Nr. 69 - Winter 2018-2019

ON REGARDE
DRAMA
Fesselnde Ermittlungen im Vatikan
Kommen Sie bitte in den Vatikan. Wir möchten dringend
mit Ihnen sprechen! » Dieser geheimnisvolle Anruf
verändert das Leben des renommierten Journalisten
Jacques Mayano (Vincent Lindon) maßgeblich. Im offiziellen
Auftrag der Kirche soll er in Erfahrung bringen, was es mit
der Marienerscheinung auf sich hat, die sich in einem Dorf im
Südosten Frankreichs zugetragen haben soll. Der 18-jährigen
Anna (Galatéa Bellugi) ist dort angeblich die Jungfrau Maria
begegnet. Die Pilger strömen bereits in Massen dorthin. Ein
deutscher Priester (Anatole Taubman) plant die weltweite
Vermarktung, und den lokalen Pfarrer scheint ein ganz besonderes
Verhältnis mit dem streng gläubigen Teenager zu verbinden.
Bei seinen Recherchen macht der hartnäckige Reporter
zunehmend verstörende Entdeckungen. Immer mehr
kommt er der Wahrheit auf die Spur und setzt die Puzzleteile
langsam zu einem Bild zusammen. Als Jacques schließlich
seinen versiegelten Bericht an den Vatikan sendet, hat sich
sein Leben nachhaltig verändert. Er
hat eine Welt entdeckt, in der ein
Beweis nichts wert ist und in der das
Unsichtbare seine Geheimnisse behält.
Es sind spannende und oft verwirrende
Ermittlungen über die sehr
persönliche Frage des Glaubens, welcher manchmal auch
Zweifel hervorrufen kann. Indem Xavier Giannoli eine kirchenrechtliche
Untersuchung von einem investigativen Journalisten
durchführen lässt, zieht er uns mit dem Thema des
Geheimnisses um den Glauben in den Bann, egal welcher
Religion wir angehören, ob wir gläubig sind oder nicht. Hierin
liegt die Stärke des Films. Unerbittlich beschäftigt er sich mit
Verhaltensweisen und zutiefst menschlichen und weitverbreiteten
Fragestellungen. Eine Art, diskret und wirkungsvoll zugleich
Fragen über das Übernatürliche aufzuwerfen, mit
einem exzellenten Vincent Lindon. Ein großer Film!
Die Erscheinung • Frankreich 2017, 137 min • Originaltitel: L’apparition • Ein Film von Xavier Giannoli, mit Vincent Lindon, Galatéa
Bellugi, Patrick d’Assumçao, Anatole Taubman, u. a. • Ab 13. Dezember 2018 im Kino.
ROMANTISCHE KOMÖDIE
Der Roman eines Lebens voller Liebe
Sarah und Victor lernen sich Anfang der
Siebzigerjahre in einem Pariser Nachtclub kennen.
Für Sarah ist es Liebe auf den ersten Blick, während
Victor sich anfangs noch nicht festlegen will. Bald
trennen sich ihre Wege wieder, und es deutet
zunächst nichts darauf hin, dass sie am Ende
beinahe ein halbes Jahrhundert zusammen durchs Leben gehen werden.
Sie heiraten schließlich und gründen eine Familie. Gemeinsam durchleben
sie Jahrzehnte voller Leidenschaft, Geheimnisse, Nähe und Distanz.
Victor steigt schnell zum gefeierten Schriftsteller auf, während Sarah in
seinem Schatten ein scheinbar unspektakuläres Leben führt. Dank Victors
Erfolg führt die Familie ein sorgenfreies Leben mit gesellschaftlicher
Anerkennung. Doch nach und nach stellt sich heraus, wer tatsächlich
hinter dem raketenhaften Aufstieg des Schriftstellers Adelman steht. Um
50 Jahre im Leben eines Paares zu erzählen, entfernt sich Nicolas Bedos
bewusst vom traditionell intimistischen französischen Film. Stattdessen
setzt er auf aus amerikanischen Filmen bekannte Techniken und versetzt
beispielsweise die Personen plötzlich in eine andere Epoche und lässt sie
mithilfe eines gekonnten Make-ups altern. Ein dynamischer, oft lustiger
und anziehender Film. Dass er auch sehr treffend ist, liegt daran, dass
Doria Tillier und Nicolas Bedos auch im Leben ein Paar sind.
Die Poesie der Liebe • Frankreich 2017, 115 min • Originaltitel: Monsieur
et Madame Adelman • Ein Film von Nicolas Bedos, mit Doria Tillier, Nicolas
Bedos, Denis Podalydes, u. a. • Ab 20. Dezember 2018 im Kino.
DOKUMENTARFILM
Einer unserer Lieblingsfilme 2018!
In Frankreich erleben Nr. 67 (Sommer 2018)
haben wir über den Kinostart dieses originellen
Dokumentarfilms berichtet, der von der
berührenden Freundschaft zwischen der betagten
Filmemacherin Agnès Varda (89 Jahre, eine lebende
Legende im französischen Kino und in der Nouvelle
Vague) und dem jungen französischen Künstler
JR (35 Jahre) berichtet. Der Film erzählt, wie sie
zusammen mit ihrem « Fotomobil », einem mobilen
Fotostudio, Frankreich durchqueren und welche
Eindrücke sie dabei gewinnen. Nun erscheint er
auf DVD, eine gute Gelegenheit, ihn immer wieder
anzusehen. Ein Zeugnis
von Menschlichkeit,
das glücklich macht!
Augenblicke: Gesichter
einer Reise • Frankreich
2017, 93 min • Originaltitel:
Visages, Villages • Ein
Film von Agnès Varda
und JR, mit Agnès Varda,
JR, Jean-Luc Godard, u.
a. • Bonus: Interview mit
Agnès Varta und JR • Ton:
Deutsch, Französisch •
Untertitel: Deutsch • Ab
7. Dezember im Handel.
24 · Frankreich erleben · Winter 2018/2019