07.05.2020 Aufrufe

Schlaflos - Das neue Normal: Eine Loseblattsammlung zum aktuellen Geschehen

Ein Stimmungsbild unserer Zeit. Wir führen die Loseblattsammlung 2021 weiter. Heute mit: Die theoretische Jugendweihe Info zur Sammlung: Viele Menschen sind schlaflos, die Gedanken rotieren. Nicht immer nur um sich selbst, sondern um ihre Freunde, Familien, um überhaupt alles. Die Loseblattsammlung enthält Gedanken, die diese Menschen mit uns teilen möchten. Die Texte sind bewusst unkommentiert, ungeschönt. Böse, kontrovers, traurig, lustig (ja, auch lustig) nachdenklich, vor allem jedoch authentisch. Normal ist nicht. Punkt.

Ein Stimmungsbild unserer Zeit. Wir führen die Loseblattsammlung 2021 weiter.
Heute mit: Die theoretische Jugendweihe

Info zur Sammlung:
Viele Menschen sind schlaflos, die Gedanken rotieren. Nicht immer nur um sich selbst, sondern um ihre Freunde, Familien, um überhaupt alles.
Die Loseblattsammlung enthält Gedanken, die diese Menschen mit uns teilen möchten. Die Texte sind bewusst unkommentiert, ungeschönt. Böse, kontrovers, traurig, lustig (ja, auch lustig) nachdenklich, vor allem jedoch authentisch.

Normal ist nicht. Punkt.

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eine – furchtbar wichtige Farbe fehlt.<br />

Ich bemerke gerade, ich bin wirklich<br />

ins Plaudern gekommen. Obwohl<br />

nichts zusammenzupassen scheint.<br />

Von Kaffeekochen und Irrationalität.<br />

…. Der Kaffee ist fertig…<br />

Nachher gehe ich in die Küche. Meine<br />

Gedanken wieder einsammeln.<br />

Einige Kommentare auf Facebook<br />

<strong>Loseblattsammlung</strong> © ELVEA<br />

10<br />

Claus Beese<br />

Tja, gefangen in Corona, gefangen<br />

im Schneesturm. Gefangen in der<br />

Dummheit der anderen, so sind wir<br />

Gefangene der Zeit. Dieser Zeit. Nur<br />

sie, die Zeit läuft weiter.<br />

Mein holdes Eheweib griff beherzt<br />

<strong>zum</strong> Topf und füllte ihn halb mit Wasser.<br />

Ich ahnte: Sie will Kartoffeln schälen.<br />

Und ich, was soll ich tun? Die<br />

Langeweile guckt mir aus den<br />

Knopflöchern. Plötzlich wurde es hell<br />

im Oberstübchen. Ein Gedankenblitz.<br />

"Schatz! Ich werde dir beim Kartoffelschälen<br />

helfen."<br />

"???"<br />

"Na , ist doch klar. Du setzt das Messer<br />

an und ich drehe die Kartoffeln."<br />

Freundlich, aber entschieden, wies sie<br />

mir den Weg ins Wohnzimmer. Und<br />

nun? Was soll ich hier alleine machen?<br />

Fernsehen gucken? Ich bin zu alt, für<br />

mich gibt es nichts <strong>neue</strong>s mehr. Fast<br />

alle Spielfilme kann ich mitsprechen,<br />

als hätte ich die Dialoge geschrieben.<br />

Habe ich nicht. Nur sie so oft gesehen,<br />

dass man sie auswendig kann. Zeitung!<br />

Man könnte Zeitung lesen. Wozu<br />

haben wir ein Abo? Draußen ist<br />

Schneesturm, und der Zeitungsbote<br />

sitzt im Warmen zuhause. Bereits gestern<br />

hatte die Zeitung angekündigt,<br />

"dass es aufgrund der Wetterlage zu<br />

Verzögerungen bei der Auslieferungkommen<br />

könnte". Und nun? Was soll<br />

ich tun? Ach, ich könnte auf Facebook<br />

gehen und ein paar Rechte aus<br />

meinem Bekanntenkreis entfernen.<br />

Schiet. Hatte ich letzte Woche schon<br />

erledigt. Manche Boulevardsendungen<br />

im TV behaupten ja, dass während<br />

dieser Zeit die Menschen mehr<br />

Sex hätten. Ich nicht. Meine Frau<br />

steht in der Küche und schält Kartoffeln.<br />

Und ich? Was soll ich denn<br />

bloß machen? Ich hasse Corona. Und<br />

ich hasse den Winter. - Obwohl ..., ich<br />

merke gerade, das lange Hinausstieren<br />

in die flirrenden Schneeflocken ist<br />

fast so beruhigend wie der Blick auf<br />

das Meer. Wunderbar. Ich werde ganz<br />

ruhig ...<br />

Antje Haugg<br />

Vogelgrippe. bei uns gibt es tatsächlich<br />

ein Thema neben Corona. Vogelgrippe.<br />

Ende Januar ein bestätigter<br />

Fall im Landkreis. Sperrzone, Beobachtungszone,<br />

geschlachtete Tiere,<br />

Stallpflicht für die Region. auch für<br />

meine Hühner. die Freigang gewohnt<br />

sind, die nicht verstehen, warum die<br />

Tür jetzt geschlossen bleibt. empörtes,<br />

lang gezogen klagendes Jammern.<br />

sogar meine Seidenhühner, die<br />

wochenlang keinen Fuß in den<br />

Schnee setzen wollten, sind jetzt entrüstet.<br />

denen geht es wie uns - was<br />

verboten ist, das ist wohl plötzlich erstrebenswert.<br />

ja, warum sollte es den<br />

Hühnern besser gehen als uns? geteiltes<br />

Leid als halbes Leid? für solche<br />

Sprichwörter haben sie nichts übrig,<br />

sind eh schon - wie auch ich - genervt<br />

vom grauen Wintertrüb. trauern<br />

der verlorenen <strong>Normal</strong>ität hinterher.<br />

und wie auch wir haben sie keinen<br />

Termin vor Augen, an dem gelockert<br />

wird. das kann dauern, länger wohl

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