Nr. 69 - Winter 2018-2019

EDITORIAL
Liebe Leserin,
lieber Leser,
als Leser unseres Magazins wissen
Sie es nur zu gut: Worte sind wichtig,
und Texte – egal ob Bücher,
Magazine, Tageszeitungen oder
digitale Informationen – sind unverzichtbar. Sie können
berühren und trösten, manchmal auch verstören und
ärgern. Sie können uns zum Lachen oder zum Weinen
bringen, sie begleiten uns durchs Leben. Sie sind
Bestandteil der Kultur, die aus unserem Leben
ebenfalls nicht wegzudenken wäre.
Ende Oktober trafen in Paris zwei mutige
Frauen mit solidem Background (die eine war
Abteilungsleiterin einer Filiale der bekannten
Einzelhandelskette Virgin auf den
Champs-Elysées gewesen, die andere
hatte beim Verlag Flammarion und bei
Amazon, dem Hauptkonkurrenten
der Buchhandlungen, gearbeitet)
eine riskante, aber faszinierende
Entscheidung: In einer Stadt, die
heute nur noch 715 Buchhandlung
zählt (im Jahr 2000 waren es
noch über 1000), eröffneten sie
am Boulevard Poissonnière, nur
zwei Schritte von den Grands Magasins
entfernt, eine unabhängige Buchhandlung.*
Und dann gleich mit 40 000 Artikeln
auf einer Fläche von 500 m². Eine der
größten in Paris! Den Kunden scheint es zu
gefallen, denn sie sind zur Stelle. Wünschen
wir den beiden Frauen viel Glück! Vielleicht
ist es ja ein Zeichen, dass die der Buchhandlung
nächstgelegene Metrostation den
Namen Bonne nouvelle trägt …
Während die
Musikwelt um Charles
Aznavour (1924-2018),
einen der größten französischen
Chansonniers und Liebhaber schöner
Worte, trauerte und ihm eine sehr berührende
Hommage national zuteilwerden ließ, verkaufte sich das
posthum veröffentlichte Album von Johnny Hallyday
(1943-2017), Mon pays c‘est l‘amour, in einer Woche
800 000 Mal. Das war im Hexagon etwas noch nie
Dagewesenes und zugleich ein schöner Impuls für die
Schallplattenindustrie und das französische Chanson.
In Frankreich verbindet man mit Kultur oft
auch Museen. Ein interessantes Beispiel werden
Sie in einem kleinen Dorf im Jura entdecken,
wo man im Laufe der Geschichte mithilfe
von Tradition und handwerklichem
Geschick die wirtschaftliche und
touristische Entwicklung vorangetrieben
hat. René Martin wird
Ihnen dagegen erläutern, dass die
Weiterentwicklung der Kultur sein
Lebenszweck ist. Andere Menschen wirken
an der Kultur durch ihre Bauten mit, manchmal
sogar an sehr zurückgezogenen Orten, wie eine
von Le Corbusier errichtete Kapelle zeigt.
Glücklicherweise ist Kultur heute omnipräsent.
Manchmal löst sie zwar ernste Zwietracht aus
– lesen Sie dazu unseren Artikel über das Erbe
von Saint-Exupéry –, aber trotz allem kann sie
uns glücklich und vor allem neugierig machen.
Profitieren wir davon! Viel Spaß beim Lesen!
Titelbild: Blick ins Zentrum von Kaysersberg (Haut-Rhin) von der befestigten Brücke aus.
* Librairie Ici, 25 Boulevard Poissonnière, 75002 Paris
Jean-Charles Albert
Chefredakteur
jc.albert@frankreicherleben.de
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