Publikation als PDF - RKW
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spektiven in die Analyse einbezogen. Die<br />
Wirtschafts- und Arbeitsmarktentwicklung<br />
ist in den verschiedenen Beitrittsländern<br />
sehr unterschiedlich verlaufen.<br />
Die Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts<br />
lagen jedoch fast durchgängig<br />
in den vergangenen Jahren wesentlich<br />
über denen Deutschlands und der EU.<br />
Insofern haben sich die Einkommensunterschiede<br />
schon deutlich reduziert,<br />
wenn sie auch immer noch beträchtlich<br />
sind: Allerdings relativieren sich diese<br />
Unterschiede mittlerweile in einem gewissen<br />
Umfang, wenn man die Kaufkraftparitäten<br />
in die Berechnungen einbezieht.<br />
Auch die Entwicklungen auf den<br />
Arbeitsmärkten sind sehr differenziert zu<br />
betrachten: Einzelne Länder (insbesondere<br />
Polen) haben hier derzeit mit erheb-<br />
lichen Schwierigkeiten zu kämpfen, zum<br />
Teil aus demografischen Gründen oder<br />
wegen der Folgen von Strukturanpassungen<br />
in verschiedenen Wirtschaftszweigen<br />
(Landwirtschaft, Bergbau, Schwerindustrie).<br />
Andere Länder, wie Ungarn und<br />
Slowenien, weisen insgesamt ein recht<br />
positives Erscheinungsbild auf. Aktuell<br />
scheint dies auf einen gewissen Wanderungsdruck<br />
hinzudeuten.<br />
Für die Einschätzung des zukünftigen<br />
Wanderungsanreizes ist aber zu berücksichtigen,<br />
dass mit den momentanen<br />
Wachstumsraten in den Beitrittsländern,<br />
die deutlich über den Wachstumsraten<br />
Deutschlands liegen, positive<br />
Erwartungen auch hinsichtlich der wirtschaftlichen<br />
Zukunft verbunden sind. Bei<br />
den Vergleichen des Bruttoinlandsprodukts<br />
pro Kopf beziehungsweise der<br />
Nominallöhne in Deutschland und in<br />
den Beitrittsstaaten müssen zudem die<br />
beträchtlichen Kaufkraftunterschiede berücksichtigt<br />
werden. Dies sind Faktoren,<br />
die die Wanderungsneigung erheblich<br />
verringern.<br />
Im Ergebnis ist zwar auch für die<br />
kommenden Jahre noch von signifikanten<br />
Wanderungsanreizen auszugehen.<br />
Diese liegen jedoch durchaus im Rahmen<br />
der Größenordnungen, wie sie derzeit<br />
in Deutschland gegeben sind.<br />
Da in Deutschland eine Nachfrage nach<br />
gut ausgebildeten Arbeitskräften besteht,<br />
hätte deren Zuwanderung einen durchaus<br />
positiven Effekt. Jedoch ist davon<br />
auszugehen, dass nach der siebenjährigen<br />
Übergangszeit die Volkswirtschaften<br />
in den Beitrittsländern so gewachsen<br />
sein werden, dass sie selbst ihre qualifizierten<br />
Arbeitskräfte benötigen. Die aktuelle<br />
Arbeitsmarktsituation zeigt schon<br />
jetzt in diese Richtung. Wanderungsdruck<br />
wird daher eher im Bereich der<br />
niedrig qualifizierten Arbeitskräfte ausgeübt<br />
werden, bei denen die Arbeitslosenquote<br />
in den Beitrittsländern ähnlich<br />
hoch ist wie in Deutschland.<br />
Hinsichtlich der räumlichen Verteilung<br />
ist zu erwarten, dass sich die<br />
Zuwanderung auf die Ballungsräume<br />
konzentrieren wird, da dort die größte<br />
Nachfrage an Arbeitskräften besteht. Die<br />
Hoffnung, dass mit der Osterweiterung<br />
das Problem des Mangels an qualifizierten<br />
Arbeitskräften in Deutschland behoben<br />
werden kann, wird wohl enttäuscht<br />
werden.<br />
Besondere Probleme können sich in den<br />
Grenzregionen zu den Beitrittsstaaten<br />
ergeben. Derzeit spielt zwar die Beschäftigung<br />
von Grenzpendlern (mit ca.<br />
1,5 Prozent der Gesamtbeschäftigung<br />
im bayerischen Grenzraum zur Tschechei)<br />
wegen der sehr restriktiven Zugangsmöglichkeiten<br />
zum Arbeitsmarkt<br />
quantitativ keine besondere Rolle. Für<br />
Tagespendler stellen aber die immer<br />
noch recht hohen Nominallohnunterschiede<br />
einen monetären Anreiz dar, in<br />
Deutschland zu arbeiten. Die daraus<br />
entstehende Problemlage muss aber<br />
nach den Charakteristika der einzelnen<br />
Regionen differenziert werden: Probleme<br />
sind eher dort zu erwarten, wo eine<br />
hohe Bevölkerungsdichte besteht, verbunden<br />
mit relativ ungünstiger Arbeitsmarktlage,<br />
wie im Grenzgebiet Böhmen-<br />
Sachsen.<br />
In anderen Regionen könnten zusätzliche<br />
Arbeitnehmer benötigt werden,<br />
um bis dahin möglicherweise sich entwickelnde<br />
Engpässe auszugleichen, wie<br />
in den mittleren und südlichen Regionen<br />
des bayerisch-tschechischen Grenzgebiets.<br />
Eine Studie zu den möglichen<br />
Grenzpendlerpotenzialen kommt daher<br />
auch zu relativ moderaten Größenordnungen<br />
für diesen Grenzraum.