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bbw_Jahresbericht_2019

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Geschäftsfelder 2019

Geschäftsfelder 2019

Ich bin seit 2009 in Deutschland. Als ich ankam

wollte ich Deutsch lernen, bin zuerst zur Volkshochschule

gegangen, habe aber die erste Prüfung

nicht geschafft. 2010 hat es dann mit B1 geklappt.

Aber arbeiten ging lange wegen meines

Kopftuchs nicht. Es war sogar in der Reinigung

fast unmöglich. Seit 2015 ist es leichter.

Als Afghanin bin ich im Iran großgeworden. Dort

durfte ich nicht in die Schule gehen. Deshalb

konnte ich, als ich mit 27 Jahren herkam, weder

lesen noch schreiben. Es war viel Disziplin nötig,

aber ich bin so froh darüber, dass ich es jetzt hier

gelernt habe und keine Analphabetin mehr bin.

Mitte Mai will ich den bbw Sprachkurs-B2 schaffen.

Wenn das klappt, habe ich endlich und direkt

danach einen guten Arbeitsplatz, im diakonischen

Seniorenheim „Oberlinhaus“, auf den ich mich

sehr freue. Dort werde ich den Altenplegern helfen

und die Heimbewohner unterstützen.

Ich bin jetzt seit zwölf Monaten im bbw. Ich habe

hier über einen Kurs, der „Perspektive Job fit“

hieß, ein Praktikum dort machen können. Das

war großartig für mich. Ich bin sehr dankbar für

die Unterstützung, die ich im bbw bekomme. Gerade

suchen Frau Schirach und ich nach einem

gebrauchten Auto, mit dem mein Mann und ich,

wenn ich so wie er auch arbeiten gehe, alle Termine

mit den Kindern besser schaffe. Ich weiß, dass

sich immer alle über mich wundern, aber ich mag

es, pünktlich zu sein. Und das will ich an meinem

Arbeitsplatz auf jeden Fall sein.

Taiba Nazary, Teilnehmerin von „Perspektive Job fit“ und eines

Sprachkurses zur Vorbereitung auf die B2-Prüfung

am bbw Bildungszentrum Potsdam

Taiba Nazary ist unglaublich und eine ganz besondere Frau. Manchmal

schon so etwas wie eine Assistentin, die gute Seele im Kurs. Sie ist früh

die Erste, die kommt, den Schlüssel holt, im Raum schon die Stühle geraderückt,

noch bevor ich dazu komme. Ich bin absolut sicher, dass sie

nach ihrem Sprachkurs hier bei uns ihren Weg gehen und ihren Job gut

machen wird. Deshalb freue ich mich auch so, dass sie nach ihren Praktika

im Seniorenheim nicht nur eine Top-Beurteilung, sondern schon für

den Tag nach der B2-Sprachprüfung im Mai eine Stelle angeboten bekommen

hat – trotz des Kopftuchs, das sie trägt. Das ist auch in Potsdam

nicht selbstverständlich. Wahrscheinlich hat sie die Heimbewohner

und ihre künftigen Kolleg*innen durch ihre absolut positive Ausstrahlung

und ihre Lernbereitschaft so schnell überzeugt wie mich. Wenn

man so wie sie an sich glaubt und so diszipliniert ist, spielt der Migrationshintergrund

auch gar keine Rolle.

Ich wusste, als sie das erste Mal hier in der Tür stand, dass ich sie schon

einmal gesehen hatte. Und das war tatsächlich so: Wir haben unsere

jüngsten Töchter am selben Tag, im selben Krankenhaus, Zimmer an

Zimmer zur Welt gebracht und zufällig gehen beide heute auch auf die

selbe Schule. Und nun sitzt Taiba in einem meiner Deutschkurse. Wenn

sie stolz erzählt, dass ihre Tochter ein echtes Mathe-Ass ist und gern

lernt, wundert mich das kein bisschen.

Melanie Schirach, Projektmangerin am

Bildungszentrum Potsdam, bbw Akademie

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