Nr. 69 - Winter 2018-2019
Weihnachten im Jura: vom Rosenkranz zum Spielzeugland Provence: Tanzende Flamingos in der Camargue Elsass: Kaysersberg: eines der Lieblingsdörfer der Franzosen Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp: eine Rechenaufgabe für Le Corbusier Chantals Rezept: les encornets à la Sétoise
Weihnachten im Jura: vom Rosenkranz zum Spielzeugland
Provence: Tanzende Flamingos in der Camargue
Elsass: Kaysersberg: eines der Lieblingsdörfer der Franzosen
Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp: eine Rechenaufgabe für Le Corbusier
Chantals Rezept: les encornets à la Sétoise
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das Erbe von Saint-Exupéry<br />
Absturzes, der beispielsweise auch in den Alpen vermutet<br />
wurde, war das Mittelmeer eine der bevorzugten.<br />
Trotz zahlreicher Hypothesen blieb diese Angelegenheit<br />
bis 1998 mysteriös. Dann machte jedoch ein Fischer<br />
einen ganz unwahrscheinlichen Fang: Mit seinem Netz<br />
fischte er ein Namensarmband mit der Gravur « Antoine<br />
de Saint-Exupéry » aus dem Mittelmeer. Die Familie des<br />
berühmten Schriftstellers, der nichts von der Existenz<br />
eines solchen Schmuckstückes bekannt war und die daher<br />
dessen Echtheit bezweifelte, veranlasste aufwändige<br />
Recherchen. Diese führten zu dem Ergebnis, dass Saint-<br />
Exupéry das Armband 1942 in New York von seiner Frau<br />
Consuelo erhalten hatte. « Damit wollten sie immer aneinander<br />
denken, denn er hatte ihr im Gegenzug ein Armband<br />
aus Gold geschenkt. Das Schicksal wollte es, dass er<br />
das Armband seiner Frau als Erinnerung bei sich trug, als<br />
er in den Krieg zog », gab Olivier d‘Agay, ein Großneffe von<br />
Saint-Exupéry an. Nach dem Fund dieses Armbands leitete<br />
man Nachforschungen ein, bei denen Teile eines Flugzeugs vom<br />
Typ « Lighting P38 » entdeckt und in der Folge als zum Flugzeug<br />
des Schriftstellers zugehörig identifiziert wurden.<br />
Weitere Forschungen ergaben, dass das Flugzeug von<br />
Saint-Exupéry offensichtlich von der deutschen Luftwaffe<br />
abgeschossen worden war. In einem 2008 veröffentlichten<br />
Buch (Saint Exupéry, l’ultime secret, Jacques Pradel und Luc<br />
Vanrell, Éditions du Rocher) erzählt Horst Rippert, wie er<br />
als Pilot einer Messerschmitt am 31. Juli 1944 gegen 14.30<br />
Uhr zwischen Toulon und Marseille das Flugzeug von Saint-<br />
Exupéry entdeckte und abschoss, natürlich ohne die Identität<br />
des Piloten zu kennen. « Hätte ich es gewusst, hätte ich niemals<br />
geschossen », gibt er an. Als er erfuhr, wer am Steuerknüppel des<br />
abgeschossenen Flugzeugs saß, habe er zu sich gesagt: « Welch eine<br />
Katastrophe! Was hast du da getan! » Er versucht, es zu erklären:<br />
« Aber ich habe ihn nicht gesehen. Ich habe nicht auf einen Menschen<br />
gezielt, den ich kannte. Ich habe auf ein feindliches Flugzeug<br />
geschossen, das abgestürzt ist, das ist alles … »<br />
Es scheint also, dass Saint-Exupéry mit seinem Flugzeug ins<br />
Meer stürzte und dabei ums Leben kam. Ein vor Kurzem erschienenes<br />
Buch (Saint-Exupéry, révélations sur sa disparition, Éditions<br />
Vtopo) hinterfragt allerdings die genauen Todesumstände. Überraschenderweise<br />
geben diese Enthüllungen zur Vermutung Anlass,<br />
dass der Schriftsteller das Unglück überlebt haben könnte.<br />
Das Gemeinschaftswerk von François d’Agay, Bruno Faurite –<br />
ein Nahestehender der Familie von Saint-Exupéry – sowie den<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong>/<strong>2019</strong> · 71