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Mitteilungsblatt Wendelstein+Schwanstetten - Juli 2020

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Postkarte von Großschwarzenlohe aus den 1920er Jahren: Links im Vordergrund ist<br />

die ehemalige Dorfschmiede von Großschwarzenlohe zu sehen und dahinter mit dem<br />

Walmdach das Gasthaus „Zum Buchswirt“, rechts vorne ist das frühere Bauernhaus<br />

der Familie Meßthaler zu erkennen und dahinter mit dem damals neuen Turmaufbau<br />

das Großschwarzenloher „Hirtenhaus“.<br />

der Dorfhirte zwar „mietfrei“ im örtlichen Hirtenhaus, für die Kinder bedeutete<br />

dies oft aber auch, dem Vater helfen zu müssen. Den Kindern des Hirten wurden<br />

oft gegen Entgelt bäuerliche Kleintiere zum Hüten anvertraut wie Enten, Gänse<br />

oder auch Ziegen. Dem damit verbundenen „romantisch“ verklärten Begriff der<br />

„Gänseliesel“ aus dem 19.Jahrhundert für diese Kinderarbeit steht dabei der<br />

abschätzige Name „Schweinegraf“ oder „Herr Fürst“ (Herr über die Rinder)<br />

für die Hirtenarbeit gegenüber.<br />

Nur wenig Klagen in Großschwarzenlohe über den Hirten<br />

Historisch überliefert sind nur wenige Klagen über die Arbeit der Dorfhirten in<br />

Großschwarzenlohe: 1682 etwa habe der Hirt „eine Kuh verwahrlosen lassen“<br />

und von 1705 ist eine ähnliche Anzeige bei den Dorfoberen für einen Stier<br />

überliefert. Insgesamt scheinen aber die Bauern mit ihren Hirten im Ort zufrieden<br />

gewesen zu sein. Von etlichen namentlich erwähnten Dorfhirten bis ins 20. Jahrhundert<br />

war zum Beispiel Conrad Himpf von 1755 bis 1772 nachweisbar im Amt.<br />

Im frühen 20.Jahrhundert werden für Großschwarzenlohe noch die Dorfhirten<br />

Danninger und Haas genannt, bevor das Amt der Hirten „überflüssig“ wurde.<br />

Als Vorgängerbau für das Großschwarzenloher „Hirtenhaus“ ist ein „Schaaf- und<br />

Wohnhaus“ für den Dorfhirten überliefert. Im 19. Jahrhundert wurde als Ersatz<br />

für diese Wohnhaus das heute erhaltene Gebäude im Ortszentrum gebaut und<br />

1920 erfolgte der Anbau des Uhrenturms. Im Nachbarort Kleinschwarzenlohe<br />

wurde 31 Jahre zuvor - 1889 - Adam Scharrer als Sohn des dortigen Dorfhirten<br />

in eine kinderreiche Familie geboren. Mit seiner Familie zog er wenige Jahre<br />

später nach Speikern ins „Nürnberger Land“, wo sein Vater eine neue Hirtenstelle<br />

hatte. Adam Scharrer war später in der Weimarer Zeit von Berlin aus und<br />

nach 1933 im Exil ein bekannter „Arbeiterschriftsteller“ und „Zeitzeuge des<br />

Alltags der kleinen Leute“.<br />

Text und Fotos: (jör)<br />

JULI <strong>2020</strong><br />

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