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1. Das SFZ II Bad Windsheim

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Vorwort<br />

Nach verschiedenen Themenheften wie Autismus, Diagnostik, Arbeitsge-<br />

dächtnis etc. soll diesmal im Mittelpunkt der Übergang von Förderschule in<br />

den Beruf stehen. Diese entscheidende Übergangsphase wird im Sinne der<br />

Beratung gut von den Lehrkräften der Klassen 7 – 9 und von den Oberstufen-<br />

koordinatoren vermittelt.<br />

Die klassischen Mitarbeiter der Beratungsdienste wie Beratungslehrer, Schul-<br />

psychologen, Mitarbeiter von MSD und MSH sind darin eher selten beteiligt.<br />

Der Wissenstand ist somit bei einem großen Teil dieser Personen eher nied-<br />

rig, insbesondere was Änderungen und Neuerungen betrifft.<br />

Deshalb wollen wir mit diesem Heft diesem Thema breiten Raum geben.<br />

Nach einem allgemeinen Überblick zum Thema Schule – Beruf von Herrn<br />

Thomas Enders erfolgt ein Beispiel eines <strong>SFZ</strong>. <strong>Das</strong> <strong>SFZ</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Windsheim</strong> stellt<br />

ihr Konzept vor, insbesondere unter besonderer Darstellung von Schülerfir-<br />

men als ein wichtiges Bestandteil des Übergangs von Schule in Beruf.<br />

Die Möglichkeiten aus einer Förderschule in einen Beruf bzw. in eine Tätigkeit<br />

zeigt ein komplexes Schaubild. An dieser Stelle sei besonders Herrn Michael<br />

Rogge gedankt, der sich um diese und weitere Artikel besonders kümmerte.<br />

Der seit einigen Jahren tätige MSD für berufliche Schulen stellt sich mit drei<br />

Artikeln vor. Die spezifische und vielfältige Arbeitsweise ist erkennbar. Auch<br />

zum Aspekt der Kooperationsklasse sammelt der MSD bS bereits Erfahrun-<br />

gen.<br />

Allen Mitwirkenden sei herzlich gedankt, damit dieses doch sehr spezielle<br />

Thema im Überblick dargestellt werden konnte.<br />

Dr. Werner Laschkowski<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 1<br />

FORUM TERMINE<br />

BÖRSE


Der Übergang von der Schule zum Berufsleben –<br />

Möglichkeiten der Schulabgänger der Schule zur individuelle Lernförderung,<br />

bzw. der Sonderpädagogischen Förderzentren<br />

Mindestens neun Jahre Schule<br />

liegen hinter unseren Schülerinnen<br />

und Schülern, bevor wir<br />

sie dann immer Ende Juli in die<br />

„Berufswelt“ entlassen. Dann<br />

verlieren wir sie ein paar<br />

Wochen aus den Augen bis sie<br />

uns nach den Sommerferien<br />

das erste Mal besuchen. Eine<br />

der ersten Fragen dürfte dann<br />

sicher sein: „Und, was machst<br />

Du?“ Die Antworten sind vielfältig<br />

bis erstaunlich. Meist<br />

werden uns dann nur ein paar aneinandergereihte Buchstaben an den Kopf<br />

geschleudert, die uns mehr oder weniger sagen: „BvB, BVJ-C, BVJ-B, BAW,<br />

BGJ, JoA, , BaE, EQ, BVJ/s, BVJ/k, BEJ, BIJ, XYZ…..“ Die Angebote sind<br />

ebenso vielfältig wie kurzlebig, denn kaum ausgesprochen haben sich die<br />

Benennungen der Maßnahmen wieder geändert, der Inhalt aber bleibt der<br />

gleich.<br />

Dieser Artikel will versuchen, die wichtigsten Brückenangebote für unsere Jugendlichen<br />

nach der 9. Klasse aufzulisten und einen groben Abriss über die<br />

Zielgruppen und die angestrebten Ziele zu geben, ohne Gewährleistung ob<br />

der Richtig- und Vollständigkeit, da es z.B das Brückenangebot XYZ gar<br />

(noch) nicht gibt, und das BVJ-C am BAW unter diesem Namen gar nicht<br />

mehr geführt wird. Vielleicht hilft uns das in Zukunft, das oben abgebildete<br />

Schicksal unserer Jugendlichen zu vermeiden.<br />

<strong>1.</strong> Ausbildung<br />

Generell ist die Wahrscheinlichkeit einer sofortigen Regel-Ausbildung direkt<br />

nach der Schule eher gering. Dennoch gibt es die Möglichkeit im dualen Ausbildungssystem<br />

(Berufsschule und Ausbildungsbetrieb) entweder eine sog.<br />

Regelausbildung zu beginnen, oder eine Ausbildung nach § 4 BBIG und § 6<br />

BBIG aufzunehmen. Während der Ausbildung ist der Jugendliche berufsschulpflichtig.<br />

Wo diese absolviert wird, wird durch das Angebot der Berufsschule<br />

(zur sonderpädagogischen Förderung) Schule geregelt.<br />

Wo keine direkte Ausbildung möglich ist, treten Brückenangebote an die Stelle<br />

der Berufsausbildung. Vorrangiges Ziel aller dieser Maßnahmen, egal welcher<br />

Träger es auch ist, stellt die Hinführung zu einer Berufswahlreife oder<br />

einer Ausbildungstätigkeit, bzw. der Vorbereitung auf die Arbeitsaufnahme<br />

dar.<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 2<br />

FORUM TERMINE<br />

BÖRSE


2. Berufsvorbereitende Maßnahmen<br />

2.<strong>1.</strong> BvB 11 (kBvB) - BerufsVorbereitende Bildungsmaßnahme<br />

<strong>Das</strong> BvB 11 richtet sich an Jugendliche, die …<br />

• … die Berufswahlreife noch nicht erreicht haben.<br />

• … noch schulische Probleme aufweisen<br />

• … mit sozialen Problemlagen konfrontiert sind.<br />

Zielsetzung:<br />

• … Ausbildungsreife der Jugendlichen<br />

• … Vermittlung in eine Ausbildung<br />

Erreicht werden soll dies durch 1-2 Tage Berufsschule um die angesprochenen<br />

schulischen Rückstände aufzuholen. Ferner sollen die Schüler durch 3-4<br />

Tage Praktikum pro Woche auf eine berufliche Qualifizierung vorbereitet werden.<br />

Die Maßnahme ist auf eine Dauer von 11 Monaten angesetzt.<br />

2.2. BvB 18 (BvB-3) - BerufsVorbereitende Bildungsmaßnahme<br />

Konzipiert ist das BvB 18, für Jugendliche …<br />

• … mit einer erheblichen Lernbehinderung<br />

• … die Entwicklungsrückstände aufweisen<br />

• … die noch nicht berufswahlreif sind<br />

• … aus sozialen Problemlagen.<br />

Den organisatorischen Rahmen bildet die Aufteilung in einen wöchentlichen<br />

Berufsschultag und 4 Tage Fachpraxis.<br />

Zielsetzung<br />

• … Steigerung des betrieblichen Anteils der Fachpraxis im Laufe der<br />

Zeit<br />

• … Vermittlung in Arbeitnehmertätigkeit<br />

• … Anbahnen einer Ausbildung<br />

Die Maßnahme ist auf eine Dauer von 18 Monaten angesetzt.<br />

<strong>Das</strong> BvB kann in Einzelfällen zur Sicherung des Eingliederungserfolges auf<br />

24 Monate ausgedehnt werden.<br />

2.3. AQJ – ArbeitsQualifizierungsJahr (ehemals BVJ-C)<br />

das AQJ richtet sich hauptsächlich an schulpflichtige Jugendliche<br />

• … ohne Arbeitsplatz oder Ausbildungsplatz<br />

• … mit unklare Vorstellung des Berufsfeldes<br />

• … keine Praktikumsnachweise vorlegen können<br />

• … die noch nicht ausbildungsfähig sind<br />

• … ohne Interesse an einer Ausbildung<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 3<br />

FORUM TERMINE<br />

BÖRSE


Unterrichtet wird im Klassenprinzip an 5 Tagen/Woche in der Berufsschule<br />

über ein Schuljahr. Wichtiges Element ist eine enge theoretischer und praktischer<br />

Inhalte.<br />

Zielsetzung:<br />

• Vermittlung von schulischen Grundfertigkeiten und Lebensorientierung<br />

• Erfüllung der Berufsschulpflicht<br />

• Erreichen der Betriebsfähigkeit<br />

• Vorbereitung auf eine mögliche Anschlussmaßnahme<br />

2.4. BVJ – BerufsVorbereitungsJahr (ehemals BVJ-B)<br />

<strong>Das</strong> BVJ ist eine berufliche Vollzeitmaßnahme (5 Tage Berufsschule pro Woche)<br />

und dauert ein Schuljahr. Die Jugendlichen erhalten hier eine besondere<br />

Förderung, bevor sie eine andere berufliche Vollzeitschule besuchen, eine<br />

betriebliche Ausbildung beginnen oder aber eine Arbeit aufnehmen. <strong>Das</strong> BVJ<br />

soll den Schülerinnen und Schülern den Eintritt in das Berufsleben erleichtern.<br />

Deshalb bildet der fachpraktische Unterricht in zwei Berufsfeldern den<br />

Schwerpunkt, ergänzt durch fachtheoretischen und berufsfeldübergreifenden<br />

Unterricht.<br />

Es ist gedacht für Jugendliche, die….<br />

• … eine Berufsausbildung anstreben, jedoch im Augenblick keine ihrem<br />

Berufswunsch entsprechende Ausbildungsstelle finden,<br />

• … eine Berufsausbildung anstreben, jedoch Lernschwierigkeiten haben<br />

(insbesondere Schüler ohne Hauptschulabschluss),<br />

• … eine Berufsausbildung anstreben, jedoch noch nicht ausreichende<br />

Kenntnisse der deutschen Sprache erlangt haben<br />

• … als Vorbereitung für mögliche anschließend Maßnahmen wie, z.B.<br />

das BGJ (Berufsgrundbildungsjahr)<br />

.<br />

Zielsetzung:<br />

• … die Ausbildungsfähigkeit und Ausbildungsbereitschaft fördern,<br />

• … die Aufnahme einer beruflichen Tätigkeit unmittelbar nach Abschluss<br />

des Berufsvorbereitungsjahrs ermöglichen<br />

• … die allgemeinen Fähigkeiten zur Lebensbewältigung steigern.<br />

• … den einfach Hauptschulabschluss erreichen.<br />

Durch den erfolgreichen Abschluss des Berufsvorbereitungsjahres ist die Berufsschulpflicht<br />

beendet. Geht der Schüler, was eigentliches Ziel des Berufsvorbereitungsjahres<br />

ist, ein Berufsausbildungsverhältnis ein, so lebt die Berufsschulpflicht<br />

wieder auf.<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 4<br />

FORUM TERMINE<br />

BÖRSE


2.5. BGJ – BerufsGrundbildungsJahr oder BerufsGrundschulJahr<br />

Im BGJ besuchen die Schulabgänger an 5 Tagen/Woche die Berufsschule<br />

(BGJ/s), bzw. werden sie bereits im Betrieb ausgebildet und besuchen die<br />

Berufsschule nur in Teilzeit. Im schulischen BGJ wird die Praxis der Arbeitswelt<br />

- neben der fachpraktischen Ausbildung in der Berufsschule in einem bis<br />

zu vierwöchigen Praktikum abgedeckt.<br />

BGJ/schulisch<br />

• Allgemeinbildende und fachtheoretische Ausbildung:<br />

Berufsschule<br />

• Fachpraktische Ausbildung:<br />

Berufsschule<br />

BGJ<br />

Gedacht ist das Berufsgrundbildungsjahr für Schulabgänger,<br />

BGJ/kooperativ<br />

• Allgemein bildenden und in den fachtheoretische Ausbildung:<br />

Berufsschule<br />

• Fachpraktische Ausbildung<br />

Betrieb<br />

• … die keine reguläre Lehrstelle gefunden haben, und ein staatliches<br />

Ausbildungsjahr Jahr auf einer Berufsschule zu absolvieren müssen<br />

• … die bestimmte Berufe ergreifen wollen, in denen das BGJ Pflicht ist<br />

(z.B.Schreiner, Hauswirtschafterin). Hier werden die allgemeinen<br />

Berufsgrundlagen vermittelt, bevor es dann in die praktische Ausbildung<br />

geht. Viele Betriebe möchten zwar ausbilden, haben aber keine<br />

ausreichenden Möglichkeiten, die allgemeinen Berufsgrundlagen<br />

zu vermitteln, da sie stark spezialisiert sind.<br />

<strong>Das</strong> Berufsgrundbildungsjahr …<br />

• … ist ein einjähriger beruflicher Ausbildungsgang<br />

• … vermittelt in schulischer Vollzeitform die beruflichen Grundkenntnisse<br />

und -fertigkeiten vermittelt sowie die allgemeine Bildung fortsetzt.<br />

• … wird bei erfolgreichem Abschluss als erstes Ausbildungsjahr auf die<br />

insgesamt dreijährige Ausbildung angerechnet, wobei der Ausbildungsvertrag<br />

erst für das zweite und dritte Ausbildungsjahr abgeschlossen<br />

wird, das dann in einem Betrieb absolviert wird.<br />

• … bietet die Möglichkeit bei entsprechenden schulischen Leistungen,<br />

einen eventuell fehlenden Hauptschulabschluss zu erwerben.<br />

• … <strong>Das</strong> erste Ausbildungsjahr wird in Bayern als Berufsgrundschuljahr<br />

in Vollzeitform durchgeführt.<br />

<strong>Das</strong> BGJ ist aber aufgrund der relativ hohen Anforderungen für Schulabgänger<br />

unserer Schulen nur bedingt geeignet.<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 5<br />

FORUM TERMINE<br />

BÖRSE


2.6. BIJ – BerufsIntegrationsJahr<br />

<strong>Das</strong> kooperative Berufsintegrationsjahr (BIJ) ergänzt als Maßnahme für ein<br />

Schuljahr die bestehenden Angebote der Berufsvorbereitung für berufsschulpflichtige<br />

Jugendliche.<br />

Ansprechen will das BIJ sind Jugendliche, ….<br />

• … die die Berufsschulpflicht noch nicht erfüllt haben und dabei<br />

• … einen Migrationshintergrund, oder/und<br />

• … einem erhöhten Sprachförderbedarf in Deutsch aufweisen.<br />

Damit ist BIJ beispielsweise interessant für Jugendliche aus Übergangsklassen<br />

und Absolventen von Deutschkursen.<br />

Zielsetzung durch intensive Sprachförderung<br />

• … Aufbau berufsfeldbezogener Kompetenzen<br />

• … die Möglichkeiten zum nachträglichen Erwerb eines erfolgreichen<br />

Hauptschulabschlusses<br />

• … Verbesserung der Ausbildungsreife<br />

• … Anbahnen der Fähigkeit für berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen<br />

• … Qualifizierung der Berufswahlentscheidung<br />

Die Vollzeitmaßnahme umfasst 5 Tage Unterricht pro Woche. Die berufsvorbereitende<br />

Maßnahme enthält aufeinander abgestimmte Elemente der<br />

Sprachförderung, der Allgemeinbildung und der berufsbezogenen Förderung<br />

zum Aufbau persönlicher und beruflicher Handlungskompetenzen.<br />

2.7. JoA- Jugendliche ohne Ausbildungsplatz<br />

Die JoA Maßnahme richtet sich an hauptsächlich an schulpflichtige<br />

• … Jugendliche, ohne Interesse an einer Ausbildung<br />

… Jungarbeiter<br />

• … Jugendliche, die in Betrieben der eigenen Firma mitarbeiten<br />

In den JoA Klassen findet über einen Zeitraum von 3 Jahren hinweg ein wöchentlicher<br />

Berufsschultag statt. Dieser erfüllt die noch ausstehende Berufsschulpflicht<br />

der Teilnehmer. In den JoA-Klassen werden allgemeinbildende<br />

und berufliche Grundkenntnisse mit dem Ziel der Vorbereitung, bzw. Begleitung<br />

der Arbeitnehmertätigkeit. Die Beschulung in den JoA-Klassen kann aber<br />

auch blockweise erfolgen.<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 6<br />

FORUM TERMINE<br />

BÖRSE


3. Berufsqualifizierende Maßnahmen<br />

Die Berufsqualifizierenden Maßnahmen lassen sich in 2 Bereiche aufteilen:<br />

während das BEJ mit dem Ziel eines qualifizierenden Hauptschulabschluss<br />

für unsere Schülerinnen und Schüler ungeeignet ist, bietet die EQ weitere<br />

Brücken in die Berufswelt.<br />

3.<strong>1.</strong> EQ – Einstiegsqualifizierung für Jugendliche<br />

Die EQ richtet sich an ausbildungsfähige Jugendliche,<br />

• … mit einer groben Berufswahl haben<br />

• … die schulpflichtig sind<br />

• … ohne Ausbildungsvertrag<br />

• … mit eingeschränkter Vermittlungsfähigkeit<br />

Die EQ wird in Fachklassen organisiert, in denen Grundlagen der beruflichen<br />

Handlungsfähigkeit vermittelt werden. Zudem absolvieren die Jugendlichen<br />

Praktika in Berufsfeldern, die ihrem späteren Berufswunsch entsprechen sollten.<br />

Zielsetzung:<br />

• … Verhelfen zur Berufsschulreife<br />

• … evtl. Erfüllung der Berufsschulpflicht<br />

• … Vermittlung und Vertiefung von Grundlagen beruflicher Handlungsfähigkeit<br />

• … Berufsbezogene Grundbildung nach dem Lehrplan der 10. Klasse<br />

Thomas Enders, <strong>SFZ</strong> Schwabach<br />

Die Jugendliche oben hat sicherlich auch<br />

eine Möglichkeit gefunden, einen Ausbildungsplatz<br />

zu bekommen. Mit den aktuellen<br />

und klassischen Brückenangeboten<br />

hat diese jedoch nichts zu tun.<br />

Im Intersse unserer Schülerinnen und<br />

Schüler bleibt nur zu hoffen, dass die<br />

Brückenangebote nicht dem Rotstift der<br />

Finanzen zum Opfer fallen und dieser<br />

oben abgebildete Weg kein fester<br />

Bestandteil der BvB’s wird.<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 7<br />

FORUM TERMINE<br />

BÖRSE


Übergang Schule – Beruf<br />

am Beispiel<br />

des<br />

<strong>SFZ</strong> <strong>II</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Windsheim</strong><br />

Erarbeitet und zusammengestellt von Schulleitung und KollegInnen der Oberstufe<br />

des <strong>SFZ</strong> <strong>II</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Windsheim</strong><br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 8<br />

FORUM TERMINE<br />

BÖRSE


Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>1.</strong> <strong>Das</strong> <strong>SFZ</strong> <strong>II</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Windsheim</strong><br />

2. <strong>Das</strong> Unterrichtsfach BLO<br />

3. Die Konzeption der Oberstufe am <strong>SFZ</strong> <strong>II</strong><br />

3.<strong>1.</strong> Bausteine der beruflichen Integration am <strong>SFZ</strong> <strong>II</strong><br />

3.<strong>1.</strong><strong>1.</strong> Lehrplangemäßer Aufbau der Oberstufe am <strong>SFZ</strong><br />

3.<strong>1.</strong>2. Praktischer Unterricht an außerschulischen Lernorten<br />

3.<strong>1.</strong>3. Zusammenarbeit mit den Praktikumsbetrieben<br />

3.<strong>1.</strong>4. Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit - Berufsberatung<br />

3.2. Die 7.Jahrgangsstufe am <strong>SFZ</strong> <strong>II</strong><br />

3.3. Die 8. Jahrgangsstufe am <strong>SFZ</strong> <strong>II</strong><br />

3.3.<strong>1.</strong> Grundlagen für die Arbeit der Schülerübungsfirmen am <strong>SFZ</strong> <strong>II</strong><br />

3.3.2. Der Weg in die Schülerübungsfirmen<br />

3.3.3. Die Schülerübungsfirmen<br />

3.4. Die 9. Jahrgangsstufe am <strong>SFZ</strong> <strong>II</strong><br />

4. Folgeeinrichtungen<br />

4.<strong>1.</strong> Berufsvorbereitende Maßnahmen<br />

4.2. Berufliche Maßnahmen<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 9<br />

FORUM TERMINE<br />

BÖRSE


<strong>1.</strong> <strong>Das</strong> <strong>SFZ</strong> <strong>II</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Windsheim</strong><br />

<strong>Das</strong> <strong>SFZ</strong> <strong>II</strong> ist ein Sonderpädagogisches Förderzentrum mit den Förderschwerpunkten<br />

Lernen, Sprache und Verhalten in einem ländlich strukturierten<br />

Flächenlandkreis mit sehr großem Einzugsgebiet. Als Arbeitgeber überwiegen<br />

Handwerksbetriebe, das Dienstleistungsgewerbe und die Landwirtschaft.<br />

Industriebetriebe sind lokal begrenzt in geringer Zahl vorhanden.<br />

Der öffentliche Personenverkehr verläuft über zwei Hauptachsen (Würzburg-<br />

Ansbach sowie Nürnberg-Rothenburg), die Erreichbarkeit vieler öffentlicher<br />

Einrichtungen (z.B. der Berufsschule zur sonderpädagogischen Förderung in<br />

Ansbach) wie auch von Arbeitsstätten ist in der Regel zwingend an die Benutzung<br />

eines eigenen Fahrzeugs gebunden.<br />

Als <strong>SFZ</strong> pflegen wir einen engen Kontakt zu allen an der Schnittstelle Schule<br />

– Beruf Tätigen. Wir arbeiten eng vernetzt mit den lokalen Betrieben, der Jugendhilfe<br />

(JaS), den Maßnahmeträgern der Agentur für Arbeit sowie den aufnehmenden<br />

Berufsschulen zusammen und suchen als Mitglied im Arbeitskreis<br />

Schule-Wirtschaft nach immer neuen Wegen, den Übergang unserer<br />

Schüler in die Berufswelt gut zu begleiten.<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 10<br />

FORUM TERMINE<br />

BÖRSE


2. <strong>Das</strong> Unterrichtsfach BLO<br />

Die Abkürzung BLO steht für Berufs- und LebensOrientierung.<br />

<strong>Das</strong> Unterrichtsfach BLO-Theorie gliedert sich in vier Bereiche:<br />

<strong>1.</strong> Grundlegende Erfahrung mit der Berufs- und Arbeitswelt<br />

• Welche Berufe gibt es?<br />

• Welche Anforderungen stellen Berufe?<br />

• Welche Ausbildungsberufe gibt es?<br />

• Welche Berufsvorbereitungsmaßnahmen gibt es?<br />

• Welche Rechte und Pflichten hat ein Auszubildender?<br />

2. Individuelle Erfahrungen mit der Berufs- und Arbeitswelt<br />

- Welche Berufe gibt es in meinem Umfeld?<br />

- Welche Ausbildungsberufe gibt es in meiner Region?<br />

- Welche Interessen und Fähigkeiten habe ich?<br />

- Wie bewerbe ich mich richtig?<br />

3. Mensch – Arbeit – Betrieb<br />

• Welche Arbeitsplätze gibt es?<br />

• Wie verhalte ich mich am Arbeitsplatz?<br />

• Wie verläuft ein Arbeitstag?<br />

• Welche Sicherheitsbestimmungen und Gesundheitsbestimmungen<br />

gibt es?<br />

• Was haben Lohn und Leistung miteinander zu tun?<br />

• Was bedeuten Kündigung und Kündigungsschutz?<br />

4. Lebensplanung und Lebensgestaltung<br />

• Welche Bedeutung haben Ausbildung und Arbeit für Menschen?<br />

• Was kann ich bei Arbeitslosigkeit tun? – Probleme und Hilfen<br />

• Welche Bedeutung haben Geldinstitute für mich?<br />

• Wie gehe ich sinnvoll mit meinem Geld um?<br />

• Welche Versicherungen gibt es?<br />

Die vier Bereiche werden in den Klassen 7 bis 9 behandelt.<br />

Diese Bereiche orientieren sich eng am Lebensalltag und sind mit den Bereichen<br />

gewerblich-technische Praxis (GtP) und hauswirtschaftlich-soziale Praxis<br />

(HsP) verknüpft.<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 11<br />

FORUM TERMINE<br />

BÖRSE


3. Die Konzeption der Oberstufe am <strong>SFZ</strong> <strong>II</strong><br />

3.<strong>1.</strong> Bausteine der beruflichen Integration am <strong>SFZ</strong> <strong>II</strong><br />

Die Oberstufe (Förderstufe IV) des Sonderpädagogischen Fördezentrums<br />

umfasst die Klassen 7 bis 9. Die Oberstufe dient in besonderem Maße der<br />

Berufsvorbereitung der Schülerinnen und Schüler, dabei liegt ein Schwerpunkt<br />

auf dem Erwerb berufsübergreifender Schlüsselqualifikationen:<br />

Begriff Beschreibung<br />

Teamfähigkeit im Team arbeiten<br />

Kreativität gute Ideen haben<br />

vorausschauendes Denken Abläufe planen können<br />

Flexibilität wechselnde Aufgaben bewältigen<br />

Belastbarkeit Belastungen vertragen<br />

soziale Fähigkeiten mit Menschen umgehen können<br />

Geschicklichkeit und Fingerfertigkeit geschickt und fingerfertig sein<br />

Sauberkeit Sauberkeit beachten<br />

Sorgfalt und Genauigkeit genaues Arbeiten<br />

Ausdauer und Durchhaltevermögen ausdauern arbeiten, durchhalten<br />

Kraft Körperkraft einsetzen und dosieren<br />

Technisches Verständnis mit technischen Dingen umgehen<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 12<br />

FORUM TERMINE<br />

BÖRSE


3.<strong>1.</strong><strong>1.</strong> Lehrplangemäßer Aufbau der Oberstufe am <strong>SFZ</strong><br />

Vorbereitungsphase:<br />

Beginnend in der 7. Klasse, in der das Fach „Berufs- und Lebensorientierung“<br />

(früher: "Arbeitslehre") erstmals auf dem Stundenplan erscheint, nehmen Inhalte<br />

der Berufs- und Lebensorientierung im Unterricht zunehmend Raum ein<br />

(z.B. Kennenlernen verschiedener Berufsfelder, Betriebserkundungen, etc.).<br />

Orientierungsphase:<br />

In der 8. Klasse arbeiten die Schüler einen Tag in der Woche in den Schülerübungsfirmen<br />

unter Anleitung und Betreuung von Lehrkräften der Oberstufe,<br />

nachdem sie ein Bewerbungstraining durchlaufen und eine Bewerbungsmappe<br />

erstellt haben. Daneben absolvieren die Schüler im Herbst und im<br />

Frühjahr jeweils ein zweiwöchiges Betriebspraktikum.<br />

Individualisierungsphase:<br />

In der 9. Klasse schließlich findet nach einem weiteren zweiwöchigen Blockpraktikum<br />

im Herbst für einen Tag in der Woche bis zum Schuljahresende ein<br />

schulbegleitendes Betriebspraktikum statt. Somit soll der Übergang zur späteren<br />

Berufspraxis durch den Ausbau von Schlüsselqualifikationen und grundlegenden<br />

Fertigkeiten erleichtert werden.<br />

3.<strong>1.</strong>2. Praktischer Unterricht an außerschulischen Lernorten<br />

7. Klasse<br />

8. Klasse<br />

9. Klasse<br />

Schnuppertag im Rahmen der BLO-Praxis (Ende 7. Klasse)<br />

Die Schüler verbringen einen Arbeitstag in einem selbst gewählten Betrieb<br />

(i.d.R. dem des Vaters bzw. der Mutter).<br />

Gelernte Inhalte aus dem Fachbereich BLO-Theorie sollen hier erstmals praktisch<br />

erfahren und erlebt werden.<br />

<strong>1.</strong> Betriebspraktikum (im Herbst)<br />

Die Schüler absolvieren ein zweiwöchiges Praktikum in einem Betrieb ihrer<br />

Wahl. Die daraus gewonnen Erkenntnisse sollen für die weitere Berufsfindung<br />

hilfreich sein. Die Schüler erstellen dabei eine Praktikumsmappe.<br />

2. Betriebspraktikum (im Frühjahr)<br />

Die Schüler leisten nochmals ein zweiwöchiges Praktikum in einem Betrieb ab.<br />

Bereits gewonnene Erkenntnisse aus dem ersten Praktikum können jetzt von<br />

den Schülern nochmals überprüft und vertieft werden. <strong>Das</strong> Führen einer Praktikumsmappe<br />

ist Pflicht.<br />

3. Betriebspraktikum (im Herbst – parallel zum <strong>1.</strong>BP der 8. Klasse)<br />

Die Schüler absolvieren ein zweiwöchiges Praktikum in einem Betrieb. Sie<br />

erstellen dazu eine Praktikumsmappe.<br />

Praxistag (jeden Donnerstag während des Schuljahres)<br />

Die Schüler verbringen den gesamten Donnerstag in einem Betrieb außerhalb<br />

der Schule. <strong>Das</strong> Führen eines Berichtsheftes (Schreiben von ausführlichen<br />

Tagesberichten in der <strong>1.</strong> Vergangenheitsform) ist Pflicht.<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 13<br />

FORUM TERMINE<br />

BÖRSE


<strong>Das</strong> Betriebspraktikum soll Einblicke in die Berufs- und Arbeitswelt sowie deren<br />

soziale Strukturen geben. Es unterliegt den Bestimmungen des JArbG. Im<br />

Alltag und Unterricht erworbene Kenntnisse und Fähigkeiten werden durch<br />

die Erfahrungen und Erlebnisse in einem Betrieb vertieft.<br />

3.<strong>1.</strong>3. Zusammenarbeit mit den Praktikumsbetrieben<br />

Im Betrieb dient in der Regel ein Praktikumsbetreuer als Ansprechpartner für<br />

den Schüler. Gleichzeitig wird er vom Klassenlehrer während des Praktikums<br />

direkt vor Ort besucht, um eventuelle Fragen zu klären und erste Rückmeldungen<br />

über Arbeitsweise und Verhalten des Schülers im täglichen Arbeitsleben<br />

zu bekommen. Am Ende des Praktikums erstellt der Praktikumsbetreuer<br />

eine abschließende Beurteilung, die Bestandteil der Praktikumsmappe des<br />

Schülers ist.<br />

Die aus dem Praktikum gewonnenen Informationen fließen dann in Zusammenarbeit<br />

von Schule und Berufsberater in die weitere Berufsfindung mit ein.<br />

Sie geben darüber Auskunft, in wie weit der Schüler die Anforderungen des<br />

jeweiligen Berufsfeldes bereits erfüllt und an welchen Stellen noch Förderbedarf<br />

besteht.<br />

3.<strong>1.</strong>4. Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit - Berufsberatung<br />

8. Klasse<br />

Informationsabend für die Eltern durch den Berufsberater<br />

(<strong>1.</strong> Halbjahr)<br />

Die Eltern werden über den Ablauf der Berufsfindung während<br />

der Schulzeit sowie über die verschiedenen Ausbildungswege<br />

und Ausbildungshilfen nach der Schule informiert.<br />

Informationsveranstaltung in der Schule (<strong>1.</strong> Halbjahr)<br />

Für die Schüler führt der Berufsberater diese Informationsveranstaltung<br />

noch einmal während des Unterrichts durch.<br />

Besuch des Berufsinformationszentrums, kurz BIZ (gegen<br />

Ende der 8. Klasse)<br />

Die Schüler können sich dort ausführlich über Berufsbilder und<br />

Anforderungen eines Berufs informieren sowie über die momentane<br />

Arbeitsmarktentwicklung.<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 14<br />

FORUM TERMINE<br />

BÖRSE


9. Klasse<br />

Psychologischer Test (zu Beginn der 9. Klasse)<br />

Die Mitarbeiter der Bundesagentur für Arbeit führen mit jedem<br />

Schüler einen psychologischen Test in der Schule durch.<br />

Gutachten §27/3 wird zum Zwischenzeugnis der 9. Klasse<br />

vom Klassenlehrer erstellt<br />

<strong>Das</strong> Gutachtens gemäß §27/3 der VSO-F wird an den Berufsberater<br />

weitergeleitet. Es enthält Entscheidungshilfen von Seiten<br />

der Schule für die Berufsberatung und die weitere pädagogische<br />

Förderung.<br />

Einzelberatung im Arbeitsamt mit dem Berufsberater<br />

(im Verlauf der 9. Klasse)<br />

Dieses Gespräch ist sehr wichtig, da der Berufsberater mit dem<br />

Jugendlichen bespricht, wie es bei ihm nach Beendigung der<br />

neunten Klasse konkret weitergeht. Begleiten sie ihr Kind daher<br />

unbedingt zu diesem Termin, um eventuelle Nachfragen zu klären<br />

und es bei der Aufnahme der Ausbildung nach der Schule<br />

optimal unterstützen zu können.<br />

3.2. Die 7. Jahrgangsstufe am <strong>SFZ</strong> <strong>II</strong><br />

Die SchülerInnen der 7. Klasse erhalten am <strong>SFZ</strong><strong>II</strong> jeden Mittwoch einen vierstündigen<br />

Praxisunterricht im Fach BLO. Dazu durchlaufen sie in Kleingruppen<br />

5 verschiedene Arbeits- und Praxisbereiche (je ca. 7 Wochen). Die jewei-<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 15<br />

FORUM TERMINE<br />

BÖRSE


ligen Kleingruppen werden dabei von Lehrern der Oberstufe betreut und angeleitet.<br />

Die BLO-Gruppen im Überblick<br />

Bezeichnung Inhalte<br />

Betriebserkundungen<br />

(Bereich: GtP/ HsP)<br />

Metallbearbeitung<br />

(Bereich: GtP)<br />

Technisches Zeichnen/<br />

Technisches Werken<br />

(Bereich: GtP)<br />

Die SchülerInnen erwerben sich erste Kenntnisse<br />

im Bereich der Berufskunde. Bei Besichtigungen<br />

von Betrieben im regionalen Umfeld werden Theorie<br />

und Praxis verknüpft.<br />

Die SchülerInnen erlernen Grundfertigkeiten in<br />

der Bearbeitung von Metallen. Beim Draht biegen<br />

und Löten erfahren sie Eigenschaften des Werkstoffes.<br />

Die SchülerInnen lernen wesentliche Grundfertigkeiten<br />

im technischen Zeichnen kennen und setzen<br />

diese beim Erstellen eines Werkstücks<br />

(Matrial: Holz) gezielt ein.<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 16<br />

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Bezeichnung Inhalte<br />

Textilpflege, Service,<br />

Verkauf<br />

(Berich: HsP)<br />

Textilarbeit, Textilgestaltung<br />

(Bereich: HsP)<br />

Nahrungszubereitung<br />

(Bereich: HsP)<br />

3.3. Die 8. Jahrgangsstufe am <strong>SFZ</strong> <strong>II</strong><br />

Die SchülerInnen gewinnen erste Einblicke in das<br />

Berufsfeld Textilpflege (Waschen, Bügeln) und<br />

verkaufen selbstgestaltete jahreszeitliche Produkte<br />

(Marmelade, Gestecke)<br />

Die SchülerInnen führen grundlegende Aufgaben<br />

im Bereich des Berufsfeldes Bekleidung aus<br />

(Nähtechnische Tätigkeiten, Kenntnisse im Umgang<br />

mit der Nähmaschine)<br />

Die SchülerInnen führen Tätigkeiten aus dem<br />

Berufsfeld Hauswirtschaft/ Ernährung aus (Teigherstellung,<br />

Messen, Wiegen, gesunde Ernährung).<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 17<br />

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3.3.<strong>1.</strong> Grundlagen für die Arbeit der Schülerübungsfirmen am <strong>SFZ</strong> <strong>II</strong><br />

Konzeption:<br />

Laut Lehrplan sollen die SchülerInnen der Sonderpädagogischen Förderzentren<br />

auf die späteren Anforderungen des Berufslebens vorbereitet werden.<br />

Dazu bieten wir seit dem Schuljahr 1999/2000 Schülerübungsfirmen in verschiedenen<br />

Berufsfeldern an.<br />

Organisationsform:<br />

Die SchülerInnen der 8.Jahrgangsstufe werden von<br />

Firmenleitern (Lehrkräften) unterrichtet und von externen<br />

Fachkräften angeleitet. Die Gruppenstärke einer<br />

Firma beträgt 6 - 8 SchülerInnen.<br />

Dauer: November - Juli jeden Donnerstag<br />

(6 Schulstunden)<br />

Finanzierung:<br />

Die Einnahmen der Schülerübungsfirmen werden von einem eigens gegründeten<br />

Förderverein der SÜF verwaltet. Jede Firmenleitung wirtschaftet eigenverantwortlich<br />

und erstellt eine jährliche Abrechnung. Die Finanzierung der<br />

externen Fachkräfte wird über die BLO-Gelder (Regierung Mfr) abgesichert.<br />

3.3.2. Der Weg in die Schülerübungsfirmen<br />

1) Stellenausschreibung<br />

2) schriftliche Bewerbung<br />

3) Bewerbungstraining<br />

4) Vorstellungsgespräch<br />

5) Arbeitsvertrag<br />

Der Bezug zur realen Arbeitswelt außerhalb der Schule ist ein besonderes<br />

Anliegen der Oberstufenkonzeption.<br />

So durchlaufen die Schüler auf ihrem Weg in die Schülerfirma 5 festgelegte<br />

Stationen, die sie auf die reale Bewerbungssituation in der freien Wirtschaft<br />

vorbereiten sollen:<br />

Es beginnt (1) mit der Stellenausschreibung der Schülerübungsfirmen im<br />

Klassenzimmer. Daraufhin fertigen die Schülerinnen (2) ihre schriftliche Bewerbung<br />

in Zusammenarbeit mit ihrem Klassenleiter an. In einem ganztägigen<br />

Bewerbungstraining (3) werden die Schüler noch mal darauf hingewiesen, auf<br />

welche Punkte es schließlich bei dem folgenden Vorstellungsgespräch (4)<br />

ankommt. Nach diesem Gespräch entscheiden die Firmenleiter, wer sich am<br />

besten präsentiert hat und schließlich einen Arbeitsvertrag (5) erhält.<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 18<br />

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Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 19<br />

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3.3.3. Vorstellung der einzelnen Schülerübungsfirmen am <strong>SFZ</strong> <strong>II</strong><br />

Schülerübungsfirma Holzarbeiten und Landschaftsgestaltung<br />

Holzarbeiten:<br />

§ Umgang mit Werkzeugen und Handmaschinen<br />

§ Sicherheitsmaßnahmen<br />

§ Holzverbindungen kennen lernen und unterscheiden<br />

§ Oberflächenbehandlung von Holz<br />

§ Fertigung verschiedenster Werkstücke nach Bestellung bzw. Auftrag<br />

§ Vermittlung von Grundwissen im Bereich Holzarten<br />

Die Arbeit wird in der Regel im Werkraum des Förderzentrums verrichtet, allerdings<br />

auch vor Ort außerhalb, z.B. bei Montagetätigkeiten. Die Aufträge<br />

entspringen entweder der eigenen Schule (Bau von Materialien, etc.) oder<br />

werden von externen Auftraggebern erteilt (z.B. Wandvertäfelungen für das<br />

Förderzentrum I).<br />

Landschaftsgestaltung:<br />

§ Umgang mit Werkzeugen und einfachen Maschinen im Gartenbau<br />

§ Sicherheitsmaßnahmen<br />

§ Vermittlung von Fertigkeiten in der Gartengestaltung und -pflege (Rasen<br />

mähen, Beete anlegen, Hecken schneiden)<br />

§ Beschnitt von Obstbäumen<br />

§ Einfache Pflasterarbeiten<br />

§ Gartenteiche anlegen (Aushub und Bepflanzung)<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 20<br />

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Schülerübungsfirma Farbe<br />

VORARBEITEN<br />

STREICHEN<br />

AUFRÄUMEN<br />

Die Schüler...<br />

§ stellen selbstständig ihr Arbeitsmaterial und ihr Werkzeug für den<br />

Einsatz zusammen.<br />

§ berechnen Fläche und benötigte Farbmenge.<br />

§ bereiten den Raum zum Streichen vor (Möbel wegräumen, Bilder<br />

abhängen...).<br />

§ bereiten den Untergrund zum Streichen vor (Beseitigen von Staub,<br />

Ausbessern von Löchern und Rissen, Anschleifen von Flächen für<br />

den Farbauftrag).<br />

§ kleben Schalter, Leisten, Rahmen usw. mit Malerkrepp ab.<br />

§ legen den Boden mit Abdeckmaterial aus.<br />

§ rühren die Farbe an (Abtönen mit verschiedenen Farbtönen).<br />

§ tragen eventuell eine Grundierung auf.<br />

§ streichen zunächst Ecken und Kanten mit Pinsel und kleiner Rolle<br />

vor.<br />

§ streichen anschließend große Flächen mit großer Rolle und Teleskopstange.<br />

§ säubern und reinigen ihr Werkzeug fachgerecht.<br />

§ entfernen das Malerkrepp.<br />

§ richten den Raum für den Kunden wieder her (Säubern des Fußbodens<br />

und Zurückstellen der Möbel).<br />

Zu Beginn des Schuljahres werden die Schüler in die grundlegenden Arbeitstechniken<br />

durch einen Malermeister eingeführt.<br />

Einsatzgebiet der Schülerübungsfirma Farbe sind hauptsächlich Räume innerhalb<br />

des Schulzentrums. Daneben übernehmen wir gerne auch Aufträge<br />

von Schulen, Kindergärten und anderen öffentlichen Einrichtungen in ganz<br />

<strong>Bad</strong> <strong>Windsheim</strong>.<br />

Am Ende eines Arbeitstages wird ein Tagesbericht über die durchgeführten<br />

Arbeiten verfasst.<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 21<br />

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Schülerübungsfirma Café<br />

Die Schülerübungsfirma Café betreibt in einem Raum des Förderzentrums ein<br />

Café , in dem sich die Schülerinnen und Schüler in den Pausen aufhalten und<br />

mit kalten und warmen Getränken und kleinen Speisen versorgen können.<br />

Tätigkeitsbereiche:<br />

§ Pausenverkauf von Leberkäsebrötchen<br />

§ 1 x wöchentlich Schnitzelsandwich, Hamburger und Gemüseburger<br />

§ Backen von Kuchen und Muffins<br />

§ Tagesabrechnung der Kasse<br />

§ Reinigung: Reinigen des Thekenbereichs und des Gastraums<br />

§ Einkauf von Lebensmitteln<br />

§ Catering für Geburtstagsfeiern und Feste<br />

§ 1x wöchentlich Mittagessen für Offene Ganztagesklasse<br />

§ Jahreszeitliches Gebäck (Faschingskrapfen, Früchtebrot, Ostergebäck)<br />

§ Verkauf und Service: Bedienen, Kassieren, Auftragen und Abräumen<br />

§ Gestaltung: Einrichtung und Dekoration des Raums<br />

<strong>Das</strong> Café wurde am 6. Februar 2002 eröffnet und wird von den Schülern sehr<br />

gut angenommen.<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 22<br />

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Schülerübungsfirma Dienstleistung und Soziales<br />

Reinigung von Textilien<br />

§ Waschen, Bügeln und Mangeln von Textilien<br />

§ Spezialbehandlungen wie Färben oder Stärken von Wäschestücken<br />

§ Ausbesserungsarbeiten an Kleidung- bzw. Wäschestücken<br />

Soziale Dienste<br />

§ Täglich die Krankenliste der Schule führen<br />

§ Jüngeren Schülern bei verschiedenen Aufgaben im Unterricht helfen<br />

§ In der Pflegeabteilung eines Seniorenheims arbeiten (Rollstuhlschulung)<br />

Schulhausinterne Dienste<br />

§ Gestaltungsobjekte für das Schulhaus erstellen<br />

§ Dekoration des Schulhauses<br />

Fenster putzen mit professionellen Arbeitsverfahren und Reinigungsmitteln<br />

Der Bereich Fensterputzen wurde 2003/04 ins Programm mit aufgenommen.<br />

Ein leitender Mitarbeiter einer Gebäudereinigungsfirma weist die Schüler in ihr<br />

Tätigkeitsgebiet ein.<br />

§ Innenraumreinigung umfasst Reinigungsarbeiten aller Art<br />

§ Böden kehren, wischen oder saugen<br />

§ Oberflächen von Schränken und Tischen säubern<br />

Autoinnenraum reinigen und „Autokosmetik“<br />

§ Innenraum saugen<br />

§ Fußmatten und Polster säubern<br />

§ Armaturen und Kunststoffe auffrischen<br />

Die Schülerübungsfirma Soziales gibt es seit dem Schuljahr 2003/04.<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 23<br />

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Schülerübungsfirma Kiosk<br />

Die Schülerinnen und Schüler dieser Schülerfirma sorgen für das leibliche<br />

Wohl von Schülern und Lehrern. Der Kiosk ist dabei während der ganzen<br />

Woche in den Pausen geöffnet und bietet am Donnerstag, dem Schülerfirmen-Tag,<br />

besondere Angebote, wie zum Beispiel Schülerbaguettes, Pizzabrötchen<br />

und Sandwiches.<br />

Zu besonderen Anlässen übernimmt die Schülerfirma Kiosk als Party-Service<br />

die Gestaltung von kleinen Feiern, Imbissen, Gästebewirtungen der Schule,<br />

etc.<br />

Einfache Speisen im Sinne einer Gemeinschaftsverpflegung herstellen<br />

§ Arbeitsplatz zweckmäßig gestalten<br />

§ sinnvoller Geräte- und Werkzeugeinsatz<br />

§ rationelles Arbeiten im Team beim Zubereiten der Speisen<br />

§ Anbahnung einer gesunden, vollwertigen Pausenverpflegung<br />

§ Lieferservice<br />

Täglicher Pausenverkauf<br />

§ Präsentation der Ware<br />

§ Verkaufsgespräche führen<br />

§ Ware kundenorientiert verkaufen<br />

Selbstständige Reinigung der Produktions- und Verkaufsstätten<br />

Einhaltung der erforderlichen Hygienebestimmungen<br />

Einblicke in einfache kaufmännische Handlungsweisen<br />

§ Kassenführung und Kassenabrechnung<br />

§ Rechnungen erstellen<br />

§ Bankgeschäfte tätigen<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 24<br />

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3.4. Die 9. Jahrgangsstufe am <strong>SFZ</strong> <strong>II</strong><br />

Der Praxistag…<br />

Ziel:<br />

- … ist die Fortführung des Unterrichts an außerschulischen Lernorten.<br />

- … wird durch den Klassenlehrer begleitet.<br />

- … wird durch ein Berichtsheft des Schülers dokumentiert.<br />

Akquirierung von Ausbildungsplätzen durch enge Vernetzung und<br />

„Kontaktpflege“<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 25<br />

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4. Folgeeinrichtungen<br />

Überbetriebliche<br />

Ausbildung<br />

BVJ-B<br />

AQJ<br />

Betriebliche<br />

Ausbildung<br />

Berufliche<br />

Maßnahmen<br />

nach der<br />

neunten Klasse<br />

des <strong>SFZ</strong><br />

4.<strong>1.</strong> Berufsvorbereitende Maßnahmen<br />

Jungarbeiterklasse<br />

<strong>1.</strong> BVJ-B: Berufsschule zur sonderpädagogischen Förderung (hier: Ansbach und<br />

Nürnberg)<br />

<strong>Das</strong> BVJ-B (= Berufsvorbereitungsjahr, Form B) ist ein Angebot für Jugendliche,<br />

die<br />

- eine genaue Berufsvorstellung haben, aber noch nicht berufsreif sind<br />

- ihre schulischen Voraussetzungen noch verbessern müssen bzw.<br />

können<br />

- fachspezifische Kenntnisse und Fertigkeiten erwerben können<br />

Dauer: 1 Schuljahr<br />

Ziel: Ausbildung<br />

Besonderheit: Hauptschulabschluss möglich<br />

Fachrichtungen: Metall, Holz, Hauswirtschaft, Gastronomie,<br />

Wirtschaft/Verwaltung/Verkauf<br />

Regelausbildung am<br />

BAW Ausbildung<br />

BBW<br />

BvB<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 26<br />

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2. AQJ: Berufsschule zur sonderpädagogischen Förderung (hier: Ansbach)<br />

<strong>Das</strong> AQJ (= Arbeitsqualifizierungsjahr früher BVJ C) ist ein Angebot für Jugendliche,<br />

die<br />

- meist schwache schulische Leistungen bzw. einen hohen sonderpädagogischen<br />

Förderbedarf vorweisen<br />

- lebenspraktische Kenntnisse erwerben können<br />

- grundlegende handwerkliche Fertigkeiten erwerben können<br />

Dauer: 1 Schuljahr<br />

Ziel: Arbeit<br />

Fachrichtung: Holz/Metall, evtl. Hauswirtschaft<br />

3. BvB: Angebot der Bundesagentur für Arbeit (hier: Dietersheim)<br />

Die BvB (= Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme) ist ein Angebot für Jugendliche,<br />

die<br />

- (noch) nicht berufsreif und auch nicht berufswahlreif sind (noch nicht<br />

wissen, was sie beruflich machen sollen bzw. wollen)<br />

- Kenntnisse und Fertigkeiten in verschiedenen beruflichen Bereichen<br />

erwerben können<br />

Dauer: ca. 11 Monate<br />

Ziel: Ausbildung bzw. Arbeit<br />

Besonderheit: Hauptschulabschluss möglich (auf Antrag)<br />

Fachrichtungen: keine Fachrichtung, da Aufbau anders als bei BVJ:<br />

viel höherer Arbeitsanteil: ca. 50 % Praktikum;<br />

dabei nach bestimmter Zeit Wechsel von einem<br />

Berufsfeld bzw. Betrieb zum nächsten, zur Orientierung<br />

in Richtung Ausbildung bzw. Arbeit<br />

Aufbau BvB<br />

Ausbildung/Arbeit<br />

Förderstufe<br />

Verbesserung der beruflichen Grundfertigkeiten<br />

5 Monate<br />

Grundstufe<br />

Berufsorientierung und Berufswahl<br />

ca. 6 Monate<br />

Eignungsanalyse<br />

2 Wochen<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 27<br />

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4. BBW: Berufsbildungswerk in Rummelsberg, Würzburg, Hof und Abensberg,…<br />

<strong>Das</strong> BBW (= Berufbildungswerk) ist ein Angebot für Jugendliche, die<br />

- intensiver Förderung bedürfen<br />

- pädagogischer, sozialpädagogischer und medizinischer Betreuung<br />

bedürfen<br />

- Kenntnisse und Fertigkeiten in verschiedenen beruflichen Bereichen<br />

erwerben können<br />

Dauer: mindestens 1 Jahr<br />

Ziel: Ausbildung bzw. Arbeit<br />

Besonderheit: Kombination von Internat, Schule und Praxis<br />

Fachrichtungen: eigene Werkstätten für verschiedene berufliche Bereiche<br />

5. Jungarbeiterklasse an der Berufsschule<br />

Die Jungarbeiterklasse wird angeboten für Jugendliche, die<br />

- keine Ausbildung bzw. einen Platz in einer berufsvorbereitenden<br />

Maßnahme beikommen haben<br />

- (noch) berufsschulpflichtig sind<br />

Dauer: ca. 1 Jahr<br />

Ziel: Finden einer Ausbildungs- bzw. Arbeitsstelle<br />

Besonderheit: 1 Tag Schule pro Woche verpflichtend, sonst oft<br />

keine Beschäftigung in der Woche<br />

Fachrichtungen: möglichst Praktika in verschiedenen beruflichen<br />

Bereichen<br />

4.2. Berufliche Maßnahmen<br />

<strong>1.</strong> Betriebliche Ausbildung: Betrieb und Berufsschule mit ausbildungsbegleitenden<br />

Hilfen<br />

Dauer: Zeit der Ausbildung<br />

Ziel: staatlich anerkannter Ausbildungsberuf<br />

Aufbau: Betrieb und Berufsschule (Betrieb 4 Tage, Schule 1 Tag<br />

pro Woche)<br />

Besonderheiten: abH ( = ausbildungsbegleitende Hilfen)<br />

- Ergänzung zur betrieblichen Ausbildung<br />

- Angebot 1 – 2x pro Woche am Nachmittag/Abend<br />

- Lernförderung einzeln bzw. in kleinen Gruppen<br />

- Förderung von Fachtheorie und Fachpraxis<br />

- Aufarbeitung schulischer Defizite<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 28<br />

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2. Überbetriebliche Ausbildung (hier: Bildungsträger Kolping oder BAW)<br />

Dauer: Zeit der Ausbildung<br />

Ziel: staatlich anerkannter Ausbildungsberuf<br />

Aufbau: Betrieb und Berufsschule (überbetriebliche Schulung –<br />

1 Tag pro Woche)<br />

Besonderheiten: intensive Förderung (Theorie)<br />

Kontakte zwischen Betrieb, Berufsschule und Eltern<br />

Fachrichtungen:<br />

3. Regelausbildung am Berufsausbildungswerk (hier: BAW/ Mfr. in Ansbach und<br />

Nürnberg)<br />

Dauer: Zeit der Ausbildung<br />

Ziel: staatlich anerkannter Ausbildungsberuf (Prüfung vor IHK<br />

bzw. Handwerkskammer)<br />

Aufbau: Betrieb und Förderberufsschule (3 Tage Betrieb, 2 Tage<br />

Schule)<br />

Besonderheiten: intensive Förderung (Theorie)<br />

sozialpädagogische Betreuung<br />

Kontakte zwischen Betrieb, Berufsschule und Eltern<br />

Fachrichtungen: begrenztes Angebot: Verkäufer/in, Fachlagerist/in,<br />

Fachkraft im Hotel- und Gastgewerbe<br />

4. Sonderausbildung am Berufsausbildungswerk (hier: BAW/ Mfr. in Ansbach und<br />

Nürnberg)<br />

Dauer: Zeit der Ausbildung<br />

Ziel: anerkannter Ausbildungsberuf<br />

Aufbau: Betrieb und Förderberufsschule (3 Tage Betrieb, 2 Tage<br />

Schule)<br />

Besonderheiten: intensive Förderung (Theorie)<br />

sozialpädagogische Betreuung<br />

Kontakte zwischen Betrieb, Berufsschule und Eltern<br />

Fachrichtungen: Werker- und Helferausbildung: Metallbearbeiter, Werker im<br />

Gartenbau, Beikoch, Hauswirtschaftstechnische Helferin<br />

Durch eine Verlängerung der Ausbildungsdauer möglich.<br />

Metallbauer, Gärtner, Koch, Hauswirtschafterin<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 29<br />

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<strong>1.</strong> Arbeitsmarkt<br />

Projekt<br />

"Übergang<br />

Förderschule<br />

-Beruf"<br />

WfbM<br />

Werkstatt<br />

für<br />

behinderte<br />

Menschen<br />

BVJ<br />

Förderschwerpunkt<br />

Lernen<br />

nicht ausbildungsfähige<br />

Jugendliche<br />

JoA 3. Schuljahr<br />

- JoA mit …<br />

- JoA mit …<br />

- JoA ohne …<br />

JoA 2. Schuljahr<br />

- JoA mit …<br />

- JoA mit …<br />

- JoA ohne …<br />

<strong>1.</strong> Arbeitsmarkt <strong>1.</strong> Arbeitsmarkt<br />

JoA <strong>1.</strong> Schuljahr<br />

- JoA mit Maßnahme<br />

der Arbeitsagentur<br />

- JoA mit ungelernter<br />

Arbeit im Betrieb<br />

- JoA ohne Maß-<br />

nahme oder Arbeit<br />

3. Ausbildungsjahr<br />

2. Ausbildungsjahr<br />

<strong>1.</strong> Ausbildungsjahr<br />

Berufsgrundbildungsjahr<br />

Duales System<br />

Berufsschule zur sonderpädagogischen Förderung<br />

+ Ausbildungsbetrieb<br />

Maßnahmen der Arbeitsagentur<br />

+ BaE<br />

+ sonst. Reha<br />

+ BBW / BAW<br />

Duales System<br />

Berufsschule zur sonderpädagogischen Förderung<br />

+ Ausbildungsbetrieb<br />

Maßnahmen der Arbeitsagentur<br />

+ BaE<br />

+ sonst. Reha<br />

+ BBW / BAW<br />

in Vollberuf<br />

und<br />

in besonders geregeltem Beruf<br />

in Vollberuf<br />

und<br />

in besonders geregeltem Beruf<br />

Duales System<br />

Berufsschule zur sonderpädagogischen Förderung<br />

+ Ausbildungsbetrieb<br />

Maßnahmen der Arbeitsagentur<br />

Berufsausbildung in außer-<br />

+ BaE betrieblichen Einrichtungen<br />

+ sonst. Reha<br />

+ BBW / BAW<br />

BvB = Berufsvorbereitende<br />

Bildungsmaßnahme<br />

Maßnahme der Arbeitsverwaltung<br />

noch nicht voll ausbildungsreife<br />

Jugendliche<br />

Duales System<br />

4. Jahr der Ausbildung<br />

= 3. Ausbildungsjahr<br />

Vollausbildungsberuf<br />

Berufsabschlussprüfung für besonders geregelte Berufe<br />

Berufsabschlussprüfung der Kammern für Voll-Ausbildungsberufe<br />

oder Berufsgrundschuljahr<br />

in Vollberuf § 4 BBiG bzw. § 25 HwO<br />

und<br />

in besonders geregeltem Beruf<br />

nach § 66 BBiG bzw. § 42m HwO<br />

BVJ = Berufsvorbereitungsjahr<br />

Förderschwerpunkt Lernen<br />

schulische Maßnahme<br />

ausbildungsreife<br />

Jugendliche (ohne Lehrstelle)<br />

Duales System<br />

4. Ausbildungsjahr<br />

ausbildungsreife<br />

Jugendliche<br />

Anschlussmöglichkeiten für eine berufliche Bildung für Jugendliche mit<br />

sonderpädagogischem Förderbedarf<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 30<br />

EQJ = Einstiegsqualifizierung für Jugendliche<br />

ohne Ausbildungsplatz (Schule + Betrieb)<br />

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Einige Fallbeispiele aus der Arbeit des MSD-bS in Ansbach<br />

Wie auch im Jahr zuvor lag auch im Schuljahr 2009/2010 einer der Schwerpunkte<br />

der Arbeit des MSD - bS im kooperativen BVJ an der Regelberufsschule,<br />

welches dem Bereich Bau zugeordnet war.<br />

Dieses BVJ ist gedacht für ehemalige Hauptschüler, die keine Lehrstelle gefunden<br />

haben. Den kooperativen Charakter des BVJ macht die Tatsache aus,<br />

dass einerseits die Berufsschule die Teilnehmer an zwei Wochentagen beschult<br />

und versucht, theoretische Lücken auszugleichen, andererseits die Jugendlichen<br />

an drei Wochentagen von einem Bildungsträger betreut werden,<br />

der die Aufgabe hat, Praktika zu organisieren, Arbeitstugenden zu fördern und<br />

die Schüler zu unterstützen, damit sie möglichst nach Abschluss des BVJ in<br />

Ausbildungsverhältnisse münden. Dies soll in enger Vernetzung mit der Berufsschule<br />

geschehen. Soweit die Theorie.<br />

In der Praxis musste auch in diesem Schuljahr festgestellt werden, dass sowohl<br />

systemische und konzeptionelle Mängel insgesamt, als auch strukturelle<br />

und persönliche Defizite seitens des Bildungsträgers dazu führten, dass eine<br />

ganze Reihe von Teilnehmern sich zu Problemfällen entwickelten. Dies hatte<br />

zur Folge, dass ich - etwa zum Ende des ersten Halbjahres - von der BS um<br />

Hilfe gebeten wurde,<br />

Bei einem Gespräch mit mehreren Lehrkräften der Berufsschule wurde mir<br />

eine Reihe von Jugendlichen beschrieben, welche in erster Linie durch ihr<br />

defizitäres Lern- und Leistungsverhalten, aber auch durch ihr Sozialverhalten<br />

auffällig geworden waren. Die meisten von ihnen nahmen weder den Unterricht<br />

in der Berufsschule ernst und fehlten häufig unentschuldigt, noch nahmen<br />

sie regelmäßig an der Betreuung durch den Bildungsträger TWBI teil. Im<br />

Verlauf des Gespräches wurde zusammen mit den Kollegen der BS eine Prioritätenliste<br />

erstellt, die festlegte, mit welchen Schülern zuerst und mit welchem<br />

Schwerpunkt gearbeitet werden sollte.<br />

Aus dem Erstgespräch mit den BS Kollegen ergaben sich folgende Schwerpunkte:<br />

• Verbesserung der Kommunikation zwischen Bildungsträger<br />

und Berufsschule<br />

• Verbesserung der Arbeitshaltung und schulischen Motivation<br />

bei den betreffenden Schülern<br />

• Regelmäßiges und pünktliches Erscheinen im Unterricht, kein<br />

Schulschwänzen<br />

• Aktivere Teilnahme an der Maßnahme hinsichtlich Praktika<br />

und Lehrstellensuche<br />

Es wurden insgesamt sechs Schüler benannt, die aus unterschiedlichen<br />

Gründen den Lehrkräften Sorge bereiteten.<br />

Drei Beispiele möchte ich etwas genauer beschreiben.<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 31<br />

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<strong>1.</strong> Fall F.<br />

F. war zunächst weder in der Schule noch beim Bildungsträger anzutreffen.<br />

Erst durch Anrufe bei den Erziehungsberechtigten konnte ein Kontakt hergestellt<br />

werden. F. selbst lehnte im persönlichen Gespräch jede Zusammen arbeit<br />

mit dem Bildungsträger ab. Er hätte keine Lust, tagelang sinnlos vor dem<br />

PC zu sitzen und unbeaufsichtigt und ohne jede Unterstützung nach Praktikumsstellen<br />

zu suchen. Außerdem habe er eine Lehrstelle in Aussicht. In einem<br />

größeren Betrieb habe er sich als Industriemechaniker beworben. Hier<br />

sei er zu einem Eignungstest eingeladen.<br />

Nachdem ich in Erfahrung gebracht hatte, dass dieser Betrieb nur Bewerber<br />

mit mittlerem Schulabschluss nehmen wird, organisierte ich einen Termin für<br />

ein Gespräch mit allen Beteiligten, welches Aufschluss über das weitere Vorgehen<br />

geben sollte. <strong>Das</strong> Gespräch fand zeitnah in der Berufsschule statt.<br />

Anwesend waren: Klassenleitung der Berufsschule, Schulleitung, Sozialpädagogin<br />

des Bildungsträgers, beide Eltern mit F. und ich. Vor allem die Eltern<br />

beklagten sich über das BVJ und dessen Organisation. Sie erklärten sich<br />

letztlich dazu bereit, sich selbst in die Lehrstellen und Praktikumssuche verstärkt<br />

einzubringen und dafür zu sorgen, dass ihr Sohn die Berufsschule besucht.<br />

Die Vertreterin des Bildungsträgers wiederum sicherte zu, F. aktiv bei<br />

der Praktikums- bzw. Lehrstellensuche zu unterstützen.<br />

Die Berufsschule verzichtete auf bereits vorbereitete Bußgeldverfahren wegen<br />

Schulschwänzens mit der Maßgabe eines regelmäßigen Schulbesuchs.<br />

Für den darauf folgenden Schultag ( in knapp einer Woche) wurde ein Gesprächstermin<br />

zwischen F. und mir vereinbart.<br />

F. erschien nicht zum Gesprächstermin. Seine Mutter hatte ihn krank gemeldet.<br />

Danach besuchte er ein einziges Mal die Berufsschule, beim Bildungsträger<br />

fand er sich nicht ein.<br />

Zwei Wochen später erhielt ich einen Anruf der Mutter, die ihren Sohn vom<br />

BVJ abmelden wollte. Er habe jetzt andere Pläne für die Zukunft: er lerne jetzt<br />

für den qualifizierenden Hauptschulabschluss, an dem er im Sommer teilnehmen<br />

werde. Danach wird er den M-Zweig der Hauptschule besuchen um<br />

die mittlere Reife zu erlangen. Weitere Maßnahmen seien daher nicht mehr<br />

nötig. Die Familie werde sich um alles Weitere kümmern.<br />

2. Fall T.<br />

Im Gespräch mit dem Klassenleiter des BVJ wurde ein Name erwähnt, welcher<br />

mir aus meiner früheren Tätigkeit im MSD des Förderzentrums bekannt<br />

vorkam. Auf Nachfrage erhielt ich eine mündliche Beschreibung des Schülers<br />

von seinem derzeitigen Lehrer: ruhig, behäbig, umgänglich, unreife Persönlichkeit.<br />

Er sei noch sehr kindlich und habe noch keine berufliche Orientierung.<br />

Er komme aber regelmäßig zum Unterricht und auch zum Bildungsträger.<br />

Im Gespräch mit T. erfahre ich seinen schulischen Werdegang. Er weiß noch,<br />

dass ich ihn vor Jahren in der ersten Klasse der Grundschule getestet habe.<br />

danach habe er die Diagnose- und Förderklasse durchlaufen, anschließend<br />

noch zwei Jahre Grundschulzweig am Förderzentrum. Danach kam die Rückführung<br />

an die Hauptschule, die er im Nachhinein als Fehlentscheidung betrachtet.<br />

Die Noten in der Hauptschule sackten erwartungsgemäß deutlich ab.<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 32<br />

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Es reichte knapp zum einfachen Hauptschulabschluss. Eine Lehrstelle war<br />

nicht zu finden, deshalb besucht er jetzt das BVJ. Auf seine Zukunft hin angesprochen<br />

meint T., er habe „noch keinen richtigen Plan“. Seine Interessen<br />

und Hobbies, erzählt er, seien Computerspielen, Modellbau und Mofa fahren.<br />

Nach bisherigen Praktika gefragt erzählt T. von den Praktika aus der Hauptschule.<br />

Am besten habe ihm bisher der Beruf des Bäckers gefallen, allerdings<br />

sei das Betriebsklima in jener Bäckerei, in welcher er vor kurzem ein einwöchiges<br />

Praktikum absolviert hatte, sehr schlecht gewesen. Der Meister dort<br />

hätte außerdem gesagt, T. wäre zu langsam. Im laufenden Jahr -es war zum<br />

Zeitpunkt des Gespräches Ende Februar - war dies das einzige Praktikum<br />

gewesen.<br />

Beim Bildungsträger sei mit ihm besprochen worden, er solle demnächst ein<br />

Praktikum bei einem Zweiradmechaniker und danach in einem Lager absolvieren<br />

soll. Danach eventuell noch einmal in einer Bäckerei.<br />

Wir betrachteten zusammen den Kalender und stellten fest, dass die Zeit für<br />

so viele Praktika relativ knapp bemessen ist, zumal noch keinerlei Praktikumsstellen<br />

in Aussicht waren.<br />

Wir vereinbarten, dass T. bis zur nächsten Woche eine Liste mit Betrieben<br />

vorlegen solle, die für ein Praktikum in Frage kämen.<br />

Im Folgenden suchte ich das persönliche Gespräch mit den zuständigen Sozialpädagogen<br />

des Bildungsträgers. Wir tauschten uns intensiv über die Möglichkeiten<br />

für T. aus. Nach diesem Gespräch wurden die Anstrengungen, eine<br />

Praktikumsstelle zu finden, deutlich verstärkt. Nachdem es allerdings sehr<br />

wenige Stellen im Bereich Zweiradmechaniker gab und auch Stellen im Lager<br />

nicht auf Anhieb zu finden waren, wurde eine Praktikumsstelle in einer weiteren<br />

Bäckerei gefunden. Diese entwickelte sich vom zweiwöchigem „Schnupperpraktikum“<br />

zu einem Dauerpraktikum mit Lehrstellenzusage. Im Gespräch<br />

mit dem zukünftigen Lehrmeister wurde deutlich, dass T. sich sehr bemüht<br />

und sich sehr gut zurechtfindet.<br />

3. Fall H.<br />

H. wurde von den Berufsschullehrern als unmotivierter Schüler beschrieben,<br />

der viel mehr leisten könnte als er zeigt. Es sei schwierig an ihn heranzukommen,<br />

da er unregelmäßig die Schule besucht und auch beim Bildungsträger<br />

nur sporadisch auftaucht. Zurzeit absolviere er angeblich ein Praktikum in<br />

einem Baumarkt. Nach mehreren vergeblichen Versuchen traf ich H. schließlich<br />

in der Pause auf dem Schulgelände an. Im Einzelgespräch erzählte er mir<br />

von häuslichen Schwierigkeiten. Die Probleme mit seinem Vater, der nach<br />

seinen Aussagen Alkoholiker ist, würden immer größer werden. Er selbst<br />

müsse sich zunehmend um seine Mutter und seine Geschwister kümmern.<br />

Außerdem hätte er immer wieder Probleme mit der Polizei und dem Jugendamt.<br />

<strong>Das</strong> Praktikum beim Baumarkt habe er abgebrochen, da dies in keiner<br />

Weise seinen beruflichen Vorstellungen entspräche. Pläne für die Zukunft<br />

habe er nicht. Nach diesem Schuljahr werde er wohl einen Job als ungelernter<br />

Arbeiter annehmen müssen. Nach seinen beruflichen Interessen gefragt<br />

sagt H., er wäre gerne im Handwerk tätig. Er hätte einmal Ferienarbeit bei<br />

einer Baufirma gemacht. Dort hätte es ihm gut gefallen und er hätte gemerkt,<br />

dass körperliche Arbeit ihm Spaß mache.<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 33<br />

FORUM TERMINE<br />

BÖRSE


Zum Bildungsträger wollte H. zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gehen. Dies sei<br />

für ihn Zeitverschwendung.<br />

Einige Tage nach diesem Gespräch schreibt mir H. eine Email und bittet<br />

baldmöglichst um ein weiteres Gespräch.<br />

Er wirkt ziemlich durcheinander als ich ihn in der Schule antreffe. Stockend<br />

berichtet er von seinem letzten Wochenende. Er habe einem Freund helfen<br />

wollen, der in eine Schlägerei verwickelt war. Dabei habe er einem Kontrahenten<br />

das Nasenbein gebrochen. Die Polizei sei gerufen worden und es laufe<br />

eine Anzeige wegen Körperverletzung. Unglücklicherweise sei dies nicht<br />

das einzige Problem: Er hätte bereits Bewährung wegen einer anderen ähnlichen<br />

Sache, ebenfalls Körperverletzung. Nun habe er große Sorge, ins Gefängnis<br />

zu müssen, da er ja gegen Bewährungsauflagen verstoßen habe. Ich<br />

ließ mir alle Vorfälle detailliert schildern und<br />

notierte mir vor allem die Namen jener Personen, die H. in irgendeiner Weise<br />

betreuten: Jugendamt, Bewährungshelfer, Arbeitsagentur, Jugendgerichtshelfer,<br />

etc.<br />

Außerdem teilte ich H. meine Einschätzung der Lage mit. Meiner Ansicht<br />

nach hätte er nur noch eine Chance, dem Gefängnis zu entgehen. Er müsse<br />

so schnell wie möglich eine Lehrstellenzusage vorweisen können. Nur so<br />

könne er einen Richter davon überzeugen, dass ein Gefängnisaufenthalt seiner<br />

weiteren Entwicklung abträglich wäre.<br />

In den folgenden Tagen bemühte sich H. intensiv um eine Praktikumsstelle.<br />

Schließlich fand er etwas bei einer Dachdeckerfirma. Er hielt telefonisch und<br />

per Email Kontakt. Gleichzeitig machte er mit Jugendamt, Bewährungshilfe<br />

und Arbeitsagentur Termins aus. Er ging - auf mein dringendes Anraten hin -<br />

regelmäßig zur Schule und zum Bildungsträger und hielt mich stets auf dem<br />

Laufenden. Nachdem seine Mutter kaum in der Lage ist, sich in deutscher<br />

Sprache verständlich zu machen und der Vater keinerlei Interesse zeigte, bot<br />

ich mich an, ihn bei dem Termin bei der Arbeitsagentur zu begleiten. Inzwischen<br />

absolvierte H. bei besagter Dachdeckerfirma seit drei Wochen ein<br />

Praktikum, welches ihm sehr gut gefiel.<br />

Wir informierten die Agentin der Arbeitsagentur ausführlich über die Entwicklung.<br />

Erfreulicherweise war sie schließlich bereit, für H. eine Ausbildung über<br />

BAE (Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen) zu finanzieren.<br />

Der dazugehörige Bildungsträger gewann den bisherigen Praktikumsbetrieb<br />

als Kooperationspartner und so ist die Lehrstelle zum <strong>1.</strong> September gesichert.<br />

-Es sei denn, die noch ausstehende Gerichtsverhandlung endet wider Erwarten<br />

doch negativ für H..<br />

Jedenfalls geht er bis jetzt täglich zuverlässig zu „seiner“ Dachdeckerfirma.<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 34<br />

FORUM TERMINE<br />

BÖRSE


Bericht des MSD berufliche Schulen<br />

Seit dem Schuljahr 2007/08 gibt es den Mobilen Sonderpädagogischen<br />

Dienst an beruflichen Schulen (MSDbS). Der MSDbS ist ein Angebot der Berufsschulen<br />

zur sonderpädagogischen Förderung für die beruflichen (Regel)-<br />

Schulen. In den Grund- und Hauptschulen arbeitet der MSD ((bestehend aus<br />

Sonderschullehrer/inne/n der Förderzentren) schon seit ca. 20 Jahren.<br />

Im neu gegründeten MSDbS des Regierungsbezirkes Mittelfranken arbeiten<br />

zur Zeit 8 Sonderschullehrer/innen aus den Berufsschulen zur sonderpädagogischen<br />

Förderung der Förderschwerpunkte Lernen, Sprache und Hören<br />

sowie Sehen . Der Bereich Soziale und emotionale Entwicklung wird derzeit<br />

vom Bereich Lernen mit abgedeckt.<br />

„Wir“ befinden uns noch in der Aufbauphase; nach und nach sollen alle beruflichen<br />

Schulen Mittelfrankens vom MSDbS unterstützt werden. Im Schuljahr<br />

09/10 war der MSDbS (Förderschwerpunkt Lernen) an den BS Roth, Fürth,<br />

Ansbach und Nürnberg präsent. Die Kolleginnen der Förderschwerpunkte<br />

Sprache, Hören und Sehen des MSDbS arbeiten überregional, z. T. bayernweit.<br />

3 Jahre MSD an der Staatlichen Berufsschule in Roth<br />

1 Jahr MSD am Berufsbildungszentrum Nürnberg<br />

Im folgenden Beitrag möchte ich vor allem Schwerpunkte und Entwicklungen<br />

in der MSD-Arbeit aufzeigen.<br />

Schwerpunkte der MSD-Arbeit in der Regelberufschule:<br />

Schwerpunkte meiner Arbeit im MSDbS sind die Arbeit mit und für SchülerInnen<br />

sowie die Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen beim Umgang mit<br />

lern- und leistungsschwachen Schülern.<br />

Da Lern- und Leistungsdefizite die unterschiedlichsten Ursachen und Erscheinungsbilder<br />

haben können, versuche ich zunächst bei jedem Schüler<br />

den sonderpädagogischen Förderbedarf (Förderdiagnostik) festzustellen, um<br />

auf dessen Grundlage einen zielgerichteten Förderplan zu erstellen.<br />

Dies erfolgt immer in enger Zusammenarbeit mit dem zuständigen Klassenleiter,<br />

dessen Informationen über Lern- und Leistungsverhalten sowie Persönlichkeitsprofil<br />

und soziales Umfeld des Schülers für die Förderplanung sehr<br />

wichtig sind.<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 35<br />

FORUM TERMINE<br />

BÖRSE


Bevor ich einen Schüler zum Erstgespräch einlade, nehme ich Einblick in den<br />

Schülerbogen, um mich selbst über Schullaufbahn, Leistungsprofil und Entwicklungsverlauf<br />

zu informieren.<br />

<strong>Das</strong> Erstgespräch dient dem gegenseitigen Kennenlernen und meiner Information<br />

über aktuelle persönliche Daten, soziales Umfeld und persönliche<br />

Zielvorstellungen des Schülers. Bei nicht volljährigen Schülern müssen die<br />

Erziehungsberechtigten mit der Förderung durch den MSDbS einverstanden<br />

sein. Die Beratung des Klassenlehrers oder seiner Kollegen kann jedoch auch<br />

ohne Einverständnis der Eltern erfolgen.<br />

Die Umsetzung des Förderplans erfolgt je nach individuellen Voraussetzungen<br />

des Schülers durch:<br />

• Formulierung der persönlichen Ziele des Schülers<br />

• Informationsaustausch mit den Kollegen über den Umgang mit vorliegenden<br />

Lern- und Verhaltensstörungen<br />

• Informationsaustausch mit den Kollegen über den Verlauf der Förderung<br />

/ Beratung<br />

• Begleitung von Lernphasen, Entwicklung von Lernstrategien, Organisation<br />

der Unterlagen für den Unterricht<br />

• Abbau von Prüfungsängsten<br />

• Planung und Durchführung von Elterngesprächen<br />

• Gespräche mit Ausbildungsleitungen in Betrieben<br />

• Organisation und Betreuung von Praktika<br />

• Hilfe beim Wechsel der Ausbildungsstelle<br />

• Kontaktaufnahme zu und Kooperation mit außerschulischen Einrichtungen<br />

wie Arbeitsagentur, abH-, BaE-Maßnahmeträgern, ARGE, Jugendhilfe,<br />

Fachärzten, Schulpsychologen etc.<br />

• Kooperation mit Kollegen aus anderen MSD- und MSDbS – Förderschwerpunkten,<br />

wie z.B. Hören, Sehen, Soziale und emotionale Entwicklung...<br />

• Überprüfung der Umsetzung / Zielerreichung (Evaluation)<br />

Entwicklung der Beratungsfallzahlen an der BS Roth<br />

Schuljahr MSD-Stunden<br />

pro Woche<br />

Beratungsfälle<br />

2007/08 6 16 (Stand Juli 2008)<br />

2008/09 10 40 (Stand Juli 2009)<br />

2009/10 10 5<strong>1.</strong>.(Stand August 2010)<br />

Die Beratungs- bzw. Förderdauer variiert zwischen einer einmaligen Kurz-<br />

Beratung sowie Förder- und Beratungsstunden, die pro Schüler wöchentlich<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 36<br />

FORUM TERMINE<br />

BÖRSE


oder blockbezogen über mehrere Monate hinweg stattfinden. Einige Schüler<br />

mussten auch über 2 Schuljahre hinweg weiter gefördert oder beraten werden.<br />

Die Schüler der Regelberufsschulen stammen aus Fach-, BFS-, BVJ- oder<br />

BGJ/BGA -Klassen. An der BS Roth waren ca. ein Drittel der Schüler ehemalige<br />

Förderschüler.<br />

Arbeit im Übergangsmanagement <strong>SFZ</strong> / Regelberufsschule<br />

Ein neuer Schwerpunkt der Arbeit im MSDbS ist das Übergangsmanagement<br />

Sonderpädagogisches Förderzentrum – Regelberufsschule.<br />

Ein Teil der Absolventinnen aus den Förderzentren gilt nach Auffassung der<br />

Arbeitsagentur nicht mehr als „Lernbehindert“ und ist somit für den Besuch<br />

der Regelberufsschule geeignet. Diese Schüler/Innen werden vom MSD beim<br />

Übergang begleitet und (bei meist vorliegendem Bedarf) in der Regelberufsschule<br />

betreut.<br />

<strong>Das</strong> Übergangsmanagement umfasst folgende Aufgaben:<br />

• Information über das Angebot der Regelberufsschulen für die Schulleitungen<br />

und Oberstufenlehrkräfte der <strong>SFZ</strong> (Schwabach, Roth und<br />

Nürnberg)<br />

• Begleitung von Lehrern und Schülern beim „Tag der Offenen Tür“<br />

• Kooperation mit den Oberstufen-Kollegen der <strong>SFZ</strong> bei „schwierigen“<br />

Fällen<br />

• Organisation und Auswertung von Probeunterricht an der Regelberufsschule<br />

• Zusammenarbeit mit der Berufsberatung und Berufseinstiegsbegleitern<br />

in der Oberstufe der <strong>SFZ</strong><br />

• Kooperation mit den Beratungslehrer/inne/n der Regelberufsschulen<br />

bei Aufnahme und Anmeldung<br />

• Im BBZ Nürnberg Zusammenarbeit mit dem BALL-Team<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 37<br />

FORUM TERMINE<br />

BÖRSE


Für welche Schüler/innen ist der MSDbS zuständig?<br />

Grundsätzlich sind wir für Schüler/innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf<br />

zuständig, dabei fühlen wir uns jedoch besonders den Absolvent/inn/en<br />

aus den Sonderpädagogischen Förderzentren verpflichtet. Sie<br />

sollen bei der Integration in die Regelberufsschule besonders unterstützt werden.<br />

Im Gegenzug werden auch Schüler, die sich in Ausbildung befinden und<br />

in einer Fachklasse der Regelberufsschule überfordert sind, mit Hilfe des<br />

MSDbS in eine Fachklasse am BAW überwiesen, falls das entsprechende<br />

Berufsbild am BAW angeboten wird und sich die Agentur für Arbeit zur Übernahme<br />

der Ausbildungskosten bereit erklärt.<br />

Arbeit am Berufsbildungszentrum der Stadt Nürnberg<br />

In diesem Schuljahr habe ich als MSDbS im Übergangsmanagement mit dem<br />

BALL-Team der Stadt Nürnberg Oberstufen-Schüler/innen der Förderzentren<br />

in Nürnberg sowie Schüler/innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf an<br />

den Beruflichen Schulen 1, 2, 3, 5, 6, 7, 8 und 11 der Stadt Nürnberg betreut .<br />

Franziska Haimerl<br />

2010-08-04<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 38<br />

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BÖRSE


MSDbS – Förderschwerpunkt Lernen<br />

Kooperationsklassen – Ausbildung Friseur<br />

Seit zwei Jahren hat das BAW Nürnberg sein Angebot um einen weiteren<br />

Ausbildungsberuf, den Friseur, erweitert. <strong>Das</strong> Besondere hierbei ist, dass die<br />

Jugendlichen nicht an der Berufsschule zur sonderpädagogischen Förderung<br />

am BAW Nürnberg unterrichtet werden, sondern am theoretischen und<br />

fachpraktischen Unterricht der Regelberufsschule (Berufsschule I, Fürth) teilnehmen.<br />

Bei der Begleitung dieser Kooperationsklassen ergibt sich für den<br />

MSDbS ein breitgefächertes Aufgabenfeld.<br />

Allgemeines<br />

Derzeit besuchen jeweils 9 Schüler die 10. bzw. 1<strong>1.</strong> Klasse. Alle Schüler<br />

verfügen über den Rehastatus, da dieser für die Ausbildung am BAW notwendig<br />

ist. Die Ausbildung erfolgt über drei Jahre. Im zweiten Ausbildungsjahr<br />

findet der erste Teil, im dritten Ausbildungsjahr der zweite Teil<br />

der Gesellenprüfung statt. Dem MSDbS stehen für jeden bestehenden<br />

Jahrgang jeweils 10 MSD-Stunden zur Verfügung.<br />

Die Aufgabenfelder des MSDbS lassen sich in folgende Hauptbereiche<br />

einteilen:<br />

<strong>1.</strong> Kooperation mit der Regelberufsschule<br />

§ Hier steht die Beratung bzw. Unterstützung der Lehrer im Vordergrund.<br />

Daneben werden gemeinsam organisatorische, inhaltliche<br />

und pädagogische Absprachen getroffen.<br />

§ Der MSDbS hospitiert regelmäßig im Unterricht. Dies diente zum<br />

einen dazu, Schülerbeobachtungen zu erhalten, zum anderen Unterrichtsinhalte<br />

für den Fördertag praxisnah zu erfahren.<br />

2. Kooperation mit Sozialpädagogen<br />

§ Pädagogische und logistische Absprachen nehmen einen großen<br />

Raum ein.<br />

§ Im Gegensatz zur herkömmlichen Arbeit des MSDbS an beruflichen<br />

Schulen überschneiden sich die Tätigkeitsfelder bzw. mussten<br />

diese zu Beginn genau abgestimmt werden. (Der sozialpädagogische<br />

Dienst übernimmt bestimmte Aufgaben, wie z.B. die<br />

Betreuung der Betriebe und zum großen Teil Elternarbeit…)<br />

3. Elternarbeit<br />

§ Der MSDbS nimmt aktiv an Probezeit-, Zwischen- und Elterngesprächen<br />

teil.<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 39<br />

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BÖRSE


4. Begleitung und Unterstützung der Schüler<br />

§ Zu Beginn des ersten Lehrjahres stellt der MSDbS durch zwei<br />

Schuleingangstests den individuellen Förderbedarf der Schüler in<br />

den Fächern Deutsch und Mathematik fest.<br />

§ Aus diesen Ergebnissen und Schülerbeobachtungen während der<br />

Hospitationsstunden und den Gesprächen mit den einzelnen beteiligten<br />

Fachdiensten wird ein individueller Förderplan erstellt. Daraus<br />

werden Ziele für und mit dem Schüler formuliert.<br />

§ Neben der Förderung innerhalb des Fördertages wurde von Sozialpädagogen/MSDbS<br />

außerschulische Förderung (z.B. Deutschkurs<br />

beim JMD) initiiert.<br />

5. Organisation des Fördertages<br />

§ Die Schüler verbringen diesen Schultag am BAW Mittelfranken.<br />

Dort werden sie individuell, in Kleingruppen oder im Klassenverbund<br />

gefördert. Dieser Fördertag ist notwendig, damit die Schüler<br />

dem Unterricht an der Regelberufsschule weiter folgen können.<br />

§ Der MSDbS begleitet Lernphasen, hilft bei der Entwicklung von<br />

Lernstrategien und der Organisation der Unterlagen für den Unterricht.<br />

§ Schwerpunktmäßig werden die Schüler auf die Gesellenprüfung<br />

Teil I- und Teil <strong>II</strong> (inhaltlich und emotional) vorbereitet.<br />

§ Koordinierung der verschiedenen Fachkräfte:<br />

- Einbinden einer Wirtschaftspädagogin für individuelle FAR-Förderung<br />

- Einbinden der Fachlehrerin für individuelle zusätzliche FPR-Förderung<br />

§ Eine große Herausforderung stellt im zweiten Lehrjahr der Abbau<br />

von Prüfungsängsten dar. Hier arbeiten Psychologinnen, Sozialpädagoginnen,<br />

Fachlehrer und der MSDbS eng zusammen.<br />

6. Informieren der Mitarbeiter am BAW über das Anforderungsprofil für<br />

die Friseurausbildung<br />

§ Um auch in den folgenden Jahren geeignete Auszubildende zu finden,<br />

entwickelte der MSDbS ein Anforderungsprofil:<br />

Neben einer guten Merkfähigkeit, genauem und präzisem praktischen<br />

Arbeiten, sehr guter Lesekompetenz und grundlegenden<br />

Techniken zur Textbearbeitung (müssen eigentlich schon von Anfang<br />

an abrufbar sein), sind gute Konzentrationsfähigkeit über einen<br />

langen Zeitraum, hohe Frustrationstoleranz, Ansätze zur<br />

Selbstorganisation, Stressresistenz / Belastbarkeit, Kritikfähigkeit,<br />

feinmotorische Fähigkeiten und Offenheit beim Umgang mit Kunden<br />

von großer Bedeutung.<br />

7. Kontakt zu anderen MSD Mitarbeitern<br />

Im Rahmen von halbjährlichen Treffen, aber auch nach situationsbezogenem<br />

Bedarf findet der Austausch zwischen den Mitarbeitern MSDbS<br />

in Mittelfranken statt. Dadurch werden Informationen und Fachwissen<br />

ausgetauscht oder sich im Rahmen von Fortbildungen angeeignet.<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 40<br />

FORUM TERMINE<br />

BÖRSE


Ausblick:<br />

Für das kommende Schuljahr sind bereits Auszubildende angemeldet. Allerdings<br />

wurden für diesen Jahrgang erst 5 MSD-Stunden zugewiesen.<br />

Die Schüler der kommenden 12. Jahrgangsstufe werden im nächsten Jahr<br />

die Gesellenprüfung Teil <strong>II</strong> ablegen.<br />

Wir danken allen Fachbereichen, Mitarbeitern und Vorgesetzten, die uns bei<br />

der Begleitung der Kooperationsklassen unterstützen!<br />

Thomas Mayer, Sabine Kirschner<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 7/Sept. 2010 41<br />

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BÖRSE


Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im MSD:<br />

Ganztägige Fortbildung am 27.09.2010 (8.30 – 16.00 Uhr)<br />

<strong>SFZ</strong> Schwabach<br />

Leitung: Fr. BRin Monika Bentz, Herr BR Norbert Gockner<br />

Anmeldung nicht erforderlich<br />

Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im MSH:<br />

Ganztägige Fortbildung am 27.09.2010 (8.30 – 16.00 Uhr)<br />

<strong>SFZ</strong> Schwabach<br />

Leitung:<br />

Anmeldung nicht erforderlich<br />

Fortbildung für Beratungslehrer am <strong>SFZ</strong>:<br />

6. – 7. Dezember 2010, Beginn 8.30 Uhr<br />

Hesselberg (Gerolfingen)<br />

Leitung: Dr. Laschkowski und Referenten<br />

Pflichtfortbildung für die Beratungslehrer an <strong>SFZ</strong>, bitte über FIBS anmelden<br />

Für die Beratungslehrer der anderen Förderschwerpunkte erfolgt auch in<br />

dem Schuljahr 2010/11 eine Fortbildung<br />

Prävention von Verhaltensproblemen:<br />

Folgeveranstaltung, fester Personenkreis, bitte in FIBS melden<br />

7. – 8. Dezember 2010 Beginn 8.30 Uhr<br />

Hesselberg (Gerolfingen)<br />

Leitung: Dr. Laschkowski und die Mitglieder des Familienteams (Fr. Dagmar<br />

Held, Fr. Martina Mai-Kappes, Fr. Anita Ott, H. Ludwig Färber)<br />

Jahrestagung der Schulpsychologen an Förderschulen:<br />

7. – 8. Dezember 2010, Beginn 8.30 Uhr<br />

Hesselberg (Gerolfingen)<br />

Pflichtveranstaltung aller Schulpsychologen im Förderschuldienst in Mittelfranken,<br />

Anmeldung wird noch geklärt.<br />

Leitung: Dr. Werner Laschkowski<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 1/Sept. 2007 42<br />

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BÖRSE


Buchbesprechungen:<br />

Ulrich Heimlich: Lernschwierigkeiten<br />

Verlag Julius Klinkhardt, <strong>Bad</strong> Heilbrunn, 2009, 18,90 €<br />

Für das an Schulen allseits bekannte Phänomen legte der Vertreter des Fa-<br />

ches Lernbehindertenpädagogik an der Universität München den Begriff<br />

"Lernschwierigkeiten" fest. In fünf gut lesbaren Kapiteln, aufgelockert mit Gra-<br />

fiken, Bildern, Merkkästen und Übungsaufgaben, stellt Prof. Heimlich den<br />

Stand der Lernbehindertenpädagogik dar. Ausgangspunkt ist die erschwerte<br />

Lernsituation bei Schülern. Diese zeigt sich in einer belasteten Person-<br />

Umwelt-Interaktion. Die Gruppe der von Lernschwierigkeiten betroffenen<br />

Schülern umfasst im Laufe der Schulzeit etwa 25 % aller Schüler in verschie-<br />

dener Ausprägung, Umfang, Schweregrad und Dauer. Schon seit längerer<br />

Zeit hat sich das Verständnis des Förderschwerpunkts Lernen deutlich erwei-<br />

tert. Nicht mehr die ca. 2,5% eines Schülerjahrganges, der die Schule zur<br />

Lernförderung besucht, steht im Mittelpunkt, sondern eine weitaus größere<br />

Zahl von im Lernen betroffenen Schülern ist gemeint. An mehreren Beispielen<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 1/Sept. 2007 43<br />

FORUM TERMINE<br />

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ist der vielfältige Bedingungszusammenhang von Bedingungsvariablen bei<br />

der Entstehung von Lernschwierigkeiten ersichtlich. <strong>Das</strong> schon lange bekann-<br />

te Phänomen der Heterogenität der Gruppe der von Lernschwierigkeiten be-<br />

troffenen Schülern bestätigt sich. In einem kurzen Kapitel wird die historische<br />

Entwicklung der Pädagogik bei Lernschwierigkeiten aufgezeigt. Besonders<br />

die enge Verbindung mit Schulorganisation und Entwicklungen im Schulwe-<br />

sen wird hingewiesen, die erst vor kurzer Zeit aufgebrochen wurde.<br />

Förderdiagnostik und Förderplanung nehmen einen breiten Raum ein.<br />

Didaktische Konzepte zur Förderung werden referiert. Der zieldifferente ge-<br />

meinsame Unterricht wird bevorzugt. Die Bedeutung der Prävention, insbe-<br />

sondere die Frühförderung wird ausführlich dargestellt. Verschiedene Formen<br />

von Integration und Inklusion zeigen den aktuellen Stand der schulischen<br />

Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit Lernschwierigkeiten. Auf die<br />

nachschulische Betreuung und Lernschwierigkeiten bei Erwachsenen wird<br />

auch eingegangen.<br />

Erst im letzten Kapitel werden die theoretischen Grundlagen einer Pädagogik<br />

bei Lernschwierigkeiten vorgestellt. Prof. Heimlich macht im Ausblick klar,<br />

dass die Theoriebildung noch nicht abgeschlossen ist und dass verschiedene<br />

theoretische Ansätze gleichberechtigt nebeneinander bestehen und gültig<br />

sind. Einen umfassenden allgemeingültigen theoretischen Ansatz gibt es der-<br />

zeit nicht und er ist auch nicht zu erwarten.<br />

Insgesamt ein gut lesbares Buch, das vieles bestätigt, was uns bereits nicht<br />

nur bekannt, sondern auch geläufig ist, aber mit neuesten wissenschaftlichen<br />

Belegen versehen und in neuen Zusammenhängen. Alle in der Beratung täti-<br />

gen Sonderschullehrkräfte werden bestätigt, wenn sie bereits zieloffen bera-<br />

ten und verschiedenste Interventionen anbieten.<br />

Dr. Werner Laschkowski<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 1/Sept. 2007 44<br />

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Pius Thoma, Cornelia Rehle: Inklusive Schule<br />

Verlag Julius Klinkhardt, <strong>Bad</strong> Heilbrunn, 2009, 18,90 €<br />

Ein Buch, das vom Titel her sehr vieles verspricht. Ob die Erwartungen erfüllt<br />

werden, wird gleich berichtet.<br />

Die beiden Herausgeberinnen bilden an der Universität Augsburg, also unter<br />

bayerischer schulrechtlicher Grundlagen, Grundschullehrkräfte aus.<br />

Es geht die Grundüberzeugung voraus, dass Integration an der Grund-<br />

schule<br />

möglich ist. In 24 meist kurzen Kapiteln werden Beispiele von gelingender<br />

Integration bzw. Inklusion (beide Begriffe werden meist synonym verwendet,<br />

wohl wissend, dass ein qualitativer Unterschied besteht).<br />

Nach einer eher knappen theoretischen Einführung und Rückblick auf die ge-<br />

schichtliche Entwicklung von Inklusion werden 10 Beispiele einer vollzogenen<br />

oder integrativen oder kooperierenden Beschulung gegeben. Der größte Teil<br />

der Fälle beschreibt Kinder mit Down-Syndrom in verschieden starker Aus-<br />

prägung. Bis auf ein Kind, das mit Hilfe von unterstützter Kommunikation (FC)<br />

derzeit das Gymnasium besucht, sind die geschilderten Fälle in der Grund-<br />

schule. Zum Teil mit Schulassistenz, MSD oder besonders günstigen Bedin-<br />

gungen wird der Schulbesuch als gelungen beschrieben.<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 1/Sept. 2007 45<br />

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Ergänzend dazu werden Kinder gezeigt, die das Förderzentrum Förder-<br />

schwerpunkt geistige Entwicklung besuchen, aber in einer Kooperationsklas-<br />

se sehr nach an einer Regelklasse sind.<br />

In vier weiteren Artikeln werden Aspekte eines inklusiven Unterrichts be-<br />

schrieben. Leider ist der Umgang mit Heterogenität außerordentlich schwierig<br />

und nicht durch wenige punktuelle Beispiele zu meistern. Ebenso wird ausge-<br />

spart die neue form der Bewertung, die vordergründig einfach erscheint, aber<br />

schulrechtlich nicht geklärt ist; dies in Zeiten wo Eltern in den 3. und 4. Klas-<br />

sen wenn es um den Übertritt geht um Zehntelnoten mit der Lehrkraft kämp-<br />

fen.<br />

Als Partner der Inklusion kommt die Bedeutung der Integrationsbegleiter vor.<br />

Hier zeigen sich jedoch die Grenzen einer Inklusion. Wenn Inklusion nur über<br />

die Finanzierung eines Integrationsbegleiters funktioniert, ist eine weite<br />

Verbreitung nicht möglich. Von Seiten der Sonderpädagogik stellt der im vds<br />

aktive und bekannte Johann Horvath klar, dass Inklusion nur gelingen kann,<br />

wenn die entsprechenden Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.<br />

Insgesamt eine eher euphorische Beschreibung von Fällen der Inklusi-<br />

on. Diese Fälle von Einzelintegration sind aber schon länger praktiziert und<br />

es besteht auch schon hinreichende Erfahrung. Wie Inklusion in größerer<br />

Breite gelingen kann, wird hier auch nicht erläutert.<br />

Regierung von Mittelfranken – Förderschulbereich – Heft 1/Sept. 2007 46<br />

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