Nr. 69 - Winter 2018-2019
Weihnachten im Jura: vom Rosenkranz zum Spielzeugland Provence: Tanzende Flamingos in der Camargue Elsass: Kaysersberg: eines der Lieblingsdörfer der Franzosen Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp: eine Rechenaufgabe für Le Corbusier Chantals Rezept: les encornets à la Sétoise
Weihnachten im Jura: vom Rosenkranz zum Spielzeugland
Provence: Tanzende Flamingos in der Camargue
Elsass: Kaysersberg: eines der Lieblingsdörfer der Franzosen
Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp: eine Rechenaufgabe für Le Corbusier
Chantals Rezept: les encornets à la Sétoise
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
FRANKREICH HEUTE Gesellschaft<br />
Unterwasserarchäologen Lino von Gartzen und Luc Vanrell präsentiert<br />
vor allem die Aussage der Tochter eines deutschen Soldaten namens<br />
Karl Böhm. Dieser war damals auf einem Rettungsschiff der Luftwaffe<br />
im Mittelmeer unterwegs. Er hatte seiner Tochter von der Rettung<br />
eines schwerverletzten französischen Piloten erzählt, der gesagt haben<br />
soll, er sei ein berühmter Schriftsteller. Nach Aussage von Karl Böhm<br />
soll der Pilot zum Verhör auf einen Flugplatz nach Saint-Martin-de-<br />
Crau gebracht worden und dort seinen Verletzungen erlegen sein. Oder<br />
den Folgen einer zu « handfesten » Befragung … Die Umstände sind<br />
also nach wie vor noch nicht genau bekannt …<br />
Eines ist dagegen sicher: Antoine de Saint-Exupéry<br />
hatte bei seinem Tod im Jahr 1944 keine Kinder.<br />
Das Erbe – die Erlöse aus den Eigentumsrechten<br />
seiner Bücher – wurde demnach auf die Familienmitglieder<br />
und seine Witwe, Consuelo de Saint-Exupéry,<br />
aufgeteilt. Das Urheberpersönlichkeitsrecht<br />
für das Werk des Schriftstellers – also das Recht<br />
darüber zu entscheiden, was mit dem Werk gemacht<br />
werden darf – fiel dagegen ausschließlich den Blutsverwandten<br />
zu. Consuelo akzeptierte dies nicht und<br />
beging einen schwerwiegenden Fehler: Sie erstellte<br />
falsche Dokumente, laut denen sie ebenfalls einen<br />
Teil der Urheberpersönlichkeitsrechte erhielt. Die<br />
Witwe wurde jedoch entlarvt und musste nun den<br />
ursprünglichen – für sie trotz allem vorteilhaften –<br />
Kompromiss akzeptieren, den ihr die Mutter von<br />
Saint-Exupéry – im Bestreben, einen Skandal zu<br />
vermeiden – anbot: Die Witwe erhielt 50 % der<br />
Eigentumsrechte, die restlichen 50 % gingen an<br />
die blutsverwandten Erben (die Mutter<br />
und die beiden noch lebenden<br />
Schwestern). Das Urheberpersönlichkeitsrecht<br />
blieb wie vorgesehen<br />
der Familie vorbehalten, und Consuelo<br />
hatte demnach kein Recht,<br />
über die Verwendung des Werks zu<br />
entscheiden. Die diesbezügliche Vereinbarung<br />
wurde am 29. Mai 1947<br />
unterzeichnet.<br />
1979, nach dem Tod von Consuelo,<br />
wurde José Martínez Fructuoso,<br />
der Mann ihres Vertrauens – zunächst<br />
ihr Gärtner, dann ihr Sekretär<br />
und vielleicht ihre letzte Liebe – ihr<br />
Alleinerbe. Er erhielt die zahlreichen<br />
Notizen, Briefe, Papiere und Manuskripte<br />
von Saint-Exupéry, die sich im<br />
Besitz der Witwe befanden, sowie die<br />
Hälfte der Urheberrechte. Doch nach<br />
wie vor war nur die « Blutsverwandtschaft<br />
», die heute in der Erbengemeinschaft<br />
Succession Antoine de Saint-Exupéry-d’Agay zusammengefasst<br />
ist, berechtigt, neue Nutzungen<br />
72 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong>