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Jagd & Natur | Ausgabe Mai 2020

Aufgrund der zahlreichen Beschränkungen im Alltag wollen wir allen Jagd- und Naturinteressierten ein Geschenk machen und stellen die Mai-Ausgabe kostenlos zur Verfügung. Viel Spass bei der Lektüre!

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Nah & Fern

Verbände und Vereine

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SG: eindrückliche Rothirsch- und Gamshegeschau in Sargans

Jagdverwalter

Dr. Dominik Thiel

zeigte sich mit der

Rotwildjagd 2019

insgesamt zufrieden.

Regierungsrat Bruno

Damann dankte den

St. Galler Jägerinnen und

Jägern für ihre Arbeit.

An der traditionellen Rothirsch-

Hegeschau des Kantons St. Gallen

zeigten die Jägerinnen und Jäger

des Wildraums Churfirsten-Alvier

erstmals auch Gamstrophäen. Nebst

der Präsentation und Bewertung

von Geweihen und Krickeln standen

aufschlussreiche Fachreferate im

Zentrum.

Nachdem Dominik Thiel, Leiter des Amts

für Natur, Jagd und Fischerei, die Gäste

begrüsst hatte, übergab er an den für die

Jagd zuständigen Regierungsrat Bruno

Damann. Seine Ausführungen befassten

sich mit den Gamsbeständen, die im

Gegensatz zum Rotwild europaweit abnehmen.

Die Jagdstrecke hat sich in den

letzten Jahren um fast die Hälfte verringert.

Aussergewöhnliche Winter mit

Lawinenabgängen etwa oder die Gamsblindheit

hätten die Reduktion bewirkt,

was schliesslich der Auslöser für das

fünfjährige Pilotprojekt «Gamshegeschau»

war. Ziel sei es, so Damann, in

einigen Jahren das Gamswild wieder

nachhaltig nutzen zu können.

Genau das Gegenteil berichtete Regierungsrat

Damann zur Entwicklung des

Rotwildbestandes. Trotz des grossen Einsatzes

der Jäger und optimierter Jagdtechniken

sei es bislang in einigen Regionen

des Kantons nicht gelungen, den

Bestand auf ein dem Lebensraum angepasstes

Mass zu reduzieren. «Wir müssen

uns über Grenzen und Amtsstrukturen

hinweg vernetzen, um die Situation

in den Griff zu bekommen», so der Appell

des Regierungsrats. Abschliessend

galt sein Dank allen Jägerinnen und Jägern

sowie den Mitarbeitenden des

Amts für Natur, Jagd und Fischerei.

Die Markthalle in

Sargans war sehr

gut besetzt.

Die Hirschtrophäen

stiessen auf ungebrochenes

Interesse.

Der Amtsleiter zeigt sich zufrieden

Dominik Thiel vom ANJF präsentierte

die Rothirschstrecke des Jagdjahrs 2019

und analysierte die Ergebnisse. Demnach

wurden 806 Stück Rotwild gestreckt, davon

170 Stiere und 636 weibliche Stücke.

Insgesamt sind das 67 Stücke mehr als

im Vorjahr. «Die wichtigste Folie», freute

sich Thiel, «ist jene mit dem Geschlechterverhältnis.»

Auch sie liess eine positive

Tendenz erkennen. Gesamthaft wurde

der Abschussplan beim Rotwild in zwei

Hegegemeinschaften überschossen, und

in einer führten die Bemühungen annähernd

zum Ziel. Dominik Thiel zeigte sich

insgesamt zufrieden. Sein Dank galt denn

auch allen Jägerinnen und Jägern für ihren

Einsatz sowie der Trophäenkommission

für ihre Arbeit.

Dem Gamswild Sorge tragen

Nach der Pause hielt Arno Puorger, stellvertretender

Abteilungsleiter Jagd des

ANJF SG, ein Referat zum Thema «Gamsbejagung

im Kanton St. Gallen: Wo stehen

wir?». Der Vortragende brachte es

gleich zu Beginn auf den Punkt: «Es geht

den Gämsen schlechter als noch vor 20,

30 Jahren!» Als Gründe dafür ortete

Puorger verschiedene Einflussfaktoren

wie Krankheiten, Luchs, hohe Rotwildbestände

und den Klimawandel. Die

Entwicklung sei gleichzeitig eine grosse

Chance, die Planung zu optimieren. So

könne etwa das Geschlechterverhältnis

teilweise noch verbessert werden.

Schweizweit hätten die Jagdstrecken

um bis zu 30 Prozent abgenommen, im

Kanton St. Gallen sogar bis zu 70 Prozent.

Als oberste Maxime forderte Puorger,

dass die Gamsjagd nachhaltig sein

müsse. «Das Wichtigste bei der Gamsbejagung

ist, dass man sich am Zuwachs

orientiert und bei beiden Geschlechtern

die Mittelklasse schont», mahnte der Referent.

Im Weiteren zeigte er sich überzeugt,

dass ein zu hoher Rotwildbestand

negative Auswirkungen auf Gamsjährlinge

habe. «Der Lebensraum ist begrenzt.

Entsprechend gilt es, Rot- und Steinwild

auch in Bezug auf andere Wildarten zu

reduzieren», so Arno Puorger. In Bezug

auf das Luchsvorkommen meinte der

Referent, dass sich der Räuber herausnehme,

was geringe Überlebenschancen

habe: «Eigentlich so, wie wir jagen

sollten. Und dass der Luchs bei der Jagdplanung

berücksichtigt werden muss, ist

für mich klar!» Arno Puorger freute sich,

dass «… den Gams Sorge getragen

wird!» Auch er bedankte sich abschliessend

bei der Bewertungskommission

sowie bei allen, die zur nachhaltigen

Gamsbejagung beitragen.

Im Spannungsfeld von

Schutzwald und Tourismus

Mit Spannung wurde der Vortrag «Gamsjagd

in Vorarlberg im Spannungsfeld von

Schutzwald und Tourismus» von Dipl.

Ing. Hubert Schatz erwartet. Der Wildökologe

beim Amt für Wildökologe und

Jagdwirtschaft der Vorarlberger Landesregierung

zeigte sich einmal mehr von

seiner besten Seite. Sowohl inhaltlich

wie rhetorisch verstand er es, sein Publikum

zu fesseln. Schatz bestätigte die

Erkenntnis, dass der Gamsbestand in

vielen Ländern rückläufig sei. Er erläuterte

das Jagdsystem in Vorarlberg, welches

in vielerlei Hinsicht Unterschiede zur

Schweiz zeigt. So ist die Jagd in Vorarlberg

seit Mitte des 19. Jahrhunderts an

Grund und Boden gebunden. Es gibt auf

einer Fläche von 2600 km 2 Fläche vier

Verwaltungsbezirke, 35 Berufsjäger, 360

nebenberufliche Aufseher und 3000

Jagdkarteninhaber. «Eine der Grundlagen

für die Gamswildbejagung sind langjährige

Populationserhebungen», sagte

Schatz. «Wir zählen in 13 Wildlebensräumen

rund 10 000 bis 12 000 Stück

Gamswild, die einem Abschussplan unterliegen.»

Viele Gamsregionen seien in

den letzten Jahren zu Tourismuszentren

geworden, wodurch es immer wieder zu

Überlagerungen und damit zu Konflikten

zwischen Tourismus und dem Wildtierlebensraum

komme. «Die Menschen begeben

sich ins Wohnzimmer der Gämsen,

welches damit gezwungen wird, in

Wildökologe Hubert Schatz erntete für seinen Vortrag

viel Applaus.

den Wald auszuweichen, wo es Schäden

verursachen kann.» Leider würden im

Schutzwald dann zu viele Stücke in der

Jugend- und Mittelklasse erlegt sowie

vorrangig Böcke, was Einfluss auf die

Bestandsstruktur habe.

Hubert Schatz bedauerte, dass die

derzeit angewendeten Altersklassen bei

den Gämsen «völliger Nonsens» seien.

Wirklich alt seien Böcke im Alter ab 14

Jahren und Geissen etwa ab 18 Jahren:

«Wir haben es selbst in der Hand, wie alt

wir Gämsen werden lassen!» Er forderte

zum Schutz des Wildes mehr Aufklärung

im Rahmen der Kampagne «Respektiere

deine Grenzen» sowie strengere Regelungen

für Sportler oder Drohnenpiloten.

«Ohne Schutz des Lebensraums und

ohne Überwachungspersonal wird es

nicht funktionieren», zeigte sich Schatz

überzeugt. Und: «Der Jäger sollte beispielgebend

sein, damit er der geringste

Störfaktor ist!»

Hubert Schatz erntete viel Applaus

für seine Ausführungen. Er wird sein

Referat für die Leserinnen und Leser

von JAGD & NATUR in einem Artikel zusammenfassen,

der im Herbst erscheinen

soll.

Weidmannsdank!

Mit der Verabschiedung zweier verdienter

Persönlichkeiten beschloss

Dominik Thiel die St. Gallische Rotwild-

und Gamshegeschau 2020 in Sargans.

Richard Tobler aus Wildhaus war

während 30 Jahren Mitglied der Kantonalen

Trophäenbewertungskommission.

Silvan Eugster, seit 2014 Wildhüter,

wechselt in den Kanton Appenzell Ausserrhoden.

Der Leiter des Amts für Natur,

Jagd und Fischerei hob die Verdienste

der beiden Weidmänner hervor, dankte

im Namen des Amts und der Jäger

und überreichte ihnen zum Abschied ein

Präsent.

Mit einem letzten Stück der Jagdhornbläser

Speer unter der Leitung von

Ruedi Jäger klang die 27. Kantonale

Hegeschau in Sargans aus.

Bildbericht: Markus Meier

Dr. Dominik Thiel würdigte

die langjährige Arbeit

von Richard Tobler aus

Wildhaus (re.).

Die Jagdhornbläser

Speer unter der

Leitung von Ruedi

Jäger umrahmten die

St. Galler Rotwildhegeschau.

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5 l 20 JAGD & NATUR

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