Nr. 69 - Winter 2018-2019

Ehrenfriedhof der Ersten Armee sind ebenfalls einen Besuch wert. Auf
dem mit Blumen übersäten Friedhof befinden sich Grabstätten der drei
monotheistischen Religionen: Die christlichen Kreuze, die jüdischen
und moslemischen Grabstellen strahlen eine berührende und sehr harmonische
Atmosphäre der Andacht aus.
Diese Harmonie findet man in Kaysersberg generell in vielen architektonischen
und dekorativen Elementen. Die Fensterläden der
Häuser sind beispielsweise alle sehr sorgfältig gearbeitet. In manchen
befindet sich ein herzförmiges Loch, das man einfach als schmückendes
Element einstufen könnte. Doch von einem älteren Mann erfahren
wir, dass es sich dabei um einen alten Brauch handelt: Wenn in einem
Haushalt eine junge Frau einen Mann suchte – wenn sie also « ihr Herz
zu verschenken » hatte, wie er sich poetisch ausdrückte –, dann bohrte
man solche Herzen in das Holz der Fensterläden, damit mögliche
Freier dies von der Straße aus sehen und sich melden konnten … Offensichtlich
hat später niemand die Löcher wieder verschlossen; ganz
im Gegenteil, man hat dieses Element vielfach kopiert … Ebenfalls sehenswert
sind die Balkongeländer aus Holz, von denen viele mit einer
derartigen Liebe zum Detail gearbeitet sind, dass sie wie Spitze aussehen.
Man kann sich mühelos vorstellen, welche Arbeit dahintersteckt!
Da Franzosen im Allgemeinen Museen sehr schätzen, erscheint es
uns nur zu logisch, dass Kaysersberg ebenfalls eines haben muss, um
zum « Lieblingsdorf » gewählt zu werden. Das ist tatsächlich der Fall,
wobei der Ort nicht nur eines, sondern sogar zwei besitzt. Das relativ
kleine Historische Museum präsentiert religiöse Kunstwerke aus der
Zeit vom 14. bis 18. Jahrhundert. Es befindet sich im ersten Stock eines
schönen Patrizierhauses aus dem Jahr 1521. Beeindruckt hat uns aber
Frankreich erleben · Winter 2018/2019 · 61