar sind.<br />

Die Poesie der Liebe • Frankreich 2017, 115 min • Originaltitel: Monsieur<br />

et Madame Adelman • Ein Film von Nicolas Bedos, mit Doria Tillier, Nicolas<br />

Bedos, Denis Podalydes, u. a. • Ab 20. Dezember <strong>2018</strong> im Kino.<br />

DOKUMENTARFILM<br />

Einer unserer Lieblingsfilme <strong>2018</strong>!<br />

In Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 67 (Sommer <strong>2018</strong>)<br />

haben wir über den Kinostart dieses originellen<br />

Dokumentarfilms berichtet, der von der<br />

berührenden Freundschaft zwischen der betagten<br />

Filmemacherin Agnès Varda (89 Jahre, eine lebende<br />

Legende im französischen Kino und in der Nouvelle<br />

Vague) und dem jungen französischen Künstler<br />

JR (35 Jahre) berichtet. Der Film erzählt, wie sie<br />

zusammen mit ihrem « Fotomobil », einem mobilen<br />

Fotostudio, Frankreich durchqueren und welche<br />

Eindrücke sie dabei gewinnen. Nun erscheint er<br />

auf DVD, eine gute Gelegenheit, ihn immer wieder<br />

anzusehen. Ein Zeugnis<br />

von Menschlichkeit,<br />

das glücklich macht!<br />

Augenblicke: Gesichter<br />

einer Reise • Frankreich<br />

2017, 93 min • Originaltitel:<br />

Visages, Villages • Ein<br />

Film von Agnès Varda<br />

und JR, mit Agnès Varda,<br />

JR, Jean-Luc Godard, u.<br />

a. • Bonus: Interview mit<br />

Agnès Varta und JR • Ton:<br />

Deutsch, Französisch •<br />

Untertitel: Deutsch • Ab<br />

7. Dezember im Handel.<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


SCHWERPUNKT<br />

Claude Chabrol<br />

Claude Chabrol war Mitbegründer der « Nouvelle Vague » und ist vor<br />

allem für seine Filme über die französische Bourgeoisie bekannt, die er<br />

mit kritischem Blick betrachtete. ARTE widmet dem Cineasten einen<br />

Schwerpunkt im März und zeigt « Biester » (Isabelle Huppert, Jean-Pierre<br />

Cassel u. a., Frankreich 1995, 106 Min.), « Der Schlachter » (Jean Yanne,<br />

Stéphane Audran u. a., Italien/Frankreich 19<strong>69</strong>, 89 Min.), « Vor Einbruch<br />

der Nacht » (Stéphane Audran, Michel Bouquet u. a., Italien/Frankreich<br />

1970, 106 Min.) und « Blutige Hochzeit » (Stéphane Audran, Michel Piccoli<br />

u. a., Italien/Frankreich 1970, 92 Min.). Weiteres Highlight der Filmreihe ist<br />

die Dokumentation « Claude Chabrol, Filmemacher des stillen Skandals »<br />

(ARTE F, Plan B et compagnie, Frankreich <strong>2018</strong>, 52 Min.) von Pascal<br />

Lahmani und Cécile Maistre Chabrol in Erstausstrahlung.<br />

Sonntag, 3. März <strong>2019</strong>, « Biester », um 20.15 Uhr; « Claude Chabrol,<br />

Filmemacher des stillen Skandals », um 22.00 Uhr · Montag, 4. März<br />

<strong>2019</strong>, « Der Schlachter », um 20.15 Uhr « Vor Einbruch der Nacht »; um 21.45<br />

Uhr · Sonntag, 10. März <strong>2019</strong>, « Blutige Hochzeit », um 20.15 Uhr<br />

DOKUMENTATION<br />

GEBURTSTAG<br />

500. Sendung Karambolage<br />

Die deutsch-französische Kultsendung « Karambolage »<br />

feiert ihre 500. Folge!<br />

Am Ende der Sendung ist ein kleiner Unfall passiert:<br />

ein Passant ist über unser Indiz gestolpert und hat sein<br />

Gedächtnis verloren. Ist er Deutscher oder Franzose ?<br />

Ein typischer Fall für unseren Spezialisten in deutschfranzösischen<br />

Fragen, Kommissar Karambo! Dieser wird<br />

nun zwischen Paris und<br />

Berlin ermitteln, à la<br />

Karambolage natürlich!<br />

Coco Chanel,<br />

die Revolution<br />

der Eleganz<br />

Der Weg war lang und<br />

steinig, den die in<br />

Armut aufgewachsene<br />

Gabrielle Chanel ging,<br />

um schließlich Coco<br />

Chanel, die weltberühmte<br />

Modeschöpferin, zu<br />

werden. Romanhaftes<br />

Porträt über eine Ikone des<br />

20. Jahrhunderts.<br />

Sonntag, 3. Februar<br />

<strong>2019</strong>, um 18.55 Uhr<br />

Ein Dokumentation von Jean<br />

Lauritano, Frankreich <strong>2018</strong>,<br />

52 Min. Austrahlung im April,<br />

Sendetermin steht noch nicht fest.<br />

Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />

Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />

Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 25


ON SURFE<br />

SKIFAHREN<br />

Skiurlaub von A-Z<br />

auf einer Website reservieren<br />

Jeder, der<br />

bereits einmal<br />

einen Skiurlaub<br />

organisiert hat,<br />

weiß, dass dies<br />

nicht immer<br />

einfach ist. Noch<br />

weniger, wenn<br />

man mit der<br />

ganzen Familie<br />

wegfahren<br />

möchte:<br />

Unterkunft, Skiverleih, Liftkarten, Skikurse … Bis man<br />

die verschiedenen Ansprechpartner kontaktiert und die<br />

Preise verglichen hat, können Stunden vergehen. Der<br />

Zusammenschluss der französischen Skischulen und der<br />

französische Skilehrerverband kamen auf die hilfreiche Idee,<br />

eine Plattform einzurichten, auf der man seinen Skiurlaub<br />

von A bis Z buchen kann. Noch besser: Dabei gibt es weder<br />

irgendwelche Vermittler noch fallen Bearbeitungsgebühren<br />

oder sonstige Zuschläge an. Auch das Schlange stehen vor<br />

diversen Schaltern, um Liftkarten, Karten für Skikurse usw.<br />

abzuholen, entfällt, denn alle Dokumente werden nach<br />

der Reservierung direkt zugeschickt. Zurzeit (Stand Ende<br />

November <strong>2018</strong>) sind 80 Skigebiete (am Ende sollen es 160<br />

sein), 20 500 Betten (in Hotels und Ferienwohnungen), 50<br />

Betreiber von Skiliften sowie 170 Skischulen in Frankreich<br />

angeschlossen. In Kürze soll es eine englische Version der<br />

Website geben. Eine gute Idee, die sich sicherlich schnell<br />

weiterentwickeln wird.<br />

www.mon-sejour-en-montagne.com<br />

KUNST<br />

Ausstellungen für alle<br />

Ein junges französisches Start-up kam auf die Idee,<br />

das erste virtuelle Museum im Internet zu kreieren.<br />

Es nennt sich UMA (Universal Museum of<br />

Art) und soll die Kunst dank des World Wide Web allen<br />

Menschen zugänglich machen. Das Prinzip ist einfach:<br />

In Zusammenarbeit mit Fachleuten aus Museen konzipiert<br />

das kleine Unternehmen einzigartige Ausstellungen<br />

und stellt diese auf moderne und angenehme Art online.<br />

Die meisten dieser Ausstellungen könnte man physisch<br />

gar nicht umsetzen, da sich beispielsweise die diversen<br />

Werke an weit voneinander entfernten Orten befinden.<br />

Die Kunstwerke, die ausschließlich virtuell besichtigt<br />

werden, sind durch umfassende und klare Beschreibungen<br />

ergänzt, die zurzeit allerdings ausschließlich in<br />

englischer Sprache verfügbar sind. Bereits umgesetzt<br />

wurden Ausstellungen wie « Katzen in der Geschichte<br />

der Kunst », « A walk into Street Art » oder « Leben in<br />

der italienischen Renaissance ». Im Rahmen eines seiner<br />

innovativen Projekte plant das UMA mit Unterstützung<br />

des Holocaust Art<br />

Restitution Project<br />

eine noch nie dagewesene<br />

Ausstellung<br />

von Meisterwerken,<br />

die einst<br />

von den Nazis gestohlen<br />

wurden.<br />

www.the-uma.org<br />

FERNSEHEN<br />

Die französischen Archive<br />

Das Institut National de l’Audiovisuel (INA) ist die offizielle Institution in<br />

Frankreich, die mit der Archivierung aller Fernsehsendungen beauftragt<br />

ist. Der Zugang zu diesem Archiv war lange Zeit Forschern und Fachleuten<br />

vorbehalten, doch dank Internet ist dies seit mehreren Jahren für jedermann<br />

möglich. Auf der Website steht inzwischen ein großer Teil der Archive zur<br />

Verfügung: Mehr als 400 000 Videos sind kostenlos zugänglich und bieten die<br />

Möglichkeit, von zu Hause aus die Geschichte der französischen Gesellschaft<br />

nachzuvollziehen.<br />

www.ina.fr<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


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UNTERWEGS IN FRANKREICH Jura<br />

WEIHNACHTEN IM JURA<br />

Vom Rosenkranz<br />

zum Spielzeugland<br />

28 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


Die ersten Spielzeuge<br />

wurden in<br />

Moirans-en-Montagne<br />

bereits<br />

im Mittelalter<br />

ge fer tigt. Ab dem<br />

19. Jahrhundert<br />

gründeten Handwerker<br />

dann<br />

eigene Werkstät<br />

ten (wie die<br />

von Louis Duvoy<br />

auf der linken<br />

Sei te), aus denen<br />

in der Folge ein<br />

rich tig gehender<br />

In dus trie zweig<br />

entstand, der<br />

vielen Frauen und<br />

Män nern in dieser<br />

Region Arbeit bot.<br />

Im Herzen des Regionalen Naturparks Haut-Jura stellen die Bewohner seit dem<br />

Mittelalter Holzspielzeuge her. Diese altüberlieferten handwerklichen Fertigkeiten<br />

– die sich zwar technologisch weiterentwickelt haben – wurden im Laufe<br />

der Jahrhunderte von Generation zu Generation weitergegeben. So wurde aus<br />

der kleinen Gemeinde Moirans-en-Montagne nicht nur in Frankreich eine Hochburg<br />

der Spielzeugherstellung, sondern sogar in ganz Europa. Dank der für einen<br />

ländlichen Raum äußerst ambitionierten Wirtschafts- und Kulturpolitik ist dort<br />

ein Spielzeugmuseum entstanden, das eine der schönsten und umfangreichsten<br />

Sammlungen Europas präsentiert. Die auf dem Know-how der dort ansässigen<br />

Kunsthandwerker basierende Spielzeugindustrie ist heute nach wie vor ein wichtiger<br />

Akteur im Wirtschaftsleben dieser in Frankreich einzigartigen Gegend, die<br />

sich zu einem wahren Pays du Jouet et de l’Enfant, einem Spielzeug- und Kinderland,<br />

entwickelt hat.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 29


UNTERWEGS IN FRANKREICH Jura<br />

Um die Fêtes de fin d’année – wie man in Frankreich<br />

zu Weihnachten und Neujahr üblicherweise sagt –<br />

gebührend zu begehen und eine « magische Weihnachtsatmosphäre<br />

» zu kreieren, putzen sich viele Orte<br />

entsprechend heraus: Zur Freude von Klein und Groß animieren<br />

Beleuchtungen, Dekorationen und Märkte die<br />

Plätze und Straßen. Dabei hat jede Region ihre eigenen<br />

Traditionen und Spezialitäten: Santons (Krippenfiguren),<br />

am Barbaratag ausgesäter Weizen und die 13 Desserts in<br />

der Provence; Adventskränze mit Kerzen, Pinienzapfen,<br />

Äpfeln und getrockneten Orangenscheiben im Elsass;<br />

Schnecken mit Petersilie und der Père janvier in Burgund;<br />

das Fest des Heiligen Nikolaus in Lothringen; Papillotes<br />

aus Schokolade und andere Süßigkeiten in Lyon; der<br />

Weihnachtsscheiterhaufen im korsischen Rocchiu … Über<br />

all diesen Bräuchen und Festivitäten könnte man nahezu<br />

das Wichtigste vergessen, das, worauf alle Kinder ungeduldig<br />

warten: Spielzeuge. Selbst in Frankreich ist es zwar<br />

weitgehend unbekannt, aber es gibt eine kleine französische<br />

Gemeinde, die sich zurecht als der « Star » der Fêtes<br />

de fin d’année rühmen könnte: Moirans-en-Montagne. In<br />

diesem Dorf vor den Toren des Hochjura werden die Häuser<br />

am Ende des Jahres ebenfalls mit Lichtern geschmückt,<br />

und in den Straßen erschallen weihnachtliche Klänge. Man<br />

wärmt sich auch hier mit einem guten Glühwein und lässt<br />

sich die weihnachtlichen Düfte des Marktes um die Nase<br />

wehen. Darüber hinaus aber bekommt Weihnachten an<br />

diesem Ort noch eine ganz andere Bedeutung: Moirans<br />

liegt nämlich im Herzen des Pays du Jouet et de l’Enfant<br />

und ist die französische Hochburg der<br />

Spielzeugherstellung.<br />

Die Verbindung zwischen dieser Gegend<br />

im äußersten Süden des Jura und<br />

dem Spielzeug ist eine lange, eine sehr<br />

lange Geschichte. Es scheint, als habe alles<br />

– wie so oft zu jener Zeit – mit der Religion<br />

begonnen, nämlich damit, dass im 13. Jahrhundert<br />

die Abtei Saint-Claude entstand<br />

und sich schnell vergrößerte. Im Mittelalter<br />

wurde sie zu einem wichtigen Pilgerort, der<br />

sehr viele Menschen anzog. Diese äußerten<br />

bald den Wunsch, bei ihrem Aufbruch<br />

ein Souvenir aus der Abtei mitnehmen zu<br />

können, idealerweise etwas, das der Frömmigkeit<br />

Ausdruck verleiht. Die Mönche<br />

von Saint-Claude stellten diesbezüglich<br />

Überlegungen an und kamen zu der<br />

Erkenntnis, dass es in den Wäldern der<br />

Umgebung eine Vielzahl an Baumarten<br />

und folglich an Hölzern gab, aus denen<br />

man sinnvolle Dinge herstellen<br />

könnte. So begannen sie damit,<br />

aus Holz und etwas Elfenbein<br />

– dessen Handel zu jener Zeit<br />

gerade aufkam – Vorläufer der<br />

heutigen Rosenkränze zu fertigen<br />

und diese an die Pilger<br />

zu verkaufen.<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


Angesichts des Pilgerstroms und des sich entwickelnden<br />

« kleinen Handels » begannen die Bauern der umliegenden<br />

Höfe, die schließlich auch von etwas leben mussten<br />

und von dieser Situation profitieren wollten, damit, sich<br />

auf ihre Fertigkeiten zu besinnen. Auf einigen Höfen<br />

drechselten die Männer damals bereits Holz mithilfe einer<br />

Technik, die auf das Ägypten um 1300 v. Chr. zurückgeht:<br />

mit einer einfachen Drechselbank, die mit einem Pedal<br />

angetrieben wurde. Damit fertigten sie Werkzeuge und<br />

Gegenstände wie Tischfüße, Becher und Schalen, also<br />

Gegenstände, die man in der Regel im alltäglichen Leben<br />

benötigte. Einer dieser Bauern kam dann – wann das genau<br />

war, ist nicht bekannt – auf die Idee, kleine Devotionalien<br />

anzufertigen, und diese ebenfalls den Pilgern zum<br />

Kauf anzubieten. In der Folge kamen andere, etwas spielerischere<br />

Gegenstände für die Kinder der Pilger hinzu …<br />

Damit waren die ersten Holzspielzeuge im Jura geboren.<br />

Im Laufe der Jahrhunderte breitete sich diese Art der<br />

Holzbearbeitung, das Drechseln, im ganzen Tal aus, und<br />

die Technik entwickelte sich weiter: Angesichts der wachsenden<br />

Nachfrage durch die Pilger – und natürlich deren<br />

Kinder! – war klar, dass man schneller und größere Mengen<br />

produzieren musste. Zunächst begannen einfach mehr<br />

Mitglieder der Bauernfamilien, neben ihrer Arbeit auf<br />

dem Feld Holz zu drechseln. Im Laufe der Zeit nahmen<br />

die Fertigkeiten zu, die Produktion weitete sich mehr und<br />

mehr aus, und diese Handwerkskunst entwickelte sich zu<br />

einer regionalen Besonderheit.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 31


UNTERWEGS IN FRANKREICH Jura<br />

Vorhergehende Seiten und<br />

rechts: Das Spielzeugmuseum<br />

in Moirans-en-Montagne wurde<br />

1989 eröffnet und besitzt eine<br />

der größten Sammlungen<br />

an Spielzeugen, in der man<br />

neben Klassikern wie Sophie<br />

la girafe auch Unikate findet.<br />

Ende des Mittelalters begann – wie bei so vielen anderen<br />

Abteien – der Einfluss der Abbaye Saint-Claude<br />

allmählich zu sinken. Es kamen immer weniger Pilger,<br />

folglich ging die Nachfrage nach Devotionalien zurück.<br />

Der Niedergang, so spürten alle, schien unvermeidlich zu<br />

sein. 1789 läutete die Französische Revolution dann das<br />

Ende des Pilgerstroms und damit dieses Handels ein. In<br />

der Region schloss sich ein Kapitel der Geschichte. Doch<br />

für die Bauern, von denen die meisten inzwischen offiziell<br />

das Drechselhandwerk betrieben, kam es gar nicht<br />

infrage, diese handwerkliche Tätigkeit so einfach wieder<br />

aufzugeben. Wenn die Nachfrage durch die Pilger nicht<br />

mehr gegeben war, so war das eine Sache. Ihrem traditionellen<br />

Handwerk, davon waren sie überzeugt, hatte das<br />

letzte Stündlein noch nicht geschlagen. Bereits seit einiger<br />

Zeit hatten sie bemerkt, dass der Wind sich zu drehen<br />

begann: Die Devotionalien für die Pilger hatten für sie<br />

damals bereits nur noch einen marginalen Stellenwert.<br />

Die Nachfrage aber nach Alltagsgegenständen und Spielzeugen<br />

aus Holz – mochten diese auch noch so einfach<br />

sein – war nach wie vor vorhanden.<br />

Die Drechsler taten gut daran, hartnäckig zu bleiben,<br />

denn durch die sukzessive Verbesserung der Produktionstechnik<br />

entwickelte sich die handwerkliche Fertigung in<br />

diesem Tal im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einer richtigen<br />

Holzspielzeugindustrie. Und wieder waren es die natürlichen<br />

Gegebenheiten, die einen großen Sprung nach<br />

vorn ermöglichten: Die zahlreichen Sturzbäche, Flüsse<br />

und Wasserfälle in der Umgebung wurden um 1830 in<br />

den Dienst dieses Industriezweigs gestellt. Mit der durch<br />

sie erzeugten Wasserkraft konnten die Drechselbänke in<br />

den zahlreichen Mühlen angetrieben werden, die eigens<br />

zu diesem Zweck im Tal und darüber hinaus – ungefähr<br />

in einem Dreieck, das sich im Norden bis Lons-le-Saunier,<br />

im Osten bis Morez und im Süden bis Nantua erstreckte<br />

– errichtet wurden.<br />

Obwohl sich die Technik verbessert hatte, waren die<br />

in Moirans hergestellten Spielzeuge Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

immer noch relativ einfach. Es handelte sich im<br />

Wesentlichen um Kegel, Flöten und Pfeifen. Dennoch<br />

wurde die Gemeinde mit der Zeit immer bekannter.<br />

Dazu beigetragen hat ein kleines Produkt namens<br />

« Bibi »: eine Pfeife, auf deren Ende man<br />

einen Luftballon stecken konnte. Sie<br />

wurde so beliebt und in so großer<br />

Zahl verkauft, dass Moirans sogar<br />

den Spitznamen « Bibiville » bekam!<br />

Es war das erste große « Erfolgsprodukt<br />

», das über die Ortsgrenzen<br />

hinaus « exportiert » wurde<br />

und dazu beitrug, den<br />

Bekanntheitsgrad<br />

von Moirans zu<br />

steigern.<br />

Mit der Zeit<br />

begannen die<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


Handwerker über den Tellerrand ihrer Region hinauszuschauen,<br />

um sich zu informieren, was anderswo<br />

produziert wurde, und auf dieser Basis ihre eigenen<br />

Erzeugnisse weiterzuentwickeln. Man berichtete ihnen<br />

beispielsweise, dass es in Deutschland Spielzeuge gab,<br />

die nicht nur zum Spielen gedacht waren, sondern<br />

auch die Kreativität förderten. Also begann man in<br />

Moirans, Würfel- und Konstruktionsspiele herzustellen,<br />

später sogar Gesellschaftsspiele. Für die<br />

Franzosen war dies eine echte Neuheit! Die Produkte<br />

waren darüber hinaus mehrheitlich sehr farbig<br />

gestaltet, ein Merkmal, das sich schnell zu ihrem<br />

Markenzeichen entwickelte. Der Erfolg stellte sich<br />

unverzüglich ein und hielt bis in die 80er-Jahre an, da<br />

sich die Produzenten den Entwicklungen des Marktes –<br />

vor allem der Ausbreitung des Materials Kunststoff – anzupassen<br />

wussten. Anfang der 60er-Jahre lag Frankreich<br />

auf Platz fünf der weltweiten Spielzeugproduktion. Um<br />

ihre Kräfte zu bündeln, schlossen sich die größten Hersteller<br />

von Kunststoffspielzeugen im Jura 1967 zusammen<br />

und gründeten den Verbund « Superjouet », der zehn Jahre<br />

später der größte Spielzeugexporteur des Landes war. Ein<br />

schöner Erfolg!<br />

Doch einige Hersteller in Moirans blieben nach wie<br />

vor dem natürlichen Material Holz verbunden. Firmen<br />

wie Educalux, Vilac, Jeujura<br />

und Lorge haben ihr Knowhow<br />

in Sachen Holzspielzeug<br />

stets weiterentwickelt. Und sie<br />

taten gut daran, denn angesichts<br />

der ab den 80er-Jahren<br />

durch die Globalisierung<br />

entstandenen Konkurrenz –<br />

vor allem der unglaubliche<br />

Druck aus China – und des<br />

Aufkommens von elektronischen<br />

Spielen gerieten die<br />

Hersteller, die ausschließlich<br />

auf Kunststoff gesetzt hatten,<br />

in große Bedrängnis. Diejenigen,<br />

die dagegen die Tradition<br />

des Holzes gepflegt hatten,<br />

konnten sich auf dem Markt<br />

behaupten und deutlich von<br />

der Masse abheben. So wurde<br />

Moirans erneut eine Hochburg<br />

des Spielzeugs, wobei es<br />

sich dabei um Produkte handelt,<br />

die mehr denn je einen<br />

echten Sinn ergeben, da sie<br />

handwerklich und 100 % lokal gefertigt sind.<br />

Kennen Sie die Datenbank<br />

« Joconde »?<br />

Ende der 80er-Jahre schlossen sich rund 30 Unternehmen<br />

aus Moirans zusammen, um auf der Basis dieser<br />

altüberlieferten Handwerkskunst ein gemeinsames Projekt<br />

umzusetzen: Der Gedanke war, « das Gestern wieder<br />

aufleben zu lassen, um heute das Spielzeug von morgen zu<br />

Die Mona Lisa, das berühmte Gemälde von Leonardo da<br />

Vinci im Louvre, heißt in Frankreich La Joconde. In diesem<br />

Fall geht es jedoch nicht um das Gemälde als solches,<br />

sondern vielmehr um eine Initiative des französischen<br />

Kulturministeriums, welches 1995 eine Datenbank dieses<br />

Namens initiierte, in der die Sammlungen wichtiger Museen<br />

in Frankreich erfasst und per Internet einsehbar sind.<br />

Der riesige Katalog mit den Beschreibungen vieler Werke<br />

und Objekte, meist inklusive Abbildungen, ist kostenlos<br />

zugänglich. Inzwischen sind etwas mehr als 500 000<br />

Objektbeschreibungen erfasst, darunter gut 300 Spiele<br />

und Spielzeuge aus der Sammlung des Musée du Jouet in<br />

Moirans-en-Montagne, von denen die meisten gar nicht<br />

ausgestellt, sondern in den Depots aufbewahrt werden.<br />

Mit dem Link http://www2.culture.gouv.fr/documentation/<br />

joconde/fr/recherche/rech_libre.htm gelangen Sie zur<br />

Datenbank. Geben Sie anschließend « musee du jouet »<br />

(ohne Accent) in das Suchfenster « Recherche simple » ein.<br />

kreieren ». Dazu wurde das Maison du Jouet gegründet, das<br />

neben seiner Funktion als Museum ein Zentrum zur Aufwertung<br />

von Spielzeug sein soll und sich sowohl an Fachleute<br />

als auch an die breite Öffentlichkeit wendet. Das<br />

architektonisch bewusst modern und in kräftigen Farben<br />

gestaltete Gebäude – eine Reminiszenz an die traditionell<br />

bunten Spielzeuge der Region – wurde 1989 eingeweiht.<br />

Seitdem hat sich das Museum zu einer internationalen<br />

Referenz entwickelt, und die<br />

Fachwelt ist sich darin einig,<br />

dass es eine der schönsten<br />

Spiele- und Spielzeugsammlungen<br />

Europas besitzt. Das<br />

Gebäude wurde inzwischen<br />

sogar erweitert und modernisiert,<br />

um einen zeitgemäßen<br />

Ort mit einer gut durchdachten<br />

Museografie daraus zu<br />

machen. Es hat in der Tat alles<br />

von einem großen Museum.<br />

In einer derart abgelegenen<br />

Gegend ist man auf so etwas<br />

gar nicht gefasst.<br />

Die Sammlungen präsentieren<br />

sowohl die Geschichte<br />

von Moirans und das klassische<br />

Drechselhandwerk der<br />

Region als auch das Aufkommen<br />

des Materials Kunststoff<br />

und die Umbrüche, zu denen<br />

dies führte. Am eindrucksvollsten<br />

aber ist die unglaubliche<br />

Anzahl von Spielen und<br />

Spielzeugen aus der ganzen Welt: Im Bestand des Museums<br />

befinden sich mehr als 20 000 Objekte, von denen<br />

jeweils 2000 abwechselnd ausgestellt werden. Und man<br />

muss absolut kein Experte in diesem Bereich sein, um sich<br />

unweigerlich in seine Kindheit zurückversetzt zu fühlen,<br />

sobald man die Schwelle des Museums übertritt.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 33


l<br />

7<br />

et<br />

lle<br />

E5/A10<br />

837<br />

ce<br />

E5/A10<br />

A52/E72<br />

Pau<br />

Angers<br />

int-Sigismond<br />

Niort<br />

A28/E402<br />

Dreux<br />

UNTERWEGS IN FRANKREICH Jura<br />

Alençon<br />

Chartres<br />

A11/E50<br />

Neben dem Vergnügen, dort<br />

« seinen alten Spielzeugen » wieder<br />

zu begegnen, macht man<br />

unglaubliche Le Mans Entdeckungen: zum<br />

A11/E501<br />

Beispiel « Eddie », einen um 1902<br />

A28/E502<br />

Tours Chenonceau<br />

A85<br />

in Deutschland produzierten<br />

Plüschbären, der gleichzeitig Blois unter<br />

A10/E5-E60<br />

dem berühmt gewordenen Namen<br />

« Teddy‘s A86/E60 Bear » in den Vereinigten<br />

Staaten hergestellt wurde (als Anspielung<br />

Monts auf Präsident A10/E5 Theodore<br />

« Teddy » Roosevelt, der bei einer<br />

Jagdpartie einen kleinen Bären<br />

verschont haben soll). Angesichts<br />

der vielen Kinder, die ihn gerührt<br />

ansehen, sagt man sich, dass sein<br />

Angoulême<br />

Poitiers<br />

Charme selbst im Zeitalter von<br />

Videospielen und Elektronikspielzeugen<br />

noch wirkt. Als ob die Zeit<br />

letztendlich keinen Einfluss auf<br />

die Attraktivität eines Spielzeugs<br />

hätte … Gleiches gilt für die zahlreichen<br />

Feuerwehrautos, die sich<br />

zwar je nach Ursprungsland und<br />

Limoges<br />

Alter im Stil sehr unterscheiden,<br />

die aber heute ebenfalls nichts von<br />

ihrer Anziehungskraft verloren<br />

haben.<br />

So kurz vor Weihnachten<br />

A20/E9<br />

Tulle<br />

animiert<br />

Périgueux<br />

der Besuch in Moirans Brive-la-Gaillarde<br />

und im Museum A89/E70 – das <strong>2019</strong> Le Pescher sein<br />

Andorra<br />

Versailles<br />

A10/E5<br />

Chambord<br />

Cheverny<br />

30-jähriges Bestehen Souillac sur Saillac<br />

Dordogne feiern wird<br />

– dazu, in die rund 20 Kilometer<br />

nördlich liegende Gemeinde Payrac Rocamadour<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

Clairvaux-les-Lacs zu fahren.<br />

A20/E9<br />

Dort liegt das Village du bois,<br />

ein in Frankreich einzigartiges<br />

Einkaufszentrum, ein « Concept<br />

Store », in dem sich 12 Geschäfte<br />

befinden, die ausschließlich von<br />

Handwerkern der Region gefertigte<br />

Spielzeuge und Objekte<br />

aus Holz anbieten. Das ist eine<br />

hervorragende Gelegenheit sich<br />

bewusst zu werden, dass diese<br />

handwerklichen Fertigkeiten<br />

nach wie vor aktuell und authentische<br />

Produkte wieder « modern<br />

» sind. Eine Möglichkeit,<br />

sich und anderen eine Freude zu<br />

bereiten und dem Weihnachtsmann<br />

ein paar Geschenke in den<br />

Sack zu stecken, die gleichzeitig<br />

dem Fest einen tieferen Sinn verleihen.<br />

Toulouse<br />

A6/E15<br />

A5/E54<br />

Lesetipps & Reiseinfos<br />

Sens<br />

Saint-Guilhemle-Désert<br />

Orléans Ausgabe <strong>Nr</strong>. 43: Arbois, ein Dorf<br />

im Fokus der Wissenschaft -<br />

Maison de Louis Pasteur - Châtillon-sur-Seine<br />

(65 km entfernt) Auxerre<br />

Arbois ist mit knapp<br />

4 000 Einwohnern, A6/E15<br />

einem regionaltypischen<br />

Vézelay Avallon<br />

A71/E9<br />

Kirchturm, Dächern mit<br />

braunen Ziegeln, einem<br />

A38<br />

schönen Marktplatz<br />

Bourges<br />

mit Arkaden und<br />

Weinbergen im Umland<br />

Beaune<br />

auf den ersten Blick ein ruhiges unscheinbares<br />

Dorf im Jura. Doch dieser Eindruck täuscht. Denn<br />

Arbois hat A71/E11 einen Forscher hervorgebracht, dem<br />

Frankreich und die Welt viel verdanken: Louis<br />

Pasteur, der berühmteste französische Biologe<br />

A6/E15<br />

und Chemiker, der einen Großteil seines Lebens<br />

in dem Ort verbrachte und dort abseits des<br />

hauptstädtischen Wissenschaftsbetriebs sein<br />

Cluny<br />

privates Labor einrichtete. In Arbois gewann Pasteur<br />

entscheidende MontluçonErkenntnisse über Gärungsprozesse<br />

und entwickelte seine Keimtheorie sowie einen<br />

Impfstoff gegen Tollwut, eine seiner wichtigsten<br />

A71/E11<br />

Leistungen. Die Maison de Louis Pasteur erinnert<br />

heute an diesen großen Wissenschaftler, der Arbois<br />

vor dem Schicksal bewahrt Clermont- hat, ein Dorf wie jedes A72/E70<br />

andere zu sein. Ferrand<br />

Lyon<br />

A89/E70 Puy de Dôme<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 67: Salins-les-Bains,<br />

A75/E11<br />

das weiße Gold prägt eine ganze<br />

le Mont-Dore<br />

Region (76 km entfernt)<br />

St.-Etienne<br />

Salz war schon immer ein wichtiges<br />

Lebensmittel. Im Laufe<br />

der Jahrhunderte<br />

wurde es auch zu<br />

einer politischen und<br />

ökonomischen Ware,<br />

die der Besteuerung<br />

Valence<br />

Aurillac<br />

unterworfen war.<br />

Salinen stellen heute<br />

ein historisches und kulturelles Erbe erster Güte dar,<br />

sind oft sogar als Weltkulturerbe klassifiziert und<br />

werden zudem immer mehr zu einem touristischen<br />

Anziehungspunkt.<br />

Troyes<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 66: Tournus, ein<br />

Zwischenstopp für Neugierige<br />

auf dem Weg in den Süden<br />

(92 km entfernt)<br />

Tournus A75/E11 ist eine sehr<br />

diskrete Stadt. Sie liegt<br />

zwischen Dijon und Lyon<br />

und zieht sich an den<br />

Lodève<br />

Ufern der Saône entlang.<br />

Seit Jahrhunderten Montpellier<br />

ist sie für die meisten A9/E15<br />

Reisenden<br />

Bézier<br />

auf dem<br />

Weg nach Süden lediglich ein Durchgangsort. Man<br />

passiert die Stadt, Narbonne ohne sie genauer zu beachten,<br />

und übersieht A81/E80 dabei völlig, dass die Architektur<br />

ihr in gewisser Limoux Weise bereits ein südliches Flair<br />

verleiht. Deshalb sollte man Tournus nicht einfach<br />

links liegen lassen, sondern A9/E15 unbedingt einen Halt<br />

einlegen, France<br />

denn ein Besuch wartet mit einigen<br />

Überraschungen auf!<br />

Perpignan<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG<br />

DIESER UND ANDERER AUSGABEN Collioure<br />

Céret<br />

FINDEN<br />

SIE AUF SEITE 88.<br />

A26/E17<br />

A5/E17-E54<br />

A31/E17-E21<br />

Dijon<br />

Chalon-sur-Saône<br />

A43/E70<br />

A31/E21-E23<br />

Moirans-en-<br />

Montagne<br />

Grenoble<br />

Moirans-en-Montagne A49/E713 …<br />

… Berlin 1128 km … Hamburg 1078 km<br />

… Köln 656 km … Frankfurt 591 km<br />

… München 633 km … Wien 1185 km<br />

… Zürich 321 km … Paris 449 km<br />

Crest<br />

Die<br />

… Besançon 154 km … Saint-Claude 21 km<br />

A7/E15 Saillans<br />

Gap<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der aus dem<br />

deutschsprachigen Raum direkt angeflogen<br />

wird, ist Genf (112 km).<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof befindet<br />

sich in Bourg-en-Bresse Orange (80 km).<br />

A51/E712<br />

Jura Sud, A9/E15 Pays de l’enfant<br />

3 bis, rue du Murgin Avignon Apt<br />

39260 Nîmes Moirans-en-Montagne<br />

Telefon: A54/E805 +33 (0)3 84 42 31 57<br />

A7/E15<br />

Aix-en-<br />

www.jurasud.net Arles<br />

Provence<br />

Musée du Jouet<br />

A8/E80<br />

A55<br />

5, rue du Murgin<br />

A52<br />

39260 Moirans-en-Montagne<br />

Marseille<br />

Telefon: +33 (0)3 84 42 38 64<br />

A50<br />

Toulon<br />

www.musee-du-jouet.com<br />

Eintritt: 7,50 €, ermäßigt 5,50 €, Kinder unter 7<br />

Jahren haben freien Eintritt.<br />

Le Village du Bois<br />

Place du 8 mai 1945<br />

39130 Clairvaux-les-Lacs<br />

Telefon: +33 (0)3 84 47 22 06<br />

www.facebook.com/villagedubois<br />

Besançon<br />

A31/E21-E23<br />

Genève<br />

Annecy<br />

Nancy<br />

A36/E60<br />

Chambéry<br />

France<br />

A57<br />

M<br />

B<br />

Lausann<br />

Briançon<br />

Fra<br />

I<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong><br />

Spanien<br />

AP7/E15


ADVERTORIAL<br />

Links: der Rathausplatz. Foto:<br />

OT Dijon, Atelier Demoulin.<br />

Oben: Die ins Straßenpflaster<br />

eingelassene Eule markiert den<br />

Parcours de la Chouette – ein beliebter<br />

Rundgang zu den Sehenswürdigkeiten<br />

Dijons. Foto: OT, Alain Doire.<br />

Reiseziel Dijon<br />

Unten: Ein Blick auf das<br />

Weltkulturerbe – die Weinberge<br />

vor der Stadt. Foto: J. L. Bernuy.<br />

Die Stadt der burgundischen Herzöge ist das Herz des<br />

Großraums Dijon und nun auch das Zentrum der neuen<br />

Großregion Bourgogne-Franche-Comté. Eine echte Hauptstadt.<br />

Nicht nur in puncto Verwaltung, sondern auch in Bezug auf<br />

Gastronomie und Lebensart.<br />

Lassen Sie den Blick schweifen in Straßen, auf Plätzen<br />

und durch schmiedeeiserne Gitter. Überall in der<br />

Stadt finden sich lebendige Spuren einer reichen und<br />

glanzvollen Geschichte. Mit dem Herzogspalast, Fachwerkhäusern,<br />

Stadtpalais, prächtigen Fassaden, verborgenen<br />

Gärten, Wasserspeiern und Kirchtürmen verbindet<br />

Dijon prunkvolle und elegante Architektur mit dem<br />

Charme des Schlichten. Das außergewöhnliche Kulturerbe<br />

formiert sich zum harmonischen Bild einer Stadt mit<br />

Wohlfühlatmosphäre, in der immer etwas los ist. Dijon ist<br />

immer am Puls der Zeit.<br />

Vor ihren Toren liegt eines der prestigeträchtigsten<br />

Weinbaugebiete der Welt, dessen kleinparzelligen Climats<br />

de Bourgogne vor kurzem zum UNESCO-Welterbe gekürt<br />

wurden. Weinbau und Gastronomie prägen die Identität<br />

und das Lebensgefühl der gesamten Stadt. Ganz ungeniert<br />

säumt die Straßen und Gassen ein fröhlich-bunter<br />

Mix aus einfachen Bistrots, traditionellen Wirtshäusern,<br />

viel besuchten Restaurants und Gourmet-Tempeln. Von<br />

der Markthalle bis zum Weinkeller wird die typisch<br />

burgundische Lebensart in Perfektion praktiziert. In den<br />

Weingläsern kommt der Charakter der namhaften AOC-<br />

Weine aus der Gegend in allen Facetten zum Ausdruck.<br />

Neben traditionellen burgundischen Köstlichkeiten wie<br />

pochierten Eiern in Rotweinsauce, Kochschinken in<br />

Peter siliengelee, Weinbergschnecken, burgundischen<br />

Trüffeln, Cîteaux-, Epoisses- und Soumaintrain-Käse,<br />

Senf und Schokotrauben mit Marc de Bourgogne existiert<br />

eine überaus moderne Küche. Kühne Küchenchefs lassen<br />

sich von der Esskultur ferner Länder inspirieren, ohne<br />

dabei die gastronomischen Wurzeln Burgunds zu verleugnen.<br />

Der Sinn für Leckeres und Unverfälschtes ist bis in<br />

die Straßencafés der verkehrsbefreiten denkmalgeschützten<br />

Altstadt spürbar. Besucher fühlen sich hier unweigerlich<br />

dazu animiert, bei einem Bummel in die Kulisse und<br />

Stimmung der Stadt einzutauchen. Konzerte, Ausstellungen<br />

und Festivals im kleinen und großen Rahmen erfüllen<br />

Dijon heute mehr denn je mit Leben.<br />

Internationale Cite de la gastronomie et du vin<br />

Im Herzen von Dijon, unweit des Canal de Bourgogne,<br />

wurden in einem denkmalgeschützten Gebäudeensemble<br />

aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert auf einer Fläche von<br />

6,5 Hektar ein Kultur- und Ausbildungszentrum, Feinkost-<br />

und Spezialitätenläden, ein Kino mit 13 Sälen und<br />

ein 5-Sterne-Hotel untergebracht. Mit dieser Zone soll<br />

die festliche französische Ess- und Tischkultur, die seit<br />

2010 zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe gehört,<br />

gewürdigt werden. Es ist ein Ort mit Symbolkraft, denn<br />

die internationale Cité de la Gastronomie et du Vin liegt<br />

auf dem ersten Kilometer der Route des Grands Crus. Die<br />

seit kurzem zum UNESCO-Welterbe zählenden Climats-<br />

Weinlagen sind also ganz nah.<br />

Texte : Anne CHAUVEAU<br />

Weitere Infos unter: kulturerbe.bourgognefranchecomte.com


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte-d’Azur<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


Der Parc ornithologique du Pont de Gau liegt rund vier Kilometer<br />

vor Saintes-Maries-de-la-Mer an der Departementsstraße 570. Es<br />

ist der ideale Ort, um die wilde Fauna und Flora der Camargue zu<br />

entdecken. Auf Wegen in einer Länge von insgesamt sieben Kilometern<br />

und von mehreren Beobachtungsstationen aus haben die<br />

Besucher die Möglichkeit, heimische Vögel und Zugvögel beim<br />

Überwintern oder « auf der Durchreise » zu beobachten. Manche<br />

sogar ganz aus der Nähe. Der « Star » dabei, der viele Naturfreunde<br />

in den Park zieht, ist der Rosaflamingo.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 37


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte-d’Azur<br />

Oben und links unten:<br />

Kurz vor Sonnenuntergang<br />

herrscht<br />

eine schöne Stimmung<br />

im Vogel park.<br />

Unten rechts: ein junger<br />

Flamin go, dessen<br />

Gefie der noch nicht<br />

die ty pi sche Farbe ausgewachsener<br />

Tiere hat.<br />

Rechte Seite: Nach<br />

mehreren Frostnächten<br />

kann es sein, dass<br />

ein Großteil der<br />

Wasserflächen<br />

zugefroren ist. In<br />

diesem Fall sind die<br />

Flamingos sehr gestresst<br />

und versammeln<br />

sich an einem Ort.<br />

Es ist ein Höllenlärm, den man bereits hört, sobald man das Fahrzeug verlässt. Und doch<br />

zieht es mich an diesem eisigkalten, aber wunderschön sonnigen Januartag hierher. Bepackt<br />

mit Fotoapparat und Stativ löse ich mein Ticket am Eingang des Parc ornithologique du<br />

Pont de Gau in der Camargue und betrete das Gelände. Auf den Plan, den man mir aushändigen<br />

will, verzichte ich, denn mittlerweile kenne ich mich hier aus. Bei jedem Schritt wird das « Geschnatter<br />

» lauter, wobei Geschnatter nicht der richtige Ausdruck ist: Im Grunde genommen sind<br />

es eher raue, krächzende Laute, die man am ehesten mit Gänsegeschrei vergleichen kann. Und<br />

dann stehe ich vor der Wasserfläche und sehe sie « tanzen »: die Rosaflamingos bei ihrem Hochzeitstanz,<br />

genannt Parade nuptiale oder Danse amoureuse. Es ist so faszinierend anzusehen, dass ich<br />

im ersten Moment meinen Fotoapparat ganz vergesse und einfach nur zusehe. Obwohl ich das<br />

Spektakel nun schon oft gesehen habe, ist es immer wieder aufs Neue faszinierend: Unzählige<br />

Rosaflamingos stehen im Wasser, viele machen fast im Takt dieselben Bewegungen mit ihren<br />

Köpfen, gehen gleichzeitig erst in die eine, dann in die andere Richtung, stoßen dabei krächzende<br />

Laute aus und dann … plötzlich … kommt das, worauf die Besucher – vor allem aber Fotografen<br />

– warten: Einige Tiere breiten für einen kurzen Moment – nicht länger als ein bis zwei Sekunden<br />

– ihre Flügel mit den charakteristischen karminroten und schwarzen Federn aus, klappen sie dann<br />

aber auch sofort wieder ein. Bei meinem ersten Besuch war es fast unmöglich, im richtigen Moment<br />

ein Foto zu schießen, mittlerweile kenne ich den Ablauf jedoch genauer und kann daher die<br />

Bewegungen besser einschätzen, was auch die « fotografische Ausbeute » erhöht.<br />

Bei den Flamingos ist es der Tanz, der die Magie der Verführung ausmacht, im Gegensatz<br />

zu anderen Tierarten, wo es ein bestimmter Körperschmuck, ein bestimmter « Gesang » oder<br />

ein Nahrungsangebot sein kann. Im Übrigen balzen bei diesen Vögeln nicht nur die Männchen,<br />

sondern auch die Weibchen. Die Tiere führen dabei mit dem Kopf in einem gleichmäßigen<br />

Rhythmus schnelle Bewegungen nach rechts und links aus und bewegen sich dabei vorwärts. Auf<br />

das plötzliche Öffnen der Flügel, genannt Salut des ailes, folgt meist eine Art von Verbeugung.<br />

Dann scheint es, als würden sie mit dem Schnabel ihre Federn an der Flügelunterseite oder auf<br />

dem Rücken glätten. Diese Bewegungen, die zu anderen Zeiten einen ganz bestimmten Zweck<br />

haben (dehnen, Beweglichkeit fördern, Federn pflegen), erfüllen während des Hochzeitstanzes<br />

jedoch keine dieser Funktionen, sondern sind Teil des Rituals. Forscher der vom Schweizer<br />

Luc Hoffmann (1923-2016) 1954 gegründeten biologischen Station Tour du Valat haben herausgefunden,<br />

dass Flamingos bis zu acht verschiedene Körperhaltungen einnehmen und diese


mit 17 verschiedenen Übergängen verbinden können: Das ergibt bis zu 136<br />

verschiedene Kombinationsmöglichkeiten! Je komplexer ein Flamingo den<br />

Hochzeitstanz ausführen kann, desto größer sind seine Chancen, eine<br />

Partnerin für die Reproduktion zu finden. Ein Weibchen und ein<br />

Männchen, deren Tanz dasselbe Niveau an Komplexität aufweist,<br />

haben höhere Chancen, sich zu paaren. Ebenfalls bessere Erfolgschancen<br />

haben Männchen, die kräftig gefärbt sind: Die<br />

Weibchen stehen nämlich auf « intensive Farben ». Die Paare<br />

bilden sich diskret inmitten dieser Paraden. Im Übrigen sind<br />

Flamingos während einer Fortpflanzungsperiode monogam,<br />

das heißt, sie bleiben von der Paarung bis zum Flüggewerden<br />

der Jungen mit demselben Partner zusammen.<br />

Ich erinnere mich noch gut an meinen Besuch im letzten<br />

Jahr. Es war ebenfalls Anfang Januar, allerdings war es<br />

bereits ein paar Tage außergewöhnlich kalt gewesen. In den<br />

zwei, drei Nächten zuvor waren die Temperaturen sogar unter<br />

null Grad gefallen. Doch an jenem Tag herrschte das für diese<br />

Region so typische « <strong>Winter</strong>wetter »: Sonnenschein und strahlend<br />

blauer Himmel. Beim Betreten des Parks kam mir der Lärm noch<br />

lauter, das Gekrächze noch aufgeregter vor als sonst. Und kaum<br />

näherte ich mich der ersten Wasserfläche, erblickte ich eine riesige<br />

Anzahl an Rosaflamingos, die dichtgedrängt nebeneinanderstanden.<br />

Flamingos sind zwar Herdentiere und man sieht sie daher<br />

meist in mehr oder weniger großen Gruppen (30-300 Tiere), aber<br />

so viele Seite an Seite hatte ich noch niemals gesehen! Der Lärm<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 39


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte-d’Azur<br />

Oben: Während des<br />

Hochzeitstanzes kann es<br />

durchaus zu aggressivem<br />

Verhalten zwischen<br />

« Rivalen » kommen. Dies<br />

äußert sich vor allem<br />

durch entsprechende<br />

Bewegungen mit<br />

Kopf und Schnabel.<br />

Unten: Junge Flamingos<br />

haben zunächst weiße<br />

und dann graue Federn.<br />

Die typische Färbung<br />

erfolgt erst während<br />

des Reifeprozesses.<br />

Während der Parade<br />

nuptiale ist der Farbton<br />

am intensivsten.<br />

war ohrenbetäubend. Da ich nicht wusste, was das Spektakel zu bedeuten hatte, erkundigte ich<br />

mich bei einem Mitarbeiter des Parks und erfuhr, dass in der Nacht zuvor aufgrund der Kälte<br />

80 % der Wasserflächen zugefroren waren. Nicht nur die Flamingos, sondern auch viele andere<br />

Wasservögel waren durch die Situation extrem gestresst und hatten Mühe, Nahrung zu finden.<br />

In einer derartigen Situation müssen sie ihre « Fettreserven » angreifen, und es besteht das Risiko,<br />

dass sie davonfliegen … oder sich beim Landen auf dem Eis die Beine brechen.<br />

Um die Tiere nicht noch mehr zu stressen, wurde der Park im Übrigen dann<br />

am folgenden Tag geschlossen. Obwohl bei meinem Besuch im letzten Jahr<br />

aus diesem Grund keine Parade nuptiale stattfand, konnte ich als Entschädigung<br />

einige schöne « Porträtaufnahmen » machen.<br />

Aber heute ist es anders. In den letzten Tagen gab es keinen<br />

Frost, und der « Liebestanz » ist in vollem Gange. Ich beobachte das<br />

Spektakel einige Minuten und mache mich dann daran, den Fotoapparat<br />

auszupacken. Plötzlich kommt Bewegung in eine Gruppe von<br />

Flamingos, die sich etwas weiter weg, am linken Rand der Wasserfläche<br />

befinden. Die Tiere setzen sich in Bewegung und marschieren<br />

gleichzeitig im Wasser in dieselbe Richtung. Einige versuchen, die<br />

anderen im Flug « zu überholen ». Ich stelle fest, dass auch von anderen<br />

Orten Flamingos ganz unvermittelt auf denselben Punkt<br />

zuzustreben scheinen. Und dann höre ich Geräusche über mir,<br />

hebe den Kopf und sehe ein gutes Dutzend Flamingos über<br />

mich hinwegfliegen. Es scheint, dass fast alle Tiere dasselbe<br />

Ziel haben. Aber welches? Und warum? Nach einigen Minuten<br />

hektischen « Verkehrs » dann die Erklärung: Inzwischen ist ein<br />

kleines Elektrofahrzeug aufgetaucht, aus dem ein junger Mann<br />

mit hohen Gummistiefeln aussteigt, ins Wasser stapft und sich<br />

auf die « wartende Gruppe » zubewegt. Er hat einen Eimer<br />

bei sich, dessen Inhalt er schaufelweise im Wasser verstreut.<br />

Aufgeregt picken die Flamingos nach diesen Körnern. Viele<br />

haben den Kopf im Wasser, einige, die anscheinend nicht so<br />

gut platziert sind, versuchen, sich nach vorne zu drängen. Mit<br />

ausgebreiteten Flügeln, teils watend, teils fliegend, scheinen sie<br />

eine bessere Position erreichen zu wollen. Konkurrenten werden<br />

da schon einmal mit angriffslustigen Kopfbewegungen zum Platzmachen<br />

« aufgefordert ». Als der Eimer leer ist, geht der junge Mann wieder<br />

zu seinem Elektrofahrzeug zurück. Plötzlich setzt sich die Gruppe wieder<br />

in Bewegung. Ich sehe, dass der junge Mann mit seinem Fahrzeug auf dem<br />

Weg weiterfährt und dass sich die Flamingos in dieselbe Richtung bewegen.<br />

Wieder scheinen alle einen bestimmten Punkt anzusteuern, nämlich<br />

genau den Ort, an dem der Mitarbeiter des Vogelparks erneut<br />

anhält, aussteigt und die nächste Körnerration<br />

verteilt. Dort spielt sich dasselbe Szenario ab:<br />

Teils im Wasser, teils in der Luft eilen Rosaflamingos<br />

heran, um bei der « Essensausgabe »<br />

möglichst gut positioniert zu sein. Insgesamt<br />

fünf bis sechs Mal wiederholt sich dasselbe Spektakel.<br />

Später erfahre ich, dass es sich bei den « Körnern »<br />

um Bruchreis handelt, der nicht einmal speziell für die<br />

Flamingos verteilt wird, sondern für die Wasservögel allgemein.<br />

Für die Flamingos stellt dies lediglich eine Ergänzung<br />

ihrer Ernährung (10-20 % des Bedarfs) dar. Man muss auch<br />

wissen, dass 80 % ihrer Population täglich wechseln, sodass fast immer<br />

andere Tiere in den Genuss dieser « Leckerei » kommen.<br />

Das Faszinierende bei einem Besuch im Parc ornithologique du Pont de<br />

Gau ist, dass man hier die Tiere in ihrem natürlichen Umfeld beobachten<br />

kann und trotzdem ganz nah dran ist, was besonders für die Flamingos<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte-d’Azur<br />

Der Rosaflamingo (Phoenicopterus roseus) gehört zur Familie der Flamingos und kann<br />

durch sein typisches Aussehen mit keiner anderen Vogelart verwechselt werden. Das<br />

Auffälligste an seinem Aussehen sind die Größe und die Farbe. Männchen erreichen eine<br />

Größe von bis zu 1,80 Meter, Weibchen sind etwas kleiner, das ist jedoch das einzige<br />

Merkmal, durch das sich die beiden Geschlechter unterscheiden. Der Flamingo hat 17<br />

längliche Halswirbel, was die teilweise sehr « abstrakten » Bewegungen erklärt, die er mit<br />

dem Hals ausführen kann. So schläft er beispielsweise mit dem Kopf auf dem Rücken, den<br />

Schnabel in den Federn versteckt. Dabei steht er auf nur einem Bein, das andere ist unter<br />

dem Bauch angezogen. Flamingos sind Herdentiere und leben in Kolonien, in denen ein<br />

echter sozialer Zusammenhalt herrscht.<br />

Ihre Farbe erhalten Rosaflamingos durch die Nahrung, die sie aufnehmen. Verantwortlich<br />

dafür sind bestimmte Karotinoide, die sich in Algen und kleinen Krebstieren befinden.<br />

Diese Farbstoffe lagern sich in den Federn ab. Bei der Geburt sind die Federn zunächst<br />

weiß und werden nach ca. einer Woche grau; die rosa Färbung erfolgt erst nach und nach<br />

im Zuge des Reifeprozesses. Mit Erreichen der Geschlechtsreife im Alter von vier bis sieben<br />

Jahren ist die Färbung abgeschlossen. Während des Hochzeitstanzes ist die Farbe im<br />

Übrigen am intensivsten, während der Reproduktionszeit verblasst sie dann etwas.<br />

Rosaflamingos sind keine Zugvögel im eigentlichen Sinn. Die klassische Migration<br />

machen nur Tiere in den nördlichsten Verbreitungsgebieten (Kasachstan, anatolische<br />

Hochebene), wo die Klimabedingungen sie im <strong>Winter</strong> dazu zwingen, mildere Gegenden<br />

aufzusuchen. Die Flamingos in der Camargue führen nur kleinere Wanderungen rund<br />

um das Mittelmeer durch. Einige von ihnen überwintern alljährlich in Nordafrika, andere<br />

bleiben an der französischen Mittelmeerküste. Umgekehrt findet man in der Camargue<br />

auch Rosaflamingos aus anderen Regionen (z. B. Sardinien, Tunesien, Algerien, Spanien).<br />

Die Population in der Camargue ist in den letzten Jahren relativ stabil (40 000-50 000 Tiere)<br />

geblieben. Im Parc ornithologique du Pont de Gau schwankt die Zahl der Rosaflamingos im<br />

Jahresverlauf stark. Während sich in der Zeit von Oktober bis März dort 1500 bis 3000 Tiere<br />

aufhalten, sind es von April bis September nur rund 500 bis 1500. Nach der Parade nuptiale<br />

verstreuen sich die Flamingos zum Nisten im ganzen Mittelmeerraum, während Tiere aus<br />

anderen Mittelmeerländern für die Reproduktion in die Camargue kommen, die im Übrigen<br />

der einzige Reproduktionsort für Rosaflamingos in Frankreich ist.<br />

Graureiher (ganz oben) und Kuhreiher (oben)<br />

gehören ebenfalls zu den Vögeln, die man im Parc<br />

ornithologique du Pont de Gau beobachten kann.<br />

gilt. Bei einer Fahrt durch die Camargue sieht man diese Tiere auch<br />

immer wieder auf anderen Wasserflächen. Aber sie sind meist so weit<br />

entfernt, dass es schon eines sehr leistungsfähigen Teleobjektivs oder<br />

Fernglases bedarf, um sie gut beobachten zu können. Das Bestreben<br />

des Vogelparks besteht darin, den Besuchern die Beobachtung der<br />

Vögel in ihrem natürlichen Milieu so einfach wie möglich zu machen<br />

und sie auf diese Weise zu sensibilisieren: Menschen die Natur erleben<br />

lassen, damit sie sie besser verstehen und mehr schätzen, ist neben dem<br />

Erhalt der Natur und dem Schutz der Tiere eine der wichtigsten Missionen<br />

des Parks.<br />

Besonders viele Rosaflamingos sieht man im Allgemeinen im Marais<br />

A. Lamouroux. Es wurde nach André Lamouroux (1912-1974)<br />

benannt, der 1949 hier einen « zoologischen Park » gründete. 1974<br />

übernahm sein Sohn René die Leitung und gab dem Ort eine neue<br />

Ausrichtung. Die alten Käfige wurden durch große Volieren ersetzt,<br />

in denen man die Lebensräume verschiedener Vogelarten rekonstruierte.<br />

Die Fläche wurde durch angrenzende Sumpfgebiete erweitert und<br />

durch Wege begehbar gemacht. Heute erstreckt sich der Park über 60<br />

Hektar Sumpfgebiet, Seen, Inseln, Röhricht, Bäume, Salzwiesen …<br />

die ein natürliches Biotop für viele heimische Arten und Zugvögel<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


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A64/E80<br />

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Angoulême<br />

Limoges<br />

sind. Thematische Hinweisschilder<br />

mit allgemeinen und ornithologischen<br />

Informationen sowie Beobachtungsstationen<br />

tragen zu einer<br />

Périgueux<br />

A89/E70 Le Pescher<br />

der E5/A10 wesentlichen Bestimmungen<br />

Souillac sur<br />

des Vogelparks bei, nämlich Dordogne zur<br />

Sensibilisierung für den Schutz der<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

Natur im Allgemeinen und in der Payrac<br />

Camargue im Besonderen. René Lamouroux<br />

richtete darüber hinaus vor<br />

mehr als 30 Jahren eine Pflegestation<br />

für verletzte Vögel ein. In dieser im<br />

Departement Bouches-du-Rhône<br />

einzigartigen Einrichtung werden<br />

verletzte Tiere ehrenamtlich versorgt:<br />

pro Jahr rund 600 Vögel, von<br />

denen 40 % nach der Versorgung<br />

wieder in die freie Natur entlassen<br />

werden können. Das Centre de Soins<br />

de la Faune Sauvage de Pont de Gau<br />

wird<br />

Pauheute von einem Verein (Association<br />

des Amis du Parc) geleitet.<br />

Seit Anfang der 90er-Jahre wird<br />

René im Übrigen durch seine drei<br />

Söhne Frédéric, Vincent und Jérôme<br />

unterstützt, die sich zusammen mit<br />

weiteren passionierten Mitarbeitern<br />

und ehrenamtlichen Helfern dafür<br />

einsetzen, die natürlichen Lebensräume<br />

der Tiere zu erhalten.<br />

Inzwischen ist es später Nachmittag<br />

geworden und die untergehende<br />

Sonne beginnt bereits, alles<br />

in ein orangerotes Licht zu tauchen.<br />

Dies ist vielleicht der schönste Moment<br />

hier. Das Gekrächze scheint<br />

sich langsam zu beruhigen, Stille<br />

kehrt ein. Ab und zu schwingen<br />

sich ein paar Flamingos in die Luft,<br />

um an einer anderen Stelle wieder<br />

zu landen. Es wird zwar langsam<br />

Zeit, den Heimweg anzutreten,<br />

trotzdem setze ich mich noch ein<br />

paar Minuten auf eine Bank direkt<br />

am Marais A. Lamouroux und<br />

lasse Landschaft und Tiere einfach<br />

auf mich wirken. Es ist wirklich<br />

erstaunlich: Jeder Besuch hier ist<br />

anders, jedes Mal bekommt man<br />

andere Eindrücke von der Natur<br />

und den hier lebenden Tieren. Aber<br />

immer sind es einzigartige Momente,<br />

nach denen ich mich ruhig,<br />

erholt und total entspannt fühle.<br />

Welch ein Glück, diesen Ort quasi<br />

vor der Haustür zu haben!<br />

Lesetipps für Ausflüge in die Umgebung & Reiseinfos<br />

Tulle Ausgabe <strong>Nr</strong>. 50: La Grande-<br />

Brive-la-Gaillarde Motte, Retrochic am<br />

Mittelmeer (41 km entfernt)<br />

Saillac<br />

Von vielen als Bausünde<br />

verschrien, ist La Grande-Motte<br />

Aurillac<br />

südöstlich von<br />

Montpellier einer<br />

Rocamadour<br />

der wichtigsten<br />

A20/E9<br />

Ferienorte entlang<br />

der Mittelmeerküste<br />

von Languedoc-<br />

Roussillon. Auf<br />

einer schmalen<br />

Landzunge zwischen Lagune und Meer gelegen,<br />

wurde der Urlaubsort auf dem Reißbrett geplant<br />

und ab Ende der 1960er-Jahre verwirklicht. Ist<br />

A75/E11<br />

die Betonarchitektur aus der Epoche wirklich so<br />

hässlich, wie einige meinen? Ein Besuch vor Ort.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 47: Montpellier, ein<br />

Synonym für Dynamik<br />

Toulouse<br />

(61 km entfernt)<br />

Jahr für Jahr erreicht<br />

Montpellier in Umfragen über<br />

die beliebtesten Bézier<br />

Städte<br />

Narbonne<br />

der Franzosen<br />

Spitzen positionen.<br />

A81/E80<br />

Mit mehr als 300<br />

Limoux<br />

Sonnentagen<br />

im Jahr, einem A9/E15<br />

France<br />

Fahrradweg, der<br />

vom Zentrum bis<br />

zum Meer führt,<br />

Perpignan<br />

einem TGV, mit dem man in knapp dreieinhalb<br />

Stunden trotz der großen Entfernung in Paris Collioure<br />

Céret<br />

ist, und einer sehr belebten Innenstadt kann die<br />

Hauptstadt der Region Languedoc-Roussillon<br />

mit guten Argumenten punkten. Aber andere AP7/E15<br />

Städte haben ebenfalls vielfältige Spanien Reize. Warum<br />

gilt Montpellier trotzdem in den Augen vieler<br />

als vorbildlich, extrem dynamisch oder gar<br />

avantgardistisch? Warum macht die Stadt so viel<br />

von sich reden? Eine Spurensuche.<br />

Andorra<br />

A89/E70<br />

Saintes-<br />

Mariesde-la-Mer<br />

Clermont-<br />

Ferrand<br />

A75/E11<br />

le Mont-Dore<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41: Pont du Gard,<br />

altes Aquädukt erfrischend<br />

jung (72 km entfernt)<br />

Um Nîmes mit Trinkwasser<br />

zu versorgen, scheuten die<br />

Römer im Jahre 50<br />

nach Christi Geburt<br />

keine Mühen und<br />

Kosten. Über ein<br />

ausgetüfteltes<br />

System leiteten<br />

sie Wasser aus<br />

50 Kilometer<br />

entfernten Quellen<br />

in die Stadt. Teil dieser Leitung war der Pont du<br />

Gard, das höchste Aquädukt im ganzen Reich. 2 000<br />

Jahre später steht das 1985 zum Weltkulturerbe<br />

der UNESCO ernannte Bauwerk immer noch und ist<br />

mit 1,25 Millionen Besuchern pro Jahr eine beliebte<br />

Sehenswürdigkeit. Um diesen Touristenansturm<br />

verträglich zu gestalten, setzt man seit einigen<br />

Jahren auf ein sehr innovatives und erfolgreiches<br />

Besucherkonzept. Der Pont du Gard ist damit alles<br />

andere als ein verstaubtes Monument.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG<br />

DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN<br />

SIE AUF SEITE 88.<br />

Puy de Dôme<br />

A72/E70<br />

A9/E15<br />

Nîmes<br />

Montpellier<br />

Lyon<br />

St.-Etienne<br />

A7/E15<br />

A9/E15<br />

A54/E805<br />

Arles<br />

Saintes-Maries-de-la-Mer …<br />

… Berlin 1520 km … Hamburg 14<strong>69</strong> km<br />

… Köln 1006 km … Frankfurt 983 km<br />

… München 991 km … Wien 1414 km<br />

… Zürich 689 km … Paris 758 km<br />

… Montpellier 61 km … Arles 33 km<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der aus dem<br />

deutschsprachigen Raum direkt angeflogen<br />

wird, ist Montpellier-Méditerranée (49 km).<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof liegt in<br />

Nîmes (48 km).<br />

Parc ornithologique du Pont de Gau<br />

Route Départementale (RD) 570<br />

13460 Saintes-Maries-de-la-Mer<br />

Telefon: +33 (0)4 90 97 82 62<br />

www.parcornithologique.com<br />

Der Park ist ganzjährig bis Sonnenuntergang<br />

geöffnet.<br />

Der Eintritt ist zu folgenden Zeiten möglich:<br />

1. April bis 30. September: 9 Uhr bis 19 Uhr<br />

1. Oktober bis 31. März: 10 Uhr bis 18 Uhr<br />

Erwachsene 7,50 €, Kinder (4 – 12 Jahre) 4 €<br />

A43/E70<br />

A49/E713<br />

Valence<br />

Orange<br />

Avignon<br />

A7/E15<br />

Aix-en-<br />

Provence<br />

A55<br />

Marseille<br />

Achtung: Sollte es im <strong>Winter</strong> mehrere<br />

Frostnächte in Folge geben, kann es sein,<br />

dass die Wasserflächen zufrieren. Da die Tiere<br />

in diesem Fall sehr gestresst sind, bleibt der<br />

Park dann unter Umständen geschlossen.<br />

Daher sollte man sich gegebenenfalls vor<br />

einem Besuch telefonisch oder auf der<br />

Facebook-Seite des Parks (www.facebook.<br />

com/parcornithologiquedepontdegau/)<br />

informieren. Höhepunkt der Parade nuptiale<br />

ist in den Monaten Dezember, Januar und<br />

Februar.<br />

Grenoble<br />

Cham<br />

A52<br />

A50<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 45


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


« Betonhaufen », « Pantoffel », « Bunker », « geistliche Garage » … Was konnte<br />

man Anfang der 50er-Jahre während des Baus der Chapelle de Ronchamp<br />

nicht alles über sie in der Presse lesen. Dabei war diese Zeit unmittelbar nach<br />

dem Krieg in Frankreich gerade eine Zeit der Rekonstruktion und der Urbanisierung.<br />

Allein im Bereich religiöser Gebäude war im Hexagon der<br />

Wiederaufbau von 4000 Kirchen geplant, da kann man sich gut<br />

vorstellen, dass nicht alle das Glück hatten, vom Talent eines<br />

international renommierten Architekten wie Le Corbusier<br />

(1887-1965) zu profitieren. Bei der Chapelle de Ronchamp<br />

war dies der Fall, und es war eine unglaubliche Fügung<br />

des Schicksals! Doch sie war noch nicht einmal vollständig<br />

wiederaufgebaut, da stand sie auch bereits<br />

im Zentrum der Polemik. Heute ist sie dagegen mit<br />

knapp 70 000 Besuchern pro Jahr eines der meistbesuchten<br />

Werke des genialen Schweizer Architekten<br />

weltweit: Vom « einfachen » spirituellen<br />

Pilgerort hat sie sich in eine architektonische<br />

Pilgerstätte verwandelt, die auf der ganzen<br />

Welt bekannt ist.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 47


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté<br />

Ein historisch begehrter Ort<br />

Wir befinden uns rund 20 Kilometer westlich von<br />

Belfort, im Departement Haute-Saône. Das kleine Dorf<br />

Ronchamp wird von einem Hügel überragt, der bereits vor<br />

langer Zeit Begehrlichkeiten hervorrief. Von dieser circa<br />

500 Meter hoch gelegenen Anhöhe sieht man nämlich<br />

sowohl die letzten Ausläufer der Vogesen als auch die<br />

ersten Hochebenen des Jura und, ein besonders wichtiger<br />

Aspekt, die sogenannte « Burgundische Pforte » im Osten.<br />

Die Römer lagen bereits richtig, als sie für die Eroberung<br />

Galliens eine Route wählten, die heute noch eine strategische<br />

Verbindung zwischen Paris und Basel darstellt.<br />

Man geht davon aus, dass sich der Ursprung des Ortes<br />

Ronchamp sehr wahrscheinlich von Romanorum campus,<br />

dem « Camp der Römer » ableitet, das Letztere auf dem<br />

Hügel errichtet hatten … Ab dem 13. Jahrhundert finden<br />

sich Hinweise darauf, dass auf dieser « natürlichen Festung<br />

» eine Kapelle stand, die sich im Laufe der Zeit zu<br />

einer Pilgerstätte entwickelte. Im Laufe ihrer bewegten<br />

Geschichte wurde sie während der Revolution verkauft,<br />

1913 brannte sie nach einem Blitzeinschlag nieder, in der<br />

Folge wurde sie wieder aufgebaut, bevor die deutsche Armee<br />

beim Angriff auf die französischen Truppen, die sich<br />

auf den Hügel zurückgezogen hatten, sie im Herbst 1944<br />

erneut zum großen Teil zerstörte.<br />

Nach Kriegsende wollten die Mitglieder der Gemeinde<br />

Ronchamp zunächst das ursprüngliche Gebäude wieder<br />

aufbauen. Sehr schnell wurde ihnen jedoch klar, dass die<br />

Kosten für diese Arbeiten die Kosten für eine Neukonstruktion<br />

übersteigen würden. Dann hatte ein Kirchenmann,<br />

der Domherr Ledeur, der auch Sekretär der Commission<br />

d’Art sacré von Besançon war, die ausgefallene Idee,<br />

Le Corbusier zu kontaktieren. Es ging ihm dabei darum,<br />

der französischen Kirche, wie seinerzeit üblich, im Rahmen<br />

der Wiederaufbauphase einen neuen, moderneren<br />

Anstrich zu verleihen. Um den Architekten, der bis dato<br />

noch kein religiöses Gebäude errichtet hatte, zu überzeugen,<br />

sicherte er ihm absolute Freiheit in der Ausführung<br />

zu: « Wir können Ihnen nicht viel bieten, aber dies können<br />

wir Ihnen bieten: eine wunderbare Landschaft und die<br />

Möglichkeit konsequenter Umsetzung. Ich weiß nicht, ob<br />

Sie Kirchen bauen wollen, aber wenn Sie nur eine bauen<br />

wollen, dann erlauben die Gegebenheiten hier die Annahme,<br />

dass die Sache nicht von vornherein verloren ist und<br />

dass uneingeschränkte schöpferische Freiheit zum Zuge<br />

kommen wird. »* Obwohl Le Corbusier vom Widerstand<br />

enttäuscht war, den die geistlichen Obrigkeiten ihm im<br />

Rahmen eines Projektes für die unterirdische Basilika<br />

Sainte-Baume entgegengebracht hatten – die er im Übrigen<br />

niemals fertigstellen konnte – erklärte er sich nicht<br />

nur bereit, sich mit der Aufgabenstellung auseinanderzusetzen,<br />

sondern betrachtete sie sofort als eine verlockende<br />

Herausforderung, über die er humorvoll<br />

sagte: « Eine Wallfahrtskapelle? Das<br />

interessiert mich, das ist eine Rechen-<br />

« Es handelt sich um eine Rechenaufgabe »<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


Le Corbusier ist es<br />

ge lungen, durch<br />

un ge wöhn liche<br />

For m en und eine<br />

be son dere Anordnung<br />

der Fas saden die<br />

Neu gier der Besucher<br />

zu wecken und sie<br />

so zu animieren, die<br />

Ka pel le zunächst zu<br />

um run den. Genau das<br />

ver stand der Architekt<br />

un ter dem Begriff<br />

« architektonischer<br />

Spaziergang ».<br />

aufgabe mit Volumen<br />

und Mengen! » Der<br />

Bau einer Kapelle eine<br />

simple Rechenaufgabe?<br />

Um das Pflichtenheft<br />

zu erfüllen, musste in der Tat ein architektonisches<br />

Wunder vollbracht werden: Es galt eine Kapelle zu bauen,<br />

die einerseits Platz für ungefähr 200 Gläubige bot, sich<br />

aber andererseits zweimal pro Jahr (an<br />

den Marienfesten am 15. August und<br />

8. September) in eine Wallfahrtsstätte zu<br />

verwandeln hatte, an der man einen Gottesdienst<br />

vor mehreren Tausend Pilgern<br />

halten konnte … Eine Herausforderung,<br />

der sich Le Corbusier sogleich annehmen<br />

wollte!<br />

Am 4. Juni 1950 besuchte Le Corbusier<br />

die Stätte zum ersten Mal. Mehrere<br />

Stunden ging er auf dem Hügel hin und<br />

her, machte einige Skizzen. In der Folge sagte er mehrfach,<br />

dass er sofort « eine Beziehung » zu dem Ort hatte.<br />

Seine Entscheidung war getroffen: Er nahm den Auftrag<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 49


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté<br />

an. Der Architekt stellte schnell fest, dass die Zufahrtsstraße<br />

zum Hügel nicht besonders gut ausgebaut war. Er<br />

wusste, dass dies die Bauarbeiten verkomplizieren würde,<br />

und beschloss daher, sein Projekt an die Gegebenheiten<br />

anzupassen: Die Kapelle sollte aus Beton errichtet werden,<br />

einem Material, für das man nur Zement- und Sandsäcke<br />

transportieren musste, darüber hinaus war nur Wasser<br />

notwendig. Le Corbusier kannte dieses Material gut und<br />

schätzte es. Für ihn war « Beton ein Material, das nicht<br />

betrügt; er ersetzt, er schafft den verräterischen Putz ab. »<br />

Nachdem das Material bestimmt und die ersten Pläne<br />

gezeichnet waren, konnte der Bau im September 1953 beginnen;<br />

die Arbeiten dauerten bis Juni 1955.<br />

Die Offenbarung eines<br />

« architektonischen Spaziergangs »<br />

Erblickt man heute, mehr als 63 Jahre später, Notre-<br />

Dame-du-Haut ist man noch immer überrascht. Abgesehen<br />

von der Polemik,<br />

welche das Äußere der<br />

Kapelle in der Bauphase<br />

hervorrief, lässt<br />

dieses beim Besucher<br />

zwangsläufig das Gefühl<br />

entstehen, sie zunächst<br />

umrunden zu müssen,<br />

um sie zu « verstehen ».<br />

Von wo aus man das<br />

Gebäude auch angeht, es<br />

wirft Fragen auf, macht<br />

Lust, es von allen Seiten<br />

anzusehen. Überall wird<br />

der Blick von einer Kurve,<br />

einer Besonderheit,<br />

einem Detail angezogen.<br />

Le Corbusier nannte dies einen « architektonischen<br />

Spaziergang ». Die für die damalige Zeit ganz neuartige<br />

Idee, nämlich beim Besucher eines Bauwerks die Lust<br />

zum Herumschlendern zu wecken, bei ihm den Wunsch<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


entstehen zu lassen, es sich « zu<br />

erlaufen », ist in der Welt der<br />

Architektur nach wie vor noch<br />

aktuell. Um sich darüber klar<br />

zu werden, in welchem Ausmaß<br />

das Konzept von Le Corbusier<br />

immer noch funktioniert, muss<br />

man nur beobachten, wie sich<br />

die Besucher verhalten, die Notre-Dame-du-Haut<br />

zum ersten<br />

Mal entdecken. Alle gehen zunächst<br />

um das Gebäude herum,<br />

betrachten es, fotografieren es,<br />

entfernen sich manchmal, um<br />

es besser erfassen zu können,<br />

oder gehen ganz nahe heran, um<br />

Details zu erkennen. Obwohl<br />

die Kapelle nicht sehr groß ist,<br />

gelang es dem Architekten, sie in dieser Beziehung auf<br />

dasselbe Niveau wie eine große Kirche zu stellen, bei der<br />

man einen gebührenden Abstand haben muss, um sie zu<br />

verstehen. Wenn das Bauwerk beim ersten Anblick durch<br />

sein Ausmaß erstaunen mag, stellt man beim näheren<br />

Hinsehen beruhigt fest, dass es im Grunde genommen<br />

eine überschaubare Größe hat. Der Wasserspeier und das<br />

Auffangbecken an der westlichen Fassade in Verbindung<br />

mit der Wölbung der Mauer, die Platz für den dahinterliegenden<br />

Beichtstuhl bietet, lassen durch ihren Wagemut<br />

nahezu schmunzeln. Das Dach der östlichen Fassade, das<br />

einem vom Wind geblähten Schiffssegel gleicht, beeindruckt<br />

und besänftigt zugleich. Der äußere Chor darunter,<br />

der für Gottesdienste unter freiem Himmel gedacht<br />

ist, wirkt mit Altar, Kanzel und Empore fast erheiternd.<br />

Solche Einrichtungen sind außerhalb von Kirchen nicht<br />

üblich. Kein Zweifel also, der « architektonische Spaziergang<br />

» hält einige Überraschungen bereit.<br />

Licht – ein wichtiger Verbündeter der Architektur<br />

Am meisten beeindruckt Notre-Dame-du-Haut jedoch<br />

mit Sicherheit im Inneren. Der Kontrast zur Welt draußen<br />

ist frappierend. Während man draußen mit einer ausladenden<br />

Architektur konfrontiert ist, die zum Abstandnehmen<br />

auffordert, lässt uns Le Corbusier beim Übertreten<br />

der Schwelle in eine viel intimere Welt eintauchen,<br />

Das Innere der Kapelle, das<br />

ebenfalls die Handschrift<br />

von Le Corbusier trägt, ist<br />

sehr schlicht. Der Architekt<br />

verstand den Ort als eine<br />

« Maschine, die bewegen,<br />

die rühren soll »; er fertigte<br />

sogar selbst Glasmalereien<br />

an und kreierte einen<br />

Beichtstuhl aus seinem<br />

Lieblingsmaterial Beton.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 51


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bourgogne-Franche-Comté<br />

in der Licht und Farben einen besänftigenden Eindruck<br />

vermitteln und das Gefühl entstehen lassen, man befände<br />

sich in einem warmen und schützenden Kokon. Dafür<br />

bediente sich der Architekt einer bei religiösen Gebäuden<br />

klassischen Technik, die er gleichzeitig neu interpretierte:<br />

Ein im Vergleich zur Außenwelt dunklerer Innenraum<br />

soll zu Andacht und Besinnung anregen. Und doch ist<br />

der Ansatz von Le Corbusier hier anders: Die Kapelle hat<br />

keine riesigen Ausmaße, sie ist weder sehr breit noch sehr<br />

tief, die Decke nicht sehr hoch. Und doch strahlt sie ein<br />

intensives – aber gleichzeitig sanftes und harmonisches –<br />

Raumgefühl aus, als ob die Wände für den Besucher eine<br />

schützende Hülle darstellen würden. Man spürt, dass der<br />

Raum konzipiert wurde, um dem Ort eine überschaubare<br />

Größe zu verleihen. Das sorgt eher für Ruhe, als dass es<br />

beeindruckt. Ein wichtiger Faktor ist dabei das Licht. Vor<br />

allem auf der Südseite hat Le Corbusier transparente und<br />

farbige Scheiben eingesetzt, die mit Landschaftsmotiven<br />

aus der Umgebung bemalt sind – einige davon sogar von<br />

ihm selbst – oder Inschriften mit Huldigungen der Heiligen<br />

Jungfrau tragen. Blau, gelb, rot, grün, violett … Sobald<br />

die Sonne scheint, werden diese Farben in den Raum<br />

projiziert und erzeugen eine gedämpfte und poetische<br />

Atmosphäre, die zu innerer Andacht einlädt. Im Idealfall<br />

sollte man eine Zeit lang in der Kapelle verharren, um sich<br />

darüber bewusst zu werden, wie der Sonnenverlauf die Intensität<br />

des Lichts beeinflusst. Nicht nur die Atmosphäre<br />

wird grundsätzlich anders, auch das Aussehen der Wände<br />

scheint sich zu verändern. Durch präzise Berechnungen<br />

gelang es Le Corbusier, mit der natürlichen Beleuchtung<br />

im Tagesverlauf zu spielen.<br />

Der Hügel der drei Architekten<br />

Der Ort zeichnet sich auch durch die bemerkenswerte<br />

Tatsache aus, dass Le Corbusier nicht der einzige renommierte<br />

Architekt war, der an diesem einmaligen Ort gearbeitet<br />

hat. Direkt neben dem Eingang der Kapelle errichtete<br />

der Architekt und Designer Jean Prouvé (1901-1984)<br />

einen freistehenden Glockenturm – einen Campanile. Le<br />

Corbusier wollte keine herkömmlichen Glocken und sah<br />

stattdessen eine elektronische Beschallung vor, die jedoch<br />

niemals umgesetzt wurde. Eine weitere Besonderheit: Neben<br />

den beiden Glocken aus dem 19. Jahrhundert hängt<br />

eine dritte: Sie ist die kleinste und wurde in Erinnerung<br />

an die Mutter und die Ehefrau von Le Corbusier auf<br />

den Namen Charlotte-Amélie-Yvonne-Marie getauft. In<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


Le A29/E44 Havre<br />

A131<br />

nfleur<br />

Jumièges<br />

Rouen<br />

A26/E17<br />

A34/E46<br />

Saarbrücken<br />

A13/E46<br />

on<br />

Mans<br />

A28/E402<br />

501<br />

A28/E502<br />

/E60<br />

onts<br />

oitiers<br />

Périgueux<br />

A89/E70<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

A13/E5<br />

A16<br />

einiger Entfernung, etwas zurückgesetzt,<br />

liegen das<br />

Evreux<br />

Kloster<br />

Reims<br />

Lesetipps<br />

A4/E50<br />

& Reiseinfos<br />

A4/E50<br />

Epernay Châlons-en-<br />

Sainte-Claire und das Torhaus,<br />

Champagne<br />

PARIS<br />

die beide im Jahr 2011 Versailles von einem<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 68:<br />

Ostfrankreich, Vorreiter<br />

der berühmtesten Dreux Architekten<br />

bei der Abschaffung der<br />

der Welt, Renzo Piano, realisiert<br />

Sklaverei (Champagney:<br />

A6/E15<br />

wurden. A5/E54<br />

A26/E17<br />

Chartres<br />

Im Eingangsbereich des<br />

6 km entfernt)<br />

Meist werden die Französische<br />

Torhauses brennt in der kalten<br />

Troyes<br />

Jahreszeit A11/E50 in einem Kamineinsatz<br />

Revolution und<br />

aus Rohbeton ein riesiges Feuer.<br />

die Erklärung<br />

A10/E5<br />

Sens<br />

A5/E17-E54<br />

der Menschen-<br />

und<br />

Le Corbusier hätte dieses ultramoderne<br />

Design mit Orléans Sicherheit<br />

Bürger rechte<br />

geschätzt. Ein Hügel, drei Architekten<br />

von Weltruf: Diesem<br />

Auxerre<br />

von 1789 so<br />

Châtillon-sur-Seine präsentiert,<br />

als hätte sich<br />

Ort ist eindeutig Blois<br />

Chambord ein besonderes<br />

das Volk spontan und solidarisch im ganzen Land A31/E17-E21<br />

A10/E5-E60<br />

gleichzeitig erhoben, um<br />

A6/E15<br />

Schicksal widerfahren!<br />

diese Rechte für die<br />

Cheverny<br />

Menschen zu erwirken. Dass<br />

Vézelay Avallon bestimmte Flavigny Gebiete<br />

Tours Chenonceau<br />

A71/E9<br />

dabei eine Vorreiterrolle gespielt haben, vergisst Dijon<br />

* Alle Zitate stammen A85 aus dem<br />

man meist. Sieht man sich den Fall der Abschaffung A38<br />

hervorragenden Werk von Danièle Pauly Le<br />

der Sklaverei in Frankreich genauer an, dann stellt<br />

A10/E5 Corbusier. La Chapelle de Ronchamp, das Bourges von<br />

man fest, dass einige Regionen diese Tragödie der<br />

der Stiftung Le Corbusier zusammen mit dem<br />

Menschheitsgeschichte viel früher anprangerten<br />

Birkhäuser-Verlag herausgegeben wurde und<br />

Beaune<br />

als andere.<br />

vor Ort erworben werden kann. Das Buch gibt<br />

A20/E9<br />

es neben der englisch/französischen auch A71/E11<br />

Chalon-sur-Saône<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 64: Belfort, die<br />

in einer deutsch/italienischen Ausgabe.<br />

wiederentdeckte Genialität<br />

eines Künstlers<br />

A6/E15<br />

(22 km entfernt)<br />

Besucht man die Stadt<br />

Belfort im Nordosten<br />

Cluny<br />

der Region<br />

Montluçon<br />

Bourgogne-<br />

Franche-Comté,<br />

A71/E11<br />

so fällt einem<br />

unweigerlich<br />

der imposante<br />

Clermont-<br />

A72/E70 Löwe zu<br />

Limoges<br />

Ferrand<br />

Füßen der<br />

Lyon<br />

A89/E70 Puy de Dôme<br />

Zitadelle auf.<br />

Die A75/E11 Skulptur aus rotem Sandstein aus den<br />

le Mont-Dore Vogesen macht nicht nur durch ihre Größe auf sich<br />

aufmerksam – sie ist 22 Meter lang und 11 Meter<br />

St.-Etienne<br />

hoch –, sondern auch durch ihr würdevolles und<br />

wohlwollendes Aussehen. Der König der Tiere<br />

Tulle<br />

symbolisiert den Widerstand der in den Jahren<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

1870/71 von den Preußen belagerten Stadt.<br />

Le Pescher<br />

Weniger bekannt ist, dass diese monumentale<br />

Souillac sur Saillac<br />

Skulptur das Werk von Frédéric-Auguste Bartholdi<br />

Dordogne<br />

Valence<br />

Aurillac(1834-1904) ist, der ebenfalls die Freiheitsstatue<br />

in New York kreierte. Dieser Künstler ist relativ<br />

Payrac Rocamadour<br />

unbekannt geblieben, obwohl er eine sehr<br />

A20/E9<br />

interessante Persönlichkeit war, über die man A7/E15<br />

heute in Belfort mehr erfahren kann.<br />

A31/E21-E23<br />

A4<br />

Metz Sarreguemines<br />

A31/E21-E23<br />

Nancy<br />

France<br />

Ronchamp<br />

Besançon<br />

Genève<br />

Lausanne<br />

Ronchamp …<br />

… Berlin 915 km<br />

Annecy<br />

… Hamburg 865 km<br />

… Köln 468 km … Frankfurt 378 km<br />

… München 462 km … Wien 877 km<br />

… Zürich 183 km … Paris 403 km<br />

A43/E70<br />

… Belfort Chambéry 22 km<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der aus dem<br />

deutschsprachigen Raum direkt angeflogen<br />

wird, ist Basel-Mühlhausen (93 km).<br />

Grenoble<br />

A49/E713<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof ist Belfort-<br />

Montbéliard (30 km).<br />

Briançon<br />

Porterie de Notre-Dame-du-Haut<br />

Crest<br />

Die<br />

13, rue de la Chapelle<br />

70250 Ronchamp<br />

Saillans<br />

Telefon: +33 (0)3 Gap 84 20 65 13<br />

A4/E25<br />

Colmar<br />

Bitche<br />

Strasbourg<br />

A35<br />

A35/E25<br />

Mulhouse<br />

A36/E60<br />

Belfort<br />

Basel<br />

Bern<br />

Schweiz<br />

Italien<br />

A5/E35<br />

Freiburg<br />

De<br />

Torino<br />

Toulouse<br />

Narbonne<br />

A81/E80<br />

Limoux<br />

France<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG<br />

www.collinenotredameduhaut.com<br />

DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN<br />

SIE AUF SEITE 88.<br />

Ganzjährig (außer am 1. Januar) geöffnet. Die<br />

Öffnungszeiten ändern sich im Jahresverlauf.<br />

Orange<br />

Informieren Sie sich am besten im France<br />

A51/E712<br />

Internet.<br />

Für alle, die noch tiefer<br />

Achtung: letzter Zugang 30 Minuten vor<br />

A9/E15<br />

einsteigen A75/E11 möchten:<br />

Avignon<br />

Schließen.<br />

Apt<br />

Le Corbusier: Saint-Guilhemle-Désert<br />

die Kapelle<br />

Nîmes<br />

von Ronchamp,<br />

Eintritt: 8 €. Kinder unter 8 Jahre haben freien<br />

Danièle<br />

A54/E805<br />

Pauly, 143 A7/E15 Eintritt.<br />

Lodève Seiten,<br />

Arles<br />

Aix-en-<br />

Cannes<br />

Birkhäuser Basel Verlag,<br />

Montpellier<br />

Provence<br />

A8/E80<br />

ISBN: 978-3764357603<br />

A9/E15<br />

A8/E80<br />

A55<br />

Bézier<br />

A52<br />

A57<br />

A9/E15<br />

Marseille<br />

A50<br />

Toulon<br />

Rayol-<br />

Canadelsur-Mer<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 53<br />

Nice


UNTERWEGS IN FRANKREICH Grand Est<br />

Kaysersberg<br />

Eines der Lieblingsdörfer der Franzosen<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 55


UNTERWEGS IN FRANKREICH Grand Est<br />

Vorhergehende Doppelseite: Blick<br />

von der befestigten Brücke zur Rue du<br />

Général de Gaulle (links im Bild) und<br />

zur Uferstraße entlang der Weiss.<br />

Oben: Kaysersberg wurde 2017 nicht<br />

zuletzt deshalb zum « Lieblingsdorf<br />

der Franzosen » gewählt, weil man<br />

dort all die Details bewahrt hat, die<br />

den Charme eines elsässischen Dorfes<br />

ausmachen: farbige Fachwerkfassaden,<br />

Dekorationen, Geranien vor den<br />

Fenstern ... Dadurch strahlt der Ort eine<br />

echte Authentizität aus. Im Übrigen<br />

scheint dies auch den Störchen zu<br />

gefallen, denn sie haben sich auf<br />

einigen Häuserdächern eingenistet.<br />

Seit sieben Jahren wählen die Franzosen im Juni im Rahmen einer<br />

auf dem öffentlich-rechtlichen Sender France 2 ausgestrahlten Sendung<br />

ihr « Lieblingsdorf ». Bei diesem « Wettbewerb » treten 13 Dörfer<br />

aus den 13 Regionen des französischen Mutterlandes sowie ein Dorf<br />

aus den Überseegebieten gegeneinander an. 2017 wurde das elsässische<br />

Dorf Kaysersberg auf den ersten Platz gewählt. War diese<br />

Wahl nur ein «Marketinggag» oder steckt mehr dahinter? Gut ein<br />

Jahr später, im Juli <strong>2018</strong>, wollen wir dieser Frage auf den Grund gehen<br />

und untersuchen vor Ort, wie ein Village préféré des Français<br />

eigentlich aussieht und ob hinter dieser Auszeichnung tatsächlich<br />

ein Sinn steht oder nicht.<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


Mein Lieblingsdorf? Kaysersberg natürlich! » Annie ist eine<br />

muntere Frau in den Fünfzigern, die eine ungeheure Lebensfreude<br />

ausstrahlt. Sie verbringt gerade das Wochenende zusammen<br />

mit vier Freundinnen im Elsass. Gestern sind sie mit dem Auto<br />

aus dem Norden Frankreichs – genauer gesagt aus Dünkirchen – hierher<br />

gefahren und spätabends angekommen. Für die nicht gerade kurze Strecke<br />

von gut 600 Kilometern haben sie sich am Steuer abgewechselt.<br />

« Etwas weniger als acht Fahrtstunden, aber mit einigen Pausen », präzisiert<br />

Annie. « Wir haben ein nettes kleines Hotel gefunden, haben gut<br />

geschlafen und wollen nun den heutigen Tag genießen. »<br />

Im Gespräch wird schnell offensichtlich, dass Annie und ihre<br />

Freundinnen nicht zufällig nach Kaysersberg gekommen sind, sondern<br />

von der jedes Jahr im Juni ausgestrahlten Fernsehsendung Le Village


UNTERWEGS IN FRANKREICH Grand Est<br />

préféré des Français dazu inspiriert wurden. Im Laufe des Tages wird<br />

uns zudem bewusst, dass sie nicht die Einzigen sind, sondern dass viele<br />

Touristen den Ort genau aus diesem Grund besuchen. Bei der beliebten<br />

Sendung können Millionen von Fernsehzuschauern « ihr » Lieblingsdorf<br />

in Frankreich wählen. Seit der ersten Ausgabe im Jahr 2012 haben<br />

sieben Orte diese begehrte Auszeichnung erhalten: Saint-Cirq-Lapopie,<br />

Departement Lot (2012), Eguisheim, Departement Haut-Rhin<br />

(2013), Cordes-sur-Ciel, Departement Tarn (2014), Ploumanac’h, Departement<br />

Côtes-d’Armor (2015), Rochefort-en-Terre, Departement<br />

Morbihan (2016), Kaysersberg, Departement Haut-Rhin (2017) und<br />

Cassel, Departement Nord (<strong>2018</strong>).<br />

Inzwischen ist es also ein gutes Jahr her, dass das Dorf mit diesem<br />

Titel ausgezeichnet wurde. Und offensichtlich spürt man die « verkaufsfördernde<br />

Wirkung » noch immer, was uns im Office de Tourisme<br />

bestätigt wird. Wir erfahren, dass sich die Besucherzahl nach der Sendung<br />

erhöht hat, und zwar deutlich: Im Vergleich zum Vorjahr kamen<br />

40 % mehr Touristen! Vielen Dank France 2!<br />

Im Gespräch mit den Verantwortlichen des Fremdenverkehrsamtes<br />

erfahren wir darüber hinaus, dass diese Bekanntheit ganz unterwartete<br />

Folgen nach sich zog. Angesichts der zahlreichen Fragen von Touristen<br />

nach dem genauen Ort der offiziellen Tafel Le village préféré des Français<br />

2017 musste der Stadtplan aktualisiert und neu gedruckt werden. Inzwischen<br />

ist dieses beliebte Fotomotiv, das sich in unmittelbarer Nähe<br />

einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten befindet, nämlich<br />

der befestigten Brücke über die Weiss (konstruiert<br />

1514 aus Buntsandstein<br />

aus den<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


Vogesen), ebenso wie alle anderen touristischen Sehenswürdigkeiten<br />

auf dem Plan verzeichnet … Aber es kommt noch besser: Anfang<br />

August letzten Jahres wurde die besagte Tafel sogar gestohlen! Wie<br />

Christophe Bergamini, der Direktor des Fremdenverkehrsamts vermutet,<br />

war das sicher das Ergebnis eines « dummen und unnützen<br />

Streichs ». Inzwischen wurde die Tafel selbstverständlich ersetzt und<br />

von den Mitarbeitern der Stadt noch besser befestigt.<br />

Wir müssen zugeben, dass der Spaziergang an diesem Vormittag<br />

durch die Straßen von Kaysersberg wirklich angenehm ist. Entgegen<br />

unseren Vorstellungen ist der Ort bei Weitem nicht von einem unendlichen<br />

Touristenstrom überlaufen. Vielleicht liegt das aber auch daran,<br />

dass es erst 8.30 Uhr ist … Während wir langsam durch die wichtige<br />

Hauptachse, die Rue du Général de Gaulle, schlendern, gehen nach<br />

und nach die Läden der Geschäfte hoch. Man gewinnt schnell den<br />

Eindruck, dass man in diesem Ort großen Wert auf Genuss legt: Die<br />

Bäckereien, Konditoreien und Feinkostläden, die an jeder Ecke zu finden<br />

sind, sehen alle sehr einladend aus. Und als habe man sich abgesprochen,<br />

sind die Produkte in den Schaufenstern überall ansprechend<br />

präsentiert und wirken äußerst appetitlich und authentisch. Eines der<br />

verführerischsten Geschäfte ist vermutlich das der Lebkuchenfabrik<br />

Fortwenger. Dass wir förmlich dorthin gezogen werden, liegt nicht<br />

zuletzt an dem köstlichen Duft, der durch die offene Tür nach draußen<br />

strömt. An der Fassade dieser regionalen Institution – das Mutterhaus<br />

befindet sich rund 50 Kilometer weiter nördlich, in Gertwiller<br />

– weist eine üppig dekorierte Aufschrift stolz auf « Die Tradition der<br />

Lebkuchen seit 1768 » hin. Es ist schwer, den vielen<br />

Verlockungen zu widerstehen:<br />

Oben: Die offizielle Tafel direkt bei der Brücke<br />

über die Weiss ist nun noch besser befestigt.<br />

Kaysersberg liegt an der Route des Vins d‘Alsace, am Eingang<br />

in die Täler von Lapoutroie und Orbey. Es gibt dort zahlreiche<br />

Winzer, deren Weine man verkosten kann und in deren Reben<br />

ausgeschilderte Wege zu schönen Spaziergängen einladen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 59


UNTERWEGS IN FRANKREICH Grand Est<br />

Lebkuchen-Mannele, Lebkuchen mit elsässischem Waldhonig und die<br />

berühmten Anisplätzchen begleiten uns daher auf unserem Bummel<br />

durch Kaysersberg …<br />

Genuss und genießen scheinen also offensichtlich in diesem Ort<br />

großgeschrieben zu werden. Vielleicht ist dies ja einer der Gründe,<br />

warum ihn die Franzosen zu ihrem Lieblingsdorf gekürt haben. Unser<br />

Eindruck, dass die Freude am guten Essen offensichtlich von vielen<br />

Einwohnern geteilt wird, bestätigt sich, während wir weiter durch die<br />

Straßen von Kaysersberg schlendern: Die Auslagen der Metzgereien und<br />

Gemüsehändler sind üppig bestückt, die Marktstände nicht minder, und<br />

an Restaurants mangelt es ebenso wenig. Was Letztere angeht, so kann<br />

der Ort Kaysersberg mit seinen nicht einmal 5000 Einwohnern stolz<br />

mit drei herausragenden Adressen aufwarten, die von außergewöhnlichen<br />

Küchenmeistern geführt werden, von denen zwei sogar vom Guide<br />

Michelin mit Sternen ausgezeichnet wurden: L’Alchémille von Jérôme<br />

Jaegle (ein Michelin-Stern) und La Table d‘Olivier Nasti (zwei Michelin-<br />

Sterne). Olivier Nasti ist einer der größten französischen Küchenchefs,<br />

Sie werden ihn in unserer Rubrik « Hotel » näher kennenlernen.<br />

Aber das ist noch lange nicht alles, denn zu einem guten Essen<br />

gehört natürlich auch ein guter Wein. In dieser Beziehung hat Kaysersberg<br />

ebenfalls viel zu bieten: Der Ort liegt an der Route des Vins<br />

d ’Alsace, und es gibt hier mehrere Weingüter, auf denen man ausgezeichnete<br />

Weine verkosten und kaufen kann, die unter anderem aus für<br />

diese Region so typischen Rebsorten wie Riesling oder Gewürztraminer<br />

erzeugt wurden. Was diese kulinarische Seite angeht, kann man<br />

also leicht nachvollziehen, dass die Franzosen das Dorf in ihr Herz<br />

geschlossen haben. Es scheint wirklich alles zu geben, um selbst die<br />

größten Feinschmecker und Leckermäuler zufriedenzustellen.<br />

Doch Kaysersberg hat nicht nur etwas für die Geschmacksnerven<br />

zu bieten, sondern die Umgebung ist ebenfalls ein Augenschmaus.<br />

Man hat den Eindruck, sich mitten in einer<br />

Bilderbuchlandschaft zu befinden. Nähert man sich<br />

dem Dorf mit dem Auto, sieht man die Häuser<br />

inmitten von Reben liegen, deren Blätter jetzt,<br />

Anfang Juli, einen ganz besonders intensiven<br />

Grünton haben. Der Kontrast zwischen dem<br />

Buntsandstein der Gebäude und dem Grün der<br />

Natur ist frappierend. Steigt man auf den Turm der<br />

Ruinen des ehemaligen Schlosses und genießt den großartigen Panoramablick<br />

über das Dorf, verstärkt sich dieses Gefühl noch.<br />

Im Zentrum von Kaysersberg erwartet den Besucher dann ein<br />

richtiggehendes Farbfeuerwerk: Die Fassaden der schön renovierten<br />

Häuser – die meisten stammen aus dem Mittelalter oder der Renaissance<br />

– strahlen mit dem blauen Himmel um die Wette. Eine Palette<br />

an Rot-, Blau-, Gelb-, Braun- und Grüntönen scheint einer in ihrer<br />

Art einzigartigen schöpferischen Fantasie entsprungen zu sein und verleiht<br />

dem Dorf einen ganz eigenen Charme. Im Osten Frankreichs gibt<br />

es viele farbenprächtige Orte, beispielsweise Montbéliard, doch es gibt<br />

nur sehr wenige, die ein derartiges Farbspektrum aufweisen können<br />

und trotzdem so ausgewogen wirken.<br />

Inmitten dieser Farbenpracht erscheint die Heilig-Kreuz-Kirche<br />

erstaunlich schlicht. Sie wurde vom 12. bis 15. Jahrhundert erbaut<br />

und ist vor allem für ihre riesige Christusskulptur (4,10 Meter), die<br />

an einem « Ruhmbalken » hängt, sowie einen Altaraufsatz in Form<br />

eines Triptychons, der zu Beginn des 16. Jahrhunderts gefertigt wurde,<br />

bekannt. Die kleine Michaelskapelle hinter der Kirche und der<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


Ehrenfriedhof der Ersten Armee sind ebenfalls einen Besuch wert. Auf<br />

dem mit Blumen übersäten Friedhof befinden sich Grabstätten der drei<br />

monotheistischen Religionen: Die christlichen Kreuze, die jüdischen<br />

und moslemischen Grabstellen strahlen eine berührende und sehr harmonische<br />

Atmosphäre der Andacht aus.<br />

Diese Harmonie findet man in Kaysersberg generell in vielen architektonischen<br />

und dekorativen Elementen. Die Fensterläden der<br />

Häuser sind beispielsweise alle sehr sorgfältig gearbeitet. In manchen<br />

befindet sich ein herzförmiges Loch, das man einfach als schmückendes<br />

Element einstufen könnte. Doch von einem älteren Mann erfahren<br />

wir, dass es sich dabei um einen alten Brauch handelt: Wenn in einem<br />

Haushalt eine junge Frau einen Mann suchte – wenn sie also « ihr Herz<br />

zu verschenken » hatte, wie er sich poetisch ausdrückte –, dann bohrte<br />

man solche Herzen in das Holz der Fensterläden, damit mögliche<br />

Freier dies von der Straße aus sehen und sich melden konnten … Offensichtlich<br />

hat später niemand die Löcher wieder verschlossen; ganz<br />

im Gegenteil, man hat dieses Element vielfach kopiert … Ebenfalls sehenswert<br />

sind die Balkongeländer aus Holz, von denen viele mit einer<br />

derartigen Liebe zum Detail gearbeitet sind, dass sie wie Spitze aussehen.<br />

Man kann sich mühelos vorstellen, welche Arbeit dahintersteckt!<br />

Da Franzosen im Allgemeinen Museen sehr schätzen, erscheint es<br />

uns nur zu logisch, dass Kaysersberg ebenfalls eines haben muss, um<br />

zum « Lieblingsdorf » gewählt zu werden. Das ist tatsächlich der Fall,<br />

wobei der Ort nicht nur eines, sondern sogar zwei besitzt. Das relativ<br />

kleine Historische Museum präsentiert religiöse Kunstwerke aus der<br />

Zeit vom 14. bis 18. Jahrhundert. Es befindet sich im ersten Stock eines<br />

schönen Patrizierhauses aus dem Jahr 1521. Beeindruckt hat uns aber<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 61


Vorhergehende Seiten und oben:<br />

Die Kirche Sainte-Croix mit dem<br />

berühmten Christus am Kreuz und<br />

das Albert-Schweitzer-Museum,<br />

in dem man mehr über den<br />

berühmtesten Sohn<br />

dieser Stadt erfährt,<br />

sind Dinge, die man<br />

bei einem Besuch<br />

in Kaysersberg<br />

unbedingt<br />

besichtigen sollte.<br />

Direkt hinter dem<br />

Museum sind die<br />

Kirchtürme der<br />

protes tan tischen<br />

Kirche, in<br />

der Albert<br />

Schweitzers<br />

Vater die<br />

Messe<br />

hielt, zu<br />

sehen.<br />

vor allem das zweite Museum, das nach Albert Schweitzer (1875-<br />

1965) benannt wurde. Es befindet sich im äußersten Norden der<br />

Stadt und ist dem in Kaysersberg geborenen berühmten Mann<br />

gewidmet, der 1952 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet<br />

wurde. Das Museum entspricht dem Charakter von Albert<br />

Schweitzer: bescheiden und sehr diskret. Aber der Besuch<br />

ist ein unwahrscheinlich emotionales Erlebnis. Man sieht<br />

dort zum Beispiel die berühmte Fliege, von der sich Albert<br />

Schweitzer niemals trennte, nicht einmal, als er im<br />

hintersten Winkel von Gabun Leprakranke pflegte. Der<br />

Philosoph, Musiker (er war ein sehr guter Organist),<br />

Pastor und Arzt gab sein komfortables Leben in Europa<br />

auf, um in Lambarene, in Gabun, eine Krankenstation<br />

aufzubauen.<br />

Während wir durch die Räume des Museums<br />

gehen, drängt sich der Gedanke auf,<br />

dass der 1875 in Kaysersberg geborene Albert<br />

Schweitzer im Grunde zwischen zwei Kulturen<br />

– nämlich der französischen und der<br />

deutschen – lebte, zumal er fließend Deutsch,<br />

Französisch und Elsässisch sprach. Wir erfahren,<br />

dass bereits seine Abstammung von den<br />

beiden Ländern geprägt war: Als Sohn französischer<br />

Eltern, die 1871, nach der Angliederung<br />

von Elsass-Lothringen an das Deutsche<br />

Reich, Deutsche wurden, hatte er bei der<br />

Geburt zunächst die deutsche Nationalität,<br />

bevor er durch die Umsetzung des Vertrags<br />

von Versailles nach dem Ersten Weltkrieg<br />

Franzose wurde. Man kann somit nachvollziehen,<br />

warum er sich selbst als regelrechten


A4/E25<br />

e A29/E44 Havre<br />

A131<br />

ur<br />

Jumièges<br />

Rouen<br />

A26/E17<br />

A34/E46<br />

Saarbrücken<br />

E46<br />

28/E402<br />

ns<br />

s<br />

s<br />

28/E502<br />

Périgueux<br />

A89/E70<br />

at-le-Canéda<br />

A10/E5<br />

A13/E5<br />

Evreux<br />

Dreux<br />

Chartres<br />

A11/E50<br />

Blois<br />

A10/E5-E60<br />

Tours Chenonceau<br />

A85<br />

A20/E9<br />

A10/E5<br />

Chambord<br />

Cheverny<br />

A16<br />

PARIS<br />

Versailles<br />

Orléans<br />

A71/E9<br />

A6/E15<br />

Bourges<br />

A71/E11<br />

France<br />

A5/E54<br />

Reims<br />

Lesetipps & Reiseinfos<br />

Kaysersberg … Châtillon-sur-Seine<br />

Auxerre<br />

… Berlin 824 km … Hamburg 775 km<br />

… Köln 431 km … Frankfurt 288 km<br />

A6/E15<br />

… München 430 km … Wien 836 A31/E17-E21<br />

km<br />

… Vézelay Zürich 163 Avallon km Flavigny … Paris 436 km<br />

… Straßburg 78 km … Colmar 12 km<br />

Dijon<br />

A38<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der aus dem<br />

deutschsprachigen Raum direkt angeflogen<br />

wird, ist Basel-Mühlhausen (71 Beaune km).<br />

A31/E21-E23<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof liegt in<br />

Chalon-sur-Saône<br />

Colmar (11 km).<br />

A31/E21-E23<br />

A4<br />

Sarreguemines<br />

Mulhouse<br />

A36/E60<br />

Schloss Kaysersberg<br />

Belfort<br />

Telefon: +33 (0)3 89 78 22 78<br />

Basel<br />

Eintritt frei.<br />

Eine Treppe mit rund hundert Stufen führt auf<br />

den Turm, von wo man einen Panoramablick<br />

über den Ort Besançon<br />

hat.<br />

Historisches Museum<br />

62, rue du Général de Gaulle<br />

68240 Kaysersberg Vignoble<br />

Telefon: +33 (0)3 89 78 11 11<br />

Eintritt: 2 €, ermäßigt 1 €<br />

A4/E25<br />

France<br />

Kaysersberg<br />

A35<br />

A35/E25<br />

Schweiz<br />

A4/E50<br />

A4/E50<br />

Epernay Châlons-en-<br />

Seit dem 1. Januar 2016 Champagne werden die ehe mali<br />

gen Gemeinden Kaysersberg, Kientzheim<br />

und Sigolsheim unter dem neuen Namen<br />

« Kaysers berg Vignoble » zusammengefasst.<br />

In ak tuellen Karten und GPS-Systemen<br />

er scheint bereits A26/E17 diese neue Bezeichnung.<br />

Ab ge sehen von der verwaltungstechnischen<br />

Än der ung existiert Troyes aber in den Herzen und<br />

Köp fen der Menschen in dieser Gegend weiter<br />

hin der ursprüngliche Name und die Men-<br />

Sens<br />

A5/E17-E54<br />

schen sprechen daher in der Regel nur von<br />

Kaysersberg. Deshalb beschränken wir uns in<br />

diesem Artikel ebenfalls auf diesen Begriff.<br />

A6/E15<br />

Office de Tourisme de la Vallée de<br />

Albert-Schweitzer-Museum<br />

Lausanne<br />

Kaysersberg<br />

126, rue du Général de Gaulle<br />

39, rue du Général de Gaulle<br />

68240 Kaysersberg Vignoble<br />

Cluny<br />

68240 Kaysersberg Vignoble<br />

Telefon: +33 (0)3 89 47 36 55<br />

Telefon: +33 (0)3 89 78 22 78<br />

Eintritt: 2,50 €, ermäßigt 1,50 €<br />

Montluçon<br />

Genève<br />

www.kaysersberg.com<br />

Achtung: Die Öffnungszeiten dieser<br />

A71/E11<br />

Sehens würdigkeiten schwanken im Jahresverlauf<br />

sehr. Wir empfehlen Ihnen, sich<br />

vor einem Besuch<br />

Annecy<br />

auf der Website des<br />

Clermont-<br />

A72/E70<br />

Fremdenverkehrsamts zu informieren.<br />

Limoges<br />

Ferrand<br />

Lyon<br />

A89/E70 Puy de Dôme<br />

A75/E11<br />

A43/E70<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40: Haut-Kœnigsbourg, Vogesen, es wartet Chambéry auch mit einem kleinen<br />

le Mont-Dore<br />

ein wahrhaft deutsch-französisches Schmuckstück auf, der Abtei von Murbach. Im<br />

Kulturerbe (23 km entfernt) St.-Etienne<br />

Mittelalter war das Kloster eines der mächtigsten und<br />

Im Herzen des Elsass an<br />

wohlhabendsten im Rhein-Tal. Eine Art Elitekloster<br />

Tulle<br />

der Grenze der beiden<br />

für reiche und adlige Ordensbrüder. Heute wirkt die<br />

Grenoble<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

Departements Haut-Rhin und A49/E713 malerisch in die Wälder der Vogesen eingebettete<br />

Bas-Rhin dominiert die Haut- Anlage wie ein verwunschener Ort. Die Umgebung<br />

Italien<br />

Saillac<br />

Kœnigsbourg die Rheinebene. bietet sich zudem für Wanderungen an.<br />

Briançon<br />

Valence<br />

Aurillac<br />

Die auf einer Höhe von 757<br />

Metern gelegene Burg zeugt<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 35: Mont Sainte-Odile,<br />

Crest<br />

Die<br />

von einer 900-jährigen Geschichte, die an der<br />

Berg der Hoffnung und der Tragödie<br />

Rocamadour<br />

Schnittstelle zweier großer Nationen nicht immer<br />

A20/E9<br />

A7/E15 Saillans (53 km entfernt)<br />

ganz einfach war. Heute ist die Festung für Elsässer<br />

Gap Er ist gerade einmal 763 Meter<br />

und Deutsche gleichermaßen identitätsstiftend.<br />

hoch. 763 Meter ist eigentlich<br />

Mit mehr als einer halben Millionen Besucher<br />

keine Zahl, die aus einer<br />

pro Jahr ist sie zudem eine der bestbesuchten<br />

Erhebung einen wirklich<br />

Sehenswürdigkeiten Frankreichs.<br />

beeindruckenden Berg macht.<br />

Orange<br />

Und doch ist der Mont Sainte-<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 47: Abbaye de Murbach,<br />

France<br />

A51/E712 Odile von einer besonderen<br />

es steht ein Kloster im Walde<br />

A9/E15<br />

(40 km Erhabenheit. Es ist ein Berg, der sich mit seinem<br />

A75/E11<br />

entfernt)<br />

Avignon schon von Apt Weitem sichtbaren Kloster von den<br />

Das Tal von Guebwiller zwischen anderen Gipfeln der Vogesen unterscheidet. Ein Berg,<br />

Saint-Guilhemle-Désert<br />

A54/E805<br />

dem Petit Ballon<br />

Nîmes<br />

im Norden und der die Menschen über die Jahrhunderte hinweg<br />

dem Grand Ballon im Süden A7/E15 anzog, sie faszinierte, ihnen Schutz bot, aber auch<br />

Lodève<br />

ist nicht nur das kürzeste Arles und Aix-en-<br />

Cannes<br />

Toulouse<br />

Unheil über sie brachte. Ein Berg, der aus dem Elsass<br />

Montpellierengste Tal der elsässischen<br />

nicht<br />

Provence<br />

wegzudenken ist.<br />

A8/E80<br />

A9/E15<br />

A8/E80<br />

A55<br />

Bézier<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND A52ANDERER AUSGABEN<br />

A57<br />

FINDEN SIE AUF SEITE 88.<br />

Marseille<br />

Narbonne<br />

A50<br />

Toulon<br />

A81/E80<br />

Limoux<br />

Rayol-<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> Canadelsur-Mer<br />

· 63<br />

A9/E15<br />

« Weltbürger » bezeichnete. Vielleicht<br />

trägt gerade auch das zum Charme<br />

von Kaysersberg bei: in der Lage zu<br />

sein, Kulturen zu vermischen und am<br />

Ende die Herzen aller zu erreichen,<br />

ohne sich wirklich nach Grenzen zu<br />

richten …<br />

Dieses kleine Dorf konnte die<br />

Stimmen vieler Franzosen auf sich<br />

vereinen, die es zu ihrem « Lieblingsdorf<br />

» gewählt haben. Es war<br />

also in der Lage, diese Menschen<br />

anzusprechen, sie zu berühren.<br />

Und Le zwar Pescher Menschen aus vielen<br />

Souillac verschiedenen sur Regionen. Über den<br />

Dordogne sichtbaren Charme von Kaysersberg<br />

hinaus, dem wir in gewisser Weise<br />

Payrac<br />

erlegen sind und über den wir in<br />

diesem Artikel berichten, gefällt<br />

uns der Gedanke, dass der von<br />

Albert Schweitzer benutzte Begriff<br />

des « Weltbürgers » in Kaysersberg<br />

vielleicht heute noch aktuell und<br />

real ist: Dieser historisch und kulturell<br />

deutsch-französisch geprägte<br />

Ort hat seinen eigenen Charme<br />

entwickelt. Und eine besondere<br />

Aufgeschlossenheit. Genug also,<br />

um zurecht zu einem der Villages<br />

préférés der Franzosen gewählt zu<br />

werden.<br />

Metz<br />

Nancy<br />

Colmar<br />

Bitche<br />

Strasbourg<br />

Bern<br />

A35<br />

A5/E35<br />

Freiburg<br />

Deut<br />

Torino<br />

Nice


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hotel<br />

le Chambard<br />

ELSÄSSISCHE AUTHENTIZITÄT IN IHRER REINSTEN FORM<br />

Es gibt mehrere Arten, sich dem Hotel-Restaurant Le<br />

Chambard in Kaysersberg zu nähern. Zum einen<br />

könnte man davor zurückschrecken, es überhaupt zu<br />

betreten. Denn die zahlreichen Auszeichnungen, die am<br />

Eingang zur Schau gestellt werden, sind beeindruckend.<br />

Was das Hotel angeht, so kann es fünf Sterne sein Eigen<br />

nennen, ist seit 2002 Mitglied des Zusammenschlusses<br />

Etoiles d’Alsace und gehört seit 2015 zu den Relais & Châteaux.<br />

Die Auflistung für den Restaurantbereich ist nicht<br />

minder beachtlich: Der Küchenchef Olivier Nasti – dem<br />

das Haus gemeinsam mit seiner Frau Patricia gehört – ist<br />

seit 2007 Meilleur Ouvrier de France, das Feinschmeckerrestaurant<br />

La Table d’Olivier Nasti besitzt seit 2014 zwei<br />

Michelin-Sterne und das traditionell elsässische Bistro<br />

Winstub ebenfalls seit 2014 einen Bib Gourmand … Diese<br />

anspruchsvollen Anerkennungen sind alle nicht einfach zu<br />

erhalten, daher ist nachvollziehbar, dass sie manche Menschen<br />

eher abschrecken, das Hotel-Restaurant zu betreten,<br />

da sie befürchten, es sich nicht leisten zu können oder sich<br />

dort nicht wohlzufühlen. Alternativ könnte man jedoch<br />

das Le Chambard erst einmal auf sich wirken lassen, in<br />

Ruhe die Speisekarten studieren und sich vielleicht sogar<br />

ein bisschen umhören, um schließlich den Schritt über die<br />

Schwelle zu wagen. Und dann ist man mit Sicherheit sehr<br />

angenehm überrascht. Wenn man sich bereits etwas über<br />

das Hotel erkundigt hat, dann wird man die Information<br />

bestätigt sehen, dass es nicht eines dieser zwar luxuriösen,<br />

aber seelenlosen 5-Sterne-Hotels ist, die schön und teuer<br />

sind. Davon ist man hier weit entfernt.<br />

Le Chambard, das ist zunächst einmal ein Gebäude.<br />

Auf den ersten Blick könnte man es einfach als schönes<br />

Haus im typisch elsässischen Stil einstufen, wie es in dieser<br />

Gegend so viele gibt. Schließlich ist man in einem der<br />

Villages préférés der Franzosen. Ein prächtiges Gebäude<br />

also, stattlich, mit leuchtenden, warmen Farben und dicken<br />

Mauern, die im Sommer die Kühle und im <strong>Winter</strong><br />

die Wärme im Inneren bewahren … Aber das Hotel<br />

Chambard ist viel mehr als « nur » ein Gebäude: Die Besitzer,<br />

Olivier und Patricia Nasti, haben es 2000 erworben<br />

und wollten ihm eine Seele verleihen, damit man sich<br />

nicht wie in einem Hotel, sondern wie zu Hause – ihrem<br />

Zuhause – fühlt.<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


Dafür haben sie – vor allem Patricia, die Maîtresse de<br />

Maison mit einer Leidenschaft für Dekoration – im Inneren<br />

beispielsweise viele kleine Salons eingerichtet, in<br />

denen einmal ein Kamin, ein andermal ein Bücherschrank<br />

für eine anheimelnde Atmosphäre sorgen. Überall gibt<br />

es Orte, an denen man sich einfach gemütlich hinsetzen<br />

und vielleicht in einem der zahlreichen Bücher schmökern<br />

kann, die man da und dort vorfindet. Daneben stößt man<br />

überall im Haus auf Sammlungen persönlicher Objekte,<br />

wie zum Beispiel auf die vollständige Reihe aller Ausgaben<br />

des Guide Michelin, auf die Olivier ganz besonders<br />

stolz ist. Die Seele des Hauses drückt sich zudem nicht<br />

durch bestimmte, in gewisser Weise überholte Regeln aus,<br />

sondern ausschließlich durch Qualität und einige Besonderheiten.<br />

So hat Patricia beispielsweise beim Personal des<br />

Restaurants Krawatten und Fliegen abgeschafft, damit<br />

kein zu « hochtrabendes » Ambiente entsteht, in dem sich<br />

die Gäste vielleicht nicht wohlfühlen. Sie ist ebenfalls für<br />

die leichten, bunten Kleider verantwortlich, die die Mitarbeiterinnen<br />

an der Rezeption, das Personal in der Winstub<br />

und die Zimmermädchen tragen. All diese Details sorgen<br />

unbestritten für einen frischen Wind in diesem Haus.<br />

Kurz: Wenn man das Hotel-Restaurant Le Chambard<br />

betritt, fühlt man sich einfach rundum wohl und behaglich.<br />

Der Empfang erfüllt alle Erwartungen, es ist offensichtlich,<br />

dass hier Professionalität mit Herzlichkeit und Aufrichtigkeit<br />

einhergeht. Dafür gibt es untrügliche Zeichen:<br />

So versteckt sich beispielsweise Olivier Nasti nicht hinter<br />

seinem Herd, wie so viele andere große Küchenchefs, sondern<br />

er heißt – sofern er anwesend ist – seine Gäste gerne<br />

bei ihrer Ankunft persönlich willkommen. Besser noch:<br />

Rechts von der Rezeption, genau gegenüber vom Eingang,<br />

befindet sich eine große Glasfront, durch die man direkt<br />

in die Küche sieht. Für den Gast ist also alles transparent,<br />

er kann genau sehen, was dort vor sich geht. Damit soll er<br />

von Anfang an in eine Atmosphäre eintauchen, in der die<br />

Küche und der Tisch zentrale Elemente sind: genau wie<br />

im Leben einer elsässischen Familie.<br />

Die tragende Säule des Hauses aber ist das Restaurant<br />

La Table d’Olivier Nasti. Insofern ist ein Diner in diesem<br />

Feinschmeckerrestaurant bei einem Aufenthalt fast ein<br />

Muss. Natürlich hat das seinen Preis: Neben Gerichten<br />

à la carte gibt es zwei Menüs, von denen das exklusivere,<br />

« Expressions » (198 Euro), aus sechs Gerichten und<br />

zwei Desserts besteht, während den Gast beim zweiten<br />

Menü, « L’Histoire » (142 Euro), vier Gerichte und ein<br />

Dessert erwarten. Das ist eine optimale Gelegenheit,<br />

eine Vorstellung von der herausragenden Küche von<br />

Olivier Nasti zu bekommen und eines der bekanntesten<br />

Gerichte seiner kulinarischen Handschrift zu entdecken,<br />

das erstaunliche und überaus köstliche « Œuf onctueux »,<br />

das bei einer Temperatur von exakt 64 °C eine perfekte<br />

Konsistenz erhält. Welches Menü Sie auch wählen,<br />

Olivier Nasti und sein Sous-Chef Nicolas Carro verarbeiten<br />

die Produkte auf eine ultrapräzise Art und Weise.<br />

Dies gilt vor allem für die Garprozesse, sodass der Gast


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hotel<br />

immer wieder neue Texturen entdecken kann. Eine<br />

Spezialität des Küchenchefs ist unter anderem Wild, das<br />

er oft sogar selbst erlegt hat und das selbstverständlich<br />

aus der Umgebung stammt. Wie im Übrigen fast alle<br />

anderen Produkte auch, Käse eingeschlossen: Letzterer<br />

stammt ausschließlich aus dem Elsass (von rund 40<br />

Höfen in der Umgebung) und besteht ausnahmslos aus<br />

biologisch erzeugter Rohmilch. Die Clochettes alsaciennes<br />

(Käse in Form einer Glocke),<br />

die mit einer Reife von 6, 8<br />

oder 15 Monaten angeboten<br />

werden, oder der Tomme du<br />

randonneur à l’ail des ours et<br />

aux fleurs de sureau (Hartkäse<br />

mit Bärlauch und Holunderblüten)<br />

sind ein wahrer Genuss<br />

… Beim Käsegang fällt<br />

zudem ein besonderes Detail<br />

auf, eine Aufmerksamkeit,<br />

durch die sich hervorragende<br />

Restaurants auszeichnen:<br />

Die vom Gast ausgewählten<br />

Käsesorten werden in der für<br />

den Verzehr empfohlenen<br />

Reihenfolge auf dem Teller<br />

angerichtet: also vom mildesten<br />

bis zum kräftigsten.<br />

Das Dessert, zum Beispiel<br />

Coque meringuée au cacao,<br />

Le Chambard *****<br />

<br />

9-13 rue du Général de Gaulle<br />

68240 Kaysersberg Vignoble<br />

Telefon: +33 (0)3 89 47 10 17<br />

www.lechambard.fr<br />

34 Zimmer und Suiten ab 150 Euro.<br />

<br />

chocolat Guanaja en émulsion, caramel tendre à la fleur de<br />

sel (Kakaomeringue mit einer Emulsion aus Guanaja-<br />

Schokolade und zartem Karamell mit feinstem Salz), beweist<br />

ebenfalls, dass man hier die Kombination harmonischer<br />

Geschmacksnoten bis zur Perfektion beherrscht.<br />

Man ertappt sich dabei, herausfinden zu wollen, welche<br />

dieser Noten – Die Bitterkeit der Schokolade? Die Süße<br />

des Karamells? Der Hauch von Salz? – dominiert, um<br />

schließlich feststellen zu müssen, dass man dies unmöglich<br />

bestimmen kann, so ausgewogen ist alles …<br />

Feinschmeckerrestaurant La Table d’Olivier Nasti<br />

(2 Michelin-Sterne).<br />

Traditionelles Bistro im elsässischen Stil La Winstub.<br />

Flammkuchen-Restaurant Flamme & Co.<br />

Bar.<br />

Spa mit beheiztem Innenpool, Hamam und Sauna.<br />

<br />

Die Seele des Hauses zeigt sich auch darin, dass es<br />

Olivier Nasti und seiner Frau am Herzen liegt, dass so<br />

viele Menschen wie möglich in den Genuss ihrer Feinschmeckerküche<br />

kommen und diese exzeptionellen Gerichte<br />

genießen können. Deshalb kamen sie auf die lobenswerte<br />

Idee, Donnerstag- und Freitagmittag ein Menü<br />

« Composition du Midi » anzubieten, das für einen Preis<br />

von 62 Euro einen Gruß aus der Küche, ein Fischgericht,<br />

ein Fleischgericht, ein Dessert<br />

und einen Assiette gourmande<br />

umfasst. Eine ausgezeichnete<br />

Möglichkeit, eine Vorstellung<br />

vom Talent dieses Küchenchefs<br />

zu bekommen.<br />

Darüber hinaus gibt es<br />

noch ein zweites Restaurant,<br />

die Winstub, das im typisch<br />

elsässischen Stil dekoriert<br />

ist: rot-weiß karierte Stoffe,<br />

Tische aus hellem Holz,<br />

Gugelhupf-Formen als Brotkorb<br />

… Dort kann man lokale<br />

Spezialitäten wie Schnecken,<br />

Gänseleberpastete, Zwiebelkuchen,<br />

Sauerkraut oder auch<br />

den berühmten elsässischen<br />

Baeckeoffe (ein Gericht, bei<br />

dem drei Fleischsorten sehr<br />

lange im Ofen geschmort<br />

werden) genießen. Die Preise sind absolut erschwinglich<br />

(Menü « Stub » 27 Euro, Menü « Terroir » 32 Euro). Direkt<br />

gegenüber vom Chambard, auf der anderen Straßenseite,<br />

hat Olivier Nasti Flamme & Co eröffnet, wo man den traditionellen<br />

Flammkuchen in neuer Form entdecken kann.<br />

Ob herzhaft oder süß, auch hier tragen die klassisch elsässischen<br />

Gerichte die Handschrift des mit zwei Sternen<br />

gekrönten Kochs. Und dieser Genuss ist noch erschwinglicher,<br />

die Gerichte kosten ab 11 Euro. Genug Gründe<br />

also, das Haus der Familie Nasti zu betreten!<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


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Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 67


FRANKREICH HEUTE Wirtschaft<br />

FRANKREICH-DEUTSCHLAND:<br />

Der Krieg der Gummibärchen ist erklärt!<br />

Der französische Konzern Carambar &<br />

Co, die Nummer zwei im Süßwarenmarkt<br />

des Hexagons und Inhaber von<br />

Kultmarken wie Carambar, Malabar,<br />

Suchard, Kaba, La Pie qui Chante, Krema<br />

oder Poulain, hat beschlossen, das<br />

mit einem Marktanteil von knapp 40 %<br />

in Frankreich in diesem Markt führende<br />

deutsche Großunternehmen Haribo<br />

zu entthronen. Carambar gegen Goldbären:<br />

Der Krieg hat begonnen!<br />

Die kleine Welt der französischen Süßwarenindustrie<br />

lag lange Zeit in einem Dornröschenschlaf.<br />

Obwohl die Franzosen Süßigkeiten<br />

durchaus lieben, haben sie sich jahrzehntelang<br />

darauf beschränkt, dieselben Marken zu naschen:<br />

nämlich die, die sie aus ihrer Kindheit kannten. Sie<br />

haben ihren Kaubonbons und Pralinen aus der heimischen<br />

Erzeugung die absolute Treue gehalten –<br />

sofern es nicht einfach mangelnde Neugier<br />

ausländischen Süßwaren gegenüber war. So<br />

sind im Laufe der Zeit einige dieser Produkte<br />

in Frankreich zu regelrechten Kultmarken<br />

avanciert, was im Übrigen nichts Ungewöhnliches<br />

ist: Was die europäische Naschkultur<br />

angeht, so schwören die Deutschen auf ihre<br />

Goldbären und Color-Rado von Haribo und<br />

die Franzosen eben auf ihre legendären Carambar-Riegel<br />

und Malabar-Kaugummis.<br />

Auf beiden Seiten des Rheins herrschen über<br />

die Naschhaftigkeit hinaus echte Zuneigung<br />

und wahrhafter Stolz auf Gummibärchen, Kaubonbons<br />

& Co., die fast als Teil des jeweiligen<br />

Kulturerbes gelten.<br />

Der gute Geschmack<br />

mit Vergangenheit<br />

Das « echte Bonbon » in Frankreich, das alle<br />

kennen und lieben, ist ein Bonbon mit Tradition,<br />

ein « Bonbon mit Geschichte ». So gut wie jeder<br />

kennt die Pastille Vichy: Sie wurde 1825 erfunden,<br />

damit Kurgäste der Stadt Vichy zu Hause die<br />

Wirkung der Kur verlängern können. Neben Zucker<br />

besteht sie aus den Mineralsalzen des Quellwassers,<br />

und sie verkauft sich auch heute trotz ihres<br />

etwas altmodischen Auftritts noch recht gut, vor allem<br />

in Supermärkten und an Autobahntankstellen.<br />

Im Regal der französischen Süßigkeiten, die man<br />

unbedingt kennen sollte, findet man natürlich auch<br />

Carambar, das 1954 kreierte « Kaubonbon, das an<br />

den Zähnen klebt ». Der klassische Carambar-Riegel<br />

besteht aus einer Mischung aus<br />

Karamell und Schokolade, inzwischen existieren<br />

aber auch Varianten ohne Karamell,<br />

dafür mit Fruchtgeschmack. In Marcq-en-<br />

Baroeul, einem Vorort von Lille, werden<br />

täglich immer noch 7 Millionen Carambar<br />

produziert. Ein Merkmal, das mit zur<br />

Berühmtheit von Carambar beigetragen<br />

hat, sind die Witze auf der Innenseite des<br />

Verpackungspapiers. Viele machen sich<br />

einen Spaß daraus, vor dem Verspeisen des<br />

Kaubonbons zuerst Freunden den Witz vorzulesen.<br />

Dies ist in Frankreich so verbreitet,<br />

dass es im alltäglichen Sprachgebrauch sogar<br />

den Ausdruck gibt « einen Carambar-Witz<br />

machen », was ein Synonym für eine Art von<br />

einfachem Pausenhofwitz ist. Weitere französische<br />

Süßigkeiten mit Kultstatus sind der<br />

Kaugummi Malabar, der 1958 erfunden wurde,<br />

das Schokobonbon Mi-Cho-Ko der Marke La Pie qui<br />

Chante, das bereits 1921 in Marseille « das Licht der<br />

Welt erblickte », das fruchtige Kaubonbon Krema<br />

(1923) oder die Schokoladenpraline Rocher Suchard<br />

(1948), die zur Freude mancher Schokoliebhaber<br />

nach wie vor im Werk in Straßburg hergestellt<br />

wird.<br />

Beliebte, aber vernachlässigte Süßigkeiten<br />

Die Franzosen hängen also sehr an ihren<br />

kleinen nationalen Süßigkeiten. Betrachtet man<br />

die Angelegenheit objektiv, stellt man allerdings<br />

fest, dass sie sie lange Jahre nicht sehr beachtet<br />

haben. Fast niemand hat bemerkt, dass<br />

diese Marken ganz allmählich in einen Dornröschenschlaf<br />

gefallen sind. Manche waren<br />

sogar vom Verschwinden bedroht, da sich der<br />

Geschmack veränderte und die internationale<br />

Konkurrenz immer präsenter wurde. Heute<br />

wollen junge Menschen « prickelnd saure »<br />

Fruchtgummis, Bonbons in knalligen Farben<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


und originellen Formen, Süßigkeiten,<br />

die an die Helden ihrer Filme,<br />

Serien und Comics erinnern. Das<br />

hat also nichts mehr mit dem Auftritt<br />

einer Vichy-Pastille oder eines<br />

Carambar-Riegels zu tun.<br />

Die Franzosen, ihre politischen Vertreter<br />

eingeschlossen, waren ihren ach so<br />

geliebten Süßigkeiten gegenüber manchmal<br />

sogar richtig undankbar: Im März 2017 wollte ein<br />

Politiker während der Wahlkampagne für Emmanuel<br />

Macron den Wählern der Stadt Toulouse mit einer<br />

süßen Aufmerksamkeit eine Freude machen. Er kaufte<br />

in einem Geschäft für 102,80 € insgesamt 17,8 Kilo<br />

Schaumzucker-Erdbeeren von Haribo und ließ damit<br />

die nationalen Süßwaren einfach links liegen.<br />

Das bekam ihm schlecht. Der – zudem erfahrene<br />

– Politiker versuchte, dies als Ausgabe für die<br />

Wahlkampagne des späteren Präsidenten der<br />

Republik abzurechnen, was von der Commission<br />

Nationale des Comptes de Campagne<br />

(CNCCFP), der Nationalen Kommission für<br />

Wahlkampfabrechnung, abgelehnt wurde …<br />

Diese Anekdote ist nur ein kleines Beispiel dafür,<br />

wie sich die Zukunft der französischen Süßwaren durch<br />

Nichtbeachtung verdüsterte. Es fehlte an vorausschauendem<br />

Denken, an Forschung, an Investitionen, und so<br />

gingen viele französische Marken dieser Branche langsam<br />

zugrunde oder wurden durch ausländische Unternehmen<br />

übernommen. 2010 kaufte beispielsweise der amerikanische<br />

Nahrungsmittelriese Mondelez mehrere legendäre<br />

französische Marken. Erstaunlicherweise nahm davon<br />

niemand Notiz: Malabar und Carambar in amerikanischem<br />

Besitz? Das schien sich in Frankreich nicht herumgesprochen<br />

zu haben. Schließlich waren diese Produkte<br />

im Handel immer noch präsent und schmeckten immer<br />

noch gleich. Worüber sollte man sich da Sorgen machen?<br />

Was Mondelez angeht, so wurde das Unternehmen der<br />

Produkte bald überdrüssig, da sie im Grunde genommen<br />

zu eng mit dem französischen Markt verknüpft waren,<br />

und stellte die Investitionen ein. In den Fabriken produzierten<br />

die Mitarbeiter zwar weiter die Süßigkeiten, doch<br />

niemand glaubte mehr so recht an die Marken. Für das<br />

deutsche Unternehmen Haribo war dies ein « gefundenes<br />

Fressen », denn aufgrund dieser Situation konnte es seinen<br />

Marktanteil auf 40 % ausbauen und die Nummer eins in<br />

dieser Branche im Hexagon werden.<br />

Eine bunte Süßwarenmischung<br />

wieder unter demselben Dach vereint<br />

Obwohl die Zukunft der französischen Süßwaren<br />

also höchst unsicher war, beschloss die Investmentgesellschaft<br />

Eurazeo (die Vermögenswerte im Wert von 15<br />

Milliarden Euro verwaltet) im Mai 2017, die legendären<br />

französischen Marken zu kaufen. Das zu diesem Zweck<br />

neu gegründete Unternehmen<br />

Carambar & Co sollte ihnen wieder<br />

neues Leben einhauchen. Seitdem<br />

sind unter dem Dach von Carambar<br />

& Co 12 Kultmarken – unter anderem<br />

Carambar, Malabar, Suchard, Kaba,<br />

Vichy – zusammengefasst: eine schöne<br />

Mischung der berühmtesten französischen<br />

Süßigkeiten. Vor allem aber<br />

hat Eurazeo dem Unternehmen durch<br />

Investitionen in Höhe von 220 Millionen<br />

Euro bedeutende Mittel an die Hand gegeben:<br />

Genug, um diese Marken aus ihrem<br />

Dornröschenschlaf zu wecken und ihnen<br />

wieder eine neue Dynamik zu verleihen, sie<br />

weiterzuentwickeln. Allein das Marketing-<br />

und Kommunikationsbudget wurde<br />

innerhalb weniger Monate verdreifacht.<br />

Es wurden Forschungszentren gegründet,<br />

um neue Produkte zu<br />

entwickeln, die den heutigen Konsumentenbedürfnissen<br />

entsprechen.<br />

Kurz: Die kleine Welt der französischen<br />

Süßwaren lebt wieder auf!<br />

Ziel: Haribo Kontra bieten und<br />

Marktanteile wegnehmen<br />

Das Unternehmen Carambar & Co hat heute einen<br />

Anteil von 17 % an diesem Markt in Frankreich. Damit<br />

will man sich aber nicht zufriedengeben. Das Ziel ist<br />

klar: investieren, sich mit anderen Herstellern zusammenschließen<br />

– diese im Notfall kaufen – und dem deutschen<br />

Großunternehmen Haribo Kontra bieten, indem man auf<br />

Made in France setzt. Eine ehrgeizige Zielsetzung!<br />

Diesen Herbst hat Carambar & Co darüber informiert,<br />

dass man in Verhandlungen mit Lutti ist, einer Tochtergesellschaft<br />

des deutschen Unternehmens Katjes. Das hat<br />

in der Welt der Süßwaren ein kleines Erdbeben ausgelöst.<br />

Lutti ist in Frankreich die Nummer drei in dieser Branche<br />

und besitzt beispielsweise die Marken Arlequin und<br />

Scoubidou. Die Annäherung dürfte bis Jahresende unter<br />

Dach und Fach sein. Durch die Bündelung der Marktanteile<br />

(17 % von Carambar & Co sowie 12 % von Lutti, also<br />

insgesamt 29 %) würde ein ernstzunehmender Konkurrent<br />

entstehen, der besser in der Lage wäre, Haribo (38,7 %)<br />

die Stirn zu bieten. 2016 hatte Haribo sein berühmtes<br />

Kaubonbon mit Fruchtgeschmack Maoam (d e r B e g r i ff<br />

steht für « Mundet allen ohne Ausnahme ») auf dem französischen<br />

Markt lanciert und damit Carambar den Krieg<br />

erklärt. Das deutsche Unternehmen wollte dadurch seine<br />

Führungsposition im Hexagon ausbauen. Heute geht nun<br />

Carambar & Co in die Offensive. Carambar gegen Haribo:<br />

Die Herausforderung ist riskant. Auf alle Fälle werden<br />

die deutschen und französischen Naschkatzen den Kampf<br />

aufmerksam verfolgen …<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · <strong>69</strong>


FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />

Der unglaubliche Streit um<br />

« Die großen Leute sind entschieden ganz ungewöhnlich. » Diese Worte legte der Autor des Petit Prince,<br />

Antoine de Saint-Exupéry (1900-1944), seinem Helden in den Mund. Mehr als 75 Jahre nach der ersten<br />

Veröffentlichung – das Buch erschien 1943 in New York, in Frankreich erst 1946 – könnte die von Saint-<br />

Exupéry erdachte Figur heute dieselben Worte benutzen, wenngleich mit einem ironischen Unterton:<br />

Denn während das Geheimnis um den Tod des Schriftstellers allmählich gelüftet wird, machen die Erben<br />

mit Streitigkeiten vor Gericht von sich reden.<br />

Am 5. April dieses Jahres fällte das französische Kassationsgericht,<br />

die höchste juristische Instanz des Landes, ein Urteil in<br />

der Sache « Saint-Exupéry ». Man sollte lieber sagen: « Eines<br />

mehr …» Dazu muss man wissen, dass sich die Erben des Autors des<br />

Kleinen Prinzen regelmäßig vor Gericht treffen – was vor allem außerhalb<br />

Frankreichs weitgehend unbekannt ist. Seit Jahrzehnten streiten sie<br />

sich dabei mit einer Verbohrtheit und Entschlossenheit, die durch nichts<br />

zu übertreffen ist, sieht man einmal von den Geldbeträgen ab, die auf<br />

dem Spiel stehen …<br />

Zugegebenermaßen geht es nicht gerade um wenig: Der Kleine<br />

Prinz stellt ein verlegerisches Phänomen mit einer globalen Reichweite<br />

dar, wie es nicht viele gibt. Mit mehr als 300 veröffentlichten<br />

Übersetzungen zählt es zu den meistübersetzten Büchern der Welt.<br />

Es scheint sogar, als liege es in diesem Punkt nach der<br />

Bibel auf Platz zwei. Diese Tatsache macht das Werk<br />

zweifellos zu einer Goldmine und generiert beeindruckende<br />

Zahlen: Seit der ersten Auflage wurden auf den<br />

fünf Kontinenten mehr als 145 Millionen Exemplare<br />

abgesetzt. Allein in Frankreich, wo das Buch auf dem<br />

vom Erziehungsministerium erstellten Lehrplan für die<br />

6. Klasse steht, verkaufen sich heute Jahr für Jahr immer<br />

noch 400 000 Exemplare. 2013, anlässlich des 70. Jahrestages<br />

der Ersterscheinung in den Vereinigten Staaten,<br />

präzisierte der glückliche Verleger, der angesehene französische<br />

Verlag Gallimard, gegenüber der französischen<br />

Presseagentur AFP: « Die Zahl bleibt stabil und geht<br />

nicht zurück. » Davon können die meisten Autoren und<br />

Verleger nur träumen, und das ruft natürlich Begehrlichkeiten<br />

hervor …<br />

Um die derzeitige Situation zu verstehen, muss man<br />

zunächst in die Vergangenheit eintauchen: Am 31. Juli<br />

1944 befand sich Kommandant Antoine de Saint-Exupéry<br />

auf einem Aufklärungsflug, um die Landung der Alliierten<br />

in der Provence vorzubereiten, als sein Flugzeug abstürzte. Die<br />

genaue Absturzstelle konnte nicht lokalisiert werden, von Saint-Exupéry<br />

gab es keine Spur. Von diversen Spekulationen über den Ort des<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


das Erbe von Saint-Exupéry<br />

Absturzes, der beispielsweise auch in den Alpen vermutet<br />

wurde, war das Mittelmeer eine der bevorzugten.<br />

Trotz zahlreicher Hypothesen blieb diese Angelegenheit<br />

bis 1998 mysteriös. Dann machte jedoch ein Fischer<br />

einen ganz unwahrscheinlichen Fang: Mit seinem Netz<br />

fischte er ein Namensarmband mit der Gravur « Antoine<br />

de Saint-Exupéry » aus dem Mittelmeer. Die Familie des<br />

berühmten Schriftstellers, der nichts von der Existenz<br />

eines solchen Schmuckstückes bekannt war und die daher<br />

dessen Echtheit bezweifelte, veranlasste aufwändige<br />

Recherchen. Diese führten zu dem Ergebnis, dass Saint-<br />

Exupéry das Armband 1942 in New York von seiner Frau<br />

Consuelo erhalten hatte. « Damit wollten sie immer aneinander<br />

denken, denn er hatte ihr im Gegenzug ein Armband<br />

aus Gold geschenkt. Das Schicksal wollte es, dass er<br />

das Armband seiner Frau als Erinnerung bei sich trug, als<br />

er in den Krieg zog », gab Olivier d‘Agay, ein Großneffe von<br />

Saint-Exupéry an. Nach dem Fund dieses Armbands leitete<br />

man Nachforschungen ein, bei denen Teile eines Flugzeugs vom<br />

Typ « Lighting P38 » entdeckt und in der Folge als zum Flugzeug<br />

des Schriftstellers zugehörig identifiziert wurden.<br />

Weitere Forschungen ergaben, dass das Flugzeug von<br />

Saint-Exupéry offensichtlich von der deutschen Luftwaffe<br />

abgeschossen worden war. In einem 2008 veröffentlichten<br />

Buch (Saint Exupéry, l’ultime secret, Jacques Pradel und Luc<br />

Vanrell, Éditions du Rocher) erzählt Horst Rippert, wie er<br />

als Pilot einer Messerschmitt am 31. Juli 1944 gegen 14.30<br />

Uhr zwischen Toulon und Marseille das Flugzeug von Saint-<br />

Exupéry entdeckte und abschoss, natürlich ohne die Identität<br />

des Piloten zu kennen. « Hätte ich es gewusst, hätte ich niemals<br />

geschossen », gibt er an. Als er erfuhr, wer am Steuerknüppel des<br />

abgeschossenen Flugzeugs saß, habe er zu sich gesagt: « Welch eine<br />

Katastrophe! Was hast du da getan! » Er versucht, es zu erklären:<br />

« Aber ich habe ihn nicht gesehen. Ich habe nicht auf einen Menschen<br />

gezielt, den ich kannte. Ich habe auf ein feindliches Flugzeug<br />

geschossen, das abgestürzt ist, das ist alles … »<br />

Es scheint also, dass Saint-Exupéry mit seinem Flugzeug ins<br />

Meer stürzte und dabei ums Leben kam. Ein vor Kurzem erschienenes<br />

Buch (Saint-Exupéry, révélations sur sa disparition, Éditions<br />

Vtopo) hinterfragt allerdings die genauen Todesumstände. Überraschenderweise<br />

geben diese Enthüllungen zur Vermutung Anlass,<br />

dass der Schriftsteller das Unglück überlebt haben könnte.<br />

Das Gemeinschaftswerk von François d’Agay, Bruno Faurite –<br />

ein Nahestehender der Familie von Saint-Exupéry – sowie den<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 71


FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />

Unterwasserarchäologen Lino von Gartzen und Luc Vanrell präsentiert<br />

vor allem die Aussage der Tochter eines deutschen Soldaten namens<br />

Karl Böhm. Dieser war damals auf einem Rettungsschiff der Luftwaffe<br />

im Mittelmeer unterwegs. Er hatte seiner Tochter von der Rettung<br />

eines schwerverletzten französischen Piloten erzählt, der gesagt haben<br />

soll, er sei ein berühmter Schriftsteller. Nach Aussage von Karl Böhm<br />

soll der Pilot zum Verhör auf einen Flugplatz nach Saint-Martin-de-<br />

Crau gebracht worden und dort seinen Verletzungen erlegen sein. Oder<br />

den Folgen einer zu « handfesten » Befragung … Die Umstände sind<br />

also nach wie vor noch nicht genau bekannt …<br />

Eines ist dagegen sicher: Antoine de Saint-Exupéry<br />

hatte bei seinem Tod im Jahr 1944 keine Kinder.<br />

Das Erbe – die Erlöse aus den Eigentumsrechten<br />

seiner Bücher – wurde demnach auf die Familienmitglieder<br />

und seine Witwe, Consuelo de Saint-Exupéry,<br />

aufgeteilt. Das Urheberpersönlichkeitsrecht<br />

für das Werk des Schriftstellers – also das Recht<br />

darüber zu entscheiden, was mit dem Werk gemacht<br />

werden darf – fiel dagegen ausschließlich den Blutsverwandten<br />

zu. Consuelo akzeptierte dies nicht und<br />

beging einen schwerwiegenden Fehler: Sie erstellte<br />

falsche Dokumente, laut denen sie ebenfalls einen<br />

Teil der Urheberpersönlichkeitsrechte erhielt. Die<br />

Witwe wurde jedoch entlarvt und musste nun den<br />

ursprünglichen – für sie trotz allem vorteilhaften –<br />

Kompromiss akzeptieren, den ihr die Mutter von<br />

Saint-Exupéry – im Bestreben, einen Skandal zu<br />

vermeiden – anbot: Die Witwe erhielt 50 % der<br />

Eigentumsrechte, die restlichen 50 % gingen an<br />

die blutsverwandten Erben (die Mutter<br />

und die beiden noch lebenden<br />

Schwestern). Das Urheberpersönlichkeitsrecht<br />

blieb wie vorgesehen<br />

der Familie vorbehalten, und Consuelo<br />

hatte demnach kein Recht,<br />

über die Verwendung des Werks zu<br />

entscheiden. Die diesbezügliche Vereinbarung<br />

wurde am 29. Mai 1947<br />

unterzeichnet.<br />

1979, nach dem Tod von Consuelo,<br />

wurde José Martínez Fructuoso,<br />

der Mann ihres Vertrauens – zunächst<br />

ihr Gärtner, dann ihr Sekretär<br />

und vielleicht ihre letzte Liebe – ihr<br />

Alleinerbe. Er erhielt die zahlreichen<br />

Notizen, Briefe, Papiere und Manuskripte<br />

von Saint-Exupéry, die sich im<br />

Besitz der Witwe befanden, sowie die<br />

Hälfte der Urheberrechte. Doch nach<br />

wie vor war nur die « Blutsverwandtschaft<br />

», die heute in der Erbengemeinschaft<br />

Succession Antoine de Saint-Exupéry-d’Agay zusammengefasst<br />

ist, berechtigt, neue Nutzungen<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


des Werks von Saint-Exupéry sowie daraus abgeleitete Merchandisingprodukte zu<br />

genehmigen oder auch nicht.<br />

Die Beziehungen zwischen den beiden Lagern waren schnell angespannt. Anlässlich<br />

einer in der Pariser Bibliothèque nationale de France (BNF) organisierten Ausstellung<br />

wurde ein Katalog veröffentlicht, in dem unterschwellig angedeutet wurde,<br />

Consuelo sei eine Art « Irrtum » im Leben Saint-Exupérys gewesen. Es ist nachvollziehbar,<br />

dass dies José Martínez Fructuoso sehr verletzte. 2005 publizierte dieser auf<br />

der Basis des geerbten Materials ein Buch mit bis dato unveröffentlichten Briefen<br />

von Saint-Exupéry an Consuelo (Antoine et Consuelo de Saint-Exupéry, un amour de<br />

légende, Éditions Les Arènes). Er kümmerte sich nicht darum, dafür die Erlaubnis<br />

von der Erbengemeinschaft Succession Antoine de Saint-Exupéry-d’Agay einzuholen.<br />

Damit begann eine lange Serie von Familienstreitigkeiten. Die « blutsverwandten »<br />

Erben gingen vor Gericht und erwirkten die Verurteilung des Verlages Les Arènes zu<br />

einer Geldstrafe von 68 500 Euro wegen Verstoß gegen das Urheberpersönlichkeitsrecht.<br />

In der Folge begann die Erbengemeinschaft damit, « moderne » Nutzungen des<br />

Werks von Saint-Exupéry zu entwickeln und an die neuzeitlichen Anforderungen<br />

« des Marktes » anzupassen. So wurden zahlreiche Handelsgesellschaften gegründet,<br />

Merchandisingprodukte kreiert und audiovisuelle Bearbeitungen des Petit Prince<br />

lanciert. Dies alles verschärfte die Auseinandersetzungen zwischen den Erben, die<br />

sich bereits 20 Jahre lang unaufhörlich um die Rechte aus der Nutzung des Werkes<br />

von Saint-Exupéry stritten. Eine gerichtliche Auseinandersetzung folgte auf die<br />

andere, die Entscheidungen fielen einmal zugunsten der einen Seite, das nächste<br />

Mal zugunsten der anderen Seite aus. Bis vor Kurzem nun das Kassationsgericht auf<br />

höchster Ebene ein Urteil fällte, das die Vereinbarung aus dem Jahr 1947 bestätigt:<br />

Das Urheberpersönlichkeitsrecht ist in der Tat auf die « blutsverwandten Erben »<br />

beschränkt.<br />

Eines ist sicher: Die Summen, die auf dem Spiel stehen, sind erheblich. Die genaue<br />

Höhe ist jedoch ein gut gehütetes Geheimnis. Der französische Herausgeber<br />

des Petit Prince, der Verlag Gallimard, hat zwar den Auftrag, die Vergütungen für<br />

die Rechte einzuziehen, die im Ausland für die zahlreichen Übersetzungen anfallen,<br />

und diese zu gleichen Teilen an die Erben auszuzahlen, doch dies läuft mit<br />

höchster Diskrektion ab, und es werden keinerlei Zahlen veröffentlicht. Aus dem<br />

« Lager » Martínez hört man, dass dort pro Jahr « rund 150 000 Euro von Gallimard<br />

und zwischen 30 000 und 100 000 Euro aus Merchandisingprodukten » eingehen.<br />

Schätzungen zufolge soll die Nutzung der Figur des Kleinen Prinzen rund « drei<br />

Millionen Euro pro Jahr » einbringen. Eine Information, die sich allerdings nicht<br />

überprüfen lässt.<br />

Allerdings ist verständlich, warum sich die gerichtlichen Auseinandersetzungen<br />

und die Streitigkeiten zwischen den beiden Lagern in den letzten Jahren häuften:<br />

Was die Einnahmen aus den Rechten am Werk von Saint-Exupéry angeht, so läuft<br />

der Countdown. In vielen Ländern erlosch bereits 2015 das Urheberrecht und das<br />

Werk wurde Gemeingut. In Frankreich wird dies zwar erst 2032 der Fall sein, dennoch<br />

war es höchste Zeit, alles daranzusetzen, Nutzungsrechte für sich zu beanspruchen<br />

beziehungsweise bereits erworbene Rechte zu bewahren. Die Ansprüche<br />

aus dem geistigen Eigentum werden sich dann nämlich deutlich reduzieren. Das<br />

Urheberpersönlichkeitsrecht kann dagegen immer geltend gemacht werden. Die<br />

Inhaber, also die « blutsverwandten Erben » haben demnach bei der Nutzung des<br />

Werks von Saint-Exupéry immer ein Wörtchen mitzureden und können beispielsweise<br />

für die Prüfung derartiger Nutzungsanfragen eine Vergütung verlangen. Eine<br />

Situation also, die zweifellos bei den Erben des Urheberpersönlichkeitsrechts weitere<br />

Begehrlichkeiten wecken könnte … Die großen Leute sind entschieden ganz<br />

ungewöhnlich …<br />

Die 4. Auflage der Kalender-Reihe<br />

„Bretagne“ der<br />

Sächsisch-Bretonischen<br />

Gesellschaft zeigt für das<br />

kommende Jahr 13 Fotos<br />

bretonischer Gärten des<br />

Fotografen Michel Ogier<br />

aus Rennes.<br />

A3-Hochformat: 42 x 30<br />

cm, Spiralbindung mit Aufhänger,<br />

14 Blatt auf Bilderdruckpapier,<br />

Rückpappe.<br />

Ansicht und Kauf für 9,90 €<br />

zzgl. Versand im Weltbuch-<br />

Online-Shop unter: www.<br />

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© <strong>2018</strong><br />

Sächsisch-<br />

Bretonische<br />

Gesellschaft<br />

e.V. in Kooperation<br />

mit<br />

der Weltbuch<br />

Verlag GmbH,<br />

Dresden/<br />

Sargans<br />

S Ä C H S I S C H<br />

BRETONISCHE<br />

GESELLSCHAFT<br />

weltbuch<br />

verlag


FRANKREICH HEUTE Quand on aime la France …


Serie: Quand on aime la France (2)<br />

René Martin ist einer der berühmtesten Organisatoren und künstlerischen Leiter von Musikfestivals<br />

weltweit. Der heute 68-jährige Franzose mit internationalem Renommee hat sich bereits als<br />

Jugendlicher musikalisch betätigt: Er gründete zunächst eine Rockgruppe, wandte sich dann dem<br />

Jazz und schließlich der klassischen Musik zu. Mit seinem kleinen Team in Nantes organisiert er pro<br />

Jahr mehr als 1600 Konzerte auf der ganzen Welt. Von ihm stammt das Konzept für das Klassikfestival<br />

La Folle Journée in Nantes, das 1995 zum ersten Mal stattfand und mittlerweile sogar in Brasilien,<br />

Polen, Russland und Japan umgesetzt wird. In Frankreich erleben haben wir bereits über zwei<br />

Veranstaltungen berichtet, hinter denen René Martin steht: die Festivals in der Grange de Meslay<br />

(Ausgabe <strong>Nr</strong>. 60) und in La Roque d‘Anthéron (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 67).<br />

René Martin, Sie organisieren heute mehr als 1600 Konzerte<br />

pro Jahr auf der ganzen Welt. Das ist eine beträchtliche Zahl,<br />

die Sie unbestritten zu einem der wichtigsten Organisatoren<br />

im musikalischen Bereich macht. Das bekannteste Musikfestival<br />

ist vermutlich La Folle Journée, das Sie 1995 in Nantes<br />

lancierten. Wie entstand diese Idee?<br />

Selbst wenn es Sie im Zusammenhang mit einem<br />

Klassikfestival vielleicht erstaunen mag, aber die Idee<br />

kam mir beim Besuch eines Konzertes von U2 im Stadion<br />

von Nantes. Als ich dort die 35 000 jungen Menschen<br />

versammelt sah, die – fast alle im Stehen – begeistert der<br />

Rockmusik zuhörten, dachte ich mir, dass man vielleicht<br />

das Image von Klassikkonzerten etwas verändern sollte,<br />

dass diese ebenfalls durch mehr Dynamik und Begeisterung<br />

geprägt sein sollten. Ich wollte etwas machen, das<br />

die Menschen anspricht, das sie verstehen, etwas Heiteres.<br />

Die Idee des Festivals La Folle Journée besteht<br />

darin, eine große Anzahl an Konzerten an verschiedenen<br />

Orten der Stadt zu organisieren. Um<br />

die Annäherung an die klassische Musik zu<br />

erleichtern, dauert jedes aber nur 45 Minuten.<br />

Die Besucher können ihren eigenen<br />

Musikparcours zusammenstellen<br />

oder sich einfach treiben lassen.<br />

Es ist wie ein musikalischer<br />

Strudel,<br />

der sich in der ganzen Stadt ausbreitet. Tatsächlich hat das<br />

Festival niemals nur einen Tag gedauert, bereits bei der<br />

ersten Auflage war es ein Wochenende.<br />

Auf jeden Fall kann man sagen, dass das Konzept ankam …<br />

Ja, bereits im ersten Jahr hat La Folle Journée regelrechte<br />

Begeisterung ausgelöst. Es wurden 24 000 Eintrittskarten<br />

verkauft, seitdem steigt die Zahl stetig an.<br />

Im Durchschnitt finden heute bei diesem Festival 250<br />

Konzerte statt, an denen 1500 Künstler aus der ganzen<br />

Welt beteiligt sind, und wir verkaufen 140 000 Tickets.<br />

Zugegebenermaßen steckt hinter dem Festival schon ein<br />

bisschen Wahnsinn.<br />

Frankreich hat eine besondere Beziehung zu Festivals: Es gibt<br />

ausgesprochen viele davon …<br />

Das ist nicht von der Hand zu weisen. In Frankreich<br />

kreiert jedes kleine Dorf, das einen eigenen Charme, eine<br />

historische Besonderheit und eine andere interessante<br />

touristische Attraktivität zu bieten hat, sein Festival. Das<br />

ist wirklich ein charakteristischer Zug, den ich in dieser<br />

Ausprägung aus Italien, Portugal, Spanien und selbst aus<br />

Deutschland nicht kenne. Im Hexagon begann die Entwicklung<br />

mit einigen großen Veranstaltungen – denken<br />

Sie an das Theaterfestival in Avignon oder das Klassikfestival<br />

in La Roque d‘Anthéron –, die die Menschen für<br />

sich eingenommen haben. Ihr Erfolg hat dann Bürgermeister<br />

und Akteure im Kulturbereich dazu animiert,<br />

andere Festivals ins Leben zu rufen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 75


FRANKREICH HEUTE Quand on aime la France …<br />

Woher kommt Ihrer Meinung nach diese französische Vorliebe<br />

dafür, Festivals zu organisieren?<br />

In Frankreich herrschen in dieser Beziehung echte<br />

Unternehmungslust und Risikofreude. Vor allem aber ist<br />

die Resonanz beim Publikum<br />

gut. Die Franzosen sind begeistert,<br />

wenn man in ihrem Dorf,<br />

in ihrer Stadt etwas organisiert,<br />

und unterstützen solche Veranstaltungen.<br />

Sie sind bereit,<br />

sich darauf einzulassen, selbst<br />

wenn sie ein Thema nicht kennen.<br />

Wenn in ihrer Nähe etwas<br />

organisiert wird, dann sind sie<br />

neugierig und kommen. Wenn<br />

es Ihnen als Veranstalter gelingt,<br />

sie einzubeziehen, dann<br />

stoßen Sie selbst in den entlegensten<br />

ländlichen Gebieten<br />

bei den Menschen auf Interesse.<br />

Allerdings dürfen Sie nicht überheblich auftreten.<br />

Es ist erstaunlich und oft berührend zu sehen, welches<br />

Ausmaß dies manchmal annehmen kann. Würde man alle<br />

Besucher zusammenzählen, die pro Jahr die französischen<br />

Festivals besuchen, dann käme eine enorme Zahl heraus,<br />

davon bin ich überzeugt. Allein das Festival in La Roque<br />

d‘Anthéron, das in einem kleinen provenzalischen Dorf<br />

stattfindet und ganz spezifisch der Klaviermusik gewidmet<br />

ist, zieht jedes Jahr 80 000 Menschen an.<br />

Bedeutet dies, dass die Festivals in Frankreich Neulingen gegenüber<br />

offener sind?<br />

Das ist eine sehr interessante Frage. Für einen Programmgestalter<br />

ist sie sogar ein zentraler Punkt. Ich stelle<br />

sie mir sehr oft, vor allem bei Reisen ins Ausland. In<br />

Deutschland beispielsweise gibt es zahlreiche Musikfestivals,<br />

die zudem qualitativ sehr hoch angesiedelt sind. Doch<br />

jedes Mal stelle ich fest, dass das Publikum zum Großteil<br />

aus regelmäßigen Festivalbesuchern, teilweise sogar aus<br />

Insidern besteht. Das künstlerische Niveau in Deutschland<br />

ist außergewöhnlich. Das musikalische Leben in<br />

Städten wie Köln, München oder Berlin ist sehr vielfältig<br />

und das Publikum zeigt sich präsent. Aber das Publikum<br />

der diversen Veranstaltungen besteht aus Kennern, die<br />

sich nur selten untereinander mischen: Man hört entweder<br />

regelmäßig Jazz oder Klassik oder Weltmusik, bleibt<br />

aber in der Regel bei seinem Lieblingsgenre. In Frankreich<br />

ist das anders. Jemand, der ein Jazzfestival besucht,<br />

hat oft auch Lust einen anderen Musikstil zu hören. Vor<br />

allem lässt er sich mitreißen. In gewisser Weise erscheint<br />

mir das Publikum in Frankreich anpassungsfähiger. Und<br />

das beginnt schon in jungen Jahren: Wenn ich mit einem<br />

Publikum in der Altersgruppe von 18 bis 25 Jahren arbeite,<br />

stelle ich oft fest, dass diese jungen Menschen zwar in<br />

der Regel einen ganz bestimmten Musikstil bevorzugen,<br />

es aber meist akzeptieren, wenn ich ihnen etwas ganz anderes<br />

vorschlage. Sie sind offen. Es gibt in Frankreich eine<br />

Neugierde, die vielleicht etwas anders ausgerichtet ist. Auf<br />

jeden Fall aber gibt es eine ausgeprägte Lust auf musikalische<br />

Entdeckungen – vielleicht<br />

sogar auf Abenteuer.<br />

Sind die Vorstellungen von der<br />

Rolle eines Konzert- und Festivalveranstalters<br />

in Frankreich<br />

und Deutschland unterschiedlich?<br />

Vermutlich. Selbstverständlich<br />

arbeite ich viel mit<br />

klassischen Musikensembles<br />

aus Deutschland. Das Land ist<br />

eine unumgängliche Referenz<br />

in diesem Bereich. Erst kürzlich<br />

war ich mit einem Verantwortlichen<br />

der Münchner<br />

Philharmoniker in Japan. Wir haben uns unter anderem<br />

über diesen Punkt unterhalten, und dabei wurde klar, dass<br />

seine Probleme in einem ganz anderen Bereich liegen als<br />

meine: Er hat ein sehr treues Publikum, und um sich diese<br />

Treue zu erhalten, muss er oft dieselbe Linie verfolgen.<br />

Anscheinend ist es für ihn schwierig, dieses Publikum<br />

in eine andere Richtung zu bewegen. Ich dagegen habe<br />

das Gefühl, dass ich mit « meinem » Publikum alles riskieren<br />

kann. Das Publikum vertraut mir nicht nur, sondern<br />

erwartet geradezu, dass ich es etwas aufrüttele, ihm<br />

Türen öffne, ihm ein musikalisches Abenteuer biete. In<br />

Deutschland ist das anders.<br />

Das deutsche Publikum ist demnach traditioneller oder es<br />

möchte auf jeden Fall die eingefahrenen Gleise nicht verlassen?<br />

Sehr wahrscheinlich ist das deutsche Publikum weniger<br />

anpassungsfähig als das französische. Ich glaube<br />

aber, dass das nicht nur eine Frage der Zuhörerschaft<br />

ist. Die großen Konzertveranstalter wagen es vielleicht<br />

einfach gar nicht, eine neue Richtung vorzuschlagen.<br />

Was die zeitgenössische Musik angeht, da bewegt sich<br />

natürlich in Deutschland vieles auf sehr hohem Niveau.<br />

Aber der Gedanke, ein neues Publikum anzusprechen, ist<br />

nicht sehr verbreitet. Die Besucher dieser Konzerte und<br />

Veranstaltungen sind Menschen, die man bereits erobert<br />

hat. In Frankreich versucht man dagegen – und das ist<br />

meine größte Herausforderung – Verbindungen zwischen<br />

den verschiedenen Zielgruppen zu finden: Die Zuhörer,<br />

die zeitgenössische Musik bevorzugen, könnten sich vielleicht<br />

auch für Klassik interessieren. Man darf nicht davor<br />

zurückschrecken, den Menschen musikalische Abenteuer<br />

anzubieten, die sie sich zunächst vielleicht nicht einmal<br />

vorstellen können. Dies ist für mich ein ständiger Antrieb.<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


Ist diese Art von « Querdenken » eine französische Eigenart?<br />

(Lacht) Vermutlich schon ein bisschen. In Frankreich<br />

haben wir zugegebenermaßen eine manchmal etwas verrückte,<br />

abenteuerliche Seite, selbst wenn wir gelegentlich<br />

im ersten Augenblick nicht wissen, wohin die Reise geht.<br />

Die Japaner sagen mir oft, der französische Esprit sei der<br />

Wagemut. Im Übrigen ist es genau das, was ich in Japan,<br />

in diesem hyperorganisierten Land, umsetze. Und man<br />

lässt mich machen, weil ich Franzose bin und weil die Japaner<br />

dieses « Abenteuer à la française » lieben. Sie wissen,<br />

dass wir sie aus ihrem gewohnten Trott herausreißen, und<br />

bringen mir volles Vertrauen entgegen. Aber um dieses<br />

Konzept des musikalischen Abenteuers zu verstehen,<br />

braucht es Zeit.<br />

Arbeiten Sie gerne mit Deutschen zusammen?<br />

Ja unwahrscheinlich gern. Ich liebe es, mit Deutschen<br />

zu arbeiten, und ich lerne viel von ihnen. Sie haben, das<br />

ist nicht zu leugnen, eine Disziplin in ihrer Arbeit und<br />

in Verhandlungen, die wir in Frankreich nicht oder nur<br />

in viel geringerem Ausmaß haben. Ist man mit Deutschen<br />

einmal zu einer Entscheidung gekommen, dann<br />

gibt es daran nichts mehr zu rütteln. Diese Arbeitsweise<br />

ist effizient und das Ergebnis außergewöhnlich. Ich mag<br />

diese Disziplin und diese Organisation. Vielleicht habe<br />

ich ja einen kleinen deutschen<br />

Zug in mir. Gleichzeitig besitze<br />

ich aber die französische<br />

Erfindungsgabe, die meine<br />

deutschen Kollegen anscheinend<br />

suchen; offensichtlich ist<br />

dies bei der Organisation von<br />

Festivals sehr hilfreich. Genau<br />

darin liegt das Interesse der<br />

Zusammenarbeit: Die Komplementarität<br />

ist ideal.<br />

Und wenn Sie vorschlagen würden,<br />

ein Pendant zu La Folle<br />

Journée in Berlin zu organisieren?<br />

Darum bittet man mich regelmäßig. Aber ich glaube<br />

nicht, dass dies sinnvoll wäre. Eine Veranstaltung wie La<br />

Folle Journée muss den Menschen etwas Neues bringen.<br />

Wenn ich die musikalischen Möglichkeiten in Berlin<br />

sehe, die Qualität und die Vielfalt an Konzerten, Opern,<br />

Orchestern, Chören usw., sage ich mir, dass es keinen<br />

Grund gibt, dort ein solches Festival zu organisieren. Dort<br />

gibt es bereits alles. Das brächte keine neuen Eindrücke,<br />

das wäre reines Marketing.<br />

Kommen wir zurück auf Frankreich. Man kennt das Land<br />

und seine sehr zentralistische Organisation von Paris aus. Der<br />

Erfolg der zahlreichen Festivals im ganzen Land beweist, dass<br />

die Provinz durchaus ihren Platz in der französischen Kulturlandschaft<br />

hat. Was meinen Sie dazu?<br />

Ich mag den ländlichen Raum in Frankreich, denn er<br />

ist eine sehr authentische Welt. Die Verhältnisse in Paris<br />

sind vollkommen anders. Sie sind meist intellektueller,<br />

werden oft überschätzt. Wenn man dagegen durch ländliche<br />

Gebiete reist, stellt man fest, dass die Lust auf Kultur<br />

omnipräsent ist. Ich würde sogar sagen, dass die Kultur<br />

überall in Frankreich auch eine politische Seite hat: Selbst<br />

im hintersten Winkel eines entlegenen Dorfes stuft man<br />

sie von offizieller Seite als wesentlich ein. Spricht man mit<br />

einem beliebigen politischen Vertreter eines beliebigen<br />

kleinen Dorfes über musikalische Animation in einem<br />

Kindergarten, einer Grundschule, einem Gymnasium,<br />

stößt man unmittelbar auf Interesse. Er sagt nicht als<br />

Erstes, dass er sich da nicht auskenne, dass er kein Geld<br />

habe oder dass dies nicht seine Priorität sei. Er zeigt sich<br />

neugierig und möchte mehr erfahren. Das bedeutet nicht,<br />

dass er nicht auch zurückhaltend sein kann, dass er nicht<br />

zögert – was durchaus gerechtfertigt ist –, aber er hat auf<br />

jeden Fall ein offenes Ohr, lässt sich darauf ein, sich über<br />

eine Welt Gedanken zu machen, die nicht zwangsläufig<br />

die seine ist. Was den Bereich der Musik angeht, so glaube<br />

ich, dass die Vielfalt kleiner Musikstrukturen, die es<br />

in allen Städten und vielen Dörfern gibt, einen großen<br />

Anteil daran hat. In Frankreich gibt es überall Musikschulen,<br />

seien es manchmal nur<br />

ganz kleine, meist muss man<br />

nur ein paar Kilometer fahren.<br />

Genauso ist es bei den Chören:<br />

In einem einzigen Dorf kann<br />

es sogar mehrere geben. Das<br />

ist wirklich auffallend. Meiner<br />

Meinung nach ist das eine echte<br />

französische Besonderheit.<br />

Was ist der Antrieb dafür? Neugier?<br />

Vermutlich. Ich glaube, dass<br />

jeder von uns eine bestimmte<br />

Neigung zur Kunst, zur Musik hat. Das Problem liegt<br />

darin, dass man sich darüber oft nicht bewusst ist und<br />

sie daher nicht pflegt. Um die Fähigkeit zu haben, sich<br />

anderen gegenüber, der Welt gegenüber zu öffnen, bedarf<br />

es manchmal nur einer kleinen Tür, die – egal auf welche<br />

Weise – geöffnet wird: Das kann bei einer Diskussion mit<br />

Freunden, beim Besuch eines Konzertes oder Festivals<br />

sein. Und wenn ich als Konzert- und Festivalveranstalter<br />

dazu beitragen kann, diese Tür bei anderen zu öffnen,<br />

umso besser. Dann bin ich der glücklichste Mensch auf<br />

Erden.<br />

Zur Information: Die nächste Ausgabe des Festivals La Folle Journée de Nantes<br />

findet vom 30. Januar bis 3. Februar <strong>2019</strong> statt (siehe Kulturprogramm).<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 77


ART DE VIVRE Genuss<br />

Der Rolls-Royce<br />

unter den französischen<br />

Muscheln:<br />

Vielleicht sind Ihnen an der französischen Atlantikküste<br />

oder am Ärmelkanal bei Ebbe bereits einmal lange<br />

Reihen mit Pfählen aufgefallen, die in den Sand gerammt<br />

sind. Sie sind geometrisch exakt ausgerichtet und geben daher<br />

schöne grafische Fotomotive ab. Diese Pfähle werden Bouchots<br />

genannt und dienen als Zuchtbänke für die berühmten « Bouchot-<br />

Muscheln », die in Deutschland auch Pfahlmuscheln genannt werden und<br />

zu den besten Muscheln Frankreichs zählen. Da wir wissen wollten, warum<br />

das so ist, haben wir einen Produzenten dieser Muscheln in Bricqueville-sur-Mer<br />

in der Normandie besucht.<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 79


ART DE VIVRE Genuss<br />

Sylvain Legourgeois ist pünktlich. Das hat seinen<br />

Grund: Der Zeitplan des Muschelzüchters in Bricqueville-sur-Mer<br />

(Departement Manche), ca. 12 Kilometer<br />

nördlich von Granville, wird durch die Gezeiten<br />

bestimmt. Wenn Sie sich mit ihm um 13.45 Uhr verabreden,<br />

dann sollten Sie auch um 13.45 Uhr da sein und nicht um<br />

14.00 Uhr. Im Laufe des Gesprächs wird uns schnell klar,<br />

warum Pünktlichkeit in seinem Beruf äußerst wichtig ist …<br />

Einige Dutzend Kilometer weiter südlich, in der<br />

Bucht des Mont-Saint-Michel, sagt man landläufig, dass<br />

« die Flut so schnell steigt, wie ein Pferd im Galopp ».<br />

Diese poetischen Worte sollen angeblich von Victor Hugo<br />

(1802-1885) stammen, vielleicht aber auch von Théophile<br />

Gautier (1811-1872), einem anderen französischen<br />

Schriftsteller, man ist sich da nicht mehr so sicher … Auf<br />

jeden Fall steigt die Tide in dieser Region sehr schnell:<br />

Die Geschwindigkeit der Flut in der Bucht des Mont-<br />

Saint-Michel wird mit durchschnittlich 3,6 km/h, also<br />

1 m/s, angegeben. Lässt man den Vergleich mit dem<br />

galoppierenden Pferd beiseite, dann ist dies immerhin<br />

die Gehgeschwindigkeit des Menschen. Und bei außergewöhnlichen<br />

Fluten kann sich dieser Wert sogar auf bis zu<br />

6,1 km/h erhöhen!<br />

Wenn Sie also mit Sylvain Legourgeois verabredet<br />

sind, um mit ihm seine Muschelzucht zu besuchen, sollten<br />

Sie pünktlich und mit dichten, ausreichend hohen Stiefeln,<br />

am besten sogar mit Anglerstiefeln, ausgerüstet sein.<br />

Wir treffen ihn an seinem Haus in Bricqueville-sur-Mer,<br />

und schon geht es mit dem Schlepper los in Richtung<br />

des ein paar Kilometer entfernten Strandes, an dem zurzeit<br />

Ebbe herrscht. Es ist der einzige Zeitpunkt, an dem<br />

Sylvain einige Stunden lang Zugang zu seinem gesamten<br />

Zuchtbetrieb hat.<br />

Am Ziel angekommen bietet sich uns ein bewegtes<br />

Bild: Dafür sorgen zunächst die Angler, die an diesem<br />

mehrere Dutzend Kilometer langen Strand bei Ebbe – oft<br />

mit der ganzen Familie – Venusmuscheln, Strandschnecken,<br />

Taschenkrebse, Meeresspinnen und andere Schalentiere<br />

fangen. Offensichtlich ist der Ort dafür sehr beliebt.<br />

Für die Bewegung sorgt vor allem aber das schnelle<br />

Hin und Her der Kollegen von Sylvain. Die anderen<br />

Muschelzüchter nutzen wie er die Zeit,<br />

die das Meer ihnen lässt, um zu ihren<br />

Zuchtbänken zu gelangen. Daher konzentrieren<br />

sich alle auf ihre Arbeit und<br />

« sausen » so schnell es geht in Richtung<br />

ihrer Muschelgärten.<br />

Während wir uns dem Meer und damit<br />

den unzähligen « Alleen » aus Holzpfählen<br />

nähern, erklärt uns Sylvain, dass der Strand Eigentum<br />

des Staates ist. Dieser vermietet den Muschelzüchtern<br />

einen Teil davon und erlaubt ihnen,<br />

Holzpfähle – genannt Bouchots –, die allerdings den<br />

Züchtern gehören, in den Boden zu rammen. « Mir gehören<br />

Bouchots in einer Gesamtlänge von ungefähr drei Kilometern,<br />

aufgeteilt in 100 Meter lange Reihen<br />

mit je 125 Pfählen », erläutert er uns. In der<br />

Ferne kann man bereits einen gewaltigen<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


ART DE VIVRE Genuss<br />

« Pfahlwald » sehen. « Sie sind fast alle aus Pyrenäeneiche,<br />

einer Eichenart, die in der Charente wächst. Diese Pfähle<br />

halten mit sechs bis sieben Jahren nicht so lange wie die,<br />

die man aus brasilianischer Eiche herstellt und die rund<br />

zwanzig Jahre halten. Aber mir erscheint es wichtig, mit<br />

lokalem Holz zu arbeiten. » Sieh mal einer an, Sylvain hat<br />

also eine ökologische Seite … Genaugenommen zweifelten<br />

wir daran bei jemandem, der in so enger Verbindung<br />

mit der Natur arbeitet, auch gar nicht. Doch der erste Eindruck<br />

mit all diesen Schleppern, die sich mit dröhnenden<br />

Motoren dem Meer nähern, hat uns zugegebenermaßen<br />

etwas enttäuscht …<br />

Als wir Sylvain dies sagen, muss er lächeln: « Was<br />

haben Sie erwartet? Pferdewagen? Die gab es vielleicht<br />

zu Zeiten meines Großvaters …, wenn überhaupt. Zum<br />

großen Glück arbeiten wir heute mit Schleppern. Stellen<br />

Sie sich vor, dass wir alleine im Departement Manche pro<br />

Jahr knapp 17 000 Tonnen produzieren. Sie müssen doch<br />

zugeben, dass dies mit Pferden etwas schwierig wäre … »<br />

Da hat Sylvain natürlich recht. Im Übrigen spricht bereits<br />

die Zeit, die wir benötigt haben, um am Strand entlang<br />

bis zu seinen ersten Bouchots zu fahren, für den Schlepper.<br />

Es sind mindestens 1,5 Kilometer, und zu Fuß oder<br />

mit dem Pferd bräuchte man viel länger, somit<br />

bliebe wertvolle Zeit « auf der Strecke<br />

». Da das Zeitfenster durch<br />

Ebbe und Flut sowieso knapp<br />

bemessen ist, ginge dies sehr<br />

zulasten der eigentlichen Arbeit<br />

mit den Muscheln.<br />

Als wir an seinen<br />

ersten Pfählen<br />

a n k o m m e n ,<br />

zeigt mir<br />

Sylvain, wo sich sein « Lager » befindet: « Auf den dem<br />

Ufer nächstgelegenen Pfählen, die bei Flut die kürzeste<br />

Zeit unter Wasser sind, installiere ich einen Behälter.<br />

Dort lagere ich geerntete Muscheln, die ich nicht sofort<br />

benötige. » In der Tat sind die Behälter, die oben auf den<br />

Pfählen befestigt sind, mit Muscheln gefüllt: Es ist fast<br />

eine Art «Muscheltresor».<br />

Sylvain hält den Schlepper an. « Im Moment können<br />

wir noch nicht weiterfahren, anscheinend haben wir einige<br />

Minuten Vorsprung vor der Ebbe. Wir müssen also noch<br />

etwas warten, sonst wird der Schlepper überschwemmt. »<br />

Die Pfähle am Ende der Reihe schauen gerade mal aus<br />

dem Wasser, die vorderen werden jedoch in Kürze erreichbar<br />

sein. Wir nutzen diese kleine Pause, um auf die<br />

Besonderheit der Bouchot-Muscheln zurückzukommen.<br />

Im Prinzip handelt es sich nicht um eine besondere Muschelart,<br />

denn Bouchot-Muscheln können aus zwei Arten<br />

gezüchtet werden: Mytilus edulis und Mytilus galloprovincialis.<br />

Was sie so besonders macht, ist die Zuchtmethode<br />

an Holzpfählen, den Bouchots. Dank dieser Technik<br />

ist sichergestellt, dass sie keinen Sand enthalten, ein<br />

Merkmal, das Muschelliebhaber sehr schätzen. Durch die<br />

vertikale Zucht « fangen » sie die Strömung besser ein, ihre<br />

Schale ist schwarzglänzend und das Fleisch gelblich oder<br />

orange, aber viel farbintensiver als bei anderen Muscheln.<br />

Als Sylvain den Motor des Schleppers wieder anlässt<br />

und langsam Richtung Meer fährt, erklärt er uns<br />

gleichzeitig, dass diese Art der Muschelzucht 1235 ganz<br />

per Zufall von einem irischen Reisenden namens Patrick<br />

Walton erfunden wurde. Er wurde Opfer eines Schiffbruchs<br />

vor der Küste der Charente, rettete sich an Land,<br />

wagte aber nicht, das Sumpfgebiet zu durchqueren, wo er<br />

Hilfe gefunden hätte. Im Glauben, allein auf der Welt zu<br />

sein, ließ er sich am Strand nieder und verbrachte seine<br />

Die Muschellarven (links) – also die<br />

« Muschelbabys » – werden im Mai geliefert.<br />

Sie befinden sich auf Seilen, die Sylvain<br />

Legourgeois horizontal auf Gestelle hängt<br />

(rechts), bis die Muscheln größer sind. Ab<br />

Juni werden die Seile dann um die Pfähle<br />

gewickelt (oben), wo die Muscheln zu ihrer<br />

endgültigen Größe heranwachsen.<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 83


ART DE VIVRE Genuss<br />

Das Ernten der Muscheln ist ein Wettlauf gegen die einsetzende Flut. Sylvain überprüft bei jedem Bouchot, ob die Muscheln ausgewachsen sind; ist<br />

dies der Fall, bringt er den mechanischen Arm in die richtige Position. Dieser schabt dann die Muscheln vom Pfahl ab und legt sie in die Boxen.<br />

Zeit damit, Nahrung zu suchen. Dazu rammte er Pfosten<br />

im Wasser in den Boden und befestigte daran Fischernetze,<br />

um auf diese Weise Vögel zu fangen. Als er bemerkte, dass<br />

sich an den Pfosten im Laufe der Zeit Muscheln festsetzten,<br />

kam er auf die Idee, mehr Pfosten einzuschlagen und<br />

hatte damit die Technik der Pfahlmuschelzucht erfunden,<br />

die sich seit dieser Zeit quasi nicht geändert hat.<br />

Sylvain hält seinen Schlepper nun vor den Muschelpfählen<br />

an, die inzwischen ganz aus dem Wasser ragen,<br />

sodass man die schönen Muscheln, die an ihnen hängen,<br />

sehen kann. Er fährt einen mechanischen Arm an der Seite<br />

seines Fahrzeugs aus, mit dem sie eingesammelt werden.<br />

Währenddessen erzählt er uns, dass sich der Prozess zwar<br />

im Laufe der Zeit nicht sehr verändert hat, dass er jedoch<br />

auf einer regionalen Kooperation basiert: « Hier in der Normandie<br />

ist das Wasser zu kalt und die Strömung zu stark,<br />

als dass die weiblichen Muscheln das von den männlichen<br />

Muscheln abgegebene Sperma auf natürlichem Weg auffangen<br />

könnten. Da die Bedingungen dafür in der Charente<br />

viel besser sind, kaufen wir dort Muschellarven ein.<br />

Diese werden im April im Meer mit 50 Meter langen, horizontal<br />

gespannten Seilen « gefangen », im Mai erhalten wir<br />

die Seile, die mit « Muschelbabys » – mit bloßem Auge betrachtet,<br />

sehen sie wie Sandkörner aus – übersät sind. Diese<br />

Seile werden so schnell wie möglich horizontal auf Gestelle<br />

gehängt, nach und nach in Abschnitte geschnitten, spiralförmig<br />

um die Pfähle gewickelt und mit Netzen umgeben,<br />

damit die Muscheln beim Wachsen nicht abfallen. Ich benötige<br />

ungefähr 12 Kilometer solcher Seile, um meine drei<br />

Laufkilometer an Pfählen zu bestücken. Geerntet wird im<br />

Folgejahr, ab Juni/Juli; gegessen werden die Muscheln von<br />

Juli bis Januar.<br />

Plötzlich wird Sylvain schweigsam. Er konzentriert sich<br />

auf die Hebel, mit denen er den mechanischen Greifarm<br />

steuert und ihn mit einer einstudierten Bewegung über dem<br />

Muschelpfahl positioniert. Der Arm öffnet sich – dabei<br />

werden drei Klingen sichtbar –, wird über den Pfahl nach<br />

unten gefahren und dort so positioniert, dass die Klingen<br />

den Pfahl umschließen. Der Arm fährt dann wieder<br />

nach oben, streift dabei die Bouchot-Muscheln vom Holz<br />

und erntet sie so. Anschließend werden die Muscheln auf<br />

dem Anhänger abgeladen, und schon geht es zum nächsten<br />

Pfahl. Im Grunde genommen geht das Ernten relativ<br />

schnell. Die Bewegungen sind präzise und gleichmäßig.<br />

Von Zeit zu Zeit verliert der Arm eine Muschel und diese<br />

fällt ins Wasser. Auf diese Weise bleibt sie vom Verzehr<br />

verschont und überlebt. Sylvain schmunzelt: « … sofern<br />

sie einen Untergrund findet, an dem sie sich festklammern<br />

kann … »<br />

Nach gut 20 abgeernteten Pfählen schaut Sylvain immer<br />

häufiger auf die Uhr und beobachtet den Wasserstand.<br />

« Es wird Zeit, dass wir zurückfahren, die Flut kommt. Wir<br />

müssen uns beeilen. » Das sollte man nicht auf die leichte<br />

Schulter nehmen, denn, « wenn das Wasser erst einmal<br />

steigt, ist es selbst mit einem Schlepper unmöglich, jemanden<br />

herauszuholen. Das Ertrinken ist dann so gut wie<br />

vorprogrammiert … Damit ist wirklich nicht zu spaßen! »<br />

Insofern sind wir eher erleichtert, dass wir uns nun vom<br />

Meer entfernen und den Dünen nähern. Erneut sind wieder<br />

alle in Bewegung: Von überallher kommen Schlepper<br />

und fahren in die entgegengesetzte Richtung als zuvor, die<br />

letzten Angler vom Strand machen sich ebenfalls in aller<br />

Eile auf den Rückweg. Bevor er vom Strand in den kleinen<br />

Feldweg einbiegt, dreht sich Sylvain wie alle seine Kollegen<br />

noch einmal um und wirft einen letzten Blick in Richtung<br />

Meer: « Alles in Ordnung, es ist niemand mehr zu sehen,<br />

wir können zurückfahren … » Er gibt Gas, und wir haben<br />

nun richtig Appetit auf Bouchot-Muscheln bekommen,<br />

nachdem wir so viel über sie erfahren haben!<br />

Sylvain Legourgeois verkauft seine Bouchot-Muscheln nach<br />

<br />

Terminvereinbarung direkt vor Ort: 106 bis, route de la Vanlée, Bricquevillesur-Mer.<br />

Telefon: +33 (0)6 42 24 05 93<br />

84 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 85


ART DE VIVRE Chantals Rezept<br />

Dieses Kalmarrezept bringt im <strong>Winter</strong> die Sonne auf<br />

den Teller: Das originelle und einfach zuzubereitende<br />

Hauptgericht stammt aus der Stadt Sète (Hérault),<br />

die auch das « Venedig des Languedoc » genannt<br />

wird. Durch das lange Schmoren in einer aromatischen<br />

Tomatensauce werden diese kleinen Tintenfische<br />

köstlich zart und schmackhaft. Ein Genuss!<br />

Encornets à la Sétoise<br />

Für 6 Personen • Zubereitung: 20 Minuten • Kochzeit: 1 – 1,5 Stunden<br />

86 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


Zutaten:<br />

1,2 kg Kalmar (eine kleine längliche<br />

Tintenfischart; im Idealfall<br />

frisch, ansonsten tiefgefroren),<br />

in Ringe geschnitten<br />

3 reife Tomaten<br />

1 Eigelb<br />

1 Dose (70 g) Tomatenmark<br />

1 Stück Orangenschale<br />

2 Knoblauchzehen<br />

2 Zwiebeln<br />

1 Kräutersträußchen aus<br />

zwei Lorbeerblättern und<br />

zwei Thymianzweigen<br />

1/2 l trockener Weißwein<br />

2 getrocknete Chilischoten<br />

Olivenöl<br />

Salz<br />

Tipp: Überprüfen Sie, ob bei den<br />

Kalmaren die feine weiße<br />

Haut entfernt wurde. Ist<br />

dies nicht der Fall, kann es<br />

sein, dass sie zäh werden.<br />

Zubereitung:<br />

•<br />

Zwiebeln in Scheiben schneiden.<br />

Knoblauch hacken.<br />

Tomaten enthäuten, entkernen<br />

und das Fleisch grob hacken.<br />

• 2 EL Olivenöl in einen Topf mit<br />

dickem Boden (idealerweise ein<br />

Schmortopf aus Gusseisen) geben<br />

und erhitzen. Die mit einem<br />

trockenen Tuch gut abgetupften<br />

Kalmarringe ins heiße Öl geben<br />

und unter ständigem Rühren bei<br />

großer Hitze anbraten, damit<br />

sie ihre Flüssigkeit abgeben.<br />

• Sobald die Flüssigkeit verdunstet<br />

und nur noch das Öl<br />

übrig ist, Zwiebelscheiben und<br />

gehackten Knoblauch sowie<br />

die Orangenschale zugeben.<br />

• Einige Minuten anbraten, dann<br />

Tomatenstücke, Tomatenmark,<br />

Weißwein, Kräutersträußchen, Salz<br />

und zerdrückte Chilischoten zugeben.<br />

Zugedeckt bei kleiner Hitze<br />

1 – 1,5 Stunden schmoren lassen.<br />

Die Zeit hängt von der Größe der<br />

Kalmare ab. Bei dieser Zubereitungsart<br />

werden sie schön zart.<br />

Sollte die Sauce zu sehr einkochen,<br />

eventuell etwas Wasser zugeben.<br />

• Am Ende der Garzeit Topf vom<br />

Herd nehmen. Vor dem Servieren<br />

Eigelb in eine Schüssel geben, drei<br />

Esslöffel Olivenöl in einem dünnen<br />

Strahl einfließen lassen und wie<br />

eine Mayonnaise aufschlagen. Mit<br />

etwas Sauce verdünnen und langsam<br />

in das Kalmargericht einrühren.<br />

• Mit Reis servieren.<br />

•<br />

Der Rest des Weißweins (beispielsweise<br />

ein guter Chablis) ist die optimale<br />

Begleitung zu diesem Gericht.<br />

Bon appétit!<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 87


RESTEXEMPLARE<br />

RESTEXEMPLARE<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 22<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 23<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 28<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 30<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 31<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 32<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 36<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 37<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 39<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 41<br />

RESTEXEMPLARE<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 42<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 43<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 46<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 47<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 48<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 50<br />

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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 62<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 63<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 64<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 65<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 66<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder Anregungen?<br />

Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de<br />

Per Brief: Frankreich erleben – Leserbriefe · Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux · Frankreich<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 67 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 68<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.


Haben Sie eine Ausgabe verpasst?<br />

Stöbern Sie in den Themen der noch erhältlichen Ausgaben!<br />

Reisethemen,<br />

nach Regionen geordnet:<br />

8<br />

9<br />

7<br />

12<br />

6<br />

11<br />

Landesweite Themen<br />

1 2<br />

3<br />

10<br />

13<br />

5<br />

14<br />

16<br />

4<br />

15<br />

17<br />

18<br />

Die schönsten Küstenwege 67<br />

Fahrradrouten – Die schönsten Strecken entlang der Küsten 59<br />

Weihnachtsmärkte – Wo geht es noch authentisch zu? 57<br />

<strong>Winter</strong>urlaub – Romantische Skistationen anstatt<br />

57<br />

Bettenburgen<br />

Künstlerdörfer – 10 Künstlerdörfer zum Verlieben 54<br />

Kultur – Museumseröffnungen wie am Fließband 54<br />

Brücken – Frankreichs bemerkenswerteste Brücken 53<br />

Dörfer – Frankreichs spektakulärste Dörfer 50<br />

Traumstraßen – Frankreichs spektakulärste Traumstraßen 48<br />

Wellness in den Bergen – Nach dem Sport die Erholung 43<br />

10 Ideen… – …für Ferien am Meer 40<br />

Naturwunder – Die 10 schönsten Naturwunder Frankreichs 33<br />

1 Paris <strong>Nr</strong>.<br />

Coup de cœur – Die Straßenbuchhändler an den Seine-Quais 65<br />

in Paris<br />

Saint-Germain-des-Prés: Mehr als ein Viertel, die Seele 60<br />

von Paris?<br />

Le Train Bleu – Ist das legendäre Restaurant noch immer 58<br />

einen Besuch wert ?<br />

Musée d‘Histoire de la Médecine – ein ungewöhnliches 57<br />

Museum im Herzen der Hauptstadt<br />

Pariser Rathaus – Ein Palast für die Hauptstädter 53<br />

Louvre – Wie Mona Lisa & Co. den Krieg überlebten 50<br />

Oscar Niemeyer – Mit Frankreich auf Du und Du 48<br />

Monnaie de Paris – MétaLmorphoses, die Geburt eines 48<br />

neuen Stadtteils<br />

Monnaie de Paris – Eine Fabrik hinter königlicher Fassade 46<br />

Paris mit Kindern – Tipps für einen Städtebesuch mit dem 42<br />

Nachwuchs<br />

Le Bon Marché – Eine Pariser Institution feiert ihren 160. 41<br />

Geburtstag<br />

Hôtel des Invalides – Ein kleines Militär-Versailles mitten 38<br />

in Paris<br />

Les Arènes de Lutèce – Die unerwartete Entdeckung eines 37<br />

römischen Amphitheaters<br />

Lido – Carien, Porträt einer Startänzerin 37<br />

Avenue des Champs-Elysées – Wie steht es um den Glanz 36<br />

des Prachtboulevards?<br />

Butte-aux-Cailles – Aus der Mitte entsprang ein Fluss 31<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 31<br />

Hauptstadt (6): Designrestaurants<br />

Batobus – Mit dem Linienschiff über die Seine 28<br />

Stadtentwicklung – Seine-Ufer: Neugestaltung der Ufer der 28<br />

Seine<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 28<br />

Hauptstadt (3) – Ungewöhnliche Restaurants<br />

Mehr als nur Kino – Legendäre Lichtspielhäuser der 23<br />

französischen Hauptstadt<br />

Hotels<br />

Le Narcisse Blanc – Paris 62<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

La Belle Juliette – Paris 54<br />

Hotel Lutetia – Paris 32<br />

2 Pariser Umland <strong>Nr</strong>.<br />

Ecouen – Ein Museum für die Renaissance 50<br />

Saint-Denis – Ruhestätte der Könige 33<br />

3 Norden & Champagne <strong>Nr</strong>.<br />

Hauts-de-France – Familistère de Guise,von «Versailles für 64<br />

Arbeiter» zum bewohnten Museum<br />

Baie de Somme – Eine beeindruckende Reise (Teil 2): 63<br />

Le parc du Marquenterre<br />

Baie de Somme – Eine beeindruckende Reise (Teil 1): die 62<br />

Abbaye de Saint-Riquier<br />

Nordfrankreich – Auf den Spuren eines großen französischen 59<br />

Architekten<br />

Marais Audomarois – Ein Sumpfgebiet für Kenner 58<br />

Lille – Die unterschätzte Metropole 54<br />

Calais – Eine Stadt mit Spitze 48<br />

Musée Matisse – Kunstgenuss auf dem platten Land 47<br />

Pays de Condé – Eine Bergbaugegend erfindet sich neu 43<br />

Maison de Robert Schuman – Zu Besuch bei einem der Väter 42<br />

des vereinten Europas<br />

Marne – In der Heimat des Champagners 40<br />

10 Ideen… für Nord-Pas-de-Calais 38<br />

Arras & Douai – Riesen für den Kleinen 36<br />

Jardin Mosaic – Ein Spaziergang wird zur Reise 33<br />

Hotels<br />

Le Domaine de la Chartreuse – Gosnay 57<br />

Pasino – Saint-Amand-les-Eaux 43<br />

4 Elsass & Lothringen <strong>Nr</strong>.<br />

Vogesen – Eine Fotoausstellung unter freiem Himmel im 68<br />

Herzen der Vogesen<br />

Grand-Est – Mondial Air Ballons, der poetische Aufstieg von 65<br />

456 Heißluftballons<br />

Grand-Est – Graufthal,das Elsass zur Zeit der Streichhölzer 64<br />

Kirrwiller – 520 Einwohner und die drittgrößte Music Hall 62<br />

Frankreichs<br />

Weihnachtskugeln aus Meisenthal – nicht nur Kugeln, 61<br />

sondern Objekte voller Sinn<br />

Château de Lunéville – Wie Phoenix aus der Asche 52<br />

Abbaye de Murbach – Es steht ein Kloster im Walde 47<br />

Musée Lalique – Eine Hommage an die Glasmacherkunst 43<br />

Genuss – Die AOC des Elsass 42<br />

10 Ideen… für ein Wochenende im Elsass 41<br />

Haut-Koenigsbourg – Ein wahrhaft deutsch-französisches 40<br />

Kulturerbe<br />

Bitche – Das zweite Leben einer Zitadelle 38<br />

Grand Ballon – Eine Wanderung auf die Spitze der Vogesen 37<br />

Neufchef & Aumetz – Das stolze Erbe der lothringischen 36<br />

Kumpel<br />

Hotels<br />

Grand Hôtel & Spa Gérardmer – Gérardmer 68<br />

La Cheneaudière – Colroy-la-Roche 61<br />

La Clairière Bio- & Spa-Hotel – La Petite-Pierre 38<br />

5 Burgund & Jura <strong>Nr</strong>.<br />

Ostfrankreich – Vorreiter bei der Abschaffung der Sklaverei 68<br />

Jura – Salins-les-Bains: Salz, das weiße Gold prägt eine 67<br />

ganze Region<br />

Saône-et-Loire – Tournus, ein Zwischenstopp für Neugierige 66<br />

auf dem Weg in den Süden<br />

Côte d’Or – Vill’Art, das zweite Leben eines Steinbruchs 66<br />

Belfort – Die wiederentdeckte Genialität eines Künstlers 64<br />

Bourgogne-Franche-Comté – Alésia, Auf den Spuren der 63<br />

Gallier<br />

Route des Grands Crus – Die Champs-Elysées von Burgund 61<br />

Montbéliard – 30 Jahre Lumières de Noël 61<br />

Dijon – Mehr als nur Senf 53<br />

Genuss – Die AOC der Franche-Comté 47<br />

Genuss – Die AOC Burgunds 48<br />

Maison de Louis Pasteur – Ein Dorf im Fokus der<br />

43<br />

Wissenschaft<br />

Hospices de Beaune – Ein Krankenhaus mit Weinbergen 41<br />

Lac de Pannecière – Spaziergang durch die Ruinen eines 41<br />

untergegangenen Dorfes<br />

Montbéliard – Die Farben einer Stadt 41<br />

Peugeot-Museum – Mehr als ein Automobilmuseum 39<br />

Wein – Saint-Véran aus Burgund 35<br />

6 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Loire-Tal – Eine faszinierende Reise ins Land der Troglodyten 68<br />

Mayenne – Mit dem Hausboot auf der Mayenne 66<br />

Chédigny – ein Dorf wird zum Garten 65<br />

La grange de Meslay: Von der Holzkathedrale zum<br />

60<br />

Musiktempel<br />

Tours – Frischer Wind im Loiretal 59<br />

Chambord – Mehr als nur ein beeindruckendes Schloss 58<br />

Cheverny – Das Schloss von Tim und Struppi 43<br />

Ballonfahrt übers Loire-Tal – Bitte zeichne mir ein Schloss 38<br />

Blois – Ein Schloss der Geheimnisse und Intrigen 36<br />

Le Mans – Unerwartet anders 33<br />

Angers – Einfach l(i)ebenswert 30<br />

Hotels<br />

Troglododo – Azay-le-Rideau 31<br />

7 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />

Le Havre – 500 Jahre, das will gefeiert werden ! 62<br />

Cherbourg – Dem Meer zugewandt 53<br />

Oscar Niemeyer – Mit Frankreich auf Du und Du 48<br />

Mont-Saint-Michel – Der Wunsch, eine Insel zu werden 48<br />

Genuss – Die AOC der Normandie 39<br />

10 Ideen… für die Normandie 37<br />

Mémorial Caen – Ein Museum für den Frieden 31<br />

Ile de Tatihou – Eine fantastische Reise 28<br />

Jumièges – Die Ruinenreste der Abtei von Jumièges 23<br />

Hotels<br />

Domaine de la Corniche – Rolleboise 36<br />

8 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />

Finistère – Locronan, die bretonische Seele par excellence 66<br />

Côtes d’Armor – La Vallée des Saints, die bretonische 63<br />

Osterinsel<br />

Brest und Roscoff – Mehr als nur zwei Gärten 62<br />

Bretagne – Umfriedete Pfarrbezirke 61<br />

Ile d’Ouessant – Eine Insel voller Leben 58<br />

Montagnes Noires – Wo die Bretagne in die Höhe wächst 54<br />

Ploumanac’h – Die Magie der bretonischen Nordküste 48<br />

Vitré, Fougères, Combourg, Château des Rochers-Sévigné 47<br />

– Mittelalterliche Festungen und literarische Vermächtnisse<br />

Brest – Die unterschätzte Hafenstadt am Ende der Welt 41<br />

Genuss – Die AOC der Bretagne 40<br />

Abbaye de Daoulas – Kloster der Kultur und der Heilpflanzen 39<br />

Pointe du Raz – Das Ende der Welt 31<br />

Hotels<br />

Château de Sable – Porspoder 58<br />

Castel Beau Site – Ploumanac’h 48<br />

9 Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Atlantiküste – Ein Paradies für Naturismus 67<br />

Nouvelle-Aquitaine – Coup de cœur: Parc de Majolan 66<br />

Nouvelle-Aquitaine – Die Metamorphose von Bordeaux, 64<br />

Eine Zwischenbilanz<br />

Coup de cœur – Die Eiche im Taubenschlag von Pouzay 63<br />

Bordeaux 60<br />

Wein – Jurade de Saint-Emilion 47<br />

Bordeaux – Bordeaux 2.0 46<br />

Ile d’Oléron, Ile de Ré, Ile Madame, Ile d’Aix, Fort Boyard 46<br />

– Reif für die Insel(n)<br />

Wein – Ein asiatischer Winzer im Bordelais 46<br />

Cognac – Von betrunkenen Spinnen und verdächtig<br />

42<br />

schwarzen Fassaden<br />

Radfernweg – Velodyssey, immer am Atlantik entlang 41<br />

Klöster – Abteien, die sogar Kinder begeistern 40<br />

Marais Poitevin – Die grünen Kanäle des Marais Poitevin 38<br />

Likör – Angélique de Niort, Likor aus einer Heilpflanze 38<br />

Wein – Château Bardins 37<br />

Futuroscope – Zukunftspark mit rosiger Zukunft 37<br />

Gironde – Wie Vauban eine Flussmündung abriegelte 36<br />

Bassin d’Arcachon – Auf den Spuren der Austernzüchter 28<br />

Hotels<br />

Hôtel de Sèze – Bordeaux 64<br />

Hôtel Napoléon – Ile d’Aix 46<br />

Logis Saint-Martin – Saint-Maixent-l’Ecole 37<br />

10 Auvergne & Limousin <strong>Nr</strong>.<br />

Corrèze – Das Gefühl, in der Inkastadt Machu Micchu zu sein 68<br />

Nouvelle-Aquitaine – Les Pans de Travassac, eine<br />

63<br />

Spektakuläre Reise in das Land des Schiefers<br />

Genuss – Die AOC des Limousin 48


Clermont-Ferrand – Aufbruch aus schwieriger Position 47<br />

Genuss – Die AOC der Auvergne 38<br />

Viaduc de Garabit – Der horizontale Eiffelturm im<br />

37<br />

Zentralmassiv<br />

Hotels<br />

Domaine Saint Estève – Millau 53<br />

11 Périgord & Midi-Pyrénées <strong>Nr</strong>.<br />

Vallée de la Dordogne: Wo man « wie Gott in Frankreich 60<br />

lebt »<br />

Rodez – In der Heimat von Pierre Soulages 54<br />

Genuss – Die AOC von Midi-Pyrénées 50<br />

Tradition – Toulouse im Zeichen des Veilchens 47<br />

Airbus-Fabrik – Zu Besuch bei Airbus in Toulouse 46<br />

Gouffre de Padirac – Der Erdmitte ein Stückchen<br />

44<br />

näherkommen<br />

Pastell – Das blaue Gold 43<br />

Bastiden – Die neuen Städte des Mittelalters 42<br />

Genuss – Diskrete Früchtchen, Backpflaumen aus Agen 33<br />

Im Katharerland – Ein Wanderweg zwischen Mittelmeer und 30<br />

den Pyrenäen<br />

Hotels<br />

Chateau de la Treyne – Lacave, Vallée de la Dordogne 60<br />

Grand Hôtel Le Turenne – Beaulieu-sur-Dordogne 47<br />

Le Grand Balcon – Toulouse 42<br />

12 Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />

Le Train Jaune – Ein Zug als Wahrzeichen 45<br />

13 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />

Aude – Die große Höhle von Cabrespine, ein unterirdisches 65<br />

Abenteuer<br />

Occitanie – Assignan,Das unglaubliche Schicksal eines 64<br />

französischen Dorfes<br />

Sigean: das Reservat der glücklichen Tiere 60<br />

Languedoc-Roussillon – Überraschende Mittelmeerregion 59<br />

Carcassonne – Imponierende Festungsstadt des Mittelalters 57<br />

Côte Vermeille – Paulilles, wenn die Hölle zum Paradies 57<br />

wird<br />

La Grande-Motte – Retrochic am Mittelmeer 50<br />

Sète – Authentisch und definitiv südländisch 48<br />

Saint-Guilhem-le-Désert – Wenn ein Krieger zum<br />

47<br />

Klosterbruder wird<br />

Stadtentwicklung – Montpellier, ein Synonym für Dynamik 47<br />

Pont du Gard – Altes Aquädukt erfrischend jung 41<br />

Céret & Collioure – Zwei Dörfer im Fokus der Kunst 37<br />

Wein – AOC Fitou, Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />

Nîmes – Römische Baudenkmäler und mediterrane<br />

23<br />

Lebensfreude<br />

14 Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Lyon – Rendezvous in der Rue du Premier-Film 64<br />

Drôme – Wandern auf den Spuren der Hugenotten 62<br />

Lyon – Die Metamorphose eines Arbeiterviertels in ein 61<br />

Freilichtmuseum<br />

Lyon – Eine Stadt gewinnt ihre Flussufer zurück 59<br />

Lyon-Confluence – 24 Stunden im Neubauviertel 48<br />

Montélimar & Umgebung – Eine Reise zwischen gestern 46<br />

und morgen<br />

Tradition – Guignol, kleine Helden aus Lyon 43<br />

Drôme-Tal – Ein Geheimtipp zwischen Provence und Alpen 42<br />

Wein – Clairette de Die 42<br />

Genuss – Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />

Grignan – Im Land der schönen Briefe: eine Reise nach 40<br />

Grignan<br />

Wein – Lirac, das « mediterranste » Weinanbaugebiet im 40<br />

Rhône-Tal<br />

Jardin Zen d’Erik Borja – Auf der Suche nach dem<br />

39<br />

verlorenen Garten<br />

Gastronomie – Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />

Genuss – L’O Provençale: Olivenöl aus Nyons 36<br />

Palais Idéal du Facteur Cheval – Die Kraft eines Traumes 33<br />

Hotels<br />

Manoir de la Roseraie – Grignan 40<br />

Helvie – Vals-les-Bains 23<br />

15 Alpen <strong>Nr</strong>.<br />

Chambéry – Die alte Hauptstadt Savoyens 50<br />

Montblanc – Alpine <strong>Winter</strong>freuden 31<br />

Val d’Isère – Internationale Skistation auf 1.850 Metern Höhe 30<br />

Vogelpark von Villars-les-Dombes – Gefiederte Freunde 28<br />

Hotels<br />

Petit Hôtel Confidentiel – Chambéry 50<br />

Avenue Lodge Hotel – Val d’Isère 28<br />

16 Provence <strong>Nr</strong>.<br />

Provence – Lavendel: eine überraschende deutschfranzösische<br />

67<br />

Geschichte.<br />

Provence – Mit Giono auf dem Berg der Schäfer 67<br />

Alpes-de-Haute-Provence – Salagon, ein einzigartiger Ort, 66<br />

um die Hochprovence zu verstehen<br />

Fontaine-de-Vaucluse – Die berühmteste Quelle Frankreichs 58<br />

Arles – Römische Pracht und prachtvolle Kunstvorlage 53<br />

Umwelt – Lavendel der Provence in Gefahr 46<br />

Orange – Eine Stadt spielt Theater 42<br />

10 Ideen… für die Provence 39<br />

Saint-Rémy-de-Provence – Die provenzalische Idylle von 33<br />

Saint-Rémy<br />

Avignon – Ein Tag in der Stadt der Päpste 31<br />

Hotels<br />

B Design & Spa – Le Paradou 39<br />

Attrap’Rêves – Allauch 33<br />

17 Côte d’Azur <strong>Nr</strong>.<br />

Provence-Alpes-Côte-d’Azur – Géoparc de Haute-Provence, 65<br />

eine erstaunliche Reise in die Vergangenheit der Erde<br />

Hyères – eine authentische Ecke am Mittelmeer 63<br />

Antibes – Die Überraschung an der französischen Riviera 54<br />

Monaco – Internationales Zirkusfestival von Monte Carlo 53<br />

Gonfaron – Ein Eldorado für Schildkröten 50<br />

Monaco – Die unglaubliche Saga eines kleines Fürstentums 47<br />

Bormes-les-Mimosas – Wo Blumen wie Königinnen verehrt 39<br />

werden<br />

Ile de Port-Cros – Kleine Trauminsel im Mittelmeer 38<br />

Domaine du Rayol – Die Geschichte eines ungewöhnlichen 36<br />

Parks<br />

Nizza – Frühlingsgefühle einer Diva 32<br />

Côte d’Azur – Jean Cocteau zwischen Nizza und Menton 28<br />

Hotels<br />

La Bonne Etape – Château-Arnoux-Saint-Auban 65<br />

Clarion Grand Hôtel Aston – Nizza 41<br />

Château de la Messardière – Saint-Tropez 35<br />

18 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />

Genuss – Die AOC Korsikas 43<br />

Überseegebiete (DOM/TOM)<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Französisch-Guayana – Natur, Geschichte, Raumfahrt 37<br />

Martinique – Entdeckungen in einer Postkartenidylle 31<br />

Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />

Cocktails<br />

Hotels<br />

Cap Est Lagoon Resort & Spa – Martinique 30<br />

Weitere Themen<br />

Chantals Rezepte<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Appetitanreger<br />

Gratin de légumes du jardin 47<br />

Suppen<br />

Soupe à l’oignon gratinée 48<br />

Gaspacho de tomates et fraises 46<br />

Gaspacho de tomate 40<br />

Velouté de laitue 38<br />

Salate<br />

Spinatsalat mit harten Eiern und knusprigen Hähnchenflügeln 66<br />

Quiches & Tartes<br />

Tarte d’automne aux champignons et à la farine de<br />

60<br />

châtaignes<br />

Tarte aux rillettes 37<br />

Quiche Lorraine 33<br />

Gratins, Aufläufe & Toasts<br />

Camembert rôti au four 57<br />

Croque Monsieur & Croque Madame 54<br />

Parmentier de canard 31<br />

Fleischgerichte<br />

Poulet fermier basse température à l’ail 62<br />

Rôti de porc aux pruneaux 59<br />

Coq au vin 43<br />

Fischgerichte<br />

Blanquette de saumon 65<br />

Millefeuille de crabe au saumon fumé 63<br />

Sole meunière 61<br />

Fondues und Saucen<br />

Die echte hausgemachte Mayonnaise 68<br />

Desserts<br />

Le Far Breton 64<br />

Profiteroles au chocolat chaud 58<br />

Poires safranées et ses tuiles à l’orange 42<br />

Crème brûlée à la fleur d’oranger 39<br />

Soupe de fraises 28<br />

Gebäck<br />

La Tarte Bourdaloue 67<br />

Les petits sablés de Noël 53<br />

Le Paris-Brest 50<br />

Cannelés 41<br />

Baba au rhum 23<br />

Getränke<br />

Liqueur d’estragon 36<br />

Weine & Alkoholika<br />

Spirituosen – Roderich Dühr, ein Deutscher, der Cognac im 65<br />

Blut hat<br />

Wein/Portrait – Glucklich wie Sabine und Jörg in Frankreich 64<br />

Wein – Crémant, ein kleiner Schaumwein mausert sich 63<br />

Wein – Der elsässische Winzer Jean-Paul Schmitt ist seinen 61<br />

Reben näher denn je<br />

Alkoholische Getränke – Frankreich, das neue Eldorado für 60<br />

Bierliebhaber<br />

Wein – Der neue Trend beim Aperitif à la française 59<br />

Wein – Warum wird Wein nicht grundsätzlich im Holzfass 58<br />

gelagert?<br />

Champagner – Was Sie schon immer über Champagner 57<br />

wissen wollten<br />

Produktpiraterie – Wenn Weinflaschen gefälscht sind 54<br />

Weltkulturerbe – Frankreichs Winzer greifen zum Welterbetitel:<br />

53<br />

Les coteaux, maisons et caves de Champagne (Teil 2)<br />

Châteauneuf-du-Pape – Ein Wein mit päpstlicher Aura 50<br />

Weinfarbe – Eine kleine Weinfarbenkunde 48<br />

Jurade de Saint-Emilion – Mehr als Folklore: eine Tradition, 47<br />

die lebt!<br />

Peter Kwok – Ein asiatischer Winzer im Bordelais 46<br />

Picon – « Un Picon-Bière, s’il vous plaît » 43<br />

Cognac – Von betrunkenen Spinnen und verdächtig<br />

42<br />

schwarzen Fassaden<br />

Clairette de Die – Der Schaumwein für glückliche Menschen 42<br />

Lagerung – Tipps zum Aufbewahren von Wein 41<br />

Bier – Schattendasein oder Geheimtipp? 40<br />

Lirac – Das « mediterranste » Weinanbaugebiet im Rhône-Tal 40<br />

Wein & Gesundheit – Vive le vin! Vive la santé! 39<br />

Angélique de Niort – Likor aus einer Heilpflanze 38<br />

Château Bardins – Ein kleines Familien-Weingut in Pessac- 37<br />

Léognan<br />

Cognac – Eine ungewöhnliche Erfolgsgeschichte 36<br />

AOC Fitou – Qualitätsgarant aus dem Süden 33<br />

Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />

Cocktails<br />

Alpillen – Das Weingebiet Les Baux-de-Provence 28<br />

Rum – Hochprozentiges aus Übersee 23<br />

Genuss<br />

Gastronomie – Das beste aller Baguettes 66<br />

Gastronomie – Kaviar von der französischen Atlantikküste, 65<br />

der neue Star<br />

Gilles Choukroun – Ein Sternekoch, der die Pariser an den 62<br />

Flughafen zieht<br />

Gastronomie – Wenn ein junger Koch einen Michelin-Stern 61<br />

erhält<br />

Spitzengastronomie – Fabian Feldmann, ein deutscher 53<br />

Sternekoch im Land der Feinschmecker<br />

Produkte – Orangina 53<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC von Midi-Pyrénées 50<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Aquitaniens 49<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC des Limousin 48<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Franche-Comté 47<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Burgunds 46<br />

Trüffel – Schwarze Diamanten 44<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC Korsikas 43<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC des Elsass 42<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC von Rhône-Alpes 41<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Bretagne 40<br />

Gastronomie – Michel Chabran, der Luxus der Simplizität 39<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Normandie 39<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC der Auvergne 38<br />

Rillettes – Einfach, deftig, köstlich 37<br />

L’O Provençale – Olivenöl aus Nyons 36<br />

Backpflaumen aus Agen – Diskrete Früchtchen 33<br />

Ti’Punch & Planteur – Der Charme der Antillen in zwei 31<br />

Cocktails<br />

Politik & Wirtschaft<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Initiative – Die deutsch-französische Freundschaft: welch 65<br />

eine Energie!<br />

Politik – Präsidentschaftswahlen 2017, Präsidiale Orte 63<br />

Wirtschaft – Atomkraft in Frankreich: der Niedergang eines 59<br />

Systems, das sich zu sicher fühlte<br />

Regionen – Auf der Suche nach neuen Namen 54<br />

Kindergeld – Ist eine Reform überhaupt möglich? 53<br />

Pestizide – Marie-Lys Bibeyran, eine Frau kämpft gegen 53<br />

Pestizide<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

<strong>Nr</strong>.


Landesstruktur – Reform der Regionen und Departements 50<br />

Verkehrspolitik – Die Wiederentdeckung der Langsamkeit 47<br />

Monnaie de Paris – Pessac, hinter den Kulissen der Euro- 47<br />

Münzprägung<br />

Hochschulpolitik – Teaching in English? Oh mon Dieu! 46<br />

Umwelt – Lavendel der Provence in Gefahr 46<br />

Gregor Gysi – Der Linken-Politiker und Frankreich 43<br />

Machtverhältnisse – Alles nach links 41<br />

Medien – Die politische Ausrichtung französischer Medien 40<br />

Tourismus – Hauptsache außergewöhnlich 40<br />

Volksabstimmungen – Modethema im Wahlkampf 39<br />

Fünf Jahre Sarkozy – Zeit für eine Bilanz 38<br />

François Hollande – Der neue Präsident? 37<br />

Umweltschutz – Kettensägenmassaker am Welterbe Canal 36<br />

du Midi<br />

Bistrosterben – Naht das Ende des Bistros? 33<br />

Reiseziele der Politiker – Plages de gauche, plages de 28<br />

droite, Urlaub in politischen Farben<br />

Frankophonie – Eine Situationsanalyse 28<br />

Frédéric Mitterrand – Der neue französische Kulturminister 23<br />

Gesellschaft & Alltag<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Interview – Serie «Quand on aime la France»<br />

68<br />

Roger Diederen, Direktor der Kunsthalle München<br />

Ernährung – Vorsicht vor triploiden Austern! 67<br />

Gesellschaft – Le Mondial la Marseillaise à pétanque, der 63<br />

größte Boule-Wettkampf der Welt<br />

Geschichte – Tromelin, Die Insel der vergessenen Sklaven 63<br />

Yacine Aït Kaci – Der Vater von Elyx, des Botschafters der 62<br />

guten Laune<br />

David Ken – Der Fotograf, der das Glück fotografiert 62<br />

Verkehr – Paris: das Tauziehen um die Umwandlung des 61<br />

Seine-Ufers in eine Fußgängerzone geht weiter<br />

Geschichte: Die Johnnies, die Lieblingsfranzosen der 60<br />

Engländer<br />

Frauen und Männer, die sich für die deutsch-französische 60<br />

Freundschaft einsetzen: Barbara Barberon-Zimmermann,<br />

Mitbegründerin des deutsch-französischen Kulturfestivals<br />

arabesques<br />

Brexit: Wie denken Briten, die in Frankreich leben, darüber? 60<br />

Fußball – Euro 2016: 10 Stadien warten auf die Fussballfans 59<br />

Integration – die Schwächen des französischen Systems 58<br />

Erfolgsgeschichten aus Frankreich –<br />

58<br />

Denis Mollat, der Buchhändler 2.0<br />

Geschichte – 300. Todestag von Ludwig XIV. in Versailles: 57<br />

Begräbnisrituale leben länger als Könige<br />

Gesellschaft – Hinter den Kulissen des CROSS Corsen. 57<br />

Erinnerungskultur – Passen Gedenken und Tourismus 52<br />

zusammen?<br />

Fußball – Annike Krahn, eine deutsche Fußballerin in Paris 50<br />

Fußball-EM 2016 – Frankreich im Stadienbaurausch 48<br />

EU-Hauptstadtjahre: 2013 – Nantes und Marseille werden 43<br />

europäische Hauptstädte<br />

<strong>Winter</strong>schlussverkauf – Der andere <strong>Winter</strong>sport 43<br />

Michel Chevalet – Der Mann, der den Franzosen die 42<br />

Wissenschaft erklärt<br />

Kriminalität – Angst über der Stadt 42<br />

Bürgerbewegung – Libérez les menhirs 42<br />

Jean Viard – Der Mann, der Frankreich beobachtet 41<br />

Simone Hérault – Die Stimme Frankreichs 40<br />

Berühmtheiten – Die 100 bekanntesten Franzosen 39<br />

Frankreichbild – Frankreichs Image in der Welt 39<br />

Académie Française – Die Unsterblichen, die 40 Wächter der 39<br />

französischen Sprache<br />

Der Präfekt – Lebendes Symbol des Zentralismus 38<br />

Lido – Carien, Startänzerin im Lido 37<br />

Tourismus – Trends für den <strong>Winter</strong>urlaub 2011/12 36<br />

Gardienne – Félisa, Gardienne in Paris 36<br />

Ehrenlegion – Geht es noch um Verdienste? 33<br />

Mona Ozouf – Bretonin, Französin und Europäerin 31<br />

Fußball – Ist der Ball denn auch in Frankreich rund? 28<br />

Frankophonie – Eine Situationsanalyse 28<br />

Versailles – Traditionelle Berufe hinter historischen Mauern 23<br />

Kunst & Kultur<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Kultur – Amüsante Geschichten rund um die französische 68<br />

Nationalhymne «La Marseillaise»<br />

Kultur – Festival de Piano de La Roque d’Anthéron 67<br />

Geschichte – Der Neandertaler: Unser Urahn erhält ein neues 67<br />

Image<br />

Portrait – Auf den Spuren von Jacques Prévert 64<br />

Sprache – Aussprache, Kartografie eines Systems à la 64<br />

française<br />

Kultur – 1977-2017: Centre Pompidou, 40 Jahre und immer 61<br />

noch überraschend<br />

Musik: Das unglaubliche Vermächtnis von Maurice Ravel 60<br />

Neue Museen – Museumseröffnungen wie am Fließband 54<br />

Künstlerdörfer – 10 Künstlerdörfer zum Verlieben 54<br />

Musée Soulages Rodez – In der Heimat von Pierre Soulages 54<br />

Louvre – Wie Mona Lisa & Co. den Krieg überlebten 50<br />

Musée Matisse – Kunstgenuss auf dem platten Land 47<br />

Götz Alsmann – Götz Alsmann in Paris 46<br />

Museen – Frankreichs Museen auf der Überholspur 45<br />

ST-ART – Eine Kunstmesse zwischen den Welten 38<br />

Céret & Collioure – Zwei Dörfer im Fokus der Kunst 37<br />

Französisches Historisches Museum – Ein Projekt schlägt 31<br />

hohe Wellen<br />

Eine Übersicht aller jemals erschienenen<br />

Themen, also auch der ausverkauften<br />

Ausgaben, finden Sie im Internet:<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Pariser Philharmonie – Wenn Politik von der Realität<br />

eingeholt wird<br />

Jean Cocteau an der Côte d’Azur – Jean Cocteau zwischen<br />

Nizza und Menton<br />

Lebensart<br />

Produkte – Châteldon: der Champagner unter den<br />

68<br />

französischen Mineralwässern<br />

Produkte – Revolution in Sachen Aperitif! 67<br />

Produkte – Les boules Quies 66<br />

Produkte – Die Zitronenpresse aus Glas von Luminarc 65<br />

Produkte – La Pléiade 64<br />

Produkte – Das Salz La Baleine 63<br />

Produkte – Das Papier d’Arménie 62<br />

Produkte – Der gelbe Briefkasten der Post 61<br />

Produkte – Der Bistrostuhl « Drucker »: zeitlos und pariserisch 60<br />

Produkte – Bol à prénom 59<br />

Produkte – Eau de Javel 58<br />

Produkte – Sophie la girafe 57<br />

Spiele – Ein Puzzle als Unikat 54<br />

Produkte – Duralex-Gläser 53<br />

Tradition – Toulouse im Zeichen des Veilchens 47<br />

Guignol – Kleine Helden aus Lyon 43<br />

Le Bon Marché – Eine Pariser Institution feiert ihren 160. 41<br />

Geburtstag<br />

Bunte Töpfe – Keramik aus Vallauris 28<br />

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Storkower Straße 127a<br />

10407 Berlin<br />

Per Telefon: +49 (0)30 / 42 80 40 40<br />

Per Fax: +49 (0)30 / 42 80 40 42<br />

abo@frankreicherleben.de<br />

www.frankreicherleben.de<br />

31<br />

28<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

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ich bestelle die folgende(n) Ausgabe(n) von Frankreich erleben<br />

für 5,90 € pro Heft zzgl. Ver sand kos ten pauschale. Diese beträgt<br />

innerhalb Deutschlands 1,30 € pro Heft, maximal jedoch 9,50 € pro<br />

Bestellung. Andere europäische Länder: 3,20 € pro Heft, maximal<br />

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Ausgabe<br />

<strong>Nr</strong>. 22<br />

<strong>Nr</strong>. 23<br />

<strong>Nr</strong>. 28<br />

<strong>Nr</strong>. 30<br />

<strong>Nr</strong>. 31<br />

<strong>Nr</strong>. 32<br />

<strong>Nr</strong>. 36<br />

<strong>Nr</strong>. 37<br />

<strong>Nr</strong>. 38<br />

<strong>Nr</strong>. 39<br />

<strong>Nr</strong>. 40<br />

<strong>Nr</strong>. 41<br />

<strong>Nr</strong>. 42<br />

<strong>Nr</strong>. 43<br />

<strong>Nr</strong>. 46<br />

<strong>Nr</strong>. 47<br />

<strong>Nr</strong>. 48<br />

<strong>Nr</strong>. 50<br />

<strong>Nr</strong>. 53<br />

<strong>Nr</strong>. 54<br />

<strong>Nr</strong>. 57<br />

<strong>Nr</strong>. 58<br />

<strong>Nr</strong>. 59<br />

<strong>Nr</strong>. 60<br />

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Ich ermächtige die AVZ GmbH, Storkower Straße 127a, 10407 Berlin,<br />

Gläubiger-Identifikationsnummer DE39Z0200000080844 den Bestellpreis<br />

von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Die Mandatsreferenz<br />

wird mir gesondert mitgeteilt.<br />

Datum, Unterschrift<br />

Diese Bestellung kann innerhalb von 14 Tagen beim Aboservice<br />

schriftlich ohne Angabe von Gründen widerrufen werden.


ART DE VIVRE Produkte<br />

Serie: Typisch französische Produkte (19)<br />

Le Livre de Poche<br />

eine kulturelle Revolution<br />

Es ist zwar nur ein Detail, aber ein aussagekräftiges:<br />

Um die Inflation im Land messen zu können,<br />

hat der französische Staat vor vielen Jahren<br />

ein Messinstrument kreiert, nämlich den<br />

Verbraucherpreisindex (VPI). Dieser basiert auf<br />

der jährlich beobachteten Preisentwicklung<br />

für einen durchschnittlichen Warenkorb, der<br />

sämtliche Waren und Dienstleistungen enthält,<br />

die ein Franzose zur Deckung seiner<br />

Grundbedürfnisse benötigt. Mit anderen Worten:<br />

alle Produkte und Dienstleistungen, die<br />

für den Alltag der Menschen wichtig und nützlich<br />

sind. In den 60er-Jahren bestand der Warenkorb<br />

aus 254 Produkten (heute sind es eine<br />

Million). Und was fand man da neben Zucker,<br />

Milch, Baguette und Metroticket? Ein Buch!<br />

Aber nicht irgendein Buch, sondern eines aus<br />

der Reihe Le Livre de Poche.<br />

Dabei war diese Buchreihe damals noch relativ<br />

jung: Es gab sie erst seit ein paar Jahrzehnten,<br />

was in der Verlagswelt quasi nichts ist. Sie wurde<br />

im Februar 1953 durch Henri Filipacchi (1900-1961)<br />

kreiert, einem bedeutenden Mann der französischen<br />

Verlagswelt, dem es nicht an Innovationsfreude mangelte.<br />

Zum damaligen Zeitpunkt arbeitete er in einer führenden<br />

Position beim Verlag Librairie Hachette und war<br />

bereits dafür bekannt, dass er eine entscheidende Rolle<br />

bei der Lancierung der Bibliothèque de la Pléiade (siehe<br />

Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 64, Typisch französische Produkte)<br />

gespielt hatte.<br />

Heute erscheint seine Idee zwar ganz simpel, damals<br />

war sie jedoch revolutionär. Es ging darum, dem Buch<br />

seinen elitären Charakter zu nehmen, es der breiten<br />

Masse zugänglich zu machen und die Förderung der<br />

Schulbildung in der Nachkriegszeit zu unterstützen.<br />

Nach Ansicht von Henri Filipacchi sollte jeder Mensch<br />

lesen können. Lesen musste eine Art von Grundrecht<br />

und das Buch vom luxuriösen und elitären Produkt<br />

zum alltäglichen Begleiter werden. Dabei durfte es keine<br />

Grenzen geben: Es war ganz egal, ob es sich dabei<br />

um Literatur, Poesie, Krimis, Kochbücher oder Bastelanleitungen<br />

handelte … Jeder sollte in die Lage versetzt<br />

werden, frei zu entscheiden, was er lesen wollte.<br />

Um das Buch als solches populär zu machen, griff<br />

Henri Filipacchi damals eine bereits bekannte Idee<br />

auf, nämlich die des Taschenformats. Als dessen Wegbereiter<br />

gilt der deutsche Verlag Tauchnitz, der schon<br />

vor 1900 die ersten Taschenbücher herausbrachte. 1905<br />

lancierte der französische Verlag Fayard mit dem Livre<br />

Populaire ebenfalls eine Buchreihe im kleinen Format.<br />

Henri Filipacchi ging aber noch weiter: Er bediente<br />

sich für sein Livre de Poche der seinerzeit neuesten<br />

Technik, um die Produktionskosten zu reduzieren und<br />

gleichzeitig ein modernes und attraktiv aussehendes<br />

Produkt anbieten zu können.<br />

In der Reihe Le Livre de Poche gab es ab 1953 also<br />

eine ganze Serie von Werken zu einem Preis von zwei<br />

Francs: kaum teurer als eine Tageszeitung und billiger<br />

als eine Zeitschrift! Dieses Angebot war in der Tat<br />

absolut revolutionär. Zunächst knirschten zwar einige<br />

92 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


Nörgler unter den Verlegern<br />

und Buchhändlern mit den<br />

Zähnen und warfen Henri Filipacchi<br />

vor, « die Literatur zu verramschen<br />

», doch das Konzept wurde<br />

sehr schnell ein riesiger Erfolg (8 Millionen<br />

verkaufte Exemplare 1957/58,<br />

28 Millionen 19<strong>69</strong>). Angesichts dieser<br />

Tatsache wandelten sich die Ansichten<br />

und die Kritik wurde leiser.<br />

Niemals kauften die Franzosen so<br />

viele Bücher wie damals. Darunter<br />

waren nicht nur wichtige literarische<br />

Werke – klassische und moderne –,<br />

sondern auch leichtere Lektüre: Koenigsmark<br />

von Pierre Benoît (übrigens<br />

das erste Livre de Poche überhaupt),<br />

Geträumte Sünden von Colette, Wem<br />

die Stunde schlägt von Hemingway<br />

sowie Autoren wie Montaigne,<br />

Schopenhauer, Sagan, Descartes …<br />

Das Livre de Poche wurde sehr<br />

schnell ein regelrechtes gesellschaftliches<br />

Phänomen. Man konnte es<br />

überall kaufen, selbst in Supermärkten<br />

und in den Läden von Autobahntankstellen.<br />

Seit der Einführung<br />

1953 wurden mehr als eine Milliarde<br />

Exemplare davon verkauft! Keine andere<br />

Buchreihe konnte einen solchen<br />

Erfolg nachweisen, und der Verlag<br />

(der ebenfalls den Namen Le Livre de<br />

Poche trägt) liegt damit an der Spitze<br />

der Taschenbuchverlage in Frankreich.<br />

Kein Zweifel, das kleine Buch ist tatsächlich<br />

ein legendäres Konsumgut im<br />

Hexagon geworden. Und das soll als<br />

Kompliment verstanden werden!<br />

In dieser Serie werden Produkte vorgestellt, die sich<br />

in fast jedem französischen Haushalt befinden oder<br />

die für viele Franzosen kleine Nationalheiligtümer<br />

sind. In den letzten Ausgaben sind erschienen:<br />

Hollywood- und Malabar-Kaugummis (<strong>Nr</strong>. 51), Petit<br />

Suisse (<strong>Nr</strong>. 52), Orangina (<strong>Nr</strong>. 53), Duralex-Gläser (<strong>Nr</strong>.<br />

54), Messer (<strong>Nr</strong>. 55), l’école des loisirs (<strong>Nr</strong>. 56), Sophie la<br />

girafe (<strong>Nr</strong>. 57), Eau de Javel (<strong>Nr</strong>. 58), Bol à prénom (<strong>Nr</strong>. 59),<br />

Bistrostuhl « Drucker » (<strong>Nr</strong>. 60), der gelbe Briefkasten der<br />

Post (<strong>Nr</strong>. 61), Papier d’Arménie (<strong>Nr</strong>. 62), Salz La Baleine (<strong>Nr</strong>.<br />

63), Literatursammlung La Pléiade (<strong>Nr</strong>. 64), Zitronenpresse<br />

aus Glas von Luminarc (<strong>Nr</strong>. 65), Boules Quies (<strong>Nr</strong>. 66),<br />

Ricard aux plantes fraîches (<strong>Nr</strong>. 67) und Eau de Châteldon<br />

(<strong>Nr</strong>. 68).<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 93


KULTURSCHOCK<br />

Pas de problème!<br />

Kein Problem, ich kümmere mich darum …», « Kein<br />

Problem, du kriegst es rechtzeitig …», « Kein Problem,<br />

das wird erledigt …» Wie oft pro Tag mache<br />

ich eine solche Aussage? Auf jeden Fall war das bis vor<br />

Kurzem noch sehr häufig so. Ehrlich gesagt muss ich zugeben,<br />

dass ich mir gar nicht darüber bewusst war, wie oft ich<br />

den Ausdruck pas de problème gegenüber meinen Gesprächspartnern,<br />

vor allem im beruflichen Bereich, tatsächlich<br />

benutzte. Und nicht nur ich. Bis mich eines Tages<br />

meine Kollegin Sabine darauf hinwies, worauf ich mir sofort<br />

eine ganze Reihe von Fragen stellte, mich selbst hinterfragte:<br />

Bin ich ein uneingeschränkter Optimist? Gehe<br />

ich etwa schnell Verpflichtungen ein? Zu schnell womöglich?<br />

Ist das ein Fehler, etwas, das ich ändern müsste? So<br />

viele Fragen aufgrund einer so<br />

kleinen Bemerkung …<br />

Ich dachte immer<br />

noch über<br />

diesen Punkt<br />

nach, als mir<br />

plöt z l ic h<br />

aufging,<br />

94 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


dass Sabine gar nicht mich persönlich gemeint hatte,<br />

sondern dass ihre Bemerkung im Grunde viel pauschaler<br />

gemeint war: « Wenn ich in Frankreich den Ausspruch pas<br />

de problème höre, dann ist das für mich keine Beruhigung,<br />

sondern eher ein Grund zur Beunruhigung … Denn oft<br />

kommt es gerade dann in der Folge zu Problemen! », hatte<br />

Sabine nämlich gesagt – mit einem breiten Lächeln übrigens.<br />

Und plötzlich ging mir der wahre Sinn ihrer Äußerung<br />

auf: Abgesehen von meinem konkreten Fall, war<br />

dies eine interessante Feststellung über eine sprachliche<br />

Angewohnheit – womöglich sogar über einen Tick – die<br />

sie offensichtlich bei vielen ihrer Gesprächspartnern bemerkte.<br />

Eine typisch französische « Marotte », die ihr als<br />

Deutsche in diesem Ausmaß fremd war und sie daher<br />

stutzig machte. Ein echter Kulturschock also!<br />

Ich begann daher, auf meine eigenen Sprachgewohnheiten<br />

und auf die meiner Kollegen zu achten. Hat Sabine<br />

recht? Benutzen wir Franzosen leidenschaftlich gerne die<br />

Wendung pas de problème? Eine kleine Analyse meiner<br />

Mailbox gab<br />

mir relativ schnell<br />

eine ungefähre<br />

Vorstellung:<br />

Die Suche<br />

nach dem<br />

Begriff<br />

pas de problème brachte umgehend … 313 Ergebnisse! 313<br />

Mal war dieser Begriff in meinen Mails enthalten – und<br />

das nur in den letzten beiden Monaten! Äußerst erstaunt<br />

über das Resultat machte ich mich daran, die Suche zu<br />

verfeinern, indem ich sie auf Nachrichten einschränkte,<br />

die ich selbst verschickt hatte. Auch hier sprach das<br />

Ergebnis Bände: 134 Treffer! Rein rechnerisch hatte ich<br />

selbst also in den letzten beiden Monaten im Durchschnitt<br />

mehr als zweimal pro Tag meine Gesprächspartner<br />

mit « kein Problem » beschwichtigt. Und das war nur<br />

die Auswertung meiner Mails!<br />

Diese Entdeckung amüsierte mich in gewisser Weise<br />

und, ohne es Sabine zu gestehen, begann ich in der<br />

schriftlichen und mündlichen Konversation darauf zu<br />

achten. Wenn ich im Laufe des Tages die Entgegnung<br />

pas de problème hörte oder las, machte ich jedes Mal, ohne<br />

etwas zu sagen, in Gedanken ein kleines Kreuz in meinem<br />

Gedächtnis. Dabei kam ich um die Feststellung nicht<br />

umhin, dass es viele Kreuze waren: Ich begegnete einer<br />

wahren Flut an pas de problème und, wie mir sehr schnell<br />

bewusst wurde: Die Variante pas de souci ist ebenso verbreitet.<br />

Sabine hatte also die Situation richtig analysiert,<br />

es ist fast eine Art Sprachtick.<br />

So sehr ich mich dann auch bemühte, bei meinen<br />

deutschen Kollegen einen ebenso häufig benutzten äquivalenten<br />

Ausdruck auszumachen, es gelang mir nicht.<br />

Natürlich hört man da auch einmal « Mach dir keine<br />

Sorgen » oder « Kein Problem », aber nicht ständig, bei<br />

Weitem nicht im selben Ausmaß. Ich griff also das Thema<br />

Sabine gegenüber wieder auf und fragte sie, wie dies<br />

möglich sei: « Wie macht ihr das in Deutschland, wenn<br />

ihr mit einer Erwartung konfrontiert seid, auf welche<br />

Weise macht ihr Zusagen? » Die Antwort von Sabine<br />

machte mich erneut nachdenklich: « Vielleicht sind<br />

wir einfach pragmatischer oder auch nur realistischer. »<br />

Wollen also die Franzosen mit einer Aussage wie pas de<br />

problème im Grunde eine ungenaue Antwort geben, sich<br />

nicht verpflichten, vielleicht sogar – mehr oder weniger<br />

unbewusst – ein sich abzeichnendes Problem umgehen?<br />

Oder sind sie sich gar nicht darüber im Klaren, dass<br />

ein Problem auftauchen könnte? Vermutlich ist es einfach<br />

eine Art, sich von den Ereignissen « treiben » zu<br />

lassen, die Dinge mit einer gewissen « Gelassenheit » zu<br />

nehmen. Eine Art zu sagen: « Wir werden schon sehen,<br />

kein Grund zur Beunruhigung …! » Dass dies manchmal<br />

verwirren oder sogar auf die Nerven gehen kann, kann ich<br />

gut nachvollziehen!<br />

Eines ist auf jeden Fall sicher: Inzwischen achte<br />

ich ganz besonders darauf, ob und wann ich den<br />

Ausdruck pas de problème verwende, und versuche, in<br />

meinen Antworten präziser zu sein. Und dabei geht<br />

es mir nicht schlechter, ganz im Gegenteil. Merci<br />

Sabine!<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 95


GUÉWEN A TESTÉ<br />

… den Baguetteautomaten<br />

Vor einiger Zeit habe ich in einer französischen Regionalzeitung<br />

gelesen, dass die Franzosen von allen<br />

Geschäften, die sie regelmäßig besuchen, bei Weitem<br />

(64 %) ihre Bäckerei bevorzugen. Zum einen natürlich<br />

wegen des Brots, zum anderen aber auch, so sagten<br />

sie, wegen der Geselligkeit. Und doch erlebt man seit<br />

einigen Jahren, dass sich in ganz Frankreich neue<br />

Automaten ausbreiten. Automaten, an denen man<br />

täglich rund um die Uhr ein Baguette kaufen kann.<br />

Das erscheint paradox. Aber im Grunde ist es das gar<br />

nicht … Auf jeden Fall erschien es mir interessant,<br />

sie auszuprobieren und nachzuvollziehen, wie es zu<br />

dieser Entwicklung kam.<br />

Wie kam es zu dem Phänomen?<br />

Es gibt heute in Frankreich knapp zehn Hersteller von<br />

Baguetteautomaten. Mehrere davon rühmen sich, der<br />

Erfinder dieser Maschine zu sein. Dabei ist es im Grunde<br />

genommen gar keine Erfindung an sich, sondern nur die<br />

Umsetzung des bekannten Automatenprinzips auf Brot.<br />

Allerdings scheint vor den Franzosen niemand auf diese<br />

spezifische Idee gekommen zu sein. Der aus dem Departement<br />

Moselle stammende französische Bäcker Jean-<br />

Louis Hecht war auf jeden Fall der Erste, der in Frankreich<br />

offiziell für seinen Baguetteautomaten « Pani Vending<br />

» ausgezeichnet wurde. Das war 2014 in Paris anlässlich<br />

der französischen Erfindermesse Concours Lépine.<br />

Wo stehen diese Automaten?<br />

Vorwiegend im ländlichen Raum, in kleinen Dörfern,<br />

in denen es aufgrund der Landflucht keinen Bäcker<br />

mehr gibt. Sie werden meist auf Wunsch der Einwohner<br />

oder auf Anregung des Gemeindesrats installiert<br />

und stehen in der Regel auf dem Dorfplatz oder in<br />

der Nähe eines Parkplatzes, damit sie gut erreichbar<br />

sind. Manchmal findet man solche Automaten<br />

zwar auch in Städten, das ist jedoch eher selten. Sie<br />

benötigen nur eine kleine Fläche (1,5 m²), lediglich<br />

ein Stromanschluss (220 V) muss vorhanden sein.<br />

Wie funktionieren sie?<br />

Das Prinzip ist gut durchdacht, denn es respektiert die<br />

Arbeit des Bäckerhandwerks:<br />

Die<br />

Automaten werden<br />

ein- oder mehrmals<br />

am Tag direkt von<br />

einem Bäcker aus der<br />

Nähe mit Baguettes<br />

bestückt. Der<br />

Bäcker ist eindeutig<br />

identifizierbar, der<br />

Name ist auf dem<br />

Automaten angegeben.<br />

Egal ob Werktag<br />

oder Wochenende,<br />

ob frühmorgens,<br />

spätabends oder mitten in der Nacht: Der Kunde<br />

muss nur den entsprechenden Betrag einwerfen<br />

(die Automaten akzeptieren mittlerweile auch<br />

Kartenzahlung) und entnimmt sein Baguette.<br />

Wieviel kostet es?<br />

Der Kunde zahlt für ein Baguette in etwa denselben Preis<br />

wie in der Bäckerei, also zwischen 80 Cent und einem<br />

Euro. Ein Bäcker kann einen solchen Automaten beim<br />

Hersteller (der auch die Wartung übernimmt) kaufen<br />

oder mieten. Je nach Modell beträgt der Preis für einen<br />

Automaten 4000 – 8000 Euro. Manchmal übernimmt die<br />

Gemeinde den Kauf oder die Miete eines solchen Geräts.<br />

96 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


Schmeckt das<br />

Brot gut?<br />

Es handelt<br />

sich um genau<br />

dasselbe<br />

Brot, das der<br />

entsprechende<br />

Bäcker auch in<br />

seinem Laden<br />

anbietet. Die<br />

Qualität hängt<br />

demnach vom<br />

Bäcker ab …<br />

Die Baguettes,<br />

die ich getestet<br />

habe, waren<br />

gut. Der Automat<br />

ist mit<br />

einer Heizung<br />

und einem<br />

System zur<br />

Kontrolle der Feuchtigkeit ausgerüstet,<br />

sodass das Brot knusprig bleibt. Der Nachteil ist,<br />

dass man « sein » Baguette nicht auswählen kann,<br />

man kann sich also nicht aussuchen, ob es mehr<br />

oder lieber etwas weniger gebacken sein soll.<br />

Ist das System für den Bäcker rentabel?<br />

Was sagen die Kunden?<br />

Alle Bäcker, die einen solchen Automaten getestet haben,<br />

sind sehr zufrieden. Sie produzieren nach eigenen Aussagen<br />

dadurch mehr Baguettes: pro Tag bis zu 400 Stück<br />

zusätzlich zu den in der Bäckerei verkauften. Auch die<br />

Kunden sind zufrieden.<br />

Vor allem<br />

Einwohner in<br />

kleinen Dörfern<br />

mit einem Baguetteautomaten<br />

schätzen es, wenn<br />

sie wieder täglich<br />

ein frisches<br />

Baguette kaufen<br />

können. Es ist<br />

zwar weniger<br />

gesellig, als der<br />

Gang in die Bäckerei,<br />

aber es ist<br />

immer noch besser,<br />

als gar kein<br />

frisches Brot zu<br />

haben, räumen<br />

sie ein.<br />

Geschenke gesucht?<br />

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Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 97


IMPRESSUM/VORSCHAU<br />

Impressum<br />

Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren und<br />

Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen Mitarbeiter<br />

zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine einzelnen Personen<br />

am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern findet die Nennung im<br />

Impressum statt.<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

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Fax: +49 (0)30 / 42 80 40 42<br />

abo@frankreicherleben.de<br />

ISSN: 1861-4256<br />

Gründer des Magazins: Jean-Charles Albert und Markus Harnau<br />

Herausgeber: Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Sabine Beck, Guéwen Brown, Chantal Cobac, Martine Doucet,<br />

Laurent Fournerie, Alain Lardière, Ina Muñoz, Samuel Péchin, Annaïs Quetsub,<br />

Gérard Rival, Serge Robin, Sabine Schmitt<br />

Layout: Zauberhaus.eu<br />

Anzeigen Frankreich:<br />

Isabelle Schmidt<br />

Telefon Frankreich: +33 (0)1 75 439 441<br />

Telefon Deutschland: +49 (0)921 44710<br />

ischmidt@frankreicherleben.com<br />

Anzeigen Deutschland:<br />

Samuel Péchin<br />

Telefon Frankreich: + 33 (0)6 31 54 64 93<br />

spechin@frankreicherleben.com<br />

Gültige Anzeigenpreisliste: 16/<strong>2018</strong><br />

Druck: pva, Druck und Medien-Dienstleistungen GmbH, Landau<br />

Vetrieb:<br />

VU Verlagsunion KG · Meßberg 1 · 20086 Hamburg<br />

Tel: +49 (0)40 3019 1800<br />

Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt zusammengestellt.<br />

Eine Gewährleistung für die Rich tig keit und Vollständigkeit kann jedoch<br />

nicht über nom men wer den. Der Verlag übernimmt keine Haftung für un ver langte<br />

Ein sen dun gen. Die Redaktion behält sich die Kür zung und Bearbeitung von<br />

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Fotos und gra fische Dar stel lungen sind ur he ber rechtlich geschützt. Nach druck,<br />

auch aus zugs weise, Ver viel fäl ti gung auf foto mecha nischen und anderen Wegen<br />

sowie Nutz ung auf Da ten trägern bedürfen der schrift lichen Zustimmung des<br />

Verlags.<br />

Frankreich erleben erscheint alle drei Monate und ist im gut sortierten<br />

Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und<br />

Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />

Einzelpreise im Handel: 5,90 E (D), 6,50 E (A),<br />

10,90 CHF (CH), 7,00 E (F/L/B/NL), 7,00 E (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 19,90 E (D), 21,90 E (A),<br />

37,00 CHF (CH), alle anderen Länder: 26,90 E<br />

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich, die gesetzliche Mehrwertsteuer.<br />

© <strong>2018</strong> Ajc Presse, Bordeaux<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben nach<br />

unten): Titel: Serge Robin, Ajc Presse • S.3: Serge Robin, Ajc Presse • S.4:<br />

Serge Robin, Ajc Presse; DR; Sabine Schmitt, DR; Nicole Cobac, Ajc Presse;<br />

Serge Robin, Ajc Presse; Hôtel le Chambard, DR; Serge Robin, Ajc Presse<br />

• S.6-7: Serge Robin, Ajc Presse; Pixabay; Air France, DR • S.8-9: Mathieu<br />

Bertola, Musée de la ville de Strasbourg; Pixabay; Philippe de Rexel, Office<br />

de Tourisme de Strasbourg • S.10-11: Atelier 360, DR; Serge Robin, Ajc<br />

Presse • S.12-18: DR • S.19: DR; Pixabay • S.20-24: DR • S.25: Arte, DR •<br />

S.26: DR • S.28-29: Eric Weber, Musée du Jouet de Moirans-en-Montagne;<br />

Musée du Jouet de Moirans-en-Montagne, DR • S.30-31: Didier Lacroix;<br />

Musée du Jouet de Moirans-en-Montagne; Sophie la Girafe, DR; Musée<br />

du Jouet de Moirans-en-Montagne, DR • S.32-33: Audrey Denegnan,<br />

Juratourisme; Musée du Jouet de Moirans-en-Montagne, Julien David;<br />

Didier Lacroix, Musée du Jouet de Moirans-en-Montagne; Juratourisme,<br />

DR • S.35: DR • S.36-41: Sabine Schmitt, DR • S.42: Sabine Schmitt,<br />

DR: Parc ornithologique du Pont de Gau, DR • S.46-53: Serge Robin, Ajc<br />

Presse • S.54-63: Serge Robin, Ajc Presse • S.64-66: Hôtel le Chambard,<br />

DR; Serge Robin, Ajc Presse • S.68-<strong>69</strong>: Pixabay; Carambar & Co, DR •<br />

S.70-73: Fondation Saint-Exupéry, DR • S.74-77: René Martin, DR • S.78-<br />

85: Serge Robin, Ajc Presse • S.86-87: Nicole Cobac, Ajc Presse • S.93:<br />

Cédric Brown, Ajc Presse • S.94-95: Pixabay • S.96-97: Nicole Cobac, Ajc<br />

Prese • S.98: Serge Robin, Ajc Presse, Cédric Brown, Ajc Presse.<br />

Ende Februar, wenn die nächste Ausgabe von<br />

Frankreich erleben – bereits die 70.! – im Handel<br />

erhältlich sein beziehungsweise in Ihrem Briefkasten<br />

stecken wird, kündigt sich<br />

vielleicht bereits der Frühling an …<br />

Wir laden Sie dann unter anderem<br />

ein, einen Halt auf der<br />

« großen Schwester » und vermutlich<br />

einer der schönsten der<br />

bretonischen Inseln einzulegen:<br />

BELLE-ÎLE-EN-MER.<br />

Sie liegt rund 15 Kilometer von der<br />

Küste entfernt in der Baie de Quiberon,<br />

ist 20 Kilometer lang und misst<br />

an der breitesten Stelle 9 Kilometer.<br />

Vor allem im Frühjahr kann man<br />

dort schnell die Maßstäbe des Festlandes verlieren<br />

und ein gastfreundliches und erholsames<br />

Inselleben entdecken.<br />

Diejenigen, die lieber auf dem Kontinent bleiben,<br />

aber ebenfalls eine Vorliebe für (Süß)Wasser<br />

hegen, nehmen<br />

wir mit an das<br />

Ufer eines großen<br />

Sees zu Füßen<br />

der ALPEN, in<br />

eine Thermalstadt,<br />

deren Name in<br />

der ganzen Welt<br />

bekannt ist.<br />

Nachdem wir den Artikel über<br />

MARSEILLE zweimal verschieben<br />

mussten, lassen wir Sie nun<br />

definitiv mit den Augen eines der<br />

bekanntesten französischen Journalisten,<br />

Albert Londres (1884-1932),<br />

ein unerwartetes Bild von Marseille<br />

entdecken. Sie werden dort die<br />

zweitgrößte Stadt Frankreichs von<br />

einer ganz anderen Seite kennenlernen<br />

und feststellen, dass es zwischen<br />

den 30er-Jahren und heute einige<br />

Parallelen gibt.<br />

Natürlich ist dies nicht alles, die Frühlingsausgabe<br />

hält noch viele andere Ziele und Überraschungen<br />

für Sie bereit …<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 70 - Frühling <strong>2019</strong><br />

Erscheint am 19. Februar <strong>2019</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>


Großzügige Unterkünfte im modernen Design, eine Wellnesslandschaft<br />

mit 5 Saunen, Sonnenterrasse und Boddenblick, ein Fitnessstudio mit<br />

professionellen Geräten, ein Hobbyraum mit Billardtisch, Tischtennisplatte<br />

und Tischfußball sowie eine Lounge mit Kamin und Panoramablick,<br />

mönchgut living & spa bietet Ihnen alles, um einen perfekten Urlaub auf<br />

Rügen zu verleben. Die Lage im Herzen des romantischen Fischerdorfes<br />

Gager im UNESCO­Biosphärenreservat Südost­Rügen verspricht zudem<br />

Entspannung und Erholung inmitten unberührter Natur, nur wenige Minuten<br />

vom Ostseestrand und den berühmten Seebädern der Insel entfernt.<br />

www.moenchgut-living.de


Es gibt viele Villen in der Provence, die Sie mieten können.<br />

Doch in diese Villa werden Sie sich verlieben!<br />

Denn Sie genießen eine atemberaubende Aussicht über das weite Tal des Naturparks<br />

Lubéron, nach Gordes, auf die Monts de Vaucluse und den Mont Ventoux. Allein dieser<br />

atemberaubende Panoramablick ist unbezahlbar! Außerdem erreichen Sie in nur wenigen<br />

Minuten zu Fuß den Dorfkern von Roussillon mit seinen Geschäften und Restaurants<br />

und bekommen trotzdem wegen der geschützten Lage der Villa nichts vom Trubel im Ort<br />

mit. Schließlich bilden die provenzalische Architektur und die Einrichtung im modernen<br />

Design eine gekonnte Symbiose, die Sie so schnell nicht ein zweites Mal in der Provence<br />

finden werden.<br />

www.provence-living.fr

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